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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 22, 1900)
W Putz-tin einst und seht. —.--. Von Pan l C beist, seither deutscher Marine - Ofsizier. Ueber den Anfang der Naoigation ist Ins nichts bekannt, er verliert sich in Icrgeschichtlicher Zeit und in der My thrlogir. Die Alten schrieben ihre Er findung den Göttern zu, die Griechen s der Minerva, die Römer dem Neptun, I und sie thaten recht daran —- ift doch « von einer E r f i n d u n g der Naviga txt-n launi zu sprechen. Viel-mehr hat sie fxckz im Laufe der Zeiten mit der fort schreitenden Kultur, als nothwendige Folge gesteigerter Bedürfnisse und höhe rer Intelligenz, aus sich selbst entwickelt. Man könnte ebensogut fragen, roer hat das erste Haus oder die erste Belieidung erfunden. Sich die heutige Welt ohne Navigation vorzustellen, ist nahezu un möglich, wenn wir bedenken, daß dieser « anze Kontinent, sowie Australien und selbst Groß - Britannien für uns nicht existiren würden. Die Jdee des Schwim mens haben unsere Vorfahren vor un gezählten Jahrtausenden ohne Zweifel der Natur abgelauscht, durch Beobach tung der Schwimmoögel und anderer Thiere. Ahgerissene in Flüssen treibende Baunrstümme waren ihre ersten Fahr zeug-e und lange Zeit mag vergangen sein, ehe ein seinen Zeitgenossen an Jn telligenz überlegenes Genie auf die Idee lam, der Natur, durch Aushöhlen eines Baumstamrnes vermittelst Feuers oder scharftanti er Steine, nachzuhelfen und so das erste Kanoe over Boot zu lon sttuiren. Möglich auch, daß das erste künstliche Fahrzeug ein Floß war. Es liegt aus der Hand, daß die ersten pri mitiven Versuche der Navigation in ei nem heißen Klima gemacht wurden, da :—: nicht gut dentbar ist, daß die Unmu scken einen nördlichen Wintetz mit Schnee und Eis zu überdauern im Stande waren. Unter den Hölzern der heißen Zone dürfte es nicht schwer sal lrn, eine Auswahl zum Bau erier Flas . ... ki..!«4 k-1. st- -t..- I-— III-« ou sccsscsh Iwksllc III-» UIS stahl-st- schn chbus ganz besonders fiir derartige Zwecke bestimmt zu haben. Kein ande res Holz ift so stark, geschmeidig und leicht. Auch die heutzutage eine so große Rolle im Schiffsbau fpielenden wasser dichten Abtheilungen sind bei ihm vor hcnden. Verbindet man einige Bam buestämme miteinander, so hat man das Jreal eines Flusses. Noch heutigen Ta xes werden derartige Fahrzeuge auf ei nigen ostafiatifchen Jnfejn rnit großem Erfolg benutzt, z. B. ruf Formosa. Bei einem Besuch dieser Insel im Jahre 1875 hatte ich Gelegenheit, Dieselben lennen zu lernen und eine kurze Be schreibung diirfte nicht ohne Jnteresse sein. Etwa 20 starte Bambusrohre von l;——8 Zoll Durchmesser und 25 Fuß Länge find vermittelst einiger Quer leisten (ebenfalls Banibiis) zu einem festen Floß verbunden. Jn der Mitte, etwas nach vorn zu befindet sich eine Vorrichtung zum Einsehen des Mastes « (auch Bambus), welcher mit einem an einer Raa befestigten viereckigen großen Segel aus geflochtenen Matten versehen ist. Zu beiden Seiten find Dollen zum Ein-legen von Riemen angebracht. i e steuert wird ebenfalls vermittelst einså Riemen-L Fiir Passagiere ist auf dem birxteren Ende des Fahrzeuges eine große Biitte aufgestellt, iiber weiche ein Sitz brett gelegt ist. Mehr wie 2 Persönen heben jedoch daran nicht Platz. Die Be dienungsmannichzit besteht auSBManm welche beim Rudern ftehen und zwar meist bis an die Knochel oder noch tiefer iir Wasser, da alle Wellen und die Branoung darüber wegsviilen. Selbst verständlich tann von Segeln nur die Rede sein, wenn der Wind achterlich, d. h. von hinten ist. So wenig oersprechend dxefe Fahrzeuge auch beim ersten An blick erscheinen mögen, fo find sie doch di.ßerst seetiichlig, man iann mit ihnen die stärksten Brandnngen vassiren und da ihr Tiefgang sehr gering ist, fahrt man mit ihnen hoch auf den sandigen Strand hinauf, und ist irn Stande, trockenen Fußes das Land zu erreichen wag mit modernen Booten tauin moglich ist. Aehnliche Fahrzeuge werden auch an einzelnen Punkten an der Küste von Zijoainerila benutzt, jedoch sind hier die Flöße meist nicht von Bambus tonftruirt und in Folge dessen auch nicht so seetiichtig — sie sollen häufig lentern, ohne jedoch da durch« den Bootleuten viele Unbeguem lichieiten zu bereiten, welche einfach den Mast auf der andern Seite aufrichten und ruhig weiter fahren. Beide Seiten sind nämlich ganz gleich eingerichtet Für- Passagiere dürften diese Boote nicht sehr empfehlenswerth sein. Die aus einein Bauinstamme gefertigten Canoes findet man noch heute fast iiber die ganze Welt verbreitet, obgleich sie in Bezug auf Tatelage etc. große Mannig faltigkeit aufweisen und initunter sehr tunstvoll gearbeitet sind, wie z. B. bei den Samt-unrein Auf Cenlon und vielen Inseln des rohen Oceans sind die Ca noes, um e gegen das Kentern zu schützen und stabiler beim Segeln zu ma chen, mit sog. »balanee frames« versehen. Auf dem Euphrat und Tigris werden noch heute Boote aus Weidengeflecht, wel che mit Thierhäuten über-zogen sind, be nutzt —- genau so wie die alten asiati schen Boote priihistorischer Zeit nach Darstellungen auf ausgegrabenen Bas reliefs etc. Diese Boote mögen die Jdee zum Bau von ganz aus Holz gebauten ößeren Booten und Schiffen gegeben est-but Das erste grifßerev Fahrzeug, pur welchem wir schriftliche Ueberliese tu halten« it die wohlbekannte Arche RML Nu der Bibel hatte dieselbe www eine Länge von 800 Ellen, war 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch ———also ein recht respetinbler Kasten, tsr sich mit unseren modernen groß-en Se dampfetn in Bezug auf Jtiiumlichteit wol messen dars. Wie N sah es allerdings fertig brachte, eine-m derartigen Riefensahrzeug die nöthigt Fefti - und Dichtigteit zu geben« um fast ern ahr lang Wind und Wasser zu trohom bleibt ein Räthsei. Ebenfalls diirfte die Ventilation bedenkliche Män gel auszuwerfen gehabt haben, denn es befand sich nur ein Fenster von einer Elle LanIeUnd Breite in der Mitte des obe ren as. Dieses Fenster sowohl, wie auch die in der Mitte der Seite befind liche große Thüre, wurde jedoch die ganze Zeit uber fest verschlossen gehalten. Bei der etwas gemischten Gesellschaft, welche sich im Jnnern zusammengefunden hatte, muß die Atmosphäre dort bald selbst für abgehiirtete Nasen etwas störend gewesen sein. Auf die spätere Schiffsbaulunft und Navigation tm Allgemeinen ist Noahs Kasten jedenfalls ohne Einfluß geblieben. — Jn der Geschichte werden die Phöni zier gewöhnlich als die ersten Seefahrer genannt, doch brachten sie ihre-nautischen Kenntnisse wahrscheinlich vom Persifchen Golf unsd dem Euphrat und Tigris in ihrer Wanderung nach den Gestaden des Mittelmeeres mit. Sidon, Thrus und Carthago sind die Städte, welche nach einander die Schifffahrt und den handel des Mittelmeeres beherrschten. Zuerst waren ihre Schiffe offen, hatten toinen Kiel und wurden Riemen oder Räder als einzige treibende Kraft benutzt. Der artige- Boote mußten sich natürlich stets in der Nähe der Küste halten« Nachts oder bei Nahen eines Sturmes wurden sie aus den Strand gezogen. Als Anker wurden an Tauen befestigte Steine be nutzt —- genau wie heute noch in vielen Theilen der Welt —- auch sogar in Eu ropa — bei Fischerfahrzeugem Wann das erste Segel benutzt wurde, ist nicht be kannt. Nach Homer benutite Herkules sein Gewand, ein Löwener, als Segel. Andere schreibe-n die Erfindung den Thrern oder auch den Dädalus zu. Wahrscheinlich waren die ersten Segel aus geflochtenen Schilfmatten gefertigt —— später aus Papyrus bei den Aegypi tern. Zuerst begnügten sich die Schiffe mit einem Mast, bald wurde je doch noch ein zweiter zugefügt und die Boote oder Schiffe wurden gleichzeitig gedeckt und konnten so den Wellen besseren Widerstand leisten. Das Steuern geschah vermittelst eines tosen Hand Steuerrades, eines einsa chen etwas breiteren Riemens. Diese Art der Steuerung hat sich noch bis spät in das Mittelalter hinein bei allen Völ lern erhalten« Es wurden bei größeren Schiffen, besonders bei Kriegsschifsem zwei und selbst vier derartige Steuerrä der benutzt. O.:- C-...-s-.-—LT--n e--I-k--;« DE LI UII CJUUPLULDUILIIsI, IUGIWIH IIW VII Phoenieier jedoch unt die Radigation er warben, bestand darin, daß sie sich durch Beobachtung der Sonne und der Sterne von der Küste einigermaßen unabhängig machten und so den Grundstein zu der heutigen astronomischen Natttit legten. Sie maßen den Schatten der Sonne um Mittag vermitteift eines Instrument-L Gnowon genannt und konnten aus diese Weise die Breite des Ortes ziemlich ge nau bestimmen. Auch andere nautische Jnstrumente sollen schon damals benuyt worden sein« doch wissen toir nichts Nä heres darüber. Die Bestimmung der Länge war den Alten wohl ebenso unbe kannt wie dem Columbus einige Jahr tauswde später. Karten wurden eben falls schon oon den Alten benutzt und zwar soll Hipoardeus schon eine solche. nach Mercatons Projection gemacht ha- H ben. Etwa um 1250 vor Christus um: : segelten phonizische Schiffe zum ersten Mal« die Säulen des Herculeg und leg ten Kolonien an der Westküste von Spa nien an. Weiter nach Norden segelnd, gelangten sie über England und Frank reich sogar bis in die Ostsee-, wo sie fchwunghasten Handel mit Bernstein trieben und jedenfalls auf die Entwicke lung der Naoigation in jenen Ländern einen großen Einfluß ausübten —- lei der wissen wir darüber nichts —- es be ruht Alles nur aus Vermuthungen. Nach Süden zu, an der Küste Afri ta’s entlang segelnd, sollen sie sogar das Cap der Guten Hoffnung umschifft ha ben und so bis ins Rathe Meer und den Persischen Golf gelangt sein. Doch sind diese Ueberlieferungen nicht genügend derbiirgt und sehr unwahrscheinlich Hingegen sind dhönizifche Kaufleute sicherlich durch Aegypten nach dem Ro then Meer gelangtund haben von dort aus mit Jnoien in Handelgoerbindung gestanden. Nächst den Phöniziern gelangte die Navigation bei den Griechen und später bei den Römern zu großem Ansehen Ueber oie Größe der damaligen Schiffe haben wir nur sehr unzuoerlassigeUeber lieferungen, doch wenn wir dem Histori ter Callixenus Glauben scheuten dürfen, fo hatte das Schiff des Ptolemeus Phi lopater recht stattliche Dimensionen. Seine Länge betrug 420 Fuß, die Breite 57 Fuß und die hohe am hect über Wasser 80 Fuß. Es hatte vier Steuer räder von 45 Fuß Länge, und war mit allerhand Schmuck in verschwenderischer Weise ausgestattet. Die Besatzung be stand aus 4000 Mann. Es hatte sieben Ruderbiinte mit je 50 Rudern u. s. w. Augenscheinlich hat der historiter seiner Phantasie etwas- start die Ziiget schießen lassen. - doch auch Andere berichten von ähnl chen thiesenfchiffen in Aegyp ten und wenn man die Kolossalbauten jener Zeit am Land betrachtet, so er W scheint es immerhin möglich, daß derar tige Fahrzeuge existirt haben —- ob die selben jedoch jemals irgend welchen prak tischen Werth hatten ist eine andere Frage. Jm Allgemeinen dürften die Schiffe des Alterthums nur bescheidene Dimensionen auszuweisen gehabt haben und die Besatzung der größeren Kriegs schiffe nur selten 200 Mann überschrit ten haben. Die numerische Stärke der z Flotten jener Zeit erfüllt uns noch heute T mit Bewunderung —- oorausgesetzt. daß Z die Gefchichtsschreiber nicht geftunlert i haben. So hatten die Perser in der ! Seeschtacht bei Saiamis mer als 1,200 Triremen und ca. 3,000 Transpork und andere Oilfsbootr. Obgleich die ! Griechen dem nur zirla 380 Schiffe entgegenstellen konnten, wurde die riesige Perserflotte doch vollständig vernichtet — allerdings waren die Ele mente den Griechen zu Hilfe gelommen. Man unterschied Uniremes, Biremes, Triremes, Quadriremes und Quin queremes, je nach der Zahl der übereinander liegenden Ruderbänlr. Die lleineren Ruderer waren un ten und außen placiet , die größe ren nach oben und innen zu. Die gro ßen Riemen wurden oft von 6—8 Mann bedient. Gleichmäßigkeit beim Rudern wurde durch Musik oder Gesang erzielt. Diese Art Schiffe —- auch Galeeren ge nannt —- haben sich noch bis in die neuere Zeit erhalten, besonders in Frankreich. Brig und Heil waren stets bedeutend er höht und die größeren Galeeren hatten einen resp. 2 Maste mit Mafttorb an der Spitze, theils zum Ausguci und theils zum Schleudern von Steinen etc. Der Bug hatte vorn eine starke mit Eisen be schlagene Ramme, um den Feind in den Grund zu bohren — ähnlich wie unsere modernen Panzerschiffe. Jm vorigen Jahrhundert wurde im Lago Riecio in Jtalien eine römische Galeere aufgefunden und gehoben, aus - der Zeit des Trajan’"5. Sie ist das äl s teste Fahrzeug, welches existirt und lie l l fert den Beweis für die Güte nnd Voll kommenheit der Schiffsbaulunft in An l fange unserer Zeitrechnung Das Schiff ist vorzüglich erhalten und der Boden mit durch Kupfernägel befestigtenBleiplatten betleidet. Die Nähte sind in derselben Weise gedichtet, die noch heute bei Holz schifer gebräuchlich ist. Ein Seitenftiict . hierzu bietet das im Fiieler Museum auf I bewahrte Wickinger Schiff, welches 1864 ini Athdamer Moor gefunden wurde. Es » stammt wahrscheinlich aus dem 5. oder ei. «Jabrhundert, ist ein offenes, etwa 45 EFuß langes Ruderfahrzeug mit hoch-ste hendem Vor- und Achtersteven, ähnlich den modernen Fischer- nnd Rettu11g5 booten. Jn ähnlichen Booten mögen unsere germanischen Vorfahren einst Britannien Jund die Nordliifte Frankreichs erobert haben. Auch aus Island und Grönland » hatten sich schon im 7. Jahrhundert ger manische Stämme niedergelassen und ein eigenes neues Reich gegründet· Von - dort aus entdeckte Leif Eriison um 990 das Festland von Nord-Amerika Auf Rhode Island und im Staate Massachu setts, dem alten Weinland, hat man un widerlegliche Beweise dafür gesunden und wurde ihm auch in Boston 1887 ein Denlmal gesetzt. Auch in Südamerita, im Staate Bahia in Brasilien, hat man - die Ueberreste einer uralten Stadt gesun ; den nebst einer Steinplatte mit Mandi ! schen Runen ———- ein Beweis, daß die küh « nen Normannen in ihren kleinen gebrech lichen Fahrzeugen schon vor 1000 Jahren bis dahin vorgedrungen waren. Ohne Kompaß tio weit wir wissen) oder andere nautische Hilfsmittel — — nur die Sonne bei Tage und die Sterne bei Nacht als Führer --—— wahrlich diese Thaten erfül len uns mit Bewunderung und Stolz im Bewußtsein der nahen Statnmverwandt fchaft. Während des Mittelalters machte die Navigation im Allgemeinen nur geringe Fortschritte Jm Mittelmeer beherrsch ten besonders Venedig und Genua Han del und Schiffsahrt, erstere nannte sich stolz die Königin der Adria, und in feier licher Ceremonie wurde alljährlich die Vermiihlung des Dogen mit dem Meere vollzogen. Am Ende des 14. Jahrhun derts besaß Venedig eine Flotte von 3000 Kauffahrerm 300 davon von je 700 Tonnen Gehalt und hatte eine Kriegs marine von 45 Schiffen mit 11,000 Mann Befatzung Jm nächsten Jahr hundert stieg diese Macht noch bedeutend. Spanien, Portugal, England, Holland und Frankreich gelangten zu großem An sehen und stritten sich in zahllosen Käm pfen um die Oberherrschaft zur See«. Jn der Ost- und Nordsee war lange Zeit die Hansa die herrschende Seeinacht. Nur langsam änderte sich Form und Einrichtung der Schiffe. Erst im 15. Jahrhundert wurde die Talelage der größeren Schiffe durch Aufsetzen einer Stänge auf den unteren Mast wesentlich verändert. Diese künstliche Verlänge rung der Maste ermöglichte eine Ver größerung der Segelfliiche und hatte den Wegfall der noch meist ins Gebrauch befindlichen Riemen als Propeller zur Folge. Zur selben Zeit wurde das am Hintersteven befestigte Steuerruder ein geführt und die bis dahin losen Hand steuerruder kamen in Wegfall. Der ersten Verlängerung der Masten folgte bald eine zweite, die Bra·mstiinge, und das vollgetalelte Segelschisf, wie wir es noch heute kennen, hatte sein Erscheinen gemacht. Es hat vier übereinander liegende Raaen mit daran befestigten Segeln, ist also gewissermaßen vier Stock hoch. Bei großen Kauffahrern s ogar fünf, da, der leichteren Handha ng wegen, der zweite Stock, das W Marssegeh getheilt ist« indem zwei Marsraaen an derStiinge angebracht sind, eine über der anderen. Was die Schifssfiihrung anbelangt, so war die selbe immer noch dieselbe wie bei den Alten -— die Küsten nnd die Gestirne waren die einzigen Anhaltspunkte bis zur Erfindung des Schiffstoinpas fes, dieses wichtigsten aller nautischen Instrumente Ohne ihn wären alle lspäteren nautischen Erfindungen, wie Sextant,Chronon1eter etc werthlos. i Erst mit dem Kompaß wurde eine ziel bewußte, sichere Führung des Schiffes ermöglicht Er ist gewissermaßen das Fundament, auf welchem die neuere wissäreischastliche Navigations ausgebaut Wut . Wann, wo und von wem der Kompaß erfunden wurde, ist nicht bekannt. Fla vio Ginga, ein Jtaliener aus der Ge gensd von Amalsi, wird gewöhnlich als der Erfinder genannt (1307), doch dürfte er nur zu dem Ruhme, ihn ver bessert zu haben, berechtigt sein, indem er die Magnetnadel an einer in acht Striche — die Haupt- Himmelsgegenden darstellend — getheilten Scheibe befe stigte, dieselbe auf eine Spitze setzte und so einen dem modernen Schiffstompaß ähnlichen Kompaß konstruirte. Die Eigenschaft eines Magnets, frei aufge hiingt, nach Nord und Süd zu zeigen, war bereits vor ihm bekannt. Von den Venetianern wird berichtet, daß sie an Kork besestigte Magnetnadeln auf dem Wasser schwimmen ließen. Nach Wachsmuth war der Kompaß bereits um 1250 ins Schweden bekannt und nach Hellams war er sogar schon um 1100 inI Gebrauch. Möglich auch, daß den Phöniziern der Magnet schon be kannt war, doch existiren darüber keine zuverlässigen Ueberlieserungen. Das selbe. gilt von den« Chinesen und Ara bern, denen die Erfindung von Man chen auch zugeschrieben wird. Mit Einführung der Kompasse auf den See schiffen verlor das Meer viel von seinen Schrecken. Von der Wichtigkeit dieser Erfindung kann man sich erfteinen Be griff machen, wenn man bedenkt, daß auf dem Meere der Himmel häufig ta ge-, ja wochenlang bedeckt ist, und man in Folge dessen absolut ieinen Anhalt in Bezug aus Himmelsrichtung hat. Sobald Sonne und Sterne nicht sicht bar sind, irrt der Schiffer ohne Kom paß auf hoher See planlos umher — er mag in der direkt entgegengesetzten Richtung steuern, die beabsichtigt war, oder auch im Kreise herumfahren —---, ge nau so wie ein im Urwalde Veriirter. Jchs glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, das-, teine andere Erfin dung der Welt mehr Nutzen und Segen gebracht hat. Die Magnetnadel ist der Wegweiser Gottes, stets wahr und zu verlässig, wenn richtig verstanden. (SchlUf3 folgt) FIE ——.—·— Var dem letzten Milch-ed Novellette von Joseph Botor. Seit dreißig Jahren leben sie zusam men. Seit dreißig Jahren waren sie nicht einen Tag ohne einander. Jhre Seelen waren ineinander aufge gangen. Sie theilten ehrlich Leid und Freud. , Als der Arzt vor zwei Tagen erklärte, daß nur noch ein Wunder die Frau ret ten könne, da war dem armen Manne so zu Muthe» als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Jst es denn möglich ?! Was wird jetzt mit ihm geschehen ? Wird ihn die Frau verlassen? Für ewig ? Er versuchte es sich anszumalen, wie sich sein Leben gestalten würde, wenn er zurückbliebe —- einfam, verlassen. Vergebens-! Der Kopf versagt ihm den Dienst. Jhm ist, als säße er in einem Schnell zuge, zum Fenster hinaus-blickend « An seinen- geistigen Augen sieht er sein verflossenes Leben vorbeihuschen. Nur weiter — immer weiter ! Und in jeder Station grüßt ihn das Bild der treuen Frau. — Nur weiter — immer weiter! Und nun sollte er fortan dieses Ge sicht voll Engelsgiite nicht mehr sehen?! Im Nebenzimmer liegt die Frau, sie wird soeben mit den Sterbesalramenten versehen ..... Zusammengebrochen, resignirt, die Hände im Schooß, den Kopf auf die Brust herabgesunken wartet der Gatte, daß man ihn zum letzten schwersten Ab schiede ruft. Geräuschle öffnet sich die Thür —— der Pfarrer entfernt sich. «Lebt sie noch ?« kommt es zitternd, angstvoll von den Lippen des Gatten. ,,Ermanne Dich, alter Freund ! Got tes Macht ist unermeßlich !« »Es geht also dein Ende zu 's« »Nein! Sie hat sich beruhigt. Die Schmerzen haben nachgelassen, sie ist eingeschlafen.« s Der Gatte spricht nicht« trampshaft l preßte er die Lippen zusammen. Dann reicht er dem Pfarrer die Hand zum Ab schied und geht ins Krankenzimmer . Die Dämmerung hat sich schon her f abgesentt. Er wagt es taum, sich zu bewegen. Der Pfarrer sagte, daß sie eingeschla fen sei, und nun fürchtet er, sie zu wecken. Rathlos, zögernd steht er an der Thür, von einem schmerzlichen Ge fühle, irgend einer namenlosen Angst gesagt Macht das die Nähe des To es Er starrt vor sich hin-, sein Blick glei tet selbst über den kleinsten Gegenstand, W als wäre i m Alles neu und unbekannt in diesem immer. Wie achtsam er auch aufgetreten war, unter seinem Fuße hat eine Diele ge , knarrt. Da ertönt ein leiser Seufzer ! hinter den Bettvorhängen. Er stürzt zum Bette hin, zieht die Vorhänge aus einander, und mit hin ebe der Zärtlich l lett beugt er sich über ie Frau. »Ich bin es, her chen ! Wie fiihlst Du Dich ? Wünsche Du etwas ?« Die Schwerlrante hebt mühsam den Blick. Jhre abgemagerte Hand erfaßt die seine und sliisternd, taum hörbar sagt die Frau : »Schlafen !« Der ane Mann erfaßt zärtlich die beiden abgemagerten Hände der Kran ken, um sie mit Küssen zu bedecken. Wel ches Glücksgesiihl durchstriimt ihn bei diesem einzigen Worte ! Hatte er doch l schon seit Tagen nicht ihre Stimme ge hört ! Mit zarter Sorgfalt legt er ihre Hand zurücl und mit der’Ungeschicklich teit des Mannes schiebt er ihr den Pol ster zurecht. ,,Schlafe, Theurei Jch bleibe hier. Die Ruhe wird Dir wohlthun !" Er läßt den Vorhang herab und setzt sich dann leise ans Bett. Vor ihm steht ein kleiner Schreibtisch Eher eine Ripp sache als ein Gebrauchsgegenstand. Er sucht etwas in einem Fach, er findet es. Ein Mädchenbild seiner Frau.""« Er nimmt es in beide Hände und vertieft sich in seinen Anblick. Und während er es betrachtet, kommt die alte vergangene Zeit über ihn. Er sieht das schöne, traurige Mäd chen, das niemals ein Lächeln auf den Lippen hatte. Er sieht sich als jungen Menschen. Sein Herz erschüttert noch mals die heiße Leidenschaft, die ihn er faßte, als er sie das erstemal sah. Dann sieht er sich vor ihr auf den Knieen, ihr Herz und Hand anbietend. Die Ant wort des Mädchens: »Ich kann Jhre Frau nicht werden !« klingt ihm jetzt noch in den Ohren. Er macht nochmals all die Qualen durch, die er erduldet, die ihn fast in den Wahnsinn getrieben hat ten. Dann taucht eine Szene Vor ihm auf, deren unwillkiiriicher Zeuge er war. Er hört, wie ihre Eltern strenge, fast uner bittlich von ihr fordern, daf: sie ihn zum Manne nehme. Er tritt dazwischen, er klärt Alles gehört zu haben und lieber selbst auf sein Seelenheil verzichten, als das Mädchen unglücklich machen zu wol len· Er sieht Thränen in den Augen des Mädchens — er meint noch den Druck ihrer fieberheißen Hand zu spü ren, mit dem sie ihn siir seine Entfa gung dankt. — Die Zeit vergeht. Es kommt jener seligste Tag, an dem das: Mädchen selbst ihm ihre Liebe gesteht, L ihm erröthend betennt, daß seine Treue I ihre Seele bezwungen habe. i — Thränen fließen über das Gesicht des alten Mannes. Er durchlebt nochmals jene unaussprechliche Glückseligkeit jene süßen Jahre, die nur das schwermüthige Wesen der Frau zuweilen störte. Ber gebens bat er sie, ihm ihren Kummer mitzutheilen; sie wich ihm aus. — Oft schien sie schon bereit, ihm Rede zu ste hen, doch dann kamen immer wieder nur die Worte über ihre Lippen: »Sei gut, es ist nichts.« Während seine Phantasie die Vergan genheit zur Stunde werden läßt, wühlen feine Hände mechanisch in dem Fache des Schreihtisches kaum daß einmal ein Blick auf die vergilbten Papiere fällt, die ihm durch die Finger gleiten, er tennt sie ja alle. Plötzlich stutzt er, ein Brief erregt seine Aufmerksamkeit Was ist das? Ein Brief, der ihm noch nie auf gefallenk Sonderbarl Er dreht das Konvert hin und her. Die Adresse weist noch den Mäd chennainen seiner Frau. Eine bosnifche Briesmarte klebt aus dem llinfchiag. Er entfaltet den Brief und liest. »Was ist denn das-Pl —:« »Ich bin von einer Kugel tödtlich ge troffen — lebe wohl und behüte unser Kindl« , Unser Kind! Er liest nochmals die Adresse, die Ansprache im Briefe.... zehnmal, hundertmal Und immer wie der: »Behiite unser Kindl« Wie eisig weht es plötzlich durch das 3 Zimmer. Dem alten Mann ist, als habe eine rauhe Faust seine Seele ange . griffen! Jhr Kind! Jene, die er wie eine Heilige anbetete, lebte mit einem solchen Geheimniß ne ben ihm ein ganzes Leben lang! Mit blutunterlausenen Augen, wirr, blickt er um sich, ihm ift, als müsse jetzt Alles um ihn her in Trümmer sinken. Er fand teinen Gedanken, keinen Ru hepunkt sür sein ausgepeitschtesGeniiith. Jm Ofen stürzt ein glühender Holzftoß zusammen und die hervorschlagende Flamme wirft einen zitternden Schein aus den Brief. Sein Blick bleibt wie der darauf haften. Starr blickt er auf die Buchstaben, die fo Schreckliches künden, bis sich seine Augen mit Thränen füllen, die langsam über seinen weißen Bart rollen und von ’ denen sich ein Tropfen aus das Jugend bild der Frau verirrt. Als hätte dieser Tropfen dem Bilde Leben eingehaucht, als könnte dieses traurige Frauenantlitz das Brennen der Thriine nicht vertragen: Dem alten Manne scheint es, als würde das Bild zu sprechen beginnen: ,,·Habe ich Deinen Zorn verdient? Hättest Du denn nicht ahnen müssen, daß meine Seele einem Anderen gehörte, bevor ich die Deine wurde? Habe ich nicht aus allen Kräften gekämpr um I »O . » mich don Dir zu befreit-i hast W— J « Du mich gezwungen, das P meine Rot - quälte Seele wieder au r chte und I zuwende!.... Warum ich’t Dir nicht gestanden habe . . . .? Wie oft war das Geständnis aus meinin Lippen, no be vor ich die Deine geworden war. der ich liebte Dich damals schont Jch fühlte, daß ich zu Grunde gehen müßte, wenn Du mich von Dir jagtestt Und Du hättest es gethan! Du kannst ja heute, trotzdem Du mich auf dem Wege nach dem Jenseits weißt, nicht Herr Deiner Erregung werden! Kann denn ein Augenblick die Erinnerungen dreißig glücklicher Jahre vernichten?!« Der alte Mann veginnt mit dem Bil de zu streiten: »Und der Männerstolzs Das ver stehst Du nicht!« »O ja! Aber würde uns mein Ge ständniß nicht um unser Lebensglück ge bracht haben?« Als sei nichts mehr zu denken übrig geblieben, hält der Alte still. Auch seine Thränen versiegen. Jn der Hand hält er noch den Brief. Der Kopf ist gezen die Brust gesunken. Er ist still innen und außen. « Doch während dieser unheimlichen Stille wird ein erbitterter Zweikampf ausgefochten. Sein Herz kämpft mit dem Stolz des getäuschten Mannes. Langsam erhebt er den Kon und blickt nach dem Bett. Der Vorhang ist auseinander gezo gen, die Kranke in halb sitzender Stel lung, ihr Auge haftet mit unaussprech:i chem Entsetzen auf dem Gesicht des Gat ten. Der Kampf ist ausgefochten! Er springt zum Bette! »Was thust Du, mein Heer Weißt Du nicht, daß Du Dich-nicht bewegen sollst-CZ« Die Frau will sprechen, doch über ihre vertrockneten Lippen kommt kein Laut. Jhr Blick haftet auf seinem Gesichte, und mit der Hand weist sie auf den Brief, den er noch zwischen den Fingern hält. »Was ich in der Hand halte, fragst Du, meine Theure? — Jch suche Pa pier, um wieder Feuer zu machen s-— Du frierst ja!« Ohne eine Antwort abzmd.trten, schleuderte er den Brief in Den Ofen. Eine kleine Flamme schlägt empor. Er kehrt zu der Frau zurück. Sie iit in die Polster zurückgesunken. Sie ergreift seine Hand und bedeckt sie mit heißen Küssen. »Es geht mir schon besser!« flüsterte sie. »Ich werde acsunden!... Willst Du?« Der alte Mann kniete an dem Bette nieder und seinen grauen Kopf in die Kissen vergrabend, schluchzte er: »Im-we nur gesund, mein Hei-zehen — darum flehe ich ja zu Gott!« -..- s-— Ossenc Frage. ——.-.——— Auch Sicherheit hat noch ihr Fragezel chfens « Ganz Sichres sah man nie, Und Roberts wird einmal sein Ziel er reichen — Aber wie? Für Lebensmittel sorgt er unterdesse Geioiß ol)n’ Unterlaß, Und seine Truppen haben stets zu essen Aber was? - Und Roberts wird einmal die Birken , zwingen Und triuinphiren froh, Und die Entscheidungsschlacl;t wird ihm gelingen —— Aber wo? Und schließlich wird ihrn auch das letzte glücken. Dem fieggelrönten Mann Gelingt es, in Pretoria einzuriicken — Aber wann? liJJiiiuchener Jugeudsv , . «—- Ucc Ein schweres Verbrechen ist bei Bendzin in Ruffisrh-Polen verübt-« worden. Es wird darüber folgend Mittlseilung gemacht: Ein Mädchen vom Lande war auf einem Felde in der Nähe von Bendzin beschäftigt, als ei von mehreren Männern, unter denen sich auch einige Kosalen aus der Gar-ni son Bendzin befanden, überfallen wur de, die das Mädchen vergewaltigen woll ten. Dasselbe schrie uin Hilfe und wehr te sich, worauf die Attentäter derartig auf das Mädchen einschlugen, daß es dald an den Folgen der Mißhandlungen verstarb. Die Leiche wurde in einen Sack gesteckt und auf ein entfernteg Feld geschleppt, wo sie unter Dünaer vergra ben wurde. Am nächsten Tage wurde die Leiche von dem Ackerbesitzer zu Tage gefördert und sofort Anzeige erstattet. Einiqe der Attentäter sind bereits er mittelt und verhaftet worden, lind vers anderen ist man auf der Spur· Ein Muttermörder» Wie man aus Budapeft meldet, hängte iw Beretyo Ujsalu der dortige Landwirtls Alexander Pap im Vereine mit seiner Frau seine eigene Mutter auf· Beide wollten zuerst die Sache so darstellen, als ob die alte Frau einen Selbstmord ver übt hätte. Das Motiv zu der grauen haften That besteht darin, daß Pap sei ner Mutter 100 Gulden schuldete, wofür ihm Pfändung bevorstand. Der Thätet ist geständig. f Goch. Schuhmachetgeselle Schooss ist· nun 40 Jahre lang ununterbrochen - köät·dem Schuhmachermeister Demse ig. . ·"