Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 01, 1899, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Der Einfluss des elttant besann
us das Illima san Europa. i
—
VonDr.V-J. Klein.
Wenn man eine Welttarte zur hand
nimmt und studirt, io erkennt man
bald, daß es teinen Theil der Erde
giebt, der so hoch nach Norden binan
bewohnbar ist und lultivirt wird wie
Europa, besonders in seinen nordwest
lichen Theilen. Die Oasen der now-eg
ischen Küste bis zum hoben Norden sind
auch zur Winterszeit zugänglich und in
den tief ins-Land eindringenden schma
len, von schroffen Felsen umrabmten
Buchten, den sogenannten Fjorden, ist
es im Januar nicht wesentlich kälteri
als unmittelbar an der Küste. Jm
toestlichen Norwegen kommt unter 60;
Grad nördlicher Breite noch die Kir-»
sche zur Reife, und Gerste wird bis 70l
Grad nördlicher Breite gebaut, selbst
Blumentohl gedeiht dort noch in dieserj
hohen nördlichen Gegend. Thus-ba
den auf den Faröern hat durchschnitt
lich einen milder-en Januar alg Bene
dig, aber freilich auch weit mehr Be
willung und trübe Tage mit Regen.
Wenden wir uns jedoch nach der
anieritanischen Seite des Atlantischen
Oceans, so finden wir ganz entgegen
gesetzte Verhältnisse
Dort ist selbst in Gegenden, die
1000 Kni. südlicher liegen, in den Re
gionen um die Hudsonbai. in der
nämlichen geograpbischen Breite wie
Edinburgb in Schottland, der Boden
ur Winterszeit bis auf 5 M. Tiefe ge
froren und thaut auch imSommer nur
wenig iiber 1 Meter auf. Jm Frühling
uud Herbst giebt es daselbst haufigl
nasse Nebel, im Winter aber ist die
Luft mit Milliarden Eisnadeln ange
füllt, die aus gefrorenem Wasserdamtsf
bestehenden und leuchtende Ringe um
Sonne und Mond erzeugen. Die Son
ne, so schildert der Englander J. Ellis,
erbebt sich dort und sinkt in einer brei
ten Kugel boui gelbem Lichte, und kaum
ist sie gesunten, so erfüllt das Nordlicht
die gan Wölbung des Himmels mit
tausendixrbigen Strahlen. Jn Labras
dor, unter der nämlichen gegrapbischen
Breite wie Schottland, beginnt der
Winter schon anfangs Oktober, und
erst im Mai kommen einzelne frostfrei:
Nächte bor. Dann bebt der lurzeFriilp
lin an, aber erst Ende Juni wird die
Kii e eisfrei. Im Juli und August
steigt dafiir die Temperatur bisweilen
bis zu unerträglicher Hitze, aber nach
wenigen Stunden sintt sie auch fast
auf den Gefrierpunlt, wenn Treibeiå
an der Küste liegt. Anfangs Oktober
beginnt wieder der Winter und so
gleich mit großer Strenge: im Novem
ber kommen schon 25s—-30 Grad Cel
stus vor und später sogar bis zu 40
Grad Celsius oder ebensoviel Fab
renheit. Das Meer bedeckt sich mei
lenweit hinaus mit Z bis 4 M. dickem
Eise. Quebecks »eisbedeckte Wälder«
aber liegen noch 100 Meilen südlichet
als-diese »Gegend«e«n.
Askale llcfscll Wlk lll Nordame
rika auf noch ungastlichere Regionen.
Während in Norwegen u n te r d e m
Polarlreise noch Gewüh
sucht getrieben wird, durchschneiden
dieer Kreis in Amerika jene furcht
baren Eiseinöder, in welchen die ganze
Franllin - Expedition durch Hunger
und Kälte ihren Untergang fand.
Unter den nämlichen Breitengraden
ist sogar Grönland völlig von einem
Mmmenhängenden Eispanzer bedeckt.
einzigen Menschen« welche über
diesen grönliindischen Eispanzer je
ewandert sind, Nansen und seine
gleitet, fanden seine Oberfläche glatt
wie einen Spiegel, ohne andere Spu
ren als die, welche ihre Füße hinter
ließen. Die Oberfläche dieser unge
heuren Eistavpe war mit Schnee be
deckt, ohne Staub oder Schmutz oder
Gestein. Ob unter diesem glatten Eis
panzer, über welchem Luft von 40
Okad Kälte in rasendem Sturme ge
·tscht wird, Bergland oder flache
bene begraben liegt, weiß niemand,
ebensowenig wie dick die Eispanzerung
ist, noch seit wie vielen Jahrhunderten
oder Jahrtausenden sie auf dem Lande
dort ruht.
i:
Die gleiche Herrschaft der Kälte undr
des Todes wie in den arltischen Gegen
den Amerikag finden wir auch inNord
a«ssen, irr-. nördlichen Sibirien. Die
Temperatur sinkt dort häufig unter
—40 Grad, und das Quecksilber im
Thermometer bleibt monatelang gefro
ren. Dazu kommen die furchtbaren
Schneesturmr. »Wer es nicht selbst
erlebt hat«, erzählt Baron von Mid
dendorsf, »dat teinen Begriff von der
unwiderstehlichen Gewalt, mit welcher
der Sturmwind in seiner äußersten
Vutd als Orkan über diese waldlo
sen, nordischen Ebenen dahinrast. Mit
größter Anstrengung vermag man sich
aurn aus den Beinen zu halten; statt
von Luft wird man von Schneetbeilen
umwirbelt, welche aus allen möglichen
Richtungen kommen. Der Ausdruck,
da man die band nicht vor denAugen
see t, igåriel zu schwach, denn das Peits
chen Schneetheile gestattet nicht«
die Augen zu öffnen, es braust in den
Ohren, ja man kämpft bisweilen mit
d urcht, zu ersticken, da der witthendc I
Lu brei das Athmen bedrängt. Man s
wird in dem unbegreiflichen, unwiders?
sie lichen Gen-irre so irre, daß man
ni tj Zu unterscheiden vermag und sich
tt. Man ebt wenige Schritte
beim suchte-n "ele vorbei, trohdem
ei riin geringeres als ein gan z
us st, und man hört in dem betäu
MÆSL »Es-; W- SM
« on an i te:
Eier das slima von Miit-Z- Rolle-ist
mich-I sidltcher als Alten in Norwe
sery da r aber in Ostsibirien liege,
Iß dter solle Winter dortisskMMlk
riet ne nuor eeg
bis aus —54Frad. Bann Iird das
Itbnien schwer-, das Wild zieht sich in
das tiefste Dickicht der Wälder zuriick
und selbst der Schnee dampft. Kein
Wunder, dass in Nordsibirien ans 100,
000 ka. oder 40,000 englische Qua
dratmeilen Fläche leine menschlicher An
siedlung angetroffen wird.
Und nun vergleiche man mit diesen
Region-en der Kälte nnd des Todes die
unter den gleicken Breitengraden lie
genden nordtoesteurapiiischen Gebiete,
die Gestade Normgens, wo im Win
ter im Meere wahre Ernten gehalten
werden und im Dezember und Januar
mehr als 40,000 Menschen zusammen
lomrnen, dem Fischfang obzuliegen. um
alljährlich mehrere Millionen an Werth
ans der See zu holen. Und qerade die
Winterzeit ist es, in welcher dort das
regste Leben sich entfaltet. Jn seinen
»Wanderunqen durch Norweaen und
Schweden« schildert Bechbold dasLeben
und Treiben an der notwegischen Küste
jenseit des Polarkreises als sehr leben- ;
dige »Als ich«, sagt er, «rnit dem«
Dampser zwischen den Losoten durch-;
fuhr, war ich erstaunt iiber die grosien
und zahlreichen Dörfer, die aus diesem
lleinen, fast vegetaiionslosen Insean
angesiedelt, aber nur während des1
Winters bevölkert sind. Gegen 30.
000 Fischer kommen zu dieser Jahres
zeit in ihren großen Ruderbooten bin
gefahren, und der Landbiindler« der
den Sommer über ein ruhiges Leben
führt, bat alle Hände voll zu thun: er
verkauft Angelschniire und vermittelt
Wohnungen, ist gleichzeitig Postbearn-«
ter und Mstswirib Eine Armee von
Telegtapbisiinnen ist iiber die Jnseln
ausgebreitet, um mitzutheilen, wo der
Dorsch aufgetreten ist, wie hoch er im
Kurs siebt, und alle Bedürfnisse für
eine solche Menschenmasse eiligst zu
beschaffen.« Man sollte es kaum für
möglich halten, daß dieses Leben und
Treiben sich in Gegenden abspielt, die
dem Nordpol hundert Meilen näh-se
liegen als viele vereiste Negionen Ame
tiias und Nordasiens.
Diese überaus großen llirnatischen
Vorzüge verdankt Nordwest - Europa
aber nicht lediglich dem Atlantischen
Ocean als solchem, denn dieser bespüit
auch Labrador und Grönlands Küsten,
sondern der eigenthiimlichen Cirlu!a
tion des Wassers in demselben und den
Winden, die darüber wehen. Die ganze
nordwestliche Küste Europas wird von
einer mächtigen Strömung warmen
Wassers bespiilt, die von der amerika
nischen Seite her mischen 40 und 50
Grad Celsius nördlicher Breite den
Atlantischen Ocean durchquert und
zwischen dein Nordkao und Spitzha
gen sich im Eismeer verliert. Ueber
dieser Strömung im Wassermeere
herrscht eine ähnliche im Lustmeere
vor, die sich in warmen und feuchten
Südtoestwinden ausspricht, ja, dies
Siidwestroinde haben einen entschei
denden Antheil an dem Bestande der
Warmtoasserströmung im Meere. So
genießt denn das nordroestliche Europa
den Vorzug einer ungeheuren, natür
lichen Luft- und Warmwasserheigung
die niemals aussetzt, und die Warme,
welche die Sonne über dem Atlanti
schen Ocean in der heißen Zone dem
Meere und der Lust spendet, kommt
ganz West- und Norden-est - Europa
währen des Winters zu gute. Ein
Theil des warmen Wasser-T welches
Europas Küste umspiilt, entstammt
dem sogenannten Golsstrorn, der Devi
schen Tuba und der halbinsel Florida
aus demf Mexikanischen Meerbusen
stromt. jfruher glaubte man, das
sogar ausschließlich diese Wasser es
seien, welche die europöische Nordwest
tijste erwärmten; allein die neuesten
Untersuchungen haben gezeigt, daß eine
weit bedeutenden Warmwafser-Strö
mung östlich von den westindischen
Jnfeln sich mit dem Golfstrom verei
nigt und beide Strömungen zusam
men den Weg iiber den Atlantischen
Ocean nach Europa nehmen. Die Luft
iiber dieser in mächtiger Breite, wenn
leich langsam fließenden Warmwah
ferschicht strömt dorwaltend aus Süds s
weft und bringt gleichfalls die Wärmej
der füdlichen Regionen nach Nordosten »
verbreitet sie also über ganz West- und
Nordwest - Europa. Die Luft- und
Meeresströmungen begünstigen dem
nach vereinigt diesen Erdtheil und
gewähren ihm llimatif Vorzüge,
welche demselben nach einer hohen
nördlichen Lage allein nicht zukom
men. »
Jndem nun aber Luft nnd Wasser
von der eurobäischen Seite des Allein
tischen Oceani gegen das nördliche
Polatbecken hinsttömen, wird noth
wendig auch ein Abströmen aus dem
selben stattfinden, da das Gleichge
wicht der Meeresoberflöche und der
Atmosphäre erhalten bleiben muß.
Dieses Abstriirnen findet in der Thal
statt, und zwar längs der amerikani
schen Seite des Oceanj. Betrachten
wir allein die Strömung im Meere,
so finden wir, daß aus den höchsten
nördlichen Breiten eine ununterbro
chene Drift stattfindei, welche Eisberge
von gewaltiger Zahl zwischen Gesa
land und Spikbergem nnd weiterhin
zwischen Griin and und Island ge en
die Labradortiifte hinführt Diese is
drift wird verstärkt durch eine ander-,
aus der Baffinsbai kommende und
beide vereinigt, strömen an die Bank
von Reufundland zu, wo in Kon
flitt mit dem warmen Golfstrom gera
then und unter diesen hinabsintjen.
s In den warmen Fluthen schmelzen
die riesigen Eizberan welche der talte
Yarftrom mitbrachte, mit roszer
nelligteit, ja sie explodiren erm
l« wobei die Schutt- und Gewiss
ma en, welche te , auf den
Meeresboden fakzn Monden im
-.
nnd zu W des
ges-inneres iii die sl der Usllerge
Iin der Nähe der ro en Bank von Reu
sundland sehr trachtlich. im perdst
nimmt sie ad unt-Hur Winterzett seh
slen s- sasi ganzlrch, denn nunmehr
kruht weiter oben alles in den Banden
ldes grimmi sten Frostes. Die Schutt
und Geste nsrnassen, welche beim
Schmelzen der Eisberge in der hshe
von Neufundland aus den Meeres
boden fallen, sind es auch. welche im
Laufe der Jahrtausende dort die unter
seeischen Bänke aedildet haben. Nach
Verlauf von unzähligen lveiterenJahr
tausenden werden diese Bönte zuletzt
als Klippen über den Meeresspiegel
emporragen Und der warme Golsstrom
sowohl, als der die Eisderge dringende
Polarstrom werden dann gezwungen
sein, ihren Weg weiter ostwärts im
Atlantischen Ocean zu nehmen.
Mit dem kalten Polarftrome kom
men in jedem Frühjahre Walrosse und
Eisdären bis zu den Küsten Neufunds
lands, also bis in die Gegenden, di:
unter denselben Breitengraden liegen
wie Paris oder Dresden. An- der
europiiischen Küste, seldit im hoben
Norden; sind dagegen Besuche von Eis
bären unerhört. Wohl tummelt sich
dieser Tiaer des Nordens überall im
Eismeer, wo Schollen schwimmen, ade:
niemals hat er noch die standinaoische
Nordliiste betreten, weil die warmen
Fluthen des Golfstromes diese um«
diillen, und auch die großen Wale
scheuen vor diesen wie vor einemFeuers
meere zurück.
Die allgemeine Bedentunq des Gass
stromes für das Kiima Europas, de
sonders aber seine entscheidende Ein
wirtung auf die Milderuna der Win
terlijlte in dem ganzen westlichen und
nordwestlichen Theile dieses Erdwei
les ist schon in den Zeiten von hum
doldt nnd Tone deutlich erkannt wor
den. Eine andere Frage aber ift die,
ob Veränderungen in der Laufrichtung,
Ausbreituna und Temperatur dieser
i
warmen Meeresstromuna sich m den
Witterunasverhältnissen jener Gegen
den deutlich tnndaeben Jn kühlen,
nassen Sommern qeht die Meinung
des Publikums häusiq dahin, es seien
besonders viele und qrosze Eisinassen
aus dem Polarmeere siidwärts vor
gedrungen und hätten die Wasser
wärme des Atlantischen Oceans ver
mindert, wodurch dann weiter dieLust
temperatur in diesen Geaenden un jin
stig beeinflußt worden sei. Diese or
stellung ist in jedem Fall irrig. Denn
wenn die größere Menge der Eis-berge,
welche die Polarströmung aus dem
Norden bereit-bringt die Lu ttempera
tur über Europa in gewi en Sorn
mern verminderte, so würde dies in
weit höherem Maße auch ür Nord
amerika der lFall sein mit en, wäh
rend sestgeste t ist, daß gerade kühle
Sommer und warme Winter inEuropa
mit beißen Sommern und strengen
Wintern in Nordamerika fast immer
gleichzeitig austreten. Dagegen kann
man wohl die Frage aufwerfen, ob
der Golsstrorn und seine Ausläuser
längs der europäischen Küsten zur glei
chen Jahreszeit stets den gleichen
Wärmevorrath enthalten, oder ob
Schwankungen in der Wasserwärnte
stattsinden und diese Schwankungen
sich in den Witterungs-Verhältnissen
NordwestsEuropac bemerkbar machen.
Diese Frage ist in neuester Zeit von
dem schwedischen Meteorologen Pet
tersson studirt worden und bat zu inte
ressanten Ergebnissen geführt Er
untersuchte nämlich die Wärmevertbei
lang in den wärmeren kGebieten der
Atlantischen Oceani gemäß den Beob
achtungen an süns Stationen, von
denen zwei aus Island und die drei
anderen aus den Faröerm Sbekland
und an der norwegischen Küste liegen.
An jeder dieser Stationen sind wäh
rend eines Zeitraums von 22 Jahren
ununterbrochen Beobachtungen ange
stellt worden. Während dieses Zeit
raurnes war das Jahr 1888 im nord
westliehen Europa ungewöhnlich kalt,
der Winter 1890 war dagegen auser
eskdmtlieb mild-. Es emai- sitb nun
bei Prüfung der Temperatur-beobach
tungen der Meeresobersläche, dasz das
Wasser des ganzen Zstliehen haupt
weiges des Atlanttsehen Stromei tm
« ahre 1888 beträchtlich lälter als ges
tvöhnlich war, im Winter 1890 dage
gen erheblich wärmer, während der
westliche Theil desselben 1888 wär
mer, im Winter 1890 dagegen kalter
erschien. Daraus sol t, daß der war
mere Theil des Gol staune-, sozusa
gen dje Märmeachse desselben, in ge
toissen Jahren bald näher, bald ent
sernter von der europäischen Küste ver
Iläust, und zwar lag er näher der ame
jritanischen Seite während der Periode,
sda es in Nordwestääurvpa lälter als
ngtvöhnlich war. Daraus ersteht man
Hauch, daß die Meinung, diese größere
Kälte sei durch das Auftreten unge
wöhnlich zahlreicher Etsberge bet
Island verursacht, falsch ist, denn
gerade damals trat der warme Waf
setstrom in größerer Intensität in der
Nähe von Island aus. Petterfsen fand
überhaupt, daß dle Schwankungen des
Golfstromes in seiner Richtung und
Stätte mit dem Eintrefsen von lalten
und warmen Wintern in Nordeuropa
zusammensallen. Er untersuchte ser
ner die Temperatur der Nordsee tm
Februar 1894 und 1895, und sand,
daß die Wasser derselben an der Ober
fläche im erstgenannten Jahre von der
nortvegischen Küste bis zum englischen
IKanal mehr als 6 Grad warm waren,
sim Februar war dagegen das wär-—
rnere Wasser niraendwv über S Grad
und die ganze sltdltehe Nord ee L r
von ungewöhnlich laltern Wa er M
slurhet. In den Winter-nennen lel
blieb aber das Wetter in allen staubi
3navts0en Ländern sehr mild, während
die entsan Monate des Ja I
«1M seht last warten M
II giebt also aus dem Nord e
iblet bezüglich der Meeres-Te ea r
sit-arme kalte und normale nter,
kund toie ttetsson ferner sand, tritt
j der Cbara ter dieser Winter schon am
zBeginne der lalten Jahreszeit in der
Wasser - Temperatur deutlich hervor.
Wenn man daber genaue und. um af
jsende Beobachtungen dieser Wa et
lterrineratur nicht nur in der Nordsee,
;sondern auch im normegischen Meere
Fund im nordatlantischen Orean ari
stellt, so wird dann daraus schon im
Dezember wichtige Schlüsse über den
Charakter des kommenden Winters
HFiehen können. Diese Schlüsse werden
z um so sicherer sein, wenn der bevorste
bende Winter ein extremen also ent
Eiveder ungewöhnlich kalt oder unge
I wöh lich warm sein wird, also qerade
«in sen Fällen, die voraus-zuerkennen
am wünschenswerthesten ist.
« Ein deutscher Meteoroloae, Dr. Mei
·nnrdus, bat die Untersuchunan des
Eschwedischen Forschers noch ein Stück
l«iveiter gesät-sit Er fand u. a., daß
»die Durchschnitts - Temperatur des
iJanuar und Februar in Berlin wäh
ltend des Zeitraums 1874———1896 mit
Ausnahme von zwei Fällen dieselben
«Schwantunaen zeigte wie die Wasser
temderaturen an der normeaischen
Küste. Ja noch mehr. Er fand auch,
daß man rnit aroßer Sicherheit die
Temperatur-Verhältnisse der Monate
Februar, März, April in Mittel
Europa, speciell im deutschen Küsten
gebiet, vorherbestimmen kann, wenn
man die täglich in den Zeitungjwets
terberichten veröffentlichten Tempera
turen der Station Christiansund (in
Norwegem in dem Vierteljahr Novem
ber bis Januar zu Rathe zieht
Jst es dort warmer als der gleiche
Feitraum des vorhergehenden Jahre-,
wird in Mitteleuropa höchst wahr
fcheinlich der Zeitraum Februar —
Mär und März—-April auch wär
mer fein als im Vorjahre. Dingle axe
gilt umgetehrt, wenn es in Christian
fund tälter ist. Da aber die Luft
temperatur in Christianfund mit der
Temperatur des dortigen Küftenwaf
sets, alfo auch mit der des Golfsttc
mes, in gleichem Sinne sich ändert, so
lann man nach Meinardus allgemein
sagen: »Ein» hohen (resp. niedrigem
Temperatur des Golfftromes an der
notwegifchen Miste im Vorn-inte:
November bis Januar) folgt gewöhn
lich eine hohe (refv. niedrige) Tempe
ratur in Mitteleurooa im Nachwinter
lFebruar bis März) und Vorfrithling
lMarz bis April).«
Das ift ein praktisch interessantes
und werthvollea Ergebnis, und auf
Grund desselben werden wir in den
nächsten Jahren in der Lage sein«
wenigstens im allgemeinen vorausbes
ftimrnen zu tönnen, ab der Winter und
der Vorfriihling besonders ftreng oder
sehr mild ausfallen werden. Ein el
heiten können natürlich auf diesem
Wege nicht vorausgefagt werden, abe:
dies ist überhaupt auf liingere Zeit
hinaus bezüglich des Wetters unmög
lich» Der mächtige Einfluß des Golf
firomes auf das Klima Europas tritt
gerade auch in diesen Aenderungen
deutlich zu Tage, und es wird nun
Auf abe der ferneren wissenschaftlichen
Forschung fein zu ermitteln, wodurch
Jdie Schwankungen in der Lage uno
sMachtigteit diefer warmen Meeresstra
tnung veranlan werden. wahr
fcheinlich baden wir die Ur ache davon
in der heißen Zone zu suchen denn die
Sonnenstra lung ift es zuletzt allein
wel die gungen auf der Erd
r löche oerurfacht.
Zu met.
IErzahlung aus dem wirklichen Leben
von Ludwig Habicht.
»Na, wieviel bringst Du heut?« und
die starllnvchige, hagere Frau risz dem
eben ein etretenen Mädchen so lecch die
festgeschatssene tleine Hand au , uin sich
ihres Inhalts zu bemächtigen Jhre
großen eingesuntenen Augen hatten
rasch die tveni en Kupsermün en über
blickt und gezii lt. »Nein Ni el ist da
bei, das sind ja zusammen nicht ein
mal xhn Pfennige! Jst das alles, was
Du ommen sti« und die Fest
schaute mißtrauisch-sorschend in dag
blasse, fest nur von Angst und Unruhe
ein wenig geröthete Antlitz des hüb
sgem etwa acht Jahre alten Mäd
s
n .
»Ja, Mutter,« antwortete die-Kleine,
und ihre blauen, nur von Noth und
hunger u groß gewordenen Augen
ruhten offen und ehrlich, aber doch zu
leich voll heimlicher Angst aus der
grau denn sie wußte schon, wie rasch
und hestig disse sogleich zuschlug
»Du toirst Dir gewiß Kuchen ge
tauft und alles vernascht haben, mäh
rend wir Alle hier hungern tönnen.«
.Nein, Mutter wahrhaftig nicht; ich
hah’ den ganzen Tag nur ein Stückchen
trocken Brot gegessen, das mir eine alte
Frau und hin so hungrig«
Un Du belomtnst auch nichts, das
soll heute Deine Strase sein. Denkst
Du, ich soll Dich auch noch siittern siit
die paar Pfennige, die Du mitgebracht
hast? Es reicht ja silr uns Andere
chvn lan e nicht mehr.«
«Die eute sind jetzt so hartherzig
und von den meisten Thüren jagen sn
mich fort. Ich tönte zu ost- und sn
würden mi einsperren la en, Ioenn
ich mich noch einmal blicken ließe,'· ent
gegnete das Mädchen und ein leises
ttern ging durch den zarten, gebrech
lchen Körper.
Ach, mail Du bist zu nichts lzu
ghrauchem nicht einmal zum Bette n·
nn Du bist u still, zu furchtsam, Du
gehst- aus der telle sort, tvenn manDir
nicht leich was giebt. Sie mdgen tm
iner lshpien nnd Dich lag-ten wol
len, a must du ruhig bleiben
und aIen: »Ich bitte Sie umset
tet llen. schenken ie mir einen ill
mxknss —- Die spin- sp schuf-« nqu
St innre der Frau nahm einen ganz
·lliiglichen Ton an, als iie fortfuhr
««Mein Vater ist schon so lange trank
fund kann nicht arbeiten und meine ar
me Mutter hat noch siinf kleine Kinder
zu hause und teinen Bissen Brot.«.
»Sieh Du, so mußt Du es machen,««
feste belehrend hinzu. .
»Der Vater ist ja aher nicht trank
und wir haben nur —« «
»Willst Du wohl still sein, Du
nichtswürdiger Balg und daraus hören,
was ich Dir sag’.« schrie die Frau so
gleich. wieder heftig werdend, und als
wolle sie die Aufmerksamkeit der Klei
nen vollends weaen, fiel ihre große,
inochige Hand schwer aus die Wange
des armen Kindes nieder. das wohl vor
Schmerz sich zusatnmenboa, aber tei
nen Klagelaut aus-zustoßen wagte,
denn es tannte schon die Mutter, die
sonst in einen noch größeren Zorn ge
rathen und es so lange schtagen wurde.
bis ihr Arm ermüdet war; sein kleines
Körperchen wußte von diesen Wuthan
fiillen zu erzählen, da war kaum eine
Stelle. die nicht von irgend einem
Straswerlzeug der heftigen Frau ge
troffen worden.
»Nun marsch, in die Kammer! Du
deiommst heut nichts zu essen, wie ich
Dir schon sagte, und wenn Du morgens
wieder so wenig nach Hause bkin si j
dann sollst Du was erleben! sich
schlag’ Dich so windelweich, daß Du
Dich nicht mehr rühren lannft,« und- sie
zeigte dabei auf einen großen Stock, der
m einem Winkel der engen Stube
stand. »Den kennst Du ja, aber das
merk Dir«, fuhr die Mutter drohend
fort, »moraen regnet’g ordentlich, das
verspreche ich Dir. Also sei dreist, nicht
fo still, nicht so. blöde, Du dummer
Balg! Da giebt Dir freilich Niemand
was; aber wenn Du recht kläglich bit
test und nicht eher fortgehft, bis Du
was belommen hast, da giebt man Dir
schon, nur um Dich endlich los zu wer
den. Haft Du mich verstanden-i Du
dumme einfältige Liefe!?« und mit ei
nem nicht ganz sanften Ston schob sie
das völlig eingefchiichterte, am ganzen
Leide zitternde Kind in die Kammer. i
Die Frau hatte freilich auch tein de
neidenswerthes Loos gezogen. »- Jhr
Maan war Hort-machet und er hätte
wohl, wenn auch sein Verdienst nicht
sehr groß war, seine Familie erhalten
tönnte, aber er vertraut lieber den
größten Theil davon, wenn nicht zu
weilen alles und so herrschte stets Noth
und Elend im Hause. Der Mann war
Wittwer gewesen und hatte die tleine
Lisdeth seiner zweiten Frau zugebracht,
dann waren noch drei Kinder getom-«
te Frau sich durch Waschen sür die Leu
te durchzuschlagen suchte, es wollte doch
niemals reichen und deshalb blieb
nichts anderes übrig, als die Ligbetb
hinauszuschidem die sollte das Mitleid
der Reichen in Anspruch nehmen und
dadurch auch etwas sür den hausbalt
herbei chassen. Anders ging es nicht,
denn äcker und Gemiisehiindler woll
ten nicht mebr borgen und es waren,
außer dem des- Etieftiudes, siins Mäu
ler zu stopfen. ——- »Ach wäre nur der
dumme Balg etwas anders, nicht so
still, nicht so ängstlich, die könnte viel
beimbringen, denn sie ist gar nicht ein
mal so häßlich, und da bat man weit
eber eine ossene hand; ·- aber sie ist
und bleibt so still und das kann ich ibr
gar nicht abgewöbnen,« dachte die Frau
grollend, ohne es sich bewußt zu wer
den, daß sie es aerade gewesen« die das
arme Kind so still und furchtsam ge
macht hatte: —- gab es doch beim ge
ringsten Anlaß bestige Scheltworte,
wenn nicht sogar Schläge und Miß-»
Iwadluagen I
mn Und Wenn clUO Mc scheu-gewohn
s Die Frau war im Grunde nicht
schlecht und bösartig, nur ungemeinj
heftig. Ach, und das elende Leben, das
ihr durch den unverdesserlichen Trun
kenhold, ihren Mann, bereitet worden,«
Mitte sie vollends hart gemacht und ver
bitter . Sie war immer brav und
fleißig gewesen und war es noch. hatte;
sie ein solches Schicksal verdient. das
ihr durch diesen Mann zu Theil gewor
den? —- Wie glücklich war sie gewesen«
vor ihrer heirath, wie gut hatte sie es
in ihrem Dienst gehabt! —- und jeht
war sie ein armes« geplagtes Weib, das
sich vom frühen Morgen bis zum spä
ten Abend abguiilen mußte, um sich
und die Kinder und auch noch den
Mann zu ernähren, der alles am lieb-,
sten durch die Gurgel jagte, als an sei
ne Familie zu denlen. — Und das
Stiestind taugte auch zu nichts, —
nicht einmal um Betteln! Sollte sie
ich auch noch Tür das ganz übersliissige
"ngs abauii en?! —— Ei war genug,
wenn sie siir ihre eigenen Kinder sorgte
und das selbst war ihr in der letzten
Zeit unmöglich geworden. Sie hatte
werfenlang gar nicht arbeiten tönnen ;
—- re wai trank gewesen und nun -
te sie die Stieftochter betteln geschickt.
Eine Zeit war es auch gegangen. Lis
beth hatte ansan s beinahe so viel
heimgebracht, dag es wenigstens zum
Allernoihdiirstigsten gereicht hattezaber
«in den legten Tagen waren es immer
«nur wenige Psennige gewesen. die sie
Fab eliesert und so konnte es nicht satt
exenz sie mußte ihr einmal ordentlich
! gen Standpunkt tlar und ihr die hölle
heiß machen —- und als die Stiefmut
ter am andern Morgen das armeJ
I hungrige Kind ohne Frühstück hinaus-T
Mie, gab sie der Kleinen noch einmal
Erma nung mit aus denWeg: .Ser«
nicht so a been und so still! Mitta s
kommst Du nach Hause, dann so t
Die auch In esen haben; abee km
must Du viel mehr nach Bau e brin
en, sonst weißt Vu, was das ret, ich
chins Dich halb todt!« und erhob
ohend die hand.
Lisbeth chlich hinaus; das sites-e
sitz war hr so schwer. —- Ach, Ue
utter wußte ja gar nicht. wie viel da
zu gehörte, das Mitleid von Versen-zu
erregen. die so verschlossen waren, wie.
so d ele Thüren, an die sie jegt vergeb
lich klopfte. Die Stadt war nicht groß
genug und die Leute tannten sie nun
sasi alle, man war ihrer ewigen Bet
telei mtide geworden und jagte sie mit
lAlt-ten Worten hinweg. Ach und die
Ermahnungen der Mutter konnte sie
nicht befolgen; —-— auch heute nicht« —
Sie blieb wohl einen Auaenblick zag
hsft stehen« wenn sie ihre Bitte mit li
lkt Stimme vorgebracht; aber sobald
dann Jemand dort im Zimmer heftig
aulssuhrund sie anschrie: »Wirsi Du
Dich gleich sortpaclen. Du unverschäm
ter Balg!« dann brachte sie tein Wort
mehr iiber die zitternden Lippen «und
schlich trauria hinweg, um noch zag
hafter und leiser ihre Bitte vorzubrin
aen. Müde und hungrig bat sie zu
letzt nur noch um ein Stückchen Brot
und auch das wurde ihr heute derwei
gert. »Ich weiß schon, das mö t Jhr
gar nicht« Jhr Betteltinder werft die
liebe Gottesgabe aus die Straf-U
schrie ihr eine Frau zornig zu.
»Nein, ich habe wirklich rechtenHun
ger.«
»Mach’ nur, daß Du sorttommstl
Jch tenne schon Eure Knifse!«
Nur ein Stückchen Brot! — Auch
das nicht mehr! —
Die Kleine irrte trost- und hass
nungälos durch die Straßen. Jeht
wagte sie schon nicht mehr an eine Thtir
zu klopfen. -—— Heute war es noch
schlimmer! Heute hatte sie noch gar
nichtö erhalten. — Es war schon Mit
tag und um diese Zeit sollte sie nach
Hause kommen und auch zu essen erhal
ten; aber viel Geld mitbringen, viel
Geld und sie konnte der Mutter auch
nicht einen Pfennig geben.
Nein, nein, nach Hause durfte sie
nicht, dann hieb die Mutter mit dem
großen Stock so lange auf sie los, bis
sie den Arm nicht mehr rühren tonnt4;
sie hatte es ihr ja beim Weggang noch
einmal versprochen, und das armeKind
wußte wohl, daß die heftige FrauWort
hielt·
Ananvou ichcug vix-very oen entge
gengesetzten Weg ein. Jetzt war sie
schon außerhalb der Stadt. «« Zu die
ser Stunde war es aus der Landstraße
ganz still. Die Mittagssonne brannte
herab; die Kleine fühlte eine großeMii
digleit und der Hunger quälte sie sehr
Von rechts der Straße wehte es so
lühl eriiber; es war der tleine, von
den rgen kommende Fluß, der im
raschen Laus vorüber eilte, als habe er
leine Zeit zu verlieren. — Ein paar
alte Weiden standen am Ufer.
»Ich will mich dort nur ein bischen
ausruhen " sagte die Kleine und schlich
langsam, mit miiden Schritten hinab.
Wie das blitzte und funkelte in dem
Flusse! — Die Sonnenstrahlen schie
nen einen förmlichen Tanz auszufüh
ren. —- Und wie in der hellen Fluth
die Fische lustig weiter schwammen
»Ja, wenn man die sangen tönntet
Ach, nein die belomm ich doch nicht O
Jch will lieber zu den Fischen hinun
ter; die Mutter schlägt mich ja doch
halb todt, wenn ich heute gar nichts
nach hause bringe und ich bekomme
wieder nichts zu essen. — Ach und ich
bin so hungria!——
»Wenn Du da unten wärst da er
hieltest Du leine Schläge mehr,« grü
helte das arme Kind weiter. »du wärst
Du bald todt und tämst zum lieben
Gott, wie mir einmal eine alte Frau
gesagt hat. —- Zum lieben Gott! —- da
muß es schön sein. .da braucht man
nicht mehr zu hungern. .da
und wie von unsichtbaren Mächten ge
zogen, sant die Kleine in die luth. —
Arbeiter, die von ihrem M ttagessen
kamen, sahen das im Fluß schwimme
de Kind dessen saden cheinige Rii n
es noch über dem Wasser hielten; a
als sie das Mädchen herauszogem hatte
es bereits ausgelittem
»Das ist ja die Tochter von dem der
sossenen Korbmacher,« sagte einer der
Arbeiter, der zufällig Lisbeth kannte.
»Die haW nicht Hist gehabt, die wird
wohl selbst in’ s sser gegangen sein
Armes Kind! Ihre Stiefmutter hat
ssie chlkecht behandelt und sie war immer
o r «
Ja, jetzt war die Kleine ganz still-—
—
—
Aus dein Lebe-.
Er hat aeheuchelh hat intriquitt,
Hat schnöd’ mich getäuscht und belegen,
Er hat mich verlöumdet und denunziei,
hat mich ausgeht-echt und betrogen,
Hat ost sich aeweidet an meiner Pein,
Hat vergönnt mir des Schicksals
chliiae —
»Hq, welch’ ein Todseind!« tus Jeder
—- ach nein,
Er iett —- ’s ist ein »Hei-et College!«
Wir unterschätzen das, was wir ha
ben, und überschätzen das, was wir
sind. —
I
Ueberiege wohl, bevor Du Dich der
Einsamkeit ergiebst, ob Du auch siir
Dich selbst eiF heilsamer Umgang biß.
' O I
Auch das kleinste Licht hat sein At
mosphärchen. . . »
s
Nichts schwerer ais Den aeiien las
sen, der uns nicht selten läst. «