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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 15, 1899)
Photograpyiscyc Schnelltcirgcupme — Von Hofrath Joscf Umriss-. Zwei große Probleme, die eine un gmhnte ekvolllommnimg der elektri schen Teleqraphie bedeuten, gehen in Filletjüngfier Zeit ihrer Lösung entge pcn, die Telegraphie ohne Draht od-r, richtiger gesagt, das Teleqraphiten ohne zusammenkänqenbe Leitung und dic- Schnelltelegropb e. Die allekjiingite Erfindung auf letz Item Gebiete ist Vas- Systcm Pollab se sen d O Ihsessö Ho «ak« Its-r t. I III-CA Mtag. Das eian ste, bisher immer noch am meisten der reitcte System ist der Morse - Telegravtn Seine mitt lere..6chnelligteit Ist stündlich mit 25 Depeschen zu 10 Worte erschöpft. Das neue System Pollatchrag gestattet in s einer Stunde die Abgabe von 10,000 Telegrammen zu 10 Worten, also MWW Worte in der Stunde. . Das von den beiden Ungarn. dem Eiettrotechniter AntonPollat und dem Mai inentngenirur « osef Virag in wahr aft genialcr « eife ersonnene neue S stem, führt auf photographi fchern ege zum Ziele. Der sich durch große Einfachheit seines Grundgedan kens und feiner Constrnction auszeich net-de Apparatisttvie folgt beschaffen: m Zeichcngeben wird ein perfo ri crsStreifen verwendet» und- in der Empfangsftat.on werden die Strom irnpnlie in ein mit einem tleinenSpics ael aus eriiftetes Telephon geführt, dessen embrane diesen Stromimpul sen entsprechend in Seinvingungen ver etzi wird. Diese Schwingungen mer-« den auf photographime Wege ficht dar emacht· Statt der Punkte und der inien des Morfe : Alphabetgi nstrden diesen Zeichen entsprechend von Sonntags Mark beiiage des ,,anesger uncl bekom« J P. Wind-ille Herausgeber Grund ngand Liebk: dcu l). Der 189J Fnljrqanq z() No.15 TQieiclzen gut leserlich zu machen, trotz nterstütznngspuntk des Spiegels bil det. Diese Feder ist nun mit Hilfe ei nes Stäbchens mit der Menibrane ver bunden, daher nie kleinen Bewegungen der letzteren eine drehende Bewegung Les Spiegelg verursachen, welche, da die tlnterstiisungspnntte des Spiegel-s sehr nahe zu einander liegen, verhält nißmäßi große Amplituden besitzt· Diese Lösung hat gegenüber anderen möglichen L· sungen den Vorzug, daß infolge des geringen Gewichtes der be wegenden Theile die Geschwindigkeit der Membraneschtoingungen nicht ver-s mindert wird. Das Licht einer kleinen Glühlampe F sällt auf den kleinen Kontavspie el. welcher das Bild des leuchtenden a dens aus einiltchternpfindlkches Papier reflektirt. Vor dern lichternpfindlichcn Papier ist eine Cylinderlinse aufge stellt, welche das längliche schinaleBild aus dein Papier zu einem glänzenden Punkte zusammenziebt. Dieser Licht punkt bewegt sich nun aus seiner ur sprünglichen Lage nach der einen oder anderen Richtung, je nachdem sich die Membrane resp. der Spiegel infolge der Stromirnpulse bewegt. Aus diese Weise entstehen auf dem lichternpsindlichen Papier die schon erwähnten auf- und nieder-gehenden Zeichen. Das lkchtenapsindliche Papier ist auf eine Trommel H gespannt.trrl che sich um eine AchseG dreht und da bei parallel zu dieser verschoben wird, so das; das lichtempfindliche Papier in einer Schraubenlrnie an dem Licht punkt vorbeigesiihrt wird. Auf diese Weise werden die nach einander sal gcnden Zeichen aus dem Papkcr neben einander erscheinen und für Jeden sehr leicht leserlich sein,der das Marse Alpbabet kennt. Die Bewegungen des Lichidunttes sind groß genug, um die Islan- 2. Inst-dumm per Leitung u. = ner Mittellinie ausgehende aufs und bgehende Striche erzeugt. Eine auf ietgende Linie entspricht einem Stri , eine abgehende Linie entspricht ei un Puntte des Morse : Alphabetg, dnlich wie in der Caheltelegraphie Fig. 1.) Maus- und obfnllenden Strich-e erden durch Stromimvukse vcrxchies net Nichtun erzeugt. Diese E fette verden durch ehr einfache, ichematisch z ig. 3 dargestellte Votrichtnngen rre cht. B ist der Alt-senden A ver Empfänger. Der Zeichengeber ist esne durch einen ileinen Motor oder ein lhrwert bewegte Walze, welche mit der Linie elektriich verbunden ist« und welche den persorirten Papierstreisen oribewegi. Dieser Papierstreifen ist n zwei Stromrichtunqen entspre nd in zwei Reihen verforirt. lieber iesen Papier-streifen sind zweiBiirsten M und K angebracht, wovon die eine mit dem positiven Pol der einen Bat itetie und die andere mit dem negati den Pol einer zweiten gleich großen Batterie verbunden ist« während die anderen zwei Pole der Botterien mit Ieinander und mit der Rückleitung ver dulden sind (Iig. 2). Berührt nun du die Lochung des Papierstreiseng dir e ne oder andere Bürfte die Metall toal e. so geht ein positiver, im anderen PFA e ein negativer Strom durch die Weil e in die Linie und von da in iden -mpfangsavparat. ) Die Telephonmembrane wer Durch die Strornirnpulfe bewegt, indem sit) dieietbe dein Elettronmgneten nähert lot-er sich von demselben entfernt. je nach der Richtung der Strornirnpulie. welche hineingeleitet werden. Die Be lve ungen der Membrane werden mit iie eines lleinen Stäbcan ans n Spiegel iibertragen. Do die Bewegung ver Membrane inne Tausendftel Millimeter betriigUo - ußte dniiie gesorgt werden« das les-. ieinen Schwingungen verbättnißmä i große Bewegung des Spiegelg ver nr gehen. Die Erfinder lösten diese Arg abe in einer sehr geistreichen BLI- fr. Der lleine Spiegel tvird mit Ue eines kleinen darauf befestigten ättchenj aus weichem Eisen von ki mrn Stahlrnagneten in der Weise ,fcitgehalten, daß der eine Pol befiel ben, welcher in Ivei S itzen oder Schneiden endet, n Sxyegel durch die weiche Eisenplatte estitiitt. Die Verbindnnaglinie dieser zwei Spitzen silbet die Drehnngsachie fiir die Be wegng des Spiegels. Der zweite Zep- des Magneten ist mit einer schwa Ider versehen, weiche auch in etner piye endet nnd den dritten s I i ! ! i dein die Membrane so minimale Be wegungen macht. Die ganze Anord nrng ist schematisch aus Fig. Z ersicht lich. Es würde aber nicht gelingen, mit diesem Apparat präcise Zeichen zu er halten. wenn man nicht gewisse Vorde dinaungen erfüllen würde. Die Tele phonrneinbrane hat nämlich auch ihre eigenen Schwingungen, welche einer je den stangsbewe ung derselben nach folgen« ——-— Die-Bewegung der-Mem brane wird sich daher aus der Sinnbi nntion der Eigenschwingung und de: ·nvanggtreisen Bewegung zusammen setzen, und die resultirende Schwin auna wiirde nicht mehr dem lsharaltcr der Stroniimpulse entsprechen. Infol gedessen mußten dieEigenschwingungen der Membrane eliminirt werden. Die bisher delannten Methoden der Schwingungsdämpsung waren hier nicht anwendbar, weil dieselben day Telephon empsindlich und die Mein brane einer raschen Vibration unfähig aemacht hätten. Den Ersindern gelang es aber, eine Methode anzuwenden, bei welcher die Emr-sindlichieit des klipp-: rotes leine Einst-see erleidet. T Diese Methode bildet einen wesent lichen Theil der Erfindung: zanrläit terunq derselben ist es nothwendim lurz aus die Natur der Ciaenschtnins nunan einzugehen Wenn mir in das Telephon einen Strom von finge rek Dauer leiten, so wird die Mein brane über den Ruhepunkt hinaus schwinaen, welcher der eleltroiuaqnetiv sehen Wirkung dieses Stromivnpulsed entspricht, dann schnellt sie wieder bei nahe in ihre ursprüngliche Ruhelaxje ·p,urücl, schwingt dann wieder in ink rner lleineren Ainplituden um die Ru« helaqe, bis sie in derselben stehen bleibt. Wird dem Telephon nur ein nanz tur zer Strominipuls zugeführt, so wird die Membrane diesem Impuls entspre chend bewegt, schnellt zuriick unter die ursprüngliche Ruhelage und schwingt um diese Ruhelane in immer lästzeren Amplituden so lange, bis sie in dersel ben stehen bleibt. Denken lvir uns nun, daß dee Strorninipuls genau so lange dauert wie eine Schwingunazperiode der Membrane,,dasi also der Stroniisnpnls in dem Moment aufhört, wenn lsei ihrer Zurückbewequng die LIJieindrnne sich am nächsten zu ihrer Ruhelnze be findet, dann wird dieselbe nicht weiter schwingen können, da leine bewegenoe Energie vorhanden ist« Die unendlich lleinen Nachschwinnnngem die noch vorhanden sind, beeinflussen die Re produktion der guten Zeichen nicht mehr. Die Erfinder bringen also die Zeitdauer eines Siromimpulses in Uebereinstimmung mit der Zeitdauer einer Schwingungsperiode der Tele phonmemdrane. Mit Hülfe der Ge schwindigkeit, mit welcher der persorir te Papierstreifen bewegt wird, und durch entsprechende Dimensionirung der Verforation ist die Zeitdauer der Strompulse zu reguliren und eine vollkommene Dämpsung der Mem brane erreichbar. Damit man aber in der Praxis nicht an solche Genauigkeit der Bewegung gebunden sei, haben die Erfinder ein einfaches Mittel erfunden, um den Zweck zu erreichen. Sie machen näm lich die Stromimpulse kürzer als die Zeitdauer einer Schwingungsperiode der Membrane und schalten parallel zum Telephonapparateinen Konven von 400 Meilen Länge auf enommen « aufde. Die Zeitdauer der åePeschew . au nabme eines Blattes mit 500 Wor . ten dauerte 22 Selunden; die Ent ’ wicklung und Fixirung der Zeichen be- l i nöthigten weitere 2z Minuten. f Das Abtelegraphiren einer Tages i zeitung von 16 Seiten, wobei 40,000 ’ Worte angenommen sind, nimmt mit » diesem Telegraphie-Systerne 25 Minu- « ten in Anspruch, während geschickteHu qbeS-Telegraphiiten mindestens 30 ) Stunden zur Abgabe dieser Depefche . brauchten und mit dem Morfe-Tele- I graphen dies fünf Tage und Nächte ; dauern würde. Selbstverständlich wird . eine io außerordentliche Ausniitzbarieit Z der Telcgraphenlinien auch die Kosten — des Telegraphirenss erheblich vermin- i I Figur I. Summ- deö Schnelltclegksphem sator ein, dann wird während der Dauer des Strornimpulses der Kon densator geladen, und nach Unterbre chung des Strome-z wird sich derselbe in die Telephonspule entladen. Dieser Entladungsstrom verlängert daher den früheren Stromiinpuls. Durch die Wahl einesjlondensators von ent sprechender Capacitiit ist nun zu errei chen, daß die Membrane ottne Radi schncinaung in ihre Ruhelage zurück kehrt. Aber das rasche Telephoniren hu noch weitere Hindernisse, welche die langen Linien verursachen· Eine lange Linie hat gewöhnlich einen hoben Wi derstand, große Chpacitat; ferner ro ße Selbstinduttion. Dies hat zur Fol ge, daß der hineingeschiitte Stroniinrs puls seinen ursprünglichen Charakter verändert, indem er in der Empfangs jtation nicht so plötzlich abreißi, als er in dem Sendeapparat unterbrochen wurde, sondern sich allmälig verliert, so daß die Zeichen nicht präcis wieder aeqeben werden Es ist tlar, daß die Capacttät. der Widerstand und die — deen nnd eine ganze Reform des Tele gtaphiewesens nach sich ziehen. Es ist vorauszusehen, daß bei An wenduna dieses neuenTelegraphie-Sy ftemes größere Unternehmungen wie Zeitungen u· f. w» welche die Telegras vbie in ansgedehntem Maß-Stabe be nütsem die Depeschen schon auf perfo tiricn Streifen dem Telegtaphenn.ni übergeben, und daß die Telegkapliew ämtet die Kosten nicht nach der Anzahl der Worte, sondern nach dein Meter maße des perforirten Streifen-Z berech nen werd-In. Auch liegt die Möglichkeit nicht außer Betracht, daß die Telegtas vbenlinien, ebenso wie jetzt die Tele phon(inien, für einige Minuten zur te Liquaphischen Beniitznng den Abonnen- - ten überlassen werden. Hiedurch eröff net sich fiir die Anwendung dieses Schnellteleqraphiessoftean eine groß artige Pctspectivr. Es ist wahrschetns lich« daf; der Setz-It in nicht zu ferner Zeit eine Zeitung nach den Original depefchen wird setzen können, was bis her nicht möglich war, la die Länge I Imm- l. Iclmkamm nach Po«:«k-Vikaq. 4 Selditinduttion der Leitung ein Hin dernisi sür das Schnelltelegraphiren bilden würden, wenn es den Ersindern nicht gelungen wäre, dasselbe in einer einsachenWeise zu beseitigen. Sie schal ten nämlich in der Sendestation paral lel zur Linie eine Spule L mit Selbst indnttion (;’5ig. 2) ein; die Dimensio nen dieser Spule werden den störenden Faktoren entsprechend gewählt. Wenn nnn ein Strmninipuls in die Linie geschictt wird, so gelit ein Theil dieses Strominwnlses durch die Selbstinduts tionöspula Jin Momente der Strom-« unterbrechung wird in dieser Selbst indutiionssvule ein Strom von glei cher Richtung entstehen. Dreier Strom wird aiser in vie Uc nie in entgegengesetzter Richtung hin einsliesien als der Stromlauf des Strornimpulses war, daher alle jene Störungen vetinieden werden« welch infolge der erwähnten Eigenschaften der Leitung entstanden wären. Es ist iiberraschend. in wie vorzügliche-r Weise diese beiden Vorrichtungen aus die Zeichengebung einwirlen. Ohne sie sind die Zeichen verzerrt und nicht zu entziffern: mit der Selbstindultiotis: spule allein sind sie wesentlich klarer, lassen aber die Eigenschwingungen ne benber deutlich ertennenx bei Einschni tima der Spule und des Kondensatorö erscheinen sie in so tadelloser Klarheit und Ruhr-, wie sie Ita. 4 zeigt. Es sei bemettt, daß die Geschwindigkeit der Ausnahme des abgebildeten Tele atamrns 100,000 Worte in der Stun de betrug, und daß es aus einer Linie die der Papierstreisen nach den bishe rigen Systemen haben müßte, ein sol ches Setzen gan nndenlbar erscheinen läßt. Zu einer Xepesche von 500Wori ten wird bei dem hier erörterten Schnelltelegrabbie - System ein Pa pierblatt von 26 Zoll höhe und 4 Zoll Breite gebraucht, welches Verhältnisi noch beliebig günstiger gestaltet werden kann, während bei den Apparat-Im die nach dem Morse - System arbeitern - hiezu circa 253 Fuß Papierstreifcn be- ! nöthigt werden würden. I Welch dringende-s- Bediirsnifz ein i einfacher-, aber sehr rasch arbeitender ; »Schnelltelegrapl) ist, zeigt am beste-i die « Thatsache, daß die große Menge ler Leitun sdriihte setzt schon als exnc höchst iiblbare Kalamiiät sich dort Be merkbar macht, wo ein großer Telenrai pbenverlebr vorhanden ist. Durch Ein führung des Pollal - Virag’schen Te leqraphie - Systems wird die Anzahl der benöthigten Leitungen wesentlich herabgesetzt werden. Auch wird es mit diesem System möglch sein, den bei besonderen Anlässen seli- gesteiger ten Depeschenvertelir ohne Stockung abzuwiclelin . Die längere Praxis muss jedoch hier — wie bei allen Erfindun aen —- daH entfcheidendeWort svrezhcn. Die Genialität der Ersindunq, diePrZL rision der Apparate würden es verrie nen· daß der Erfolg dieses neuen Pro duktes der Elektrotechnil sich zu einem befriedigenden, segensreichen entwickeln möchte. X see-Sehen- diese absifo u. Jn der neuesten Nummer der »Re due des Revues« macht Dr. L. Caze . eingehende Mittheilungen über dieEr- » findung des russischen seit län erer ; Zeit in London anzässigen Profeors ; Peter Stiens, der ehauptet, er könne i die Blinden sehen lassen, auch wenn ; sie beide Augen vollständig verirren oder nie bese en haben. Die bisherige l Heilun der lind-heit, wenn sie iiber baupt eilbar war, bestand darin, daß die geschädigte Sehkraft des Auges ! und der Sehnerven wieder hergestellt i wurde. Professor Stiens dagegen ! braucht angeblich gar leine Au enl mehr, andern er erzeugt das Se en dadur , daß er durch einen tünftlis n Atparatsein Sel)bild, ohne Vermitt lung der Augen, direct ins Gehirn befördert. Er hat bis jetzt leine Ein zelheiten über sein Syftem veröffent licht, doch hat er sich dazu verstanden. dem Dr. L. Caze einen Einblick in den jetzigen Stand seiner Experimente i und Forschungen zu gewähren. Dr. i Caze berichtet darüber: J Nachdem Professor Stiens mich in eine lleine dunkle Kammer geführt hatte. band er mir die Augen zu, fo daß ich absolut nichts mehr sehen konnte. Dann hörte ich ihn hin- und hergehen, Zündhölzchen streichen, eine Lampe anzunden-u. s. w., aber ich konnte nicht den mindesten Schimmer eines Lichtes wahrnehmen. Dann fühlte ich, wie er mir einen Apparat an die Schläfe fetzte und sofort be merkte ich ein schwaches Licht, das die Gegenstande in meiner unmittelbaren Nachbarschaft erhellte. Ich sah eine Hand vor meinen Augen und lounte die Finger zählen, die sich mir entge genstrecktem es waren drei. Allmah lich wurde es noch heller nnd ich konn te die Möbel in dem Zimmer unter scheiden: es waren zwei Tisch-se nnd acht Stühle, die ich mit Leichtigkeit zählte. Jch hatte auch das Gefühl. daß ich bei länaerer Dauer des Erbe rinients meine gewöhnliche Selifähiip teit erhalten würde; den Sch·iifen ent lang spürte ich etwas wie einen riec trifchen Strom. Plötzlich wurde dir Apparat weggenommen und sofort war um miet) her wieder die tiefste Finsternif3. Das Experiment war zu Ende.« Professor Stiens weigerte sich auch jetzt noch-, seinen Besucher mit dem Apparate vollständig bekannt zu ma chen, weil derselbe, wie er sagte, noch mancher Verbesserungen bedürfe; doch gab er ihm wenigstens einige Andeu tungen iiber die Principien, aus die er sich gründet. Der Mensch fiel-i be kanntlich nicht mit den Augen, son dern mit dem Gehirn; die Augen neh men nur die Sehbilder auf und der - Sehnervileitet sie zum Gehirn, wo die Wahrnehmung stattfindet. Die Blin den machen sich durch Betasten ein ge naueks Bild von der äußeren Form der Gegenstände Wenn die Augen ver loren sind, treten andere Sinne in die Liiclr. Viele niedere Thiere haben! kein besonderes Schorgam aber sie« sehen sozusagen mit dem ganzen Köc pcr. Wenn als( ein Bild ohne Mit wirtnng der Augen tem Gehirn zuge siihrt werden kann, dann lann ein Blinder ebenso gut sehen wie ein «JJtensch mit gesunden Augen. Das ist die Grundidee des Stiens'schen Apparates. Statt durch die Netzknut des Auges wird das Bild eines Ge genstandes durc- ein Blättcken ausge nommen und durch· einen electrisdsen Strom in das Gehirn geleitet· Das Princip ist also dasselbe wie beim Telephon, das die menschkithe Stimme aufnimmt, sortpflanzt nud sie wieder von sich giebt. Der Appa rat giebt also nicht blos den Blinden das Gesicht, sondern er dient auch lZur telegraphischen Ueberinittiun von Bildern; ei ist fiir das Gesi t, was das Telephon fiir das Gehör ist. Daraus tann man schließen, daß der Apparat des Professors Stiens auch eine neue Anwendung des Telephons snit sich bringt; der Professor will den Tauben das Gelde verschaffen. wie den Blinden das Gesicht. Wir träu inen ja auch in vollster Dunkelheit mit geschlossenen Augen die hellsten Bil der; das beweist, daß das Auge zum Sehen nicht unumgänglich nöthig ist und daß das Gehirn allein sieht. So erllart sich der Apparat des Professors Stiens in ganz einfacher Weise.s Dr. Caze schließt seinen Bericht niit folgenden Sätzen: »Profcsso: Stiens hat vollständig Recht, wenn er sLch weigert, ietzt schon die Einzelheiten einer Erfindung zu oeröfsentlichen, die ihn noch zu wichtigen Aenderuni gen und Verbesserungen nöthigt. Be züglich der Leistungen seines Appa rats müssen wir uns also noch grosser Zurückhaltung befleißigen« Es wäre ebenso unvernünftig, heute einen Triuniphkgesang anzustimmem wie sich einem S epticismus hinzugeben, der durch nichts gerechtfertigt ist. Die - Schlußfolgerung des Professor-Z i — Stiens bietet im Ganzen nichts das unserer Erkenntniß widerfpricht. Wird die Praxis mit der Tyeo:ie übereinstimmen? Das wird uns eine baldige Zukunft lehren. Aber trenn Professor Stens Recht behält, wird man ihn zu den größten Wohlthätern der Menschheit zählen.« II- III III Das Fä ben lebender Blumen. Lebende Blumen können leicht mit wasserlöslichen Farbstoffen, wie Lö sungen von Anilinfarben, gefärbt Iwerden, wenn man in dieselben die s abgeschnittenen Stengel hineinstellt. s Jn Gardeners Chroniele berichtet William Brockbank über seine dies bezü. lichem im Verein mit W. Dor ning on angestellten Versuche unter Anderem Folgendes: Anitin-Schar lach, in Wasser gelöst, erzeugt ebenso schnell rothe Blumen aller Tbne, trie Jndigo-Carmin blaue, beide vereint alle Misehungen von Purper bis Vio let. Maiglöckchen färbten sich in sechs Stunden blau oder roth, weiße Nar ziessen brauchen zwölf Stunden,ehe sie im tiefsten Purpur prangt-tm obwohl hillere Tbne früher austraten. Gelber Orphodelus bekommt in zwölif Stun den duntle Scharlachstreifen, chneller färben sich Schneeglöckchen, Cyclamen, Levkoh, Hhazinthen und Tulpen. Die Farbe steigt in den Gefäßen des Stengels empor, wie man deut lich mit starker Lupe erkennt, aber auch Hyazinthen und Narzissen mit Wurzeln färben sich in der Fakbstoff lösnng, die in den parallel zu einan der verlaufenden Sastgefiiszen auf steigt und bis zum Rande der Blu men durchdringt, wo sie ost infolge der überaus seinen Vertheilung der Ge säfze eine dunklere Färbung erzeugt. Ebenso färben sich die Pistille dunkler. Abgeschnittene Tulpen nehmen den Anschein herrlicher geflamrnter Sor ten an, und merkwürdig verhält sich die Pflanze Lapageria, deren droht diinne Stengel den Farbstoff leichter aufsaugen und schon nach vier Stun den niit rather Anilinfarbstoslflösung zart roth geaderte Blumen er cheinen ließen, im Gegensatz zu der mit dicken Sirugcln versehenen Eucharis anta zrnica, welche den Farbstoff zwar aus nabmen, aber nicht bis in die weißen Blüthen führten. Bei vielen Blumen färben sich nicht alle Theile gleichmä ßig, so bei einigen nur die Kelchblät ter, nicht die Blumenblätterz bei ans deren tritt eine zierliche, bei der na türlichen Blume nicht erkennbare Arn dernng auf, z. B. bei Schneeglöck chen und Cl)ristrosen, bei welchen die Adernng sich netzsörmig ausbreitet. Auch weiße Kamelien, Flieder, Pri meln und andere Blumen nehmen leicht die kFarben an und ergeben für Tasclaufsätze Blumen, wie die Gärt neriunst sie in der Natur nie hervor j zubringen imstande ist, z. B. blaue s Tunsem So geben Pfanzen niit ; weißt-unten Blättern, wie Aneuba und Exdheu, hübsche Wirkungen. Es i scheint nicht« das; so gefärbte Blumen s irgend schneller welken als andere. ’ Durch Eintauchen der Blumen in die Farbelösung können jedoch derartige Fiireungen nich-It erkzielt werden. if Während eines vieljährigen Aufent baltes in Cochinchina fiel Herrn Paul d’Enjoy eine Typusverschiedenheit un ter den mongolischen Anamiten auf, die sich nicht, wie bei den arischen Stämmen aus blond und braun be ziehen, sondern aus die Farbe der Lip s.-en, die bei den einen leuchtend roth, bei den andern dagegen bleigrau ist. Die Anamiten selbst sind sich dieses Unterschiedes- wobl bewußt, mit Stolz Mist der Eine aus die Muoi-son, wört lich Korallenlippem hin, die seine Su pcriorität i:ber den Besitzer der Musi ck«:, des: Bleilippen, unividerleqlich dar tlxun. Alle höhern Aemter, alle Stel li ngen, die Intelligenz verlangen, wer den von den Anamiten mit Korallen lippe, deren Körperbau auch der weit aus- elegautere ist, bekleidet, das Prole tariat hat Bleilippen. Nach den Aus saaen der Anamitcn selbst findet sich dieser Unterschied in der Farbe der Lippen bei allen niongolischen Völkern vor. Neuer Trintbrnnnca. Unser Bild stellt eine neue Akt von Trintbrunnen dar, wie sie jetzt in den Parts u Boston und in anderenStäd ten aufgestellt werden. Dieselben be stehen meist aus Matneorbassins. Der Trinter braucht weder Becher noch Glas. um seinen Durst zu«stillen, et . N «t is ! . Ist---»sw"fffsft·p,c «..L lehnt sich einfach über den Rand des Vafsins und trinkt von einem Spru del. Das klare, permanent fließende Wasser kommt an Güte dem Quell Ioasser am Nächsten, und die neue Art des Trinkens ohne Gefäß entspricht allen Anforderungen der Hygiene