Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 08, 1899, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Ostsee Schreibebrief-vonst
Missno Lizzie Sanerampser.
(
Iele
Well, was sage Se denn dazu, daß
mein Hosband der Mister Philipp '
Sauerampfer wibder ein von seine
beriehmte Tripps angetrete bot? Dies
mol is der Fahl nach Afrika for die
Ebers zu helfe! Ocn Se schon emol
ebbes so fuhlisches gehört odder ge
sehn? Wann der Philipp jemals so :
ebbes gemacht bot, dann is es immer ·
e weild Guhs Tschehs gewese un so
wert-Z auch diesmal sein. Jcb hen
mich erkundigt, Boerz das meint
Vetter-U jetzt möcht ich sehn, was der
eme Bauer helfe will! Sein Seide-r
drinke un alles obfeit daun mache, das
kann er mehbie for die Bauern duhn,
anwer wann’s heißt schaffe, dann is
ber Philipp nit in it. Wann ich nor
e wenig Kindling Wutt geschappt
hawwe will, dann duht er äclte, als
wann er sich dabei das Rückgrat ver
breche deht un mitaus e Jnscherie do
gehkz gar nit. Wann ich ihn mache
will, die Esches in die Jahrd trage,
dann tickt er schon un sagt, ob das nit
eins von die Kids mache könnt. Wann
er’sck) awwer selbst buht. dann duht er
mich die Hälft im hauö erum werfe un
ich hen dann mehr Batter un Truhel
neit, als wann ich’5 selbst duhn deht.
Jch kann Jhne sage, der Philipp iz
gut for nattings un ich kann nit sehn.
wie ver Jemand helfe win. Awwek ich s
hen ihn ganz ruhig fort gelasse. Die 1
Missus Wedeäweiler, die in so Sache
arig studirt is, die hot mich gesagt, daß
die Bauere en Krieg hätte. Well, wann «
tas der Philipp ausfinne duht, dann
kommt er schnell widder zerict Der
Wedesweiler, der macht ofs Kohrs e
bceses Gesicht, bikahs er hot in den
Philipp sein beste Kostiemer verlore.
Er sagt zwar, er bebt nor sarrie driw
wer fiehle, daß per Philipp fast wär,
bitahs er wär esfrcht, es deht ihn eb
bes häppene un er deht methe nIt
mehr widder komme, awwer do brav-b
er sich nit zu worrie, der Philipp
kommt immer mit-den Wann ich noch
dran denke, in was for e Kandischen
er aus Kjube widper komme is! Wei
ich hen ihn gar nit mehr gekennt, aw
nsererisdochennihauwidder
to rn m e un jetzt kommt er auch wid
der, dafor tenn ich mei altes Kamel zu
gut. Ich wunner nor, was er in
Afrika duhn will, wann er doch ebbes
schaffe wollt. do hätt er hier bei mid
-ie schönste Tschehns. Die Kids die
sin argix froh gewese, wie ihrn Po fort
is. isse Se, er bekümmert sich das
ganze Johr nit um die Kidå un Die
könnte um Krisrneßzeit barwes un
mitaus Unnerwehr erum laufe, for all
was er drum gewwe ruht. Nur wann
er emol bei den Wedesweiler zu arig
geärgert is worde. odder er hot en
Duft odder er duht sich iwwer mich
ärgern, was awer immer mitaus Kahs
ig, dann läßt er sei Wuth an bieBuwe
aus un duht se verhammatsche, daß es
en und jammert. Wei, wann ich
nit a wär. dann hätt er schon vie
Fälft von die Kids gekillt. Off Kot-es
pring ich in so en Moment immer
gleich-ein un reiwe denPhilipp den
Kimmeh das er nit meyr weis IS et
en Bub yddet e Mehdche. Es bot viele
Leit, die fage,« baß e Mutter un Mo
das nit duhn soll. Jch hen awwek e
annete Eidie Kids zu ruhsr. Wann
Jemand unrecht dreht-, dann soll mer
die Kidä mit die Nos druff stoße un
wann se von ihrem eigenen Pa schlecht
behandelt wet’n dann hen ich das Recht
un die Duttie dergege zu kicke. Den
Weg hen die Burve auch allniks fkr
ihren Pa iwkig un ich kann se auch
kei Biö’che for blehkne. Wie der Phi
lipp fort war, do hen ich teiteweg
eine Freindin die Missus Wedesweilek
gesagt. daß ich ckig gern emol e Sue
pteikPattie gleiche zu hawwe hehr
Wisse Se, ich hen mich erscht e paar
Dag zerick e neies Dinnetsett krieqt
nn hen auch e neies Seitbohrd kauft.
Den Stoff hen all mei Freinde noch
nii gesehn un for den Riesen hätt ich
se gern all emol in mei Haus gehabt.
Du liewe Zeit, for was bot mer dann
all den Stoff, wann ’s Niemand sehr
dahi? Die Missuz Wedesweilet Los
esagt-, has wollt sie schon fickse, Eck
olli nor sehn, daß ich alles in qutc
Schehv hätt un daß ebbes gutes zu esse
do wär; se bebt die ileissusZv Rassel:
maan mitbrinqe im for der mijfzt mer
sich in Acht mme die bebt kim aus
ttage wie alles tm dka bebt ich doch
schuhr gern-g nit gleickyr. Die LUZszitJ
Wedeswciler saqt noch, sie defsf du »
Lyhdies all uff acht Uhr zu sich b:
stelle Un deht en saqe, daf; sie nidH u
esse mit bringe sollte. Sell bot mih -
frtschtreht qesuht, bikabs do ben ich.
doch e Tichehns gehabt mei neie DE
jches zu«zeige un das war doch die -
chuptsach Um die Kompenie do geb
ich verdollt wenig-, in die ekfchte Lein,
Strich ich die Klatfchmeilet nit, awxver
mer kann doch nit mitaus sie duhn,
sonst«beht-jo kein Mensch ebbes von,
Um erfahre. Jch ben sss Kohrs ae
· fft wie en Beil-heulen daß alles
Esther-s llien uckt het. Die
Akt hen schon um « un dreivier
III-M ins Bett geleng Jch hen jedem
II m schwe. sonst hätte MS aar
E - dadu. O, ich weiß wie mer Kids
, » JVYIIU . se hxa Zell klingt Agit
" -« 1 iM m- it ni te et
Wk. Dies die Eos-scheu Mei
s Kot esse-Mich WMOZ so Menis
» M Mk besxu Rad-per ange
«, u » W es Ehpten umhemt
-,- VIII-ich in das Gitter-ruhn
tm e Wg fehnzie stmks
in die häntfs genomme. Wisse Se· ich i
hen doch äckte gemiißt ais wann ich
von die ganze Geschicht gar nicks wüßt.
Wie’s acht Uhr war, do hen ich die
Kraut jede Minut ecköpecktet. Uss
eemol hen ich n die Frontpohttsch e
Neug gehört. o schnell wie en Blitz
hen ich mei Auge zugemacht, als wann
ich schlose bebt Dann hat die Bell
gerunge; ich sin zusammegefahre, als
wenn ich in mein beste Schlos ver-·
fchtocke wär. Jch sen ussgesptunqe,
ben die Doht ufsgemacht un do hen se
all »Surpreiz" gehallerL Jch hen ge
äckt, als wann ich lein Wort sage hätt
ldnne. Nach e kleine Weil hen ich ae
sagt: »No, Lehdies, Ihr habt mich
owwet emol surpkeistt Wei sell biet
awwet einiges! Wann mich doch net
Jemand e Wort gesagt hätt, daß ich
e wenig Prepperehschens hätt mache
könne! Jetzt müßt Ihr sattisfeit sein
mit den was ich hab.« Wie ich mit
mein Spietsch setiiq war, do hen ich
se erscht inseit gelosse un dann hen ich
noch e haltveg Dutzend mol gesagt
»ne, no. so e Surpteis!« Was die
Patthie sot e End genomme hol, das
schreib ich Jhne das nächste mal.
Mit beste Niegabtds Juhkö teulie
Missuz Philipp Sauerampfet,
geb. HansstiingeL
Tkäve Dämmerung.
sue III-dieses ctpltsh
M her-P geschieht« weiß Gott allein.
Die Erd’ ist man und rann —
Elend und fchlaflos, voller Pein;
Und wir, die wir von Erde sind.
Empfinden ihren Schmerz-«
Kein Mann wird je erfahren, ob
diese Geschichte ganz wahrheitsgeneu
erzählt ist« Jedenfalls werden sich die
Frauen die wahren Thatsachen gele
gentlich zuflüsterm wenn sie nach einen
Balle damit beschäftigt sind, sich die
haare zu ordnen und Vergleiche iibcr
; die Zahl ihrer Opfer anzustellen Also
’ muß ein Mann diese Begebenheit ge
- wisserrnaßen als ein Unbetbeiligter ers
zählen —- folglich ganz falsch.
: Ich rathe Jedem. nie die Dummheit
szu begehen einer Schwester Compli
; mente iiber die andere Schwester zu
; machen. Wenn Du bossst. Dir cini
; diese Weise den Weg zu ebnen, fo hast
y Du eine sehr wichtige Thatsache über
» sehen: Eine Schwester ist vorerst ein
Weib, und erst in zweiter Linie eine
Schwester. Deshalb wirst Du Dir
. selbst nur schaden. ,
I Das wußte Samarez. als er den
! Entschluß faßte, der älteren Miß Cop
? leigh einen heirathsantrag zu machen.
- Sanmarez war ein sonderbarer
; Mensch. Jn den Augen der Männer
i war er nur spärlich mit Tugenden und
i Vorzügen ausgestattet, aber .bei den
i Frauen war er beliebt, und er selbst
besaß genug Cigendiintel um das Ca
binet def- Vicetbnigs damit zu ver
sorgen und noch für den Generalstab
Etwas übrig u lassen. Er war Eini
list. Manche Frau interessirte sich nur
deshalb für ihn, weil er oft gegen das
schwächere Geschlecht recht unangeneh
me Saiten auszog. Wenn man einem
jungen Pferde, das man zum ersten
male sieht, einen Schla auf die Nase
versetzt, wird es den T Eiter nicht be
sonders lieb haben, sich aber in Zu
kunft fiir ihn interefsiren. Die ältere
Miß Copleigh war niedlich, liebens
würdig, und sehr hübsch. Die Jün
gere war weniger hübsch, und, vorn
Standpunkt der Männer auf obiaes
Beispiel zurückzuiommen, sehr unlie
benswitrdig Sie hatten fast die glei
che-Figur, und ihre Stimmen waren
sich sehr ähnlich. Dennoch herr chte
kein Zweifel darüber, welche von ei
i den die Nettste war.
Sobald sie von Behar nach unserer »
Station lamen, war Sanrnarez ent
schlossen, die Aeltere zu heirathen. Wir
waren wenigstens davon überzeugt,
» und das ist schließlich dasselbe. Sie
» war zweiundzwanzig und er dreiund
dreißig Jahre alt, mit vierzehnhundert
Rupeen Jahreseintünsten Es war
also, unserer Meinung nach, eine gute
Parthie. Sein Plan war fertig. Um
eine landesübliche Redensart u ge
brauchen, hatten die jungen - amen
die unangenehme Gewohnheit »paar
weise aus die Jagd zu gehen«. Es war
absolut unmöglich, die Eine ohne die
Andere zu sprechen. Jhre gegenseitige
Zuneigung war rührend, wenn auch
zuweilen etwas unbeguem. Sanma
rez brachte es fertig, in seinen Aus
merlsamteiten gegen die Schwestern
ganz unparteiisch zu sein, so daß Nie
mand errathen konnte welcher vanBeis
den er am Meisien zugethan war, und
doch waren wir uns darüber einig. Er
ritt oft mit ihnen aus und tanzte mit
ihnen, aber es gelang ihm nicht« die
Eine oder die Andere länger als ein
paar Minuten allein zu sehen.
Die Frauen behaupteten, daß Miß
trauen der Beweggrund dieser »Un
zertrennlichteit" sei. Aber das kann die
Meinung eines Mannes ganz und gar
nicht beeinflussen. Sanmarez schwieg
behaerlich, während er seine Aus-nett
samleiten unentwegt fortsetzte, und sich
- zu gleicher Zeit seinen Amtgesehästen
» und dem Polospiele widmete. Ohne
» Zweifel hatten ihn beide Mädchen gern.
Die Zeit verging, und die heißen
Tage standen in Aussicht. und noch
immer schwie Sanmarez. Wie-ser
waeen ei die Trauern die Tiber das
Aussehen der ädchen ihre Meinung
abgaben Diese Blase könne nur von
Ziel-est wer herrühren Männer
« WWM M
then behafsei"se"in. diI-"
muß man seinen besonderen
aus ihre Meinung legen. Ich
be ehe darauf, dasz das heisze Wetter
a ein diese Aenderung in dem«AuS
sehen der beiden blühenden Mädchen -
retursacht,hat. Sie hätten früher in ·
die Berge gehen sollen. Wenn die
rosze Hise kommt, ist Niemand esn
Engel. ie jüngere Schwester wurde
immer cy.riscl;er, und bei der Relie
ren merkte man, daß ihre Liebenswiir
digleit ihr oiel Mühe machte.
Die Station, wo sich diese Geschich:
te zutrug· war zwar nicht klein« aber
weit oon der Eisenbahn entfernt
Großftädtische Geniisse gab es dortl
nicht, und man mußte fast einen TIZ
lang reisen, um in Labore einen Ba (
mitzumachen.s Deshalb waren die »
Leute siir jede lleine Anregung dont- 1
i
i
bar.
Es war Anfangs Mai, lurz bevor «
die letzten Nachziigler in die Berge gin
gin; an einein sehr heißen llbend. »
Sanmarez hatte einen »Mondfchein- «
Ausflua« veranstaltet. In der Nähe »
eines alten Grabes am Flußufer sollte
die Festlichleit stattfinden. Es war
ein sogenorntes »Noah’s Arc - Pie
r.ic'«, und, wie gew·jhlich, sollte wi
schen jedem Paare eine halbe eile
Entfernung sein. Das war wegen der
Staubwollen nöthia. Mit den Dum
nas waren es sechs Paarr. Solche
Luftbarleiten sind gegen Ende der
Saison, ehe die Mädchen alle fortni
sen, eine selsr nützliche Einrichtung.
Sie geben oft zu Verständigungen
Veranlassung. Jedenfalls sollten die
jeni en Duennas. deren Schii linge
in eitcnziigen am dortheilha testen
aussehen, diese Aussliiae befiirtvor
ten. Das ist schon einmal vorgefallen
Aker davon handelt eine andere Ge
schichte. Der »Fall Sanmarez" und
noch eine Liebesaeschichte sollten an
jenem Abend Iium Abschluß kommen.
Um zehn Uhr versammelten wir
uns auf dem Baader-las Es war eine
entsetzlich heiße Nacht. Die armen
Pferde triesten von Schweiß, trotzdem
wir sie im Schritt gehen ließen. Aber
es war doch besser wie im Dunkeln zu
Hause zu sitzen. Vier Paare —- San
marrz mit den beiden Mädchen, und
ich allein — als Letzter —- ritten bei
hellem Mondschein in die Nacht hin
aus. Der Gedanke. mit wem Sans
marez wohl nach Hause reiten würde,
beschäftigte mich auf das Lebhasteste.
Wir waren Alle aliietlich und zufrie
ren, aber wir fühlten instinttiv, dafz
sich Etwas ercignen würde. Es war
fast Mitternacht als wir das alte
Grab und den verwitterten Garten,
wo wir essen und trinten sollten, er
reichten. Wie ich vorn Pferde stieg,
bemerkte ich einer. matten, dunklen,
sederartigen Streifen am nördlichen
Horizont. Aber es hätte mirNiemand
Dank dasiir gewußt, wenn ich let ei
nem so schön geplanten Feste Unange
nehme-? prophezeit hätte. Ein Wirbel
sturm ist ja schließlich nicht so
schlimm. Ich beschloß also, von trei:
nen wohlbearijndeten Ahnunaen zu
schweigen.
Wir gruppirten uns um einen gro
ßcn Wasserbecten, und singen an mit
Banio - Begleitung zu singen. Bitte
nicht zu lachen. In weltentlegenen
Stationen tann man sich seine Ber
niigungen nicht wählen. Wir unter
Zielten uns auch, während wir unter
den Bäumen hingestreckt lagen, und
die Blätter der weltenden Rosen zu
unseren Füßen niedersielen. Das
Ahendessen war vorzüglich -—- Allxs
eisig kalt. Wir taselten sehr lange.
Jch schien allein zu deiner-tm das-,
die Lust immer heißer wurde; erst als
eine Wolle den Mond verdunkelte, und
ein seuriger Wind die Orangenhäunse
umsonste, wußten die Andern, was im
Anzu war. Es hörte sich an wie das
Brau en des Meeres. Ehe wir wuß
ten, was geschah, war rings um uns
tiese Finsterniß. Ein einziger Wind
stoß wars den Bdeckten Tisch in den ;
Wasserbecken.
it fürchteten uns in ;
der Nähe des alten Grabes zu bleiben, ’
denn die-Gefahr, daß das morsche Ge
stein vorn Sturm weggesth werden
tksnnte, wuchs mit Feder Minute. Des
halb tasteten wir in der Dunkelheit
umher, bis wir den Orangenhain er
reichten, wo unsere Pferde angebunden
waren. Der Sturm hatte das Fluß
bett ausgewählt und Unma en von
Staub und Sand durchtvir lten die
Lust und stillten Taschen und Stiefel.
Es war einer der schlimmsten Wirbel
Oiirme im gan en Jahr. Wir standen
lle ganz dicsyt zusammen edriingt«
nahe bei den zitternden Pser en. Es
dauerte sast unaufhörlich, und die
Blitzstrahlen uckten nach allen-Richt
ungen. wie asserstütnte aus einer
Schleuse. Die schlimmste Gefahr« die
uns drohte, war das Los-brechen der
Pferde. Jch hielt meinen Kopf nie
bergebeugt, und bedeckte den Mund «
mit einer hand. Eisen-r so dunkel,
daß ich nicht unterscheiden tonnte wer ,
neben mir stand; bis ein Blitsirahl
mir die unmittelbare Nähe Sonnta
rez’ und der älteren Miß Copletgh l
enthülltr. Jch wußte, daß es die Aet- .
tere war, weil sie einen «Pagri« um I
.bren Helm geschlunan trug, und die
Jüngere nicht. Es schien, als ob die
Electricitiit in der Luft sich in meinem
Körper concentritt bätte,denn es bei-te
und Priclelte vom Kopf bis zu den
Zcbenspitzen. genau fo, wie eine Korn
ikhre bebend vor dem Regen ausschließt
Es war ein prachtvoller Sturm —-— als
ol: der Wind die Erde emporgehoben !
hatte, und sie windtviirts, in großen ?
Stücken wegschlentern wollte; und die
Hitze strömte aus der Erde hervor, wie
die Gluthen am Tage des jüngsten
Gerichts-.
Nach der ersten halben Stunde, als
der Sturm sich ein wenig gelegt hatte,
börte ich, wie eine mutlilose kleine ;
Stimme dicht neben mir in zitternden s
Tknen sliifterte: »Oh, mein Gott!« T
' Jin nächsten Augenblicke hielt ich »
die jüngere Miß Copleigh in den Ar- I
men und hörte ihre angstvollen Worte:
»Wir ist mein P erd·? Ich will nach
hause. Jch mu nach Hause! Bitte,
bitte, siihren Sie mich sort von hier!«
Jch dachte natürlich,dah der Sturm
und die Dunkelheit an ihrer Erregung
schuld seien, und versuchte sie Fu be
ruhigen. «Das ist es ja nicht. Oh,
das nicht! ch muß nach Hause!« rief
sie oerzweielt, und bestand darauf,
nach Haufe zu gehen, ttohdem ich ihr
sagte, daß wir warten müßten, bis der
Sturm vorüber wäre. Dann wurde
es wieder dunkel, aber ich fühlte, daß
sie an mir boriiberhufchte und fort
ging. fPlö lich war es, als ob ein
mächtiger litzftrahl den Himmel ge
öffnet hätte. Die Frauen fingen an
zu schreien, wie wenn das Ende der
s Welt gekommen wäre. Dann fühlte
ich, wie sich die Hand eines Mannes
zauf meine Schulter legte und hörte
wie Sanmarez mir in’5 Ohr schrie;
»Ich habe dem unrechten Mädchen ei
? nen Antrag gemacht Was soll ich
cniangen?'« Diese Zutraulichkeit sei
nerseits war jedenfalls der sonderba
ren Situation, in der wir uns besan
ten. zuzuschreiben, denn wir sind nie
nsalH befremdet gewesen. Er bebte
lind zitterte an allen Gliedern. »Wie
lann man nur so närrisch sein, wäh
rtnd eines Wirbelsturmes einen Hei
rathsantrag zu machen?« schrie ich ihm
als Antwort zu· Aber das änderte
Nichts an der Sache
Darkn rief er: »We) ist Edith
Edith Copleigh?«
Edith war die jüngere Schwester
Ich antwortete ganz erstaunt: »Aber
trag wollen Sie denn von der?"
Dann folgte ein zweiminutenlanges
Durcheinanderschreien, währenddein
er mir versicherte, daß er von Anfang
an die Jüngere geliebt habe, und ich
ihm erwiderte, er miisse sich irren.
Alles um mich her schien nur ein böser
Traum zu sein. Sanmarez hielt mich
noch immer bei der Schulter gefaßt
; und bat mich inständigst, ihm zu fa
gen, wo Edith Copleigh sich befinde.
Endlich wude ein matter Lichtstrei
sen sichtbar, und wir sahen, daß sich
. aus der Ebene vor uns eine Staub
.wolle erhob. Das Schlimmste war
-·also vorüber. Der Mond stand ganz
niedrig am Himmel und es zeigte sich
ein Wiederschein jener frühen Dämme
rung, die ungefähr eine Stunde vor der
eigentlichen Morgenrötlke zu sehen ift.
Ich dachte eben über Edith Copleiglfs
sonderbare-B Berschwinden nach, da
machte ich drei verschiedene Beobach
tungen: Maud Copleigh tam mit ei
nem glücklichen Lache n aus der Fin
sterniß hervor und fchritt auf San
Inarez zu. Sie sliisterte ganz leise
»Georg', und nahm dann den Arm,
der meine Schulter nicht nmltammert
hielt. Jhr Gesicht zeigte jenen unbe
schreiblichen Ausdruck, der die Ziige
eines Weibes nur ein oder zweimal im
Leben vertliirtz wenn sie vollkommen
glücklich ist und die Luft voller Geigen
hängt, und die Erde sich in eine rosig
gesiirbte Wolle verwandelt, weil sie
liebt und wieder. geliebt wird« Zu
gleicher Zeit fah ich einen sonderbaren
Ausdruck auf Sanmare' Gesicht wie
er Maud Copleigh’s timme hörte,
und im selben Augenblick in etwa fünf
zig Meter weiter Entfernung sah, wie
eine Gestalt in einem braunleinenen
Reiteranzug ein Pferd bestieg
Meine uberreizten Nerven waren
jedenfalls Schuld daran, daß ich mich
« so ohne Wetteres in Dinge mischte, die
mich Nichts angingen. Sanmarez
cia schönes Postulat-«
ff- - . xx Eva-w '
Landgeadärw »Na sogen-M mal, mei udestei Durchm, was it
dann un ecgentlich der Zweq Ihm Rai-tout F«
Radien »Ja, einen Zweck Mfskse U nicht, ich fahre zum Vergnügeak
wollte sich in der Richtun des Reitans
zagt entfernen, aber ich chob ihn zu
riicl und sagte: ,Bleiben Sie hier, utn
die Sache aufzuklären. ch werde sie
zurückbringen·« Jch wei beute noch
nicht« warum ich in jenem Au enbiiet
so feft davon überzeugt war, da Alles
ganz ordnungsgemäß verlaufen muss-,
Und daß es Sanniarez' erfte Pflicht sei«
den aliicklichenAusdruck in Maud Cop
Mth Zügen wegzuwifchen. Wäh
kkUb· Ich mein Pferd losband, dachte ich
darüber nach, wie er es wohl fertig
tmng würde.
· Jch jagte-hinter Editb Copleigh ber,
in der Absicht, sie unter irgend einem
Vorn-and zurückzubringen. Aber sie
ritt im Galopp weiter, sobald sie mich
fah, und ich mußte mein Pferd an
spornen, um sie einzuholen. Sie bog
zwei oder dreimal den Kopf zuriict und
rief: »Geben Sie uriickk Jch will nach
Hause. Ach, gegen Sie doch wieder
zariict«; aber da ich es mir zur Aus
gabe gemacht hatte. sie fiir Sanmarez
zu holen, fand ich es fiir besser. sie zu
erst einzufan en und dann mit ihr zu
disputiren iefer Ritt paßte so recht
in den Rahmen des ganzen bösen
Traumes-. Der Grund war stellen
weise ausgewiiblt und wir fausten dann
und wann durch die wirbelnden
»Staubteusel«, die ein dahinjagender
Sturm zurückläßt Der -Wind.war
brennend beiß. und durch das Halblicht
und die Staubwolten fah ich wie das
braune Reitlleid auf dem grauen
Pferde iiber die verödete Ebene dahin
flatterte. Zuerst schlug sie den Weg
nach der Station ein, aber dann wen
dete sie plöylich um und ritt durch
Strecken, die mit verbranntem Dschun
gelgras bedeckt waren. Jch hätte unter
alltäglichenUmftiinden nicht im Traum
daran gedacht, in dunlle Nacht einen
solchen Iiitt zu machen, aber fo wie
die Dinge la· en, schien es aanz natür
lich, daß ich o im Sturme dabinflog,
während die Blitze zuckten und ein
Dampf, der aus der Unterwelt zu
kommen schien. meine Nase füllte.
Jch schrie immer lauter, und sie
beugte sich ror und trieb ihr Pferd
an. Die Windstöße, die einein Wir-«
belfturm immer folgen, trieben uns
vor sich her, als ob wir Papierstreifen
wären. Ich weis: nicht, wie weit wir
aeritteu wiren, aber es schien mir als
ob das Brausen des Windes und
dag Dahineilen des mattgblutrorhcn
Mondes durch den gelben Nebel schon
unaezäblte Jahre aedauert Mitte
Plotzlich ftoiperte der Schimmel, und
alr- er wieder aufstund. war er fals-n
Mein eigenes Pferd war ganz er
i schöpft. Ediih Copleiaki war in einer
fchiimincn Verfassung; der Wind hat
te ihren s lm abgewebt, und sie war
svosn Nov bis zu den Füßen ant
Staub tedeett.
: »Warum tannen Este mich man
; in Ruhe lassen?« rief sie weinend. »Ich
i will doch weiter nichts wie nach Hause
s Felsen Bitte, lassen Sie mich roch
ort."
) »Sie miissen niit mir zurückgehen,
Miß Copleigh Sanmarez hat Ihnen
Etwas zu sagen«. Diploniatisch war
das jedenfalls nicht, aber ich war nur
aberslächlich mit Misz Copleiah de
! tannt, und obwohl ich aus Kosten
T meines Vierte-:- ..Sehidsalsaöt:in«
spielte, kannte ich ihr doch nicht wie
! derholen, wag mir Sanniarez aesaat
hatte. Das tonnte er selbst besser be
sor« en. Jhre Müdigkeit und Ihre
I Seznsucht nach Hause waren plötzlich
wie weggeblasen; sie wiegte fis-h
schluchzend im Sattel hin und ter,
und ihr schwarzes Haar slatterte im
Winde-. Waf- fie Alles aesaar hat,
will ich lieber nicht wiederholen, denn
sie war vor lauter Aufregung wohl
laut-n zurechniingssät,ia.
Und das war die chnische Misz Cop
leiahl Und ich, der ieh ihr wenig mehr
wie ein Fremder war, bemühte mich,
ihr plausibel zu machen, daß Sau-na
rez sse liebe und es ihr sagen wolle. Sie
hat mich jedenfalls verstanden, denn sse
brachte es sertig ihren Schimmel dazu
zu bewegen, so gut es ging weiterzu
hunrpeln. Wir Ina ten uns auf den
Weg, während der- turm nach Um
s balla zu weiterbrauste, und ein paar
warme Regentropsen niedersielen. Sie
vertraute rnir an, wie er ihrer Schwe
ster einen Heirathöantrag machte, und
daß sie deshalb nach hause wollte, unt s
nas aus«-weinen ganz wie es sta) sur
ein englisches Mädchen ziemte. Sie
vlauderte so achtlos weiter, wie.Je
mand, der vor Glückseliateit und nostr
rischer Austeauna seine Annae nictjt zu
iiiaeln weiß. Das war Alles ganz
natürlich, und dennoch schien es zu je
nrr Stzxnxe und an dem Ort, wo mit
uns befanden, ganz in der Ordnung
zu sein. Die beiden Mädchen, San
marez und ich, von der Duntell,eit und
; öon zuckenden Blitzstrahlen umgeben,
machten die Welt ans und die Leitung
dieser irregeführten Welt lag in mei
nen Händen.
Als wir das alte Grab wieder er
reietjten, herrschte ringsum tiese Stille
—- der Sturm war vorüber. Es sing
eben an zu dämmern. Die ganze
Gesellscha t, besonders Sanmare
warteten ebnsuchtig auf unsere Rück
l.ehr Saume-weh der todtenbleich
war, kam sa leich aus uns , und
indem er Mi Capleigh behüleluich tyar
vom Pferde zu steigen, tüszte er sie
ganz mitzuan Es war gerade wie
eine Scene irn Theater Die staubbe
deckten, geisterblassen Männer und
krauen unter den Orangenbäurnen
tn die ände, als ab sie ei
nem Beispiel iwabnten San
makes nlsl schien ihren Beifall zu
« finden. Das war Alles so ganz nnd
gar n englisch.
Endl ch machte Snninarez den Bor
schlag. nach Heute ou ben. da sonst
die »Staiion« each au machen würde
um uns zu su n. Er bat miL
Maud Copleih u begleiten, und i
gab ihm die Her rcheritng, daß es mir
ein Ver nügen sein wktrdr.
Aber iescnal zoqen die sechs Paar-e
ganz ordnungsqemiisz fort; Sanmarez
eng neben Edith Copleigb her, und
e tere ritt aus seinem Pferde. Die
Lu t war srei und reinzich bewunderte
den Sonnenaufgang und fühlte, daß
wir allmählich wieder anfingen, unse
re alltägliche Gestalt anzunehmen, und
daß das «Great Pop Picnic« ein Ding
der Vergangenheit sei — Etwas, das
sich nie wieder ereignen würde. Es
tvar mit dem Wirbelsturm und den
heißen Lustwelleu verschwunden.
Jch war matt und miide, unt
schämte mich meiner selbst, alg ich ins
Haus ging, um ein wenig zu schlafen.
Es aibt noch eine andere Version
dieser Geschichte ——— vom Standpunkt
der Frauen, aber die wird triemals·er
zählt werden; Maud Copleigh müßte
denn versuchen eg zu thun.
—....—
Ihr aus Fanrradttseilem
Eine Curiosität erregte aus der «
letzten Pariser Fahrradangstellung
die besondere Aufmerksamkeit und Be-«
wunderung. Es war dies eine in un
serer Abbildung naturgetreu wieder
gegebene Uhr größter Dimensionen,
bei welcher sämmtliche Construrtionen
sichtbar waren. Ein Kranz von nicht
weni er als 12 großen, vollständig
mit neumatils. Kugellagern u. s. w.
ntrsntirten Rädern rctirte im Umfang
des Ubrtoerts, dessen Spitze von einer
- Krone aus Lenlstangen gebildet wur
de. Als Zeiger dienten Theile eine-j
Falsrradgestells, als Ziffern passend
zusammengestellte Kur elli; das Rä
derwert bestand natürlich aus Fahr
radznhnrädern don Fahrradletten in
Bewequng gesetzt. Ein Gewicht don
400 Pfund diente zum Antrieb, ein
Pendel, aus n ehreren Gabeln und ei
nem Rad zusammen·eset3t, zur Rege
lung des Laufes. rei harmonisch
abgestimmte Glocken schluaen dieVier
tel-, halben und ganzen Stunden an.
W
Jn der Nur de Paris aus der Welt-s
ausstellung wird ern prächtiges Palais
errichtet, das ausschließlich der Tanz
tunst gewidmet ist. Jn demselben
werden alle Arten von antiten, reliaiö
sen, trügerischem barchiichen und vit
toresten Tänze, sowie rhytnmiiche und
klebte Sittensrenen zur Darstellung
aebraast werden« was ein wunderbare-«
IJ
Schauspiel verspricht Man hat be-««
reits mit den Einstudirungen begannen -
und unter Leitung von Historikern und
Tanzlehrern sich an die alten griechi- «
schen Tänze herangemacht. Die so
rauhen und ernsten Spartaner hatten
besonders reizende Tänze, so den don
Lyturaos ersonnenen Formos, hinnen- «
und Unschuldstiinze, ei denen sich die
zunaen Laeediimonierinnen in allem
Glanze ihrer hüllenlosen Schönheit —
zeigten; in dieser Einsicht wird man
natürlich sür die uöstellung einige
Zugeständnifse an die modernen Set
tenvotschristen machen. Aber nicht
nur die Tänze des Alterthurns, der
Griechen, Egypter und Römer werden
in dem Ausstellungspalaste der Jeru
sichore zur Darstellung gelangen, son
dern rhlithmische Schrittübungen, Kör
ververschlinaunaen und Neian aus al
len Ländern der Welt. Der Tanz hat
tielnnntlich in allen stultnrepochen ei
nen bedeutenden Platz eingenommen
nnd sich eitler großen Beliestheit er«
freut. Jn den ersten Jahrhunderten
der christlichen Vlero, als nmn noch Init
ten llederlieserungen des Heidenthnmiz
zählen muszte, wurde selbst in den stir
chen nnd Klöstern getanzt; die ersten
Mönch-Horden, die Chorenten, habe-r
sogar ihren Namen daher erhalten.
Vom 16. Jahrhundert an bis aus un
sere Zeit bildete der Tanz einen inte
grirenden Bestandtheil des elegamm
Lebens. wie besonders der Volksveer
sttgungen. Am ose der Valois, wie
an dem Heinrichs es Vierten nnd vor-«
Züglich Ludwigs des Vier-zehnten Ga
oolte und Menuett) stand die Kunst
Terpsichore'3 in »Ist-den Ehren. Die
altfranzöstschen anze gelangen jetzt
wieder zu allgemeiner Beliebtheit und
erinnern daran, daß Frankreich auch in
dieser htnsicht ernst eine Führ-usu
spielte.
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denn Las? eKerle sei-itv u is ur l -
Shpcktlxtl!« — Zweiter GIVE-des
»Von»deesen Leuten same wem eben nur
ein bsnerlschei Betragen emartenl«