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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 1, 1900)
let alte Gliietrnen W Eine -Frühlingsidylle von K o r v - I l e n t o. l Autorisirtc Uebersetzung ans Dem Rufst-— . sehend-an Steinnijabjols l d e n r i n g. i -.,- . - ( Es ist dunkel geworden l Das kleine Dorf, welches an einem T schmalen Flüsxchen im Walde verborgen liegt, versant in der eigentkiiimlichen Dämmerung an welcher die Frühlings sternennächie so reich sind, wenn der biinne Nebel von der Erde steigt, vie Schatten Der Wiiloer verdichtet uno über die weiten Felder eine silberblzne Schicht verbreitet. Alles ist ruhig, nachdenklich trauriq. Das Dorf schlummert sanft. Die armselige-i Hütten treten iaum in dunklen Abrisscn hervor; hier uno dort slaekert ein Licht; hin und wieder knarrt ein Thor, ein wachfamer Hund schlägt an und wird wieder ruhig; von Zeit zu Zeit treten ans ver Dunklen Masse des leise rauscheuuen Waldes Gestalten von Fußgängern hervor, ein Reiter tornnn vorbei, ein Wagen knarrt· Die Bewoh ner entlegener Dorsansieolnngen versam meln sich in ihrer Kirche, um das Früh lingssest zu begrüßen· Die Kirche steht aus einem kleinen Hit gel mitten im Dorfe. Jhre Fenster leuch ten rvie Feuer. Der Glockenthurm — alt, hoch und dunkel —- scheint bis an die «Wolten zu reichen. Die Stufen knar ten ..... Der alte Glöckner, Micheitfch, s geht zum Thurm hinauf, und bald wird I seine Laterne wie ein emporgeschwunge- I uer Stern in der Luft schweben. st- et· If Es wird dem Alten sc,«oer, die steile I Treppe hinautznsteigen. Die alten Füße Z dienen nicht mehr, erzählte er selbst, die ; Augen sehen schlecht . .. Die ewige Ruhe i wäre ihm schon nöthig, doch Gott sendet ( ihm nicht den Tod. Er hat seine Söhne, ( seine Enkel begraben, Alte und Junge ; zur Ewigkeit geleitet, und selbst lebt er s noch immer. Eine schwere Zeit! Ost E schon hat er das Frühlingssest begrüßt, ! er hat die Rechnung verloren, wie viel mal er die fiirs Läuten bestimmte Stun de aus demselben Glockenthurm erwartet. Und nun erlaubt es Gott wieder . . .. Der Alte trat an die Pforte des Thur mes und lehnte sich an das Gitter. Un ten, um die Kirche herum, ruhten im Dunkeln die Gräber des Dorfes; die al ten Kreuze schienen sie mit ausgestreckten Armen zu schützen. Ueber manche Grä ber beugten sich Bitten, die noch nicht mit T Blättern bedeckt waren.... Von hierj aus erhob sich zu Micheitsch ein aromati- : scher Dust junger Knospen, es wehte die z traurige Ruhe des ewigen Schlases . . .. s Was wird mit ihm in einem Jahre « sein? Wird er wieder hier zur Erzgloele - hinaussteigen, um mit einem dumpfen i Schlag die leise schlummernde Nacht zu s erwecken oder wird er . . . . dort im dunk- s len Wintel des Lagers, unter dem Kreuze i liegen? Gott mag es wissen . . .. Er ist i bereit; inzwischen hieß ihn Gott nor-till einmal den Feiertag begrüßen. »Gelobt : sei’st Du, Herri« so sliistern die Lippen des Alten den gewohnten Spruch, und Micheitsch blickt nach oben, nach dem in « tausend Flammen erglühenden Sternen- : himmel und betteuzt sech. " »Micheitsch, Micheitsch,« ruft von un ten eine zitternde, alte Stimme. Der alte Kirchensiinger blickt zum Glocken thurm hinaus, er legt sogar die Hand an die zwinternden, zusammengezogenen Augen« aber trotzdem sieht er Micheitsch nicht. »Was ist Dir? Hier bin ich! —-« er widert der Gliickner, indem er sich von sei -nem Thurm niederbeugt. , ,,Siehst Du nicht? -—« « »Ich sehe nichts . . . . Jst es denn nicht Zeit, die Glocke ertönen zu lassen? Was glaubst Du? --——" Beide sahen nach den Sternen. Tau sende von Gottesflammen blinzelnsihnen von der Höhe zu. Der suntelnde »Wa gen« ist schon weit weg . Micheitsch überlegt. »Noch nicht« warte ein Bischen»... Jch weiß es doch-« I . 7 ··· . Er weiß es. Er braucht teinellbr: die Gottessterne sagen ihm, wann es Zeit ist. himmel und Erde, die weißen, langsam dabinziebenden Wollen, der dunkle, ge heimnißooll flüsternde Wald und das Plätschern des im Dunkeln unsichtbaren Flüßchens, alles dies ist ihm bekannt und heimisch.... Nicht umsonst ist hier ein ganzes Leben oerbracht worden.... Vor ihm belebt sich die entfernte Ver gangenheit.... Er denlt daran, als er zum ersten Male mit seinem Vater die sen Thurm bestieg . . . . Mein Gott, wie lange ist das her und . . . wie unlängst . . Er sieht sich als blonden Knaben; seine Augen sind erglüht; der Wind, —- nicht derjenige, welcher den Straßenstaub er hebt, sondern ein eigentbümlicher, hoch oben über der Erde schlägt er mit seinen lautlosen Flügeln, ----— zerzaust sein Haar ..... Weit, weit unten gehen ganz tleine Leute« auch die Häuser des Dorfes sind klein, der Wald hat sich verschoben, nnd die runde Fläche, aus der das Dorf ste:)t« scheint riesig, endlos —--s Und hier ist sie in ihrer ganzen Ausbreitung!———dachte der graue Mann » lächelnd indem er aus die nicht große ; läche fab. So ist es auch mit dem eben . . . . Jn jungen Jahren sieht man kein Ende, leine Grenzen desselben . . .. Und hier liegt es wie aus der Hundsta che von Anfang an bis zu diesem Gra be, das er in der Ecke des Kirch hofel ausgesucht bat Und, gelobt seist Du, heut —- eö ist Zeit für ihn, zur ewigen Ruhe zu gehen. Der schwe re Weg ist ehrlich durchschritten, die feuchte Erde soll ihm die Mutter sein . . .. Bald, sehr bald! .. .. si- :·.: Doch es ist Zeit. Indem er noch ein-« mal nach den Sternen fah, erhob sich Micheitlch, nahm die Mütze ab, be lreuzie sich und fing an, die Seile der Glocken aufzunehmen Nach einer Weile erzitterte die Nachtlqu von dem lauten Schlag Ein zweiter, drit ter, vierter .... einer nach dem andern erfüllten die leise schlummernden Feier tagsnacht und erklangen in mächtigen gedehnten, singend-en Tönen . si- e- si Die Glocke schwieg. Jn der Kirche begann der Gattesdienst. Jn früheren Jahren ging Micheitsch immer die Treppe hinunter und stellte sich in die Ecke an die Thür, um zu beten und den Gesang zu hören. Doch jetzt blieb er oben-. Es war ihm schwer zu Muth, und er siiblte eine Ermüdung. Er setz te sich auf die Bank, und als er aus den vertlingenden Ton des geschwungenen Erzes horchte, wurde er nachdenklich. Worüber sann er? — Er würde selbst laum aus diese Frage antworten tön nen Der Glockenthurm war von seiner Laterne schwach beleuchtet. Dumps tlingendes Geläute verlor sich in der Dämmerung; von untenl aus der Kir che ertönte manchmal in schwachem Wi derhall der Gesang, und der Nachtwind bewegte die Seite, welche an die eisernen Glockenherzen gebunden sind. Der Alte ließ seinens weißen Kopf, in welchem bsieh Gedanken ohne Zusam menhang drängten. aus die Brust fal len. »Man sin t den Psalm!« dentt er, und er sieht siås in der Kirche. Von dem Chor ertönen viele Kinderstiinmenz der alte Geistliche, der verstorbene Va ter Raum, sprach mit zitternder Stim me; hundert Bauerntöpse beugen sich wie reife Aehren beim Wind und erhe ben sich wieder. Die Bauern belreuzen sich. Alles bekannte Gesichter und alle schon« gestorben. Dort das strenge Antlitz des Vaters-. da betreuzt sich an dächtig der ältere Bruder; er steht ne ben dem Vater und seufzt. Da ist auch er selbst, blühend vor Gesundheit und Kraft, voll unbewußter Hoffnung aus Glück, auf die Freuden des Lebens-. Wo ist es, dieses Glück? Die Gedan lens des Alten sprühen aus, wie eine ver löfchende Flamme und erblitzen mit ei nem hellen, raschen Strahl, welcher alle Theile des erlebten Lebens erleuchtet Ununterbrochene Arbeit, Unglück, Kummer Wo ist es, dieses Glück? Ein schweres Geschick wird Falten in das junge Antlitz graben, den starken Rücken beugen, es wird auch den jün geren Bruder seufzen lehren . . .. Aber dort links, mitten unter den Bauern weibern steht mit friedlich gebeugtem Haupt seine Braut! Viel Leid hat sie ertragen, die Gute. Kummer und Arbeit werden das schöne Weib elend machen, die Augen werden« matt, und der Ausdruck der einigen stumpsen Angst vor unerwarteten Schicksalsschlii gen wird die Schönheit des jungen Wei es zerstören. Ja, wo ist ihr Glück? Ein Sohn ist ihnen geblieben, ihre Hoffnung und Freude, doch seiner hat sich die menschliche Unwahrheit bemäch tigt. Da ist er; der reiche Feind, er macht tiese Verneigungen, um die blutigen Waisenthriinen zu vertuschen; schnell macht er das Zeichen des Kreu zes, fällt auf die Knie und schlägt mit dem Kopf an den Boden. Micheitsch fühlt sein Herz pochen und brennen, und die vielen Heiligenbilder blicken streng von der Wand aus das menschli che Unglück und die menschliche Lüge. Ali dies ist vergangen. alles liegt dort, zurück Jetzt ist seine ganze Welt —-— dieser sinstere Thurm, wo der Wind im Dunteln spielt und die Zeile der Glocken bewegt »Gott richte Euch!« flüsterte der Alte und nickt mit dein weißen Kopf, und Thränen stießen langsam über die welken Wangen des Glöckners ..... »Mtcheitsch, Micheitschx . . . Bin Yu etwa eingeschlafen?« ruft sie von unten. ,,Wie?« rief sich der Alte an und sprang schnell auf die Füße. Herr Gott!( war er wirklich eingeschlafen? So eine Schande gab es noch nicht! . . . Und Micheitsch ergreift schnell, mit geübt-r Hand die Zeile. Unten bewegt sich die Bauernmenge wie ein Aineifenhaufem Fahnen treuzen die Lust nno leuchten mit ihren goldenen Spitzen. Sie sind im Kreuzgang nni vie Kirche gegangen, zu Micheitsch erhebt sich der fröhliche Rus: »Der Heiland ist von oen Todten auferstanden!« Der Ruf schlägt wie eine Welle an des Alten Herz . . . Es scheint Micheitsch, daß in der Finsterniß die Flammen der Wachsterzen heller anflodernx lebhafter bewegte sich die Menge, erhoben sich die Fahnen; der er wachte Wind ergriff die Wellen der Töne nnd trug sie mit breitem Schwung em por, indem er dieselben mit dem lauten, fiierlichen Geläute vereinte . . . . " s M O Noch nie hatte Micheitich so geläutet. Es schien, als ob fein übersiilltes Gieisenberz sich in todtes Erz verwan rselt hätte, die Töne tanzten und zitter ten. lachten uno weinten, und, zu einem tisisnderbaren Klang vereint, erhoben sie sich bis-zum SternenshimineL Auch die Sterne fnntelten heller, sie glühten; oie Töne zitterten und flossen und fielen wieder sanft zur Erde nieder . . . . Ein tiefer Baß schrie laut und ließ vernehniliche, mächtige Töne ertlingen, :ie Himmel und Erde übertönten: »Der Heiland ist auferstanden!« Zwei ganz kleine Sopranstimmen fls ehren sich eilig, um nicht zllrüclzublei ken. unter die großen und wie kleine Flinder sangen sie fröhlich nm die Wette: »Der Heiland ist auferstanden!« Und es schien, daß der alte Glocken thurm zitterte und schwankte und der Wind, welcher des Giöclnerg Antlitz streifte, schlug die mächtigen Fiii el und erwiderte: »Der Heiland ist auserstam : den.« . Und das alte Herz vergaß das an Zimmer unv Verdruß reiche Leben Ter Alte vergaß, daß sein Leben sich in den düsteren und engen Thurm ver schlossen hatte, daß er allein auf der Welt. wie ein alter, von bösem Unwet » te: getroffener Baumstamm Er hörte diese singenden und weinen den Töne, die nach dem hohen Himmel streben und auf die arme Erde nieder fallen, und es scheint ihm, daß er von Söhnen und Enleln umgeben fei, daß ihre frohen Stimmen, die Stimmen der Alten und Jungen sich zu einem Chor vereinen und ihm von Glück und Freude singen, die er in seinem Leben nie er fahren hat » . Und der alte Glöckner reißt an den Seilen, die Thränen fließen iiker seine Wangen, und das Herz ! schwillt ihm bei dem eingebildeten Glücke. , Unten horchten die Leute unld erzähl « ten einander, daß der alte Micheitsch i noch nie so wundervoll geläutet hätte . . I Aber plötzlich erzitterte die große " Glocke und schwieg . . « Vermischte Klänge ertönten mit ei f nem unvollendeten Triller, doch unter J brachen sie denselben plötzlich, als ob sie l dem traurig fummenden, langen Ton i lauschten, der weint und ließt und zit tert und allmälig in der ' tuft verklingt ! Der alte Glöclner ließ sich erschöpft - auf die Bank nieder; zwei letzte Thränen benetzen seine bleichen Wangen . . . Jhr da! sorgt fiir Vertretung! Der alte Glöckner hat ausgeläutetl ———---.00-——-— Kotniidinntkneleud. Von Moriz Jotai. ; Auch anderwärts ist es schwer, das I Publikum im Sommer zum Theaterde j such zu veranlassen, wie erst in einem I Vadeorte? I Es ist schon drei Uhr Nachmittag und I man hat an der Kasse noch teine Karte I gelöst obschon der Kurhof übersüllt ist. I Ein Werber, der in Theaterangelegen I heiten große Verdienste hat macht sich an die bittere Steuere: ntreibung Drei wohl beleibte Herren, die eben ihr Mittags I mahl beendet hatten, sind in den Kurhos I gekommen, ihren Kaffee zu trinken. I ,,Wiinsche wohl gespeist zu haben! IZum wievielten Male bei:eben Sie Ih ren Kassee zu nehmen? Erst zum zwei ten Male? Das dritte Mal zur Jause, I nicht wahr? Aber man sieht auch, daß eg I anschlägtt Wie gesund Sie ausschauent I Belieben Sie heute ing Theater zu korn I men? Was2 Sie brauchen die Schau I sp eler nicht? Ja, die Schauspieler I brauchen Sie! Sie haben heute schon idreimal gegessen diese Armen aber wer I den erst heute Abend ihr gestriges Früh Istiick bekommen, wenn eg eine Einnahme giebt. Wir können doch nicht zugeben, I daß Kunst und Wissenschaft Hungers I sterben« I I I I ’ Und sie ergeben sich. Jetzt kommt ein glattrasirter Herr mit Vatermördern heran, irgend ein Vörsen agent. »Ah! Habe die Ehre! Sie wollen wahrscheinlich einen Sperrsitz zur heuti gen Vorstellung? Ob es sich des An schaueng lohnt? Das will ich glauben. Daß Sie an Wiener und Pariser Theater gewohnt sind? Bagatelle! Hier tritt - heute Signora Filomena di Carmonadli - in der ,,Asrikanerin« von Meyerbeer auf, » die nicht einmal in Paris noch gegeben - wurde. Sie haben noch nichts von der « Signora Earmonadli gehört? Das ist wirklich nett! Jn Paris ist sie beliebter, wie Charlotte Grisi. Uno diese Ausstati tung. Die Dekorationen sind alle aus Seide und chinesischem Porzellan, der Vorhang allein hat 4562 Gulden geko stet: er stellt Pest vor, im Vordergrunde ,mit der Kaufmanns-halle. Um 6,Uhr werden die neuesten Börsentelegrantme assichirt und nach Schluß der Vorstel: lung bekommt jeder Herr zwei Gulden zu einem Nachtmahk. Und das alles um siebzig Kreuze-U Der Börsenagent lacht und trägt kopf schüttelnd seine siebzig Kreuzer zur Kas se. Jetzt passirt ein untersetzter Bauers mann mit Frau und Tochter den Kur hof »Ah! Guten Tag, Vetters Ins Thea ter, was? Jns Theater? Nicht? Also wohin? Der ist jetzt nicht zu Hause. Jn Beßprim. Gehen Sie lieber ins Theater. Man giebt ein neues Stück, mit Tanz, Gesang, Feuerwerk. Wer dieser Chon sleuri ist? Sie haben noch nichts von ihm gehört? Der erste Minister Rapp leon’s, der durchgeseßt hat, daß man in Frankreich keinen Weinzehent zahlt und keine Accise. Napoleon hat darum den Krieg angefangen, daß man das auch hier nicht mehr zu zahlen brauche. Das ist der Chonsleuri. Den müssen Sie an schauen. Während der Vorstellung wird er Kravsen austheilen und nachher be kommt Jedermann ein Glas Wein.« Und er kommt auch mit ung. Ein freundlicher Geistlicher setzt sich an einen Tisch. »Unterthiinigster Diener, »admoduut reverendissime domine!« Erlauben Sie, daß ich meine Aufwartung mache. Jch habe schon lange die Ehre, Sie dem Rufe v l Aj I nach zu kennen. Woher? Hohn! Wer würde den nicht erwähnen, der den Ar men soviel Gutes thut. Schauen Sie ; nur, »admodum reverendissime«, dieses E Unglück. Heute ist der Direktor eben zur Zeit ans die Bühne gekommen, alg neun Schauspieler schon den Strick um den Hals hatten, damit, wenn der Vor hang aufgezogen wird, man auch sie hin aufziehe. Ein schrecklicher Fall! Wenn neun Schauspieler sich umbringen, hin i terlassen sie achtzehn Witwen Die heu tige Vorstellung ist für diese Unglück lichen. Nicht wahr, Sie kommen? Jch « frage gar nicht, daß »admodum redeten - dissime« noch heute nach Hause fahren wollen? Nach dem Theater ist die beste ; Zeit.« - Auch der hochwürdige Herr muß mit uns kommen. Jetzt geht aus einmat das- Gerücht, ; daß drei vornehme Herren, sichere Lagert täufer, einen Ausflug in die Nachbar schaft zu Herren X. beabsichtigen. Das I muß Verhindert werden. Und sie« haben sogar schon den Wagen bestellt. »Ergebenster Diener! Haben Sie schon den fürchterlichen Fall gehört? Ge rade erzählt der Kaplan des Nachbar orts, daß Herr X. heute Nacht wahn sinnig geworden ist. Die Gäste, die bei ihm waren, hat er mit der Holzhacke hin auf-getrieben Der arme Kaplan hat auch nur durchs Fenster sich retten kön - nen. Jch bat ihn, er möge sich hier nicht zeigen, damit die Sache- nicht ruchbar :oerde. Armer X» so ein braver Mann! Vergessen Sie nicht, ins Theater zu . tommen.« Na, die haben wir auch hier zurück » behalten. Jetzt kommt eine Kaufmann-J familie in großer Gala, drei Damen, ’ zwei Herren! ,,Platz da, einen Tisch her. Kellnerl J Siehst Du nicht, wer da kommt? Das sind brave Leute! Solche Patrioten ? müßte es viele geben! Denen muß man » nicht zuredem daß sie ins Theater korn : men sollen, jeden Abend sind sie dort. i Es giebt aber auch keine schönern Mäd chen im ganzen Publikum. Das Publi kum kommt mir, um ihre Schönheit zu bewundern. Jhr Vater ist der solideste · Mann in ganz Ungarn und wie gene-rös. S Er übertrifft alle Magnaten. Tcr j opfert fiir Kunst und Literatur.« : Das sagt man Alles hinter ihrem Rü . den, doch so, daß sie es hören sollen. H Natürlich werden auch die dort sein« I Aber das ist auch sicher, daß von den J sechs Sensalen dort, die an ihrem Tisch von Reps und Schafwolle reden, kein-er - ohne ernsten Kampf die sieben Zehnerin . hergeben wird. Da bedarf es drastischer L Mittel. J »Meine Herren! Wer ein Lump ist, I zu dem rede ich nicht. Wer da sagt, die siebzig Kreuzer machen ihn glücklich, dem sage ich Adieu, da sind noch siebzig Kreu - zer, sei doppelt glücklich! Wer nur dag Geld zum Gott hat, der für zwei Gro . schen seinen Großvater verlaufen würde, ! mit dem rede ich nichts. Kaschamstcs · diener! Der soll Cigarrenstückeln auf i tlauben, ist auch ein gutes- Geschäft Z Aber Sie sind teine solchen Leute! Ske I sind Gentlemen, die Kabanag zu fünfzig i Kreuzer rauchen.« l Dreie zucken die- Achseln und lachen, doch dreie gehen in sich und tapituliren 50 Kreuzer für einen Parterresitz. »Da tommt der Ameritanert Das iit der wackere Bursche, ja! ,,God bn, Sir !« Wie geht’s, Alter ? Jst ksausn hergekommen und spricht schon unga risch. ,,.How do you do ?« Kommst Du heute ins Theater ? Gute Nachricht aus Amerika, die Sklavenhalter haben die Yantees geschlagen. Du bist auch ein Yantee ? Nein, dann haben die Yankeeg die Sklavenhalter geprügelt. Die Vor stellung wird über diesen Sieg handeln und den ganzen Abend wird man eng lische Lieder fingen und dreimal den »Yankee - doodle - Csardas« spielen. Zism Schluß wird eine Seefchlacht kn Lebensgröße produzirt werden·« i Na. dag ift eine Loge ! ! »Meine Herren, man bläst zum ersten i Mal. Die Kartenser sollen ihre drei T Touren machen, dann aus die Füße, wer nicht trank werden will. Bitte, mitein . ander abzurechnen. "Ah! Haben zehn ’ Gulden gewonnen: na, davon können ; Sie fünf aus eine Loge rsigtiren. Herr I Baron haben zwanzig Gulden verloren? s Wer zwanzig Gulden auf die Piquedame setzen kann, kann auch fünf Gulden für » die lebendigen Damen geben. Jch weifz das.« Zweite-z Blasen. »Meine Damen und Herren! Die Polizeistunde hat geschlagen. Nach fünf ? Uhr darf nichtRarten gespielt werden. . Jetzt ist das Konkordat gekommen. Wer da bleibt, muß Strafe zahlen.« Man bläst zum dritten Mal. »Steht auf, Ungarn ! Es schinettert die Trompete! Meine Herren, eilen wir. Nicht zurückbleiben. Es kommt der Patto, der Hajnal, jeder zu zwölft, wen sie finden, rauben sie uns. Gehen wir ins Theater, dort tann er nicht hin ein, weil man von ihm ein Billet ver langt.« - Jetzt würde man noch einige Cla queurs brauchen, denn das Badepubli kum ift blasirt und applaudirt nicht gern. Eine Schaar Buben lehnt dort am Geländer. »Na, Jhr Tagdiebe, warum geht Jhr nicht ins Theater? Muß man so den tkieuren Tag stehlen ? Allo, Marsch ! Ins Theater! Jch lzahle für Euch. Aber fest applaudiren. Wenn Jhr Euch brav aufführt, bekommt Jbr nach der Vorstellung fünf Groschen per Kon und ein Bouauet für den Hut.« Auf diese Weise füllten sich schließlich l l H die Log-en, Parquet und Gallerir. Das Publikum lacht bei der Vorstellung, noch mehr aber darüber, ivie es sich hat za sainmenfangen lassen. Nur die Claqueurs nehmen die Sache e:nst. Nach der Vorstellung kommen ,ie mit gezogenem Hut in den Kurhof und ver-langen die fünf Groschen fürs Ap praudiren »Fiirchtet nich-ts, Kinder, die siisnf Groschen bekommt Jhr. Es freut mich daß Ihr sparsam seid und nicht darauf « vergessen habt. Euer Kapital ist bei mir gut angelegt. Morgen lommt wieder applaudiren das macht wieder fünf Groschen, zusammen zehn. Die laßt Jhr vierzig Jahre bei mir und könnt rann von den Zinsen leben. Braue, sparsame Buben ! Sind noch kaum zehn Jahre alt und verdienen schon Geld, ver geuden es nicht, vertrinten es nicht, fon dern lassen es bei mir zum Aufbeivahren Na, Kinder, geht jetzt schön nach Hause.« Und am anderen Tage fängt diese Werbung mit anderen Variationen von Neuem an. — - -—...—- -—— Zins Feind beim Essen. : Meine kleine zweijährige Freundin s Klärchen ist ein liebes, gesundes, artiges und tluges Kind. Wenn aber bei Tisch s zum Braten das Kompot herumgereicht s wird, dann schmettert es in den höchsten E Tönen, deren seine junge Kehle fähig ist, den Jubelrnf »Paput« in die Lüfte. Reicht ihm dann die Mutter wieder ein Stückchen Braten zum Mund, so zieht es ein Mäulchen nnd zeigt mit den wohlausgepolsterienPatschhändchen nach den bereits auf dem Glasteller prangen den Süßsrüchtem —— ,,Erst muß Kiärchen sein Fleisch essen; früher giebt es kein Kompot.« Noch einmal versucht das Kind schüchternen Widerstand und flüstert der Mama ins flehentlichem Tone das Wort ,,Paput« ins Ohr, dann fügt es sich inGehorsam und ißt das »Leisch«, weil anders das tKompot nicht zu haben ist. — Sehr viele werden sagen: Solch kleines Kind gehört nicht an den Speise tisch, das soll auf seinem Stühlchen ab seits, am besten in der Kinderstube, seine Mahlzeit, eins nach dem Andern, gereicht bekommen. Jch bin nicht dieser Meinung. Kinder, die anfangen, einen Willen zu haben und ihn äußern zu können wenn auch nur in gelallten Worten, wollen auch schon erzogen wer den, je früher je besser. Das wichtigste Ziel dieser ersten Erziehung ist ein ver nünftiger —— nicht sklavischer — Gehor sam. Bei Tische lernt das Kind begrei fen, diaß es nicht alles und nicht alles gleich haben kann, was es sieht und wag ers begehrt. Gesunde Kinder, die ver nünftig und konsequent erzogen werd-en, gewöhnen sich an diesen Gehorsam, ohne an ihrer Fröhlichkeit Einbuße zu erlei den. —- Wann das Kind zu »essen«, da: heißt sestere Nahrung zu nehmen begin nen durf, sagt uns die Natur ganz dein lich: sobald es die Zähnchen hat, um diese festere Nahrung nicht bloß zu heißen, sondern auch zu tauen, also nicht bloß die Schneideziihne, sondern auch die Birckenzäljnr. I Die Erziehung des Kindes bei den s Mahl-seiten was und wie es ißt, bildet eine der wichtigsten Grundlagen seiner I späteren geistigen und körperlichen Ent wickelung. Auch hier weist uns die Ni l tut auf die richtig-en Wege. Das Kind s verlangt nach Reinlichteit. Der Säng · ling schreit, wenn er sich beschmutzt hat; · dad lleine Kind, das schon kriechen oder gar schon laufen kann, empfindet es mit Unbehagen, weint das Händchen staubig oder seuchi, oder gar mit Fettsubstaan beschmutzt ist; eg weist dag Bi?L-·"Il)än;i chen und ist dankbar, wenn inan eI thn reinigt. Vorsorgliche Eltern hängen deshalb dein Kinde zu den Mahlzeitin den Pichel uni. Nun giebt es aber eine Menge Miitter, die meinen, der Pichel svlle nur verhindern, daß das Kind sein Kleid oder feine Schürze beschniutzcx wenn der Pichel naß wird, schade ex weiter nichts. Das ist irrig. Der Schutz von Kleid und Schürze ist ja recht ökonomisch, aber das Kind soll daran gewöhnt iverden,daß es auch seine stitrderserviette nicht beschmutze und so das ihm angeborene Rein-lichteitse1n ptinden behalte. Dagegen wird nun vielfach von Müttern, meist aber van den Kinderfrauen gesiindigt. Der Brei. die erste festere Nahrung des Kinde-J, toll ihm so gereicht werden, daß dad« Kind die ganze Portion bequem in den Mund nehmen kann, und ebenso soll später mit den Fleischbrocken und allen anderen Speisen verfahren werden, Dann wird das Kind, wenn es selbst einmal Löffel nnd Gabel gebraucht, auch weiter so reinlich essen, wie es gewöhnt wurde. —— Solche so wünschenswerttxe Reinlichteit wird selten geübt. Nur ein Beispiel siir Viele! —- Eine Schnitte Schwarzbrvt mit Butter, Pflaumen mus oder gar mit Honig bestrichen, ist gewiß ein sehr gutes und be tömmsliches Essen. Jn tausend Fällen gegen einen giebt man dein Kinde sol cnes bestrichene Brot in die Hand. Das Kind faßt das Brot an der Schinalseite vrsn oben und unten, taucht so die Fin chuchen in den Aufstrich nnd —--- wenn das Honig oder Pslaumenmus ist, lerlt es die süße Decke erst ab, sich Gesicht und Hände beschmutzend, ehe es das Brot verzehrt oder vielfach unversehrt läßt. Das Kind gewöhnt sich dran, un artig zu essen, und kriegt wohl gar dann Schelte, die eigentlich jene verdienen. welche ihm dag Brot so ungeschickt ge reicht haben. Nimmt man aber zwei dünne Schnsitten Brotes, von denen ei- » nes bestrichen ist nnd das andere den - Ausstrich deckt, so wird das Kind davon ; — - alsbeißen und sein Brötchen reinlich ver zehren· Die Erwachsenen machen es ja so mit Den belegen Brötchen, die sie sich « ins Bitteau oder in die Wertstäiie inh iclfmen. Warum nicht auch schen Die hinzer daran gewöhnen? » Daß Kinder r—.;,elmös3ig und genugzut ! genährt, aber ja nicht mit Essen über laden werden sollen, weiss all-e Welt Die ausschließlich vegetabilische Kost ist keineswegs, wie die V getaiianer de haupten die naturgemäß-e, und rste ärztliche Autoritäten, mie- Usfelmann in seinem Bucke über Hygiene des Kindes, rathen, daß solche vegetabilisch genährte Kinder, die viel mehr essen müssen, um die nöthigen Nährstofse zu erhalten« iu der griißereu Verpatiungsare it durch fleißige Bewegung im Freien unterstützt werden. Aber auch sonst schleicht sich Durch Zärtlichkeit manches Versehen in die Erziehung des Kindes beim Essen. Bonbons, Chokolade oder, wie Klärchen kürzer sagt ,,Lade«, Zucker in die Sappe, auf Kohl und Spinat sind recht-e Ma gen- und Geschmacksverderber für Kin der· Der alte Vers vom alten Zuckerhut mag ja noch gelten: Oben spitzig, unten breit, Durch und durch voll Süßigkeit, Weiß am Leibei, blau am Kleide, Kleiner Kinder große Freude. Aber hier wi Xb es ft versehen, um weinend Kinder zu br ruhigen, Um un artige Kinder rtig zu machen. Die Kinder sind viel schlauer-, als mancher Groß-: meint. Merten sie es, daß Bon bons oder Chokoiade als Beruhigungg niittel verwendet werden, dann weinen sie nnd sind unartig, uin den süßen Bis sen zu bekommen, and am Ende mußdie böse, böse Ruthe den Fehler ausgleichen, den nicht das Kind, sondern sein-e E« ziehet verschuldet haben. Jn Hinsicht der Bonbons und Chokoladen verschul den die guten Tanten vie-le Kinderthrä nen, weil sie sich mit solchen Mitbring seln bei den Kleinen beliebt machen wol len. Zu Ostern erst sige schah es, daß ein-e liebe gute Tante dem Klärchen vor Tisch ein recht stattliches Osterei aus Choko lade überreichte Klärche n nahm das Geschenk und saß während des Ge fprächs vor der cnppe ganz artig in der Spielecle. Als nun die Suppe kam, tsztte Klärchen ein schwarzes Miiulchen und das Osterei war verschwunden, mit ilsm natürlich auch der Appetit fiirI Mittag: essen. Die Lerntrast des Kindes liegt in sei nem instinktiven Nachahniungstricb Was es sieht, dasz andere thun, das will es »auch« thun· Hai der älteste Bruder eine Trompete, so will der kleinere »auch toinpe«ten«, hat die größere Schwester ei nen Kochherd, so will die kleinere »auch tocheu«, und trinken Vater und Mutter zu Tisch Bier, so bittet das Kleinehcn »auch Bia«. Nun sind gerade Spirituos sen fast Gift fiir die Kinde-r; aber hier ist eg oft der gute Vater, der lachend dein Kinde das Bierglas reicht. Zu Unrecht! Das Kind hat einfach Durst und wäre mit gesundem Trinlwasser ebenso zu frieden; es will eigentlich nicht »auch Bla«, sondern es will »auch« trinleii, nnd dag- vergessen viele gute Eltern. — Später in der Schulzeit wird es ja leich ter. Da kommt der gesunde, gesegnete Appetit des be su,leunigten Wachsthun13, und dem Jungen, der auf desn Heimwege von der Schule sich mit den Kameraden tüchtig gebalgt hat, ißt ein tüchtige-S Stück Fleisch lieber als alle Clsokoladen desr Welt. Da war ich während dek- letz ten Somnierg lcei lieben Freunden öfter zu Tische geladen, und ,,JJi«rinnch-:n«, das- ist Oermanm der fünfjährige Sohn des Hause-T deiiriifztei mich iksimer mit leuchtend-en Anden. Einmal, da ich vor Tisch mit ihm im Garten plauderle, wurde seine Zärtliirsteit stiirniifch; wie derholt versicherte er mich, daß ich sein liebster Onkel sei. »Sag einmal, Männchen, warum freust Du Dich denn gar so sehr, wenn ich ioinme"Z« ——— »Weil eS da immer zwei Fleische giebt«, war die ehrliche Antwort. Der Junge hatt-e ja so recht! E. G. »A-— Aug dem Eheleben. »Warum hast Du die Köchin so plötz lich entlassen?« fragt Herr X. seine Frau. ,,Hat sie ihre Arbeiten nicht ordentlich versehen?« Gattin: »O ja! Aber ich habe ge merkt, daß sie auch die ineinigen zu ver sehen bsaann « Hintergedanken Frau (oor dem Schausenstrr einer Modistin): »Weißt Du, Männchen, ich möchte ansJ pur-er Neugierde ’inal hin eingehen, uni zu fraaen, mag dieser Hut kostet Hast Tn Geld bei Dir-« Dopsielsiiinig. Fräulein: ».leh, get, n Sie nur, Herr von F» mit « Ihren Liebesschwliren und Liebegbethenernnaem Sie halten ja doch immer ein Paar Llliädchen zum Besten.« Herr: ,,Paroon, Fräulein Anial'ie, diesmal sind Sie’s aber wahrhaftig nur alleini« Eiaeiithiiinliche Vesorgniß. Alte Jungfer (zuin Dienstmädchen): »Stellen Sie doch den Korb vom Fenster weg, Anna, da traut sich ja schließlich gar kein Herr mehr zu uns hsereinltt Aus dein Eheleben Junger Ehemann lbei einem häusli chen Streite): »Weißt Du mas, iet iviinschte, Du wärest ein Manni« Ehesrau: »Und Weshale Ehemann: »Dann hätte ich Dich nie mals zu heirathen brauchen!«