Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 31, 1900, Sonntags-Blatt, Image 16

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    »- . —».-«»«»«
fZimmer Dreizehn.
TeiminoXIFn sonsten-;
de Pontk»Jest.
--.-—
CFortsehungJ
· FröuleinsMarguerite verzog ihr lieb-,
" licht-Z Gesicht so ausmcksoolL daß
Consin Adto tpentg hoffnnng voraus
Mitte schöpfen können. Sie fragte ihren
Bat-er lächeind: »Was haben Sie ihm
denn daraus erwidert T«
»Was ich in einein solchen Fall über
haupt habe sagen iönnen nach Pflicht
send Recht, abgesehen oon der Liebe, die
ich siir Dich hege. Jch erwiderte ihm,
baß ich Tsjr Mittheilung von seiner
Werkung machen werde, daß ich über
Deine Hand nicht verfüge, sondern daß
Du das entscheidende Wort zu sprechen
hast. Bin ich denn ein Tyrann, um Dich
Zu etwas zu zwingen; bist Du nicht Jl:
einig, um selbst eine Wahl zu trei- »
Jn der Gewißheit, daß Margueritej
, ihren Consin nicht liebe, hätte Hkrr Ru- l
« Migny noch längere Zeit irr diesem sal- ;
bcngsvollen Ton-e weiter gepredigt, z
wenn ihm seine Tochter nicht mit einer i
etwas unnatürlich las-ten Lustigkeit ins ;
Iort gefallen wäre. i
»Ganz richtig, Sie können, lieber i
Papa, Herrn Adolf Morin ruhig ant- I
muten-, daß ich von seiner Werbungt
mich sehr geschmeichelt fühle, Daß ichz
aber noch« nicht den Wunsch hege, mich zu
verhsrathen und Sie zu verlassen, oa
ich mich hier so glücklich Brief«
Der aiie Egoist hörte nicht, wie die
Stimme seiner Tochter thränenurnflort
Im- cneekwm fis-»- wes-CI spikkm Sessel l
zu dem ihren. nahm ihre Hand in seine
und sagte zärtlich:
»Ueberleg’ Dir’5 genau. mein liebes
Grethchen; ich bin ja sehr gerührt don
Deiner Liebe und Anhänglichkeit zu mir,
aber ich wiinfrhe nicht, daß Du das
Glück Deiner Zukunft Deinem alten
Vater zum Opfer bringst. Adolf ift fehr
reich und angesehen; er wird, dessen bin
ich gewiß. ern ausgezeichneter Mann
fein. Deine Ablehnung wird diesen bra
ven Burschen sehr tränien, aber ich will
Dir nicht zur-eben vielleicht haft Du
recht. Willst Du Ding noch überlegen,
dter bist Du fest entschlossen?
»Ich bin fest entschlossen, »Nein« zu
sagen«
»Nun gut. dann werde ich ihn davon
verständigen
Herr Rumignd nah-m Margueritens
Kopf zwifchen feine beiden Hände und
küßte sie herzlich auf die Stirn. Dann
entfernte er sich rasch, um die Freude
nicht zu verrathen, die er über ihren Ent
schluß Mle -
Als er das Zimmer verlassen, brach
Marguerite in Thränen aus. Sie
fiihlte, welche häßliche Komödie ihr Ba
ter ihr verspreche Jhre Jugend, ihre
Schönheit, ihr liebevolles Herz, das al
les sollte einem Manne geopfert werden,
der dreimal älter war,8als-sie und des
fen grobes Wesen fie stets abgestoßen
hatte. Herr Adolf Morin war nicht nur
fiinfzig Jahre alt, sondern ein selbstge
fälliger, ungefchlachter Junggeselle der
trotz feines reichlichenEintommens arm
felig lebte; Geiz und herzensroheit wa
ren feine horoorftecheudften Charakter
eigenschaftmx wenn er bizlang Jungge
selle geblieben, fo war dies deshalb, weil
er auf der Jagd nach einer reichen Mit
gift noch nie das Richtig-e getroffen zu
has-en meinte.
Diezmal allerdings war bei dem vier
fchiiåiigen Hagestolz auch etwas Liebe
mit im Spiel-e. und er wollte sich mit
den Hunderttausend Fraan Mitgift
begnügen die ihm Herr Rumigny in
Aussicht gestellt hatte. Darun, daß ·ein
Antrag angenommen werde, zweifelte
herr Mortn nicht im Geringften, hatte
doch Tags vorher sein Onkel ihm so
halb und»l;alb das Jawort gegeben. Er
swar so ube:zeugt von feinem Erfolge,
daß er kurz nach der oben geschilderten
Ukrierredung bei feinem Oheim erschien,
mit einem großen Blumenstrauß in der
Hand und einem fiegsesficheren Lächeln
auf den Lippen
Ihr erthias fis-» mai-l Ema Essai-Js- l
s.
L
l
E
fmd noch beim Frühstück«, sagte der l
Diener, Der ihm Effnete I
»Um so besset«, erwiderte Adolf,
,,krerde jch beide überraschen.«
Er ging durch Das VorJimmer in den
SpeisefaaL wo er Marguerite, noch !
ganz aufgeregt von ver Unterhaltung,
die sie soeben mit ihrem Vater gehabt
hatte, allein fand. Als Das junge Mäd
chen feinen Consin erblickte, trocknete eg (
rasch feine Augen met-, wenig gekannt zu ’
einer neuer-Ziehen Untetremmg in dek
äkbgu Sack-h fsgte eFI- sich schnell »he
n .
»Mein Vater ist soeben W
er dürfte wohl im Garten sei-, wie
wollen ihn aufheben«
Hat et Ihnen heuteer nichts da
von agi, work-her wir gestern gespro
thku MTEZwatmwnvieRedtz
meine schöne kasieke.« Damit reichte
et ihr ziemlich ltnhsch den Momen
M
»Ja wohl, mein Vater hat mit m
JIFM WOW die Mich seht OW- Mit
kmg gemacht; er selbst wirp Jhcnen
see Antwort ertheilem Kommen Sie.«
Fig waåtdte Zuzug- Thijt »de3 Speise
tmnet , um u- zugehen.
M- E» »E»EE» EEEE
, m m :
Wie und zärtlich nach ihrer W
Sie, Wf«, sagte FtM
. est-.
mit fester Stimme »ich will
H M u reden und Ihnen eben
EDM M Cspsttss »Ich
k- .. -—. —
l
l
i
habe meinem Vater gesagt, daß« ich nicht
heirathen wolle. Bleiben wir gute
Freunde, aber Jhre Frau tosrde ich nie
nsals.«
»Warum ?« fragte Herr Morin hastig.
»Das will ich Ihnen sagen: Weil ich
überhaupt nicht heirathen will.'
»Und weil Sie mich nicht lieben!« .
»Aber Cousin.« !
»Und weil ich nicht jung und schön .
und reich genug fiir Sie bin', stieß der ’
Neffe des Herrn Rurnigny in verlegtem I
Tone hervor-. Er fühlte sich in seiner H
Liebe und in seiner Eitelkeit tief M
digt.
Als Herr Morin nämlich eines Ta
ges gefunden hatte, daß das einsame
Junggesesenleden fiie ihn zur Last zu
werden beginge da gerudie et auch zu
bemerken, daß seine Cousine Margnerite
ein hübsches Mädchen sei. Da et auch
wr·ßte, daß sie Geld dabe, wurde sie für
ilin das Ziel seiner Wünsche. Er legte
sich einen feinen Plan zurecht, um vor
erst den Vater für sich zu gewinnen. Er
wurde ein fleißiger Besuches des Hau
ses, heuchelie eine intensioe Liebe zur
Musik und ließ vor Allem von seinen
Heirathspliimn nichts merken. da er
wußte. wie sein Onkel darilber denke.
Aber je öfter et kam. desto mehr ent
wickelte sich in seinem Innern die Liebe
zu seines Cousine, und was anfangs
nur Berechnung gewesen. ward alsbald
zur Leidenschaft
Eines Abends, da er heskrn anignn »
in guter Laune vorfand, faßte er sich ein I
Herz und karn aus seine Yesühle«sür j
Marguerne zu umwen- W Umrn
nah-n diese Eröffnungen nicht unwirfch
an. zumal er wußte. daß das junge,
Mädchen dem Cousin nicht besondersi
gut sei. Ei meiden- iom ans-, ek mäss- i
zuerst mit der Tochter sprechen und werde ,
ihm morgen Bescheid geben. ’
Wir haben gesehen, in welcher Weise «
er sein Wort eingelöst herr Morin
hatte gar nicht daran gezweifelt daß es
ein Jawort sein müsse und war nun
nicht wenig verblüfft don dem Korbe,
den er soeben erhalten. Er wollte obne
Zweifel in Vorwürfe ausbrechen, als
Flarxnmite um diesen auszuweichm,
agte:
»Sie sind sehr irn Jrrtbuin, mein lie
ber Cousin; ich bin nicht so stolz, um
nicht die Ehre zu empfinden. die Sie mir
durch Ihren Antrag erweisen. Ich gebe
Ihnen rnein Wort, daß ich nur einen l
Grund zur Ablehnung babe und das ist
der, daß ich überhaupt nicht heirathen
will. Und da dies meinerseits ein uner
schiitterlicher Entschluß ist« so ist es,
glaube ich, unnöthig und peinlich- daß
wir uns über diese-n Gegenstand noch;
weiter unterhalten. Gestatten Sie also, ;
daß ich mich zurückziehe. Ihrs Wieder- I
sehen, wenn Sie nichts weiter als meine
Freundschaft wollen."
Ohne eine Antwort des Herrn Motiv
abzuwarten, entfernte sich Marguerite
mit einer leichten Bewegung durch die
andere, entgegengefeßte TM
Der alte Junggeselle stand verblüfft
und verletzt da. Eine so unumwundene
Ablehnung hatte er nicht erwartet und
wenn ihn auch zu seiner Wer-bring zu
kneist nur Geldintetessen veranlaßt hat
ten. so fiitste er dennoch z- dern jungen
schönen Mädchen eine tiefe san-sung
Was sollteer fest thun? Das Beste ist«
dachte et, sich möglichst getöuichtss zu
entfernen. Er wandte sich eben zum
Geben, als Herr Rumignn erschien. Die
Ueberraschung die sich aus seinem Antlitz
ausdrückte, bewies, daß or seinem Neffen
hier zu begegnen nicht erwartet hatte uno
daß ihm dieses Zusammentreffen kein
besonderes Vergnügen bereite.
Herr Morin bemerkte dies alles nicht.
Rasch schritt er dem Onkel entgegen
und reichte ihm betrübt die Hand·
»Nun?« fragte dieser mit möglichst
harmloser Miene »Hast Du mit Mar
guerite gesprochen ?«
«Jawohl,« antwortete Adolph Morin.
,,Sie hat mich schlankweg abgewiesen-"
»Jst’s möglichl Ich habe ihs doch so
zugesredet.«
Herr Rumigny hatte diese Worte in
einern solchen Ton wahrhaftiger Ueber
raschung ausgesprochen, daß sein Neffe,
selbst met-m er Verdacht in die Aufrich
tigteit feines Ontetg gesetzt hätte, von Z
dessen Theilnahme hätte überzeugt fein
müssen.
»Sie hat mir jede Hoffnung genom
men,« sagte Morin. »Das- hat wenig
stens den Vorzug, die Situation zu Hä
ren.«
»Warum hat sie Deinen Antrag abge
lehnt?«
.Sie sagt. sie wolle überhaupt nicht
Hrathenk
Ah bah. das sagen alle jungen Mäd
chen das darf man nicht fo tragisch neh
MSI begreier mein lieber Onkel, daß
ich unter solchen Umständen rneine Be
such; bei Ihnen ziemlich einschränken
ins '
.Dus ist ein Unsinn, lieber Freund
Ich hab- Dis doch schon früher gesagt
ich werde Marguetite niemals Dingen,
weil ich nur ihr Glück will. wird
denn aber gleich die Jünte ins Korn
werfen-i Wer kann's wisseni Die Mäd
chen find fo wettenpendifch nnd launens
haftundichwettetnttDin daßfietn
vier M keinen sehnlich-ten Wunsch
haben wird, als Dich zu heirathen«
So derlockmd diese Aussicht war und
fo dtelder eitle herr Worin auchrw sich
hielt. ofchütlelte er dennoch verneinen-I
das und entfernte sich mißmu
Er th sie feine Liebe sich in
verwandelt wie das ja sooft bei
wichen Naturen vorkommt, die
H- tn ihren Empfindungen W fiitk
wadsywmsittich
sehr zufrieden. Er hatte sein Spiel ge
wonnen und auf der ganzen Linie ge
siegt. Marguerite weinte in zwilchen aus
ihrer Stube heiße Thrönen Sie hatte
den Antra abgelehnt nnd die lächerliche
Leidens t ihres Cousini hatte sie kalt
gelassen, weil sie m ihrem jungfräulichen
Herzen ein angetanntes und nnr geahn
tes Ideal von Liebe tenq das so ganz
entgegengefett war von dem. was here
Morin ihr bet.
Als sie sich Abends zum Diner se te
wie gewöhnlich ihre-n Vater gegenü er
da waren die Thtiinen aus ihrem Ge
sichte der-schwanden und Ruhe lagerie aus
idem Züge-u Ost Rumigny mußte sich
sagen, sie habe aus kindlicher Liebe zu
ihm es abgelehnt, Frau Morin zn wer
den« Wäre er aber weniger egoistisch ge
wesen und hätte er sein Kind aufmerk
samer betrachtet dann wäre ihm nicht
verborgen geblieben, daß Margaeritens
Ruhe nur eine scheint-are war. Mar
guerite woe in ihrem Jnnern entrüstet
darüber, daß man sie zu einer solchen
Kvmödie gehn-nicht habe und sie begann
zu fühlen, daß die. Liebe ihres Vaters
nur Selbstsucht sei. Jn ihrem Innern
empörte sich etwas gegen diesen Zwang
und Herr Rumigny ahnte nicht, wie sich
diesLEiapörung noch gegen ihn wenden
wer -
fivaL napiiet (
Margneritens herzenstws
man. s
Einige Monate nach den Vorgängen, «
die wir soeben erzählt, erhielt here Ru- -
niignh aus Neapel einen Brief, der ihn I
I: freudig erregte, daß ev ihn zweimal
S.
DnBrnswardoneinersderbetanns
testen italienischen Mirsiier and harte
folgenden Wortlaut:
.Mein verehrter Freunds Jch ern
pfehle freundlichen Wohlwollen
Herrn obert Balterini. einen meiner
liebsten Freunde und Landsleute, der sich
Ihnen in kurzem vorstellen wird. Es
ist ein junger Mann, in jeder Hinsicht
würdig des besten Ernpsanges und der
liebenswürdigsten Ausnahme, uni die ich
Sie für ihn bit-te, nicht nur rnit Rücksicht
aus unsere Freundschaft. sondern auch
unter Berufung aus jene Kunst, die uns
Beiden eigen und gemeinsam ist. Bal
terini ist trotz seiner Jugend ein Meister.
Sie der Sie selbst ein Kenner sind, wer
den sich bald davon überzeugen.
Er ist gezwungen, seine Hennath zu
verlassen-. Die Gründe kann ich Jhaen
nicht angeben, er wird iie Ihnen selbst
mittheilen. Er hat niich uin meinen
Rath und einige Empfehluan gebeten.
Jch konnte nichts Besseres thun, als ihn
an Sie zu weisen. Thun Sie siir ihn.
was Sie stir meinen Sohn thun würden.
Jch werde Ihnen dasiir stets dankbar
sein. Sie werden Balterini noch nicht
einen Monat kenne-n und werdni ihn de
veits zu Jhren besten Freunden zählen.
Ich lege soeben die lehte Feile an ein
Mustlftiich das ich Ihnen widmen will.
Sie werden baldigst eine Copie hinan ei
halten, und wenn mich inein Weg· wie
ich hasse. dsnniichst nach Feantreich
führt. dann wollen wiss zustanden
spielen. ·
Ich bin in alle-e Freundschaft
Alberti.'
Herr Alberti war ein ponist, des
sen Name auch in Frankreich bekannt
ioar und den Herr Numignh aus einer
italienischen Reise kennen gelernt hatte.
Nichts konnte dein eitlen Dilettanten
mehr schineichesln als die Lobeserhebuni
gen dieses großen Künstlers. Er beeilte
sich denn auch. diesem rasch zu antwor
ten, daß sei-n Haus herrn Balterini zur
Verfügung stehe und er unterließ es auch
nicht, seiner Tochter und allen Freunden
die Ankunft des italienischen Musiteiz
anzuzeigen
Marguerite war aber nicht in der
Gemüthsstinimunz uni an der großen
Freude, die ihr Vater zeigte, theilzu
nehmen. Jhre einzige Sorge ipar, so
viel als möglich ihrem Cousin, Herrn
Morin, aus dem Wege zu gehen, der
wieder Muth gefaßt hatte. Er belä
Iisis fis-s sen-«- MDHMDII m« 'HIOvMI-T
niertsamleit und seinen schmachtenden
Blicken, und Fräulein Rumignys
Gleichgültigteit sür ihren Verehrer ver
wandelte sich allmählig in Widerwillen
und Haß.
Sie nahrn also dte große Nachricht,
die ihr Herr Rumigny mit besonderer
Feierlichteit antündr te, schr talt ent
gegen, und als acht age daraus Herr
Balterini ils-rein Vater gemeldet wurde,
verschwand sie rasch trog dessen wü
thenden Blicken aus dem gemeinsamen
Satan.
here Nie-niger da en eilte. so rasch
als es seine sechzig hee ihm erlaub
ten dein Jtaiiener entgegen und reichte
itsnthnåitd entiwsiastischer Freundlichkeit
die
«Herzlichst willkommne, Schiller
meines bersdsnten Freundes. isn hause
eines einfachen Dilettanten.«
Mit sanster Gewalt Dom den Gast
sum Soph-- wo e- ihn ne N Plat
nehmen ließ.
Batterini war in der That ein Mann
den nasses-gewöhnlicher Schönheit,
schlnt nnd kräftig. rnit dnnllene feuri
Augen, hohe-e Stirn nnd raben
chwaezeen Haar; der echte Typus eines
vornehmen Readolitarkrs, den ein stan
diges, melancholisches Lächeln um den
seinen Mund noch interessanter machte.
Seh-c gerührt durch diesen derzlichen
Empfang saß er neben dem alten
nnd drückte ihm seinen inigsten
sitt die liebenswürdigen Be rüsrun s
mrte aus. Sies so nn ü r
Alberti nnd sein ssen und tamen
quwmwspuis
Mx —
Z chen. wobei errRunrigny, dessen stört
l ste Seite ni tder Takt war, den Ita
· liener fragte, tvas er denn eigentlich in
I Frankreich beginnen wolle.
! Mein Herr, «aniwortete dieser mit
aller Ossenheit. »ich schließe aus Ihrer
wgrage daß Jhnen unser gemeinsamer
reund wenig oder gar nichts über mich
Lgeschrieben hat und Sie nicht wissen,
Oder i Fin«
i xsabritant tvollte den Redner
unterbrechen. »Ich bitte Sie« suhr
i dieser sort, «lassen Sie rnich zu Ende
sprechen. Jch will, daß Sie alles wis
sen sollen, damit Sie sodann entschlie
ßen tiinnen, ob Sie mich Ihre-Freund
fchst siir würdig halten« «
Jtönnen Sie daran weiseln?« siel
Herr Rumignh dein Sprecher ji«
Wort.
.Wissen Sie denn, mein herr, das
, vor Ihnen ein UngliicIlicher steht· den
die Furcht vor dem Kerker aus seinem
« Vaterlande getrieben hat. Es ilt mög
s lich, daß, während ich mit Ihnen spre
che, ich von den heimischen Gerichten zu
mebrjähriger Zwangsarbeit verurtheilt
werde.'
Der alte Herr sprang in jähem
Schreck auf.
.Sie brauchen deswegen nicht zu er
schrecken, noch weniger schlecht von mir s
zu denten,« sagte Balterini, als er den
Ausdruck des Entsesens aus des Haus
herrn Antlitz sah. Das kann bei uns
im Neapolitanischen dem ehrenwerthei
sien Menschen passiren. Durch eine
derartige Verurtdeilung erleidet er auch
-an seiner persönlichen Ehre»teine Ein
vllsr. unser neuer Ort-arg Iknoer gern
jene« Patrioterr auf die Galeery welche
ihr angestammtei Königåhaut ihren
getriinten HerrscherFranz Il. nicht der
essen können Jch war in eine politische
gewegung der-wickelt die darauf ab
zielte, den fardinifchen Usurpator wie
der außer Lande-S zu jagen und eine
Voltserhebung zu Gunsten des früheren
Herrscherhaufeö ins Leben zu rufen.
Aber es hatten sich Verräther in unsere !
Reihen eingefchlichen, und ich hatte,
durch Alberti gewarnt. nsr noch Zeit,
mich nach Frankreich zu flüchten, dessen
Regierung, wie ich hoffte, einen politi
schen Verbrecher nicht ausliefern wird,
Für alle Fälle habe ich meinen Namen 3
geändert. Ich nenne mich jetzt Balteriniz
für Sie allein heiße ich Romelli.'
.Nur für mich allein, dessen können
Sie gewiß fein,« beeilte sich Herr Ru
migny zu beträftigen. Es schien ihm
sehr interessant, einen Verfchwörer bei
sich zu beherbergen Ein Kannegießen
wie viele seiner Landsleute und Stan
desgenossen, war er natürlich als Al
lesbesserwisser mit der jeweiligen Ne
gierung stets unzufrieden, und so berei
tete es ibm ein gewisses Vergnügen, den
«herren' ein Schnippchen zu fchlagen,
zumal die Sache gar nicht gefährlich
var.
.Jn Marfeille habe ich.' fuhr Balle
rini fort, ,einen Brief von Alberti er
halten, in welchem er mir den Rath er
theilte. mich nach Rheimz äu begeben.
und mich vertrauenon an ie zu wen
den. Jhr Freund macht mir Hoffan
daß ich hier dant Jhrer Liebenswürs
digteit und Ihrem großen Einfluffe ei
nen meinen Fähigkeiten entsprechenden
Erwerb finden werde. Das ist« verehr
ter herr, meine Geschichte, und nun
fragee ich Sie, darf ich auf Sie rech
nen «
.Ob Sie auf mich rechnen dürfen,
junger Freundl« rief Rumigny, begei
ftert von der Protectorrolle, die er nun
zu spielen bekam. »Jetzt mehr als vor
her. Meine Tochter und ich werden Ih
re ersten Schüler fein. Jch habe hier ei
nigen Einfluß und ziemliche Bekannt
schaft, und in Kunstfachen hört man
auf mich; was ich thun kann, wird ge
fchehen. Seien Sie ohne Sorgen; in
einem Monat sind Sie in Rheims be
rühky Wir wollen denherrfchaften ein
mal zeigen, was gute und vornehme
Musik heißt.«
Der alte here schüttelte herrlich die
Hand des jungen Mannes, den er mit
großem Stolze seinen Schützling nann
te. Ohne ihm Zeit zur Antwort zu las
sen, fuhr er fort:
»Wir wollen unsere Bekanntschaft
wie Künstler feiern· Ich habe hier ein
ausgezeichnetes Instrument, einen Flü
gel, der mich baar zweitausend Franks
gekostet hat — ader er ist es auch werth.
Spielen Sie mir, bitte, etwas oor!«
»Mit größtem Vergnügen,« erwi
derte Balterini und setzte sich ans-kla
vier, das der alte Musitnarr geöffnet
hatte.
Nach einein kurzen Präludium, das
dem Musiker überzeugte, daß er ein
ausgezeichnetes Instrument unter den
Iin ern habe, nn er in wahrhaft
titn lerischerWei e zu spielen. Voll
Entzücken hörte Rumignn zu nnd schlich
auf den Zehnspihern um dem Diener
den Auftrag zu geden, die Tochter zu
holen. So toeni die bevorstehende Bor
ftellung nach argueritens Geschmack
war, so beeilte sie stch dennoch, dem
Wunsche des Vaters sofort Folge zu
leisten und stand einigea Minuten spö
ter an der Thiir des inni.
,Pst!· winkte ihr der Vater zu, da
mit sie den Jtaliener nicht stifte, der so
eben ein sentimentalei Lied spielte.
»Hm zu, hast Du je etwas Schöneret
oernommeni«
heuMar uerite mußte sich auch zugeste
dag der Fremde ein Künstler er
sten Ranges sei. Mit einer tiefen Ber
ng erhob er sich. nachdem das
Spgu endet. here Rumgny stellte ihn
ein vor, und alterini ent
xchu te inso schlichten und herz
lich- ,daß das lange Mäd
eben, ohne es zu wollen« innerlich ergrif
sen war. Aber es beherrschte sich voll
ständig und zeigte eine so lalte Miene,
daß der Vater daraus schloß, er werde
große Mühe haben, zwischen seiner
ochter und dem Fremden ein gute
Einverständniß herbeizuführen
Es hatte thatsächlich keinen Monat
gedauert,.toie Herr Rumignh ei vers
ausgeiagt, und sein junger Freund
zählte in den Wvchteften Musiker-n von
Rbeirn Er tte in einem Konzerte
mit ewirkt und das Publikum so en
thuäasrnieh das sich die reichsien Leute
darum rissen. ihee Kinder von ihm un
terrichten zu lasen. «
Und es hatte auch keinen Monat ge
dauert, so war Fräulein Marguerite,
die der allgemeinen Begeisierung so
sremd gegenüber zu stehen schien, wie
ausgewechseiL Obgiich ihr lieblichesGei
sicht den ernsien nnd rnitunier traurigen
Ausdruck beibehalten hatte, schwebte
doch ost um ibte Lippen ein leichtes, sü
ßes Lächeln. und in ihren Augen blidte
ein Strahl der Freude aus. Die Ein
samkeit war für sie nicht mehr ein Mit
tel, uin den vöteriichen sannst-leiten
die sie bedrückten, zu entgehen, sondern
sie suchte wiederholt ihr verschwiegenes
Kämmeriein aus, um dort allein zu sein
mit ihren Gedanlen und ihren Träu
men.
Matguerite Rumignn liebte.
xv11.napite1.
Zwisrbeu Vater und Geliebten.
» Wir schreiben keinen Liebes-erna
--I
aus- ser-eurer use-(- suuse urv cease-aus
Phasen einer Leidenschaft verfolgen.
welche zwei gequälte und einsame Her
pen zu einander führten.
Balterini. der aus seine-i Vaterlan
de hatte flüchten und feine Familie ver
lassen müssen« hatte bei seineni feurigen
und leidenschaftlichen Naturell nicht
lange Margueriten’s Reizen empfin
duvgslos gegenüberstehen tönnen. Er
hatte bald herausgefiihlt, welche-Schatz
in Zärtlichettt dieses jungfräulicheWes
sen iii sich verschloß. unter welchen ge
heimen Leiden Marguerite litt und war
bald von einein tiefen Mitgesiihl für sie
erfaßt worden. Er hatte auch Gele
;enheit, den selbstsüchtigen Charakter
seines Protettors tennen zu lernen und
so das beiderseitige Leid, die Quelle ih
res Liebesgliickes. Balterini wurde
Don einer unbezwinglichen Liede ergrif
Een. Als er die Gewißheit erlangte,
Iafz seine Gefühle erwidert würden. da
Iries er sein Schicksal, das ihn aus sei
iein Vaterlande hinaus und der höch
ten Seligkeit entgegengeführt hatte.
tlber als Mann von tadellosen Ehrbes
Friser war er unfähig das Vertrtauen
eines Gaftgeberö zu mißbrauchen, und
ir beschloß, niit Marguerite zu sprechen.
iin aus ihrem Munde die Entscheidung
iu vernehmen·
Eines Morgens e here Runiigny
die beiden jungen ute in jenen Sälen
allein gelassen, iii deni e sich zum ersten
Male ges-dem du war Balterini einen
feurigen Blick aus das «unge Mädchen.
der es erheben machte, stand rasch vorn
Klavier auf, an dein er gesessen. und
näherte sich ihm Matguerite fühlte,
daß eine verhängnisvolle Wendung in
ihrem Schicksale bevorstehe. Eine
Vlutwelle schoß in thr Gesicht, iend zit
ternd stilßte sie sich auf einen Stuhl.
.Mein Fräulein,« sa te der junge
Mann, indein er ihre Band ergriff,
,sind Sie nicht auch der Ansicht, daß in
der eigenthiimlichen Lage, iii der wir
ins befinden, Muth und Offenheit uns
zur besonderen Pflicht wird. Jch liebe
Sie niit aller Kraft meiner Seele, lie
ben Sie mich auch ein wenig?'·
Marguerite schwieg. Sie schloß die
Augen und drückte innig seine hand,
Fie in der ihren ruht. Balterini fuhr
ort:
»Wohin soll diese Liebe führen, wenn
wir nicht alle unsere Anstrengungen
vereinigen, uni die Hindernisse zu be
seitigen, die uns im Wege stehen? Zur
Uerzweitlung. Ich tut meinen Theil,
tbeure Marguerite, werde lieber sterben,
ils auf Sie verzichten. Werde ich Ih
rem Vater als Schwiegersohn willkom
men sein? Jch kann dies zu hoffen
nicht wagen, so freundschaftlich er mir
such entgegenkommt. Jch brauche da
her Jhre sreudige Zustimmung, damit
ich den Muth fasse und alle meine Be
denten und Befürchtungen niederringe
und stolz und kühn, gestützt aus Ihre
Liebe, vor heen Vater hintrete und
um Sie tver .«
.O, thun Sie das nicht, Robert,«
sagte das Mädchen, voll Schreck. Er
röthend über dieses ileine Liebe-Dächern
wiederholte tie:
.Thun Sie's nicht, Derrr Robert!«
.Meine theuere Margaeritet Wa
rum wollen tote nicht essen miteinander
sprecheni Lieben Sie mich nicht genug
und haben Sie nicht genug Vertrauen
um neich nicht Robert zu nennen. wie ich
Sie Marguerite nennek
.Ja. Sie haben Recht« antwortete
eitulein Rumi na hastig. «sprechen
ie in diesem u endlich Robert,
nicht mit meinen ater; warten Sie,
haben Sie Quid, wie auch sie haben
muß. Lassen Sie mich ihn vorberei
ten. Sie kennen ihn ja doch nicht ge
nau. Jch allein weiß, weiche Kämpfe
unt bevorstehen. Er liebt mich so sehr
und hat sich so sehe an den Gedanken
gewöhnt, daß ich ihn ie belassen werde.
und daß mein Herz ihm allein ehört.
Was wird er sagen. wenn er er ahren
wird, daß ich mein herz einem anderen
geschenkt habe? O, ich habe Furcht!'
.Zurchti Bin ich nicht hier, umSie
u vertheidigeni Aber Sie täuschen
; herr Rurniqnp ist ein viel zu ver
—- --..... —- .-...»«..«-- -
niinftiger Mann, um nicht zu begrei
ka. daß man Sie, schön und jung wie
Sie sind, anbeten muß. Wenn er Sie
liebt, wird er nur Jhr Glück wollen,
Und kk liat mir so viele Zeichen seiner
Freundschaft und Achtung gegeben. daß
er mir verzeihen wird eine Liebe, die so
tief und heilig ist wiedie meine.«
.Mein Vater ist nicht ein Mann wie
andere Männer, mein lieber reund.
Seine ärtlichteit fiie mich ift eiserfiichs
ti en haratters. Er liebt mich um
s net- und nicht ur- rneinetwillen. Und
was seine Freundschaft fiir Sie betrifft
sie hat für ihn tausend tleine Befriedi
gungen der Eiteiteil irn Gefolge. An
dem Tage, da Sie ihn etwas von seiner
personlichenBequemlichteit oder gar sei
ner Tochter tosten sollte. wird er Jhr
erbittertster Feind werden.'
.Das ist nicht möglich!«
»Das .ist die Wahrheit. Und des
halb wiederhole ich Ihnen, ich habe
Furche
«Was sollen wir also beginnen?«
.Abwarten oder aufhören zu lieben.«
«Nieinais!" rief Balterini aus und
bedeckte Margmriten’B Hände mit Küs
n.
Noch sprachen sie eine längere Weile
rnit einander und beschlossen endlich.
einen geeeigneten Moment ahznwktem
um Herrn Rumigny von ihrer Liebe
Mittheiiung zu machen. Bis dahin
wollten sie vorsichtig fein, unt bei ihm
keinen Verdacht zu erregen.
Der alte Herr hatte auch,gar leine
Ahnung von dem, was in seiner näch
sten Nähe sich abspielte. Er sah in dem
Jtaliener nur einen tüchtigen Musiker.
dem es in seinem hause wohl efiel, und
von dessen künstlerische-m Ruf auch auf
ihn ein gut Theil entsiel. Ganz einge
sponnen in seine Musiknarrethei. war
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II VII-II UsIU but-U vbvsss dissvs Usvwsowo
Ein flüchtiger Blick, den sie mit ein
ander tauschten, einige Zeilen, die sie
; sich täglich schrieben, und ein heimlicher
z Händedruck genügte den beiden Lieben
den. die muthig und entsagungsvoll
auf den Tag warteten, der ihnen Gele
genheit bieten sollte, vor den Vater hin
zutreten. Aber wenn auch Herr Nu
mignn nichts bemertte, so hatte der von
Eifersucht geschiirfte Blick des Herrn
Morin baid die Situation durchschaut.
Vom ersten Tage an. da er Baiterini
esehen. war ihm dieser ein Dorn im
s uge gewesen. Neidisch aus alles, was
jung und schön war, hatte er aus den
Jtaliener von allecn Anfang an einen
wehren Haß geworfen. Als er sah. wie
freundlich er in dein Hause ausgenom
nsen wurde, wo man seine Liebe zurück
. gewiesen hatte, als er den alten Mann
» überall das Lob des Fremdlings singen
hörte. wurde er von tausend Dämonen
. der Leidenschaft ergriffen und gar, als
: der Gedanke in ihm aufstieg, daß dieier
Jinteressante jun Mann Marguerite
) lieben und von i vielleicht wieder ge
liebt werden könne. Er schwor sich zu.
E sie zu überwachen und sie beide ins Ver
derben zu stiirzem falls zwischen ihnen
ein Geheimnis besiehe und er dahinter
iornrne
Er ward nun wieder ein täglicher
Gast bei seinem Qntei. suchte immer in
Makgueritens Nähe zu kommen and
heuchelte plöhiich eine wahre Musikleis
denschast. Er konnte ganze Stunden
Herrn Nunrignn iiber Musik sprechen
hören, und wenn die beiden jungen Leute
zusammen sangen ließ er sie nicht aus
den Aufen
Zriiuein Rumignd fithlte. daß ihr
Cousin sie ausspähe, und sie empfahl Ro
bert die größte Vorsicht« die auch sie be
obachtete. Aber die beiden Liebenden
kennten sich noch so sehr in Acht nehmen,
Morin durchschaute sie, und als er seiner
Sache sicher war. ziigerte er keinen Au
genblick, Rache zu nehmen.
So erschien er denn eines Morgens
bei herrn Rumignn der allein in seinem
Speisezimmer saß, da Marguerite sich
soeben entfernt hatte.
»Welch guter Wind führt Dich zu so
früher Stunde her. mein lieber Nefse i«
fu«-is M »H- bot-s
’ JEs ist ein Gebot der Wische M
mich nöthigt, Sie so früh zu stören«
sagte Moiin in feierlichem Leichenbittev
tcne.
»Ein Gebot der Pflicht ?"
.Jawoh1.«
«Jch verstehe Dich nicht.«
,,Sie werben mich sofort verpehes
Sie erinnern sich, daß ich voe mehreren
Wkchen bei anen usn Makguekilens
Dani- anbielt ?«
»Ganz genau. Du weißt aber auch,
baß ich daran unschuldig bin. baß sie
Deinen Antrag abgelehnt bat.'
.Das weiß ich- Sie haben mit ba
inols auch gesagt, daß Sie Jbeet Toch
tee niele einen Zwang in bee Wahl
ikies Gatten auferlegen werden«
»Das habe ich gesagt und dabei bleibt
es auch-«
.Dns ist sehe löblich von Jhnen,«
böbnte Motiv. .benn wenn ich nicht irre,
ist meine schöne Tausme aus dein besten
W sich selbst einen Gatten auszusp
«Das isi das Neueste. Und wen
denn i
Hekt Rumigny hatte vekspchL diesen
Wortenetne ieønische Färbun zu ben,
aber der hieb saß doch zu iefi un bat
Blut stieg ihm ins Gesicht.
»Sie werden zu even- mein theneeek
Onkel.« fuhr Adel Motiv nnetschiittees
lich sat, Daß das nur natürlich ist.
Jbte Tochter ist schiin und jung« und es
wäre wohl lebt metlwiikbig wenn sie
nicht lieben würd-I
.Un1inn l« brauste here Rumiany
ass. Don tvern sprichst Du i«
EVEN-Hutte Mit-)