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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 2, 1900)
J Offener Schreibebrief von IT cizzie .)«·.rtfstengel. Seiidem ich unner mein schöne Medchename gehn, do sieht ich widber ganz ans-schi, iai siehle nii mehr wie e Jena« wo schon vielsache Familie enuttet is, nosfer ich fiey:e, wie e gittie Gehrl odder wie mer uss deiisch sage dahi, wie e Springischicken. Ich-L wann ich nor noix emcl siisis un zwan zig Jahr junger wär un müßi, was ich heut weis-« wei es deute mich keine zehn Gail herzu bringe, so en Eliel von en Mann zu heirathe. Ich singe Jhne jeßL was hoi kann so e armes junges Mebdche deroon, wann es sich verhei rath? Vesdolli wenig. For be Statt is es so ganz schön, wann mer sage kann, mer bot en Hosband un mer kann mit sein Mann an einigen Platz gehn un kann Fonn hen. Das is awwer auch all. Wann dann erscht emol die Feinmillie anfängt zu in · iriese« dann l;ot’s geschelli. Der Mann gleicht dann ufs eemol nit meer heim zu stehn, er kann das Geitisch von die Kids nii siende un das erschie Ding was er dnht is, daß er in de Saluhn geht. Dort is ofs Hohes kei Gehaller von vie Kids un es nimmt nii lang, dann is das Saluhngehn e beeses häbbit un e Frau iann’s nii mehr breche. So bei un bei iind mer sich dann in das Unvermeidiiche un well, dann siehli mer so bei und bei, als wann der Mann blos der Statbohrder wär un so ebbes nenne die Leit ·glick liebe Eh«! Jch kann nit einsehn« un es duhi mich immer possele, wie die junge Mebdetcher not mit das Heiraihe in vie Hurrie sein könne. Einiges duhn se for nor so schnell wie möglich unner die haub zu komme. Do lause e uss Paheties un uss Danses un lo e sich von die junge Fellersch mit Eistriem trieie un schreiwe sich Brief, vie voll von Schwietnesz sin un mache die Luwe so lang das Maul wiisserig, bis se vergehn un sage, well dann o ehett, dann wolle met uns veräeieaihc Dann gehe der junge Felle-: hin un borgt sich zwei Dadler sor die Leiieng, dann gehn se zu den Minnisier un losse sich verheiraibe un well, dann ben se alles was se wolle. Wann se dann in Jbr armseliges Ruhm komme un den nicks zu esse, well dann gen-we se auch nickg drum; wisse Se, tie erschte paar Woche, da wer’n se von die Lieb saiix dann awwer, wann dann nicks zu esse do is, dann wer’n se sich selbst satt un dann geht vie Fei ierei an. Dann is die junge Frau nii mehr saiiisseii, der junge Mann auch nii, sie will nias schaffe, bikahs das wär nii diesenix er will nichts schaffe, sor was bot er dann gehiraiheis er dulzi eckspeckie» daß ihn die Frau sup pobrte soll. Jn viele Fälle duht das die Frau auch, awwer später gibts doch en Ktach un dann hat das Gtick ver Ehe e End. Den Weg iommis nit immer, awwer in die mehrschte gäll schassis den Weg. Es is nor der is serenz, ob sich e Frau von ihren Mann alles biete läßt un wie lang sie’s sienve kann. Viele hen e Pehschenz wie en Esel, well un dann is jo die Such abl teii. Asku is so ·eb»beg aufs e Glicki ,-s DI ) Geht mich eweg, mit so e Binnegl Ich wischt« tch könnt jedem Mehbche zu tusec Laß dlch nit von die Felleksch be hllmbucke es is einer, wie der antrete, se sin all no gut! Viele Mehdetchee denke warum soll ich nit heirathe gehn. Mel Ma un mein Po die hen doch auch geheieach un mag die alte Leit dnbn das is nlkecht. Ich cwwet sage, es gibt auch alte Esel un wann einer in die Lebt tschumpe dul)t, dann duhn ich noch lang nit enei tschumpe. Of Koer wet·n Sie sage, ich hätt ja d such gebebtle Das is so, awwek bei mich war das different. Jch sm so e junges unschuldiges Ding gewese, wo nit gewilßt bot, wie schlecht die Wenn sobts sin. Nemme Se doch eenol for Instenz mei altes Kamel an. Geht der Fellet ncch Saul Aseila un guckt for TtobbeL Wei dosor hätt et nit im die Kasseee zu gehn brauche, da heim hätt er all die Trobbel ben tönnc, wo et gewollt bot. Mich läßt ee mtt die Kits hier« ich tann sehn, wie tch met die Feget'sch fertig wet’n, do gibt ek gar nicks drum. Awwee lommt er mich nor mit-den ich will ihn sckmn e Pies von mein Mean gewwe. Mit met Pickschet sin ich diöepeuntet wor de. Denke Se. geht jo der Alle-losm steeet her Un mncht mich en Kop uss bat Bild, daß ich selbst vor vers eocke sin. Ich hen oss Rohr-H geleckt« awwet et bot aesagt, wann ich en stopp wie e Buschelbsölet hätt, dann könnt er mich M Ietn Behbtelopp mache. So en. nusverschömter Zellen Jch hen zu ihn gesagt: »Wenn Se nit hne Jhr häppie hohn- verliere wo e," dann spreche Se diesent mit e Lehdie von meine Seis. Mei Kopp is puttiniee fufziq Johr gut genug for mich un for mein hosband gewese un Jhne Jhre Jnsolts die brauch ich mich at nit zu gefalle zu gelasse. Mein opp hot ecksäcktlie das richtige Seis un wann er dicker is wie Jhne Jhtn, do is blos schuld dran, das-, ich mehr Btehn hcn, wie Sie. Er hot dann gesagt, eg hätt auch Koepp, wo mit Stroh gefüllt wäre un do hen ich ihn gefrogt, ob er das bei sich ausgefunne -hätt. Den Wea hen ich so ebaut e Stand un e halb mit ihn erum gefeit un dann sin ich fort un hen gesagt, er soll in Kuh zunft, wollt ich sage in Zukunft Ochse un Milioet fctogeafierc, do deht er wenigstens tein Misteht mache. Wisse Se, was der sässige Mensch mich ge ännfert bot? er sagt, do hätt er jo bei mich schon angefange! Off Kohrs sin ich bei en ännere Pfotogrcsierer gange un das nimmt noch c Woch order so, bis ich fertig sin. Auweh ei tell ju. es gibt e Pietfch! Mit beste Riegahrds Juhrs trulie Lizzie HansstängeL -».· .-. -., . Die alte Uhr. Von H. von Kraut-. Ein Wintertag nnd weißes Schneegesliin mer Und rothes Flaniiiictiipriili·n durcle Dämmerlicht sn halbem Traum lehn’ ich im trauten » Zimmer. Die alte llhr nur, leise tickend, spricht Aut dein staniinsiins vor dem Spiegel steht sie Die alte Uhr ist noelävon Großmanta. Und ganze hundert ashre Ietzt schon geht ie Sie steht, ein Säulenftgnipf ans Marmor a. Ganz wei nnd Hart nnd in mittlern-Kleide Sitzt ans er Sanle eine Spinnerin Was sie auch spinnt, ob groben Hanf, ob « Seide llnsiegtbain lautlos zieht ihr Faden bin. Li tack, tick takt. die Zeit verrinnt. Tick tatk. tick tat-i, die Parze spinnt. Wie anders war dir Welt vor hundert Jahren. Noch odne Dariin gin da das Rad der « « eit- « Viel ensger noch des Lebens Kreise waren. Man leite still in Abgeschlossenheit. Braut war die Großinarna Ihr Bild im . Na incn Langi dort. Wie reizend dal- Einpire ihr stan Ihr Lockenlops, die braunen Augen nah rnen Jtn Sturm das Herz, dein sie sich zu ewandt. Und dort die alte « ran im Witwen kleidet Auch Großrnania nicht zveit vorn Lebens tel. Wie spricht ihr Antlid Zorn von Lieb· und Leide Von herbei-i Ernst und-buntem Lebens pte . Tiel tack. tick tad. die seit verrinnt. Ticlvtacs tick takt, die Parze spinnt. Und dann erblüht die »Sie-beweint der -odne. Ein ritterlich Geschlecht voll Kraft nnd Geist, Die bochgistrachsne Sctsaar in stolzer Schone, Die Lebensluft nnd stainpf willloinnten e t. Arn Königsthron. in stillen Wahre-dickem Auf itolseni Roß, den Degen »in der Hand, Jn tlnn t und Dichtunxischamnd sich ver ieren — Ein anzer Mann war jeder. wo cr stand. Wo tnd sie hin? Uns letite Ziel gekom ’ men Od leicht ihr Weg, ob ilire Kämpr schwer. Eis-. stilles Grab bat jeden ausgenommen, Und ihre Stattc leimen sir nicht nicht-. Tiel tad. tiit taki. die Zeit verrinnt« Tick tad. tiet tast, die Parze spinnt Ein neu Geschlecht kam auf und große Zeiten Erlelsten sie in Kampf und Krieg, Die durften init uni Dentichlandz Ehre streiten, Sie rangen mit nni wundervollen Sieg. Die Lordeelriinze weilen iiingst im Sei reine. « Das Haar ergraut. schon Onkel kennen ste, Betst-tut in weiter Welt. poin Hoff znin Rheine Eint sielj die grosze Schaar iin Leben nie· So raii chen die Geschlgchter rasch vor n er — Eizi Tropfen bist du unr· im Strom der den« In hundert Jahren bist du längst inübcr onl- rosze, weite Meer tser Ewig eit Ti takt, tick tad, die Zeit verrinnt Tict takt, tict takt, die Parze spinnt —«-.-.... Liddn Eine Gang-Geschichte von Heini Gordon Es war doch eigentlich herzlich lian weilig in Z» einem Städtchen von !3(), 600 Einwohner Jch haite mich f. Z. nech dort engagiien lassen der Noth getoechend, nicht dem eigenen Triebe, denn unglückliche Zufälle hatten es mir leider unmöglich geniachi, ein besse res Engagement zu ffinben Da ich aber die ganze Sai on hindurch nicht völlig brach liegen wollte, fo blieb mir eben nichts anderes übrig, als in den faisern Apfel zu beißen. und nach Z· zu gehen. Na, nun war ich da und konnte meinen armen Collegen und Lebensge fäbrten bei ihrer tödtlichen Langeweile bebülflich fein. Es war fchkecklichi Ein Tag, wie der andere, ein Abend, wie der andere, und schließlich auch eine Nacht, wie die andeeei So rein gar leio ne txlbwechfelungt Wenn wir Komö dianten unter uns nicht bin und wieder einige tolle Streiche ausgebeckt hätten, es wäre einfach nicht zum Aushalien gewefen. Als wir aber gar merkten, daß die biederen Z-—-ek, und fpeciell die dortige heilige Hermandad unferen harmlosen Späßen fo gar kein Bee fiändniß entgegenbrachien, « im Ge en iheil, darüber noch in sittlichfler ni rjjstuna herftelen,da stellten wir schließ lich auch diese einzige, unsZ noch geblie bene Zerstreuun. ein. Und nun war es kfst acmz ödes åchöne Aussicht, das! Einen vollen Winter so zu verbringen! Da, mit einem Male sollte es anders werden· Einer- Morgens, ich war eben im Begriff, mich in denkbar fchlechtester Stimmung in's Theater zur Probe zu begeben, fällt mir an der ersten An schlagsäule In unverhältnißmäßiq gro ßer, grellrother Zettel in die Augen. Nenn. wag ist denn dag? Jch bleibe ste hen nnd lese folgende Anzeige: Einem hart-verehrten Adel und Publi kum von Z. nnd Umgebung hiermit zur gefällinen Mann-inst, dniz in wenigen Ta gen der rnlmiliehjt bekannte, bestrenont mirte Streu-J str. hier eintreffen wird um tvälireno eine-I- gnnzrn Monats auf dem Pferdemarkte die brillantesten Vor stellungen zu geben. Der Circns verfügt über ein ganz vorzügliches Pferde-Phan rinl nnd til-er Flimmer nnnr allerersten Mannes-. Nähere Berichte in Milde. Jch stand noch immer da und konnte i es nicht fassen. Ein Circus, ein veri- ; iabler Circus? Hurrah, das war die Ocse in unserer Wüste, das war end lich Wasser fiir unsere durstigen Gemü ther! Jch konnte aar nicht schnell genug in’s Theater kommen, um den Collegen die[e ungeheure Nachricht briihwarni mitzutheilen. Ich wußte ja im Vor aus-, ich würde damit die schon halb abgestorbenen Geister in eine ganz ge- ! n·altige Erregung versetzen. Trotz meiner Eile kam ich doch zu spät, sie Alle wußten schon darum. Wie ein Lausseuer hatte diese Nachricht jedes Ohr gesunden, und es gab an diesem Vormittaa nur ein Gesprächsthema im Theater: Der Circtts. Gott sei Dant, jetzt srllte es doch endlich anders wer den! Alles war eitel Lust und Freude, und ich freute mich am meisten. Denn erftens bin ich schon seit frühester Ju gend ein begeisterter Verehrer jeder eqisestrischkn Kunst, und dann war auch Herr Kr» der Director des gleich namiaenCircus, ein mir persönlich sehr gut Bekannten Es standen mir alio iirigezählte genuszreiche Stunden bevor, und ich war sest entschlossen, mir auch nicht eine davon entgehen zu lassen. Und nun kam der große, voller Unge duld erwartete Tag, an welchem ver Extrazug das gesammte zwei- und vierheinige Personal seinen Einziig in Z. hielt. Herr Kr. war sehr erfreut, mich wiederzusehen, und ich war es um gekehrt noch viel mehr. Jeder Probe und jeder Vorstellung wohnte ich, so rrseit mir das meine Thätigkeit am Theater eben erlaubte, bei, und bald hatte sich auch ein herzlicher Verkehr zwischen einem großen Theil des gar nicht kleinen Circus - Personals und mir entspannen. Waren das schöne Zeiten! Von jeher siihlt sich ja der Schauspieler zu den Artisten ganz he sonders hingezogen, sind diese doch ge wissermaßen seine Eollegen »von der anderen Fakultät«. Und dann haben sie Vor allen Dingen eins mit dem Mimen gemein, das leichte Blut und den frohen, heiteren Sinn. »Jawohl,( Frohsinn und Heiterkeit, nichts anderes l kann man bei Euch Circusvolk sinden,« ; so dachte ich stets. Wie aber hatte ich niich getäuscht! Wie gingen mir meine ahnungsiosen Augen verwundert aus, alH ich eines schönen Tages doch noch etwas anderes fand bei deni »lustigen Circusvöltchen.« Jch hatte die ersten acht Tage im » Circus in ungezügelter Freude ver bracht, hatte mit den Männern geulkt und getrunken und mit den vielen schönen Fiiinstlerinnen gescherzt und geslirtet, und nie besonders Acht gege ben auf ein junges-, blasses Mädchen, das sich stets abseits von all den Uebri- ; gen hielt uid das sich nie an irgend ei- « nein Spaß betheiligte. Jetzt rnit einem Mal sing ich an, sie zu bemerken, und mich, satt unbewußt. fiir sie lebhaft zu interessiren. Sie konnte höchstens acht zehn Jahre alt gewesen lein, war von schlankem, graziösem Wuchs und hatte ein Gesichtchen, das man nie vergessen konnte,wenn man es einmal genau be trachtet hatte. Regelmäßige, vornehme Züge, eine edelgesormte Nase und vor Allem ein paar große, prachtvolle Au en, treu und unschuldig in die Welt chauend, wie die eines Kindes-. Daß sie sich so ausfallend von Allen fern hielt, nie lachte oder scherzte, war siir mich nur ein Grund mehr, meine Neu gierde u erwecken, ihr aber auch zu gleich ein warmes Interesse entgegen zubringen Jhre Beschäftigung war eine sehr minimale und durchaus kunst lose, sie hatte nur in der Schlußpanto-s niiine statistisch mitzuwirken. Sie mußte eg wohl bemerkt haben, daß ich mich seit einiger Zeit lebhaf: mit ihr beschäftige« denn sie ging mir noch mehr, wie vordern, aus dein Wege, uno zuweilen, wenn ich mich etwas» mehr in ihre Nähe gewagt hatte, streifte mich sogar ein direkt haßvollerr Blick ihrerseits. Welch ein räthselhastes Geschöpf! Aber ich wollte mir schon Klarheit verschaffen Jch fragte den Direktor nach ihr. »Ach, Sie meinen die Liddh? Ja, lieber Freund, iiber die hat sich schon Mancher gewundert. Lassen Sie die nur laufen, mit der ist rein gar nichts los. Ich habe sie eigentlich auch nur aus Mitleid für ihren Bruder enga girt, denn Werth hat sie sür mein Geschäft nicht die Bohne.« Aus Mitleid engagirti Aus Mit leid siir ihren Bruder? Und absolut werthlos? Merkwürdig, höchst merk würdig! Jch hatte noch keiner Probe beigewohnt, bei der auch sie nicht zuge en gewesen wäre. Stets saß sie hin en n der letzten Reihe und sah von dort aus jeder Probe von Anfang bis i zu Ende zu. Weshalb that sie das nur, da sie ja doch darsiellerisch nie mit zuwirken hatte? Jch war entschlossen. Jch wollte mir Gewißheit verschassen. um jeden Preis-! Am nächsten Morgen bin ich wieder im Circus zur Probe. Priisend sehe ich mich in dem großen, weiten Zelt um, und richtig, ganz hinten, im tief sten Schatten, als wollte sie sich vor jedem Beobachter verstecken, erblicke ich sie, Liddy. Mit der gespanntesten Aufmerksamkeit die eben probirenoe Künstlerin verfolgend, nur ganz Auge und Ohr für Roß und Neiterin in der Manege, bemerkte sie nicht, wie ich mich jetzt, schüchtern und unbeholfen wie ein Schulbube ihr nähere. Erst als ich schon ganz dicht bei ihr bin, wird sie mich gewahr. Sie fährt erschreckt aut, mißt mich mit einem halb strasenden, halb beriidjtlichen Blicl und will dann stolz an,mir vorüber. Jch sehe sofort, ich stehe einer Dame gegenüber, ziehe also artig meinen Hut und frage in höflichstem Ton, ob sie mir wohl ac statten würde, ihr ein wenig Gesell schast zu leisten. »Nein!« , Es tlang wirklich nicht ermuthigend, dies-z lurze, energische Nein, aber ich ließ mich do nicht abschrecken. ,,Dars ich ragen, weshalb?« »Weil ich nicht will, daß Sie m.;h siir dasselbe halten, was die anderen Damen unseres Circus find.« « »Aber mein bestes Fräulein, glau ben Sie denn, ich habe-daran je gezwei felt? Wenn ich Jhnen nun seierlich«t verspreche, daß ich teinen Augenblick vergessen will, wen ich vor mir bate, wollen Sie mir dann auch noch Dir-« Vergnijgen mißgönnen, neben Ihnen zu sitzen?« Sie sieht mich großberwundert an, seizt sich dann wieder und sagt isn gleichgültigsten Ton: »Wenn Jhnen wirklich soviel daran liegt, dann setzen Sie sich nur immerhin. Machen Sie mir aber teine Vorwürfe, wenn Sie sich langweilen sollten, ich bin nämlich keine sogenannte gute Gesellschafterin.«« »O, mein Fräulein, Sie sind sicher zu bescheiden.« Und doch schien es, als ob sie die Wahrheit gesprochen hätte. Wie vor dem, war es nur die probirende Reite rin, die sie interessirte, ich schien fiir sie garnicht vorhanden zu sein« Verge bens waren alle meine Bemühungen, sie in ein Gespräch zu verwickeln, taum daß ich ihr ein turzes Ja oder Nein zu entlocken vermochte. Ich war schon nahe daran, alle welteren Versuche auf ugeben, als mir zufällig die Fra e entuhr: »Sie schwärmen wohl segr sitt ?die edle Reitkunst, mein Fräu ern « »Ach W« Das klang so wahr, so überzeugend und war von einem so sehnsüchtig ver langenden Blick bealeitet, daß ich soiort wußte, ich hatte ihre schwächste Seite berührt. Und nun war es mir auch ein Leichtes. sie aesprächiaer zu machen Von Pferden im All .emeinen und Reitern im Besonderen waren wir bald bei dem eigentlichen Thema Circus angelangt Und je mehr sich auf die Iem Gebiete unsere Meinunnen begeg neten je mehr wir uns in unseren An kichten ein g sub-n desto rebselia er unt euch ossener wurde sie. Schließlich iisnt te ich s:e auch so treit daß sie Von sich selbst erzählte »Seben Sie, ich mochte doch so gern auch eine berühmte Reiterin werden Ost setze ich mich heimlich auf ein Pseris und versuche dann Alles-, was ich ne sehen habe, nachzumachen. Und bis jetzt ist es mir auch stets geliinaen.« »Dann saaen Sie doch dein Direk tor, er soll Sie mal mitteiten lassen« »Nein, bas- wage ich nicht« Jch weiß, er bat gar kein Vertrauen k mir, und wenn mein Bruder hoc zwei Jahren nicht bei ihm oerunalith was re,ter hätte mich gewiß garnicht enga gir " »Ihr Bruder ist verunglückt? Jst e: gestürztisp ms k »,Ju, UUIU Pscllh »Todt?« »Nein,« er lebt noch, der Aermste, aber wie! Er war sicherlich Einer der Besten in seinem Fach gewesen« ach.und so schön war er, bis auch ihn das ge wöhnliche Schicksal seines Beruses er eilte. Er stürzte und liegt nun schon seit zwei Jahren ais völliger Krüppel aus seinem Schmerzenslager, das er wohl nie wieder verlassen wird.« Jhre Augen wurden feucht, und durch ihren Körper ging ein leises Zit tern bei dieser s«schmerzlichen Erinne ri-.ng. Armes Kind! Ties bewegt driicks te ich ihr stumm die Hand. Sie mußte e; mir wohl ansehen, daß es nicht ba nale Neugierde war, die mich zu ihr trieb, denn, wie um ihr Herz zu er leichtern, ließ sie mich jetzt, auch ohne meine besondere Bitte, ihre ganze trau rige Geschichte wissen. »Ich bin Berlinerin. Mama wohnt noch da, und mein armer Bruder ist bei ihr. Mania war früher auch beimCir cus und muß sehr, sehr schön gewesen sein, das sieht man ihr heut noch an. Sie verdient durch mühselige Handar beiten kümmerlich das, was sie fiir sich und den Bruder gebraucht, und sür mich ist es stets ein Feiertag, wenn ich ihr einiges Geld schielen tann.« »Und Jhr Vater?« An ihrer Berlegenheit und ihrem Er röthen merkte ich sofort, ich hatte da ei nen wunden Punkt beriilirt. Rasch ging ich deshalb zu einem anderen Thema ii.ber »Und trotz des Unglücks, das Ihrem Bruder zugestoßen, wollen Sie aisch Reiterin werden? FürchtenSie sich denn gar nicht?« »Ich mich fürchten? Nie! Ach wenn ich das doch ie erreichen könnte, aus — I spich schen geschmückt-ia, feurige-an ekd , zu sitzen, zu jagen, zu rasen, Beifa zu I erringen. berühmt zu werden!« · » » Wie ihre Augen leuchteten, wie ihre j Stimme vor Erregung helle, das war echteste Kunst-Begeisterung! · ! »Und dann denken Sie, wie viel « könnte ich da nicht für die lieben Mei « nigen thun! Jch iviirde sie nach Jtalien » schicken und vielleicht könnte ich dann meinen Bruder auch wieder gesund ma » chen. Doch das ist ja Alles Unsinn, was ich da schwatze. Sehen Sie,« ich - have es Ihnen aleich aesaqt, ich bin i eine schlechte Gesellschafterin.« i lind gleichsam als bedauerte sie ihre Offenheit, sprang sie aus und verließ mich mit einein kurzen Adieu. Lange noch saß ich da und iiberdachte das so , elsen Gehörte. Arme, arme Liddi), nenn ich dir nur helfen könnte! Aber wic? — halt.—ich hab’s! Jch rede mit dem Direktor! Gesagt, gethan! Kr. schüttelte zwar zweifelnd denKopf, ver sprach mir aber schließlich doch sein Möglichstes. —- Unser Repertoir im Theater machte es mir die nächsten drei I ) Tane unmöglich, nach dem Ciran zu gehen, zu meinem größten Bedauern, denn es zog nich jetzt mehr denn je ncch dieser Stätte. Arn vierten Tag erlsielt ich eine Postkarte, die in vollen dctster Handschrift nur die wenigen Worte enthielt: KommenSie doch gleich zu uns, ich habe Jshnen eine frohe Bot schaft zu melden. Jhre ergebene Liddh Selbstredend war ich an diesem s Morgen im Circns. Ich traute meinen , Aixaen nicht« als ich da Liddh erblickte, ; strahlend vor Glück und Freude, eben J im Bearisf, zu Pferde zu steigen. Wie sie mich erblickt, kommt sie mir entge- · » c:enaestiirzt, drückt mir dankbar die J Hand und nennt mich ihren besten j Freund. Was trar denn nur geschehen? Der Direktor ist meiner Bitte nachge lcsmrnen und will es mit ihr versuchen. ; Heute soll sie vrobiren, und wenn es ’ acht, schon iiberinoraen öffentlich auf treten. Wie aliicklich sie war! Kaum ließ sie sich Zeit,das Alles zu erzählen, ’ sie war in einer fieberhaftenAufregung. ? ,.Denken Sie, meine Mutter und mein Bruder! Wie werden die sich » freuen, wenn ichihnen das schreibe, und wenn ich ihnen am nächsten Ersten so viel Geld schicken werde! Ja, ia, der Direktor hat mir auch Gehaltszulage versprochen.« l Und weg war sie, hinauf auf’s " Pferd! Wie angegossen saß sie daraus. Kern Mensch hätte ahnen können, daß dies ihre erste Probe war. Spielend nehm sie die schwierigsten Hindernisse, Iede Nummer, jeder Trie gelang ihr über alles Erwarten. —Sie war wirt lich eine gebotene Künstlerin. Der Di rektor und ich drückten ihr glückwiiri schend die Hand, und übermorgen also srllte definitiv ihr Debüt stattfinden Der ereigniszvolle Abend rückte he « ran! Der Circus war infolge der über mäßig gemachten Reelame vollständig a1:sverlauft. Ich hatte meinen Platz, nie stets, in der ersten Reihe. Jch weiß nicht, warum, aber ich war schon wäh rend des ganzen Tages in einer gerade zu unheimlichen Verfassung, mir war tets,« alg müsste jeden Augenblick ein grrfzes Unglück über mich hereinbrechen. Jetzt, als ich den Circus betrat, wußte ich, warum mir so angstvoll und be klommen war. Jch ging vor Beginn der Vorstellung noch einmal nach dem Stall, aus welchem Alte aufzutreten pflegten. Da fah ich sie! sJch hatte » noch nie etwas Schöneres gesehen, ent ziictend sah sie aus! Nur die gewaltige Aufregung, die sich aus ihrem Antlitz niederspiegelte, gefiel mir nicht, sie le-ßte mir Furcht und Schrecken ein. Sie drückte mir stumm die Hand, spre chen konnte sie nicht, so erregt war ste Ich redete ihr gut zu, ermuthigte sie und versuchte sogar. zu scherzen, was mir aber kläglich mißlung. Schließlich war es Zeit, sie zu verlassen. Jch ver abschiedete mich hastig von ihr. Noch mals drückte sie mir beide Hände, gab mir, wie von einem heftigen Impuls getrieben, einen flüchtigen Kuß und entfernte sich dann schnell. In eigenthümlicher Stimmung, den Kopf voll der merkwürdigsten und toll sten Gedanken, so begab ich mich lang sam aus meinen Platz. Was die ersten Nummern des Programms brachten, devon habe ich keine Ahnung, ich habe nichts gesehen und gehört. Ich wartete nur lramvfhost auf Nummer vier des Programms-: Debut von Mis; Liddyt Grosiartigste Reiterin und Springerin der Welt! Zum Schluß: ,,Todes: sprung« auf ungesatteltem Pserdt Endlich wi r es so weit! Die Musil intonirt. die Gardine theilt sich, und herein stolzirt das Pferd, ein prachtvol ler, feuriger Schimmel, geführt vom Direktor selbst. Gleich darauf betritt sie die Manege und verneigt sich nach allen Seiten. Ein Sturm des Beifalls bricht los beim Anblick dieses wahrhaft licbreizenden Geschöpfes. Sie lächelt verbindlichst und wirft mir einen Blick voll stolzen Glückes zu. Jetzt beginnt sie-, ihre Kunst zu zeigen. Erst ziemlich r1.hig, dann immer wilder und wilder, immer toller! Das Publilum rast, es jubelt vor Entzücken! Nur ich werde irseine ungeheure Angst nicht los. Am liebsten hätte ich ihr durch all die Musik und das Beifallsllatschen hindurch laut zugeschrieem »Höre auf mit diesem wahnsinnigen Reiten, höre auft« Hätte ich es nur gethan! Jhte Nummer ist bis- auf den ver sprochenen »Todessprung« zu Ende. Mit wogender Brust, fliegendemAthem, die Augen stolz und siegesgewiß über den ganzen Circus gleiten lassend, so sieht sie in der Bahn und wartet, bis das Pferd abgeschirrt ist. Jetzt ist es Io weit. Sie sitzt auf und beginnt zu toben. Auf einen Wink des Direk W tote bricht die Musik ab, und nur die Trornnsel allein lassen jetzt ihre un heimlichen,Wirbel ertönen. Athernlose Stille herrscht in dem weiten Raum, - während das ungezügelte Roß im un heimlichsten Tempo um die Bahn stürmt. Ich bin nicht im Stande, nach Liddv hinzusehen, die Angst schniirt mir die Kehle zu, ich kann laum athmen und bedecke meine Augen mit den Hän den. Ich habe nur den einen heißen Wunsch, »wenn es doch blos erst vor iiber wäret« Die Sekunden werden mir zu Ewiakeiten, die Unruhe macht mich fast krank, ith höre mein Herz bis an den Hals hinauf schlagen; ist« es denn noch nicht vorbei? Da, jetzt!! Die Trommeln brechen schrill ab, Gott set D—-—--—! Doch was ist das? Ein arizßlichen kurzer, hundertstimmiger Aufschrei, dann eine allgemeine große Bewegung! !—— — Ich brauche erst gar nicht hinzusehen, id: weiß auch so, was aeschehen ist. Mit der straft eines Verzweifelten dränae ich mich durch die aufgeregten Massen der Zuschauer nach dem Stall. Oben wird sie hineingetraaent Ein Arzt folgt auf dem Fuß. Rasch werden ein paar Pferdedecken aenommen, und sie sanft daraus aebettei. Nur eine aanz kurze Untersuchung, und derArzt schüt telt bedauernd den Kopf. Ich hatte ihn Verstanden. Armes Kind! —- Wort los, aufs tiefste beweah lniee ich an ihr nieder, erareife ihre schneeweiße Hand und drücke einen leisen Kuß darauf. Da erwacht sie fiir einen Augenblick aus ibrer BewußtlosiateiL Sie sieht und erkennt mich und Ver-sucht schwach — trahrhatt rührend war es —zu lächelnl Leise, fast nur gehaucht kommt es von ihren Lippen: »Sie können ja —- nichts dafür. Jeh —— war doch —- ——- weniastens ein — mal —- —gliicllich. Größen Sie —-— den Bru — der und auch — die ———— lre—-—«—be——-—Ma—————m———« ,,Hochverehrtes Publikum! Miß Liddy kann wegen ihres Unfalles ihre Nummer leider nicht zu Ende reiten, die Direktion erlaubt sich daher, dafür ein komisches Intermezzo des Klowsn Araust einzulegen!« Welch arausarne Jroniei Hier haucht eben ein blühendes, engelgleiches Wesen seine Seele aus, und da draußen geht es eben einfach »weiter«! Tieferschiit tert erhebe ich mich und ver-lasse den Stall. Schwer das Herz und trüb der Sinn trete ich hinaus in die klare, kalte Winternacht! Den Circus habe ich nie wieder betreten. —«---.-- —- —·--·-—.-— — Arme Liddhl Unglücklicher Bruder! Bedauernswerthe Mutter! Welch kur zezs Glück! Welch kurze Freude! ! Die Vetahewohner von Kentucky. Das «Jnternational Magazine« ent hält einen interessanten Artikel über die Bergbewohner von Kentucky. Dieselben gehören zu den interessantesten Leuten in Amerika. Seit Hunderten von Jahren bewohnen sie die Berggegend iin isstlichen Theil des »dunklen und blu tiaen Grundes-C Von der Kultur, die sich nach so vielen Richtungen hin ver breitete, sind sie nicht beleckt worden; si: bewahren sogar vieleSitten nnd Ge brauche, welche ihren Vorfahren vor 150 Jahren eigen waren. Wenn man sich die Mühe nimmt, alle veralteten Wörtcr in Shakespeare auf zufuchen, so wird man sie fast alle im täglichen Gebrauch bei den Bergbewoh nern finden. Sie sagen zum Beispiel »holp« fiir »help«, ,,hit« für »it«; das sind nicht etwa Verhunzungen, sondern echte, alte anglosdchsische Winter-Selbst ihre Valladen sind Erinnerungen aus alten Zeiten. Ein Mann machte einen Ritt von 200 Meilen in jener Geaend nnd horchte aus den Gesang derFrauen, um eine Ballade kennen zu lernen. Schließlich lernte er auf diese Weise allc 18 Verse einer schottifchen Ballade. welche sich identisch mit denen erwiesen, die in einm Tagebuch vom Jahre 1665 verzeichnet waren. Etunåglichcr Staatsbetrieb. Zu dem höchst giinstigenAbschluß des preußischen Staatshaushalts für 1898 —-99 haben die Staatsbetriebe in er heblichem Maße beigetragen. DerUeber schuf; der Staatsbergrverte, Hütten und Salinen, der mit 15 Millionen Mart in den Etat eingestellt war, hat über 25 Millionen Mart betragen, mithin den Voranschlaa um etwa 60 Prozent über stiegen. Betont wird, daß auch die Ar beitglöhne der vom Staate beschäftig ten Bergleute eine Aufbesserung erfah ren haben. « Für die Fähig« ett es WSiaates zum Betrieb geschäftlicher Unternehmungen bilden die hier angeführten Ergebnisse einen viel stärkren Beweis als die Er träge der Staats-Eisenbahnen, mit denen fonst die »Verstaatlichungs« Echwärmer zu paradiren Pflegen. Es ist keine Kunst, Ueberschiisse zu erzielen. wenn man ein Monopoi hat und belie bige Preise fordern kann. Wer möchte nicht amerikanischer Eisenbahn-Aktio när sein, wenn die hiesigen Eisenbahn Gefellfchaften teine Konkurrenz hätten und sich ihre Dienstleistunan beliebig hcch bezahlen lassen könnten? Wenn aber auch Ueberschiisse erzielt werden in Betrieben, wo der Staat im Wettbe nserb zu treten hat mit Privatunter rnhmern, da muß die staatliche Ge schäftsführung denn doch eine tüchtige sein. Jedenfalls eine bessere, als wir sie unter den hiesigen politischen Ver hältnissen erwarten dürften. —-.--.-—— Für einen Feigling giebt es nirgends einen Platz. wo er sich ganz sicher füh len kann.