Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 14, 1900, Sonntags-Blatt, Image 15

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    see-skept- « MiseW
Offener Schreibebrief von
Lizzie Hanfstengei.
·’-7- —
Geht mich doch eweg mit all die
Mennsohts. Was is dann an den
ganze Seit? Nicks wie Humbuch Ich
hen se tenne gelernt un wann eine von
Jhne Jhre Riedersch en Pennter ooder
zwei in die Lein hen will, dann soll se
mich nur frage. O, sehs, es is gut
genu , wann met e junges, unerfahre
nes eedche is un mer hot so en schöne
junge Feller, wo schwiet an eim is un
mit eim danze duht un zu Pahtties
geht un eim wann mer dazu siehle duht
als emol en Disch Eislriem lause duht.
Sell is awtoer auch all. Bielahs mehr
Gelt- Tönne se als e Ruhl nit spende.
Wann mek dann e Zeitlang steddie
Konwenie mit so en Feller halte duht,
buntg, dann komme se, wann mer so
ebbes gar nit eckspeckte dicht un stoge
eini. wann die Wedding sein sollt. Es
bot oss Kohrs c ganze Latt Meeder
cher, wo nor uss so ebbes warte un mit
beide Hönds zugreise un eckspeckte, das;
das des ganze Glück der Welt wör,
wann se so en Ekel heirathe del)te.
Wisse Se, die junge Fellers die pra
misse so eme junge unerfahrene Mied
che einiges; wie se schaffe wollte Dag
un Nacht, wie se einiges sot das- liebe
Frauche duhn wolle, wie se alle Owend
schön heim stehn wolle un nie e trasses
Wort sage wollte ——— awwer du mei,
wann mer verheirath ist Dann is die
Sach dinerenr Aue Urvend
dann der Bahs in de Saluhn gehn un
wann er dann heim kommt, dann siehlt
er als e Ruhl gut odder auch nit gut,
wie mer’sch grad nemme will. Er geht
dann ins Bett un lann am Morgen
hardlie aus den Nest sor in de Schapp
zu gehn, weil er so e teiert Fichling un
sotsch e Heitehl hat . Will die Frau
ernol mit ihn zu e Picknick gehn, dann
heißt es, ja sor so Sache do hen ich tei
Geld. wart bis mer emol e wenig bes
ser ab sin. Fragt das Frauche sor e
wenig Geld, sor sich e Bannet zu tause,
dann werd se angetrische: »Was-, schon
widder tei Gele un sor e Bannet? das
wär mich noch schöner-. Duh dich dei
altes nor e wenig usffickse, dann gehtg
noch lang mii.« Un so gehtg immer·
Nach e paar Jährcher hot so e arme
Frau e halwes Dutzend Kids un dann
is gar nit mehr an Fonn zu denke
Dann sieht mer den liewe gute Mann
nor-noch zu die Dinner- odder Sapper
zeit un in die anneke Zeit do streicht er
iwwerall erum mit seine Gäng un duht
Geld spende un Mäsches mache. Och,
sotsch e Lewe, das is ebbes schreckliches.
Sehn Se nor emol in was sor e Ficts
ich sin? Do laus ich jetzt in Perris
erum un suche mein alte Mann. Sehn
Se cmol, wann ich sintel gedliwwe
wär· was hätt ich do sor e seines Lewe,
wei ich könnt e Fedder in die Lust
blose; awwer so —- ach, was is die
Juhs, sich noch Gedanke iwwer sei
elendes Lewe zu mache, mein alter
Mann der macht sich emol teine Ge
danke: awwer e schulms Ding is, daß
ich nit ehnder heim gehn, als bis ich
ihn gesunne hen. Oss Kohrg hen ich
gleich de nächste Daq Wort zu den
Daelter un den Unnertehter geschickt,
das; se emol zu mich tomme sollte un
schuhr genug, se sin auch loinine. Die
hen mich ganz schreckliche Sache von
den Philipp verzehlt un hen gesagt,
der Wedesweiler wär immer mit ihn
qewese un der wär auch sor alles zu
blehme. Die Wedesweilern hat oii
Rohr-s alles gehört un die hat die zwei
Landsleit widder ganz gehörig anne
schwatzt Se iiot gesagt, ihr Hogband
der könnt duhn was er wollt un er
hätt e Reit sich zu amüsite soviel wie
er wollt un es wär gar nit von ihr
Vißneß, sich da dtiwivek aufzuhalte.
Well. lien ich gesaqt, ich will emol eb
bes sage, Wedesweiletm ich gleiche
dorthin un durchaus nii, daß mein
Hosband äckte duht wie en junger Fel
ler, et is en Hosband Un en Pa un en
Grönpa un do is die Such different.
Ich sm motsch obleiiicht zu Jlme
Schenkelmännet un danke Jhne for die
Jniormehschen wo Se mich gewwe
nen, wann ich emol ebbes for ane
ouhn kann, dann kahle Se nor an mich
un wann Se ebbes von mein Hosband
erfahre, dann schicke Se mich Wori.
Ahltccht, hen die Schenielmänner ge
sagt, un dann hen se Gobei gesagt. Die
Wedesweilern hot dann en fetchterliche
Rumpus mit mich gerehsi, bitahs ich
deht mich immer so blamire; am Beste,
deht ich mich mein Hosband an e Rohp
teie un deht ihn immer mit mich laufe
lust. Zelle Riemarls hen mich auch
nit et siehle mache; o, ich kann
Jlme age hen e Muth u den alie
Esel sehn , h ich en am iebsie Init
—
e Wim- e Liain gewwe hätt. Well, es
sin widder e koppele Däq vergange un
ich hen nicks mehr von ihn gehöri. Jch
hen zu die Missus Millern gesagt, am
Beste deht ich gleiche, widder heim zu
gehn, dann kann’s nachher mit dem
Philipp gewwe, was es will; do hot
awwer die Missns Millern gesagt, ich
sollt das doch nit duhn, biiahs sie deht
doch gleiche, seine Eckwehntenz zu
mache. Well, hen ich gedenkt, die werd
sich wunnere, wann se den sehn duht,
awwer off Kohrs hen ich unner die
Zirlumstenzes ·etzt doch nit ans Fort
aehn denke der e, sonst hätt die Missus
Millern schuhe geglaubt, ich wär
tschellus an se. Mir hen alle Dag en
Wahl genomme un nach das tschermen
Willetsch ware mir auch purtinier je
den Dag geschowe. Jch denle, mir
ware jetzt so guteKosiiemersch wie mein
Alter un der Wedesweilet. Jch hen
nor qewunnert, daß ich ihn niemols do
gesehn hen. Die zwei annere Feger
hen ich noch e paarmal gesehn, awwer
se hen mich nicks Neies von den Phi
lipp sage könne. Einmol sm mer auch
widderdagewese un hen eins gedrun
ie: der Mister Miller hot sein Geborz
daq zellebrehtet un hot e ganze Latt
Geld gespend. Es hot nit lan ge
nomme, do hen ich ziemlich gut gesiehlt
un se hen mich so lang getiest, bis ich e
Liedche gesunge hen; rad wie ich sin
nische gewollt hen, do ömmt der Darl
ter gelaafe un sagt: »Seh Mäddem, ich
weiß fett, wo Jhne Jhrn Hosband is;
er is sick un is in-den Haspittet.« Do
sin ich awwer doch geschiehrt gewese
Die Wedesweilern hot gesagt, das
könnt gar nit sein, ich braicht keine
Angschi zu hen, mein alter Mann wär
toss. Sell hot mich auch geärgert. Jch
hen gesagt, ich wollt gleich emol in das
Haspittel gehn un ich hen mich ecks
sahst. Wie der Wind sin ich fori ge
wese un wie ich aus die Ecksposischen
Graunds war’n, do hen ich mich e Hört
genomme un hen dem Häckdreiwet Or
der gewwe, mich ins Haspittel zu
bringe. In ebaut e halwe Stund hen
mer gestappt un ich stn in das Haspitiel
gange. Awwer mein Hosband is nit
dagewese. Do hen ich erseht ausge
sunne, daß es in Perris so ebaut zwei
Hunnert Haspittels bot un ich hen gar
« (n(-:I:-s
Un HTIUIHL, tu lUchclu Url. justus-F
war. Jn mein nächste Schreibebrief
will ich Jhne mehr schrreiwe. Mit
beste Riegahrds
Lizzie Hanfstengei.
—-.--—
Der letzte Ueberfall.
Erzählung von J. Habertoir
Niemand in ganz alifornien wußte,
was für ein Geschäft der Colonel ei
gentlich betreibe, und es tiimmerte sich
auch Keine-e besonders darum.
Der Colonel war gemiithlich und
liebenswürdig hatte jedoch, wie alle
Sterblichen, seine trüben Zeiten; solche
traten denn auch fiir ihn ein, nachdem
er in einer ganzen Anzahl von Wett
rennen auf seine braune Stute «Tivsy«
gewettet und —- verloren hatte.
Die Leute shmpathisirten auf das
Herzlichste mit ihm; als er sich eines
Tages wieder in der Schenke zeigte,
nahmen die Aufforderungen zum
Mittrinten kein Ende. Er aber lehnte
alle derartigen Freundschaftsbezeugnm
gen in barscher Weise ab, verließ plötz
lich das Schentzimmer, bestieg sein
Pferd und galoppirte wie toll von
dannen.
Der Colonel war in all’ den Ort
schasten, durch welche er passirte, wohl
bekannt, und da man nicht gesehen,
daß ein Anderer ihm vorausgeritten
war, so wetteten Sportsleute alsbald
hohe Summen, daß er vor Jemand-ein
ausreißr.
Genau genommen. befanden sie sich
im Unrecht, nnd dennoch gewannen sie
ihre Wette, denn ehe eine halbe Stunde
vrging, passirte ein Mann mit strenger
Amtsmiene dieselbe Straße, der sein
Pferd vor dem hervorragendsten
Wirthshause jeder Niederlassung va
rirte und anfragte, ob der Colonel vor
übergetommen sei.
Hätte dieser gewußt, daß und von
nem er verfolgt werde, es würde be
denklich um das Leben des Verfolgers
gestanden haben; denn dieser war kein
Anderer, als der Constabler seines
Bezirke-T und gegen Polizeibeamte em
pfand der Colonel einen tiefen Groll.
Er galoppirte ahnungglos auf der
Poststrasze weiter; plötzlich aber bog er
scharf ab und zwängte sein Pferd
durch das Gebüsch hindurch; der Con
stabler, welcher eine Weile später an
diese Stelle kam, sprengte ruhig weiter.
Aus dem dichten Gehölz ertönte eine
Stimme: »Was giebt's?«
»Ein Gestt,« versetzte der Co
lrnel..
»Es wird sein« entgegnete der An
dere: ein langer, biirtiaer Kerl tauchte
aus dem Buschwert auf. »Wir haben
seit gestern keinen Schtuck mehr, und
in der Hütte giebt’g weder Schiffs
zwieback noch Mehl.«
»Sin·d Alle das«
»Fre11ich. Kommen Sie nur mit.«
Der Mann schritt, vom Colonel und
Tipsy gefolgt, voran; bald gelangten
fee an ein kleines Bloethaus, vor wel
chem drei verdachtige Gestalten saßen,
die den Colonel erwartungsvoll an
bltckten «
»Mae»wird Euch Be cheid sa en,«
sprach dieser, ,,indeß i mein ferd
anbinde.«
Als der Colonel nach wenigen Mi
nuten zurückkehrte, hatten alle Bier
Messer und Pistolen zu sich ge teett, und
Mac t itte aus einem s uhigen
Mehlxa Pferti te Masken aus.
setzt enn chon Zeitf« fragtedee
ne - .
Lieber eine Stunde warten, all es
I rerpassen,« erwiderte einer der Bier.
i »Ich bin nicht so durstig gewesen, wie
htUt’- seit wir um das Kap Horn fuh
l ren und das Wasser uns ausgegangen
» trat. Wenn sich in dem alten Kasten
s nichts zu trinlen vorfindet, dann geht
, es ihnen schlecht, oder ich will nicht
Perlins heißen."
»Miche Deine Rechnung nicht ohne
. ten Wirth,« bemerkte ein Anderer,
indem e: seine Maske Unter dem Hut
tande besestiatex »wenn es ihrer nun
zu viele wären fin uns, he? Was ——«
«Still, Cranls!« fiel der Colonel
ihm in die Rede. »Wer sich bange ma
chen läßt, lann nichts Gescheidtes voll
bringen. Da aber der alte Blacl heute
auf dem Bock sitzt, der immer pünktlich
ankommt, so dächte ich doch, wir folg
ten Perlins’ Vorschlag mid machten
uns auf die Beine.«
Die Thiir der Hütte wurde schnell
zugeschlagen, und die Männer schritten
in: Gänsemarfch bis in die Nähe der
Landstraße und dann Parallel mit die
ser weiter.
Nach etwa balbstündigem Marschiren
machte Periins, der voranging, Halt,
und fagtr, sich die schweißtriefende
Stdn mit dem Hemdsärmel abwi
schend: »Jetzt meine ich, sind wir weit
genug von der Hütte, Colonel.«
»Ich denke auch,« entgegnete dieser.
»Wir verfahren wie immer: Jch halte
sie an, Logroller nimmt den Kutscher
auf sich, Crants die Beute in Empafna
nnd Mae und Perlins postiren sich
rechts und linls vom Wagen. Und —
es wird mir sauer, aber in Anbetracht,
daß wir eben jetzt in einer ganz mise
rcblen Patsche sitzen, denke ich, wir
werden auch die Damen besteuern müs
sen, falls solche im Wagen sind.
Kommt, kommt! Da höre ich schon den
alten Black mit der Peitsche knallen.
Jeder hinter seinen Busch, geschwind!
Und wenn ich Pfeife —aufspringen!«
Alle versteckten sich dicht am Wege.
Die Postlutsche kam in scharfem Trade
heran; die Passagiere Planderten nnd
lachten mit einander und der alte Black
aab eben dem Hauptpferde eine leise
Mahnung mit der Peitschenspitze. als
der Colonel einen kurzen. scharfen
Pfiff ertönen ließ nnd die fünf Män
ner auf die Landstraße spranaen.
Die Pferde standen so urplötzlich
still, als sei dies eine ihrer alltaglichen
Erfahrungen, und der alte Black ließ
die Zügel fallen, kreuzte die Beine und
ftarrte in die Luft. Die Passaaiere
steckten die Köpfe zu den Fenstern hin
aus, zogen sie aber ebenso schnell zu
rück, sobald sie die Masken und Revol
ver der Räuber gewahrten. · «
»Es scheint da irgend eiwas nicht in
Ordnung zu sein, meine Herrschaften,«
sagte der Eolonel höflich, indem er den
Kutschenschlaa öffnete. »Wollen· Sie
vielleicht die Güte haben, auszusteigen?
Sie haben jedenfalls ein Taschenbuch
lsei sich?« wendete er sich zu dem Er
sten, welcher ausstieg. »Ja? Ah, das ist
ja prächtig! Wenn ich bitten darf, so
leaen Sie gefälliast die Hände auf den
Rücken —- in dieser Weise —- so ist’s
recht.« Und im nächsten Moment wa
ren die Hände fest gebunden. ,,Lassen
Sie es sich u Gottes willen nicht einfal
len, nach Ihren Waffen zu greifen,«
fuhr er, wieder in die Kutsche hinein
sprechend, fort, »denn mein Freund
hier hat seine Pistole gespannt, und
seine Hand ist ein bischen zitterig.«
Die anderen Passagiere wurden mit
derselben Höflichkeit behandelt und
dann untersuchte-n der Colonel nnd
seine Freunde die Taschen der Gefan
genen. Dein alten Black that Niemand
etwas-; wer hätte jemals gehört, daß
eiii Postillon im Besitz von Geld gewe
sen wäre? -
»Jungens,« erklärte der Colonel,
nachdem er seine Collegen bei Seite ge
rufen und die Beute inspizirt hatte, »es
ist iin großer Fang, den wir gemacht
haben, aber es ist nur eine einzige
Frau im Wagen und die scheint alt ge
nug, um meine Großmutter sein zu
können. Jch denke, wir incommodiren
sie nicht — was?«
»Die ist. vielleicht ausgiebiger, als
alle Andern zusammen genommen.«
brummte Cranis, indem er sorglich die
Dicke eines go ldenen Uhrqehäuses
prüfte. »Es giebt ja solche qeineine
Spitzbubem die ein altesWeib miethen,
um ihre Kostbarkeiten zu schleppen,
Fegl sie denken, daß sie dann sicher
in .«
Der Celonel trat halb unwillig an
den Wagen. »Bitte tausendmal um
Vergebung, Madame,« sprach er, mit
de: einen Hand höflich den Hut abneh
ntend, indeß die andere abermals den
Schlag öfnfete,-,,a«oer wir veranstalteii
da even eine Sammlung zu einem
wrsljlthätigen Zwecke. Wir wollten Sie
eigentlich nicht damit belästigen, jedoch
da die Herren nicht genug bei sich hat
ten, so bleibt uns nichts anderes
übrig.«
Die alte Dame zitterte heftig, lüstetc
ihren Schleier und suchte nach der
Börse. Der Eolonel blickte ibr in’s
Gesicht, wars den Kutschenschlag zu,
setzte sich aus die Nabe des einen
Rades nieder und starrte in’s Leere.
»Nir?« erkundigte sich Perlins leise
und mit der Miene der innigsten Theil
nehme
»Nein — ja —« versetzte der Colonel
wie träumend. »Das heißt, bindet die
Burschen los und laßt sie weiter sah
ren,« fügte er ausspringend hinzu.
»Ich mache, daß ich in die Hütte
kunnte-«
Damit sprang er in die Büsche und
ließ seine Trabanten allein. Die jetzt
ihrer Wassen entlediaten Passagiere
wurden losgebunden und durften ein
steigen, woraus der alte Black seine
Zügel mit einer Gelassenbeit aufnahm,
als habe er sie nur zum Zweck des
Pserdewechselns niedergelegt, mit der
eitsche knallte und davonfuhr. Die
um ne des Colonels eilten zurhiitte
surii , doch nicht ohne unterwegs dem
M
Inhalt versichedener Flaschen, welche
während der Manipulation in ihre
hände gelangt waren, wiederholt
freundliche Beachtung u schenken.
Groß war die Ue erraschung der
,,Straßen-Agenten«, als sie die Hütte
bei-raten, hier stand der Colonel in
einem sauberen weißen Hemde und
einem Anzug, welcher aus den wenigen
Staatsgewändern der Bande zusam
mengestoppelt war.
Crarits erholte sieh zuerst von seiner
Verwunderung, legte eine Uhr, zwei
Nistolem ein Portemonnaie und eine
schwere Geldborse auf den Tisch und
sprach: ,,Coloenl, erst das Geschäft
und dann das Vergnügen; wir wollen
theilen und dann auseinandergehen,
ehe man uns hier aufspürt, denn —«
,,Theilt Jhrt,« sagte der Angeredcie
kurz und barsch. »Ich will nichts da
rson haben. Jch gehe meiner Wege und
gebe das Geschist auf —- sür immer.«
,,Sta1tszeuge werden. he?« fragte
Crants, nach der Pistole areifend.
»Ich mache eine Bleimine aus Dir,
wenn Du das- nicht zurücknirnmst!«
brüllte der Andere, auf ihn einsprin
end, was Cranks bewog, die Waffe
Fallen zu lassen«
»Wer borgt mir fünfzig Dollars?«
suhr der Colonel fort.
Periins legte ihm die verlangte
Summe in die Hand; ehe zwei Minu
ten vergingen, saß der Colonel zu
Pferde und galoppirte in der Rictp
tung fort, welche diePosttutsche genom
men hatte.
Er holte sie ein, er jagte an ihr vor
bei, und noch immer galoppirte e:
weiter. Die Bewohner der nächsten
Ansiedlung kannten den Colonel zu
Zut, um sich je über ihn zu wundern.
sls sie aber sahen, daß er in den her
vorragendsten Wirthschaften einen
Kauser für seine Stute suchte und
diese, von der er noch vor Kurzem er
klärte, daß sie ihn; um alles Gold der
Erde nicht feil sei. schließlich für einen
Spottpreis losschlug, da erregte das
Unglaubliche allgemeine Sensation.
Und als er nun qar nach beinahe
halbstündigem Aufenthalt in der
Barbierstube glatt rasirt und mit
sauber srisirtein und gescheiteltem
Haar heran-dran da stürzte ein Je
der in sein Lieblinaslotal und bot
Weiten darauf an, daß der Colonel
verrückt netöorben
Während er nun in der Thiir der
jenigen Iltirthfchaft stand vor welcher
die Postiutsch: stets zu halten pflegte,
sah man, wie der oben erwähnte Cen
stcbler sich ihm näherte unsd ihn leise
an der Schulter berührte. Alle diejeni
gen, welche gewettet hatte, daß der Co
lonel Jemandem entrinnen wolle, for
derten sofort die Auszahlung des Ein
satzes.
Aber die Zunächststehenden hörten,
wie der Conftabler sagte: ,,Colonel,
ich widerrufe Alles und will ein offe
nes Geständniß ablegen. Als ich Sie
frrtreiten sah, da kam mir plötzlich
der Gedanke, daß Sie zu den Stra
ßen-Agenten gehören könnten und 4ch
bin Jhnen gefolgt; es war meine
Pflicht. Jetzt aber sehe ich ein, daß ich
mich auf falscher Fährte befand.«
»Schon gut,« erwiederte der Andere
li«chelnd. »Seien Sie so gut, diese
fünfzig Dollars Jsoe Perlins Xu ge
ben, wenn Sie ihn treffen. Jch ver
lassen den Staat.«
Jetzt hielt die Pofttutsche mit einem
Rucke vor dem Haufe an. und die
männlichen Passagiere stürmten, mit
leeren Taschen und voller Entriistung
über das vor Kurzem erlebte Aben
teuer, in die Schenke.
Die Geschichte von dem Straßen
raube erregte das Interesse Aller Und
der Colonel benutzte die allgemeine Er
regung, um sich sachte hinauszu
drucken. Er öffnete den Schlag der
Postiutfche.
Die alte Dame fuhr zusammen und
schrie ,,Georae!«
Der Colonel aber sprang in den
Wagen, schlang zärtlico die Arme um
die zitternde Gestalt der alten Frau
und rief »Mutter!«
Jm Schloß Bellevue in Berlin wird
mit sieberhafter Emsigteit gearbeitet,
um die Räume für den Empfang des
Schah von Persien vorzubereiten, der
gleich seinem Vorgänger auf dem per
sischen Thron hier Wohnung nehmen
soll. Von dem jetzigen Schah verspricht
man sich angenehmere Sitten, als sie
sein Vorgänger zur Schau getragen
hat. Wenigstens ist noch nichts davon
bekannt geworden, daß für seinen Be
such eine Hammelheerde zusammenge
bracht wetden soll, wie dies fiir den
früheren Schuh geschehen fein foll, der
die Thiere den Tag iibcr im Schloß
part weiden ließ. Ein Schlachtermei
ster aus Moabit, der damals-viel
leicht nicht ganz zufällig —- rnit einem
mit Hummeln beladenen Wagen an
dem Schlosse voriiberfuhr, hatte das-'
Glück, von der Umgebung des Schahg
bemerkt zu werden, worauf er sofort
nach dem Schlosse beschieden wurde.
Hier wurden ihm die Hammel, die das
Wohlgefallen der perfifchen Majeftai
erregt hatten, abgelauft, und schließ
lich mußte der biedere Meister einen
Hammel vor den Augen des hohen
Herrn in dessen Gemächern nach allen
Regeln der Kunft abschlachten. Der
Lohn blieb nicht aus; der Glückliche
wurde zum Hofschlachter des Schahs
ernannt.
si- - si
Deutfchland hat im letzten Jahre
für 8,15(),000 M. Kriegsmaterial nach
China exportirt, gegen 3,430,000 Jll.
im Borjc.hre. Aehnlich wird wohl der
Export von Kriegsmaterial nachChina
in allen anderem Ländern zugenom
men haben, was wohl den deutlichften
Beweis liefert, wie mächtig sich China
auf feinen jetzigen Krieg geriiftet hat.
humoristisch-es
Vochgeistreidp
Verr: »Ach, Fräulein, sind Sie
fleißig, der reinste Ameisenhaufcn l«
Ins dem geben.
hat Irgend Jemcknly gedankenlos,
Was fürcht-dich D u m m e O gemacht,
iant er trink Entschuldigung
wiß mit: »Ich habe a e d o ch t—l«
Im Ziel.
J
V a te r: »Nun, Franz, mit Deinen
Wissenschaften tiebt es aber ganz bedenk
lich aus; Du tommst ja jeden Tag um
einen oder zwei hinunter.«—Franz:
»Das lonmit von jept ab nicht mehr
vor, Papa l«—Va ter: »Nun, das
soll mich sreuen; so sicher iist das aber
wohl nicht?«-—F r a n z: »Doch, Papa ;
ich bin heute der Le He geworden i«
schätzung.
Wirth (zum Kellnem »Wissen
Sie nicht, ob der Herr ansI Nummer
14 noch längere Zeit dableibt?«—»Ge
wißt! Er hat noch ein zweites Hemd
mit «
Yorgalopptrt
Sie: .Theuerster, wenn ich auch
weit, weit weg wäre, könntest Du mich
doch lieben«——E r: »Welch’ eine Frage,
se weiter Du wärest, desto mchr
würde ich Dich lieben i«
glhr gldeaxh
Elia: .Wer ist denn der reizende
jnnge Mann, den Du gemalt basi?«—
C mm a: »Das ist mein Bräutigam-·
—Clla: »Ja, bist Du denn verlobt?«·
—Cnima: »Nein; aber so muß er
aussehen !«
sie kennt sicii aus-.
Mn Her: »Wenn Du wieder Ohn
machten belonnnst, dann bitte doch Dei
nen Mann, daß er Dir die neue Aerztin
rusen läßt t«——T o ch t e r: »Lieber gar l
Glaubst Du denn, diese mißgünstige
Person wiirde mir einen neuen Hut
oder ein Kleid zur Beruhigung oder gar
eine Badereise verordnen?«
Wie die Ilion fangen.
. know-—
L-. »
Söhnchen (beim Verlassen des
Restaurauts leise zum Professor):
»Papa, wir, haben ja vergessen, unseren
Schirm stehen zu lassen l«
Gen-übte Freude-.
-»Herr Kommerzieurath wohnen wirt
lich großartig hier im Billendiertel !«—
»Ach, wissen Sie, wenn nur die Nach
barn rechts und links und bis-mais
nicht auch Millionäre wären t«
Ia so!
«Lieber Freund, Du siehst letzter
Zeit so schlecht aus-lebst Du in schlech
ten Verhältnissen?«—,,O nein-meins
Schwefter hat in 14 Tagen Hochzeit
und da lernt sie bei uns zu Hause noch
schnell kochen t«
Gutinütljig.
Köchin (zur Frau Amtsrichter, alg
die erwartete Beförderung des Herrn
Aiiitsrichters, ausblieb): »Dosten S«
Jhna, Frau Amtsrichter, schauen S’,
mei Schay hat auch fest draus g’rechnet,
daß er G’freiter wird und nix war’g l«
Galgenliumorn
Schiffbrüchiger Matrose szu
seinem Kameraden, der sich zu ihm aus
eine treibende Raa rettet): »Na, Jan,
Du hast hoffentlich 'n ButPl Schnapus
dabei? Wat? Nichtt Na, dann wird
dat wohl ’ne verflucht tr ocken e G e -
schichte werden, bis da fo ’u alter
Kasten vorbeiiommt und nimmt uns
mit i« —
Macht der Gewohnheit
Am Stammtisch erzählt Jemand die
Geschichte aus den »Ftiegeude Blätter«
von einem Förster, der täglich zwei
Fasaneu abzuliefern hatte. Einmal ver
gaß er, Schrote zu laden, aber die Fa
sanen sielen—trovdem es nur eiu blin
der Schuß war-doch herunter, weil sie
es eben schon gewöhnt waren. För
ster: »Das mit der Macht der Ge
wohnheit hat schon seine Richtigkeit,
meine Herren. Jch bekam einmal einen
Forsteleven—blutjungen Burschen, vom
Schießen keine Spur-immer daneben.
Nun, in einem bis zwei Jahren brachte
es der junge Mann durch fleißigetl
Ueben so weit, daß er ein Meisterschiitze
wurde. Und sehen Sie, meine Herren,
tropdem er nunmehr ein Meisterschits
war, schoß er immer daneben-weil et
es sich eben angewdbnt hatte i«
—
Ins der Zur-neunun
Hoteliete »Wenn mit-ihn Sie
morgen früh geweckt zu werd-ap
Studentx «Sobald, wie’s erste
frische Faß angesteckt wird i«
Zuckunst unter Vorbehalt
K a r l che n: ,,Papa, was ist denk
ein Junggeselle?« — P a p a: »Ein
Junggeselle ist ein beneidenswetihes
Mensch, aber sage es nicht der Manto i·
Gier «Mnnderlsmabe.
Ehe fra u: »Deinen Sie sich, unser
Kleiner konnte schon mit zwei Jahren
feines Papa-Z Titel: , Miit-är
iniendanintdiätar' ausspre
chen !«
Zwischen Ykchtprlingem
A.: »Paifitt's Dir auch, daß die Ge
danken, die Du vor längerer Zeit e
habt hast, wieder zutücktehkenP«-Z.:
,,Regelmäs3ig, wenn ich ein franiieied
Konvert beilege !«
Geistesscgenwart
Sonntagsreiter Geisen Pieri
durchgel)t, zn einem ihm bei-muten Ber
iicherungsagentem der am Wege fiel-O
»Sie, schreiben se mer auf in die Uw
fallverlicheeung i«
Fehundärbahnidtilh
W
«Sagen Sie nur, Frau Bahnwarteo
rin, wie stellen Sie es. nur eigentlich
an, daß Jhre Kinder alle so zeitig lau
sen lernen?«—»Seh’n S’, Frau Post
halter, das gibt sich bei uns hier ganz
von selbst, die Kleinen halten sich hintew
am Zügle an nnd wenn’s lossährk
laufen s’ halt mit !«
Inder-e Zeiten.
Dame: »Die Zeit der Siegsrieds
ist leider vorüber ! Solche Helden giht’s
nicht mehr !«—-He rr: »’s ist bedauer
lich, mein Fräulein, denn Drachen
gibt’s heutzutage leider noch genugt«
Pietättogh
S ch w e st e r (der Verstorbenen, znm
verwittweten Pantoffelhelden): »Psnit
schämen Sie sich! Ihre Frau ist noch
gar nicht unter der Erde und Sie haben
schon den Hausschlüssel in der Taschet«
Zwei netkifche Gauner.
Herr sder Abends beim Nachhauses
kommen zwei Sviybnben unter seinem
Bett entdeckt): »Was macht Jhr Ha
lunten denn da unter meinem Bett?«—
,,Entschnldigen Sie, wir-wir haben
nur etwas Bersteden gespielt l«
Zinkuverlässiw
»Ich kann diesen Menschen nicht lei
den: so oft er Einem was erzählt, ist
regelmäßig das Gegentheil davon
wahr !«—»Nun——-dann wiirde ich eben
halt immer das Gegentheil glauben!«
—,,O, darauf lann man sich bei
dem auch nicht verlassen i«
Denkst-It
Dame (zu ihrem Mann): »Du
weißt, ich bin morgen Hauptzengin bei
einer Verhandlung, kause mir einen
neuen Hut, es könnte Zur Sprache kom
men, daß ich, als die That geschah,
denselben Hut hatte, und Du wirst
inich doch nicht öffentlich blamiten wol
en .«
Dom Stettin-den
Professor: «Lachen Sie doch
nicht so imbesonnenl Sehen Sie denn
nicht, daß ich mich nnr versprochen
habe, als ich sagte-: Goethes Pha
d r a —- ich meinte selbstverständlich:
Schiller-J Jphigenic.—Merten
Sie sich: immer, wenn ich das Eine
sage, meine ich das Andere-oder
uingetehrt!«
Bescheiden-er Zier-Optikern
Jsst JO
LE
Schüchterner Jünglingr
»Ach, Frnnlein Nöschen !—-Dcnf ich
wenigstens auf Ihren ansgezogenen
Oundschuh einen Kuß drijcken?«
Yodingungøweikh
Jnnge Fron (zurKöchin): »Hö
ren Sie. Berti-m wenn mein Mann
fragt, wer den Braten hatanbrennenI
lassen, so nehmen Sie’s auf fich, ver
standen!«—.5kdchin: »Das will ich«
thun, gnä’ Frau, aber meinem Bräuti-.
gam gegenüber müssen Sie selbst die«
Verantwortung tragen, soan kriegei
die größten Unannehmlichteifm l·..