Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 01, 1900, Sonntags-Blatt, Image 12

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    : Offener Schreibebrief von
crzzie Hanfstengel
v
Jer is der Phil schon sor e ganze
W widdet heim; ich- sin ja recht froh
ot, s is gut genug, awwer die
lwe Zeit sin ich aar nit mehr dran
gewöhnt, daß mich Jemand bahse
uht. Wisse Se, all Unser Frends die
sin arig neis zu ihm un wisse gar nit,
was se nor all for ihn duhn solle, do
werd er off Kuh-es arig stock obo un
denkt, diß er das ganze Ding is. Ich
kann ihn nit dazu kriege, daß er das
geringste for m:ch duht un wann «.ch
nor zu ihm sage, Phil, trag ernol en
Schlapppehl for mich in die Jahrd,
dann kickt er wie alles un sagt, ich sollt
mich en heiert Mann kriege. Sehn Se,
so eblbes gleich ich nit. Wann ich dran
denke, was en Mann alles von seine
Frau eckspeckte duhtl Do derj unsereins
nit kicke, v no, da muß mer immer rei
tig sein, un e Frau is doch sozusage
auch kein heiert Männ. Awwer den
stn vie Mennfeohks all. Arn
Meiste sin ich efsreht gewese, er deht
kicktz weil ich das Bildung in dieJahrd
hen rehse losse. Awwer es is alles gut
ange. Jch hen's awwer auch arig
schmart angefange. Zuerscht hot er
Kohrs esagt, das wär Nonscnz,
e schöne Zahrd so zu verdunze un e
Bildun zu rehse, wo das Metieriel lo
eckspen ief wär. Awwet ich hen gesagt:
«Luckel;sier, Phil, hen ich gesagt, Ich yen
mich alles aut iwweraedentt. Mir hen
die viele Buwe, was soll denn emol aus
die wär’n? Mir lewe ja doch nit ewig
un wann mer so e Bißnes sor se uffge
baut hcn, dann lLinne se einige Zeit ihr
Lewe mache. Heitzudaa hot en Bub
doch gar keine Tschehnses mehr. E
Bißneß, odder wie mer uff deitsch sage
dicht, en Treht lerne zu lasse, das is
kein Julzs, ditads alles werd mit Me
lchienerie gemacht. Jn e Ofsiå schaffe
osse, das wär nit so schlecht, awwer l
wer nimmt denn heit noch en Bub in e .
Ofsis. Tie Feger neinme liewer e ]
Mehdche, wo for vie halwe Wekuiches i
schaffe duht; un dann sage se, e Meise- j
che wär for viele Sache besser zu ge- .
brauche, wie en Bub, sell alaub ich sw
wer nit, es is blos e Mätter of Säue- »
rie· Jch deht auch nit kicke, wann nxer
e Pohsischen in en Stvhr finde konnt,
awwer mer kann nit. Nicks wie Geisrls
Iinne er thenina in en Stohr; do
chaffe se for drei vier Dahler e Woch
un spiele die Lehdie. Wann ich e hal
wes Dutzend Gehrls hat un ich ivär'n
so schlecht ab, daß se schaffe müßte, for
mich selbst zu suppohrte, dann müßte se
diene gehn und lerne e gute Haugkiever
wär’n. Dodrin is der ganze Sege for
unsere sjuhtscher Tschenerehschen. Der
Johnny is en arig schmarter Bub un
der de t en sorschikliiß Dakter mache,
wisse e, er gleicht jetzt schon zu but
schern, awwer kann er do emol sei Leise
mache? Ich sage nosser, er kann nit
Die Wimmen hen schon lang zerick ge
statt, auch Dacttersch zu wer«n un wie
lang werd’å dauern, so hen se dass
an e Bißnes an sich gepullL Unner vie
åir umstenzes do is es das allerbeste,
wann mer sei Buwe in e Bißnes uffs
setze duht, un do is die HahL wo ich
gerekysk heu, das richtige; do könne se
ihr Leide mache un brauche keine Anast
zu kn, daß se in die Wimmenfoljtg
Kompettittersch kriege.« Wie ich so
mit den Phil aesproche hen, da hol er
gesagt: »Wekl, ich kann nit annersch
ter leigele, du bist recht gewese, wann
nor das Bildung jetzt nit so verdollt
viel Geld koste dehi.« Do hen ich gesagt,
da kiinnt mer leicht usimache, er sollte
nur eden Dag e paar Siclahrs weni
- get chinohke un ebaut en Kwartek we
niger xor Bierche spende; das deht in e
The chon zu etwas emaunte. Wisse
« , wann ich von sei Spendgeld
spr , dann kiekt er immer. So, ooi
et » agi, also mei einziges Vergniege
so ich ussgewwr. weil Du in die Cas
wes gar-ge visi? Dann kann ich mich
so gut hinleae un mein Geischt
W- ILL-ZEIT älts- bät-H
- « wi . i ein us
sehr lsse soll. Wege meiner, Ho ehett,
sit was ich drum gewwe, mir wenn
die Im des-send Dahker schon rehse
Sang-items » ichdie nothwendigste
Mdiirim e · ussaewwe neu «
M In ich sattisseit aewesex ich n
; s- « . . W Frau kann von ihren
-O « W. Wien-P siemuß
- »Jetzt Dis-IMM, wie seihn zu
M . M bot. M M. wie
« lie- u trieie Der T
UDJ sei www-dekng
is sein Salt-by e Länd
- Dem-erkr- eu ais
«»J"»» . TM Zukunft ze
- . s. » see-um i- s « az
. »n. WHAT-ei
-
) großes Bißnes gedahn, alvwer se
» tlehme, ich hätt die Kostiemersch ver
« wöhnt un se dehte ietzt all verlange,
’ daß er se auch so dieseni triete deut,
wie ich se getriet hen. Well, ei dont
lehr, ich hen geduhn, was recht is, un
das is all. Der Phil hoi nit gegliche,
daß ich den Saluhn gerannt hen, er
sagt, wie er den Platz geronnt hätt, do
hätt ich refjuhst, auch nur for e Min
nit in den Platz zu komme, awwer ich
deht mehbie mehr von den Wedesweilet
denle, wie von ihn. Do hen ich gesa t,
der Wedesweiler siickt wenigstens zuFei
Fämillie un duht seine Frau nit so
neckleckte wie du un duht oft for Mo
nate von sie sort gehn; wann der We
desweiler fort geht« dann nimmt er
seine Frau mit un du läßt mich heim
itehn. Denkst du, so ebbes deht mich
gut fiehle mache? Acon-er ich wer’n
schon ietven mit dich, wann diHoidder
gehn duhst mitaus mich, dann gehn
ich auch fort un dann kannst du sor
mich wissele. So is unsern Taht hin
un her gange un es hot se chaut zehn
Minute genomme, do hen mer die
schönste Feit oon die Welt gehabt. Wei
der Phil hot gehallert wie en Deihhen
let un ich auch, ju bett. Ich denle,
ich hen ihn noch gebote. Wie et fertig
war. do is er fort bei den Wedesweiler
un ich hen ihn erscht am annern Dag
mit der gesehn. So Kleinigkeite komme
in die fernste Familie vor un do geb ich
arch nit viel drum: wann er nor nit
so beese Wörter juhse deht: atower do
kann mer ihn auch nit for blehnie; er
hot nit die gute Ettjutehschen gehabt,
wo ich hen. Mit beste Rieguhrds,
Lizzie Hanssiengei.
Lunens Abenteuer.
Novellette von Frankois Toppo
Als Lucien de hem sein lestes Hun
dertfrancs-Billet vom Rechen desCroui
piers weggerafft fah, empfand er eine
Art Schwindel und glaubte, et müsse
umfallen.
Mit verwirrtem Haupte warf er sich
auf dieLederbanl, welche um denSpiel
saal herum-lief. Einige Minuten lang
blickte er ziellos in den Saal; er er
kannte die von drei Lampen grell be
leuchteten Köpfe der Spieler, hörte
das leichte Rollen des Goldes auf dem
Tapet, dachte, daß er ruinirt, verloren
sei, erinnerte sich daran, daß er zu
Hause in einem Schubfache die Ordon
nanz-Pistolen habe, deren sein Vater,
der General Hem, damals noch einfa
cher Kapitän, sich beim Angrifse auf
Zaatcha so gut bedient hatte; dann ver
sank er in ticirn Schlummer
Als er erwachte, consiatirte er durch
einen auf die Pendule geworfenenBlict.
daß er kaum eine halbe Stunde ge
schlafen hatte. und er empfand das Be
dürfniß, die Nachiluft einzuathrnen.
Es war drei Viertel auf zwölf. Jn
diesem Augenblicke näherte sich der alte
Dronski. eine Säule der Spielban!,
der Pole, wie er im Buche steht, Lucien
und murmelte einige Worte in seinen
grauen Bart.
»Leihen Sie mir doch ein Fünf
srancssttick, mein Herr. Seit zwei
Tagen habe ich mich nicht aus dem
Cercle gerührt und seit zwei Taaen
ist die ,.Siebzehn" nicht herausgekom
men. Malt-en Sie sich über mich lustig,
wenn Sie wollen; allein ich ließe mir
die Hand abhacken, wenn um Mitter
nacht diese Zahl nicht herauskommt."
Lucien de Hem guckte mit den Ach
seln: er hatte nicht einmal so viel in
der Tasche. womit er den Tribut hätte
entrichten können, welchen die Habitues
dieses Ortes »die hundert Sous des
Polen« nannten. Er begab sich ins
Vor-stimmen nahm Hut und Ueberrocl
nnd ging die Treppe hinunter mit der
Behendigteit der Leute, welche Fieber
heben «
Seit Vier Uhr —- seit dieser Stunde
hatte sich Lucien in der Spielbant auf
gehalten — war der Schnee reichlich
- gefallen, und die Gasse, eine Gasse im
; Mittelpunkt von Paris,
s und mit hohen Häutun,
s
l
i
ziemlich eng
war ganz
weiß. Am schwarz-blauen Himmel
frsntelten talte Sterne.
Auf einer Seitenbant vor dem mo
numentalen Thore eines Dotels saß ein
kleines sechs- oder siebenjiihriges Mäd
chen im Schnee. Sie war trotz der
grausamen Kälte eingeschlafen und ihr
armer kleiner Kopf und ihre niedliche
Schulter lehnten zusammengeht-nett
in einem Winkel der Mauer auf dem
eistalten Steine.
Mechanisch steckte Lucien de Den-; die
Hand in die Hosentaschex allein er erin
nerte sich, daß er vor einem Augenblick
nicht einmal ein vergessenes Zwanzig
sous-Stlick in derselben gefunden und
daß er dem Garcon kein Trinkgeld
hatte geben tönnerr. Durch ein instink
tives Gefühl von Mitleid ergriffen,
näherte er sich indessen dem tleinen
Mädchen, und er wollte es vielleicht
auf seinen Armen forttragen nnd ihm
ein Ashl fiir dieNacht zu gewähren, als
er in dem auf den Schnee gefallenen
Schuh des Kindes etwas Glänzendes
erblickte.
Er bückte sich. Es war ein Louis
s d’or!
Eine wohithäiige Person war vor
beigegangen, hatte »den Schuh vor dem
eingeschlafenen Kinde gesehen und mii
diålreier Hand ein großes Almosen
hineingelegL
Ein Louis! Das waren mehrere
Tage der Ruhe und des Reichckhums für
die Bettlerim und Lucien wollte sie
nveckem um ihr das zu sagen, als er wie
in einer halluci ation eine Stimme
vernahm —die iimme des Polen mit
feinem ichleppenden Accent —- welche
gan leise die Worte murmelte: ·
»Seit zwei Tagen habe ich mich nicht
aus dem Eercle gerührt und seit zwei
Tagen ist die »Siebzehn« nicht heraus- ;
gekommen. Ich ließe mir die Hand s
abhalten, wenn die Nummer nicht um J
Mitternacht heraustommt.«
Da faßte der dreiundzwanzigjiihrige
junge Mar.n, der von rechtschaffenen
Leuten abstammte, und nie eine umhe
« ltche Handlung begangen hatte. eine
entsetzliche Jdee. Mit einem Blick ver
sicherte er sich. daß er allein insder öden
Gasse sei; und er streckte vorsichti seine
behende Hand aus und stahl den outs
d’or aus dem herabgesallenen Schuh!
Dann lies er in die Spielhölle uriict,
stieß die Thiir des verdammten aales
auf, drang in denselben in dem Au
genblicke, da die Pendule den ersten
Schlag von Mitternacht ertönen ließ,
legte das Goldstück aus das grüne Ta
pet und ries:
»Aus Siebzehn!"
Und die »Siebzehn« gewann.
Mit einer Wendung der Hand stieß
er die sechsunddreißig Louis aus Roth.
Noth gewann. Er ließ die Zweiund
siebzig Louis aus derselben Farbe.
Noth tanr von Neuem heraus. Und so
ging es noch zwei. drei Mal. stets mit
demselben Glück.
Er hatte bereits einen Hausen Gold
und Roten vor sich. Alle seine Eombi
nationen gelangen. Er hatte unerhör
tes Glück. Es schien. als sei die tleine
Etsenbeinlugel magnetisirt, sascinirt
durch den Blick ihres Spielers und ge
hrrche ihm. Er hatte in etwa zehn ·
Miit-sen die elenden paar Tausend
Francs-Billets, die er zu Beginn des
Abends verloren, wiedergewonnen.
Jetzt seßte er zwei- oder dreihundert
Douis auf einmal und gewann bald
das Capital wieder, welches er in we
nieen Jahren durchgebracht hatte. und
noch darüber. Jn seinem Eifer zu
srielen hatte er seinen schweren Pelz
nich-i abelegt; bereits hatte er alle Ta- «
schen desselben mit Bantnoten undRol
len Goldeg vollgestopst und er begann
nun die inneren und äußeren Taschen
des Rockes mit Gold und Wendepunk
ren vollzupfropsew Usd er spielte
fortwährend. und gewann fortwäh
rend. wie ein Wüthendet, wie ein Be
reuschteri Er warf aufs Gerathe- »
wohl Hausen von Louisd’ors auf den !
Tisch mit einer Geberde der Sicherheit
und der Geringschätzung! I
Er dachte inzwischen fortwährend
an die kleine. im Schnee eingeschlum
merte Bettlerin, an das Kind, welches
er bestohlen.
»Sie besindet sich noch aus derselben
Stelle! Gewiß, sie muß dort sein! So
bald es ein Uhr schlagen wird-—ich
schwöre es mir! — gehe ich von hier 4
fort, ich werde sie abholen, mit mir !
nehmen und in mein Bett legen. Und
ich werde sie erziehen, ausstatten. gleich »
meiner Tochter lieben und ich werde l
stets siir sie Sorge tragen!« —
Kurz vor zwei Uhr erhob sich der
Bairtier und rief mit lauter Stimme:
»Die Bank ist gesprengt . . . . genug
sin deutet«
Mit einem Satze war Lucien aus
den Beinen. Mit Brutalität schob er
die Spieler beiseite« die ihn umgaben,
und entfernte sich rasch, lies die Trep
pen hinab und eilte zur ' steinernen
Bank. Von der Ferne schon gewahrte er
lei dem Scheine einer Gaåflamme das «
kleine Mädchen.
Er näherte sich ihr und ergrisf ihre
Hind.
»O, wie sie friert! Arme Kleine!«
Er hob sie aus, um sie mit sich Zu
nehmen. Der Kopf der Kleinen fiel
zurück, ohne daß sie erwacht wäre.
»Wie man in diesem Alter schliist!«
Er drückte sie an seine Brust, um
sie zu erwärmen, und von Unruhe er
griffen, trollte er, um sie aus dem
schweren Schlafe zu reißen, ihr die
Augen küssen, als er mit Entse n
wc-hrnahrn, daß die Wimpern des Kin
des halb geöffnet waren und verglasie,
erloschene, regungslose Augiipsel sehen
ließen. Ein entseklicher Gedante durelp
guckte sein Geherm er legte seinen
Mund an den .;Kindez: tein Hauch
kam aus demi « « hervor . . .
Während L « mit dein gestohle
nen Louiskor ein Vermögen gewon
nen hatte. war dieses obdachlose Kind
gestorben, gestorben von Kälte!
Jn seiner Betlommenheit wollte Lu
cien einen Schrei ausstoßen . . . und in
Folge der Anstrengung, die er machte,
erwachte er aus dem schrecklichenTraum
aus der Bank des Cerele, wo er tuez
vor Mitternacht eingeschlumrnert war
und wo der Garcon der Spielbant, der
sich gegen süns Uhr Morgens zule t
entfernte, ihn aus Mitleid liegen gela -
sen hatte.
Lucien qinn fort, versetzte feine Uhr,
badete, früh-ftiidte und trat als Frei
williger in’s erste ofritanische Jäger
regiment ein.
Heute ift Lucien de Hem Lieutenani.
er lebt einzig und allein von seinem
Solve, und er lommt mit demselben
aus. Er ist einer der rangirtesten Of
fiziere nnd berührt nie eine Karte. Es
scheint sogar, daß er noch Mittel fin
det, Ersparnisse zu machen; denn
jüngsthin sah ihn einer seiner Kamera
den, der ihm in kurzer Entfernung
folgte, einer unter einem cThore einge
fchlummerten kleinen Swnierin ein
Almosen geben, und hatte die Indis
cretion, nachzuschem was Lucien der
Armen gegeben. Der Neugierige war
sehr überrascht von der hochberzigleit
des armen Lieutenants.
Lucien de Dem hatte in die band der
Kleinen einen Louislwr aelegt.
Nichts ist weniger verheißenb als
Frühreifex die junge Dilstel sieht einem
zukünftigen Baume vie ähnlicher als
vie junge Eiche.
Mithismesevekiiihmz
Erzählung von Arthuk Achlcitner.
Eines Tages brachte mit die Post
cis-sen dicken Brief, dessen Abstempelung
erkennen ließ, daß er in Steiertnarl
mitgegeben wurde. Vekgilbte Blätter
fielen ans dem Umschlag. Ich begann
zu lesen. Die vergilbten Blätter ent
holten fesselnde Schilderungen aus dem
Verkehr der Gebikglek vor Gericht· Ein
Geschichtchen davon sei biet dem Ab
seikdey einem alten Richter, Weher
zii lt.
echaupian oer wein-inne in oae mir
wohlbekannte, weitgedehnte Jagdrevier
Sr Königl Hoheit des Prinzen Au
Just von Koburg am rechten Ufer der
nns in der oberen Steiermart und
lie tief ins Erzgebirge hineinreichenden
Iliiler der Sölt und Walchen. Ende
rer 7sier Jahre wurde speciell im soge
nannten Mathilden Revier am Hirsch
ect —- von der Bahnstation Oeblarn
die Linie BischofshofensSelzthal durch
das Walchmthal einige Stunden hin
aus ins Latschengebiet (Legsiihren) —
scharf und frech, meist in Kompagnien
geioildert daher der einzelne Jagdauss
s her schier nichts ausrichten tonnte
und seines Lebens teine Stunde siehet
irsar. Das Jagdschutzpersonal war auf
Las Beobachten und Anzeigen ange
wiesen, sofern die Gernsdiebe durch das
Glas erkannt werden konnten Die
Wilderer des Diebstahls zu über-führen
ioar dann Sache des Richters.
Im Gebiet der «Mathilden«, einer
schaurig schönen, einsamen Landschaft,
miiterten fünf Burschen aus Großsiilt
mit einer Unginirtheit sonder leichen;
sie jagten wie berechtiat auf nisen.
bis plötzlich einSchuß trachte und einer
der Burschen zusammenbrach. Jetzt
isurde die Jagd abgebrochen, die vier
gesunken Söller schleppten den von
risetwörts angeschossenen Kameraden
zu Thal und brachten ihn heim. Aus
ten: Weg nach hause liefen die vier
Busch-n von denen einer den erlegten
Gerns im Schnerfer trug, einem va
tiruillirenden Grndarm in die händr.
was-; die sofortige Verhaftung zurFolge
hatte.
Nun erwuchs dem Bezirlsr chter zu
Gidbming die Pflicht, diesen Fall zu
untersuchen und tlarzustellen Die vier
Verhafteten sagten übereinstimmend
aus« daß sie allerdings gemildert ha
ben, daß aber während des einen Trie
bes ein Jagdgehilfe, der einen Hund
bei sich gehabt habe. auf den Naz und
zwar in den Rücken schoß, worauf man
flüchtig gegangen sei.
Den Jagdgehilfen wollte leiner ge
nau erkannt haben, doch den Hund als
cigenthuin des Nevierjägers Schmi
voal.
I Die äritliche Untersuchung des Naz
) der iin Elternhause zu Großsölt schwer
» desrniederlaa, ergab Durch-bonum der
» Lunge und Ausschqu unter der rechten
l Brustirarze, eine höchst gefährlich-.
; Verwundung, welche die Vernehniuna
’ sehr erschwerte und auf die nothwen
digsten Momente beschränken mußte,
da beim Sprechen die Luft stossweise
auscs der Mundöffnung mit Geräusch
» entwich Auch dieser Wilderer sagte
; übereinstimmend mit den Kameraden
s aus« es lag also öffensichtliche Verab
redung vor.
Ter Richter, nach Grobming zurück
·e;esehrt, ritirte den Revieriaaer Schied
voal, der auf Diensteid erklärte, an
jenem Tage überhaupt nicht im Wal
chersarcbem also auch nicht in den
« »Mathilden« gewesen zu sein.
Wer hat nun jenen Naz anaeschos
sen? Der Bezirlsrichter verhörte das
gesammte loburgische Jagdschunpersw
nal und tonnte schließlich nur sanfte-ti
ren. daß am betreffenden Tage lein
Jäger im Walchengraben war.
Den Richter regte die musteriöse
Schußangelegenheit auf, er beschloß
deii sog. Lolalaugenschein vorzuneh
men, wozu außer zwei Gendarmen auch
der eine Wilddieb Franzl mitgenom
inen wurde. Nach einein reichlich sie
bei.stiindiaen Marsch tani die Commis
sion in die schneereichen »Mathilden«,
den Thatort. Ein großes Schneefeld
zog hin auf den Felslöpfen und zeigte
tief eingedriiclte Menschenfährten die
iui kalten Wind völlig verscharrt wa
ret-. Franzl bezeichnete die »Svuren«
als die der fünf Kameraden, schwieg«
sich dann aber völlig aus. Der Richter
zählte fünf «Spuren", die nach aris
ioärts verfolgt wurden bis zur Stelle,
wo angeblich der Jäger Schrehvogl den
Naz angeschossen habe.
Der Richter wollte genau nachsuchen,
doch war gerade an dieser Stelle der
Schnee vom Wind auf einige Kloster
Entfernung wegggeweht. Gleichwohl
suchte derBezirtsrichter aus denKnieen
rutschend denBoden und fandSchnitts
haare einer Gemse. Ungefähr drei
Kloster von dieser Stelle zeigte sich der
Schnee ar von Fußtritten zerstampft
und geröthlet Auf Vorhalt gab Frau-il
an, daß Naz nach dein empfangenen
Kugelsehuß mit einein Saß an diese
Stelle gesprnn und dasel zu Lo
den gest-sitzt s. hier habe a viel
Blut verloren und nach dein Ver inden
fei er von den vier Gefährten hinab zu
Thal getragen worden
Schon das Augenmaß ließ diese An
gabe als Lisge erscheinen, denn so weit
vernia nein schwur-Imn dazu mangesYssener
Mens die lftanz
ist eher eninmaß maßtger ssvrung. Ddr
Richter hellste und suchte.
»Von der angegebenen Stelle also
hebt ihr den Raz weggetragenf« fragte
decäeäiätsrichte Wr. s
, wo on da ben
« wir lhn«rnntert renag M da
»Die lotnrni es aber. dass von da
—
weg immer noch fiinf Fußspuren hin
unterziehen?«
Franzl guckt auf die deutlich einges
; drückten fünf Fährten und schwieg.
« »Wv stand denn der Jäger Schuri
årgljs bei Abgabe dcs Schusseö auf
ciz «
Franzl dentete auf ein benachbartes
Fklslöpr s
»Also frcnd dort der Jäger! Unt
fein Hund, den ihr alle gesehen haben
wollt?«
»Seller war etwas weiter weg und
ist auf den Schuß hin zu feinem Herrn
gelaufen!«
Der Richter glaubte davon lein
Wort. er schritt durch den Schnee jenem
Adpsl zu. Vliißlich hielt er inne, ien
Schnee ift deutlich eine Spur zu sehen,
es mufz ein Thier im Galopp hinweg
gegangen fein. Fuchs oder Hund? So
sät,-rtentundig ist der Beamte nicht,
das aus der gefrorenen Spur heraus
zulesen. Sollte nun doch etwas Wab
reg an der Hunde- und Schußgeschichte
sein? hastig strebt der Beamte zum
Köpfle hin. und sein Auge muftert vor
allein die Schneedecke ringsum. Glatt.
obne den geringsten Eindruck ift die
Schneedecle, so rein wie eine neue.
Wäre ein Mensch hier gewesen, die
Fabrte müßte unfehlbar wahrzuneh
men sein. Also ist alles Lüge, was die
Wilderer vor Gericht aus-gesagt haben,
und jene Spur ist die eines Fuchses.
Es dämmerte, und die Lolalauaern
scheinnahme mußte abgebrochen wer
den. Todmiide von der gewaltigen
Strapaze irnd Dienstleistung lroch der
Richter in’s Bett; doch in seine-Träume
, verwob sich die Frage: Wer hat auf den
; NazgefchosseU
nein-«- ------- - Zu
f Ein sonniqer Wintermoraen in
etwas Schönes, er bringt auch meist
gute Gedanken. Der Bezirtsrichter
guette eben durch das Fenster, dessen
Ecken schüchterne Ansiitze der ersten
Eisrosen zeigten, als ein semnrelsarbe
ner, lanahaariger Vorstehhund, Eigen- I
tbum des Bezirtshauptmanns, vorbei- T
sprang und angeleaentliclfst mit dem
Brackenhund lin Steiermart Vieriiuget «
aenannt) des dintendrcin trollenden
Jägers Schrenvogl scherzte. Ein Ge
dor.te, ein Ruf. Schrenvoal fing seinen
und des häuptlinas Hund ein, ach .
beide in die Aoppeh und so wenig lei
nrnsöbig derSemmelsarbene auch war.
herauf mußte das Dundeduett und
richters. Schrei-wogt erhielt den Auf
trag, im Zeugenzimmer zu warten und
cus Aufruf mit dem Hunde des Be
zirlshauptmanns an der Leine zu er
scheinen.
Seinen eigenen Hund solle er aber
fest anbinden und erst zum zweitenmal
mitbringen.
Bald daraus wurde Franzl aus der
Untersuchungs-haft ooraefiihrt und
Schreyhogl citirt, der mit dem »Sem
melscrbenen« in die Amtssrube trat.
Erwartungsvoll fragte nun der
Richter: ,,«’stanz, ist dir dieser Hund
betannt2"
»Freilich! Der aebiirt dem Jii ser
Schrewoai. und a’rad den Hund hat«
iets oben beimsiöpsl in der ,,Mattziiden«
gesehen!«
»So. so! Es wär aber möglich, daf:
du dich verschzut dast! Die Hundcden
schauen sich alle so gleicht Jst es wirt
tich dieser Hund gewesen?«
«an gewiß, Herr laiserticher
Scharfrichter! Grad der Semrnelsav
dene ist es gewesen!«
Auf einen Wink entfernte sich
Schrenvoal mit dem Häuptlingsimnde
und tedrte gleich darauf mit seiner
Text-Ebnen in die Kanzlei zurück.
Der Richter fragte den Franzl:
»Kennst du vielleicht diesen Vieriiugel
hund?«
»No, Herr Rath, den tenn’ ich nöti«
Scller geht mich auch nir, an und ich
laß mich nöt für’n Narren halten!«
Dieses Experiment wurde bei den
iibrigen Verhafteten wiederholt und
rnit tem Resultat,d.1f-, Jeder den ande
ren Hund als dem Jäger gehört-J be
zeichnete. Es war also die Hunderte
schichte ebenso erlogen, wie die Abgabe
eines Meuchelschusses seitens des
Schrenvogl ausNaz dreist erdichtet war.
Wer aber hat wirtlich geschossen?
Wieder wurden die Jnculpaten vor
gesührt, diesmal alle vier gleichzeitig,
und der Richter hielt an sie eine An
sprache, worin er ihnen naheleqte, vor
der-Verschiebung an's Kreisaericht Leo
l-«n, die morgen erfolge, zu sagen. ob
nicht etwa Einer von ihnen den Netz
aus Unvorsichtigteit angeschossen habe.
Während drei der Burschen dieFrage
verneinten, sant SeppL der-Vierte, fast
chnnriichtia nieder und mußte mit
Wasser gelobt werden.
»Bist etwa du« Seppl, derjenige, der
den Naz aus Verselsen angeschossen
hat?« fragte eindringlich der Richter
Cs dauerte eine Weile, bis sich der
bleich gewordene Bursche etwas erholt
hatte, dann verneinte er fest und de
stimmt die Frage.
»Warum ist dir denn so iibel wor
den, Seple -
«DieLuft darinnen ist so viel schlecht
und die Kost aucht«
«Sv, sot West wohl lieber Nas
nocken als Gemiise und Fleis t«
« , wenn ich bitten ditrft’, Herr
Ger thesi«
»Das wird wohl nur noch fiie heut’
Abend möglich sein« denn morgen geht
ihr alle Vier nach Leoben, und dort
wirxä hadern mit der Kostt«
« « unt« ich nicht in Gröbmin die
Stras« absian g
»Wenn du Alles eingestehst. viel
Wersrssnnsi W «
- n I Uvo
euch eine-ni- , «
hinein in die Kanzlei des t. t. Bezirks- -
»Wenn es nichts als Unvorfichiigkeit
trat, nicht! Auf die Kost hat es auch
feinen Einfluß!«
»So? Dann will ich’s eingestehm
mir isi der Schuß gach a,ußetg’kutscht
im ’m Naz hinten hinein!«
»Na, endlich!« tief der Richter, in
dessen die anderen Burschen betrofiem
fassungslos den Sei-pl anstarrten.
Die mijhsame gerichtliche tut-erfäh
timg ist also schließlich doch noch ge
langen.
- », ..——.—
Die Sineinrr.
Genrcbild von George AnrioL
Personen: Ein Deputirter —- Ein
hlasier Jüngling« ,
Der blasse Jüngling: Habe ich die»
Ehre, mit Herrn Hire zu tpttchTUZ
Der Deputirte: Der bin ich, mein
Herr·
Der blasse Jüngling: Sehr wohl . . .
is- «bitte um Verzeihung, mein Herr;
ich tomme wegen »aber vielmehr nein;
ich habe gehört, Sie brauchen einen
Selretiir.
Der Devutirtn Das stimmt.
Der blasse Jüngling: Vielleicht hat
Ihnen Herr Bigarnean von rnir er
zählt? Mein Name ist Plumr.
Der Deputirte: Ah, sehr gut! .
Bigcrneau hat mir allerdings von
Jhnen gesprochen . .. Sie sind Abitu
rient? Sehr gut! Also, mein verehrte-:
Herr Blume, die Sache ist abgemacht;
ich nehme Sie zu mir. Mein Gott,
ich weiß ja, das Gehalt ist zum An
fang nicht . . .
Der blasse Jüngling: Oh, damit
bin ich einverstanden.
Der Deputirte: Ich zahle 75 Fres.
mrnatlicb. Es ist allerdings wenig, es
ist sogar sehr wenig . . . Ader Sie sind
jung, Herr Plun1e, Sie werden Jshren
Weg schon machen, davon bin ichiiber
zengt Als Gegenleistung siir diese be
scheidene Summe verlange ich von Ih
nen fast gar nichts! Sie wissen, ich
bin ein sehr einfacher Mann. Wenn
Sie bei mir eintreten. werden Sie nicht
mein Angestellter sein« sondern mein
Freund, mein Kamerad.
Der blasseIiingling: Ob, mein-Herr!
Der Deputirte: Jawohl, mein Ka
merad; sogar mein Kumpam wie Jhr
jungen Leute sagt, — mein Kumpanl
Der blasse Jiingling: Sie sind wirt
lich zu liebenswürdig
Der Deputirte: Sie sind hier Jehe
vollständig eigener Herr. Jch exi ire
nicht; Sie tönnen thun und lassen, was
Sie wollen. Ihre Arbeit ist iibriaens
ganz unbedeutend. Sie kommen Mor
gens um 7 Uhr! Sie werfen einen Blick
aus mein Kabinet, bringen meine Pa
piere in Ordnung. und —— du lieber
Gott, wenn rechts oder links ein bis
chen Staub lieat -— das aeht nun ein
1 mal nicht anders ——- so’n bischen aus
J geseat ist ja baldt Um achtUhr gehen
! Sie hinunter und holen die Post; Sie
; benktzen aleich die Gelegenheit, um mir
! rreine Milch herauszubringen, die Sie
l nsohl so freundlich sind, siir mich warm
! zu stellen. Um 9 Uhr lommt mein
) Artitel fiir die »Llaenee de Sud-Oursi«
) an die Reihe. Sie schreiben ihn mit
- besonderer Tinte nnd ziehen dann
zwölf bis fünfzehn Radien auf dem
Autolopiiten ab. Wenn das aeschehen
ist. convertiren Sie die« ArtiteL bringen
die Briese zur Post und tommen wie
der, um mir die Provinzzeitunaen vor
zulesem Von 11 bis 12 Uhr ruhen Sie
stets aus und amiisiren sich damit, das-,
Sie mir Ciaarretten tiir meinen Ta
ges-bedarf drehen. Ich habe einen sa
mosen Apparat . . .. ein tleines Wun
der . .. es giebt nichts Hiibscheres, als
damit zu arbeiten. Sie werden ia
sehen. Um 12 Uhr gehen Sie früh
siiieten.
. Der blasse Jüngling: Sehr wohl!
Der Devutirte: Nachmittags lopiren
Sie mir bis Z Uhr einige Kapitel aus
meinem letzten Roman. Um Zz ilhe
holen Sie mich aus der Kammer ab,
um die Briisseler Correspondenz fertig
312 stellen. Ich übergehe Ihnen das er
forderliche Material· Sie lauten an’s
Telephon, und wenn das besorat ist,
erwarten Sie mich im lsase Regence,
o ich mit Coauelin Cadet meine Do
mino:-Partie spiele. Ich gebe Ihnen
die Liste siir einige ileine Besorgungen
die noch zu machen sind, und . . . mein
Gott, das ist so ziemlich Alles . . . .
Meistens sind Sie schen vor 9Ubr stei
Sie sehen, imein lieber Herr Blume«
das ist nicht zum Bäume-Austreiben—
Jst Jhnen das rechts
Der blasse Jüngling« Gewiß, get-visit
mein Herrl Aber bevor ich mich ent
scheide, möchte ich noch eine tleineFrage
an Sie richten?
Der Depntirte: Nichtens Sie!
Der blasse Jüngling: Sind Sie mit
Jbrer Mich-tin zufrieden?
Der Deputirte: hahahahat Weshalb
denn?
Der blasss Jükmlingt Wenn Sie
nämlich nur imGeringsten unzufrieden
sein sollten, so könnte ich ja recht gut in
meinen Freisinnden Jhre Wäsche aus
betsern, sticken, reinigen und vliittent
Was sind Redaktenrei Diese frei-a e
beantwortet eine deutfchliin sge
«h·öbeke Tochter-« ioYrderma en:
»Redaeteuer sind keine ren. Z
lind nur amtliche Einei ungen einer
Redaetion. metstentheils in vorgerück
ten Iahren, beim männlichen Ge
schlecht mit einer Platte oder unge
teinnnten Lockenhaarem beim weibib
eben rnit einer Scheitelperrilcke ans e
Kaki-LIMfo Zieh-er mit einer s lle
an r enen Man t
behaftet-« Hei ei
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