Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 15, 1899, Sonntags-Blatt., Image 13

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    stie!
Its zsg sich wieder in’s Vor
«»«gsiuslick und der. Kranke blieb
it Dämmerung war inzwischen ganz
gebrochen, alle Möbel im Zimmer
wammen im Zwielicht, so daß
deutlich zu erlennen war — aber
gerade that ihm wohl. Ruhe nur
ichis mehr zu sehen von diesem
erihal —- das war ihm Ladsal.
während et in die- unaewisse Ferne
e, zogen alte, längst vergessene Vil
ndk Etinnerungen vor seinem geisti
u egwiederaas
ie ugend, die Zeit der Kraft und
Freude stand wieder Vor ihm, dir
da der Jüngling zum Manne reist
inausstiirmt in das Leben nsit
m Wagemuth und überschäumens
haienlust, nicht achtend der Gefah
die rings drohen, immer nur vor
s driinaend, als gehöre ihm die
e ·roße Welt.
ins er war so einst in’s Leben ge
mi. Und da er den Freudenbecher
m an die Lippen gesetzt baite, war
eines Tages ein Mädchen entgegen
eten, ein schönes. stolzes Rind, an:
»He all die Andern —- ein ernstes
t, zu ernst beinahe, und in den Zü
etwai Fett-ex Bitten-L das auf viele
Ersa rnngenschlieszen läss: — und
Msdchcn hatte es ihm angewan,
Mädchen liebt-e et. wie nun nur ein
liebi. «
kann Saite ers ihr gestanden. hatie
ihre iebe geworden, wieder und
edet, bis sie endlich in seinen Atmen
kund sie sich schwuren, nie von einan
a en.
Gehen vergingen so; Wochen eines
Ilosen Gliiclsranscheg. Dann drang
asi Heirath
irath? Da war er stutzig qeworden,
it einem Mal mar er"aagdei11«sa;ö- «
Traum herausgrrisien und hinein
rrt in die kahle Wirklichleitx —- hei
n sollte er? Ja, das war ja ganz
öalich! Wovon sollte man lean ?
iie nichts als seine gesunden Arme,
Vermögen, sie hatte auch nichts — —
Iwovon dann einen Hinghali bestrei
Iber das wollte sie nicht einsehen und
gng heftiger darauf, daß et sie zu sei
tau mache.
war ein Freund zu ihm gekom
, der um die ganze Geschichte wußt-.
Eikathen willst Du stei« hatte der ge
. »Du bist ja verrückt Mensch! Mit
rinnt-zwanzig Jahre-n sich binden, und
ein armes Mädchen! Du ruiniksi Dir
Deine aus wie-e «:«v ssn -u Dir
Feine ZEIT-äu bükdefÄ Izu-im ei ver
eftig und mach’ der Sache ein Ende.
ener isch!« So hatte der Freund
tn gesprochen. der das Leben kannte
dessen Autorität et stets blinblings
r sich hatte ergehen lassen. Und mit
ten Tage war et ein Andern gewor
r sah das Mädchen nicht wieder, er
b ihr, daß Alles aus tei und daß
’s«Hei«rathe-«n noch nicht deuten tön
hne sie und sich unglücklich zu ma
:; Ob fiedaran zu Grunde gegangen
H das-erfuhr er nie« hatte auch aar
t viel Zeit, darüber nachzudenken,
, jener Freund nahm ihn nun in feine
ie. Er war Claoiao, jener Carlos·
efzt ging’s vorwärts, von Genus-, zu
aß, immer nur« um das Gefühl zu
m. Das Glück war ihrn hold.
Nit vierzig Jahren roar er ein wohi
der Mann und nahm eine bochan
dem Steauug in du Gesellschaft ein.
It konnte- man heirathen, natürlich
.- feinem Vermögen entsprechend Ein
ge fester hatte er eine Frau, schwer
. einzige Tochter eines Bauern
befiheren Zwar fühlte er sieh-nicht
deritch wohl an ihrer Seite, denn ihre
fiehung Ivar mangelhaft und weibliche
muth und Liebensrvürdigteit tannte
nicht, aber daran hoffte er sich zu ge
jnenz die hauptfache war ja, daß sie
. Geld mitbrachte.
Doch er hatte sich nicht daran gewöhnt
kFrau war ei rfinnig, here-H- lau
lf nnd fand i r hauptoeranügen da
. mit ihrem Reichthum zu prahlen.
t hatte ihn eben. nur eheirathet, da
: er e in die große fellfchdft ein
ren eilte.
lueh damit fand er sich schließlich ab.
ksihm zu Haufe nicht geboten wurde,
Ite er anderswo — ihm wardaa recht.
lebte 0feder fiir fich, nur vor der Welt
- iu kiffen-nehm Gesellschaften krick-im
n zufammen —- der Schein follte roe
ftens gewahrt werden.
die Ehe blieb tinderloö. — —- —-— —
Da mit einem Male lam der Krampf
cder. Der Kranke richtete sich auf,
: woggewifcht waren alle Gedanten —
eentfeyliche Angft befiel ihn. Schrill
n die Gloan durch den fttllen
" Jrn Nu war der Marter um
Aber diesmal war es Ernft, man
« den Arzt und ein Bote eilte hin
Y um ihn zu holen.
bar litt der Kranke. er wand
txschyrerzen und schrielaut auf.
noch mehr litt er innerlich;· wenn
r nicht fo mutterfeelenallein wit
«"" So in den Tod zu geben« ohne al
Troft. ohne jede Liebe. Der Ge
e schien ihm unerträglich.
lind mit einem Male packte ihn eine
lusige Angst vor dem Tode —- nein,
n, nne nicht fterbent — und er klam
rie sich an die Lehnen des Stuhieg,
mpfhait, wie in Todesangft —- nur
sterben! --— und die Pulfe jagten
tin tvahnfinniger Haft, die Schläfen
nmeeten und auf der Stirn perlten
fehxveißtropfen -— nur nicht
ie lange der Arzt bliebt
armer ehreetllchee wurde der Zu
det rat-ten —- die Schmerzen
Eis-Wi« Hm Mit Widerstand-z
D- —.-.-—.
kraft, und in seinem hien tot-II Ue
Gedanlen tn toller hast, und ins-net
»w,iede»r nur das Eine: nur nicht allein
und verlassen sterben! « · «
Und zum ersten Male haßte er seine
Frau, die in talter Selbstsucht immer
nur an sie dachte --— nnd wieder kam
ihm die Gestalt des Mädchens von einst
ins Gedächtniß, seiner ersten Liebe don
damals —- aber die grausige Wirklich
leit blieb — er tvar allein, verlassen
und-mitten in all seinem Reichthum,
mitten in all seinem Glanze lag er
mutterseelenallein, als ein sterbender
Mann. Das war das Ende seines Le
bens, das Ziel seines Strebens —-— nun
sank Alles nm ihn hin in das Nichts-,
Andere nahmen, wa er erworben hatte,
und ihn selbst hatte man bald vergessen
—- das war kas- Ende.
Jeyt Padte ihn ein neuer, grausiges
Schreck. der Krampf tam wieder, die-:
mal aber stärlcr und anhaltender, so
daß der Athern sortblicb und dag- Herz
Lteillstana —- — Dann war es zu En
0 E .
Mit all dem Prunt und Tand, den
die trauernde Wittwe unentbehrlich
fand. trug man thn zu Grabe.
Alle Honoratioren des kleinen
Städtchens folgten hinter dem Sarge,
der mit Kränzen und Palmen dicht be
deckt war, und die Stadtkapelle spielte
den Chopin’schen Trauermarsch.
Es war sehr feierlich und die tiefbe
triibte Wittwe war wirklich gerührt,
wenn schon sie zu ihrem hetmlichen
Trofte sah, daß die neue Trauerrede ihr
ganz vortrefflich stand.
Als der IHügel aus dern Kirchhofe von
allen Leidtragenden verlassen war, nah
te sich eine hohe, schlanke Frauengeftalt.
ganz in Schwarz aelleidet und mit
Schleiern dicht verhüllt. Sie legte ei
nen Strauß mit frischem duftenden
- Rosen auf den Hügel nieder und saltete
die Hände wie still zum Gebet.
Lange verweilte sie sa, und während
die Auan auf die Blumen starrten, eils
ten die Gedanken zuriick in die Vergan
genheit . . .. Sie hatte ihn geliebt. Und
nun er hinübergeschlummert war und sie
ihn hinabgesenkt hatten in die kiihle Er
de, nun war sie gekommen, sein Grab
zu schmticken mit Rosen, mit den letz
ten Rosen, die der Sommer noch hatte;
denn Rosen waren feine Lieblingsblm
men. Das wuszte sie, und darum kam
sie und brachte ihm die letzten Rosen . . .
- ————-··I.-s —
Der reitste Mann.
Humoreåte von Pa u l A. Kirst ein.
—.... —. —- »«—
»Dann Sie überhaupt einen Mann-"
siagte lachend der Großhändler Korb.
»Ich ioeifj nicht, wenn man Sie hier so
sieht. gnädige Frau, kommt man immer
aus den Gedanten, daß Sie das nur so
erzählen. So jung« so lebenglustig so
ganz — ich möchte beinahe sagen —
unoerheirathet . . . ich glaube sau, der
Herr Gemahl existirt gar nicht !"
Tie junge Frau lachte und all’ die
Damen lachten ebenfalls. Dann drehte
sie sich iolett aus dem Stiesclabsatz, der
neumodisch hoch und steil war, und sah
dem Sprecher vergnügt in die Augen.
»Ich werde Jhnen einmal Ums sagen.
Herr Korb ---... aber nein, ich werde
es doch nicht thun,'« unterbrach sie sich.
»Ach, sie lentt ab, sie weicht aus l«
Die Stimmen schwirrten nur so
durcheinander.
Frau Berndt setzte sich in Positur:
»Aus-weichen ? ! Da sollten Sie meinen
Mann erst einmal iennen lernen l Mit
einem solchen Mann, meine Herrschaf
ten, weicht man man aus l«
»Ach, er ist alio hübsch ?"
»Hübsch — ist gar kein Ausdruck.
Schön, herrlich, ein Adonis !«
.So? Wie sieht er denn aus ?
Blond, oder braun ?«
»Blond natürlich! Zu meinem schwar
zen Haar paßt doch nur Blond i«
«Natiirlich, natürlich !«« Die Herren
lachten wieder«
»Hm er einen Bart i«
»Gewiß —- einen so langen Schauer
bart, und hier unten am Kinn der —
so . . .'· Sie zeigt sasi vierzig Centirneter.
.Also ein echter Germane i«
»Hm . .. ja —- da sind Sie natürlich
Alle still i«
«Na —- man wird ja das Monstrum
sehen,'« wars Herr Korb ein. »Wir le
ben ja in derselben Stadt."
»Herr Korb —- die junge Frau drohte
mit dem Finger und zeigte in ihrer Er
reaung wei Reihen blisender Zähne, —
.,Sie so en ’tnal sehen. was Ihnen pas
strt, toenn Sie mich immer örgern.'·
. gelber erlauben Sie «mal" — er wich
geschickt decn Schlage ihres iicherz aus,
«toenn er so schön ist« mii en wir uns
doch vorher rächen. Was sollen denn
unsere Frauen sonst von uns denken I«
Eine kleineGesellschast so lusti er inn
ger Ehepaore ging unter diesen cher en
tiber die surpromenade von Rauhei .
Alle hatten lhee Männer bei sich. nur die
junge Frau Berndt nicht. Anfange wa
ren die Frauen ja auch alle allein gewe
sen, aber während sich einer nach dem
anderen dann einstellte, blieb Frau
BerndW Gotte noch immer fern, so ost
er auch geschrieben hatte. er würde kom
men. Mit vielem Stolz hatte sie seine
Anlunst dann immer angetiindigt, aber
immer im letzten Augenblick tam dann
ein Brief oder gar eine Depesche — kurz,
er tras nicht ein. Das gab viel Anlaß
u harmlosen Nectarien aber die junge
Frau blieb auch keine Antwort schuldig.
»Ich lann doch ni is dasiir«, sagte sie,
»wenn mein Mann v el zu thun hat« und
die anderen herrens eben ni ts l'· Sie
beschrieb einen grotsjen Areti. »Unser
WO M
« s ,
T.
«Ra ja » oder auch nicht i« wars
- Einer lachend ein, und die Anderen
stimmten dem bei.
Auch Frau Berndt lachte. -- »Sie tön
nen sogar recht haben, denn sonst wüßte
ich wirklich nicht, wag dieien treuloien
Ehemann noch so lange in dei- Stadt
hält.«
So gingen sie um die Proinenade her
um, dann hinein in das lleine Wäld
chen, um sich endlich gegen Mittag zu
trennen. »Nachmittags beim Aasfee
wieder zusammen", lautete die Verab
redungk
- Frau Berndt ging still in ihre beiden
behaglichen Zimmer. Aus der scheit
tigen Veranda setzte sie sich nieder, um
ein wenige zu lesen. Aber die Unter
haltung vom Spaziergang ging ihr doch
im Sicpse herum. Eigentlich war es
doch wirllieh unrecht von ihrem Gatten,
daß er nicht lam. Vier Jahre waren
sie erst verheirathet, glücklich verheira
thet! So glücklich, daß sie noch tag
täglich schriebenli Und wenn er auch
wirllich so hinter dem Verdienen her
war, wag ihr sonst durchaus nicht ne
bensächlich erschien — so brauchte es
doch nicht so zu sein« daß er nicht einmal
ein paar Tage siir sie übrig hatte, wo
sie doch in der Kur und in so großer
Sehnsucht nach ihm war.
Sie beschloß auch, ihm das einmal
groß und breit zu schreiben. Er soll
te wenigstens wissen, wie sie darüber
dachte. Denn wenn die Anderen auch
Alles nur im Scherze sagten —-- einen
Stachel hinterließ es doch in ihr.
Sie holte sich also die große Papier
tassette, ein Geschenl von ihm zur Rei
se, und begcnn zu schreiben.
Aber schon nach den ersten Zeilen
klopfte es. Ein Depefchenbote kam.
Mit Herztlopsen nahm Frau Berndt
das Papier aus seiner Hand. Das hat
te sie überhaupt immer noch, wenn-von
ian Etwas lam.
Herrgott, wenn er darin seine An
lunft anzeigtel Sie würde sieh ja
so freuen .....
« »Tresse morgen 10 Uhr sriih dort
ern ...«
,,Also ja?!«
» Sei am Bahnhofe, fahre nach
Frankfurt, habe dort geschäftlich zu
thun. Abends Du wieder zuriiit.«
«Oh.« Ein Ton des Bedauerns ent
fuhr ihrem hübschen Munde. Also nur
siir wenig Stunden, uiid siir die Reise!
Thränen traten ihr in die hübschen,
Narrn Augen. Sie konnte sich nicht
me r bezwingen.
ann aber gewann langsam das Ge
siihl die Oberhand, daß sie ihn wenig
stens ihren net-gewonnenen Freunden
zeigen konnte, daß sie sich nicht mehr zu
schämen brauchte. Ein siegreiche-Es Lä
cheln zog über ihre frischen Züge. »So
schön wie ihr Mann waren doch die an
deren alle zusammen nicht!« Das woll
te sie ihnen beweisen, indem sie ihn den
Herrschaften wenigstens zeigte.
Vergnügt lächelnd erschien sie Nach
mittags beim Rassen die Depesche froh
in der Hand schwingend.
»No, sehen Sie, meine herrschasteni
Nun müssen Sie morgen auch Alle mit
mir zur Bahn, und Abends —- na, da
werden Sie sich schämen müssen! Pas
sen Sie nun aust«
Sie zogen Alle auch am nächsten
Morgen irn großen Trupp mit ihr und
thaten, als ob das heilige Feuer der Er
wartung in ihnen brenne.
llngliiellicherweise hatte der Zug et
was Verspätung erlitten. Das benutz
ten sie natürlich Alle gleich.
»Ach —— er hat doch Angst. Er hält
sogar die Eisenbahn zurück.«
Ader da —- endlich! —- bog der Zug
sich windend um die Ecke
Mit leuchtenden Augenstand Frau
Berndt aus dem Perron.
Doch was das?! Neben einem an
dern, wirklich schön bebarteten Herrn
stand ihr Gatte, ohne Bart, das Gesicht
mit einer schwarzen Binde umrandet ..
Frau Verndt faßte ein Entsetzen.
Ohne Abschied sprang sie in das Kon
pee, schob ihren Mann mit einem mäch
tigen Stoß in die äußerste Ecke und
drängte den Anderen« einen Geschäfts
sreund ihres Gatten, mit vor an das
Fenster.
»Vticken Ste doch,'· schrie sie ihm nn
nter zu, »nieten Sie doch!« Und als er
das gan verblüfft-that da schrie sie mit
Stentoretimmc »Das ist er!« und ein
mächtiges Hurrahrufen erfüllte die Luft,
und die hüte und die Tücher schwenkten
frshlich im Winde Dann setzte sich
der Zug langsam wieder in Bewegung.
Er hatte. Gott sei Dant, nur vier Minu
ten Aufenthalt.
Die Ehre war gerettet!
Tief aufathmend ließ sie sich auf dem
weichen Polster nieder. »Was ist denn
nur, Mann, um Gotteswillenft Wie
siehst Du denn aust« ·
Da erzählte er ihr denn, das; er nicht
gekommen weil in den schönen blonden
art sich —- eine Flechte gedrängt! Und
sie wieder erzählte von all’ den Rede-kenn
denen sie ansgese t war. und wiesie sich
nicht anders zu lsen gewußt, als eben
den anderen herrn dorzuschiebem Jn
der Noth eben frißt der Teufel Fliegen
---—— und das-Weib derleugnet seinen Herrn
und Gebieter!
Ra, die Herren lachten —— Abends
aber, als Frau Verndt wieder nach Nan
heim zurücklam,wurde sie beglückwünscht
und hochgepriesen —— und das erfüllte sie
doch mit einein gewissen Behaoch
Aber auch die schönste Zeit hat leider
immer ein Ende. Nach zehn Tagen
tnnszte man sich trennen und Alle lehr
ten, mehr oder minder froh, in ihre Hei
math zurück.
Frau Vserndt dachte schon nicht mehr
an den anzen Vorfall und hatte nur den
einen l unsch. ihren geliebten Mann von
dem unangenehmen Vorfall befreien zu
hersem Auch er hatte im Drange der Ge
schäfte kaum noch eine Erinnerung an
den lustigen ZwischensalL
»Da-ließ sich-time Mem-US Herr Kan
melden. D ihm Frau Bei-not sehr nett
gefallen hatte-, er sie auch siir seine Frau
als gute Gesellschaft schätzte, so wollte
er, Um das leichter zu crmöaliche:i, auch
mit dem wolsirenommirten Hause C.
Berndt öd Co. in engere Geschiistsvev
bindung treten.
Er fragte im Kontor also nach Herrn
Berndt
Nach einian Minuten erschien dieser.
»Pardon,« sagte Herr starb, »ich
möchte Herrn Berndt persönlich spre
chen.«
»Seht wohl, mein Name ist Berndt.«
»Oh, dann haben Sie wohl einen
Bruoesz
»Nein, durchaus nicht! Jch bin der
alleinige Jiihaber.«
»Aber das ist doch nicht möglich —«
»Na, erlauben Sie ’mal,« antwortete
der neroöse Herr Berirdt, »wenn ich Ja
nen das sage, können Sie mir’s schon
glauben!«
»Ich habe aber doch Herrn Bernbt
kennen gelernt! Die eigene Frau hat ihn
doch vorgestellt. Der sah ganz anders
aus.«
»Meine Frau? Und wo, wenn ich sta
gen dars?«
»Ja Narrheimi Jm letzten Sommer.«
Herr Berndt wurde stutzig. »Jrren
Sie sich auch nicht? Bestimmt nick;t?«'
»Nein! Ganz bestimmt nicht!«
Herr Berndt stürzte nach Hause. »Mit
wem warst Du in Nauheim?«
Frau iBerndt sah ihn verwundert an.
»Mit Niemand — Du weißt es ja·«
»Ach —«· ich meine, mit wein Du dort
verlebrt hask?«
»Das bab’ ich Dir schon hundert Mal
erzählt!«
»ian der langbiirtiae, große Herr,
den Du als Deinen Mann vorgestellt?«
»Aber Du bist wohl nicht gesehqu
Den lenne ich ja gar nicht!«
»So — kennst Du nicht? Herr Korb
bat es mir doch vor einer Stunde er
zählt!"
,,perr Korb- Jca yore mai —- da
fahre ich sofort hin!'«
»Gut, aber ich fahre mitl«
«Meinetroegen . . .«
Sie nahmen sich Beide ein-en Wagen.
Herr Korb empfing sie in feinem Pri
vatloinptoir. .
Frau Berndt stiirzte erregt gleich auf
ihn « .
«k80llen Sie mir vielleicht sagen . . ..
Wen habe ich Ihnen vorgeslellt als mei
nen Mann?«
. »Ja, verzeihen Sie, gnädige Frau . ..
als Sie auf einen Tag nach Frankfurt
fuhren —- da war es ein sehr großer und
breiter Mann — mit solchem Bart -—«
«Nach Frankfurt?«
Herr und Frau Berndt sahen sich to
niisch verwundert an, dann aber lachten
sie plötzlich los, daß Herr Korb wie an
gedonnert dastand·
,,Nach Frankfurt — verstehst Du noch,
Mann?" Sie faßte ihn an den Händen
und küßte ihn auf den Mund. »Du
Schus, Du Dummlopf ...'·
f Sie zog ihn zu sich hernieder. »Weißt
Du denn nicht mehr? Deine dumme
Flechie!«
Er nickte. nud nur mit Mühe, unter
Lachen und Scherzen erfuhr Herr Korb
die Geschichte.
»Ja, ja,'« seufzte Frass Berndt, »das
dumme »Wieder nach Hauses das ver
dirbt und verräth Alles!«
Als sie Abends nach einem sehr ver
gnügten Beisammenfein wieder zu Hause
waren, begann Frau Berndt wieder zu
schmollen.
»Was ift denn, Kind?« fragte sie ihr
Mann. -
»Na —- fiir den dummen Verdacht —
nichts?!!« Sie hielt ihm ihre kleinen
händchen hin.
Er legte die feinen hinein. »O doch,
doch! Jch laß’ mir den Bart wieder
wachsen, und nächstes Jahr —- tomrne ich
rnit!«
»Hurrah!« schrie sie, und es klang fast
so laut wie von allen den Anderen zu
sammen damals auf dem Bahnhof . . .
———-—-—-·0.---- — s—
Die U einwende
Humoreste von A. T rtn i u Y.
- .— .,.- «
In einer vielbesuchten Weinstube des
Städtchens N. saßen eines Vormittags
in heiterster Stimmung drei Musiker des
Stadtmusitkorps. Einer von ihnen
hatte einen kleinen Tresser tn der Lotte
rie gemacht. weshalb er nicht umhin
konnte, seine zwei intiinsten Freunde und
Kollegen u einem anständigen Früh
schoppen einzuladen. Dieser Frühschopi
pen hatte aber bereits die Mittagszeit
überschritten und Reimann, der Eine die
ses vergnügten Kleeblattes. forderte
nunmehr seine Kollegen aus, auszutrin
ten· um am Nachmittag noch einen klei
nen Erholungsbummel in der Umgegend
des Städtchens zu machen.
»Bleibt nur noch ein Weilchen, ich
spende noch einen Brauneberger!'· meinte
der jooialo Wirth und langte sofort nach
einer Flasche im Regale.
»Das wäre so etwas stir unseren
Reinhold!« bemerkte Schwarz, einer der
drei Musilantan, als sie auf das Wahl
des Wirthes angestoszcn und getrunken
hatten.
»Das glaube ich gern,« erwiderte der
Wirth, »da fällt niir aber ein, daß nur
mit diesem ’mat wie-der etwas alt-Hün
ren lönnten; Ihr wißt doch, dan er sich
stets- sreut, wenn er iiber seine Solo
Leistungen gelobt wird und das; er dann
gern den Noblen spielt und Euch auch
ein paar Flaschen spendet.«
»Das stimmt,« sagte Reimann, »ein
guter Kerl ist er.«
—
»Ich habe eine Idee,« fuhr der Wirth
weiter fort, »ich nehme ein anständiges
.Fäßchen, fülle dasselbe mit Wasser, giijkz
ein paar» Lin-r HERRng hian und ext-.
paar Hände vo Zu er. Wir fast
heut-: Nachmittag nach K» nehme-n —
Faß mit, geben es dort als Fradstqm :»si
der Bahn auf und ich schreibe eincn
schn!.«ick-:li)aftcn Brief dar-m ich Witz
der Kerl säuft das Faß all-ein sit-g, denn
mit seinem Geschmack iff es, wir Jus-: ja
wißt, sehr schlecht bestellt-«
LacheTW erklärten sich Alle mit diesem
Vorsdxlage einverstanden III-: Lfsirxiz
versprach, während disk WITH-r zum
"«JJ?itta»rL.-tisch »Hm Ist-:- fskssz »Z-. fijsxszt
I «
und Den Beqleijbrisf ferng -«1- Tr::-s:.:.
·, P , ·
Wenige Minuten Vor Abtes- Zisc- »-«:-.:-s
Ges nach K. tam an demselben Itartznnzs
tag eine Droschte ani Bahnboi vorgefun
ren. welcher unsere Musiter und der
Weinwirth entstiegen Der Kutscher
half dem Gepäcltriiger ein großes Faß
vom Bock heben, welches-, zoie er sagte,
etwas auslaufe. »Schade um den
Wein,« meinte er noch, ,,na, es wird
wohl noch berquellen.«
— Das Faß wurde als Passagiergut
ausgegeben, die Fahrtarten nach K. -—
einem in desRäbe gelegenen Villenort
mit Weinbergen —- gelöst und sorr
ging’s. Jn einer halben Stunde war
der Ort erreicht, das- Faß wurde als
Frachtgut sofort wieder nach N. ausge
geben und ebenso ein Schreiben an den
Musik-as Reinbold. Hieraus beaab sich
das bierbliitterigo Kleebtatt in ein dor
tiges Wein-Restaurant, wo alle mög
lichen Folgen dieser Weinspende bespro
chen wurden. Unter der Versicherung,
hiervon Niemand etwas mit-zuweilen
wurde Abends die Rückfahrt nach N.
wieder angetreten. da die Kapelle, der
unsere Musiker angehörten, noch ein
Konzert szum Besten eines wohlthätigen
Zweckes abzuhalten hatte.
Am anderen Morgen beim Kasseetrins
ten tlingelt es bei dem Musitus Rein
hold. Ein Kutscher iiberbringt demsel
ben einen Frachtbries mit dem Bemerken,
daß er ein Faß Wein abgeladen habe.
Erstaunt überzeugt sich Reinhold von oer
Richtigkeit der Adresse. Er findet Alles
in Ordnung und übergiebt dem Kutscher
ein Trinkgeld. Kurze Zeit, nachdem die.
ser das Zimmer verlassen, erscheint auch
der Briefträger und bringt einen Ein
schreibebrief. Reinholo öffnet diesen und
liest:
»Geehrter Here!
Als einem eisrigen Besucher der Kons
zette, welche die Stabtkapelle jeden Don-·
nerstag giebt und welcher Sie als Mit
glied seit Jahren angehören, bereitet es
mir immer ein besonderes Vergnügen, die
Soji ans Ihrem Instrumente anzuhö
ren. Jch bin stets hochbeglückt daxiibzrt
Genehmigen Sie für diesen herrlichen,
mir so ost bereiteten Genuß meinen ver- «
bindlichsten Dank auszusprechen, nnd
gestatten Sie mir, als Zeichen meiner
ganz besonderenAnertennnng, Ihnen das
beisolaendo Fäßchen Wein zu oWer Ida-·
bang übersenden zu dürfen. Lassen Sie
sich dasselbe recht wohl bekommen!
Hochachtungsvoll zeichnet
Ernst Brau:1er.«
»Das ist anständEgi Es gsebt doch
noch gute Menschen in der Welt, die Ver
dienste auch aner·tennen,« sagt Reinbosx"o,
nachdem er den Bries wiederholt durchge
lejen und aus den Tisch ge.eg1, auch oen
Frachtbries noch einmal betrachtet hatte.
»Rosa! iomrne doch ’ntal herein,
schau’ nur, was siir ein Präsent mir
heute gemacht worden ist für meine vor
züglichen Leistungen als-I Solobläser.
Das ist doch sehr anständig! Nicht
waler Aber in dem Faß müssen doch
mindestens hundert Liter Wein stecken,
wo wollen wir nur die Flaschen beim
Abziehen hierzu hernehinen?"
»Laß das gut sein, liebes Männel,"
sagte die herzugekommene Frau Rein
bold, welche über das ganze Gesicht lach
te, »ich werde schon dafür sorgen, und da
Du schon länast Dich einmal bei Deinen
Kollegen hast absinden wollen siir die
Vertretungen, die sie während Deiner
Itrantbeit übernommen hatten, so bietet
sich jetzt dies beste Gelegenheit, wenn Du
dieselben einmal einladen willst; wenn
sie auch tüchtig daraus los trinken soll
" ten, so bleibt siir uns noch genug übrig!«
Reinhold war vollständig mit dem
Vorschlrtge seiner Ebebälfte einverstanden
und sagte. daß er hierzu die Einladung
bereits fiir die nächste Woche würde er
gehen lassen, weil sich da ein freier Abend
siir die Kapelle böte·
slk I s
Es war Abends sieben Uhr. In der
Wohnung des Musikers Reinhold war
das große Zimmer festlich hergerichtet
Auf langen Tafeln befanden sich Teller
und Schüsseln mit allerhand feinen Eß
waaren und einer Unmasse Weingläfer
von allen möglichen Formationcn. Ja
der Ecke des Zimmers aber war auf ei
nem Gestell ein Weinfaß von a-fel)nli«
«cher Gefäße auf estellt. Reinhold mu
fterte mit seinen rau zum fo und fo viel
ten Male das Arrangement Wohlge
fällig blinzelte er durch die goldene Brille
und indem er feiner Gattin einen derben
Kuß auf die Wange drückte, meinte er:
»Du haft Deine Sache vortrefflich ge
macht, nun kann es los-gehem«
»Nein, Her-W erwiderte Frau Rein
hold, »erst müssen die Gaste da sein!«
Feurze Zeit hierauf stellten sich nuu
die einesladenen Freunde mit ihre-u
Frauen ein und alsbald War jeder Platz
im Zimmer besetzt. Mit Ungeduld fal)
Neinhold dem Augenblicke entgegen, um
er feine Gäste willkommen heißen konnte,
als ihm plötzlich der Anfang hierzu er
leichtert wurde, indem fein Freund
Meier ihm leise zuflüsterte: »Nein
hold, geht’s bald los ? Jch habe Durst i
W
Reinhoxd begab sich flugs M seinen
Platz, vermigtc sich, indem er zugleich an
fein Wenig-Ins ansticß und wittert-Wem
Tone sprach : .,.L«i.-,jt"-r Damm used liebe
Franc-M « ZWEI- .c.;·:-·th natchch exi- mit
meiner Frau mir Vatgmsxnxncrtz Sie zu
einem Gläschen Wein bei mir einzula
Lscn, aber Zehigläch Dis Wahl Der Wein
»so-Je war dcr Grund, wrshaåij dies his
hcr nicht schen geschehen, denn Sie wis
sen ja, der issjeskhxnun ist verfklziyden und
Tiber denfezden läßt sich bekanntlich auch
nicht streiten. Da glaub-c ich tum- mik
m Verlfggnfxcit gekommen zu sein, als
ich versank-tue Wachs durch ein«-n wohi
mollknden Gönn-r dicseg Fößchcu Wein
e:.;-Eelt. weiche-; Mir DOIHHLLTKUJ Erlorte
cnxiuissn sc;·i. Mein »ste! iscdinie
nur : tjerszn Exxoest Du Deine Freuan
" mit isxren Fnucn ein Uedhafteis Bravo
mn Allen A::;«1.Iesend:n), denn getkzeilte
Isreuce ist doppelte Freud-: Und so WIL
len wir denn nun zu kosten beginnen,
wag mein hoher Gönner knir gespendet
Derselbe lebe unbekannter Weise hochi"
Mit Begeisterung stimmten Alle in ein
dreifaches Hoch ein. ·
Freiidestralslend über feinen gelunge
nen Toast beobachtete nunrne r Reinlzold
die Tischgesellschaft, bemerl e aber, daß
nichten-»seiner Freunde bald Körper
toindungen oornahmen, die doch mir aus
das Getränt Bezug haben konnten. In
einigen Mienen fand er, als gewiegtee
Weintenner, eine Aus druck, der ihn
ganz starr machte, als plötzlich Reiniann
rief: »Reinhold, das ist Griitzebergerl«
»Nein reiner Niercnsteiner i« erwiderte
ein Anderer. »Um Himmelswillem das
ist reines Teufelszeug ich trinke seinen
Tropfen mehr mir zieht es alles zusam
men l« schrien mehrere zieng
Die Damen alle lachten. Reinhild
wurde blaß nnd roth und in seiner Ans
regnng sagte er mit gedeirnpiter Stimme:
.,,Jhr könnt Euch daraus verlassen der
Wein ist ech,t er ist nur zu jung, schlecht
ist er aber keineswegsk Dabei kostete er
mit vollem Zuge ein Glas und wieder
holter »Der We n iit nur zu jung!«
»Ich mag aber keinen Schluck mehr,
der eine, den ich gethan hat vollständig
genügt, mich oon dieser edlen Sorte zu
überzeugen,« ries ein Llnderer der Gäste.
,,Reinbold mache den Spuiid vom Fasse
wieder zu« riefen Mehrere und alleVer
sichcriingen, daß der Wein einzig und al
lein nur zu jung sei nutzten nichts
Reinhold war in größter Verlegenh eit.
Was thun? Nach genoniine ner Riickspiik
che mit seiner Gattin, fragte er nach einer
Weile die Anwesenden, ob sie unter sol
chen Umständen mit Bier oorlieb neljinen
wollten Als Alle sich damit einverstan
den erklärt b: tten, erschien bald daraukj
aus dem nebenan befindliche-ji« Resta -
rant ein Bierausgeber mit einem Faß
»ed- t t’:.ulmbacher«, was mit lautem Hal
lol) begrüßt wurde, und was sich nun die
Gäste woblselyineden ließen.
Erst nach Mitternacht trenntr man
sich, jedoch hatte Reinhold noch beim Ab
sclsiednelsmeii manche StichelLIi über sei
nen zu jungen Wein zu hören bekommen
weis ihn je doch durchaus nickt alterirte »
denn außer d-: m Fas; Wem guckt noch ein
Fiß Vier zu spenden, war nach seiner«
Ansicht doch niebr wie nobel
Aussallender Weise irae Reinbold in
den nächsten Wochen das lustigste Mit
glied der Kapelle was allen sxinen Kol
iegen auffiel, die sich diese iröhlichleit
nicht erklären konnten Ein altes
Sprichwort aber sagt: »Saucr macht
lustig!« Und so war es auch hier der
Fall. Die Kollegen itieiiiljold’s, welche
in die »We inspende eingeweiht waren
wußten sich diese Frdhl ichteit zu deuten«
zumal sio liege Reisnann wiederholt die
Versicherung abgegeben hatte daß Rein-·
hold den Jniialt des Fasses noch aus Fla
schen gezogen nnd diese biet aus den Ley
ten Tropfen selbst geleert habe.
Harsner Wind.
Der größte Harsner ist der Wind,
Der weiß der Lieder viele
Und hat ans Erden weit nnd breit
Viel tausend Saitenspiele.
Und eines hängt im Eschenbaum,
Darunter Du begraben,
Dort spielt der Wind such-, W
Lied,
Die besten seiner Gaben.
Dass bringt« dif- in Dein- Grad-hinein,
Wchtnjityig, sanft und leise,
Und ttxn Dich, schöne Schläferin,
Klingt süß des Windes Weise.
Erster Gedanke. ,
Freundin: »W« hast Du denn Em
nm, Du meinst?«
Junge Franz »Ach! - das neue Stück
meines Manard ist wieder durchgesal
len.«
Freundin: »Schon wieder? . . . DU,
ich glaube, dot- ist ein Scheidungz
grund«
A n z il g l i ch.
Kunde; zGiochtt Sie-»daß die Dame
zu mir paßt?"
Heiraths -· Vermittler: »O ja; die hat
Verstand für zwei!«
Von der Schmiere.
»Warum nehmen Sie denn die alte
Wanduhr auseinandch
Schmierenditekto:: »Ist-gen der vielen
Mädchen Wir brauchen für unser Nit
tekstück eine größere Anzahk Spotcn.«
Ein kleines Mißverständ
n i ß.
Maler: »Sie wollen Modell fein; ha
ben Sie denn schon irgendwo gestaan
Bumtnlen »Na und ob, vorhin Wo
chen bin ick ja aus dkt Zuchthans geh-m
men!« —