Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 05, 1900, Sonntags-Blatt, Image 14

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    Use-T —...
, —IMMIHBIIIF MIWBIHH UND
Unter der Burenflagge.
Histsrischer Roman aus Transmal von
Willcm d: Ruft-Its
L-.·.-- fl,lx,-.I-..t-..s-.flCA--.,D..Is--I..ss-.L.-.h I- I- - q- - h
WWWE
(7. Fonttetmng.)
Piet Thom aß und trank unterdes
sen mit gieriger Hast. Seine Gedan
ken schwersten nach Ottoehoop zur
Lady. Ach, wenn sie den Berratb
wüßte! Er dachte an die Nacht, wo sie
ihn den Schrecken der Wildniß wehrlos
ausgesetzt, und verglich die Scene mit
det heutigen Nacht. Damals hatte er
sich gerettet, heute rettete er Trans
voal. Hätte sie sich damals nicht in so
untluger, thörichtet Weise von ihm be
freien wollen. er würde sicher ihr illa
vischer Diener geworden sein. Aber so
—- mochte er sie auch stark und heiß :
lieben, ein Verbrecher konnte er nicht ;
werden. Jetzt trat der Beamte wieder
em und sagte:
»Schade um das edle Thier. Viel
leicht trägt er Euch noch einen halben (
Saa, aber dann liegt et —«
Seine Rede wurde unterbrochen, da
der Apparat arbeitete. Aufmerksam
betrachtete der Beamte und auch Piet
Thom den sich abwickelnden Papier
stieifen, und sie lasen: »Pretoria,
Ctonje hier, hoch die Burenflagge —
lper da Zeeruft?«
Dann stockte der Apparat, und der
Beamte sagte:
»Bitte, was soll ich antworten-?
Sprechen Sie langsam!«
Piet Thom antwortete jetzt folgen
(
»Hier steht Piet Thom sur die Bu
renflagge. MachenSie sich sofort bereit
nach hier. Die Straße von Johannes
burq nach Ottoehoop besehen. Zu Jo
hannesburg erheben sich am 28. De
cember sämmtliche Uitlanders, bewaff
net mit 15,000 Gen-ehren und 12
Maximlanonen. Die Grenze bei Ot
toeboop wird an demselben Tage oon
englischen Soldaten unter Führung
m Doctor Jameson und anderen Of
sizieren überschritten, um sich, mit den
Iohannesburgern vereinigt, auf Breta
ria zu stürzen. Lese folgenden aufge
sangenen Brief von Jameson an das
Reform-Sowie zu Johannesbur . Er
lautet: Machet alles bereit. Sin im
Ausbruch begriffen. Führe starke Rei
terei und vier Batterien Maxim. Hoch
Rhodes!«
Piet Thom hielt inne, und auch der
Beamte, welcher fieberhaft gearbeitet,
lehnte sich, erschöpft von derAufregung,
welche ihm das Gehörte verursacht
hatte, in seinen Stuhl zurück und be
trachtete Piet Thom mit ängstlichrr
Miene.
Da tickte der Apparat schon wieder
Und rollte einen Streifen ab.
Befriedigt las Piet Thom:
»Cronje. —- Fest steh« und treu fürs
Transvaalland, Du Burenwachk am
Landesrandl Hoch die Burenslaggel
Alles in Ordnung. Werde sofort han
deln. Aus Wiedersehen!«
»Gott sei gedankt; es war nicht zu
spät! Nun wird alles gut werden. Ge
ben Sie mir das Telegramm. Es darf
nichts gesunden werden, noch dürfen
Sie etwas verlauien lassen, so Ihnen
das Leben etwas werth ist.«
Piet Thom nahm die Telegramm
streifen und, nachdem er sie noch ein
mal gelesen, hielt er sie über die bren
nende Lampe und ließ sie langsam zu
Asche verlohlen. Dann sagte er zu dem
Beamten:
»Lassen Sie mich bis morgen hier
schlafen!«
Er nahm eine Wolldecke, hüllte sich
in dieselbe ein und legte sich dann auf
den Boden nieder. Auch der Beamte
suchte fein Lager auf, und tiefe Ruhe
herrschte bald in dem kleinen Stations
band
Jn Pretoria aber schallten 5Marm
fignale durch die Straßen und weckten
die Bewohner aus dem Schlafe. Auf
dem großen Kirchplatze wurde es leb
hafter und lebhaften Pechfackeln er
leuchteten die Runde, und in der Mitte
des Planes hielt Cronje zu Pferde,
neben ihm eine große Anzahl But-.
hers, und von allen Seiten jagte es
getan. Bur auf Bur tam und folgte
dem Alam. Der Morgen kam, und
der Telegraph und berittene Boten hat
ten nach allen Seiten des Landes die
Kunde verbreitet: «Das Vaterland in
Gefahr« ·« " ,
Mitten aus dem Schlaf oder aus der
szichen Arbeit her-ausgerissen hieß
et kurs: »Anfsatteln, reiten wie der
«Teufel, kämpfen mit Gottl Lebe wohl,
Mutter: lebt wohl, Kinder-, leb wohl,
mein gutes Weib! Bortvärtö für Gott
Its Wlaud!«
N ein thrönenfeuchtet Blick nach
II Kleine-, stillen Hauskneer, und
M i tm Galopp zu dem nächsten
ammlunggort, in Kateiere von
htt- die Zügel verhängt, das Gewehr i
is der Faust, zum großen Grimme-nos- «
II sah man weißt-neige Greise nnd
J— , ; " e Knaben, die großen
« · - nnd die armen Buren bet
. Die , er infter, ernst;
- Kund tsch ssenheit, Sie
Tsdek Sterben. stand daran zu le
ss galt die Freiheit! Einige la
ue Rock, in hemdärmeln, nur
nett Decken oder Mantel; alt
etwas getrocknetei
III-IMM
Fleisch in der Satteltasche. Aber jeder
so btel Patronen, wie er nur besaß.
Und nicht nur Buren waren es, welche
lamen» geschlossen wie einMann schar
ten sich Deutsche, Franzosen, Jtatiener
und Ameriraner als Waffenbtiider zu
- sammen, um das Land, welches ihnen
ans Herz gewachsen war, mit ihrem
Blute zu schützen, Leib und Leben zu
« opfern. Zuerst wollte man die Nach
richt des Telegramms an Cronje kaum
alauben, und General-Commandant
Joubert fragte noch einmal in Zeerust
bei dem dortigen Telegraphenbeamten
an. Die Antwort lautete jedoch völlig
bei-abend und als sicheres Kennzei en
galt es, daß die Telegraphen nach t
toehop-Maseting-Kapstadt bereits zer
stört waren. Jeht wurde gehandelt,
und mit größter Schnelligkeit stand die
Burenmacht in zwei Tagen in Breta
ria versammelt und zog zum Kampf
geordnet und bewaffnet nach Reiher-s
dorp, um die Engländer, bevor sie Jo
hannesburg erreichten, zu vernichten.
Piet Thom war am nächsten Tage
aus frischem Pferd nach Johannesbnrg
aceilt und kam daselbst am nächsten
Tage an. Er wollte seine Rolle glan
zend spielen und alles, was seinem
Lande nii lich sein konnte, als Sühne
für feine iebe e riabren und benutzen.
Er kam zur selben Zeit des Abends
vor dem Gebäude der Berabautarnmer
an, als daselbst die gesammten Refor
mer .sich versammelt hatten, um eine
Narretei zu begehen. welche der Regie
rung Transvaals neuen Sand in die
Augen streuen sollte. Arn Vormittag
hatte nämlich der Präsident Trans
vaals, Paul- Krügen eine Protlarna
tion erlassen, deren Wortlaut dahin
ging, daß die Johannesburger ernstlich
vor Umsturzversuchen gewarnt und er
mahnt wurden, sich innerhalb der Lan
desgesetze zu halten« andernfalls sie es
aus eigene Gefahr zu verantworten
hätten. Auch war eine Regierungs
commission gebildet worden, urn mit
den Unzufriedenen, den sogenannten
»Resorrnern«, zu verhandeln. Das
Resormeomite, welches keine Ahnung
davon besaß, daß die Buren schlagfer
tig dastanden, wollte dieselben selbst
verständlich täuschen und so lange als
möglich, hinhalten, bis Jameson in
Johannesburg einträsr.
Sie hatten deswegen mit der Regie
rungscommission lang und breit ver
hcndelt, sich dann anscheinend völlig
zufrieden gestellt und ertliirt, den Eid
der Treue aus die Burenflagge u
schwören. Zu diesem Zweck hatten re
sich jetzt in Gegenwart der Regierun s
commrssion versammelt, und r.
Hamtnond erschien vor ihnen mit der
Flagge Transvaals, entfaltete sie, ent
blößte sein haupt und forderte die
Anwesenden aus, den Schwur der
Treue zu leisten. Dabei hatten sie die
Farben der Flaqge in verkehrter Rei
henfolge genaqelt und sie in dieser
Weise zu der Fahne der neuen Lied-ab
lit geweihr.
Jn diesem Augenblick trat Piet
Thom, von einem Diener geführt, her
ein und übergab an Charles Leonhard
den Brief Jamesons.
Sorgsam hatte Piet Thom iän ge
öffnet gehabt und wieder aeschlo en.
Dastig riß Leonhard das Couvert
ab und las die Zeilen. Er wurde so
fort von den übrigen Resorrnern um
drängt und befragt. Er aber sagte
mit bedeutungsvollem Tone nur:
»Freunde, wir haben eine gute Sa
che soeben beschworen und danken Gott,
daß es so weit ist.«'
Eine lebhaste Bewegung aing durch
die Reihen. Es bildeten sich kleinere
Gruppen, Leonhard gab den Brief
weiter, und bald wußten alle Anwe
senden, daß Jameson heute Nacht die
Grenze überschreite und zur Befreiung
heranrücke. Trotz der anwesenden Re
gierungscommissare rief Jemand plötz
lich: «hoch Jameson!« Mit tobendem
Geheul wurde der Ruf ausgenommen,
und »hoch Jameson!« erscholl es aus
den Reihen der Reformen
Piet Thom aber ging unbemerkt da
von, schwang sich von neuem aus sein
Pferd und ritt noch in derselben Nacht
den Weg nach Ottoehop zurück. n den
Straßen von Johannesburg tarrte
manch einer verwundert den Ietzt zur
Nachtzeit sortreitenden But an· Einige
Männer fragten ihn, wo er noch hin
wolle. Da antwortete Piet Thom:
»Ja zwei Tagen werden Euch die
Buren die Stadt über dem Kopfe an
zünden!« Dann verschwand er in der
Dunkelheit Die Reformen welche ihn
suchten und aussorschen wollten, er
brachen sich den Kopf, wer der räth el
ste Bote, der wie vom Boden ver
chlungen war, gewesen sein könnte.
Am nächsten Tage wußte fast die
sanze Stadt von dem Briefe Juwe
. 4sons; aber in die feststehe, siegesge
- wisse Stimmung mischten sich unheim
liche Gerüchte, welche mehr und mehr
Mai griffen und schließlich solchen
Schrecken verbreitetem daß vie e « o
hannesburger die häuser verharrt a
dtrten, nach dem Bahnhos stiir ten und
Essig-e verlangten, um fort zu omrnen.
llgemein hieß es: die Buren rücken
heran. Sie sind schlimmer als die
Jndtanen Sie brennen, sengen und
morden bereits in der Umgebung. In
der Nacht wären bereits bewaffnete
Burenabtheilungen in der Stadt ge
wefen und hätten alles durchforfcht.
So und ähnlich durchschwirrten die
Gerächte die Luft. Die Köpfe waren
verwirrt. Die Furcht vor dem Konr
menden wuchs von Stunde zu Stunde.
Diejenigen welche früher am lauteften
nccb Waffen gefchiieem lamentirten
nnd feilfchten auf dem Bahnhof um
einen Platz in einem Güterwaqen.
Schließlich entstand eine Panit. Alles
wollte fort, wollte fliehen, aus Furcht
vor den Buren.
XXIlL
Lady Hapman war in Ottoehop
eblieben. Sie sagte sich, daß sie in
Zohannesburg nichts nütze fei» denn
die dortigen Elemente waren Maul
helden» aber keine kraftvollen Män
ner. n ein zwecklofes Unternehmen
wollte re sich nicht ftiirzenz nur Ja
mefon konnte etwas erzielen, und,
was für sie zu thun war. den Brief
an das Comite nach Johaicneöbur
die Botfchaft aus Ptetoria würde i r
Geliebten Piet Thom, sicher vollbrin
gen. So konnten die Ereignisse ru
hig ihren Lauf nehmen. Sie wartete
nur auf Piet Thorn und Jamcfon.
O s
ne
Es war arn Sonntag, ten 29.
December 1895, gegen Mitternacht.da
verließ Jameson mit ungefähr 1090
Mann und vier Batterien das Lager
bei Pitfani und über-schritt die Grenze
Transvaals, indem er sämmtliche Te
legraphenlinien zerstörte. Der Corn
rnandant von Marito. dessen Bezirk
Famefon zuerst berührte, fandte ihm
ofort ein Schreiben. in welchem er
Jorneson aufforderte, über die Grenze
zurückzusehen und sich nicht einesVers
biechens gegen die Gesetze Transoaats
schuldig zu machen.
Jarneion antwortete:
»Ich theile Ihnen mit, daß ich tei
negfaus gesonnen bin, je einen Schritt
auf einem Wege zurückzugehem wel
chen mir die Ehre vorschreibt. Jch
komme auf Grund einer Einladung
der vornehmsten Bewohner des Rand,
urn ihnen zu helfen bei ihrer Bitte um
Gerechtigkeit und um die gewöhnli
chen Rechte eines Bürgers in einein
civilisirten Staate.«
Weiter zog er mit seiner Macht. Aus
Ottoehoop war Lady Hat-man gekom
men, und in ihrer Begleitung Piet
Thom. Jameson hatte ihn mit Ver
wunderung bemertt, da er aber sah, in
welchem Verhältniß die Lady undPiet
Thorn standen, so machte er gute Miene
zu dein bösen Bekannten und hoffte
auch durch ihn gute Dienste geleistet zu
erhalten. s. . - s-·
Borwärtå ging der Zug un ge
langte bis in die Nähe von Kritgersi
dor. hier, das wußte Piet Thom,
mußte sich das Schicksal über Jarneson
und Transvaal entscheiden. Ja, viel- j
leicht sogar das seinige mit. Zwar hatte
er versucht, die Lady zu bewegen, mit
ihm nach Johannes-barg zu reisen; sie
jedoch wollte nicht« nnd er durfte, um
l nicht als Verräther dazustehen, die
Wahrheit nicht sagen. Der Weg nach
Krüaerådorp führt zwischen zwei Hit
aelreihen hindurch, und diese waren
Von den Buren so besetzt, daß ein Vo
ael sie nicht entdeckt hätte. Weiter und
weiter zog Jarneson in die hiigelreihen
hinein. Schließlich war er an dem
Puncte angekommen, wo die Buren
ihn haben wollten. Er befand sieh ins
einer Stellung, wie die Maus in der -
Falle.
Ohne von der Nähe der Buren eine
Ahnung zu besitzen, biwatierte die Ja
meson’iche Truppe die Nacht hindurch.
Da, argen Morgen, ertönten plöslich
einige Schüsse. Jtn Nu ist das Lager
alarrnirt, und die aufgehende Morgen
sonne zeigte Janus-n, daß ihm der
Weg durch bewaffnete But-en versperrt
ist. Sofort befahl Jameson, daß un
ter dem Schutze des Maximlanonen- z
seuers eine Reiterattaele gemacht -
würde. Masor Ceventry zoo seinen-Sä
bel, und mit größtem Muthe sprengte ’
er an der Sitze seiner Reiter gegen die
Burern
Kattblutig ließen diese die Reiter
nahen, taum, daß sie sich kühnem Aber
als etwa nur noch zweihundert
Schritte dazwischen lagen, da rollte
eine Salve-aus den Felfen. Einen Au
genblick verhüllte der Pulver-dumpf die
Scenerie; wilde Fläche, Schreie, Com
mandorufe, Trompetensignale ertönten,
und dann fah men, wie innerhalb we
niger Minuten das Schicksal des Rei
terhaufens besiegelt war. In einem
wiiiten Knäuel wälzten sich Pferde und
Mannschaften, um endlich in regelloser
Flucht zurückzueilen.
Jamefon lnirfchte mit den Zähnen.
Er fah, daß er vor sich eine natürliche
Festung hatte, welche durch geringe
Streitträfte des Gegners uneinnehrn
bar gemacht werden konnte. Sofort
ließ et eine zweite Abtheilung beritte
net Jnfanterie nach der rechten Flanle
einen Betst-Iß machen, während er.
um diefen Anäiff zu decken, aus feinen
sämmtlichen fchusen ein furchtbares
Feuer auf das Centrum der Buren er
öffnen ließ. Dann fortnirte er die Rei
terei unter Oberst Wtlloughby zu ei
nem neuen Angriff. Diefe ftiirrnte vor
und that ihr Mö lichftes.
Commandant ronje hatte den An
griff auszubauen, und er war fo un
vorsichtig gewesen,s feine gedeckte Stel
lung zu verlassen, unt die Jamefon’
fche Truppe von der Seite zu über
rumpeln. Mitten in diefe Bewegung
hinein erfolgte der neue, ungeftiime
Angriff der Engländee.
In Häher Entfchlossenheit focht je t
ieder Bur um fein Leben. Jeder f t
allein. Der alte Jakobs stand mitten
unter den Engländerrn Seine Mani
tion war zu Ende. Er hatte sein Ge
wehr ergriffen und schlug mit dem
Kolben auf seine Angreifer. Ein
daumlanger Jttänder wollte ihm eben
den Gnadenichuß versehen, da wurde
diesem das Gewehr aus der Faust ges
schlagen; Piet Thom stand plöhltch
neben Ohm Jakobs und deckte ihn. Er
hatte aus der erne die verzweifelte
Lage des alten uren wahrgenommen
und aus seiner Unthätigteit erwachend,
itiirmte er aus der Jameson’schen
Stellung mitten durch die Batterie
heraus und eilte dem Buren zu Hilfe.
Nun stand er neben ihm und verthei
drgte ihn und sich mit einem Revolver
gegen die wüthend anstiirmendenEng
landet. Jakobs war, aus vielen Wun
den blutend, niedergesnngen
Aber das Artilleriefeuer Jamesvnz
war so start. daß an ein längeres
galten nicht zu denken war. so nicht
ilfe herbeikam.
Commandant Pataieter hatte wäh
rtnddem auf der rechten Seite den
Flanlenangriff auszuhalten. Jmmer
von neuem verfuchten die Engländer
durchzubrechen und den Weg nach « o
hannesburq zu erreichen. Jame on
wußte, daß es Leben oder Sterben
hieß, und machte mit den Seinen ver
zweifelte Anstrenaungen. das Feuer
der Buren zum Schweigen zu brin« en.
Mit vernichtendemArtilleriefeuer ii r
schiittete er ihre Feldsdeckunaen
Da dröhnten von Johannesburg
Kanonenschiissr. Jamesons Hoffnung
hab sich; jetzt endlich erhielt er von dem :
Reforrncomite die ersehnte Unterstütz- ?
ung.
riet-- .»..--t.e:-t m ---------- --
UUGC USOHSUUIIII Mubkfl IUUIGII II,
und leine Bitten. Die Hauptmacht
der Bitten tam mit Artillerie aus Pre
toria herbei. -
Die ersten Granaten sanften heran
und trepirten unter den Engländerrn
Das Feuer der Buren wurde leb
äaster. Kein weifel blieb mehr für
« ameson, ein ieg war nicht mehr zu
etserbtem jetzt galt es nur die Rettung
i in einem gedeckten Rückzuge
T Jameson schickte sich zu einem Rück
; zug in iidlicher Richtung an. Vorn
; und hinten, zu beiden Seiten von sei
; nen Geschützen gedeckt, suchte er die
z Feinde in angemessener Entfernung zu
; halten. An ein geregeltes Gefecht war
i nicht mehr zu denken. Langsam zo
er so Schritt für Schritt zurück na »
H Dorntoop.
T Die Buren aber wollten ibn nicht
I entkommen lassen; durch die Hügel ge
; schüyh gelang es ihnen. die Englander
H zu umgehen und einzutreisern
; Gewehrfeuer von allen Seiten er
F schütterte die Engländer. Der lehte
; Hoffnungsschimmer entschwand. An
J ein Entrinnen war nicht mehr n den
len, noch weniger an einen erfolgrei
chen Kampf.
, Es war am 2. Januar 1896, Vor
; mitta z 10 Uhr, als nach zwölf tiindi
i Zegi senmpfe Jameson die weiße lagge
i te.
Commandant Cronje lies; sofort
das Gewehrfeuer einstellen und sandte
Piet Thom, welcher von dem schwer
rerwundeten Ohin Jakobs an seine «
Seite geeilt war, zu den Engländern
als Boten, Um zu fragen, welche Ab
sichten die Englander weiter hätten.
s Mit wuthentstelltem Antlitz empfing
: ihn Jameson und ries ihm entgegen:
«.ßiindischer Verräther, Dir verdan
te ich diese Niederlage! Jch hoffe, mit
Tit noch einmal im Leben an anderer
Stelle abzurechnent Sage Deinen Ge
nrssen, daß wir über die Grenze zu
giickgelpem wenn wir unbeläftigt blei
en·'
Piet Tbom bestellte diese Antwort.
Cronje aber bat ihn, noch einmal den
Boten zu machen und den Engländern
zu bestellen:
»Jetzt ist teine Zeit mehr, zurückzu
» gehen· Die Waffen sind sofort nieder
fulegem Jeht werde ich Euch dorthin
« übern, wohin ich dente, daß es meine
T Pflicht ist. Dreißig Minuten gebe ich
« Bedentzeit. Sind diesetsen« ohne be
t-.1.L2.-.-- ts.-k-..-—
IIICUIHIUUI aus«-»Als UclIlUHIIL, Its-II
ne ich das Feuer von neuem.«
Wiederum machte sich Piei Thom
aus den Weg zu Jameson. Als er bei
demselben anlangte, sand er Ladh
L Hopman zu dessen Seite. Mit heftig- I
sten Vorwürsen empsing sie ihn, nnd
sie sieigerien sich, als sie die Botschaft
!
!
(
getonjUs hörte, bis zu Wuthausbrii- .
n,
»Hei er, elender Lump!« ries sie.
»Den irick verdienst Du. Spion!
Die Ohnmacht der Truppe schützt Dich
der-or. Aber ich habe eine private Ab
rechnung mit Dir zu halten! Meine
Ehre —- die Ehre einer Englandecin
bast Du beschmu t, mich eniegrh da
für sollst Du er alten, was- u ver
dienst, ehrioser Wichti«
Bevor sie Jemand hindern ionnie,
hatte sie aus ihrem Gürtel einen Re
volver gerissen und denselben mehr
mals ge en Piet Thom abgeseuert.
Von meäreren Kugeln geirossen, sank
Piei zu oden.
Die Lady aber sprang aus ihrPseed,
pärfirie dasselbe kurz vor Jameson und
r :
«Doctor, ver gen Sie nichii
bringe starke hilft-e aus Bulawaynpch
Dann prengte sie in voller Karriere
direct an die Siellun der Bitten.
Dieselben waren eben o bestür t, wie
die Engländer selbst. Bevor e noch
wußten, uin was es sich handle, hatte
die Lad den Weg zwischen den iii
geln n Dornioop genommen. ng
aus das Pserd ges miegt, ja ie sie
dahin. Wohl umä issen sie ugeln,
aber seine iras. ie war die einzige,
irse entronnen war.
P et Thom aber lag schimmern-un
dei am Boden. Einige englische Aerzie
bemühten sich um ihn und unteriuchten
seine Wunden.
M
Jamefon aber nahen die Bedin ung
Cronses an; er und seine Mann chast
streckten die Waffen. ;
Cronse Bitte Mühe. die zornent- ;
flammten uren von einer Gewalt- ;
tbat zurückzuhalten s
400 Gewehre, 33,000 Patronen, 10 s
Kisten Maximpatronen, 6 Maximge- »
schätze und vier andere Kanonen, 200
Pferde und 38 Maulthiere fielen in die
Lande der Bureru
Dann wurden die Todten begraben,
unter ihnen der wackere, alte alobö
So hatte er doch sein Leben sur sein
Vaterland lassen müssen.
Die Verivunteten wurden auf Wa
en geladen unb nach Pretoria ge
sandt Gegen Morgen brachen die
Buren auf und stimmten in schallen
dem Chor ihre Nationalhninne an.
KXIXII
In Jahannesburg herrschte eine fie
ber aste Aufregung an diesem L und
2. anuar.
den Augenblick wurde ter große
Jameson erwartet, Alles war in fest
licher Stimmung. Die Damen in
schönster Toilette, befanden sich mit
Blumenstraußen und Kränzen auf ten
Straßen, um Jameson, sobald er lä
rne, festlich zu empfangen. Die Häuser
! waren mit Fahnen undGuirlanben ge
j schmückt. Eine Anzahl weißgetleideter
: Jungfrauen harrte vor dem Gebäude
der Bergbaulammer· Alles wartete
und wartete, aber Jameson tam nicht.
Gegen Mittag ritt eine Abtbeilung
unter dem Befehl des englischen Ma
jorö Bettington aus der-Stadt, um
Jameson einzuholen. Kaum waren sie
etwas von der Stadt entfernt, als der
Major eine Nachricht erhielt, welche
ibkn das Blut aus den Wangen trieb.
Sofort tommankirte er: »Zurück«
und begab sich zu den Mitgliedern des
Reforincomites. Es gelang ihm, daß
die ungeduldig harrende Menge nichts
von seiner Nachricht erfuhr.
Drinnen im Comite aber gab es
eine schwere Stunde. Dann vertrösteie
man das Volk rnit allerlei Auster-ein
Man sagte:
»Jameson ist nur noch ein und eine
halbe Stunde entierntt«
«Jameson wird jeden Augenblick
tomnien!«
»Zameson ist nniibertvindlich!«
« ie Buren können ihm nichts an
haben!«
Jedoch das Bolt wurde unruyigec
und ausgeregter. Es begann Unheil zu
wittern. Es verlangte unbedingteAus
tiörung von ter neuen Regierung.
»Wi) ist Jameson l« schrie das Bott
Von Stunde zu Stunde wurde der
Lärm tobenoer. Man johlte, iran
pfiff, man schrie. Jnuner drohender
wurde die Haltung.
»Wv ist er? Wir wollen zu ihm!«
tönte es immer von Neuem aus der
brausenden Menge. Endti , egen
Abend, als der Sturm des ol sun
willens am heftigsten tobte. ermannte
sich der Bruder Jameson'·o. trat aus
den Balton und rief dem Volte zu: ,
»Mein Bruder ist in voller Sicher
heit. Ihr sollt nichts thun, bevor ter
englische Obertommissar da ist!«
Jedoch das Volk war damit nicht
zufrieden. Es todte weiter.
»Wir wollen Jameson haben!«
Führt uns zu ihm! Wo ist er? Ant
wartet unst«
Da verkündete Maior Bettington
mit lauter Stimmr: »Ich bin von ihm
selbst ermächtigt, Euch mitzutheilen,
daß er vollkommen sicher in Art-gero
dorp ist!«
Diesen Worten folgte ein nicht en
denivollender Beisallssturnn Dennoch
wollte xich das Volt nicht beruhigen.
ohten und tobend durchzog et gegen
bend die Straßen. Gerüchte tauchten
aus« da Jarneson von den Buren e
sangen ei, daß die Englander e ne
Schlacht verloren hätten. Es war ge
gen neun Uhr Abends, als das Bolt
von Neuem zu dem Palast der neuen
Regierung zog und Auslliirung ver
langte. -
Der Lärm der wütbenden Menge
war derart, daß den Resorniern der
lalte Schweiß aus die Stirn trat. Jetzt s
Zäls i nen n s mehr, sie mußten die .
ahr it ge teheix 44Ties· beschiimt s
rveuten ne dem Baue die wars-en s
Tharsachen mit. I
Der nächste Morgen zeigte Joh::n.- ’
nesburg von Burenvatrouillen einge
. schlossen. An achttausend Buren stan- «
! den bereit, die Stadt zu zerstören.
Es wäre auch sicher dazu getoinnsenM
s-— denn die erbitterten Transoaaler
verlangten nichts anderes als die volle
Zerstörung Johannesburgs-— wenn
nicht die Führer ihre Besonnenheit de
wahrt hatten. Endlich, am Sonn
abend, den 4. Januar, tarn Sir No
binson Qertulcs. der Bevollnrächrigte
der englischen Regierung« in Pretoria
an, und die Verhandlungen begannen·
Der Vorschlag der Anmut-Regie
rung, er solle die Johannesburger aus
sortern, binnen vierundztoan rgSium
den bedingungslos alle Waffen und .
Muttion auczuliekerm wurde von ihm ;
angenommen und dem ReiskmsComite
til-ermittelt
M an demselbeUTage erklärte das
Evmite sich damtteinverstandem Seine
Niederlage war eine vollständige.
Weni Tage daraus erschien sol
gende roklarnatron des Präsidenten:
b »An alle Einwohner von Johannes
urg. :
Ich, Stephanus 0eolsannes Paulus
Kru er, Siaatspriiiident der südasri-:
kam chen Nepublik, mache mit Zustim
mun des ausführenden Rathes an
alle wohner von Johannesburg und
Umgegend bekannt, daß ich von ansag
darem Dank gegen Gott etsiillt bin
dasur, daß durch die Mannhastigkeit
und Tapferkeit meiner Büraer der
W
I schändliche, verrötherische Einfall is
s unser Land lFuriickgef lagen und die
.t1nabhöngig eit der epublit gerettet
ist«
Die der Misset at schuldigen Perso
nen werden natiie ich den Gesetzen ge
mäß bestraft werden, d. h. ver dem
hohen Gerichtshof und einer Juw.
Indessen sind da Tausende, die er
leitet und betrogen worden sind, und
es ist klar, daß sogar unter den so e
nannten Führern der Bewegung Pech
viele befinden, die ebenfalls getäu eht
worden sind· ,
Eine kleine Anzahl schlauer Männer
innerhalb und außerhalb des Landes
hat die bedauernswertben Bewohner
ron Johannesburg und Umgegend
tünstlich aufgehetzt unter der Vorspie
gelung, für pclitische Rechte zu tät-n
psen, und als sie in ihrer Verblendung
den rechten Au enblick für gekommen
b7elten, ließen Jie einen gewissen Dr.
Jamefon über die Grenze tommen.
Haben sich die Leute wohl jemals
selbst gefragt, welcher Gefahr sie stck
dabei aussetztent Jch schaudere, wenn
ich daran denke, was für ein Blutbai
angerichtet worden wäre, wenn nichf
eine gütige Vorsehung Euch und meint
Bürger beschirmt hätte. Von dem gw
ßen materiellen Schaden will ich gai
nicht sprechen.
Jetzt wende ich mich vollerVertrauen
an Euch.
Stärtt die Hände der Regierung
und wirkt mit ier zusammen, um diese
Republik zu einem Lande zu machenv
in welchem alle Nationalitäten brüder
lich beisammen wohnen.
Monate lang habe ich überlegt,
welche Veränderungen und Verbesse
rungen in der Regierung des Landes
wünschenswerth seien. Aber die elen
den Aushetzereien, insbesondere seitens
der Presse, haben mich thatsiichlich von
weitern ausfülzrenden Schritten zu
rüTgehatten. »
Jmeiecoen Beure, ore ais onenuune
Rädelsfiihrer aufgetreten sind, haben
von mir Verbesserungen gefordert in
einem Tone und in einer Weise, wie sie
es in ihrem eigenen Vaterlande aus
Furcht vor dem Straf efetz niemalt
gewagt haben würden. adurch wurde -
es mir und meinen Bürgern, den
Grilndern diese-.- Republit, unmöglich
gemacht, ihre unmanietlichen Forde
rungen-in Erwägung zu ziehen.
Es ist meine Absicht. in der ersten
gewöhnlichen Sitzung des Vollsraadä
ein Gesetz einzudringen, durch welches
fiir Johannesburg ern Stadtrath, mit
einem Bürgermeister an der Spitze, er
richtet werden foll, dem dann die
ganze Verwaltung der Stadt übertra
gen wird.
Nach verfassungsmäßigen Grund
liitzen soll ein solcher Stadtroth durch
Wahlen der Eingesessenen ernannt
werden·
Ich frage Euch nun ernstlich, legt die
Hand aufs Herz und antwortet:
Kann nnd darf ich, nach allem, was
geschehen ist, dieer der Volks-vertre
tung verlegen? Jch felbft antworte
auf die Frage: Jch weiß, daß da Tau
sende in Johannesdurg und feiner
Umgebung sind, denen ich die rechtmä
ßige Wahl anvertrauen kann.
Johannesdurger, macht es nun der
Regierung möglich, vor die Volksver
sammlung hinzutreten mit der Lo
fung:
Vergessen und vergeben!
Gott behüte Land und Voll!
Gegeden unter meiner band im Re
gierungsgeböude zu Pretoria. heute,
den 10. Tag vom Monat Janua
1896.
gez. S. z P. nett er,
taatsprii ident.
C. v. Boefchoten,
Staatsseeretär.««
Das Voll non Johannesburg las
die Vroclamation mit Staunen. Man
batte alles andere erwartet, nur nicht,
daß der grausame, laltherzige Ohm
Paul einer solchen Sprache und Milde
·L·Z- hxos Connkn-I«I seist fis-i mei
terlandverrtithern mehr als je irgend
ein Voll der Welt.
Jaineson und Genossen wurden
zum Tode verurtheilt, aber die Voll
ftrecluna der Strafe England überlas
sen. Die Häupter des Resormcomites
aber« die Phillips, Hamrnond, Rhodes,
Farrar und Genossen wurden in das
Gefängnis-, zu Pretntia geführt und
. ihnen der Proceß gemacht. Jn der
Gerichtsberhandlung vom 28. April
1896 verkündete dann der Obmann
der Jurn unter ungeheurem Andrang
J des Publikums ihnen das Urtheil. Es
; lautete zum Schluß: »Ja keinem an
s deren Lande würden Leute Jhrez
i Schlages irgend einen Anspruch auf
, Gnade machen dürfen. Es ist meine
; traurige Pflicht, über Sie das Todes
s nrtheil auszusprechen Nach Eid und
« Gewissen habe ich die vom Gesetz aus
. hre Missethat erkannte Strafe auf
ie angewandt, und ich überlasse es
dem Präsidenten und der ausführen
den Macht« Gnade walten zu lassen.
-M«bae die erst unliinest von derTranss
vaalsRe ierung geii teGrofzmuth auch
dieses al sich zu Jbrern Nuken be
J währen.« Das Urtheil der übrigen
j Aufriihrer lautete aus geringeGefiings
s nist-, Geld- und Verbannungsstrafen.
Schon am nächsten Tage aber
tonnte die englische Regierun in Kap
; ttadt verkünden, dasz der au führende
! Rath beschlossen habe, die Todesftrafe
; nicht zu vollziehen, und wenige Wo
! chen später erliesz die Gnade des Präsi
; denten den Ausriihrern überhaupt die
Strafe. So endete der Jameson’lche
Raubznq und der damit verbundene
; Johannesburger Ausstand.
. ..I.COI