Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 28, 1900, Sonntags-Blatt, Image 15

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    ie xlkrlsiinmn nnd Urtiiimpfnnn
von Yriindsn auf eiferurn
:« kii lieu.
S
Eine Feuersbrunst auf einem großen,
loon Menschen bewohnten Schiffe ist in
Idielen Beziehungen schreckticher, als die
«furchtbarfte Brandkatastrophe auf dem
Lande. Zunächft schon, weil vielfach, be
fonders auf hoher See, die Flucht abw-.
fchnitten ist: vom Wasser, dem löschen
den Element, rings umgeben zu sein
und doch wie im Gefängniß u sidm
und durch den Sprung iiber ord nur
eine Todesart mit der anderen öU Vet
taufchen, ist schlimmer als das schreck
lichste Flammenmeer zu Lande, dem man
ch unter Umständen entrinnen kann.
An die noch so frische Wunde rühren
zu wollen, die der deutschen Schifffahrt
idurch den gräßlichen Brand im New
Yorier Hafen geschla en ist, liegt mir
fern· Die Gefchehnifize jener grausigen
Katastrophe sind so herzzerreifzend, daß
rnan sie, je rascher, umso besser, verfu
ichen mag zu vergessen· Aber es ist un
möglich. aus diesem Vorfall nicht gewisse
Folgerungen und Forderungen zu zie
heu. Was ist gegen die Wiederholung
To schrecklicher Ereignisse zu thun?
Wenn Verfasser nicht überzeugt wäre,
daß viel, unendiich viel geschehen könnte,
um ein derartiges Umsichgreifen des
Feuers auf eifernen Passagierdampfern
zu verhüten, so würden diese Zeilen un
geschrieben bleiben.
M hat behördlicherseits nie gezan
dert, Fällen, wo sich mit dem zufäl
ligen Entstehen eines Brandes außer
ordentliche Gefahren verbinden, auch au
ßerordentliche Maßnahmen zu ergreifen.
Die Theater zum Beispiel sind mit fol
chen geseßlichen Schusmajzregeln umge
ben, die großen Bazare haben sich eine
Kette feuerpolizeilicher Vorschriften ge
k allen lassen müssen, die vielen von
«, ihnen fchwerere Opfer auferlegt haben
mag, als die viel umtiimpfte Waaren
i bausfteuer. Jmprovisirte Massenun
i sammlungen, Wohlthätigkeitsba are«
iFeste werden jetzt mit der peinli ften
Aufmertfamteit bezüglich ihrer Feuer
versicherungsmafznahmens behandelt —
aber ein ieder Vorstoß auf diesem Ge
Ebiete stellt sich, einzeln betrachtet, heraus
eals Folge irgend einer, die früheren an
Umfang oder Schrecken übertreffenden
Brandlatastrophe. Wenn die unselige
Katastrophe, die den Norddeutschen
Lloyd betroffen hat, in ähnlicher Weise
eine Reorganisation der Feuersichers
Iheitsvorschriften an Bord eiserner Pas
sagierdampser herbeiführte, dann könnte
man sagen, dasz die heldenmiitbig zu
Grunde gegangenen Opfer dieses Schre
ckenstages nicht umsonst gestorben sind
Es ist hier und im Folgenden nur
von eisernen Schiffen die Rede, und
zwar nur von den Passagier-, bezw·
Schnell- und Postdampsern Was höl
zerne Schiffe betrifft, so scheiden sie ei
nerseits, weil im Brandfalle selten zu
wetten, andererseits weil überhaupt selten
etvorden und niemals mit einer gro
en Menschenzahl besetzt, aus diesen Be
trachtungen von selbst aus. Auch Bräu
de in eisernen, wenn auch eine beschränk
te Passagierzahl führenden Frachtdarn
pfern sind aus vielen Gründen weniger
verbiingnißovll. Nicht, daß nun aus
den großen eisernen Schnelldamvfern die
Gefahr eines Brandes näher läge —- das
gerade Gegentheil ist der Fall. Man
reist auf diesen schwimmenden Palästen
auch in dieser Hinsicht sicherer als mit
jedem anderen Beförderungsmittel. Der
Ausbruch eines Feuers ist aus diesen
durchwegs musterhaft gesuhrten Schif
sen so sehr erschwert und wird mit aller
denlbaren Sorgfalt derbütet, daß man
eben von Bränden moderner Schnell
darnpfer bisher kaum gehört hat. Jst
aber alle Mühe und Wachsamteit durch
seinen unglücklichen Zufall oereitelt und
ein Feuer größeren Umfanges einmal
ausgebrochen, tommen ungünstige Be
leitumstiinde, rvie übergroße Trosten
geih Rachtzeit, extreme Hide oder der
gleichen hinzu, so ist gerade auf eben die
sen Schifsen jede Vorbedingung der
schrecklichsten Katastrophe gegeben. Frei
lich, der eiserne Schiffstörper brennt ja
nicht« ader das thut nicht das Geringste
zur Sache. Erfahrungsmößig brennen
such die modernen Eisen- und Stein
ihäuser nicht, aber die in ihnen stattfin
benden Bräune werben durch ihre Bau
art nicht nur nicht gehindert, sondern
eher begünstigt, und mit Recht fordern
deshalb die Sicherheitsbebsrden fiir
diese Stuhl- und Glaipaläfte höhere
Feuersicherheitsmaßregeln, als für eine
alte hölzerne Baracke mit Strobdach.
Es brennen auch nicht die Geschäftspo
klitste, es brennen auch nicht die wunder
baren schwimmenden Paläste, es ist ihr
Inhalt. der brennt, und es ift ihre Bau
nrt, ihre Ausdehnung, welche den Brand
«u einer unwiderstehlichen Gewalt an
.facht, wie es ihre Bewohnerzahl ist, die
die Folgen einer derartigen Katastropye
so entsetzlich machen lann.
Es bedarf weniger Belege für die be
hauptete Aehnlichkeit eines großen Ei
sendampfers mit einem von Menschen
und Sachen vollgepfropften Waaren
hause So unverbrennlich der eigene
Körper einee Luxusdampsers, so leicht
Ellt doch seine innere Belleidung nnd
uistattung den Flammen zum Opfer.
Wohl sind Wände, Rippen, Schatten
und Deus von Eisen und Stuhl, aber
im Innern will Niemand von Eisen
und Stahl etwas sehen. Da treffen
Auge und hand und Fuß nur aus Höl
er und Stoffe. Zwischen feinen, aufs
ekte ausgetrockneten Fußbodendielen
»Im töstltchen, ausgelegten Decken deh
III-I M Wände mit edler cossfülluns
1
Z Verschweiiderischer Schmuck von Tep
; pichen, Decken, Vorhängen, Stefftape
; ten und dergleichen iinigiebt uns auf
E Schritt und Tritt, in den Sälen, Sa
» lons und Kabixien Polstcrmöbel mit
1 seidenenUeberzügen, hölzerneiiSchnitzci
j reien,ISchmuck und sie-de jeder Art,
s Sammet, Seide, feines trockenes Holz
—- darin und dazwischen bewegt sich die
Gesellschaft eines solchen Fahrzeuges.
Und zu dieser Fülle leicht brennbarer«
das Feuer mit Windeseile von Raum
zu Raum geleitender Stoffe gesellt sich
l eine durch die Bewobnbarteit und Si
s cherheit der Schiffe bedingte Anord
Z nung derRiiume, die den Flammen ihre
1 Bahnen mit absoluter Sicherheit vor
1 schreibt. Diese endlosen Korridore
i schmal, niedrig, stets gut durchliiftet
mit Holzdielen, Matten oder Decken be
legt, gesäumt von kurzen Seitengangen
an» denen die mit dem vorgenannten
Nahrstoff gefüllten Kabinen liegen:
diese Treppenschachte, mit Teppichen
und Schmuck erfüllt, diese Licht- unt
Luftfchachte, in denen sich ein startei
natürlicher Zug bewegt, das zieht dii
Flammen mit magnetischer Gewalt ii
bestimmte Richtungen, genau wie in dei
genannten Gebäuden, in Richtungen
die schnell genug den ganzen Bauch dei«
Schiffes in ein Flammenmeer hüllei
müssen. Man muß ja dabei bedenken
daß ein wildeiitfachtes Feuer keins
Streichholzflamme ist. Das respektir
leine Zwischeniiiume, wenn sie auch fas
oder völlig frei von verbrennlichen Din
gen sind; vom Zuge getrieben oder ge
zogen, jagt es in 5 bis 10 Meter lan
gen, weißgllihenden Stichflaiiimen dar
über hinweg. Das schlägt und gurgel
um Ecken und Winkel, brennt nach obei
und unten, wo es nur irgend etwas ii
erreichbaremAbstand zu verzehren giebt
Das zwängt sich durch die engstenSpal
ten, ver-biegt eiserne Thüren, um bin
durchzuschliipfen und auf der anderei
Seite sein Zerstörungswert fortzuse
Zen. Das ist, einmal zu voller Stärt
entfacht, lein Feind mehr, den man be
kämpfen kann, das ist ein furchtbares
Element, das Alles mit sich fortreisit
Da beißt es alfo nur vorbeugen, in
Keim ersticken, oder, wenn es dazu zi
spät ist, fliehen, bezw. die Wege zu
rechtzeitigen Flucht unter allen Um
ständen bereit halten.
»- »,.k-—---i- -:-f-s -.’
All Bvlveuguugvtuusrcguu sie-« «
sehr viele, und man muß sagen, das
das meiste in dieser Hinsicht auch be
reits geschieht. Die Ueberwachung de«
Räume, die Fernhaltung feuergefähr
licher Gegenstände von der«Ladung, di
durchgängige Verwendung des elettri
fchen Lichtes, wodurch der Umgang mi
Streichhölzern sehr eingeschränkt ist
das Kochen und Heizen mit Dampf
resp. Elettrizitiit, die gesammte at
Bord herrschende Aufmerksamteit ma
chen den Ausbruch eines Feuers beinah
zur Unmöglichkeit. Dennoch könnt
vielleicht auch hier in einer Beziehuns
die bessernde Hand angelegt werden
Ich wies oben auf die Fülle leich
brennbarer Dinge hin, die in den Räu
men der Passagierdampfer die Gefah
der Brandentstehung begünftigen
Selbst die Deckausbauten enthalten a1
Material und nhalt viel, was hierhe
gehört. hier ieße sich durch die vor
zugsweise Anwendung schwer-, bezw
underbrennlicher Materialien viel er
reichen. Natürlich wird Niemand for
dern, daß die Wände des Schnelldam
pfersalons fortan aus Eisenplatten unt
die Einrichtung aus eisernen Patent
knöbeln bestehen. Jm Gegentheil, de1
Wohnlichteit, selbst dem Luxus diese1
Ozeandampfer, dem sie ein gutes Thei
ihrer Beliebtheit zu verdanken haben
dürfte durch die erhöhte Feuersicherheit
wie fee mir vorschwebt, und wie sie au
den Kriegsschiffen freilich zu mancher
lei Einschränkungen führt« kein Zwang
angethan werden. Das wird auch nich
nöthig sein, wie die folgenden nur altv
Andeutungen zu betrachtenden Hinwei
se zeigen sollen.
Schon seit Jahren wird die Frage de
erhöhten Verwendung impriignirter Höl.
zer fiir den Schiffsbau ventiliri, und in
Bau von Kriegsschiffen mögen solchi
Holzarten inzwischen bereits angewand
oder wenigstens erprobt sein« Es gieb«
verschiedene Methoden und Mittel, Holz
arten durch die Jmprägnirung mit Sal
zen für das Feuer thatsiichlich unangreif
bar zu machen. Dieselben sind alsdanr
sogar dein Eisen überlegen, da letzteres
----- fu«-s f- h-.I- Ess
Illcllll UUW list-VI N·sk7s«o, Is- ssq »s-«
Gliihendwerden seiner Fettigkeit beraubt
und sowohl als Konstrultionstheil wis.
als Schutz unzulässig wird. Ein Schiff«
das in sämmtlichen Weindbelleidungenl
Eußdodenbeplantungen und Decken aus
rartigem Holz bestünde, mußte einem
entstehenden sowohl als einein die Ein
richtung bereits verzehrenden Feuer un
letch größeren Widerstand entgegen
fe en, n t allein, weil es selbst den
F aininen ie Nahrung verweigert, son
dern auch, weil es die dahinter liegenden
Eisenwände vor der Erhitzung schützt
und die Flammen hindert, sich in den er
glühenden Eisenmassen gewissermaßen
einen Allumulotor ihrer Energie anzu
legen, aus dem sie sich beständig mit et
hitzter Zuglust versehen und so ihke ze;
störenden Wirkungen verdoppeln. Aus
dein letzteren Grunde würde es M sogar
rechtfertigen, die jetzt ungeschützten Ei
sentheile des Schiffes, zum Beispiel die
Eisenplatten der langen Schiffsgäugi
neben den Speisesäten und Rubinen, mit
seuersester holzbedeckung zu versehen«
was unter Umständen eine Passage, die
zur Rettung der Passa iere·« nothwendig
ebrciucht wird, lange eit benutzt-or er
lten kann, während dieselbe tonst durch
doi Ergliihen der Wände selbst von der
Rückseite aus« alt- ohne dirette Ilsen
F
L-.-....-- .--- .——«- . . —-.. --—-.-.-— E
l
i
s menwirkung, ungangbar gemacht werden
! kann. Je nach höherem Grade jedoch
: wäre eine solche Ummantelung der eiser
i nen Wände, theils aus diesem, theils
j aus dem ersterwähnten Grunde, site alle
bewohnten Schisssräume zu fordern.
, Doch muß das dazu benutzte Material
. nicht unter allen Umständen das ziemlich
tostspielige imprägnirte Hol- sein. Jn
vielen Fällen wird eine Asbestvertleis
« dung dieselben Dienste leisten, besonders
— eine Verschalung eiserner Wände mit ge
Z wöhnlichen hölzern unter Zwischenlage
von Asbestpappe dürfte von guter Wir
tun sein. Auch sonst haben die Zweige
der äechnih die sich speziell mit der Her
stellung seuersicherer Materialien beschäf
ti en, neuerdings bemerkenswerthe Fort
scgritte gemacht. So sind unter Anwen-«
« dung seinvertheilten Asbestes seuerfeste
l Anstrichsarben hergestellt, die mEglicheri
; weise ohne große Kosten den sämmtlichen
i Holfbetleidungen der Schisssräume eine
i wen gstens zeitweilige Widerstande-fähig
I keit gegen die Flammen ertheilen tön
-snen. Es bleibt noch die großentheilg
: ; leicht brennbare Einrichtung. Ob nicht
; i an dem Luxug,« der mit S offen, Tep
pichen, Vorhängen, Polster Zbeln jetzt
, z getrieben wird, in Zukunft schon aus
i ; riinden eines zum Einsächeren zurück
i ; tehrenden Geschmacks manches wird ge
spart werden, lasse ich dahingestellt Je
denfalls aber lassen sich auch hier der
» Sicherheit Konzessionen machen- ohne
t daß der Geschmack gefährdet wird. Jmi
- J prägnirung der zur Möbelansertigung
- Z ver-wendeten Hölzer, auch wohl der
- i Stoffe. mit denen sie bezogen werden,
- ; wenigstens seuerfeste Anstrichsarben für
i die Deckausstattung, soweit sie aus Holz
I besteht, dürfte uns dem gewünschten Ziel
1 näher bringen. Es wäre auch zu erwä
- gen, ob sich etwa aus feucrsester, mit As
- best untermischter Masse, wie sie zum
- Beispiel neuerdings unter der Bezeich
I nung Uralit in den handel aelangt ist,
- zahlreiche Gebrauchsgegenstände, even
! tuell auch ganze Mäbet siir Schisssems
- richtungen pressen oder zusammensetzen
t lassen.
- Ebenso wichtig und selbst dann noch
c u erörtern, wenn die obengenannten
ästittel zur Verhütung des Ausbruchcä
von Feuer ganz von der Hand gewiesen
wurden, bliebe die Frage, wie ein ein
mal ausgebrochener rand zu betämpsen
und zu loransiren rn·
Um ern solches Ereigniß rasch zu be
merken, könnten eventuell an den gefähr
licheren Stellen selbstthiitige, auf ther
mornetrischen Angaben beruhendk Feuer
melder vertheilt werden, die in den Lade
räumen von Kohlenschiffen meines Wis
sens schon mehrfach zur Bekämpfung der
Selbstentziindung angewandt worden
sind. Das radikalste hiermit zu verbin
dende Mittel zur selbstthätigen Beküm
psung von Bränden würde natürlich die
. » Anordnun der Grinnell’schen oder einer
ähnlichen öschvorrichtung über allen in
Frage kommenden Schiffsriiumen sein,
also in den Maschinenraumen, den be
wohnten Theilen und den Oauptkommm
nikaiionswegens. Das System beruht
bekanntlich auf der Verzweigung eines
Neyes von wassergesüllten Röhren,
die mit einem Druckbebälter in
Verbindung stehen, über sämmtliche
zu schüyenden Räume. Die Rohr
zweige sind gruppenweise durch leicht
schmelzbare Berfchliisse gedichtet, die bei
dem Auftreten gefahrdrohender Tempe
raturen schmelzen und eben die betrof
fenen, nach Belieben auch die angren
zenden Raume unter Wasser setzen.
Eine derartige Einrichtung, über große
Theile eines Schiffes verzweigt, würde
natürlich erhebliche Kosten verursachen,
doch würden dieselben bei dem Bau der
modernen Schnell- und Luxusdarnpfer
kein Hinderniß bieten. Es werden ja
hier ebensogroße und größere Opfer ge
s bracht, um die Geschwindigkeit um ein
i . winziges Theilchen zu erhöhen; wer
» kann aber daran zweifeln, daß eine
Schifffahrts-Gesellschaft, die ihren
Dampfern durch ein oder das andere
Mittel eine absolute Feuersicherheit
verliehe« sich den Dank ihrer Passa iere
z in höherem Grade als durch die er
s : nsehrung der Fahrgeschwindigkeit um
einen oder anderthalb Knoten verdienen
: würdet Unter iden Mitteln zur Lokali
; sirung eines Schiffsbrandes wäre noch
die rechtzeitige und energische Benutz
ung der Schotihüren zu erwähnen, doch
ZU fes-It «-«'III«ZK·I fass-U Mflqsfsishfis
... .»... »Um-m --... W
en fo segensvolle Einrichtung bei der
etämpfung des Feuers mit anderen
Augen zu betrachten. Zunächst werden
die Schotte nebst den Schotthiiren die
Verbreitung des Feuers nur dann mit
Sicherheit verhindern können, wenn sie
mit Wärme - Jsolationlschichtem wie
oben an eutet, versehen sind. Dann
erfordert r anirtsamteittreten einen
sicheren anderweitigen Abzug der durch
sie etwa isolirten Passagiere undMann
schaften,wovon weiter unten mehr; end
lich aber sind Schotte in den über Was
ser liegenden Räumen natürlich nur be
schränkt vorhanden.
Wir kommen endlich zur dritten,
wichtigsten Frage. Wie ist den sämmt
lichen Jnsassen eines brennenden Passa
gierdampfers, wenn die vorstehend an
gedeuteten Einrichtungen nicht vorhan
den sind oder versagen, unter allen Uni
1 ständen sicherer Abzug, sei es bis auf
Ted, sei es im schlimmsten Falle bis
in’g Wasser, zu ermöglichen? Offenbar
geht diese Frage selbst der Erhaltung
des Schiffes an Wichtigkeit voran. Nie
mais wieder dürfen Szenen so entsetz
lichen Jammers, wie beim Brande der
Schiffe ,,Main« und »Saale«, sich wie
derholeni
Zum Theil hängt ja die Erfüllung
dieser Forderung von derjenigen der
oben aufgestellten Vorschläge mit ab.
I
i
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— L . -- — ...—..—-...
Schon aus der Sorge fiir den ungestör
; ten Abzug der Schi- fsbewohner begreift
sich die Nothwrndigteit, die Hauptbet
tehrswege —- es sind ihrer sticht gar so
viele —- und die Treppenfchachte mit be
sonderen Sicherheitsmaßregeln zu um
geben. Sie sollten durch Jmprägnirung
oder sonstigen Schutz aller in ihnen be
findlichen Dinge sowohl gegen das di
rekte Ergriffenwerden von den Flam
men geschützt, als auch durch Jsolation
ihrer eisernen Wandungen gegen indi
- rette Mittheilung des Feuers durch oie
liihenden Platten gesichert werden.
st diese Forderung erfüllt, so eriibrigt,
auch für die in den unteren entlegene
ten Schiffsriiumen sich aufhaltenden
Menschen bestimmte kürzeste Nothaus
gänge zu den Deckräumen zu schaffen,
die auf ähnliche Weise gegen durchdrin
gende Wärme zu isoliren sind und unter
keinen Umständen jemals unbenützbar
gemacht oder verschlossen sein dürfen.
Damit wäre siir die Rettung, selbst
wenn der größte Theil des Schiffes in
Flammen stehen sollte, viel gethan.
Ebenfoviel läßt sich aber durch Verstän
E dige Jnsttultionen der Reisenden selbst,
wie sie sich beim Ausbruch eines Bran
des zu verhalten haben, erreichen. Es
ist nicht mehr als natürlich, daß die Be
wohner der unterenKabinen, wenn oben
ein Flammenmeer tobt, und sie vor
Schreck nicht wissen, wohin sie sich wen
den sollen, die kleinen Fensterluten ihrer
Kabinen ausreißen, sie aber nicht wie
der schließen. Sie wissen ja gar nicht,
daß sie dadurch neue, vielleicht verhäng
niszvolle Lustströmungen im Bauche des
Schiffes hervorruer, die entweder, von
außen eindringend, die Flammen näh
ren, oder aber, nach außen strömend,
das Feuer in Gestalt der langen furcht
baren Stichflarnmen hinter sich herzte
hen, welche die unheimlichsteErscheinung
einer Feuersbrunst in verzweigten Jn
nenräumen bilden, weil schon die ihnen
vorhergehende Hitze die Fliehenden wie
ein Herzschlag zu Boden streckt. Also
eine sachgemäße Aufklärung über das
Verhalten und den nächsten Weg an
Deck im Falle eines Brandes sollte in
keiner Kabine fehlen. Endlich darf den
unten trotz aller Vorsicht doch etwa
Eingeschlossenen der direkte Weg ins
Freie, der Sprung durchs Fenster nicht
«IV--f-Ån;öO-v k-; Trojas-»Han VII-I out-n
--,.»., ........ . ........ ,,, ..............
der kleinen seitltchen Korridore, an de
nen je vier Kabinen zu liegen pflegen,
sollten die Größe haben, daß ein Mensch
hindurchschlüpsen kann. Das bietet na
türlich der Sicherung dieser Luken bei
Sturm und hoher See wieder Schwie
rigkeiten, aber unüberwindlich sind die
se ben sicherlich nicht« Daß aus den
ganz unter Wasser befindlichen Wohn
riiumen, dem Zwischendeck, den Mann
schastsräumen, möglichst direkte Zu
giinge für den Nothsall zu diesen Oeff
nungen führen, dürfte endlich auch von
Nutzen und nicht unerreichbar sein.
Wilhelm Berdrow.
Kleine Leute vom Theater.
Von den großen Leuten am Theater,
den verehrungswiirdigen Herren Direk
toren und der gottbegnaveten Gemein
schast der Künstler beiderlei Geschlech
tes, wird viel gesprochen; böse Men
schen meinen sogar, zu viel. Aber um
die tleinen Leute, die in der Verborgen
heit des bescheidenen Amtes walten, das
ihnen Gott der Herr und sein Stellver
treter am Theater, der Direktor, verlie
hen hat, tümern sich nur Wenige. Und
doch läßt sich gerade von ihnen mancher
lei erzählen, und doch sind gerade sie es,
die noch einige der Eigenthümlichleiten
bewahren, die in früheren Jahren im
Guten und Schlimmen als die Sonder
merkmale des Bühnenvöltchens galten,
und die bei den Darstellern —- wenig
stens bei denen der stehenden Theater —
immer mehr ausgelöscht werden.
Wollen wir von diesen kleinen Leuten
ein wenig plaudern ? Es läßt sich nicht
viel ,,Literarisches« iiber sie sagen, aber
desto mehr Mnschliches. Und das
Menschliche hat ja allmälig auch wieder
begonnen, literatursiihig zu werden.
Der Höchste der kleinen Leute ist der
Jnspizient Er steht aus der Stufe, die
vom sogenannten technischen Personal
zum Künstler führt, und er bleibt Inei
stens sein ganzes Leben lang aus dieser
Stufe stehen. Nur eine tleine dünne
Fhiik nnä froh nnh Kein-wann trennt
ihn don der Bühne mit ihrem Glanz Und
ihrem gemalten Gl lück; aber sein Schick
sal will s, daß er hinter dieser Thiir ste
hen muß, um den Anderen für ihre Er
folge das Stichwort zu geben, und nur
ab und zu mal durch die Ritze lugen darf
in das helle Licht, in das lachende Ge
filde der Kunst hinein Freilich, hinter
dieser Thür ift der Jnfpizient ein großer
Mann ; er läßt es donnern Und blitzen,
er macht die Hunde heulen Und die
Schlittenschellen i ngeln, er giebt das
Zeichen zum To en des Orians und
zum Beginn der Schlacht, Und wenn der
Vorhang sich hebt, während leise Und
ftiinmungsvoll von fern die Glocke des
Kirchleins ertönt, dann ift der Inspi
zient der Glöckner, der an einer langen,
freihängenden Eisenstange mit mitge
mäfzen Schlägen die Töne Und die See
len der Zuschauer in Schwingung ver
setzt. Jst’s ein Wunder, wenn ein sol
cher Zauberer schließlich etwas verächt
lich an das Menschliche, Allzumensch
; liche arn Theater niederblictt? Dem rieb
« tigen Jnspizienten imponirt auch der
größte Künstler nicht besonders, und
wenn die sterbende Tragödin auf der
Bühne sich in den letzten Zuckungen
wälzt und, vom Partei bejammert, ihr
unglückliches Dasein aushauchh ordnet
er kalt und gelassen an: »Im ist fie
todt —- eins, zwei, drei —- Sie treten
auf, Herr Schmalzmeyer!«
Jnspizienten, die viel mit den Klas
siiern zu arbeiten haben, brauchen be
sonders viel kaltes Blut. Eine nervöse
Handhabung ihres wichtigen Amtes
könnte das größte Unheil anrichten, zu
mal, da bekanntlich die Künstler im
guror der Darstellung auch nicht immer
erren ihrer Nerven sind. Solche Jn
’ spizienten bilden sich dann aber auch,
wenn sie Ehrgefilhl haben, zu wirklich
treuen Bundesgenossen der Regisseure
aus; sie halten auf ihren Schiller und
ihren Shalespeare, und ihre sorgfältig
gesammelten ,,Szenarien'f gelten ihnen
als größter Schatz.
Der Jnspizient, der sich auf seine
tlassische Bildung etwas zu gut thut,
liegt gewöhnlich-in Fehde mit demThea
termeister, der sich hinter den Kulissen
gern als unbestrittener Herrscher fühlt.
Der Theatermeister ist ein technisch
gut durchgebilbeter Mann, der über den
Clan seiner Arbeiter eine strenge Herr
schaft führt und sich seiner verantwor
tungsvollen Stellung sehr wohl bewußt
ist. Er kann mörderlich fluchen, wenn
durch das Ungeschick eines seiner Leute
: der Himmel aus dem Prospekt ein Loch
ibetommen hat, aber er flucht ebenso
mörderlich, wenn er in eiligen Fällen
mal in kürzester Zeit einen ganzen Fest
saal mit Marmorfäulen und einer
Prunkgalerie ,,aufsteifen« soll. Wenn
er auch verpflichtet ist, die Interessen
seines Direktors wahrzunehmen und die
Person des Gewaltigen den Arbeitern
gegenüber nach Möglichkeit zu vertre
ten: im Stillen gehört sein Herz doch
meistens den Männern im Arbeits-kleid,
aus deren Mitte er meistens selbst her
s vorgegangen ist. Und da Theatermeister
und Theaterarbeiter fo- untrennbar zu
sammen gehören, so mögen sie auch an
dieser Stelle zusammen stehen. Der
Theaterarbeiter ist im Grunde ein viel
interessanteres Objekt fiir die Beobach
tung als fein Vorgesetzten Der Meister
ist Meister geworden, weil er sich die
Arbeit an der Bühne zu seinem Beruf
erwählt hat; ber Arbeiter ist von Haus
aus Schlösser oder Tischler oder sonst
etwas und ging zur Bühne, weil ihm
entweder die Verhältnisse den Erwerb
in seinem eigentlichen Handwerk er
schwertenz oder weil ihn — bitte, nicht
zu lllchclnl — Oel Vckllymlc lllllckc
Drang zu dem Leben hinter den Kulis
sen trieb. Dieser innere Drang existirt
wirklich und existirt nicht nur bei den
Künstlern. Es giebt gewöhnliche Arbei
ter von geringer Bildung, die ohne das
Bühnenlicht und ohne die gemalte Lein
wand nicht leben können, Arbeiter, die
in ihren oft mühereichen Stellen aus
harren, weil es für sie Bedürfniß ist, je
den Abend um sechs Uhr eine Alpen
landschaft oder ein Prunkgernach auf
zubauen. Jn diesen Arbeitern scheint
ein Stückchen jener Poesie zu leben, die
das harte Wert des Tages durch et
was Glanz und Farbe zu verschönen
, strebt —- und sei es auch nur Fütter
glanz und Leimfarbe. Der echte Büh
nenarbeiter, der, dem seine Arbeit Ver
nügen macht, ist intelligent und ge
chickt, aber ein wenig Bohemien; er hat
Phantasie, aber auch einen losen Mund;
er ist willig, wo er Freundlichkeit und
Verständniß sieht, und er kann bockig
sein wie ein Maulesel, wenn ihm etwas
nicht in den Kram paßt; er vertheilt
seine Zuneigung und seine Abneigung
bezüglich der Künstler durchaus nicht
immer vom Gesichtspunkt des Trink
geldes aus, und er interessirt sich für
die Erfolge und Durchfälle »seiner«
« Bühne beinahe so warm, als wenn über
l ihn selbst Rezensionen geschrieben wür
I den. Vor zwei Gesellschaftgnassen, vie
mit dem Theater in Berührung kom
men, empfindet er eine gewisse Scheu:
vor den Kritikern und den Autoren.
Die ersteren hat er durch das Loch im
Vorhang in den vorderen Parketreihen
oft genug in den Premi(«-ren sitzen sehen
und er weiß daß es für ihn neue Ar
beit giebt, wenn die gestrengen Herren
das Stück zerreißen. Die Dichter —
lieber Gott!——sie müßten nicht schweiß
triefend und nervös während der Auf
sührung ihres Wertes hinter den Ku
lissen auf und ab gelaufen sein, wenn
die Bühnenarbeiter sie nicht mit einem
Gefühl von Mitleid und hochachtungs
voller Reserve betrachten sollten. Die
armen Kerle! Muß das eine Quäle
rei sein, solch ein Stück zu schreiben!
Auch bei einem anderen der kleinen
Männer votheater sind die Autoren
nichr Ieyr venevt, wenigstens mcht die
modernen, die so viel i»ausgefallene«Re
qnisiten brauchen. Man merkt schon,
daß vom Requisiteur die Rede ist Der
Requisiteur ist gewissermaßen der Mu
senmsdireltor einer Bühne. Bei ihm
vereint sich alles-, vom rosigen Liebes
brief bis hinauf zu dem Beutel mit
Gold oder dem Pokal mit echten Glas
steinen. Er ist Antiquar und Konser
vator ebenso gut wie Lumvensammler;
alles, was er sieht, kann er brauchen:
leere Flaschen, alte Bücher. zerbrochene
Statuetten, Oelgemiilde nnd Lampen
teller, Gläser und Tassen, Waffen und
Thonpfeifen, kurz alles, was der
Mensch schaffen, laufen, verlieren oder
sich augdenlen kann Und der Requi
siteur steht seinen Mann. wenn ihm,
wie gesagt, nicht die bösen modernen
Autoren allzu viel zu rathen ausgeben.
, Aber die! Sie begnügen sich nicht mit
irgend einer Marmorfrau sondern sie
verlangen eine Niobe, sie wünschen statt
j der schönenOeldruckbilder an den Wän
l den alte verschossene Kupferstiche in gel
ben wurmstichigen Rahmen —- ,,wo soll
ich die Würmer hernehmen!« klagt der
Requisiteur —- und was sie an Eßge
schirr und Trinkgeräth für eine Bor
F«.» »-.-.-.. » —. ..—. « Es
lstellung beanspruchen, übersteigt d;.s
! Bedarf einer. mittelalterltchen Gast
« wirthschckstkum ein Bedeutendes. Und
dann findisie noch eilig und reden im«
mer von Stimmung! Als ob man dir
Stimmung durch Koffeetassen erzeugen
» könnte! Kurz, mit den Modernen will
« der Reauisiteur nicht gern etwas zu
thun haben, während hingegen sein
Freund und Kollege. der Gar·oerohier,
gerade diesen Vertretern der Bühnen
dichtung sehr wollwollend gegenüber
steht. Für sie kann er alles verwenden
Die ruppigsten Hosen und Stiefel, di(
schon das fünsundzwanzigjährige Ju
I hiläum der Sohlenlositeit hinter sich
- haben, kommen in den neuen Werten zu
- Ehren, und wenn der Direktor einmas
. schimpft, daß dieSachen allzu verstaubt
— und schmutzig sind, darf er ihn mit
Stolz antworten: »Herr, das ist Rea
lismus!« Jm Uebrigen ist der Garbe
robier an einem Theater, das nicht nur
alte Beinlleider, sondern auch histori
sche Kostüme braucht, gewöhnlich ein
3 Mann von wirklichem Wissen und Ta
» lent. Er muß was gelernt haben, um
die vielen so merkwürdig von einander
J,verschiedenen Geschichts-Epochen aus
einanderhalten zu können, und er soll
auch einen Blick für die Wirkung der
Farbe haben, um das Bühnenbild ge
schickt zu ergänzen. Erfüllt er diese
wichtigen Vorbedingungen für seinen
Beruf nicht, so sinkt er nur allzu leicht
Zum Anlleider’herab, der den Schau
spielern als Kammerdiener nützlich ist
und ihnen, wenn es verlangt wird,
wohl auch einmal eine verbotene Flasche
Wein oder sonst etwas Verbotenes in
die Garderobe schmuggelt.
Das wären die wichtigsten Kleinen
hinter den Kulissen. Von dem Souff
leur, der auch dazu gehört, ist hier vor
einiger Zeit schon ausführlich gespro
chen worden. Wenn die Liste aber voll
ständig sein soll, müssen noch zwei
kleine Leute vom Theater erwähnt wer
den, die ihr Amt vor den Kulissen
festhält. Den Einen sogar ziemlich
weit vor den Kulissen —- es ist der Por-,
tier; der Andere steht schon etwas nä
her zur Kunst: der Kontrolleur.
Der Kontrolleur ist meistens ein
kleiner Beamter oder Gewerbetreiben
der, der sich in den Abendstunden auf
leichte Art einen Nebenverdienst schaf
fen will. Natürlich giebt es auch Kon
liknklaissss fu; dont-n fun- an Ins Kunst
eine gewisse Rolle s pielt, aber diese sind
nicht allzu häufig. Dagegen kommt es
sehr oft vor, daß durch die tägliche
Verbindung dieser Zug zur Kunst
allmälig beim Kontrolleur hervorgeru
fen wird. Der Kontrolleur hört das
Urtheil des Publikums über das Stück
und hat hier und da die Möglichkeit,
dies Urtheil mit seinem eigenen zu ver
gleichen. Er weiß ganz genau, ob ein
tStück geht oder nicht, denn er besitzt ei
nen kriminalistisch scharfen Blick für
zahlendeg Publikum und sitr Freibillet
ler. Er kennt die Klaque, die es be
kanntlich gar nicht giebt, und er kennt
auch ganz genau die Gewohnheitsschims
pser, die in jedem Stück flau machen
und selbst den ,,Faust" nur für eine mä
ßige Kraftanstrengung erklären würdenz
wenn er modern wäre. Er kennt den
eleganten Herrn, der immer zu spät
kommt, und er kennt auch den Arzt, der
, sich mitten in der Vorstellung herausw
fen läßt. Er weiß, wie’s gemacht wird,
wahrhaftig: wie Alle s gemacht wird!
Und dieses kleine niedliche Berhältniß
zur Jntrigue des großen, so gar nicht
niedlichen Theaters macht den Kontra-«
leur mit der Zeit zu einem sehr geschick
ten Bühnen- und Menschenkenner.
Freilich in der Menschentenntiiiß ist ihm
noch Einer über; der Letzte im Kreise
der kleinen Leute-: der Portier. «
Ach, ich sehe ihn noch, den Einen, den
Unvergleichlichen, der mich mit seiner
freundlichen Protektion beehrt und mir
ab und zu vergönnt hat, einen Blick in
die Tiefen seiner großen Seele zu thun.
Welch einen Schatz Von prosunder Weis
heit barg dieser kleine Mann mit der
großen Tabaksdose —— sie war n och
g r öße r als seine Seele! —- in seinem
Haupt.
Wenn ein elegantes Kupfse am Thea
ter vorfuhr, und er der schönen. aristo
kratisch aussehenden Dame beim Aus
steigen behilflich war, versäumte er nie,
mit Höflichkeit zu sagen: »Sie gestat
ten, Frau Gräsin!« um sich dann, wenn
die Gräfin verschwunden war, augen
zwinkernd zu mir zu wenden: »Sie den
ken woll, es is Eine?«
» Oder wenn ein Herr zu ihm trat und
lyll sluglc, IUU cV IIUW Uclll Eingang IUI
Schauspieler ginge, er wolle auf seine
Schwester warten »- so was kommt dort
—- wie rührend unschuldig wußte dann
der Edle zu sprechen:
»Jck würde anen rathen, ein besseres
Ooge aus Jhr Fräulein Schwester zu
werfen!«
Aber der Raum reicht nicht aus-, um
diesen Mann völlig zu würdigen. Er ist
auch kein Typus, er ist einzig. Aber
wer die Bühnenverhältnisse noch nicht
studirt bat und über sie informirt zu
werden wünscht, der wende sich an keinen
Dichter oder Direktor oder Künstler,
sondern er trinke eine Weiße mit dem
Theaterportier. Von ibni wird er Alles
erfahren, wag er zu wissen begehrt über
die kleinen und auch über die großen
· Leute vom Theater
H P a u l B l o ek.
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! """A·Mf·iiTr t.«
i Philanthrop: »Ihr größter Feind ist
i
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« der Schnaps!« ·
Strolch: »Aber et heeßt doch, wir
s soll’n uns’re Feinde lieben.« '
Philanthrop: »Deshalb brauche-:
» wir sie aber nicht gleich zu verschlingen.«