Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 06, 1900, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Das Signale en auf See.
Bonh. de Neoille.
. So alt wie die Schiffahrt selbst ist
das Bestreben der Men chen, aus offe
ner See auf große Entfernungen von
Schiff zu Schiff oder von Schiff zu
Land sich Mittheilungen machen zu
können: u sitgnalisirem
Hohe nie i enz und sehr großer
Fleiß gehören iir den einfachen Mas
troaen dazu, alle Elemente des Signal
we ens oonGrund aus zu erlernen uno
u beherrschen, denn es ist durch die
Anwendung der modernften Erfindun
en der Technik lomplizirt und durch
as ahren der tiesi en Panzerschiffe
und euzer in gro en enggeschlosse
nen Berbanden äußerst wichtig und
verantwortungödoll geworden.
Sämmtliche vorhandenen Signal
systetne theilt man in zwei haupt
Hruppem Die erste enthält die aus das
uge des Empfängers, die zweite die
au sein Ohr berechneten Si nale.
ese sind zusammengeste t in ei
nem Signalbuch, das jedes Schiffs auf
See mit sich führt« Das gebräuch ichfie
ist das internationale, urfpeiin lich
von der englischen und franzäsi chen
Regierun eingeführt, und zuerst in
der enali chen und französischen Spra
che erschienen. Auf den Vorschlag die-s
ser beiden Regierungen ist es dann all
mählich von allen feefahrenden Nat-to
nen anaenommen und in deren Spra
chen gleichfalls herausgeaeben worden.
Alle diese Ausgaben stimmen ihrem
Inhalt nach unter sich überein und ge
währen somit den Schiffen die Mög-.
lichteit, miteinander oder mit Küsten
signalstationen Fragen und Antworten
Zu wechseln, gleichviel, ob der eineTheil
ie Sprache des anderen versteht oder
ob die beiden beibeiligten Parteien
Ausgaben des Signalbuches in dersel
International-s Ilanaenatvnabrt
ben oder in verschiedenen Sprachen be
nii en.
usier diesem internationalen Sig
nalbuch haben Kriegsschisse besondere
Si nalbiicher, deren Jnhalt geheim ge
ha ten wird, damit im Kriegssall die
eine Partei nicht vie Signale der ande
ren ablesen und sich zu Ruhe machen
kann.
Die einfachsten optischen Signaie
nd die, die man mit Flaggen macht.
iir jeden Buchstaben des Alphabetz
ehe Abbildung) und jede Zahl von 0
"9 giebt es ge eine Flagge oder ei
nen Wimpel, d e alle verschiedensarbi
und untereinander mö lichst unähnlicg
W, damit Verwechse ungen vermie
werden
Durch Verbindungen von e zwei,
drei oder vier gla gen und impeln
entstehen nun il en, Worte, Sa -
theile und ganze Sähe und zwar in o
vielen Kombinationen, dasz beispiels
weise das internationale Signalbuch
allem schon 78,600 verschiedene Grup
pen enthält. Dieser Wortreichtbum
genügt so vollständig, dasz man selbst
einem chwachiöpti en Chinesen auf
zoher ee und au mehrere Seemeilen
j ntsernung den Lehrsatz des Phthagos
2 rat beibrinaen könnte.
; Ein Schiff, das an ein anderes
Schifft eine Frage, Aufforderung oder
« dec- eichen richten will, zeigt zunächst
v thie Nationalflagge und unter ihr den
Signalbuchwimpeh der roth und weiß
- esireist ist; daran sieht das andere
r ächish daß man mit ihm in Verbin
..dun nach dem internationalen Sig
nal uch treten will.
-. « nn zieht man an einer siir den
andern gut sichtbaren Stelle das ei
. entli Signal aus, . B. P. H. eine
« laue agge mit weiäem Viereck und
ne halb weiß, halb roth getheilte
-. - nae, in der Reihensolge, in der die
ss . - »staben in der Gruppe stehen un
aneinander. Dies bedeutet: »He-den
« «Iaiittel thhis leiden hunger.«
Sonntags CvBlisctt
linch HIW uth 0«l(l
J. P. Wiudolph, Herausgehen
.
Grand Island, Nebr» den 6. April 1900.
«-.- —— ....—.. « I
Jahrgang 20. No. 31.
F
» DiesSignal bleibt nun so lange gehißt,
bis der andere Theil zum Zeichen, daß
er es verstanden hat, den gleichfalls
weiß-roth gesireisten Antwortwtmpel
auszieht und zur Hülfe herbeieili, oder
auch, wie es bisweilen besonders von
den herren Engländern geschieht, ru
hig weitersegelt. Jn dem Falle blickt
man ihm dann mit ihränenseuchtrm
Auge und lnurrendemMagen nach und
hungert noch ein bischen weiter.
äst die Entfernun so groß, daß
ni ehr die Farben, sondern nur not-h
die Form und Stellung der Signalzet
eben erkannt werden können, so treten
an die Stelle der farbigen Flaggen die
Fernsignale.
Die Signalzeichen für diese sind in
dreifach verLchiedener Form: rund,
dreieckig un viereckig. Die runden
werden durch Bälle dargestellt, man
In ern-uneins Ins-stinkt »Viel-en
cte det t«
els derer man auch Kohlenkörbe,Korti
endet oder ähnliche Gegenstände neh
men kann; die dreieckigen durch Wim
Pel, die viereckigen durch la gen. Wel
che Farbe sie haben, ist g eicngiltigz die
dun elfakbigen sind jedoch, weil am
weitesten si that, die geeignetsten. Jn
jedem Fern ignal kommt ein Ball vor;
nimmt man also ein Signal wahr, in
dem ein Ball sich befindet, so weiß man
sofort, daß mit Fernsignalen stgnalisirt
wird, da Flaggen in kreisrundet Form
nicht existiren Durch Kombinationen
dieser drei Gegenstände entstehen nun
wieder die Buchstaben des Llthabets.
So heißt Signal: Wimpel, Ba , Flag
ge untereinander, Buchstabe Js, ,,drehen
Sie sofort bei, habe Mittheilungen von
Wichtigkeit« tsiebe Abbildung »Jntek
nationales Fernsignal«),
Hat man bei Schiffbrüchen in Boo
ten und dergl. Signalslaggen und
- Semspbirfnnalr »Hu-Ihn I.«
Fernfignale nicht zur Hand, so kann
man sich auch mit andern Gegenständen
helfen, die den Fernsignalen ähneln.
Statt der Balle nimmt man Eimer,
hüte oder lu elförmi e Bündel, statt
der Wimpel ist-male Zeugstreisem statt
der Flaggen quadratische Tücher, wie
sie z. B. in Gestalt von Taschentiichern
uweilen Ielbst der Seemann bei sich
t. Die e Zeichen werden von neben
einanderstehenden Leuten gezeigt, die
so ausgestellt werden, daß der mpsiin
get dastSignal von links nach rechts
abzulesen hat, wie z. B. unsere Abbil
dung des Nothsignalk «Schiss lea,
hilse!« zeigt.
Eine andere Einrichtun? Fernsig
nale zu machen, besteht in en soge
nannten Seniaphoren, wie sie viele
Kriegsschisse und ferner die Küsten
signalftationen der meisten Stationen
besitzen.
Der Sernaphor wird angebracht an
einer Stange der Schiffstatelage, an
Land an einem dazu errichteten etwa
ZU s uß hohen Mast, an dessen oberem
Theil in gleichen Abständen drei um
ihren Besestiaungspuntt drehbare Ar
me anaebracht sind. Die Arme können
durch Drähte oder ein Gestänae in ver
schiedenen Stellungen zu oem Mast an
gebracht werden, und hierdurch ent
ehen dann wieder Kombinationen, die
ie einzelnen Buchstaben der Juni-ig
nale ergeben (siebe Abbildung »Gemei
pborsignalM So bedeutet ein ab
wärts geneigter Irm einen Wimpel, .
ein hyrizontal stehender einen Ball, ein
ou warts gerichteter eine Flagge.
uf Kriegsschissrn bnutzt man znr
schnellen Abgabe längerer Mittheilun
gen auf nicht allzuweite Entfernungen
einen kleinen handsemaphor ähnlicher
Konstruktion, an dessen Stelle auch ein
Mann treten kann, der rnit zwei tl -.
nen Wintflaggen, die er in die Hä "
nimmt, die Stellung seiner Arme bes
ser kennzeichnet (siehe Abbildyn
«Handsernaphor«). Si nalisirt wird o
gewöhnlich nach dem orsesystem der
elegraphie, ein Arm bedeutet Punttt
sitz-ei Arme Striche. Ein neben de "
ann stehender, mit Fernglas versehä
ner Beobachter sieht, ob der andere
Theil verstanden hat« und liest desse
Antwort ab.
Alle bislang erwähnten Signalsh«
steme sind natürlich nur bei Tage der-.
wendbar. Nachts treten an ihre Stelle!
Lichtersignalr. Man bat dazu buntfar-.
bige Leuchtsterne, die aus besonderen
Pistolen in die Lust geschossen werden«
Raleten, die,mei! sehr weit sichtbar, be
sonders als Nothsignale verwendet
werden, und eine Art Magnesiumsackes,
das sogenannte Blaufeuer, durch das»
man, da es weit sichtbar und lange
fachstes eine große schwarze Tafel, auf
die der Signalgeber Iseine Mittheilung
aufs reibt. Dann egelt er an den
Emp änger so nahe heran, daß dieser
mit Hilfe des Fernglaseå ablesen kann,
um in gleicher Weise zu erwidern.
Jn gesahrlicher Lage befindet sich
ein Schiff, namentlich ein lleinesFahr
zeug, das aus dem Meere verschwindet,
wenn alle Hil smittel der Verständi
gung fehlen. ann bleibt den Schiff
brüchi en nichts anderes iisrig, als aus
den glücklichen Zufall zu warten, der
ihnen von einem vorübersahrenden
Dampser oder Segler die ersehnte Ri
tuna brinat. »
Alle diese Signalsvsieme kommen
nur in Anwendung, wenn es sich um
eine Entfernnnq von wenigen Meilen
handelt. Um Botschaften aus weitere
Strecken zu vermitteln, z. B. wenn ein
Schiff eine solche zurück nach seinen
Ausgnnashasen senden will, bat man
auch nenerkinfs mit Erfolg Brieftau
ben Verwendet
Taf-s ier Orenndasnvser in Zukunft
dem mfnksrenten Hasen sein Nahcn
melken kam-. wenn er noch Viele Mei
se- onn tiefem haer entfernt die
Wasser turchsurchtet, ift ein neuer
w
·htmsslrs. f « «- - Lug-s qgtn
brennt, etwa gewünschte Los-sen in der
Nähe der Küste herbeitutn Exten
nungssignale: weiß, roth
Kriegsschiffe, die mein in Verhän
den fahren und viel sinnmjiren mus
sen, benutzen zur Bekletzxsecxeic,tetiing
meistens einen elektrischen Zug-max
parat, der es gestattet, Lenkt-ja lange
ein System von rothen uno t— eißen Lu
ternen in verschieocner Jtebensotge er
scheinen zu lassen.
Am meisten kommt das Turms-Sy
stem (siehe Abbildung- in Antoenoung.
Innerhalb eines- Lieairlg von vier Mei
len arbeitet es ziemlich schnell un) vest
läszlich. Man signalisirt mittelst Dop
vellaternen, in tenen sich weißglühende
Ku eln befinden. Elektrische Dräbte
ver inden diese mit einer Klaviatur,
aus der alle Buchstaben des Alphabets
angegeben sind. Vier Paar solcher
Doppellnternen sind 8 bis 10 Fuß ent
sernt, am Maste angebracht. Die obe
ren sind kotb, nnd entsprechen, wenn
erleuchtet, ,,eins« im Ihrigen-Signal
buch, die unteren coeresponbiren mit
«ztvei«.
Fortschritt, eine neue Errungenschaft
Les Marconi - Systems der drahtlosen
Lelegraphir.
Dieses Experiment ist an Bord des
»Raiser Wilhelm der Große« gemacht
worden und zwar gelegentlich dessen
letzter Ameritasahrt. Als dieses Rie
senschiss zum letzten Male von Bremen
nach New York fuhr, war sür dies Ex
periment aus dem oberen Deck, in der
Nähe des Lootsenhäuschens, eine klei
ne Telegraphenstation hergerichtet und
mit allen benöthigten Marconi-Appa
taten etc. ausgestattet worden. Aus
diesem Häuschen führt ein isolirter
Draht nach dem Hauptmast des Schif
es, an diesem hinaus bis zur Spitze
s in einer Höhe von 135 Fuß über
dem Wasser liegenden Sparrens Und,
leich einem Bli -ableiter, noch einige
Fuß über diese c-pitze hinaus. Von
dem Ende dieses Drahtes gehen die in
dem Apparatenhäuschen auf dem ove
ren Deck des Dampsers ausgegebenen
Depeschen in den Weliäther hinaus-,
um sich einem ähnlichen Drahte am
Orte der Bestimmung der Depesche
Ists-Musik »Um leck, hast«
Auf anz weite Entfernungen be
nützen Kriegsschiffe auch den elektri
schen Torpeoosucher, dessen Strahlen
in längeren oder türzeren Unterbre
chungen gezeigt werden.
Das Prinzig all dieser Signalme
thoden bleibt immer dasselbe, je 1—3
Leuchtsterne, 1—4 Laternen; lange
und kurze Blicke mit dem Scheinwe
xer bedeuten je nach der Reihenfolge, in
ier sie gezeigt werden, Buchstaben,
Worte, Zahlen u. dergl.
Herrscht der mit Recht so gefürchtete
Nebel aus See, so ist es mit der Kunst
ter Optik vorbei, und man ist nun ge
nöthint, Schallsignale zu machen. Dies
geschieht gleichfalls nach oben erwähn
tem Prinzip mit der Dampspfeife, der
Rebelsirene, dem Nebelhorn, der
Schiffsqlocle und den Signalgeschiis
tzenz eines oder mehrere dieser Hilfs
mittel besitzt jedes Schiff. .
Und mit all diesen Sachen hat sich .
der ersinderische Kon des Seemanng
noch nicht zufrieden gegeben So eri
stirt besonders in den Hochseesischeri
flotillen noch eine ganze Reihe von ver
abredeten hilfssignalmitieln die durch
Hissen und Fieren von Beisegeln e
inacbt werden« und zuguterletzt als n
mitzutheilen und so an die «richtige
Adresse« zu elangen.
Als nKaiser Wilhelm der Große«
auf der angegebenen Fahrt Bremen
ungefähr 95 Meilen und die Jnsel
Borlum an der Emsmilndung 25
Meilen hinter sich hatte, wurde das Ex
periment vorgenommen. Es handelte
sich darum, eine telegraphische Tepescke
an den Norddeutschen Lloyd tn Bre
men gelangen zu lassen· Ein soldijes
Unternehmen bedingt am Orte der Be
stimmung der Depesche eine ähnliche
Einrichtung und ähnliche Apparate
zum Telegraphiren, wie solche aus dem
Schiffe vorhanden sind. Diese Vorkeh
rungen waren bei Bremerhaven ge
troffen, und die Depeschen, welche von
Bord des Dampfers nun abgeschiclt
wurden, lamen prompt und in bester «
Ordnung an. Jnsolge dieses giinstigen
Resultats gedenkt der Norddeutsche
Llond an Bord aller Schnelldampfer
Stationen siir drahtlose Telegraphie
einzurichten.
Um solche drahtlose Meldungen nun
auch am amerikanischen Ende der
Dampferlinie Zu ermöglichen, wird
vorgeschlagen. das Rantucket Shoat
Leuchischiss, welches 193 Meilen östlich
von Sandy Hook liegt, mit Apparaten
zu versehen und sonst entsprechend ein
zurichten. Die Depesche von Bord des
nahenden Dampsers würde sich dann
durch den Weltät er dem »Empsänger«
auf dem Leuchts iffe mittheilten.
Von dem Leuchtschsisse aus kann die
vorn Dampser empfangene Depesche
dann —- auch mittels drahtloser Tele
grtphie —— einem Punkte an der Küste
von Massachusetts mit etheilt werden
und von diesem aus ii er die Drähte
irgend einer Telegraphenlinie dem Bu
reau der Dampserlinie in New York
oder irgend einer Adresse in den Ver.
Staaten. Aus diese Weise könnten
Passagiere des nahenden Dampfers
ihre Freunde aus dem Lande um von
10 bis 24 Stunden früher-, als der
Dampfer in den New Yorker Hasen
einläust, von ihrem Kommen benach
richtigen. Das würde Leuten in Bus
salo, Bosion und selbst in Chicago Zeit
geben, sich auszumachen, nach New
Port zu eilen und den Erwarteten bei
einer Landung hier zu begrüßen.
Es liegt im Plane, derartige Sta
tionen für drahilose Telegraphie nicht
nur auf dem Nantuckei Shoal, son
dern auch am Montauk Point, aus
Fire Island und aus Sandy Hoot zu
etabliren, so daß einlaufende und aus
sahrende Dampser bis zu einer Ent
fernung von 200 Meilen vom Hasen
mit dem Lande in Verbindung bleiben
können.
O s O
Die Entwickelung der Farben
Industrie.
Von Leo Silberstein.
Die Ursache aller Farbe ist das
Licht. Zerregen wir den Sonnenstrahl
R
eilest-Haue Signalavparat. System
Arbeit-.
in seine Regenbogenfarben, so enthält
dasSp:ttruin alle nur überhaupt wha
lichen Niiancen und Farben, und kein
Menschengeist könnte eine Farbe her
stellen, die nicht itn Spettrum enthal
ten wäre. Das isi selbstverständlich,
denn die Körper erscheinen nur da
durch farbig, daß sie sich aus dem Son
nenlicht Strahlen aus-wählen; aus die
ser seleciiven Absorption, dieser Licht
wahl beruht ihre Farbenwirtung. Löst
man einen geeigneten Farbstofs in ei
nem Färbebad aus und taucht darin
irgend welche Textilsasern· einenGarn
stran so sucht das Färbemittel tn die
Stoffe einzudringen und sich mischen
die kleinsten Elemente, die oletiile,
einzulagern. Es entsteht gewissermaßen
ein Kampf zwischen der Wolle und
dem Lösungsbad um das FärbeknitteL
Und da das ärbebad so aetviihlt ist,
daß die chemi che Anziehungstrast der
Wolle die stärkere ist, so bleibt sie Sie
ger, ent ieht dem Bad den Farbstoff,
und die es bleibt farblos zurück. Wenn
der Vorgang auch niclx bei allen Fär
beversahren so einfach und glatt ver
l«-·.. tt k- —Is·-·-1 -
IUUIL, I» SCLIULI UUW Uck »Ich BLHSUGUI
Proceß am besten das Princip.
Die Menschheit kleidete sich ur
prünglich in Thierselle, denen sie bald
«asern solgen ließ, wie der Coconin
halt der Seidenraupe oder das wollige
Fließ der Schafe, auch Pslanzensasern,
Baumwolle, Leinen, Jute u. s. w. Aber
merkwürdiqerweise sind alle Textilfm
sern von Natur aus weiß oder unan
sehnlich hellgrau und hellbraun allon
rirt. Der Mensch aber, umgeben von
der wunderbarsten Prachtenthltung
der Natur während ihres Frühlian
wehens oder während der wechseln
den-Farbenshrnphonien bei Sonnen
auf- und Untergang, sucht die Stim
munqen und den Zauber der Eindrücke
an sich und um sich wiederzuspiegeln
und so wird ihm die Färbung von
Kleidern, Wohnränmen und Ge
brauchsgegenständen zum feelischen Be
dürsnik
W
s
» Fast alle Farben. die das Ulterthum
» und das Mittelalter bis zum 19.Jaht
hundert verwendet haben, wurden von
der Natur selbst hergestellt. Besonders
in den Pflanzen fanden sie sich als Ili
sonderungs- und Abfallstoffe derBe v
tation vor und zwar in so beträcht t
chen Mengen, daß es den Menschen
nicht schwer wurde, sie zu sammeln
und zu verwenden. Die bekanntlich
»gütige« Natur der Tropen (Unlie
benswiirdigteiten hat ja von i r seit
Menschengedenten noch Niemun er
fahren), stellt die e Farbftoffe eigens
Lir uns er, die chon in den rühesten
Zeiten der Civilisation unter em Na
men der Farbendroguen dienten.
Eine große Rolle spielte im Alter
thum die Purpurfarbe einer weit ver
breiteten Meeresschnecke, dann auch die
Coccusschildlaus, die auf Eichen in
Siideuropa vorkommt, und die aus e
drückt, eine fcharlachrothe Farbe gie t.
Jn Central-America hatten schon die
Azteken die Cochenille-Färberei verfei
nert, ebenfalls ein Schildlausprvducx
während andererseits uns schon Hero
dot von den Wurzeln der Krapps
pflanze zu erzählen weiß, aus denen
man heute das schöne Türtischssroth
herstellt. Diese Krappfarben-Jndustrte
war eben so in Rom wie in Indien
bekannt, noch ehe der Verfasser des
Mahabaratha seine nnsterblichen Verse
geschrieben.
Auf sont-gern Grunde gedeiht in
Europa ein rout, tessenStengel bein
Absterben blau wird und sich mit
lupfrigem Glanze über-sieht. Jn diesem
»Waid-Kraut« ist Jndigo enthalte-.
jenes außerordentliche geschätzte Judi
go, das aus dem tropischen Asien und
den Sunda-Jnfeln zu uns herüber
tommt.- Die Eingeborenen sammeln
den Jndican haltigen Saft uns den
Jndigrspflanzen, und bereiten aus ihm
dmch Gährung die blauen harten Ku
ck(n, die als Jndigo in den Welthani
tel kommen. Die Griechen schon führ
ten es unter dem Namen Melan-Judi
cvn als Malerfarbe aus Indien ein.
Tas. Mittelalter aber hatte dieses ganz
vergessen und benutzte den Waid, der
in Thüringen gebaut wurde. D «
Wort »Waid-Junker« bezeichnete ein
sehr reichen Herrn. Sie trugen nicht
wenig dazu bei, als später der Jndigi
durch die Augsburger Kausherren ein
geführt wurde, ihn als schlecht, corru
sio, ja schlankweg als Teufelsfarbe II
erllären. "
Der Anfang des neunzehnten Jahr
hunderts war reich an Farben-Dro
gueu, die aus heimischen Fluren oder
aus der Ferne stammten. Der Glanz
unr- die Ueppigteit der Hoffeste irner
Tage wurde durch dieFarbenpracht der
Triletten nicht wenig erhöht. Aber erst
der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts gelang es, die natürli
clsen Farbstoffe künstlich herzustellen
oder zu ersetzen und zwar durch Pro
ducte aus einem häßlichen Material,
einem Abfall der Gas - Industrie, das
bisher nur geringwerthigeVerwendung
gesunden. Diese dunkle Schatzruthe,
aus der der gesammte Licht-sauber der
modernen Farben-Industrie durch die
kienstverstandige Hand der Hexennseis
sie-r ter Chemie gehoben wurde, dieses
Yiolsniaterial ist der Steintohlentheer.
Die Entstehung der Steintcnlen
reicht Millionen Jahre vor unserer
Cultur zurück. Sie find aus Pflan
zen entstanden, die kein Mensch gefe
tien har.Desto großartiger erscheint uns
der Gedanke, daß wir aus der Stein
lohle wieder jene wunderbare Welt der
Farben, jenen intensiven Blüthenfrüb
ling der Erde zum Leben zurückrusen
können, gleichsam eineWiedererweckung
dek- Lichtes aus schwarzen Sätzen.
Hundert und aber Hundert erleicner
Geister und Tausend, Abertausend
fleißier Hände haben. in der»Farben
Industrie für den National-Wohlftnnd
earbeitet. Der originelle und fchruls
enhaste Cheiniker Range, der in den
dreißiger Jahren in der Nähe von Ver
lin wohnte, hat zuerst bei der Analyse
des Theers eine Verbindung gewon
nen, das Cyanol (1834), das gleichbe
deutend ift mit dein so wichtigen Ani
lin, welches später der unvergeßliche
A. W. Hrfniann aus dein Jndigo ent
wickelte. Anilin, dieses merkwürdige
Oel, eine Base, ist der Ausgangspunet
unserer blühenden und berühmtenFars
den-Industrie geworden. Die Bezeich
nung »Anilinfarbstoffe« wird vielfach
ür sämmtliche künstlich hergestellte
Uarbstosfe des Theers gebraucht, ob
leich sie nur eine einzige Gruppe, die
riphenhlniethan-Gruppe bezeichnen
sollte. Zuerst bildeten sich in Frankreich
und England große Industrien,
voll Zuversicht in die Zukunft bedeu
tende Zinlagen erbautem »Aber alles
S- «
in unabsehbaren Feldern, namentliä
empirun Wurst gearqu requesqu
an eine Grenze, einen jähen Abschluß,
über den nur das theoretische Wissen
hinüberhilft. Erst die Erariindung des
molekularen Baues der Theerderivate
unk- ihres inneren Zusammenhanges
drückt dem Forscher die Fackel in ie
Hand, die ibn durch das Reich des Un
bekannten weiter leitete.
Mit dem Fuchsin beginnt jene Ent
wickelung der Theorie, in Folge deren
die Farben - Industrie aug Frankreich
und England auswanderte und it
Deutschland zur Blüthe kam. Die er
sten künstlichen Farbstosse, hauptsä
lich Verwandte des Fuchsin (RoZ-Anti
lin), waren äußerst glänzend, aber sie
erblaßten nach und nach im Lichte und
so bildete sich das Vorurtheil im Vu
blikunt heraus, daß alle künstliches
Farben unecht sein müßten. Heute
wissen wir, daß zwischen Natur und
Chemie kein Unterschied ist, daß Beide
nach genau den keichen chemischen Ie
sesen arbeitet-» a das oft die The-te
sauberen verliiiiltåer und Iklisee ar
beitet. alt die statut