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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 20, 1900)
W »pr. lal. Stizze von E. Volks Eine rundliche tleine blonde Frau rtet auf dem Bahnsteig in Nord erninen ans die Antunst des Kasseler schnellzugeex ihre blauen Augen glei - bald suchend über die Bahnstiecle, ld an dem herbstlich gefarbten "henzuge hin. auf dein die Marien rg, das Welsenschlosz liegt. Die öthe der Erwartung ist aus ihrem esi und wie der Zug nun heran ssran t, grau-weise Dampswolten in die fi· senkend, saat sie ntit hastigein at» niznge zu dem neben ihr stehenden adehenx »Da ist er, Jette!« —- Ur erall sind so viele Köpfe, Frauen, n.der, Soldaten an ten Fenstern der itten Klasse. Sie zö ert, sle weiß Zicht recht. ans kvelehes « rittbrett sie e Just setzen soll, aber endlich ist sie in einem Wagenabtheil nnd ·»nt ihren Hindlofser, ein Partei .d einen Karton entaraenz »He-its bte auch ordentlich auf-: Haue-I« rni! · aus dem Finster nnd kann fahrt , Lug schon, und erst, als sie ihre · n untergeduitn hat« setzt sie sich d blickt umher. Die Augen eines-— hageren Mannes Fenster sind allen ihren Bewegun aesolgt Er hat ans den tur ge ittenen Haaren eine tarirte Djiizy cd sein Schlips ist slott gebunden. Rock sieht zwar ein wenig abge gen aus, aber aus seiner rechten nd sitzt ein ganz neuer dänischer ndschuh. Ein schwarzlrckiger hüb Knabe, der icneni gegeniiber sitzt, sie nur flüchtig an, gii ni, stützt Kopf an die harte and und äxt Die dlonde Frau seus t reht hier nicht sehr unterhalztsarn ; sre erzählt gern und ist immer gierig zu hören, wohin andere sah er Mann langt eine Zeitung her , »Der Artist« steht am Kopfe der « en. «Ach!" stöhnt er, nachdem er « e Zeit lang gelesen und läßt das " 1ltt sinken. ,E’ta,« sagt sie, «’s ist langweilig!« « ahren Sie uuch nachKassel?" länt » - herab u fragen, weil sie ihm « teistig die Zeitschrift ausheht und rreicht. Noch ein wenig weiter, nach Wah ;; hausen. Jch habe da eine alte ite.« «- m! So « Erb?« · a fie hat skeilich sonst kein-n elfesem mir lommt es chon ,i,:1,« te sie verscharret »Wenn ich auch - n Aastommen habe als Witwe, nehmen thut man immer »s« · Its-s man kriegen lann!« hilft er »wollend aus« .ine Station. Mit einem Rnct talt « ug und der Knabe erwacht. tsr - Spiegel undTaschenlamm hervor Abend?« " 'a, natürlich, mein Sohn.« · » ---ular«oeiten, wenn im ihren J« wirft die Wittwe ein. ,—..·,·,«r Jung-: lacht helle auf. t giUr sind ?lktisten!« saat Ver Un ein einen Prospelt ans Der Nod , und reicht ihn hier herüber. Sie i mit spitzen Fingern dar- Blatt, gut, wenn die-.- ihr das under 72 licize Wort tlar machen kann. « ier»rehn Tage inKassel engngirt!« St derszunne und sährt durch sein mec- nntt eine tmlbe Verbeug ZU- Geitniten in fpaniicher Tcnctn anf Dem Blatt in uekichiekcnen Lungen abgebildet Die Original nis, liest sie, Beter nnd Erbit. "; wichtigste Schaustück scheint pas in, ivo der Knabe auf Der Spitze Rohres immedi« das der Linn-i « Tcr wunderbare Vanilan « ri- eine- nrofze Attmttien :«Iie:i, . Yatnntet Allen Sie one- sein'« sp· s eichle mir.« Ins spanisch sind en- . kfkine Angel- betonnnen einst-. Unz sk- Schein. »Nein, wir iinn Tent »Aber bei der sinnst, ist« ij, » Gnädige, da muß Ver Jisrrc ·: n! Ich heiße Peter Punkt-ich . ss ist ausländisch Pebro Perini is den und Ins Johann, kein la, » Teinpereinent bade-i wir sit-er — tnn könnten wir schon edit spa ein! Sie tennen wohl iveinq von ne sinnst-? Waren ZU ini Win iiten in Vettin?« ".! Wissen Sie, ichkizi nun " Frei Jahren eine »Mein e Frau Wie sollte ni) sssnbl » Berlin t. inmers Z« «m! jnk Wind-matten iit nnd; nun — b enuctt, ins-Gn, ioinfnqen IT: U Vekiiitu ji . Wollmdeh in in Rasse-, ig- ganz cxnix . Dei n iiiicn ie uni- inul « Eienenk F, ink« nnu Lin-n Ichii1,tsskti Ei licht »Das- niniz sctnin sci;i.« « Junge wirft Den Kopf zurüc . oßt bloß, das-. man 4 Stunden De nidsks essen dari. Un Denn, «:73 »Hm Ist-P Jickzeiin Ist-je find, inan « die Schule Löcheeliche Beiiiin s« blidt ihn mitten-in nn. »Ist Sie gewiß nicht niel.« PM« fällt der Vater ein, »De« ist f k, wie Viele. Bei m sinnst man von allein·« s Schlangenrnensch nahe un non gearbeitet," sagt der Junge. ’ nur eilig, daß man so’n spitze ( triegt.« Und et dehnt und tect -schnieidig nnd schnellt hin nnd zwe, dünner, ganz veränder G - W ! nehi er plötzlich aus. Förmllch dunsp i wird es der kleinen blonden Wittwe. j »Ach, das is ja grauslich,« meint se sie uno thut einen tiefen Athemzug. 3 »Mach ich aber nicht mehr, lvnxmt nichts bei rausl« und mit einer elegan ten Bewe ung setzt er sich wieder auf recht. » uf'm Bambub. das mach: mir mehr Spaß.« «Juan ist mein Schiller." fällt dir Vater ein, »aus been wird was.« « Bewundernb ruht das Auge der blonden Fragt auf Perini; er läßt das woblge ii iåiiber sich ergeben. ie schon mal von Tobn, dem einbeinigen Tänzer ge ört? Auch ’n Berliner! Richtig mit preewasser elauft. Macht sich aber zum Au ira ier. Na. der tanzte auf einem « ein, dem rechten. Er war nämlich so glück lich geboren Was thut sein Bruder-I Der geht hin und läßt sich das linle Bein abnehmen und tanzt nun mit ihm lzusammen, und die Kerle werden reich!« Er lehnt sich zurück und sieht die Frau herausfordernd an. »So ist die Kunst, die Kunst!« trai lert ker Junge. Perini beuat sich her über. . »Sie lommen also in’57 Elysium Das müssen Sie Jus alle Fälle, »Frau, -—- ja, wie heißen Sie denn eigentlich, u eine Dame?'« »Emilie Kurz, gebotene Heinrich. llnb die lei mir war »An Fräulein Tochter?« ,,8 ein Dienstmädchen Ich stehe ganz allein." »Hm, ja, jagten Sie nicht etwas von · einem Hauses« »Das Mädchen soll daraus achten.«' «Richtiæ, richtig!« Er macht ihr eine respektvo e Verbeugung. »Ehe here Gemahl war . . .' »» rnsteinsegermeister." ,,Ah, also auch süA Klettern« Ja, die verdienen ordentlich. Und s— abs ljirben thun sie sich ja auch nicht, das icht man.« Er lacht über seinen Witz Und die Frau und det Knabe stimmen nnt ein. »Auch ich stehe mit dem Jungen da allein,«' sa te Perini. »Das ist mancky mal seist ühlbar. Wenn man seine Kunt nicht hätte ...« « ni’5 Himmels willen!«' ruft sie zusammenschreckend. »Oho!" tust er. «Sie kennen unse ten Stand nicht. Sie glauben wohl, da geht ed zu wie an den Theatern? O, da täuschen Sie sich. Jn den Varie tec haben die Damen gar keine Zeit, unsolide zu sein. Da wi:d probirt und geübt am Morgen und dann egessen und gearbeitet. Und todtrnüve is man hinterher-. Und alle vierienn Tage m anders·« »Da kriegen Zie aver oie Welt zu sehen-« bewunreri sie. »Das schon! Unr- mit eine-n Ruck wirst et sich in die Brust »Von Lassel geth nach len, ganz Oirett. Ja, schön ist ein solche-; Leben« Frau kurz tramt in ihrer Reise tasche, holt eine Weinstasase und einen Becher heraus und sagt weich-Kinn »Wenn Sie mir die Ehre nattsun wos len?« »Aber natürlich, selsr :keii!« nnd Dann-nickt er zn itjr hiniiverz «’.".1.s.i Zur Wohi, verehrte sticisegesädrtinP Titun ist es viel neinijthlitee »in ui sen, Ioie vorher, man knit Doch eine Ansprache nnd Artisten hat Fe in kli, rein Leben noch nicht tcnncn gelernt Sie giebt Tini-is ein Stuttctien Cnoio lade, er hüpft Damit an Das nncsere Fenster und schneidet einei-! Badniräe ter, der aus seinem Weiten sinkt, cine Griinnise. «»War oenn Jtiee Frau zum so mit salicis-« sengt die Kurz, die ietzt ver tranticher geworden sit. »O nein! Sehen Sie. die toctne und sor te für unsere Ankun- Bon vier sagten an hat der Kleine schon mit- ge arbeitet. Die nmr siir’g Hätt-liche. Aber Mann, snnte sie ost, es i-; doch ’n schönes Leben. Ja, nn« is nie-n allein« L tskau UMIUC Kurz sllLIJUZ IUIZ cl neni Kopinicken ori, keickxt die Flasche ,noch einmal hinüber uni- betonrnt sie ganz leer zurück· Der Junge bleibt drüben am Fen ster, macht Mänchem forzt ans lsen Stationen. wo die Thür ausgerissen with, baß Niemand einsteint, indem et gespreizt dasteht und inaiz »Hier is alles besetzil« »Ja, wenn man allein steht!« mie dskrholt Perini noch einmal, nachdem er den Cirqne d’.f)iiser nnd sitt-stattA Palast in London beschrieben als in künftige Ziele seines Eingehn-» ,.’ö is man ein lnlrseg Lebens nicht vie Wittwe zu. Perini bearbeitet nnanihörijch ski nen Schnutrbart mit der Linken, bald sieht er mit geiurchtcr Stirn vor s.(l) inn: bald lächelt er der lleinen Frau n» Dann sagte er nach einer langen Pinse: »Es muß auch wirklich schwer siir einen Frau sein, so allein »Ja,« nickte Einilie tut-k, »wenn die Linie ini Hause sich nicht vertrHen ian soc-m sie io viel qeinucht haben wollen« Da meinen sie immer: man blos; so ’ne Frau!« »Und das Micthe·iat,len!« ivirit er ein. »Ach treian ins allein mir-. To. geht schont Und seine paar Ziiijssn-«t:at man, nnd dass Leben iit dxi sing irs billig-« . »Wenn die tiinsainteit nicht ware, nicht wahr? Fühks Jshneri nach, ver-— . ehrte Fran! Und Sie sind noch to Hing und hist-sch- Jch sage blos. ich wollte .beute noch etwas Ins-· ihnen nnmnsn iiir unsere jin-ist« · »Ach ne. ne!« wehrt sie nnd sieht iim ins-wen cis-er schmeichelt-sit berührt. on »Sehen Sie, Frau Emilie, liebe Fieundin,« sagte Perini. und betommt nur eine-u nat-ex sustleuell«».. »Ja » warme Hand ni.t «en zwei Heu-tun zu fassen: ,Mlissen wir beide oai nich. wie eine Fügung yölserer Art unsersei» daß wir uns in diesem Wagen getcof sen ben? Sie fielen mir gleich auf, in m Dingsda ...'« »Ncrdstemmen!« wirft sie ein. »Wenn die kleine Frau doch man hier einsteiqen wollte, dachte ich." »Ich habe mich eigentlich so’n bis chen vor Jynen gefürchtet,« gesteht sie ein. »Aber jetzt nicht mehr, nicht w-:i1r?« Sie schsittelt den Kopf und ihre Blicke suchen den Boden. »Jetzt hat-en Sie ein wenig Ber trauen zu mir?« fragt er flüsternd, während sich sein Sprößling Juan mit einer Oiarina drüben zu schiefer mach-t. »Denn Sie, ich muß sagen, Sie haben es mir nun einmal ange: thau!« »Ach, aier Herr Perini!« »Das ist doch leine Sünde, Mi lena? Denn so würde ich- Sie nennen, wenn wir uns näher stünden. Und die Hoffnung, das; das geschehen lönnte, die habe ich gesaßt.« Sie seufzt, saß nach ihrer Stirn, sieht ihn verschämt an und schiebt an den beiden Trauringen. »Sie verbieten mir nicht, Hoffnung zu haben?'« flüsterte Perini. »D, Erni lie! Milenal Wie glücklich bin schl« Drei Stunden später sitzt Ennlie Kurz in Wollrabe’s Elysium an einein lleinen Tische, ein Glas Bier vor sich. Sie hat Handschuhe an, hat ihre lHaare sehr glaii gekämmt Und blickt unver wandt nach dem Vorhang.Der Kellner le t ihr einen großen Zettel hin. »Den saeickt einer von ten Artisten.« Die Original Perinis, liest sie, mit ihrem großartigen, noch nie dagewese nen Bambusali. Pedro Perini wird s.ch darin mit bewunderungswiirdiger Geschicklichkeit produziren Nun Mu sil. Ein Mensch singt, sie weiß nicht was, und der Vorhang fällt wieder und geht wieder empor und zwei Ge stalten in bunter, goldflinimernder Kleidnn verbeugen sich: ein Knabe und ein stattlicher Mann. Und der, sie fiihlt eg, sucht sie mit seinen Blicken Praehtdoll sieht er aus und geschickt ist er und sie hat gar leine Angst. Und dann llatscht alles um sie herum und er und Juan derbeugen sich, er die Hand auf der Brust, wie er vor ein paar Stunden ihr gegenüber gesessen hat. Einige andere kommen nun dran, darauf wieder die Perinis. .Das ist das Schönste!« sagte ein Mensch neben ihr zu seinerBegleiterin. Wie ihr der Ausspruch gesalltt Sie steht aus und geht hinausr- und nur ein paar Selunden vergehen in der freien Lust, dann tritt er neben sie in der Kleidung, in welcher sie ihn in dem Ei senbahnzug gesehen hatte. »Da bin ich! Den Jungen schicke ich direlt in die Wohnung, ich habe zwar Hunger, aber das macht nichts. Jch aehe erst mit zur Tante.'« Ach. sie findet iauin Atheni. Es ioai aroszartigt Zu schont Herrlich! »Meine geliebte Milenat Wie mich Deine Bewunderung freut. Aber ist-) dibe einen ernsten Entschluß gefaßt. Ju sollst nicht leiden, nicht geschädigt werden, weil Du Pedro Perini liebst. Deine alte Tante lonnte Dich enterbeii, denn Du aus mein herninvagabundi reiikeg Leben eingingest. Das laßt mein Gewissen nicht »in. Nicht Du sollst mir folaen, ich toninie zu Dir. Peer Perini steigt wieder zu Peter Penzeler herab und wir werden still nnd ver aniigt in Deinem Hause in Nordstein men leben. Allen Glanz und allen Jlitter weise ich hin für Dich. Denn man lebt nur einmal und das Klügste ist« sich sein Leben ruhig zu gestalten.« Er triictt ihr die Hand, daß die beiden Trauringe sie schmerzen. »Rede nicht von Opfern, meine Mi lena, sag gar nichte. Fiir Dich ist mir nicltg zu schwer!« Sie weist auch nichts zu sagen, sie nickt nur; die Fahrt. die Vorstellung, dir Taute, er es geht ihr alles durch einander in ihrem Kaps. »Bist Du zufrieden, meine lizlse Braiit?« fragt er, als sie in derPseide bahn sitzen. llnd sie lächelt nnd sagt: ,,Ja!« - f Der HausschliisseL Pan E. von (t)eierøbetg. Ein anstrengender tattischer Ue dungeniarsch lag hinter uns« Selbst verständlich waren ioir alle hundemiive und sriiher als sonst verloren sich Die Kameraden anz- Dem Kasina Nur ein kleine-Z Häuflein hatte sich itn Rauch zimmer um einen tiihlen Ziplion ge schaart und beabsichtigte in beliagli chern Plaudern ten Jahrestaa von Or leane iiber seine natürlichen Grenzen hin auszudehnen Trotz dieser wohllöbliaien Absicht und der Ja lreichen Siplions ini steler Ue Kasinodionoms war ein Judas- un ter uns, und wie das schlechte Beispiel immer ansteckend wirkt· so auch hier. Wir ziiblien bald mehrere Jndasse, Die mit eiierncr Verrätherstrrn erklärten, sie eien zu miide und iniisiten nach Ha tse. Während unser alter Oberlieutei nant den Verräthern an der Gemütli iichteit Moral zu predigen suchte,schlies, ich hinan-, rannte eine schlafende Kaki noordonnanz über den Hausen und ek reichte vie Garberobe, wo in stiller Ein tracht vie grauen Paletots, Degen und Müden am Riegel liinaenx Was ich mir dort zu schassen machte, will ich lieber nicht sagen. Es ist besser, die Nacht bedeckt mein heimtiickischeSThun Als ich wieder zu unserer Tafelrnnvr « »uruatel)rte, hatte der, Qberiieutena«.. ,.ine große dieee beendet, uno e-. »Ur-Heute Erfolg war, daß vier Ki. ..eraten aufstanoen und sich mit ein.l riefen Verbeugung verabschiedeten. Den Dreien folgten bald nocl Vier und dann noch Einer-, so da; nur der Oberlieutenant und ich übrig blieben. So eng wir jeht auch zusam menriickten, die leeren Stühle um den runden Tisch machten einen schwerli chen Eindruck. Der Oberlieutenanr klopfte an die hölzerne Wand des Siphons. ,,Wissen Sie was?« sagte er darauf, »den trinken wir erst aus und dann -—« er stockte. ,.Witd’z erst gemüthlich!« schloß ich. ,,Jawohl!« antwortete er. »Und ich füllte den Becher von Neuem· »Warum soll es zu Zweien nicht ge miithlich fein?« hub er wieder an. »Jawohl!« antwortete ich diesmal, trotzdem ich cg besser wußte. Nun wurde eg« eine Zeit lana ganz still zwischen unis. Aug dem Votgim mer tlang laut das Schnarchen der Ordonnanz. Ein öder Ziumpssinxs drohte uns zu überfallen Da plötzticlt wurde die Thijr ausgerissen, und der dicke Blomberq stiirzte herein: »Donnerwetter, ich habe einen fal schen Hausschliissel eingesteckt, und mein Bursche schläft wie ein Murmel thiert Habt Jhr noch was zu trinken?« ,.Jawohl!« » »Au, Denn Profi; Der neue Ankömmling steckte die Beine unter den Tisch, brannte sich eine Henrh Clah an, sah nach der Uhr und meinte ,,Um Acht habe ich erst Dienst!« »Dann kannst Du also noch vier Stunden hier sitzen!« meinte der Ober lieutenant gemiithlich »Wollen wir nicht einen Skat spielen?" Draußen rasselte ein Säbel, und gleich darauf schob sich der lange Ra biihn vorsichtig in’s Zimmer. »Der Deibel soll meinen Burschen holen! Der Kerl muß mir einen fal schen Hausschliissel in meinen Paletot gesteckt haben!« Bloniberg wollte auffpringen und etwas sagen. Jch stieß ihm aber meine degen ewohnte Faust in die Rippen, so da er verständnikvoll lächelte und sein Sprachorgan ge chlossen hielt. »Na, dann setz’ Dich her und trin- ? ke!« Der Oberlieutenant klopfte ihm dabei behaglich auf die Schulter. Aber das Trinken war leichter ges- « sagt, als gethan, denn ein unangeneh mes Pfeisen aus dem geöffneteii Si Phonhahn meldete dessen trockene Leere. »Ordonnanz, einen neuen Siphon!« Kaum hatte der schlaftrnnkene Musketier das wohlgefiillte kühle Fäß chen auf unsern runden Tisch gesetzt als unser Bataillons - Adjutant mit verwundertein Gesicht eintrat. »So ’was ist mir doch noch nie pas: sirt —- denit Euch, ich hab’ einen fal schen Hausschliissel eingesteckt!« Dies-mal betam Rabuhn den Niv penstoß, und als er dag behaglich-: Grinsen auf unseren Gesichtern be inertte, aina ihm ein strahlendeg Licht auf, und er lachte so lustig, daß der «L)ldjiitant böse wurde. Aber ein frischer Becher besänftiate den berittenenJiiniYs ling a tempo. Und nun kamen sie Alle zurück, Einer nach dem Anderen. Jeder schimpste auf den falschen Hausschliis fel und densdiimlichen Burschen Als wir wieder vollziihlig um unse ren runden Tisch safzen, stand ich auf, um eine Rede zu halten: »Mitbiirger, Freunde, Bleisoldaten!« fing ich an, »Iraat Euren Burschen und Euren falschen Hausschliisseln keinen Groll nach, der einzige Uebelthäter bin ich! Jch habe nämlich Eure Hausschliissel vertauscht!" Ein vriillendes Lachen erhob sich, aus dem sich endlich der klare Befehl unseres Oberlieutenants entwickelte »Ordonnanz, einen frischen Siphon!· A.-.. Die Polizei der Gusse-oh Das Anwachsen der Großstädte, hauptsächlich yetvorgerusen durch den gewaltigen Aufschwung der Jndus.rie, die damit usarnmenhängendc unaus« hdrlich aus- und absluthende Bevol: terun ödewegung und die bedeutende Vers ·ebun·q aller socialen Verhält nisse, wurde Veranlassunq, daß in ch nen die patriarchalischen Polizeiver hältnisse ausgegeben und straff erga nisirte Special - Polizeikner ins Le ben gerufen wurden, denen fortan der Sicherheitsdienst sufiel Wie urwiichsig sah ei« in dieser Be ziehung zum Beispiel noch Ist-is in Berlin aus! Die Stadt, die danan schon eine tsivilbedölterunn Un seit 4l)(),0(«)0 Personen hatte· wurde durch ztrei Dutzend Votiusidiener in Ird: nuug gehalten. rie bei ttlziedruas der revolutionärei Beweauna sofort vers der Bitdsiiielse verschwunden, isnr erst den Gengdarmen und dann der deute noch vorhandenen Imtigxuannschast Platz zu machet-, die sofort in der Stätte von litt-O Mann in Artion trat. Auch schon wegen des rieiixien Etrc s-««vertel)rg erfordern die knotrrnen Großstädte eine sehr starke Polizei, und so hat man denn überall in den « Bevölterungtzcentren Veranlassunq ge- » nonirnem sich nicht mehr ntit der Lan » respolizei zu begnügen, sondern eipene Ortspolizeicvrvs zu schaffen. Das Muster für alle diese Qrgani sationen hat London und der Londo ner Constadle abgegeben, der deshalb verdient zuerst betrachtet ;u werden. Sir Robert Peel errichtete ini Jahre 1829 die Londoner Constablerschast aus Grund der Metrovolis Poliee .Act. Der Englander liebt es, rllen — offentlichen Dingen und Personen’ --pitznameii anzuhängen, uno so .aiinte er denn den Constabler in der t «,ien Zeit ,,Peeler«, während heute i oer Londoner Polizist mit dem Ra .«-en »Bobby« bezeichnet wird. Wie oir später sehen werden, erfreut sich ei Polizist der anderen Grvßstiidte pben alls gewisser Spitznamem Der Jondoner Constabler ist aber nicht nur .n seiner Aeiißerlichteit ein Muster für ie Polizei der ganzen civilisitenWelt ;etoorden, sondern auch ein Vorbild JS Mensch und Beamter. Er ist sehr «tensteifria, sehr nilichtaetkeu, höflich,« anbeftechlich und tattvoll, der Schre ien der Verbrecher und der Schu des inständigen Staatsbürgers. « an sollte annehmen, daß derartige Mu ierbeamte in höchstem Ansehen beim Bublikuin tehen; das ist indeß nicht er Fall. r Engländer ist siun ein mal kein Freund der Uniforni: die untersten Londoner Volksschichten zu nal haben einen Haß auf Boot-n Je irorfem der selbst nicht vor Gewalt tl;at gegen ihn zurückschreckt. an ver -Jufenen Bezirken, wie z. B. Whitechm Iet, sind die Constables ihres Lebens nicht sicher. Es sei aber gleich hier bitvnt, daß in allen Großstädten die Polizisten bei den unteren Volksschich ten sehr mißliebig sind. Gerade diese Volksschichten kommen mit den Si cherheitsbeamten in unangenehme Be rührung und verstehen es nicht, Per son und Sache zu trennen. Der Can oidat für den Londoner Constahler dienst darf nicht über 35 Jahre alt fein. Jst er verheirathet, so darf er zur Zeit der Beweibuna nicht mehr als zwei Kinder haben. Soldat braucht er nicht gewesen zu sein. Die von der Verwaltung gelieferte Uni form besteht aus blauer Tuchjate und Hose. Die Jacke ist eng zugetnöpst lind weist am Kragen einen Buchsta ben (Be eiehnung der Division) und ; eine Zifser (Numiner des Beamten in der Division) auf. Der Helm isi von Filz und soll .egen Hieb und Stich aleichmäßig s ·«t3en. Als einzige affe trägt der Constable an dem Leibgurt in einer Lederscheide einen Knüppel aus Eisenholz. Anwenden darf er die Waffe aber nur im äußer sten Nothfall Um Hülfe herbeirufen Ziet tönnen,- führt er eine Metallpfeife i sich. Jn den verrufenen Bezirken darf er einen auf eigene Kosten be schafften Revolver tragen. Selbst das Verhaften besorgt der Constable mit aller Discretion und Höflichkeit Er sat der Person, die er verhaften will, lei e: »Man wünscht Stet« und ve rührt dabei die Schulter des Betref fenden; im Londoner Slaiig daher das Berhaften auch euvheni.stische: »To Tap the Shoulder«. Das englische Muster fand zuerst in Berlin im Jahre 1848 Nachahmung. Vor zwei Jahren hat dieses Polizei corpg, das unter einem Polizeiooer i sten, Hauvtlenten und Leutnantö strhi, «ein fünfzigjährigcs Jubiläum ne seeri. Der Berliner Schutzmann muß irr seinem Eintritt als- »Provist« Unter sossizier in der Armee aetoesen sein. Früher wurde eine zivölfjahrikieTiriist zeit dei der Fahne ,ieiordert, setzt ist man aber bis auf vier Jahre heran tergegangen, da sieh die Liicten in dem etwa viertausend Mann starken tiele i immer schwieriger liesetzen lassen. Der thenft eines- Berliner Eximyzmannes i ist nämlich sehr schwer Und :eitrveise i überaus anstrengend, die Bezahlung i ungefähr dieselbe wie dei den Londo s i.er Poliieinen Die Berliner Schutz ? leute führen nach ihrer blauen, mit ? weißen Ftnöspsen lsesetzteti tlniforni den Spitztiauien »die Blauen« und sind dei den unterst-n Volksschichten nicht set-r beliebi, da sie oft scharf itizireifcn müssen. »ein Uebrkien verdienen sie dasselbe Lob wie die Londoner Poli ziiten, wenn sie Vielleicht auch nicht so höftich sind. Das- riter aber von Dem strena iniiitåiriichen Geist tier, der in iem Kot-Ist- stecti nnd aufrecht erdatmt wird-. ( Ali Nanolern der Dritte 1852 iilspii i ser ter Franzosen wurde, organisirte i er nach Londoner Muster in Paris- c?:. i Polizeicorpz, dessen Mitglieder »in ! gentH de ville« hießen. Diese Ooaen J sich in der Zeit de-; zweiten Kaiser reichs den fruchtbarsten Haß der un "- ruhigen Pariser Elemente zu. Seit - Errichtung der jetzigen Republit süd ren die Polizisten der französischen Hauptstadt die amtliche Bezeichnung ,,gardiens de la paix«. Jhre Spitzna inen sind ,,roussin«, »seraot«, »wun chard«, in letzter Zeit wird auch das nenaeprägte Wort »slic« aus sie · Ute wendet. Die »Gardiens de la ;-air« sind tuchtiae nnd pslichtaetreue Bes ainte. Bei der geringsten Veranlas suna schon nimmt der Pariser aller Klassen sofort die Hülfe der Polizei in Anspruch die ihm auch in höflich sier Weise zutheil wird: das hindert jedrch nicht, den »slic« zu hassen. Die Unisorcn der Pariser Sicherheits inannschasten ist wiederholt geändert worden. Unter dem Kaiserreich sah ter ,,seraeant de ville« mit Zweima ster, elegcntern Unisormrock und Deaen reradeqn nornehni ans. Jetzt bat man rie llnifrnn mehr nach vrattischenGeg sichtsvunlten Uni nach soldatischem Zuschnitt eingerichtet Hohe Stiesek und Pelesinemantel chirakterisiren heute den »Gardien de la vair«. Die Wiener Sicherheitswache lon: de in ihrer jetzigen Einrichtung 1869 ins Leben gerufen. Der einzelne Mann dieses Lorpg heißt Sicher heitswächteh mit Svihnamen ,,Krauts wächter«, im Verbrecherjargon »Man ineisl." Der Wiener Sicherheit-Brosch ter ähnel-— dein Berliner Schutzmanm er trägt soaar einen Helm. Eiaenartia ist der batdaiondfdrmiae Rinatragen W aus Messing. den der Sicherheits tvachter nn Dienst um en Hals t « « Auf diesem Halb-non befindet , seine »Nutniuer«. Die unverheirathe ten Wiener Polizisten sind in Kasu iet untergebracht Auch in Budapest is die S utzmannschaft tasernirt. iese Unter ringung hat den Vor tyeih daß bei Alartnirungen durch ein einziges Trompetensignal die ganze dienstfreie Mannschast sofort zur Hund ist. JnBerlin dagegen . eine Alarmirung der dienstfreien » ann schaften nur du besondere Boten möglich und erfo ert einen halben Tag. Der Dienst der Wiener Sicher heitswache ist überaus anstrengend, weil zu wenig Mannschaften vorhan den sind. Es kommt auf 480 Seelen der Bevölkerung erst ein Sicherheits tvöchter (in Berlin schon aus 350 Per sonen ein Schutzmann). Die Vermeh rung der Sicherheitswache hat Brit Jabreu mit der Vermehrung der e völkerung und der Ausdehnung des Polizeibezirks nicht Schritt gehalten Nur ein Theil der Sicherheitswächier hat in der Armee gedient; die Hälfte des 2800 Mann starken Corpo be steht aus- Czecben Böhmens und Mah re·n5. Kaum 12 Procent sind Wieuer Kinder. n eteontuy organisirt nnd nur unter schieden in der Uniform, die sich im Schnitt gewöhnlich nach der Armee nntsorm deg betreffenden Landes rich tet, sind die Polizeieorps von St. Petersburg, Kopenhaacn, Stockholm, Rem, Madrid, Briissel und Butaresi. Sie alle sind mehr oder weniaer nach dem Muster der Londoner Polizei ein gerichtet. Noch tnag erwähnt werden, daß eine Anzahl von großstädtischen Polizei cotps auch berittene Mannschasten in besrndereti ,,reitenden Abtheilungett« umfaßt. Der erste Versuch dieser Art wurde schon 1810 in Berlin gemacht,· tvo ein ,,Pull«« ldiese Kosatenbezeich nunq war amtlich) von 25reitenden Polizeibeamten errichtet wurde, der jedoch in der langen Friedenszeit nach 1815 wieder von der Bildsläche ver schwand. Wien hatte schon vor 1869 eine 104 Pferde starke «Militiir Polizeiwachcavallerie«, die bei Begrün dung der Sicherheitswache die reitende Alttheilung derselben wurde. Starke reitende Abtheilunaen sind auch in t t ) i Berlin, Budavest, Paris und London (fiir den Dienst in den äußeren Vor ortcn) vorhanden. Jn Briisset hat die teitende Abtlseilunq nur kurze Zeit be standen. Bei Jroßen Aufläusen sind die berittenen Mannschaften vorzüglich dazu geeienet, »Lust zu schaffen«, nicht durch Reiten von Attatem sondern durch allntäliged, lanttsameg Drangen mit den Pferden, wodurch kaum Jemand zu Schaden kommt. Jn Budapest werden bei aesiitsrlichen Aufs laufen die Mannschaften der reitenden Alstheiluna tnit «Staberln«, d. li. mit dünnen Battttittgstöelckxtt, versehen· » Wenn ed zur Attate totnmt, tvied mit diesen Stdckchett statt tttit den Eäljeln J,.einael1anen«, womit steti« arosxe Er s tolae erzielt werden. Ank- ausserliald Europas haben tits:elne sotoszsrädte Local Polizei tatst-Z nach euronäischctn Muster einae richtet älteto York besitzt eine voll Ttandiae Gonie des-« Londatterlfonstakle aber diese isooie bezieht sicti nur ani txt-;- Tsleufzere Ter New Yorker Poli zist erhält seine Stelle erst dttrcls Pro tertion eine-:- «,I"3:--.rieittolititerg; wenn tesi Gotttxersp Rolle anspaespielt ist« tnu" auch der Echiitzline dem Proteqe eines anderen Polititerå Platz timchew Der Dienst ist sehr beschwerlich und neiähr lich, denn Netv Yott beherlterat ei-: GestndeL dass doeartiacr als— in jeder etttopeiischen Großstadt ist« Die iiinaste Copie dec- europaischen JJinsterg findet sich tvohl in Japan, Und zwar in der jetziaen Hauptstadt Jotjo Der ganz nieiszgetletdete Poti tist von Jotie is! sehr höflich, abef auch sehr energisch; besonders die Etrassenpolizei wird in der Hauptstadt des-— ostasiatischen Jnselreichetz mit ctzszetordentliscktet Etrenae aeitandltat-:. - — — Die Bemühungen tktroszrsritannte415, die Einsuhr Cnnadcks aus den Ver. Staaten zu Guntei des Jsmportesz aus dem Mutterlande adzuschwächem sind soweit nur wenig erfolgreich ge wesen Vom Jahre 1895 bis 1899 bat die Jmport Canavese- nug Groß britannien im Wertbe nur von WI, twmmjd ans 8:(7,f)()(),0(ll) zugenom men, wogegen der, einer dreimal so hohen .kzolldesteucrrina unterliegende, anort Canadaks auzd den Ver. Staa ten sich in der qieichen Mit im Werkbi bon BILUOLUMU auf 85t5t,m")0,()(ns cr . hökn hat. Dagegen ist Großdrimn T nic:. ein weit besserer ttnude tsanc da’—:—, als ec- die Ver. Staaten sind sil st- :.( In Jena bat dieFadritnntenIirznc « Gurt Zeiß inre männlichen GeschTistg apgehdrigen über die Einführung des Nckitstundentages abstimnien lassen DteioierteiMajorität war zur Be dingung gemacht. Die Fragestellung lautete: »Wer traut sichzu und ist zu gleich gewillt, in der aus 8 Stunden verkürzten Arbeitszeit bei Lohn und J Attord dasselbe zu leisten wie bei der » bisherigen neunstündigen Arbeitszeit.« Die Abstimmung ergab 640 Stimmen für und 105 gegen den Achtstundentag der also angenommen wurde. J Il- s . Frankreich rühmt sich der Vorzüge seiner Ossiziere vor denen der engli schen Armee. Es scheint die Drei-sus Periode wieder völlig vergessen zu ha ben.