Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 06, 1900, Sonntags-Blatt, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Sonntags Blatt
BWiIgC HIHzeIgek MIW 0«.l(l
J P. Windolph, Herausgeber.
Gtm ngaud, Relik» den 6. Juli 1900.
Jahrgang 20. No. 44
Wellenschlag- nnd Fluch-Motoren
.
Wiifrend die Nationen ihre Fiotten
durch tählerne Zerstörung-wertzeuge
zu vergrößern suchen, und während der
· Wettbewerb unter den Seemächten der
Welt täglich eixrlger und hitziger zu
werden dro t, at sich kürzlich in Ame
rica ein frie licherer, aber nicht minder
wichtiger Kamff um die Kräfte des
Weltmeers ent ponnen.
In dem ununterbrochenen Fallen
und Steigen der oreanischen Ebde uno
luth (Gezeiten), in dem ruhelosen
llenfpieie des Weltmeers liegt eine
Kraft verborgen. die ganze Erde in Be
wegung zu seyen. Andieser Thatsache
bat tein menschlicher Geist ge werfett,
seit die Chaldäer vor 5000 Ja ren ihre
primitiden Wasserräder an den Ufern
des Euphrat-s ausstellten und bei ei
ner « ahrt nach der Mündung diefes
Flu es entdeckten, wie das Wasser des
ver n Meerbusenö weimal stieg
und fiel, während die E
auf- und unterging.
Zunächst jedoch war dem Menschen
bestimmt, sich in einfachfier Art die
Kräfte der Wasserfälle dienstbar zu
machen, und dann, am Ende mehrerer
Tausend Jahre, wo Wasser als Kraft
quelle unbeachtet blieb, begann er sich
Kohle und Holz zuzuwenden, welche
ihm nunmehr Dampf lieferten, um
feine Masctnnen in Betrieb zu sehen.
Beide adoptirte der Mensch, nicht weil
onne einmal
sie mächtiger waren als Wasser, fon- T
dern weil sie leichter nach den Werkstat- .
ten feiner Jndustrie-Centren zu schaf
fen waren, während dagegen die vom :
Wasser erzeugte Kraft an Ort und
Stelle oder doch nicht weit davon vers
braucht werden mußte.
Papiermiihlen, Waldbriinde, Ans
rodungen, um Culturland zu gewin- «
nen, dre gesteigerteNachfrage iir Bau-,
Brenn-, und Möbelholz und tansender- :
lei Anderes verschlinan heutzutage den
marttföhigen Holzvrrrath, der über
kurz oder lang ganz geschwunden fein
wird. Vorsichtige Leute stellen bereits
Berechnungen auf, welche nachweisen,
wie beschrantt der erreichbare Kohlen
vorrath der Erde ist, und deuten dr
rauf hin, daf; das Kohlenlager, weiches
unter rentadlen Kosten ausgeben-et
werden kann, Gefahr läuft, bereits von
der jeyigen Generation erschöpft zu
werden.
Ueberall richtet man das Augenmert
auf Flüsse und Seen zur Erzeugung
jener elektrischen Kraft, die bestimmt
zu fein scheint, in Zutunft der Erde
die Triebtraft zu liefern. Erfinderische ’
Geifter sind ernstlich mit dem Ergeb
niß am Werte gewesen, daß in vern.
letzten halben ahre mehr Fortfchritte
betreffs practi cher Wellenfchlag- und
FluthsMotore gemacht worden sind,
als die Culturgeschichte bisher kannte.
Die Zeit ist reif für die Erfindung
einer Methode, wodurch die titanifcheu
Kräfte de Wellen und der Ebbe und
Iluth ent ang den Oceantiisten gefes
selt werden können, um in Dienst der
Menfchen gestellt zu werden. Zwischen
Maine und Florida wechselt täglich
Ebbe und z itztlx und die Wellen
brechen sich ohne Unterhatt an den Kü
ften, eine Kraft erzeugend, größer als
es alle Kohlen der Erde im Stande
wären —- eine unfchätzbare Kraft, wel
che jedes Fabritrad in Amerika drehen
würde, und welche man Tag undNacht,
immer und immer wieder, ohne Kosten
untz ohne Verlust zur Verfügung hätte.
Das Ipro-Juni beruht mehr aus ur
bertragung als aus Erzeugung von
straft. Es ist bereits durchVerlFesserum
gen an electrischer Transmission, die
in den allerletzten Jahren entstanden,
, gelöst worden« Das dazu nöthige Ma
terial ist auch billiger geworden, und
ei bleibt nur noch die Frage zu erör
tern, sür welche Art der bereits ersan
denen Wellenschlag- und Fluch-Moto
re soll man sich entscheiden, oder in
welcher Weise tönnen dieselben noch
verbessert werden.
Jst dies geschehen und die Methode,
die Kräste der See pur Verwendng
aus dem Lande zu üsertragem hat sich
bewährt, dann ist es nicht nur möglich,
sondern sogar wahrscheinlich, das; man
solche Motore meilenweit an den Kü
sten aufstellen wird, und daß sie die
Kräfte liesern werden, uni Städte zu
beleuchten. u ketzeri, Bahnen und Fa
brilen in Fett eb zu setzen.
Eine der einsachsten Methoden, um
die Wellenlrast des Oreans u verwen
den, ltezt dem Wellenschlog- otor von
S. D. nunens aus New ort zu
Grunde. Er ist in der Haupt ache eine
Nachbildung der Sprudellöcher, welche
man häutig an selsigen Küsten antrisst,
wo die Oceanwellen durch eine Richter
sötmige Einsenlung branden, und ihre
Mast, beschränkt aus einen tleineni
Raum, einen Wasserstrahl verursacht,
Der hoch in die Lust schießt.
BeiinEnitnens-Motor wird ein trich
tersönniger Trog mit weiter Oeffnung,
wodurch die Oceanwellen eintreten, an
gelegt, und zwar vom Niedrigntveau :
der tsdbe und Fluttyströniung aus zu-» ;
riia rein Lande zu nach einem geeigne) s
tm Platz. Die Seitenwände des Mo
tors laufen zusammen, seinBoden spitzt
sich unten zu und schrägt sich dann auf-,
wörtö ab, indem er in ein Abzugsrobr
ausläust. Letztere-I windet sich auf
wärts einem Behälter zu, dieser ist in
einerHölie erbaut, welche mit del-Mari
malhiihe correspondirt, die unter ge
wöhnlichen Umständen durch das Ein
strömen der Oceanwellen am Punkte
des Aufl-aus erreicht werden tann. Jst
der Motor sehr groß und auch dasz
strömen der Wellen start, so tann der
Behälter in ziemlich großer Höhe an
gebracht werden.
Jn Wirklichkeit wird aber nur ver
hältnißmäfxig ein tleiner Theil von
dem Wasser, das in die Oeffnung des
Motors an der Küste eindringt, den
Behälter erreichen. Doch wird ein gro
ßer Theil davon bis zu einer ziemlich
beträ tlichen höhe steigen. Wären nun
keine ortegrungen getroffen, so würde
das rückflie ende Wasser das nachströ
mende bedeutend an Kraft berauben.
In diesser hinsicht hat Emmens einen
außer sinnreichen Mechanismus er
funden, welcher nicht nur die Rück
strom-Bewegung aufhebt, sondern satt
die ganze Kraft der Wellen auszu- ;
nii en gestattet.
n dem Punkt, wo die Welle die
Trichtermiindung verläßt und in die ’
aufsteigende Leitung eintritt, gelangt
sie nämlich auf eine Art salschenBoden.
Dieser besteht aus einer Reihe von
guerliegenden Brettern, welche, ange
bracht unter einem etwas größeren
Winkel als der Boden selbst, ein Gan-·
zes bilden, dadurch daß die obereKante
jedes Brett-Z auf der unteren des näch
sten ruht, jedoch so, daß sich die Bretter
gegenseiti nicht ganz berühren. « «
Das asser wird, angetrieben, sich
nach oben wenden, und solange es die
nöthige Kraft hinter sich hat, fortfah
ren zu steigen. Sobald es zurückzuge
hen beginnt, fließt es durch die Zwi
schenraume und wird mittelst eines
Weniger einsach und kostspieliger ist
der Wellenschlag-Motor, den James
C. Walter aus Waco in Tean erfun-v
den hat. Bei dieLem tommti das Prin
cip verdichteter ust in Anwendung.
Einer großen lustdtchten Boje ist hier
entsprechend der Wellenbewegung in
einem kräftig gestütztem sesten Nah
menwert Spielraum gegeben, sich aus
und nieder zu bewegen. Dieser Rah
men besteht aus einer Anzahl aufrecht
stehender Ständer, die fest in den
Meeresgrund eingerammt sind. Diese,
lreissörnrig angeordnet, stehen genü
gend hoch über den Niedrigwasser
Stand der luth, um den Motor zum
Komm der ischsten Wellen steigert zu
lassen.
Dem Mittelstandey an welchem die
Bcje arbeitet, ist eineTriebstange ange
siigt, die so construirt ist, daß sie, un
abhängig von der Höhe des Wellen
gangs, einen leichrnäßigen Stoß er
gibt. Mit der- riebstange steht dieFüh
rung in Verbindun , die die Pumpe
sür die verdichtete «ust bewegt. Zwei
Röhren gehen von der Küste zum o
tor und bringen die verdichteteLuft ans
Land, wo ihre Krast in Eelectricitäi
übertragen oder direct als Maschinen
Triebtrast verwendet werden kann.
Vielleicht die sinnreichste - orm eineci
Wellenschlag-Motors zeigt r von G.
N. Todd aus Los Angeles in Calisor
nien ersundene. Er Strebt nicht nur dar
nach die ganze vertikale Kraft der Wel
len aus unützem sondern steht auch mit
einem rrangement in Verbindung, bei
dem eine endlose Kette von Schöpfekn
durch den Wellenstosz gedreht und so
eine ergänzende Motortraft erzielt
en kann. Dies brachte ihn auf einen
lan, die vergeudete Kraft zu verwen
den, um die Wüsten der Cultur zu ge
winnen. Symons’ Wasser-Moto: ist
tigentlich nur ein einfaches Mühlen
tad, welches abgenommen, je nach
Wunsch transportirt und irgendwo
wieder im Laufe eines Flusses veran
tert werden kann, um innerhalb kürze-·
er Zeit Triebtraft zu liefern. Ur
Priin lich war es die Jdee des Erfin
ers, einen Motot nur in den Flüssen,
die durch uncultivirtesLand laufen, zu
gebrauchen, um Wasser zu beben und
ie Nachbarstrecken zu bewäsfern; aber
kein Grund liegt vor, warum er nicht
in ir end einem Strom gebraucht wer
den Hollte und für irgend einen thzeoh
den ein gewöhnliches Wasserrad erfullt.
Symons’ Wasser-Moto: besteht aus
einer großen hohlen Trommel, welche
auf der Oberfläche des Wassers
chwimmt und wie die Achse eines Ra
s arbeitet. Ein Ende der Trommel
wird mitten im Strom verankert, das
antere reicht zur Miste. Wenn sie befe
stigt ist, wird eine Reihe Schaufeln an
der Trommel angebracht. Diese bela
sten das ganze Rad, bis es halb unter
getaucht ist. Sobald die Schaufeln be
festigt sind, fängt das Rad, getrieben
den der Kraft der Strömun» an, sich
zu drehen. Die Schaufeln sind derart
Formn daß ihre Auszentanten das
asser zuerst berühren. Dadurch wird l
jeder Moglichteit vorgebeugt, daß das s
Rad in der Strömung stecken bleiben i
und seine Thätigteit einstellen könnte. !
Am Ende des Motors und an seiner ;
Achse ist ein Zahnrad angebracht, das, ;
in ein ähnliches Rad greifend, dazu «
»Und ich bin hier, weil ich auf die
Ratbschliige der meinigen gehört
habe,« fuhr Maximilian düster fort . .
« Am 16. Juni gegen Mittag —- die
Gefangenen waren gerade beim Früh
stück. und Frau Miramon befand sich
bei ihrem Gatten —- trat der Fiscal
Aspiroz mit der Antündigung ein, daß
die Begnadigung verweigert und die
Hinrichtung auf 3 Uhr am selben
Nachmittag anberaumt sei. Frau Mi
ramon und Frau Cobo gingen wan
kend fort. Miramon schrieb mehrere
Briefe.
Es schlug drei. Die Mannschaft
stand unter Waffen, der Hof war mit
Soldaten dicht angefüllt. Man er
wartete die Weisungen des Besehlsha
bers, und in dieser grausamen Erwar
tung verstrich langsam die Zeit.
Endlich, wenige Minuten vor vier
Uhr erschien ein Adjutant des Gene
rals Ezcobado.s Er überbrachte den
Befehl, die Execution drei Tage auf
zuschieben.
Frau Miramon kehrte zu dem Ge
neral zurück; aber dieser wollte ihr
die Erneuerung der schrecklichen Em
pfindungen ersparen und bat sie des
halb, sich nach San Louis Potisi zu
begeben und dort bei Juarez (dem
Präsidenten) Begnadigung zu erwir
ken. Sie dürfe jetzt diesen Schritt als
aussichtsvoll betrachten, da sie alle mo
ralisch bereits Todesqualen ausgestan
den hatten.
Frau Miramon weigerte sich, die
Reise zu unternehmen, da sie in drei
Tagen doch nicht anlangen könnte;
aber der Kaiser bestand daraus.
.·., Ein WcllcuschlagzMutor in Tl)ä1igtcit.
Tr es, der unter der Leitung ange
bragt ist, zum Wasserrad geführt
Das Rad nun, das möglichst nahe dem
Wasserspiegel der See angebracht ist,
wird nicht nur vom Reservoir aus ge
speist, sondern gleichzeitig auch durch
eine Anzahl Drainaaeröhren. Emmens
legt seinen Wellenschlag-Motor so an.
daß er zu allen Zeiten das Wasserrdd
speist, unddasz die dadurch erzeugte
Kraft eine ununterbrochene ist. Jn der
Praxis weicht das Wasserrad nicht
viel von den Turbinen ab, die man ietzt
allgemein zur Uebertragung von Was
fertrast benutzt.
Der Ebbe und Fluth benützende Ap
parat des Schweizers MeutisHilty be
ruht auf den Prineipien des Hebers.
Ein starker Wasserthurm, in welchem
die steigendeFluth durch geeigneteOeif-f
nungen am Grunde eindringt, wird
nahe an der Scetüste errichtet. Sobald
das Wasser eintritt, öffnet es Ventile,
die am Boden des Reservoirs ange
bracht sind. Diese offnen sich nur nach
oben. Jst die Fluth zu voller Höhe ge
stiegen und die Ebbr beginnt so schlie
szen sich die Ventile, und das Reservoir
ist bis zu einer Hohe mit Wasser ge
füllt, welche dem Hochwasser der Fluth
strömung gleichkommt
Ein großer hebel leitet dann das
Wasser til-Küste, wo es über eins-Trieb
rad slie en kann. e nach Wunsch tön
nen eine Anzah Vorrathsreservoir
längs der Küste gebaut werden. Das
Wasser kann zunachst zu diesen mittelst
ebelverbindung geführt werden und
piiter nach Belieben zum Betrieb des
? Rades benutzt werden. Jin Fall die
. Branduns an dem Punkte, ioo man die
Kraft anfangen will, start ist, kann
man Refervoire anlegen, in die die
Wellen zur Muth einlaufen
Es ist-sein Grund vorhanden, zu be
zweifeln, daß Menli Hilty seinen
Flutinotor nicht an solchen Puntten
wie der FundviBai auffiellen könnte-,
wo der Unterschied un Hoch und Nie
drigwasserstand der Fluth oft 40 Fuß
und mehr beträgt. Ob er sich an allen
Puntten intlana der atlantisetienstiiste
praktisch bewähren tritt-, ist war
fraglich, wenn man bedenkt da et·
nicht zur Krafterzeugunq gebraucht
werden kann, es sei denn zur Niedrig
fluth.
wird. -
Der Motor ist an den Enden durch
eigenartig constkuikte Pfeiler gestützt,
und eine einfache Rinne an jeder Seite
gestattet ihm mit den Wellen zu stei
gen und zu fallen. Ein Kurbelarm ver
bindet den Motor direct mit den Dy
namos der Kraftstatiom wo die Wel
lenktaft in Electticität übertragen
wird.
NM. D. Compton von Gast Orange-,
N..,J hat sich einen Fluth- Motok va
tentiten lassen, bei dem durch eine Zu
sammenstellung von Reservoirs das-.
Wasser des Oceans zur Hochfluth in
I
Symou’s Wasser-Wotan
einem großen Basin aufgefangen wird.
Jst das Basin gefüllt und Ebbe einges
treten, dann kann das Wasser, nach
dem es über einTutbinenrad gegangen,
wieder zu seinem Niveau, urüalehten.
Diese Mel ode ift fehr einzfach und ge
wifz erfolgreich zu verwenden, wo die
Natur entkang oder nahe der Seetüfte
Fluthrefervoire gebildet hat·
Während der Erfindungsgeift thei
tig war, längs der ungeheuren Strecke
des Landes, welcher Ebbe und Flutlf,
sowie die Wellen des Weltmeers zu
gänglich sind, hat J. E. Symons, der
in der kleinen Bergftadt Boife City,
Jdaho, lebt, die Kraftvergeudung in
den Flüssen und Strömen des Felsen-—
qebiras beobachtet. Mit Sorgen hat
fein Blick auf den Ungeheuren Wüsten
geruht, die man oft im Westen antrei
dient, irgend eine damit verbundene
Maschine zu treiben. Ohne Zweifel :st
der Symons sche Wassermotor eine
wetthvolle Erfindung, die bald allge
mein in Gebrauch kommen dürfte,
denn seine Herstellung verursacht teine
großen Kosten, und er läßt sich irgend
wohin und zu jeder Zeit leicht trans
portiren.
Das Ende der Tragödie
Kaiser Maximiliantz letzte Tage-«
Es war am Isi. Juni 1867.
Jn dem Kloster Capuchinas hatte
man die Gefangenen untergebracht.
Zu Seiten des Kaisers befanden
sich General Miramon und dessen
Frau. Alle verharrten in trauriger
Stille. Der General, überhäuft mit
Lästerungen, wie sie den Besiegten ge
meinhin treffen, fühlte in den langen
Stunden der Gefangenschaft und des
Kampfes um seine Ehre —- nicht um
fein Leben, das er der Willkür - un
barmherziger Richter preis-geben
mußte — aus das Tiefste die Erge
benheit seiner Gefährtin, und seine
Zuneiguna zu ihr war die innigste.
Er hielt ihre Hand in der seinigen,
und sanft führte er sie vielleicht un
betv ußt, an seine Lippen
Der Kaiser bemerkte diese Bewe
gung, und Thränen traten ihm in die
Augen. General Miramon und seine
Frau glaubten, das; die Erinnerung
an die Kaiserin diesen plötzlichen
Schmerzensausbruch verursacht hätte.
»Nein,« saate Maximilian, »ich
habe nur zu spät erkannt, wie sehr
Ihr mir ergeben gewesen. und es
schmerzt mich, daf-, ich Schuld an
Eurer Trennung bin.«
. »O, Sire,« entaeanete der General,
»wenn ich auf die Rathschliine meiner
Frau qehiirt hätte, wäre ich nicht
hier «
« Tie olviae Schilderung, welche den
Metnoireu der Wittwe des General-H
Mirmuon entnommen ift, lrvelche mit
dent ungliietlieiieu Matimiliau vonMeritv
nnd dein General Meiia in Litetetaro
erschaffen wurde, dürfte von unt so grüne
rcn Interesse sein« alsJ anr m. Juni der
Jahres-tun des-«- Zehlitfmiteks des unreifen
den staiserdratnacs ift. Die Redattiote
Am anderen Morgen, Montag, den
17. Juni, nahm «Frau Miramon die
Diligence nach San Louis. Sie fand
dort Unterstützung bei den Anwalten
Riva Pulacio und Martinez de la
Torre« den Bertheidigern Maxim
lian’s. den Ministern Oesterreich-Un
garns und Preußens, und dem juari
stischen General Jeronimo Trevenio,
dessen edelmiithiae Gefühle sich nie ver
leugneten und dessen Bitten so drin
gend waren, daß Juarez, im Herzen
bewegt, einen Augenblick schwankte.
Aber Lerdo de Tejado erschien.
Juarez’ Minister des Auswärtigen
war kleinvon Wuchs und kahl, hatte
eine starke Adlernase und einen klei
nen etwas schiefen Mund.
»Heute oder nie, Herr Präsident,«
saate er, »werden Sie den Frieden
der Revublik sichern.«
Der Kaiser war das Kaisertl)um,
und der General Miramon, jung und
kühn, er war nnstreitig der erste
Krieasheld Mexikcksx wag den Gene
ral Mejia betraf, so war er von reiner
eingebrorener Rasse, ein tüchtiger Sol:
dat von größter Popularität unier
den Jndianern Diese drei Männer
mußten verschwinden. Juarez, in sei
nem neuerlichen Entschlusse irre ge
macht, setzte den 19. Juni als Tag der
Hinrichtung fest.
Am Tage vor der Hinrichtung trat
Oberst Polaco, der mit der Bewa
chuna der Vernrtheilten betraut war
und sich deren Zuneigung zu gewinnen
verstanden hatte, in die Zelle Mira
mon’s, der ihm zuries:
,,Endlich, Oberst! Jn Jhren Zügen
lese ich Alles! Wo soll die Hinrichtung
stattfinden?«
»Ich weiß es nicht, General.«
»Ich denke, man wird den Cerro de
las Cavanag gewählt haben.«
»Ich glaube auch,« stammelte der
Oberst.
»Um so besser, es ist ein Höhe
vanit.« ,
Miramon machte bis Mitternacht.
Um diese Stunde brachte ibm Lom
bardo, der Bruder seiner Frau, ein
Telearainm von Letzterer, welches be:
sagte: »Alles verloren. Auf Wieder
sehen im Himmel. Concha de Mira
mon.«
W
Miramon zertnitterte das Tele
gramm in seinen Fingern»
»Nur um meiner Frau willen ber
lasse ich das Leben mit Bedauern.
Gehe,« sagte er zu Lombardo, ,sei
morgen mit den anderen Verwandten,
welche der Hinrichtung bei uwobnen
versprochen haben, auf dem erro und
bringe eine Decke mit, um meinen
Körper der öffentlichen Neugierde zu
entziehen.«
Im Corridor traf der General aus
Maximilian, der sich von dem Anwalt
Eulalio Ortego verabschiedete.
,,Welch’ schöner Tag, Don Erkla
lio,« sagte Maximilian; »einen solchen
hätte ich mir zu meinem Todestage
ausgesucht.«
Ein Trompetensignal wurde laut,
und Meximöliam der dessen Bedeutung
nicht verstand, fragte Miramon:
»Miguel, ruft das zur Hinrich
tung?«
»Ich kann Jhnen keine Auskunft
geben, Sire; es ist das erste Mal, daß
man mich erschießt."
Diese Antwort brachte ein Lächeln
auf die Lippen des Kaisers.
Die Stunde war gekommen. Die
Verurtheilten bestiegen je einen Wa
gen und fuhren durch die Straßen von
Queretaro inmitten einer gedrängten
Menge, welche vollerEhrerbietung und
Rührung war. Taschentücher kamen
in Bewegung und zuweilen drang der
Ton von lautem Schluchzem zu dem
Ohr der Exequenden. Die Verurtheil
ten grüßten — sahen in dem Haufen
bekannte Gesichter. Wenige Minuten
vor sieben Uhr langten sie auf dem
Cerro de das Campanas an, der weni
ger als eine Meile von der Stadt ent
fernt ist. Sie verließen die Wagen,
gingen zu Fuß bis zur Mitte des
Bergabhanges und stellten sich mit
dem Rücken gegen ein Gebüsch. Gene
ral Garcia de Leon, Commandeur der
Exekutions - Truppen, ließ einen Ta
gesbefehl verlesen, welcher mit dem
Tode Jeden bedrohte, der sich der Hin
richtung widersetzen würde. Hieran
nåarld ten Verurtheilten das Wort er
t ei t.
Der Osfizier, welcher das Exem
tions-Peloton befehligtt, näherte sich
Maximilian und bat ihn um Verzeik
ung wegen der Ordre, die er auszufü -
ren im Begriff stand. Der Kaiser ver
theilte Goldmünzen mit seinem Bild
niß unter die Soldaten und empfahl
ihnen, nicht auf sein Gesicht zu zielen.
Dann umarmte er die Generale Mejia
und Miramon. Da Letzterer sich zu
feiner Rechten aufgestellt hatte, agte
er mit lauter Stimme: »Die Tapfe
ren müssen von den Fürsten bis zum
Tode ausgezeichnet werden; General,
nehmen Sie den Ehrenplatz ein!« —
Der Kaiser wandte sich zu der Menge
und sprach mit fester Stimme zu ihr:
»Mexilaner! Die Männer meiner
Rasse und meines Hauses sind dazu
geboren, das Glück der Völker zu schaf
fen oder Märtyrer zu werden. Möge
mein Blut das letzte sein, das zur Er
lösung dieses unglücklichen Landes
vergossen wird. Es lebe Mexiko!«
Unmittelbar daraus rief der Gene
ral Miramon mit einer Stimme, so
klar, als ob er die Armee auf dem
Schlachtfelde tommandirte:
,,Mexikaner! Vor dem Kriegsge
richt wollten meine Vertheidiger nur
mein Leben retten. Jn dem Augen
blick, da ich im Begriff stehe, vor Gott
zu erscheinen, protestire ich gegen den
Namen eines Verräthers, den man
mir in’s Gesicht geschleudert hat, um
meine Verurtheilung zu rechtfertigen.
Mögen die Mexikaner von dem Namen
meiner Kinder diesen Flecken der Ehr
losigkeit tilgen, und möge mein Vater
land glücklich fein. Es lebe Mexilo!««
General Mejia hob die Augen zum
Himmel:
»Heiligstc Mutter Gottes, ich bete,
daß Dein Sohn mir vergebe, wie ich
Denen vergebe, die mich hier opfern.«
Das Feuer des Pelotons blitzte auf
und durch die sich verslüchstigenden
Rauchwolten sal-, mai-» wie Maximi
lian sich stöhnend in seinem Blute
wand. Ein Gnadenstoß beendete sein
Leben. . .
-——--—-« -.— -—--—
Beten am Todten Meer-.
Daß unsere Zeit unter dem Zeichen
des Verkehrs steht, erfährt selbst das
lange Jahrhunderte fast vergessene, von
den Reisenden meist gemiedene Todte
Meer, von dem jüngst berichtet wurde,
es steht in Gefahr, in absehbarer Zeit
der »Bote aus Zion« berichtet, soll
nämlich diese abgelegene Wasserfläche
ihrer Einsamkeit entrissen und dem
Verkehr erschlossen werden. Das grie
chische Kloster in Jerusalem, das große
Besitzungen In dem neuerdings wieder
aufblühenden Kerak, auf der Ostseite
des Todten Meeres, hat, nimmt ei, en
alten, bis jetzt aber nie zur Ausfüh
rung gelangten Plan wieder auf, in
dem es eine Abkürzung des dorthin
führenden Weges- erstrebt. Dies kann
aber nur durch einen Schiffsvertehr
auf dem TodtenMeere geschehen. Schon
sind tsic Vorbereitungen hierzu soweit
gediehen, daß ein in Hamburg gebau
teg Petrolenmbont an’Ls Todte Meer
gebracht werden konnte. mo eH ietzt sei
ne Probefahrten hält. Dasselbe trägt
den verheißnnagvollen Namen Pro
dromos (Vorl·ciuser). Wenn es auch
Zunächst nur zum Schlepven von Last
kälmen bestimmt ist, so dürfte es in der
Reise-Mit doch auch siir dieBesiirderung
von Personen verwandt werden, da es
Einrichtungen zur Unterbringung von
Pasiagieren besitzt.