Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 06, 1900, Sonntags-Blatt, Image 13

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    —
Prof. Kaquter’s Gedankeasplimr. i
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« · An der Kunst ist es gefährlich, den
s Lcsien zu wesen.
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Jn Südasrita tvird die Freiheit mit
« dem Geldsack erschlagen.
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illEngland vertheilt schon ’5 «Buren
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Beim Gen-am hakt der ndei häufig
da aus, wo das Geld anfängt.
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Die Liebe höret nimmer aus —- die
Vernunft.
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Vergniigt sein ohne Geld, das iit
der Stein der Weiser-»
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F Wenn Du gern ein heiteres Gesicht
«; siehst, so mache —- seldsi ein’s!
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Kein Thier thut Unverniinsiiges,
denn dazu gehört Yerräenfh
z Wenn eine Größe am Boden liegt,
rennen die Kleinen, sich mit ihr zu
« messen.
si- e- si
Ein Fürst, der inkognito reist, be
weist dadurch nur« daß er nicht popu
liir ist. . . «
Bücher haben ihre Schicksale. Eines
ihrer schlimmsten Schicksale ist, daß sie
Bicher sind. .
Ein Vogel auf den Zweigen eines
Baumes ist herrlicher als hundert Vö
ge! aus den Hüten der Damen.
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J Jn New York wird ein HoteL nur
kür Damen, eröffnet. Die Haus-taus
" attung besteht aus Spiegeln.
O I If
Pietrv MaseagnPs Tournee ist in
Russland pleite gegangen. Auch nur
ein Jntermezzv.
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Die Schweiz hilft den Buren wenig-—
sieng indirekt. Dortiae Hotelierg las
sen im Sommer Engländer bluten
I I O
Eine Bewegung ist im Gange, den
galbcent wieder ins Leben zu rufen.
ann werden .Bargains« zu 99z
Centö Mode werden.
s- i ·
Theaterardeiter unterscheiden sich
dadurch von den Ordenöritterrh daß sie
die Deturationen auf dem Rücken tra
gen.
- se- i
Wieder hat ein Brautpaar im Osten
«. 700 bacheeitsaeichente bekommen.
Wenn die SitteMode wird,·tann ie
« der junge Ehemann sofort einen De
, partenienthtore eröffnen.
s- i i
Die Männer in Nebraska müssen
» rechte Schwerenöther sein. Ein Richter
bat ihnen verboten, so lange sie in
- » Scheidung liegen, anderen Damen den
" " hos zu machen.
s- ·- i c
Jn Jowa hat ein Mann, der bei der
«-- insiibruna in eine Loae aus einekn
’ Ziegenbock· reiten mußte und dabei
Isks rletzt wurde, 8500 Entschädigung
mint gerade recht zur Boclsaison.
it- s- si
land registriren lassen. Wenn die bei
er Wahl von Volksvertretern gerade
» Leb lange Zeit brauchen, wie bei der
«« ahl eines neuen Frühjahrsbutes,
werden vie Wablresultate in Clem
and sebr langsam einlausen.
sinnlein »TsvSi«.
szszdtie die sogenannte «Kaiserin-Mut
ter« herrin von China wurde.
·· Kein Reich im Osten hat in letzteren
bren die Aufmerksamkeit der laula
Rasse so aus sich gezogen wie
ina, und doch sind die Verhältnisse
es Riesenreiches noch in vieler Ve
sung eine Trrra incognitar. Deß
» s wird der Versuch, von der in die
« Reich mächtigsten Persönlichkeit
— in den Konturen freilich nicht
ii klares —- Bild zu geben, nicht
willkommen sein. Nach Aussäxen
dkiindiger Leute bringt »Die u
st« dnräber einen interessanten Lins-s
. welchem wir folgendes entnehmen:
ie heute schon recht betagte Dame«
an in unserenZeitiinnen Kaiserin
- «« er nennt, ist nicht die Mutter des
ers von China, ist eigentlict1 cui-h
« berechtigt, den Titel einer Kaise
;,i tragen, der übrigens in eineni
« , wo zwar die Lex salicn unbe
-gesprochen erhalten. Das Geld;
5000 Frauen haben sich in Cleve- !
kannt, das ausschließliche Erbrecht der
Männer aber Dynastiesatzung ist, poli
tisch werthlos wäre. Sie stammt, wie
seit derTheophano Tagen manche orien- "
talilche Herrscherin. aus dem Kleinbiir. l
zerthumx ihr Vater war ein armer s
rämer, der die kaum der Kinderstube »
Entwachsene als Sllavin an einen der ;
Generalgouverneure verkaufte. Frau-;
lein Tie-Si musz wohl schon als Bach- ;
sischchen schlau und ehrgeizig gewesen s
sem: sie lernte lesen und machte sich bei s
ihrem Herrn so beliebt, daß er, um sich ;
; siir einen Gnadenbeiveis danlbar zu ;
zeigen, die zierliche und gewandte Skla
vin dem Kaiser schenkte.
Sien-Fong, der Sohn des Himmels,
war durch den Taiping-Ausstand und
l durch die franco-britische Jnvafton arg
- bedrängt, fand aker dennoch Zeit, unter
) seinenHaussllavinnen Umschau zu hal
l ten, und ließ sein Auge mit Wohlgefal
? len aus Tse-Sis jungen Reizen ruhen.
s Er ernannte sce zu seiner Favoritim
s gal· ihr, gleich hinter seiner legitimen
l Frau, den zweiten Fürstinnenplasz und
wählte alsdann — die Freiheit der
Thronsolgerwahl ist den chinesischen
Herrschern nicht beschränkt — der Fa
voritin Sohn zu seinem Erben.
Jn die Vormundschast sollten sich
bis zur Großjälzrigleit des Knaben dic
Kaiserin und die Favoritin theilen; ein
geheim zu haltender Testamentäpara
araph bestimmte aber, in kritischen
Lagen solle die Kaiserin-Wittwe allein
nach freiem Ermessen schalten. Als
Sien-Fona in seiner Weisheit so be
wiesen hatte, daß die illegitime Gattin
ihm lieber, die legitime aber des Ver
trauens würdiger war. legte er sich,
bald nach dem Pelinaer Friedens
schlusz, aus sein lezteg Prachtbett und
starb. Und Tse-Si war nun die Mut
ter eines Kaisers.
Das war noch nicht viel, —- wenig
stens nicht genuq siir den Ehrgeiz der
Plebeierin, die Macht und Glanz, Sein
und Schein unterscheiden gelernt hatte.
Sie wollte herrschen, allein, unum
schränlt herrschen; der an dieses Ziel
frhtende Wea mutzte zunachit von zwei
schweren Steinen gesäubert werden.
Die Krämerätochter haßte die Kaiserin
Wittwe, haßte sie besonders innig seit
dem Tage, da der geheime Testament2
paragraph ihr betannt geworden war.
War das Glück der Abenteurerin hold
oder hals sie mit Eunuchentiinsten ein
Biåchen nach? Einerlei: die Verhafte
starb und die Bormundschastrechte
drcuchten nun nicht mehr getheilt zu
werden.
Der andere Stein war schon vorher
eine hiibsche Strecke weiter gewälzt
worden, aanz aber war er noch nicht
aus dem Wege geräumt. Sen-Fang
hatte drei Regenten ernannt, die wäh
rend der Unmiindigteit seines Sohnes
die Staatsaeschäste leiten sollten. Das
paßte TseiSi natürlich nicht; sie ver
ständigte sich mit ihrem Schwaaer, dem
Prinzen Kung, die lästigen Triumvirn
wurden unter irgend einem Vorwande
getöpst und Kung fiihrte seitdem mit
zwei Ministern die Regentschast. Han
-delsverträae wurden geschlossen, carn
piiische Gesandte nach Peting geladen,
die letzten Taiping-Anhänger und die
rebellischen Mohammedaner bezwun
aen; und TsesSi saß mit im Rath der
Männer.
Endlich aber wurdeTuna-Schi mün
dig und die Zeit der Reaentfchast war
aus« Mit dem Sohn wäre die Mutter
vielleicht fertig geworden; doch er war
schwächlich, die Leibärzte, die ihn von
früh bis spät in bedrohlicher Anzahl
unrein ,ten, stellten schlimme Prognoken
und t ama mußte mit der Möglichkeit
feines frühen Todes rechnen. Was
dann? Die Frau des neunzehniiihrb
gen Kaisers hatte Aussicht auf einen
Thronsolger; Jung-Sein konnte, bevor
er starb, diesen zum künftigen Kaiser
ertüren und der Wittwe die Argent
schaft übertragen. Das durfte nicht
geschehen. TsesSi hatte die Knaben
likderlichteit des Sohnes, der jeht schon
z den Keim des Todes in sich trug, un
» terstiitztx war’z nicht fiir ihn und für
« das Reich besser, wenn ihm langsames
Welten erspart blieb? Jung-Seht war
nrch nicht zwanzig Jahre alt, als er
starb, und seine Wittwe stieg, bald
nach seinem Tode, ohne Nachkommen
ins Grab. Sie-Si aber ließ ihren
dreijähriaen Neffen KuangsSü zum
Kaiser ernennen.
Seitdem sind sünfundzwanzig Jahre
vergangen und über die alte Tschungh
wa, die still in der Erdmitte blühende
Riesenblume. hat vom westlichen Him
mel mancher Sturm hingesegt. Mit
dem Verlust von Anam und Toniin
begann das Unheil, denFranzosen folg
ten Britem Rassen, Japaner und
Deutsche und heute sin aus allen
Flanten des Reichstörvers große Fetzen
gerissen. Wer ist siir diesen Zusam
menbruch einer unerschiitterlichschek
nenden Macht verantwortlich? Dies
Frage ist nicht leicht zu beantworten. I
Kann-»Seit trug den Titel des Him
melssohneöx er, der wie ein scheuen
iriintlicher, aber nicht unintelligenter
Tatarentnabe ausgesehen haben soll,
empfing um drei Uhr nach Mitternacht
die höchsten Reichsbeamten, unterzeich
nete mit dem Scharlachstift Ernennun
gen und Uiase und ließ sich von Zeit
zu Zeit in seiner Prunisünfte, die ein
Schwarm von Bogenschützen und Rei
tern begleitete, durch die leeren Stra
szen der Hauptstadt tragen.
Vor ihm beugten auch, als sie zum
ersten Male ins Jnnerste des Palastes
vorbringen durften, die euro äiichen
Gesandten das Knie. Denn hat er,
von dem Taae an, da der Großiiihrige
aus dem aoldenen Krönungswagen m
den Palast stieg, nie die Wonne kennen
aelernt, die derVoltbesitz der Macht dem
Starken gewähren soll. Der Arme war
eben nicht start und mußte in dem
Kampf gegen eine Kraftnatur unter
liegen, die der Weiblichkeitgrenzen zu
Hatten scheint. An immer erneuten
ersuchen liess erls nicht fehlen; doch
alle scheiterten und hatten nur den Er
folg. daß auch TsegSi Jahre lang leine
selbständige Politik treiben konnte. Sie
batte eine Reihe wichtiger Fragen ihrer
Entscheidung vorbehalten und führte
das große kaiserliche Siegel. Aber sie
nsar zu lange schon an despotisches
Walten gewöhnt, um sich jetzt noch be
scheiden zu können, und so führte jede
politische Windung zu neuen Krnflit
ten. Unter der glatten, Oberfläche
wuchs die Feindschaft der beiden Höfe;
und als die Japaner auf ihrem S ieges
irarsch die erste Etappe erreicht hatten,
i brach das Unwetter los.
Ruang-Sii war, im Gegensatz zu sei
T ner Tante nnd deren Ratbgebern Li
unk- Kung, für den Krieg gewesen und
glaubte nun, sicher mit Recht, die Ur
sache der schmählichen Niederlage in der
Nückständigteit aller chinesischen Ein
rschtungen suchen zu müssen. Eine
Schaar modern empfindender Männer,
an deren Spitze Rang-Yo Wei stand,
hatte seine Gunst gewonnen, den Epi
liptiter ergriff ein Reformatorenfieber
und selten verging ein Tag obne einen
kaiserlichen Erlaß gegen veraltete
Mönche Das Heerwesen sollte verbei
-fert, die Landesverwaltung vereinfaebt,
der nach Zehntausenden zählende
Schmarotzerbaufe aus Aemtern und
Pfründen gejagt werden.
DieAbsichi war gut, über das Tembo
der Ausführung lief-, sich streiten, Je
dem aber tonnte sofort llar sein, daf;
solche Maßregeln die ganze Horde· der
an ibretn Beutel Bedrobten in das oem
Kaiser seindliche Lager treiben mußten.
Tie-Si konnte lachen. Doch sie war
schlau und wartete geduldig auf die Zu
ihrem Plan passende Stunde. Eines
Tages erschien Kuang-Sii bei seiner
Tante in europäischer Kleidung, in
der Tracht, die dem Cbinesen, wenn er
si· im Lande Jtos und Ennomotos sah,
Gräuel und Entheiligung gewesen war.
Diese Kunde, dachte Tie-Si, must auf
das Volk wirken; sie wurde —- gewiß
erst nach fühlet Ueberlegung —- wü
tbend, überhäufte den ungerathenen
Neffen mit Scheltworten und gab ihm
eine fchallende Ohrfeige. Und diefer
Backenftreich sollte politisch wichtiaer
werden als die berühmte elifabethifche
Maulschelle, deren Traaii Lessing auf
fo vielen Seiten verfochten hat. Den
aeirönten Schirsächling hatte der
Schimpf völlig gebrochen; er wollte ab
desnken und ließ fich, als der Plan fei
net Freunde, zum Schutz des Manar
chen Truppen lierbeizuziehem durch
Tfe-Sis Eingreifen vereitelt worden
war, ohne Widerstand des letztenMacht
restes entkleiden
Jn seinem Abfchiedserlaß übertrug
er der lieben Frau Tante alle Regen
tcnrechtex dann ward er nicht mehr ge
frhen. Es beißt, er hause in einem
streng bewachten Pavillon mitten in
einem See des Palaftpartes. Dort hat
ihn, als das erfte Gerücht von feinem
Tode auftam und die fremden Diplo
maten wissen wollten, bei wem sie
eigentlich beglaubigt feien, der Arzt der
französifchen Gesandtfchaft untersucht.
Die Diaanofe lautete nicht tröstlich.
Ob der Unfelige heute noch leb:? Die
Gesandten sollen ihn neulich gesehen
heben. Für die Politik ist er todt und
die Geschicke der vierhundert Millionen
gelber Menschen beftimmt Tfe-Si, die
Tochter des bankerotten Krämers.
Ein Lehrer einer Londoner Elemen
tarschule, Dr. MacNamarch sprach
tiirzlich in einein öffentlichen Vortrag
über den englischen Schulhumor. Dr.
MacNamara, der auf eine langjährige
Lehrthätigleit zurückblickt, gab aus
dem reichen Schatz feiner Erfahrungen
viele hübsche Anetdoten zum Besten.
Er erzählte zunächst folgende Geschich
t- hin ihm selbst nnssikt mark Er
n«ohnte unliingst einer Prämienver
t eilung in einer Schule bei nnd er
zählte den Kindern, daß-er sie nnn
ein ganzes Jahr lang nicht mehr se
hen wür e. Dabei drückte er dicht-sk
» nung aus, daß sie sich inzwischen gut
; betragen und nichts Böses thun wür
den. Ein Knabe, der sich offenbar be
rufen fühlte, im Namen der Anderen
u sprechen, erwiderte: »Wir wün
schen Jhnen dasselbe!« — Von Früh
retfe zeugt ein Vorfall in einer anderen
Schule-. «Nebmen wir an", sagte der
prüfende Lehrer, »hier ständen sechs
Gläser Bier auf dem Tisch, nnd
Dein Vater tränke eins, wie viele
würden bleiben3« —- »Gar teines«,
antwortete der Knabe. Der Lehrer
schalt das Kind und bemerkte-: »Du
scheinst die einfachsten Rechenregeln
nicht zu kennen, worauf umgebend die
Antwort tamx »Nein, und Sie len
nen meinen Vater nicht, Herr Lehreri«
—- Jn dem naturgeschichtlichen Unter
richt sind heitere Zwischeniälle nichts
Ut«gewöhnliches. Ein Knabe wurde
einmal aufgefordert, zu sagen, wohin
ter Strauß seine Eier lege, nnd der
Lehrer wurse allen Ernstes belehrt,
daß es dasSchulmuseum sei. -— Et
was anzüglrch ist auch die Definition
der Wortes Pilger, die ein Knabe
aab. »Ein Pilger«, sagte er, »ist ein
ann, der von Ort zu Ort reist«.-—
»Das thue ich auch,« sagte der Schul
inspector, »bin ich ein Pilgers« —
»Nein, ein Pilger ist ein unter Mann«
— Daß Auch das Gefühl fiir Ritter
lichleit lebendig ist, zeiqt die Ernä
rnng eines Knaben, der behauptete-,
Moses toäre ein Gentlensatn weil er
die-Schäfer, die Iriwa Töchter von
dem Brunnen vertrieben, getadelt und
YPII Damen den Vor:a::g gegeben
m e.«
ikllkiklkcktds Udsllcllsllllä
ZFtir die Stigde
· Both-unentmutigt- owns-onus
Klein Lolc.
Draußen tobte der Schneesturm und
sang sein schauerliches Lied: »Puhu,
pubu, puhul« Er jagte die weißen
ksiwcten durch die Lust, schmierte W
stolzen Kronen der entlaubten Bäume
und fuhr durch die schwanken, diirreu«
Online tdes Schilfrohrs, titsch. ratsckh
tnicl, lnacl! und ob waren sie! Pulm
triuth -—— »Publik« sagte auch die junas
Ysegcrim die den Fluß entlang durch
las roschelnde Sch: lfrollr cilenden
Fußes einherschritt. ,,Puk)n, wie kalt
ist s heute!« Das weiße, wollene Tuch,
welches sie ums Haupt geschlungen,
flatterte im Winde wie eine verloebte
Splneeslocke. Fester drückte sie d.-"«.a
kleine Mädchen an sich das an ibrem
Arme schlummerte »Schlase, schl afe,
treißer Engell« murmelte sie, und qcoße
Tbriinen rennen über ihre braunen
Wangen. »Ja deinen Augen ist der
Himmel, und Freude wohnt in deinem
Herzchen Deine Lippen lächeln Son
nenschein, und dein Mund läßt fröhli
ches Jauchzen erschallen. Schlafe,
schlafe, weißer Engel! Wenn du er
wachst, so wird dein Auge vergeblich
die Mutter suchen. Traurigkeit wird
das Lächeln von deinen Lippen scheu
cken, und wenn dein Herzchen in Leid
sci) nach der Mutter sehnt wirst du
vergeblich die Stimme erbeben um ste.
Jhr Name wird widerlmllen im weiten
Haus, aber leine Antwort wird ertdnen
.auf deinen bangenRuf! Schlafe,schlc1fe,
weißer Engell« Eine Tbräue fielan
des Kindes Antlitz. Es schlug die Au
gen aus und schaute mit bangem Aus
- dsucl zu seiner Pflegerin empor. »Wa
rum weinft du, Mahala?« Liebkosend
glitten die feinen, weißen Fingerchen
über das braune Gesicht. ,,Frierst ou?
k-.-ö- »e-- c-7Lk· -:«-l-.e.--s.l«.:...- --
- -u.··« nur-, hu tu IUIU ist-. Uu Ist-s- Ub
Mama, dann wirst du wieder frohlich
feint« Mahala murmelte einige un
verständliche Worte. »Schlafe nur wei
ter, mein Herzchen, Lichtstrahl meiner
NMM fehl-sie M!lafe!« und klein Lolo
schlaue-rette mit-b
Metze-un Tage lang war Lolo mit
Mahala auf einer benachbarten Farm
Untergebracht aewesen. Die Mutter
hatte ein ansteckendes Fieber, und der
Arzt befahl, das-; Lolo aus ihrer Nähe
entfernt werden und erst wieder in die
Heimat zurückkehren sollte, wenn die
Mutter vollständig genesen wäre. Aber
wenige Tage nach Lolrs Weaaang in
einer sternenhellen Nacht entschlief die
Mutter. Unter Thränen Und unter den
lauten Klagen der schwarzen und wei
ßen Hausgencssen wurde dann die Ents
sehlasene auf dem Hügel, der am Ende
der Form lag, unter den großen Pla
tanen begraben. Der Wind strich kla
gend durch das dürre Gelist Leise, leise,
bei Nacht und bei Tag fiel der weier
Schnee aus das einsame Grab Und
durch das Schilfrobr und den tief
Schnee kehrte heute Mahala mit dekr
almnngslosen Kinde in das verwaiste
Haus zurück.
Traurig und eintönia verrannen die
Tage. Lolo rief nach der Mutter. Sie
flog durch alle Raume des weiten Hau
ses; sie suchte sie in jedem Eckchen. Ver
geblich, vergeblich! »Deine Mutter ist
fort, mein armes Kind,« hatte der Va
ter auf ihre immer dringender werden
den Fragen geantwortet. Dann hatte
er sein kleines Mädchen mit einer hef
tiaen Bewegung an sich gezogen. Er
iiberdeckte das schmale, sanfte Gesicht
chen mit leidenschaftlichen Küssen.
«Csther, Esther! warum hast du uns
verlassen?« stöhnte. er und verlies; das
Gemach. Aengstlich und verwirrt blickte
Lolo ihm nach. Ihre Mutter fort?
O nein. das irar ja nicht möglich. Nie
ANH- Iiø nbns Onln ins-»D- Snnä nor-besser
wie sollte sie so weit, weit fortgezogen
sein, ohne ihr kleines Mädchen? Und
Lolo fuhr fort zu fragen und zu
suchen.
Es war still im Hause. o so maus
chenstilll Der Vater hatte sich in seinem
Zimmer eingeschlossen und Befehl gege
ben, daß ihn niemand stören solle. Ma
hala war in der Küche beschäftigt Klein
Lolo aber kauerte in einer Ecke des
großen Wohngemachs und spielte mit
Esther, ihrer braunlockiaen Puppe. »Du
mußt nun schlafen, Esther,« sagte sie
und bettete ihr zartes Puppentind sorg
lich in die kleine Wiege. »Du mußt
lange, lange schlafen! Lolo will fort
gehen und Mama suchen nnd ihr sagen,
das-. es hier gar nicht hübsch ist; daß
Papa immer so finster aussieht und
mit Lolo keine Späßchen machen will,
nnd daß Mahala und Doris den gan
zen Tag weinen!« Geschäftig trippelie
sie hin und her. Jhre braune Biber
miitze, das pelzverhriimte Mäntelchen
und ein wollenes Tuch, das ihre Mutter
immer getragen, laaen aus dein Schau
kelstuhl in der Ecke. Behende setzte
Lelo die warme Mütze auf ihre blon
den Locken, dann nahm sie das Mäntel
chen zur Hand und versuchte ebenso
eilia hineinzuschliipfen. Aber, o weh,
das wollte nicht gehen! Schon öffnete
sie die Thüre um Mahala zu Hilfe zu
rufen, da fiel ihr jedoch ein, daß sie ja
niemand etwas von ihrem Vorhaben
wollte wissen lassen. O. es sollte eine
greße, große Ueberraschung fiir alle
n«erden, wenn sie mit ihrem lieben, schö
nen Miitterlein wieder zurückkehren
würde! Endlich aelang ihr auch wirtlich
die schwierige Aufgabe. Das Mäntel
chen wurde zuaelnöva das wollene
Tuch um den Arm geschlungen, ganz so,
wie sie dies immer bei der Mutter ge
sehen, und geräusehlos schlüpfte Lolo
über den teppichbelegten Gang hinaus
mich-reit- uu D ne hanc es mi
gehört, wie oris, die Wu, Zu Sas
muel, dem Gärtner gesagt hatte: «Sie
hat immer so gern unter denäkltatanen
gesessen, darum hat sie der « auch
dorthin bringen lassen·« Das war ia
ihr liebes Mütterlein, das so oft mit
ihr hinausgewandert war nach
«C-sthers-Ruh«, wie der Vater jenen
Platz unter den Platanen getauft hatte.
Hur-, also dort war sie zu inwen. wie
freute sich das Kind, dorthin zu kom
men! Wie eilig tribpelten die kleinen,
zarten Fäßchen iiber den gefroreneii
Schnee! Lolo louiite den Weg in sci
aut« so gut! Sie lief und lief immer
dem Hügel zu. Ta plötzlich hing fiel-.
eine graue Wolke wie ein feiner Schleier
vor den Hügel. Die Wolle kam näher
und näher. Immer dichter« und nn
isurchsichtiger wurde sie. Das war der
Nebel! Lolo wußte nicht, wie ihr ge
schah. Bald konnte sie ringsum nichts
mehr unterscheiden, nicht Baum nnd-,
Strauch, nicht Wea noch Sten. Die
graue Wolke war über sie hereingefal
len. Nun wandte Lolo sich um und
versuchte heimwärts zu wandern; aber
immer weiter entfernte sie sich vom
Vaterhauö. Sie lief und lief. Jhre
Fäßchen begannen zu zittern und
schwer zu werden. Sie war so müde,
ach, so miidel »Mutter! Mahala!«
rief sie, aber nur der tlagende Wind
antwortete aus ihren angsivollen Ruf.
Weiter, weiter! Sie hatte nun keine
Fi.rcht mehr. Sie wußte nichts; sie
dachte nichts. Mechanisch lief sie dahin.
Da Plötzlich tauchte aus dem Nebel eine
hohe Gestalt; sie vernahm die süße
Stimme ihres Miitterleiiis. Sie ruhie
in ihrem treuen Arm, so warm und
weich! Schon waren die müden Aeugi
lcin zugefallen; da erinnerte sie Fich,
das; sie vergessen hatte, ihrem Püppchen
noch gute Nacht zu sagen. »Schlafc
Eltberl Mutter isi gekommen, nun
will Lolo auch schlafen; gute Nachtl«
niurrnelte Lolo wie im Traum. Sie
lehnte ihr Köpfchen an der Mutter
Brust, und mit einem glücklichenLächeln
auf den Lippen schlief sie ein. Der Tag
schlich langsam dahin: die Nacht brach
herein. Jetzt schlug ein Hund an. Der
alte Former saß mit feiner Schwieger
-trchter und seinen beiden Enkelliudern
beim Ahenkessem Sie eilten Vor die
Miit des kleinen Farmerhauses. Da
lag die kleine Lolo, wenige Schritte
hnm Tun-»so gaffst-ne im mais-n mai-Von
in den DaßHnauk in das weite· weite
Bett von Schnee. »Lolo! Lolo!" jubel
ten die Kinder, welche das kleine Mäd
chen schon hie und da gesehen hatten.
Die Mutter nahm das verirrte Kind
aus den Arm. Still legte sie es auf das
Bett ihres Töchterleins-. Sie rieb die
erstarrten Glieder mit Schnee, bis ihr
vor Anstrengung die hellen Tropfen
aus der Stirne standen. Wieder und
wieder leuchtete sie in das blasse Ge
sichtchen; wieder und wieder lauschte sie
ruf den Schlag des kleinen Herzckiens.
Aber da drinnen blieb es still, toten
stilll Das flinte Hämmerchem welches
vier Jahre lang so unermüdlich sich ge
rührt, hatte aufgehört zu pochen. Die
kleine Lolo war bei ihrem Mütterlein.
Da bedeckte die junge Frau ihr Ange
sicht und weinte bitterlich. Zu Hause
aber suchten sie treppauf, treppab nach
dem verlorenen Kinde. Mahalas Jam
mergefchrei mischte sich in das Heulen
des Windes, der so jämmerlich stöhnte
rnd ächzte, als wollte er mit einstim
nren in die Klage um das verschwun
dene Kind. Und Mahala stürzte hin
aus in den grauen Nebel. Sie sprang,
sie lief, sie brach plan- und ziellos durch
Dornen und Gestrüvpe. ,,Lolo! Lolo!«
—- Als der Morgen heraufsrieg und der
Nebel sich verzogen hatte, fand Samuel
die treue Mahala tot im Schilfe am
Fluß. «
Mahala und Lolo liegen unter den
Platanen zur Seite der jungen Frau.
Lolos Vater ift"nach dem Süden gezo
gen, begleitet von Samuel und dessen
Frau, der ehemaligen Doris. Die
Farm ist verkauft und in fremde Hände
übergegangen. Aber die drei stillen
Schläfer auf »Esthers-Nuh« sind nicht
vergessen. Der Wind kennt ihre Ge
schichte: So oft der Frühling kommt,
vertraut er sie den knospenden Blättern
der Platanen. Nun klingt s durch die
sI·k1-..-L
Isllllclllucll «,)lU(lUc lUlc lclsc, IUUllc
Totenkleae. Auch die Blumen haben’s
gehört· Sie wachsen und blühen und
slechten einen bunten Teppich über den
Hügel unter den Platanen. Fern im
Süden aber sitzt Doris vor ihrer kleinen
s Hütte. Sie hört den Wind in den
’ Palmen flüstern und ihr ist, als ver
tiinde sie seine Sprache· Den Kopf in
die Hand aestiitzt, sitzt sie und sinnt und
sinnt. Und wenn dann ihre Kinderlein
herzugelausen kommen und sie fragen.
nsarnm sie so ernst und traurig drein
schaue, dann erzählt ihnen Doris die
Geschichte von der treuen Mahala und
von der armen, kleinen Loko
— ——- —.— -———
Im Bireuzwinqen
BorJashrhunderten war neben zahl
reichen andern Raubtieren und Wald-·
ungeheuern, die jetzt verschwunden
sind, auch Meister Braun. der Bär, ein
ständiger Bewohner des Waldes. Al
lein die fortschreitende Kultur und der
erweiterte Anbau des Bodens haben
ihn überall zurückgedrängt. Dennoch
aber glauben wir kaum nötig zu ha
ben, unsern jungen Freunden den
brnnuniqen Pelzträcer des weiteren
noch beschreiben zu müssen, denn sie
haben ihn ja in den Tieraärten und
den Menaaerien kennen gelernt.
Junge Bären lassen sich nämlich
leicht zahmen und zu mancherlei-Kunst
stücken -al-rich:en. Jst so ein kleiner
Schüler auch etwas plump und unbe
holfen in seinen Bewegungen (sehr
manierlich wird er im ganzen Leben
nicht)- fp lernt er doch so viel, daß er
nach dem Schlage der Trommel und
dem Klang der Pseise das Menuett in
abgemessenen O itten tanzt, auf ei
nem Stocke wie m kleiner Bube auf
seinem Steckenpserd reitet, sich den F ut
aufse t, Komplimente macht und ei
nem anzmeister dankend die Pfote
darrei t. Alles dieses verrt let et
unter ändigemBrummen, doch anl
torv und Stock verhinoern ihn, senken
Gelüsten zu folgen, und die Kette halt
fortwährend seine Aufmerksamkeit ge
nannt. ·
Betrachtet man Freund ,,Qetz« in ei- «
nein größeren Raume, vielleicht in dem
sogenanmen Bdrenzwinger eines Its-r
gartens, so wird man finden, dasz der
Naturforscher Müller nicht so unrecht
hat, wenn er sagt: »Er ist im Grunde
ein drolliaer Kauz und öfters unhe
wußt ein Komiker durch seine lächerli
cher, ost täppischen Bewegungen, Stel
lungen und Manieren, von denen das
Belecken der Sohlen unter schwitzen
dem Gesumme in der Ruhe oie ausfal
lendsten, das Purzelbaumschlagen lton
ziemlich erhöhten Gegenständen herab
die drastisch-tomischsten und das Ohr
seigengehen und das Balan unter sei
nesgleichen wol die wirksamsten sein
ans en." Obgleich der Bär außeror
den lich viel Mut besitzt, zeiat er den
selben doch nur dann, wenn ihm in
äußerster Gefahr ietn Ausweg mehr
bleibt. Sonst ist er ziemlich gutmütig
und stiedfertiaer Natur; Falschheit
und Hinterlist sind ihm fremd. Da er
sich leicht zähmen läßt, ist er selbst da
hin zu bringen. daß er im Hause mit
Menschen und Tieren in gemiitlicher
Eintracht lebt. Nicht selten sucht er
mit anderenHauetierem z. B. Hunden,
Ziegen, Schweinen u. s. w. sich in ein
Spielchen einzulassen, wobei er sich
,dann freilich m der Regel so täppisch
-benimmt, day er bald seine Gesellschaft
verscheucht. Hjiit Jagdhunden gewöhnt
cr sich aus einer Schüssel zu fressen;
und wenn die Mahlzeit beinahe zu
Ende geht, brummt er und gibt damit
den anderen Mitessern zu verstehen,
assalliast wegzugehen. Wenn aber diese
Mahnung, wie dies wol vorkommt,
nichts fruchtet, so teilt er empfindliche
Maulschellen aus und macht sich da
durch zu Herrn des Platzes-. Ghmnastis
sehe Uebungen, Klettern. Purzel
bäumeschlagen u. dgl. sind seine Lieb
lingsbeschäftignnqem Wenn er an ei
nem Baumftamme m die Höhe gelitt
tert ist, Pflegt er sich von oben herab
zustürzen, wobei er den Kopf zwischen
die Vordertatzen steckt, die Hinterxaufe
gegen den Bauch einzieht, und so tdie
ein Ball herunterpluntpst, ohne sich
nsehe zu thun. Jm Bärenzwinger hat
»man beobachtet, daß die Bärin ihren
Jungen einen ordentlichen Kletterun
terricht erteilt und dabei durchaus nicht
mit Ohrfeigen kargt, wenn die kleinen
Schüler nicht gut auspafsen.
Zum Schlusse soll nich-l unterlassen
sein, ein recht fvaßbafteå Beispiel von
Kindercrziehung unter den Bären hier
mitzuteilen: »Eine Bärenmutter lam
einst mit zwei Jungen in Begleitung
eines bereits ein Jahre alten Söhn
chens an ein Wasser Der ältere Bru
der, welcher die Dienste eines Kinder
wärters zu verrichten hatte, ahnte,
welche Arbeit ihm bevorstand und hielt
sich vorsichtig und träge im Hintertref
sen. Ein unlvilliges Gebrwim der
gestrengen Frau Mama rief ihn aber
zu seiner Pflicht, und er trug das eine
keiner kleinen Geschwister vorsichtig
durch das seichte Wasser an das andere
Ufer. Die Bärin folgte nnd der Kin
derwärter, er mochte wollen oder nicht,
mußte zurückkehren und auch das an
dere Kleine, welches schon ängstlich bin
und her trippelte, herüber-holen Bos
haft und ärgerlich zugleich über die
ihm iästige Arbeit, machte der ältere
Sprdßling, die junge Bärenschwester
im Maule. halt, noch ehe er das Ufer
erreicht «hatte. Eine brüllende, drin
gende Aufforderung der Mutter ließ
ihn scheinbar heftig erschrecken, zugleich
ließ er das lleine Schvesterchen ins
Wasser plunipsen Das bereits auf
dem Trockenen befindliche Bärlein
hatte sichinzloischen auf den Rücken
der Mutter gesliichtet, wahrscheinlich
um die Scene besser übersehen zu tön
nen; das andere puddelte noch irnWas
ftk tin-Ihr nnd fis-Rö- h«s ist-« -.. --
- ·-s·»w »u« gis-· zu sb
n«-innen, während die gestrenge Mutter
den unliebenswiirdigen älterenSpröß
ling mit Maulschellen traktierte, um
ihrn briiderliche Liebe beizubringen,
was ihr ohneZweisel trefflich gelungen
fein wird.«
Der Exportbandel der Ver. Staaten
nach den amerikanisckanachbarrepub
l.len ist im Laufe des letzten Jahrzehn
tes um nicht weniger als hundert
Millionen zurückgegangen Man
schreibt dies größtentheils politischen
Griinden zu, den Befürchtungen, daß
die Ver. Staaten diltatorisch aufne
tert wiirden. Durch Abhaltung des
pan - amerikanischen Congresses hofft
nun den unbegriindeten Argwohn der
sittsamericanifchen Republiken zer
streuen und den verlorenen Handel
trieder gewinnen zu können. Die Re
gierungen von Brasilien und Mexico
heben bereits nach Kräften dazu bei
getragen, die argwöhnischen kleinen
Regierungcn zu beruhigen. Ja, es hat
sich herausgeftellt, daß die merieanifche
Regierung dem bereits areifbar ge
wordenen Project einer Liga der süd
arnericanifchen Republiken, Init ausgo
sprochen feindlicher Tendenz sgegenilbet
den Ver. Staaten, ein Ende machte.
se- ie- si
Jn der Literatur fehlt leider ein
Merk, welches das enthält, was hinter
die Ohren geschrieben wird.