Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 26, 1900, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Honan - Ylsltt
Beilage MS »E!Mich’ UMI bekolck«..
mdolph, Herausgeber
Grund Island, Nebr» den M. Jan. 190().
s:
Jahrgang 20 No 21.
W
IMWM
W
Stapellnuf eines Schiffer-.
Von Schiffsbau-nottut W. Dituelcr.
, Eines der aroftartiezsten Schauspiele
F welche die Technik bereitet, ist unstreitia
« der Ablan eines mächtigen Schiflks
vorn Bauplatz in sein Element. Der
Laie macht sich selten einenBegriff, wie
- dies Experiment fo e: nsach und schnell
Zu bewertstelligen, nachdem die gehö
Ung Vorbereitungen und Warst-bis
tnaßregeln getroffen sind Es sei daher
versucht, die Sache möglichst zu erklä
ren.
F- Ein größererc chiff sbauvlatz(W-rft)
tat oft eine Wasserfront von 1000 iyufz
end eine Tiefe von 600 Fuß und dar
Lgszäizr zur Aufnahme all der verschi:ede
Baulichleiten und Wertstätten
trelche aufxer den eiaentlichen Schiffs
bauten noch bede deutend Raum erfor
dern. Auf einer solchen Werfte lönnen
vier bis siinf gro fze Schiffe gleichzeit« rg
gebaut toereen.
s- Die Werfte bat eine ungefähr Nei
i» sung von 1:12 geaen das Wasser hin
und rnan baut die Schiffe mit seltenen
Ausnahmen so, daf- fie mit dem Vor
dertheil oben aus dem Lande und mit
-.- dem Hinterfteben nahe dem Wasser sie:
« ben. Zur Unterlage wählt man erst
eine großeAnzalil mächtiger Eichen
ftärnme, welche, ähnlich den Tit-weilen
einer Eisenbahn. quer zur Gleitbaln
und von oben bis zum Strande und
noch eine Strecke unter Wasser hinab in
Abständen von Z Fuß aeleat werden.
Auf die Mitte dieser arofzen Laaer
ttmmi dann der sogen Hellinq. Dieser
besteht aus einer Anzahl durch Lafelsen
f verbundener eichener Ballen welche
s obena uf euan ausaeliöblt sind, so daf;
sie zusammen eine lanae aerade Rinue
von der Höbe der Werft bis eineStrecle
in das Wasser hinein bilden. Diese
Ninne wird leicht mit Sand bestreite
und es kommen dann in etwa le Jus-,
neiten Abständen ca. 1 Fier lance, un
ten entsvrechend abaerunoete Volum
stiicke binein. Auf diese Boblen wer
den wieder andere quer gelegt; diese
nennt man Cdie Stavelblöde oder Ita
prlung
" Dieser Stapelblöcke leat rnun vom
oberen Ende des Hellinas bis arrSWas—
ler hinab fiir ein arofze Schiff lmn
kert und mehr. Auf diese- Ztavelolöcle
wird nun der Fliel des Zu erben-enden
»Ist-«- Gckiffes aestrectt; drei-da letzterer teiue
nerade Linie bild t sondern vorn und
binten etwas in die Höhe aezoaen ist«
f werden auch die Stapelblöcle dort lrö
. her als mittschifss und aus mehreren
I aufeinander liegenden Schichten berge:
P stellt.
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I
Nachdem der Stiel eestrerlt worden,
besinnt man mit Aufstellung der
Spanienfiliipven). Darüber lommt in
nen und aufxeu eine Beplanlung. höl
zerne Schiffe werden häufia noch mit
. keiner Kupferhaut aegen Wurrnsrafz
versehen, eiserne werden bemalt.
Vor dem Stavellauf legt man ru
erft in einiaer Entfernung vorn Kiel
» aus jeder Seite des Schiffes, wo die
i Krümmung des Bodens anfängt und
it-. die Seitenwond iiberaelit Rim
ntung), eine zweite Stavelung an. Auf
diese wird auch eine Ballenreihe und
J parallel zum Hellina geleat. so daß der
Helling unter dem Mel und dieBallen
reiben lSchlaabatterU aus den Seiten
nun die Gleitbalsn bilden.
Nun werden die Schtaabetten sc
verftrebt, daß sie beim Ablauf nicht von
der Stelle rücken tönnen, und in das
Schiff wird gegen llrnschlagen eine
Quantität Sand oder Fässer mitWas
ser gebracht. Hellina und Schlagbette
treiben dann noch aereinigt und mit
fkiiffigem Talg bestritt-an.
Die Letzteren berühren das Schiff
nicht ganz, sondern lassen Raum fiir
die Schmiertifsen, dünne, fetttsestricheue
Planlstriete, die man aeaen ten
Schifft-baden anleilt, se daß sie seist
, auf den Schladetten aufliegen. Nun
F spaltet man vorne einige Stapelblöite
unter dem Mel fort und leat in die
Tltinne des hellinaö eine passend abne
r:.ndete Mante, den S lepplovf Da
rum schlingt man eine starke Kette, di
man zusaurrnenschniirt und dadurch
nieder eine vierfache Tauverschlinauna
tkiiusruney zieht, die man an schweren
ltrdt fahlen befestigt Gleill ,ieitiq wird
der Schlepplovf unter dem stiel fort
Inein
ist-rennen oer Laupztmnm wird
eine Ltkt Nutllotine gebaut, mit einem
tsacirfchmicn schweren Fallbeii.
Alslann beginnt man vom Waffe-.
ende die Stopelblöcke ansntteitem
nimmt die Sciibtiffen darunter for:,
feitet den Heiling UND bringt Zchtvier
kiffen unter den Kief, bis das qanze
Schiff auf Fett steht.
Sind nun rsie Seitenitiitzen noch
aelöft, fo ruht nunmehr der mächtige
tiirper frei auf feinen Gleitbatmei:.
Ee Stunde des Ablaume ist gekom
n, welchen Att man feierlich mit der
Schiffstanfe verbindet.
I
I
Oben auf dem Lande« vor dem
Schiffsbau, errichtet man eine Ae
fiednerbiihnr. Eine tshampagnerfta
he läßt man an bunten Bändern vor
dem Vorfteven herunterhänqen Als
glückt-ringend für das Schiff gilt es,
wenn eine Jungfrau dasselbe taqu
Die Champagnerflafche wird von ib
ergriffen und nach kurzer Rede mit be
sien Wsinfchen für eine allzeit qlüctlis
ch- Fahrt und Unser-fang desSchiffs
namen gegen den Lug gefchteudere,
xi- das sit wich-tin
»mitte- Bityetm dkk Guiqu Ein Tag vor Ztapellqub
Nun tritt noch ein feierlicher Mo
ment ein. Wernoch nahe der Schiffs
seite ftebt, entfernt sich so schnell wie
möglich, um nicht beim Ablauf von ir
aend einem Tau oder dergl. ergriffen
zu werden. Jetzt ist Alles fertig, jeder
Zuschauer bält den Atbem an.
Dann braucht die junge Dame nur
auf einen Knon der elektrischen Lei
tung zu driielen, welche mit dem mäch
tigen hängenden Guillotinenbeil in
Verbindung ftebt. Herunter sauft das
gewichtige Eisen und durchschneidet
die das Schiff fesselnde Taupurrun9.
Ersten-z, nun ganz befreit, setzt fich,
erst langsam, dann immer schneller
und schneller, in Bewegung, so daf;
das Feuer aus dem Helling heraus
spriibt.
Eine große Welle treibt es vor sich
ber« das Wasser weicht vorn llser zu
riia, um gleich darauf mit doppelter
Heftialeit wieder emporzulaufea Un
mittelbar darnach löfit man die Anker
fallen und die Kette rasselt zum ersten
Male aus den Musen.
Ein dreimaliges leästiges Hurrah
senden die Zuschauer vom Lande: es
wird von den Zimmerleuten an Bord
ecwidert:dann werden die Anter,nach
dein das Schiff zur Ruhe gekommen.
wieder ausarwunden und ersteres nach
dem Urahn zum Einsetzen der Maften
resu. der Dampstessel etc. herholt, und
die treibenden Stapelblöcte aufge
fifcht. Tarnit wäre das Technische die
fes Altes beendigt und es folgt ge
wöhnlich noch hinterher eine Festlich
leit. Es eriibrigt noch, einige Varianz
ten des Ablaufens zu erwähnen.
Bei febr großen Schiffen, namenl
lich der Marine. vertraut man den
Riefenlörper nicht oorbeschriebenen
drei Gleitbabnen unmittelbar an, son
dern baut ein Gerüst, Schlitten ge
nannt« in welchem das Schiff wie in
einem Bette ruht. Manchmal wird
dann erst der Helling unter den
Schiffeliel gebracht und erfterer be
ftebt nicht aus einer Rinne mit runder
Höhlung, sondern ist flach mit recht
winllig angesetzten Seitenwönden ge
gen Eiitaleifung der Schntierlisfen.
Ebenso sind auch die Seitenbalfnen
und sie liegen nicht aufgebloclt wie
Schlagbetten, sondern mit dem Mit
telbelling in einer Höhe.
Diese drei Bahnen tragen nun den
Schlitten, welcher sich ungefähr von
der Schiffsmitte nach beiden Enden
bin auf se 1s3 der Länge erftreclt uns
fest unter das Schiff geteilt wird, so
daf: letzteres, wenn es von seiner Fessel
bsreit, in dem Schlitten ruhend mit
diesem zu Wasser läuft.
Um die Heftialeii des Anlaufs ftt
bermnidern, wendet man auctf soge
nannteZlopper an. Entweder find dies
ebiuere Takte, die man oben auf der
Cierft und auch am Schiffe befestigt.
aber nicht aeftreett, fondern in ver
schiedenen Buchten zusammengebuu
den« so dass das Schiff, die Verschlin
rungen dieser Buchten nach und nach
aobzureifxeu gezwungen, eineHemmung
erleidet. Manchmal verankert man
auch ein Flo fo, daß das Schiff die
ses beim A lauf zersprengen muß.
Ferner ist momentane Gleichzeitigteit
felir wichtig, damit das Schiff in fei
ner ganzen Länge egal zu Wasser glei
let uuv sich nicht etwa, wie einst der
lidreat Ecstern, einer Schublade gleich
fest!lemmt, wodurch die Sache eine
nionaielange Arbeit erforderte, die
sonst das Wert weniger Minuten ist.
Die Beleuchtungsfrqge ais
Kultukfragr.
Von Prof. Max Haus-hoch
Die Menschen« die noch genöthigt
waren, beim Schimmer eener Un
schlittterze ihre Arbeiten zu vollbrin
gen, sind im Aussterben Eine lichtges
wohnte Generation wächft heran, dir
rotnialiyer Dunkelheit nicht mein ge
denkt, die so rasch lebt und so viel ek·
Iebt, daß siedxich kaum Zeit nimmt,
darüier na zubenten, bei welchem
Licht fic ihr Leben siebt. Da scheint es
doch eine nicht überflüssige Arbeit,
einmal ——- um einen etwas getva ten
Ausdruck zu gebrauchen — das Acht
zu beleuchten
Wer heute durch die Hauptstraßen
unserer Großstädte wandert, an einem
Winterabend, etwa zur Zeit, wenn die
Dämmeruna Der völligen Nacht zu
weichen beginnt —— treiß der überhaupt
poch, was Nacht ist? Electrische Licht
«tr«r«-me flutisen zwischen den Hisusern
hin und butchflammen die Schauiiji
den« in denen die Erzeugnisse der mo
dernen Weliindustrie funkeln nnd
glänzen. Künstlicher Tag umgiebt
uns und läßt alles Leben pulsiere:i,
wie es am Taq pulsiri.
Wir müssen die Finsterniß aufsu
chen, um das Licht rcrsteben zu ler
t.cn. Jene große ergreifende Finster
reiß, die sern Vom Stadtgewiihf in
einsamer Waldlandschait uns uni
giebt, wo wir kaum die Grenilinie
zwischen dein rabendunklen Wald und
dem iiber ihm ltanaenben Aether- zu
unterscheiden vermögen Vereinzelte
Sterne zwischen schwerem Gewölk nur
steh-Im mie- Ichmso qteuy nach dem Tropellaus
beuten uns an, daß die Finsternis-, kei
ne unendliche ist. Jene fernen Him
melslichter siud«g, von denen Der
Menfm nelernt hat, fein irdsfched
Dunkel zu erhellen; sie nnd noch einige
andere Lichter, die uns die Rathe hie «
und da nufflaetern läßt: der alte treue
Trabnnt der Erde; die ans nächtli
chen Gewittern zuckenden Witze; die
aus Vulkancn aufsteigenden Brand
roolten, aber auch das winzige Jn
sett, das in Juninächtens durch Put
tende Bliitbenbüfche schimmert Und
noch manches andere.
Die Lehren aber, die das Menschen
Ieschlecht durch die Naturlichter ek
hält, hat es erst in unsean Jahrhun
dert völlig begriffen. Wir Verstehe-n es
beue gar nicht mehr-« wie man sich
Durch so lange geschichtliche Zeiträu
ine hindurch mit den dürftigen Be
lenehtungseinrichtungen begniikjen
konnte, heute, wo der Lichtluxus aus
Den Großstädten ichon in so manches
cem technischen Fortschritt zugencigte
Dorf gedrungen ist.
»Dieäremeren Theile der Kultur
nilker haben ganze Stufen der Be
leuchtungstechnik übersprungen Man
hes Haus, das nie eine Stearinkerze
Iderfeine Moderateurlanwe efehen
M, Ist gleich vom Unfchlktt zur erro
M W —- « -:..»I-.«.- WEM.L—J"
Der Smpcuauf in dem Anmut-lich wo das This mit dem Bord-ersteren von ver
Drum-I m- Wasser gleitet.
f
leumlampe übergegangen und man
cheö Städtchen, das nie den helleren
Glanz des Gaslichts sgegeniiber den
Oellampen, die früher seine paar Gal
sen delettchteten, bewundern gelernt
hatte, freut sich heute schon beim·
Schimmmer elektrischen Lichtes. Das
ist ungemein bezeichnend für die Fort
schritte der Beleuchtungstechnit
Neben der Atmosphäre, die wir oth
- men, giebt es kaum ein so demokrati
s Fches Gut wie das Licht. Diese Eigen
l chaft theilt das künstliche Licht en
s nähernd mit den natiirlichen Lichtern.
; Jeder Fortschritt der Beteuctitmiqstech
’ nit verringert die Differenz zwischen
Idein Lichtgenup der Wohlhabendsten
I und jenem der Aermsten. Das Licht
eilt-zieht sich dem Privatekgentdum mit
J start sozialistischer Tendenz. Sobald
f der Mensch iiberlpaurt mit Menschen
; rettehren will, ist er qenötl)i«cxt, von
E dem Licht, das er fiir sich entiiindet
F Lat, den anderen den qleichzn Llritheil
I Fu gönnen· Jn den Straßen unscier
Großstiidte genießt der Bettler das
z gleiche Licht wie der Million-»in rnd er
I genießt es unentgelilich, während der
Millionär dafiir-- seine Gemeinde
I steufrn zahlt. In den Schulen bat der
Sehn des Minister-; tein besseres Licht
at» der des Tagelöhner5; un-) der
toohlieile Stcnnmer eines- Petri-trun
lämpchenkz ist heller »Tris- eheoeni die
stienerite Wachs-Ete-r,-.enbele«s.1ct;tum mit
telatterlichen «;kr:t:its"ii!s:.
So wird das Licht sozialiiirt, popu
iarisirt und deniotratisi:t. Es wird
aus dem Kreis der Geqeni.ände beson
derer Vorrechte mehr und mehr her
ans-gerückt und zu einem Gemeingut
uriiqestnltet, zit einem eben solchen Ge
meingut, wie ed die Sonne nnd die
Sterne von jeher gewesen sind.
n erster Linie teitcnd krzrtt dabei
freilich das Bediirfnisk derjenigen, die
das Liebt für sich schafer und bezah
len. Der Kaufmann, der senen Ge
irhäftsladen brillant erleuchtet, thut
dies ja nicht zum Veranstan des
Abends durch die Straßen bunwctns
den Publikums, sondern als-Geschäfts
retlnme. Und die wohlhabenden
Städter, die ihre Wohnungen mit
Gas nnd Elektrizität erleuchten, ha
ben dabei auch nicht im Sinne, ihr
Licht auf die Straße hinaugsleuchten
gn lassen. Aber die verbesserte Befrie
tgnnq des Emzelbederfs zieht immer
auch eine aeiteigerte Befriediaung von
Lollektidbedürfnissen nach sich. Und
der wohihabende Theil der Städtebür
aersck)ast, der fiir sich und seine Catri
pcgen und Droscyten lyellerleuchtcte
, Straßen begehrt, kc nn das Licht, das
ihm leuchtet, auch dem Bettler nicht
vorenthalten.
Das- groszstädtische Leben von heute
wäre gar nicht denkbar ohne die Fort
schiitte der Beleuchtunastechnik. Man
denke sich London, Berlin oder Paris
so finster, wie die europäisschen Städte
noch iin vorigen Jahrhundert waren
— undm an müßte die Zahl der Poli
lHist en ver thnfachenz man wäre drch
nicht im tande, Unalückssällc aller
Art, Diebstahl und Einbruch, Raub
Und Entführung, Mord und Todt
schlag auch nur annähernd so zurückzu
halten, tvie es heute möglich ist. Nur
das Licht, das durch die Straßen un
serer Groszstäbte strömt, bermaq es ei
niqerrnasveih jene-. diimonische Schatten
Lrnt am Uebertouchern zu verhindern,
die unsere Polizeiaefänanisse und
Zuctttbäuser füllen. Das Licht an sich
ist weder gut noch böse; es beleuchtet
mit gleicher Kraft die Tugend und das
Verbrechen Aber Laster und Verbre
eben wollen nicht qeselsen sein; ihn: n ist
dass Liebt ein hinderliches Werkzeug
der ntenschl schen Moral und Gerechtig
leit. Und es dedarf teiner starken
Phantasie, utn sich jene höllischen Hu
stijnde angzumalcm die sich derskzlturs
inenschlleit bemachtigen müßten, Denn
senle die Lichternieere unserer Groß
städte zum Erlöschen kämen. Als Ein
«:elner in der Wildniß vermag der
tapfere, erfahrene und vorsichtige
Mensch auch durch daSDnnlel der Rai
tnr hindurch seinen Existenzkampf zu
lämrfenztvo aber genauste Menschen
massen in’i Dunkle versetzt und zu
« Existenzlänipsen gezwungen würden,
da müßten Massenleidenschaft, Mas
senschrecten und Massenderztceiflung
die entsetzliel;ssten Zustände herbeifüh
ren.
Alles künstliche Licht ist ein starkes
Mittel der Ledensconcentration Die
Oetonomie des Daseins verlangt, daß,
wo einmal ein Aufwand nn künstli
cbem Licht gemacht wird, er auch aus
geniidt werde durch ein Zusammen
drängen der Menschen in den beleuch
teten Räumen. Das macht sich in un
serem Arbeitgleben wie in 11!1s-krentGe
nußleben fühlbar:
Jm Arbeitsleben haben die Fort
schritte der Beleuchtunastechnil zn ei
ner Ausgleichung der Arbeitszeiten ge
führt. Wo der Mensch blos aus natür
liches Licht angewiesen ist. muß er im
W
Sommer weit länger arbeiten als im
Winter, um die es Licht aus unii en.
Das künstliche ichi dagegen geer ert
die Regelmäßigteit und Ordnung al
ler Wertthätigteik jene Regelmäßigss
trit, die ihren sprechendsten Ausdruck
in den die ganze Nacht hindurch leuch
tenden Uhren unserer Bahnhöfe gesun
den hat. Welch ein Gegensatz zwisckäen
diesen Veleuchtungseinrichtungen er
» Bahnhöfe und jener schwankenden
i Stalllaterne, bei deren trüben-. Licht
chen einst der Pferdewechsel an den
Poststationen sich vollzog. «
Die Ausgleichung der Arbeitszeiten
vollzieht sich zunächst in den Stadien,
in der industriellen nnd lominerziellen
Arbeit und in der Berussthiitigieit der
literalen Professionen, während die
Rohprodultion, vom natürlichen Lichte
bedingt, an ihren ungleichen Arbeits
zeiten noch festhalten muß. Dadurch
Iniisse aber die trennenden Unterschiede
zwischen den Arbeits- und Lebensge
wohnheiten städtischer und ländlicher
Bevölkerung neue Nahrung gewinnen.
Ein Segen ist der Fortschritt der Be
leuchtungstechnit siir die Thiitigkeit
des Heimarbeeters, für das Arbeiten
in Amtsstuben und Kontvrs und vor
Allem für die Arbeit des Menschen an
seiner eigenen Bildung. Welch eine
zähe Chaictterstärle gehisckte einst da
su, bei gualmendenUnschlittkerzen oder
Oellamzren in die späte Nacht hinein
zu lesen und zu schreiben! Wie einla
dend zur geistigen Thätigkeit wird da
gegen ein guteS Licht! Heute wie vor
Jahrtausenden :st die Lampe das
Symbol des in die Finsterniß der
Dinge eindringenden menschlichen Ge
dankenk-, der siegreichen Erkenntniß.
mit der Nacht der Unwissenheit müssen
auch die schreckhasten und scheußlichen
Mächte mehr und mehr zurückgedrängt
werden« die eben im Dsunten dieser
Nacht Spielraum finden fiir ihre nn
heimlichen Thaten und Werke.
Komfort kann nicht einseitig bleiben
Jede Verbesserung der Miit-Flächen Be
leuchtung zieht nothwendig eine Ver
besserung des ganzen übrigen häusli
cheu Komsorts aus sich. Da das Licht
eine gesellschaftlich lonzentrircnde
Macht ist, muß die häusliche Lampe ei
nen günstigen Einfluß auf das Fami
lienleben ausüben. Ein besseres Licht
verlangt auch einen sauberer gedeckten
Tisch und eine freundlichere Aussteu
tung des- ganzen Zimmer3, in dein es
leuchtet. Das sind Einflüsse, denen
der ilxltensch nicht widerstreben kann.Er
musz sich« auch wenn er gewohnt ist, in
Schmutz und Armuth zu leben, dem
Bann des Lichts fügen, dessen hellere
Strahlen schweigend daran arbeiten»
die ganze Lebenshaltung fotrwiihrend
zu heben. Namentlich hängt mit dem
Lichttonisort auch der Komsort der
Reinlichleit eng zusammen, der wie
derum in sanitärer Hinsicht so werth
voll ist. Das Licht macht uns eben
aufmerksam auf alle dunkleren Stellen
unserer Existenz und sein moderner
Fortschritt gemahnt wohl manchmal
c.n daieMiirchen von Aladins Wunder
lampe, die Unglaubliches aus nichts
hervorzuzaubern vermag. Und die
Röntgenstrablen, die den menschlichen
Organismus und seine Schaden bis
aufs Gebein durchleuchten, send sicher
lich noch lange nicht der letzte Triumph
des Lichts auf seiner Kulturbahn.
Wir wollen uns aber nicht verhehlen«
daß die glänzenden Forischritte unse
res Beleuchtungswesens auch ihre
Schattenseiten haben. Die längere
und hellere Beleuchtung unserer Stra
ßen und Häuser, unserer Arbeits-,
Wohn- und Vergnügungsräume der
ursacht eine steigende Spannung nnd
Reizung unseres Eltervenshstemg im
Zusammenwirken mit anderen ausre
genden Thätigtciten moderner Lebens
weise Die Natur hat uns einmal zu
Wesen geschaffen, die sich im Di.nteln
erliolen misssen Diese Erholung wird
uns durch die wachsende Lichtfiille er
iclikert und verkümmert
»Die exuvgreicyung ver Arbeitszeiten
tic durch den Beleucbtunqssortschritt
eriniiglicht ist, verursachte vielfach auch
eine Ausdehnung der Arbeitszeit. Die
retbängnifzbollc Nnchtarbeir in zahlrei
cben technischen Getrserben hängt eng
mit den Beleuchtunnsfnrtschritten zu
sammen. Und wenn es anerkannt Ist,
das; das Nachtarbeiten in den techni
sdken Gewerbe-i qesundbeitsschädlich ist«
se muß das siir alle Eliachtnrbeiten in
gleicher Weise gelten: auch siir jene in
Reuters, Amtszimmerm Verkaufs-—
laden und Studierstube-n Und nicht
blaß das-J ulrbeiten in die Nacht hinein,
sondern riueb das Leben und Amüsiren
iu die Nacht hinein, wie es in unseren
Großstädten immer üblich-er wird. Wo
Vergnügen nnd Lebensfreude größere
Ulienschenmassen bei Gaslicht in Sälen,
bei Bällen, stonzerten und Tingeltans
geln zusaunnendriingen, da ist ja eine
Luftverschlechteruiiq ·allein schon durch
das Liebt bedinat; aber auch bei dem
teine Lust tonsumirenden elektrischen
Licht ist es schon die Möglichkeit ge
drängter Publilnmsmenqem die den
Einzelnen in seinem Atbmungsvrozeß
beschränkt, und diese wird gesteigert
durch den Fortschritt der Beleuchtungs
ticbnit· Alles Licht reizt den Menschen
ksue iuer erbdnten Lebensthätigteit und
Nerverianfpannttng, die aber Lebens-«
trnst tonsumiren. So leben wir im
Licht —— aus Kosten unserer Lebens
traft, rvie die armen Vögel, die in
dunklen Nächten um dieLeuchtthiirrne
flattern und sichs am Glaspcinzer der
Riesenlnternen das Gehirn zerstoßern
si- e- si
Dic Länge der Eisenbahnen der Erde
übertrifft den Aeauutorunifmig nuscrey
Planeten schon um das Siebensache
Aus einer Strartszcnsarm in Florida
ist es gelungen. Straußencier im Intu
bator auszudeuten Es ersordertc 41
Tage bei 110 Grad.