Der Einfluss des elttant besann us das Illima san Europa. i — VonDr.V-J. Klein. Wenn man eine Welttarte zur hand nimmt und studirt, io erkennt man bald, daß es teinen Theil der Erde giebt, der so hoch nach Norden binan bewohnbar ist und lultivirt wird wie Europa, besonders in seinen nordwest lichen Theilen. Die Oasen der now-eg ischen Küste bis zum hoben Norden sind auch zur Winterszeit zugänglich und in den tief ins-Land eindringenden schma len, von schroffen Felsen umrabmten Buchten, den sogenannten Fjorden, ist es im Januar nicht wesentlich kälteri als unmittelbar an der Küste. Jm toestlichen Norwegen kommt unter 60; Grad nördlicher Breite noch die Kir-» sche zur Reife, und Gerste wird bis 70l Grad nördlicher Breite gebaut, selbst Blumentohl gedeiht dort noch in dieserj hohen nördlichen Gegend. Thus-ba den auf den Faröern hat durchschnitt lich einen milder-en Januar alg Bene dig, aber freilich auch weit mehr Be willung und trübe Tage mit Regen. Wenden wir uns jedoch nach der anieritanischen Seite des Atlantischen Oceans, so finden wir ganz entgegen gesetzte Verhältnisse Dort ist selbst in Gegenden, die 1000 Kni. südlicher liegen, in den Re gionen um die Hudsonbai. in der nämlichen geograpbischen Breite wie Edinburgb in Schottland, der Boden ur Winterszeit bis auf 5 M. Tiefe ge froren und thaut auch imSommer nur wenig iiber 1 Meter auf. Jm Frühling uud Herbst giebt es daselbst haufigl nasse Nebel, im Winter aber ist die Luft mit Milliarden Eisnadeln ange füllt, die aus gefrorenem Wasserdamtsf bestehenden und leuchtende Ringe um Sonne und Mond erzeugen. Die Son ne, so schildert der Englander J. Ellis, erbebt sich dort und sinkt in einer brei ten Kugel boui gelbem Lichte, und kaum ist sie gesunten, so erfüllt das Nordlicht die gan Wölbung des Himmels mit tausendixrbigen Strahlen. Jn Labras dor, unter der nämlichen gegrapbischen Breite wie Schottland, beginnt der Winter schon anfangs Oktober, und erst im Mai kommen einzelne frostfrei: Nächte bor. Dann bebt der lurzeFriilp lin an, aber erst Ende Juni wird die Kii e eisfrei. Im Juli und August steigt dafiir die Temperatur bisweilen bis zu unerträglicher Hitze, aber nach wenigen Stunden sintt sie auch fast auf den Gefrierpunlt, wenn Treibeiå an der Küste liegt. Anfangs Oktober beginnt wieder der Winter und so gleich mit großer Strenge: im Novem ber kommen schon 25s—-30 Grad Cel stus vor und später sogar bis zu 40 Grad Celsius oder ebensoviel Fab renheit. Das Meer bedeckt sich mei lenweit hinaus mit Z bis 4 M. dickem Eise. Quebecks »eisbedeckte Wälder« aber liegen noch 100 Meilen südlichet als-diese »Gegend«e«n. Askale llcfscll Wlk lll Nordame rika auf noch ungastlichere Regionen. Während in Norwegen u n te r d e m Polarlreise noch Gewüh sucht getrieben wird, durchschneiden dieer Kreis in Amerika jene furcht baren Eiseinöder, in welchen die ganze Franllin - Expedition durch Hunger und Kälte ihren Untergang fand. Unter den nämlichen Breitengraden ist sogar Grönland völlig von einem Mmmenhängenden Eispanzer bedeckt. einzigen Menschen« welche über diesen grönliindischen Eispanzer je ewandert sind, Nansen und seine gleitet, fanden seine Oberfläche glatt wie einen Spiegel, ohne andere Spu ren als die, welche ihre Füße hinter ließen. Die Oberfläche dieser unge heuren Eistavpe war mit Schnee be deckt, ohne Staub oder Schmutz oder Gestein. Ob unter diesem glatten Eis panzer, über welchem Luft von 40 Okad Kälte in rasendem Sturme ge ·tscht wird, Bergland oder flache bene begraben liegt, weiß niemand, ebensowenig wie dick die Eispanzerung ist, noch seit wie vielen Jahrhunderten oder Jahrtausenden sie auf dem Lande dort ruht. i: Die gleiche Herrschaft der Kälte undr des Todes wie in den arltischen Gegen den Amerikag finden wir auch inNord a«ssen, irr-. nördlichen Sibirien. Die Temperatur sinkt dort häufig unter —40 Grad, und das Quecksilber im Thermometer bleibt monatelang gefro ren. Dazu kommen die furchtbaren Schneesturmr. »Wer es nicht selbst erlebt hat«, erzählt Baron von Mid dendorsf, »dat teinen Begriff von der unwiderstehlichen Gewalt, mit welcher der Sturmwind in seiner äußersten Vutd als Orkan über diese waldlo sen, nordischen Ebenen dahinrast. Mit größter Anstrengung vermag man sich aurn aus den Beinen zu halten; statt von Luft wird man von Schneetbeilen umwirbelt, welche aus allen möglichen Richtungen kommen. Der Ausdruck, da man die band nicht vor denAugen see t, igåriel zu schwach, denn das Peits chen Schneetheile gestattet nicht« die Augen zu öffnen, es braust in den Ohren, ja man kämpft bisweilen mit d urcht, zu ersticken, da der witthendc I Lu brei das Athmen bedrängt. Man s wird in dem unbegreiflichen, unwiders? sie lichen Gen-irre so irre, daß man ni tj Zu unterscheiden vermag und sich tt. Man ebt wenige Schritte beim suchte-n "ele vorbei, trohdem ei riin geringeres als ein gan z us st, und man hört in dem betäu MÆSL »Es-; W- SM « on an i te: Eier das slima von Miit-Z- Rolle-ist mich-I sidltcher als Alten in Norwe sery da r aber in Ostsibirien liege, Iß dter solle Winter dortisskMMlk riet ne nuor eeg bis aus —54Frad. Bann Iird das Itbnien schwer-, das Wild zieht sich in das tiefste Dickicht der Wälder zuriick und selbst der Schnee dampft. Kein Wunder, dass in Nordsibirien ans 100, 000 ka. oder 40,000 englische Qua dratmeilen Fläche leine menschlicher An siedlung angetroffen wird. Und nun vergleiche man mit diesen Region-en der Kälte nnd des Todes die unter den gleicken Breitengraden lie genden nordtoesteurapiiischen Gebiete, die Gestade Normgens, wo im Win ter im Meere wahre Ernten gehalten werden und im Dezember und Januar mehr als 40,000 Menschen zusammen lomrnen, dem Fischfang obzuliegen. um alljährlich mehrere Millionen an Werth ans der See zu holen. Und qerade die Winterzeit ist es, in welcher dort das regste Leben sich entfaltet. Jn seinen »Wanderunqen durch Norweaen und Schweden« schildert Bechbold dasLeben und Treiben an der notwegischen Küste jenseit des Polarkreises als sehr leben- ; dige »Als ich«, sagt er, «rnit dem« Dampser zwischen den Losoten durch-; fuhr, war ich erstaunt iiber die grosien und zahlreichen Dörfer, die aus diesem lleinen, fast vegetaiionslosen Insean angesiedelt, aber nur während des1 Winters bevölkert sind. Gegen 30. 000 Fischer kommen zu dieser Jahres zeit in ihren großen Ruderbooten bin gefahren, und der Landbiindler« der den Sommer über ein ruhiges Leben führt, bat alle Hände voll zu thun: er verkauft Angelschniire und vermittelt Wohnungen, ist gleichzeitig Postbearn-« ter und Mstswirib Eine Armee von Telegtapbisiinnen ist iiber die Jnseln ausgebreitet, um mitzutheilen, wo der Dorsch aufgetreten ist, wie hoch er im Kurs siebt, und alle Bedürfnisse für eine solche Menschenmasse eiligst zu beschaffen.« Man sollte es kaum für möglich halten, daß dieses Leben und Treiben sich in Gegenden abspielt, die dem Nordpol hundert Meilen näh-se liegen als viele vereiste Negionen Ame tiias und Nordasiens. Diese überaus großen llirnatischen Vorzüge verdankt Nordwest - Europa aber nicht lediglich dem Atlantischen Ocean als solchem, denn dieser bespüit auch Labrador und Grönlands Küsten, sondern der eigenthiimlichen Cirlu!a tion des Wassers in demselben und den Winden, die darüber wehen. Die ganze nordwestliche Küste Europas wird von einer mächtigen Strömung warmen Wassers bespiilt, die von der amerika nischen Seite her mischen 40 und 50 Grad Celsius nördlicher Breite den Atlantischen Ocean durchquert und zwischen dein Nordkao und Spitzha gen sich im Eismeer verliert. Ueber dieser Strömung im Wassermeere herrscht eine ähnliche im Lustmeere vor, die sich in warmen und feuchten Südtoestwinden ausspricht, ja, dies Siidwestroinde haben einen entschei denden Antheil an dem Bestande der Warmtoasserströmung im Meere. So genießt denn das nordroestliche Europa den Vorzug einer ungeheuren, natür lichen Luft- und Warmwasserheigung die niemals aussetzt, und die Warme, welche die Sonne über dem Atlanti schen Ocean in der heißen Zone dem Meere und der Lust spendet, kommt ganz West- und Norden-est - Europa währen des Winters zu gute. Ein Theil des warmen Wasser-T welches Europas Küste umspiilt, entstammt dem sogenannten Golsstrorn, der Devi schen Tuba und der halbinsel Florida aus demf Mexikanischen Meerbusen stromt. jfruher glaubte man, das sogar ausschließlich diese Wasser es seien, welche die europöische Nordwest tijste erwärmten; allein die neuesten Untersuchungen haben gezeigt, daß eine weit bedeutenden Warmwafser-Strö mung östlich von den westindischen Jnfeln sich mit dem Golfstrom verei nigt und beide Strömungen zusam men den Weg iiber den Atlantischen Ocean nach Europa nehmen. Die Luft iiber dieser in mächtiger Breite, wenn leich langsam fließenden Warmwah ferschicht strömt dorwaltend aus Süds s weft und bringt gleichfalls die Wärmej der füdlichen Regionen nach Nordosten » verbreitet sie also über ganz West- und Nordwest - Europa. Die Luft- und Meeresströmungen begünstigen dem nach vereinigt diesen Erdtheil und gewähren ihm llimatif Vorzüge, welche demselben nach einer hohen nördlichen Lage allein nicht zukom men. » Jndem nun aber Luft nnd Wasser von der eurobäischen Seite des Allein tischen Oceani gegen das nördliche Polatbecken hinsttömen, wird noth wendig auch ein Abströmen aus dem selben stattfinden, da das Gleichge wicht der Meeresoberflöche und der Atmosphäre erhalten bleiben muß. Dieses Abstriirnen findet in der Thal statt, und zwar längs der amerikani schen Seite des Oceanj. Betrachten wir allein die Strömung im Meere, so finden wir, daß aus den höchsten nördlichen Breiten eine ununterbro chene Drift stattfindei, welche Eisberge von gewaltiger Zahl zwischen Gesa land und Spikbergem nnd weiterhin zwischen Griin and und Island ge en die Labradortiifte hinführt Diese is drift wird verstärkt durch eine ander-, aus der Baffinsbai kommende und beide vereinigt, strömen an die Bank von Reufundland zu, wo in Kon flitt mit dem warmen Golfstrom gera then und unter diesen hinabsintjen. s In den warmen Fluthen schmelzen die riesigen Eizberan welche der talte Yarftrom mitbrachte, mit roszer nelligteit, ja sie explodiren erm l« wobei die Schutt- und Gewiss ma en, welche te , auf den Meeresboden fakzn Monden im -. nnd zu W des ges-inneres iii die sl der Usllerge Iin der Nähe der ro en Bank von Reu sundland sehr trachtlich. im perdst nimmt sie ad unt-Hur Winterzett seh slen s- sasi ganzlrch, denn nunmehr kruht weiter oben alles in den Banden ldes grimmi sten Frostes. Die Schutt und Geste nsrnassen, welche beim Schmelzen der Eisberge in der hshe von Neufundland aus den Meeres boden fallen, sind es auch. welche im Laufe der Jahrtausende dort die unter seeischen Bänke aedildet haben. Nach Verlauf von unzähligen lveiterenJahr tausenden werden diese Bönte zuletzt als Klippen über den Meeresspiegel emporragen Und der warme Golsstrom sowohl, als der die Eisderge dringende Polarstrom werden dann gezwungen sein, ihren Weg weiter ostwärts im Atlantischen Ocean zu nehmen. Mit dem kalten Polarftrome kom men in jedem Frühjahre Walrosse und Eisdären bis zu den Küsten Neufunds lands, also bis in die Gegenden, di: unter denselben Breitengraden liegen wie Paris oder Dresden. An- der europiiischen Küste, seldit im hoben Norden; sind dagegen Besuche von Eis bären unerhört. Wohl tummelt sich dieser Tiaer des Nordens überall im Eismeer, wo Schollen schwimmen, ade: niemals hat er noch die standinaoische Nordliiste betreten, weil die warmen Fluthen des Golfstromes diese um« diillen, und auch die großen Wale scheuen vor diesen wie vor einemFeuers meere zurück. Die allgemeine Bedentunq des Gass stromes für das Kiima Europas, de sonders aber seine entscheidende Ein wirtung auf die Milderuna der Win terlijlte in dem ganzen westlichen und nordwestlichen Theile dieses Erdwei les ist schon in den Zeiten von hum doldt nnd Tone deutlich erkannt wor den. Eine andere Frage aber ift die, ob Veränderungen in der Laufrichtung, Ausbreituna und Temperatur dieser i warmen Meeresstromuna sich m den Witterunasverhältnissen jener Gegen den deutlich tnndaeben Jn kühlen, nassen Sommern qeht die Meinung des Publikums häusiq dahin, es seien besonders viele und qrosze Eisinassen aus dem Polarmeere siidwärts vor gedrungen und hätten die Wasser wärme des Atlantischen Oceans ver mindert, wodurch dann weiter dieLust temperatur in diesen Geaenden un jin stig beeinflußt worden sei. Diese or stellung ist in jedem Fall irrig. Denn wenn die größere Menge der Eis-berge, welche die Polarströmung aus dem Norden bereit-bringt die Lu ttempera tur über Europa in gewi en Sorn mern verminderte, so würde dies in weit höherem Maße auch ür Nord amerika der lFall sein mit en, wäh rend sestgeste t ist, daß gerade kühle Sommer und warme Winter inEuropa mit beißen Sommern und strengen Wintern in Nordamerika fast immer gleichzeitig austreten. Dagegen kann man wohl die Frage aufwerfen, ob der Golsstrorn und seine Ausläuser längs der europäischen Küsten zur glei chen Jahreszeit stets den gleichen Wärmevorrath enthalten, oder ob Schwankungen in der Wasserwärnte stattsinden und diese Schwankungen sich in den Witterungs-Verhältnissen NordwestsEuropac bemerkbar machen. Diese Frage ist in neuester Zeit von dem schwedischen Meteorologen Pet tersson studirt worden und bat zu inte ressanten Ergebnissen geführt Er untersuchte nämlich die Wärmevertbei lang in den wärmeren kGebieten der Atlantischen Oceani gemäß den Beob achtungen an süns Stationen, von denen zwei aus Island und die drei anderen aus den Faröerm Sbekland und an der norwegischen Küste liegen. An jeder dieser Stationen sind wäh rend eines Zeitraums von 22 Jahren ununterbrochen Beobachtungen ange stellt worden. Während dieses Zeit raurnes war das Jahr 1888 im nord westliehen Europa ungewöhnlich kalt, der Winter 1890 war dagegen auser eskdmtlieb mild-. Es emai- sitb nun bei Prüfung der Temperatur-beobach tungen der Meeresobersläche, dasz das Wasser des ganzen Zstliehen haupt weiges des Atlanttsehen Stromei tm « ahre 1888 beträchtlich lälter als ges tvöhnlich war, im Winter 1890 dage gen erheblich wärmer, während der westliche Theil desselben 1888 wär mer, im Winter 1890 dagegen kalter erschien. Daraus sol t, daß der war mere Theil des Gol staune-, sozusa gen dje Märmeachse desselben, in ge toissen Jahren bald näher, bald ent sernter von der europäischen Küste ver Iläust, und zwar lag er näher der ame jritanischen Seite während der Periode, sda es in Nordwestääurvpa lälter als ngtvöhnlich war. Daraus ersteht man Hauch, daß die Meinung, diese größere Kälte sei durch das Auftreten unge wöhnlich zahlreicher Etsberge bet Island verursacht, falsch ist, denn gerade damals trat der warme Waf setstrom in größerer Intensität in der Nähe von Island aus. Petterfsen fand überhaupt, daß dle Schwankungen des Golfstromes in seiner Richtung und Stätte mit dem Eintrefsen von lalten und warmen Wintern in Nordeuropa zusammensallen. Er untersuchte ser ner die Temperatur der Nordsee tm Februar 1894 und 1895, und sand, daß die Wasser derselben an der Ober fläche im erstgenannten Jahre von der nortvegischen Küste bis zum englischen IKanal mehr als 6 Grad warm waren, sim Februar war dagegen das wär-— rnere Wasser niraendwv über S Grad und die ganze sltdltehe Nord ee L r von ungewöhnlich laltern Wa er M slurhet. In den Winter-nennen lel blieb aber das Wetter in allen staubi 3navts0en Ländern sehr mild, während die entsan Monate des Ja I «1M seht last warten M II giebt also aus dem Nord e iblet bezüglich der Meeres-Te ea r sit-arme kalte und normale nter, kund toie ttetsson ferner sand, tritt j der Cbara ter dieser Winter schon am zBeginne der lalten Jahreszeit in der Wasser - Temperatur deutlich hervor. Wenn man daber genaue und. um af jsende Beobachtungen dieser Wa et lterrineratur nicht nur in der Nordsee, ;sondern auch im normegischen Meere Fund im nordatlantischen Orean ari stellt, so wird dann daraus schon im Dezember wichtige Schlüsse über den Charakter des kommenden Winters HFiehen können. Diese Schlüsse werden z um so sicherer sein, wenn der bevorste bende Winter ein extremen also ent Eiveder ungewöhnlich kalt oder unge I wöh lich warm sein wird, also qerade «in sen Fällen, die voraus-zuerkennen am wünschenswerthesten ist. « Ein deutscher Meteoroloae, Dr. Mei ·nnrdus, bat die Untersuchunan des Eschwedischen Forschers noch ein Stück l«iveiter gesät-sit Er fand u. a., daß »die Durchschnitts - Temperatur des iJanuar und Februar in Berlin wäh ltend des Zeitraums 1874———1896 mit Ausnahme von zwei Fällen dieselben «Schwantunaen zeigte wie die Wasser temderaturen an der normeaischen Küste. Ja noch mehr. Er fand auch, daß man rnit aroßer Sicherheit die Temperatur-Verhältnisse der Monate Februar, März, April in Mittel Europa, speciell im deutschen Küsten gebiet, vorherbestimmen kann, wenn man die täglich in den Zeitungjwets terberichten veröffentlichten Tempera turen der Station Christiansund (in Norwegem in dem Vierteljahr Novem ber bis Januar zu Rathe zieht Jst es dort warmer als der gleiche Feitraum des vorhergehenden Jahre-, wird in Mitteleuropa höchst wahr fcheinlich der Zeitraum Februar — Mär und März—-April auch wär mer fein als im Vorjahre. Dingle axe gilt umgetehrt, wenn es in Christian fund tälter ist. Da aber die Luft temperatur in Christianfund mit der Temperatur des dortigen Küftenwaf sets, alfo auch mit der des Golfsttc mes, in gleichem Sinne sich ändert, so lann man nach Meinardus allgemein sagen: »Ein» hohen (resp. niedrigem Temperatur des Golfftromes an der notwegifchen Miste im Vorn-inte: November bis Januar) folgt gewöhn lich eine hohe (refv. niedrige) Tempe ratur in Mitteleurooa im Nachwinter lFebruar bis März) und Vorfrithling lMarz bis April).« Das ift ein praktisch interessantes und werthvollea Ergebnis, und auf Grund desselben werden wir in den nächsten Jahren in der Lage sein« wenigstens im allgemeinen vorausbes ftimrnen zu tönnen, ab der Winter und der Vorfriihling besonders ftreng oder sehr mild ausfallen werden. Ein el heiten können natürlich auf diesem Wege nicht vorausgefagt werden, abe: dies ist überhaupt auf liingere Zeit hinaus bezüglich des Wetters unmög lich» Der mächtige Einfluß des Golf firomes auf das Klima Europas tritt gerade auch in diesen Aenderungen deutlich zu Tage, und es wird nun Auf abe der ferneren wissenschaftlichen Forschung fein zu ermitteln, wodurch Jdie Schwankungen in der Lage uno sMachtigteit diefer warmen Meeresstra tnung veranlan werden. wahr fcheinlich baden wir die Ur ache davon in der heißen Zone zu suchen denn die Sonnenstra lung ift es zuletzt allein wel die gungen auf der Erd r löche oerurfacht. Zu met. IErzahlung aus dem wirklichen Leben von Ludwig Habicht. »Na, wieviel bringst Du heut?« und die starllnvchige, hagere Frau risz dem eben ein etretenen Mädchen so lecch die festgeschatssene tleine Hand au , uin sich ihres Inhalts zu bemächtigen Jhre großen eingesuntenen Augen hatten rasch die tveni en Kupsermün en über blickt und gezii lt. »Nein Ni el ist da bei, das sind ja zusammen nicht ein mal xhn Pfennige! Jst das alles, was Du ommen sti« und die Fest schaute mißtrauisch-sorschend in dag blasse, fest nur von Angst und Unruhe ein wenig geröthete Antlitz des hüb sgem etwa acht Jahre alten Mäd s n . »Ja, Mutter,« antwortete die-Kleine, und ihre blauen, nur von Noth und hunger u groß gewordenen Augen ruhten offen und ehrlich, aber doch zu leich voll heimlicher Angst aus der grau denn sie wußte schon, wie rasch und hestig disse sogleich zuschlug »Du toirst Dir gewiß Kuchen ge tauft und alles vernascht haben, mäh rend wir Alle hier hungern tönnen.« .Nein, Mutter wahrhaftig nicht; ich hah’ den ganzen Tag nur ein Stückchen trocken Brot gegessen, das mir eine alte Frau und hin so hungrig« Un Du belomtnst auch nichts, das soll heute Deine Strase sein. Denkst Du, ich soll Dich auch noch siittern siit die paar Pfennige, die Du mitgebracht hast? Es reicht ja silr uns Andere chvn lan e nicht mehr.« «Die eute sind jetzt so hartherzig und von den meisten Thüren jagen sn mich fort. Ich tönte zu ost- und sn würden mi einsperren la en, Ioenn ich mich noch einmal blicken ließe,'· ent gegnete das Mädchen und ein leises ttern ging durch den zarten, gebrech lchen Körper. Ach, mail Du bist zu nichts lzu ghrauchem nicht einmal zum Bette n· nn Du bist u still, zu furchtsam, Du gehst- aus der telle sort, tvenn manDir nicht leich was giebt. Sie mdgen tm iner lshpien nnd Dich lag-ten wol len, a must du ruhig bleiben und aIen: »Ich bitte Sie umset tet llen. schenken ie mir einen ill mxknss —- Die spin- sp schuf-« nqu St innre der Frau nahm einen ganz ·lliiglichen Ton an, als iie fortfuhr ««Mein Vater ist schon so lange trank fund kann nicht arbeiten und meine ar me Mutter hat noch siinf kleine Kinder zu hause und teinen Bissen Brot.«. »Sieh Du, so mußt Du es machen,«« feste belehrend hinzu. . »Der Vater ist ja aher nicht trank und wir haben nur —« « »Willst Du wohl still sein, Du nichtswürdiger Balg und daraus hören, was ich Dir sag’.« schrie die Frau so gleich. wieder heftig werdend, und als wolle sie die Aufmerksamkeit der Klei nen vollends weaen, fiel ihre große, inochige Hand schwer aus die Wange des armen Kindes nieder. das wohl vor Schmerz sich zusatnmenboa, aber tei nen Klagelaut aus-zustoßen wagte, denn es tannte schon die Mutter, die sonst in einen noch größeren Zorn ge rathen und es so lange schtagen wurde. bis ihr Arm ermüdet war; sein kleines Körperchen wußte von diesen Wuthan fiillen zu erzählen, da war kaum eine Stelle. die nicht von irgend einem Straswerlzeug der heftigen Frau ge troffen worden. »Nun marsch, in die Kammer! Du deiommst heut nichts zu essen, wie ich Dir schon sagte, und wenn Du morgens wieder so wenig nach Hause bkin si j dann sollst Du was erleben! sich schlag’ Dich so windelweich, daß Du Dich nicht mehr rühren lannft,« und- sie zeigte dabei auf einen großen Stock, der m einem Winkel der engen Stube stand. »Den kennst Du ja, aber das merk Dir«, fuhr die Mutter drohend fort, »moraen regnet’g ordentlich, das verspreche ich Dir. Also sei dreist, nicht fo still, nicht so. blöde, Du dummer Balg! Da giebt Dir freilich Niemand was; aber wenn Du recht kläglich bit test und nicht eher fortgehft, bis Du was belommen hast, da giebt man Dir schon, nur um Dich endlich los zu wer den. Haft Du mich verstanden-i Du dumme einfältige Liefe!?« und mit ei nem nicht ganz sanften Ston schob sie das völlig eingefchiichterte, am ganzen Leide zitternde Kind in die Kammer. i Die Frau hatte freilich auch tein de neidenswerthes Loos gezogen. »- Jhr Maan war Hort-machet und er hätte wohl, wenn auch sein Verdienst nicht sehr groß war, seine Familie erhalten tönnte, aber er vertraut lieber den größten Theil davon, wenn nicht zu weilen alles und so herrschte stets Noth und Elend im Hause. Der Mann war Wittwer gewesen und hatte die tleine Lisdeth seiner zweiten Frau zugebracht, dann waren noch drei Kinder getom-« te Frau sich durch Waschen sür die Leu te durchzuschlagen suchte, es wollte doch niemals reichen und deshalb blieb nichts anderes übrig, als die Ligbetb hinauszuschidem die sollte das Mitleid der Reichen in Anspruch nehmen und dadurch auch etwas sür den hausbalt herbei chassen. Anders ging es nicht, denn äcker und Gemiisehiindler woll ten nicht mebr borgen und es waren, außer dem des- Etieftiudes, siins Mäu ler zu stopfen. ——- »Ach wäre nur der dumme Balg etwas anders, nicht so still, nicht so ängstlich, die könnte viel beimbringen, denn sie ist gar nicht ein mal so häßlich, und da bat man weit eber eine ossene hand; ·- aber sie ist und bleibt so still und das kann ich ibr gar nicht abgewöbnen,« dachte die Frau grollend, ohne es sich bewußt zu wer den, daß sie es aerade gewesen« die das arme Kind so still und furchtsam ge macht hatte: —- gab es doch beim ge ringsten Anlaß bestige Scheltworte, wenn nicht sogar Schläge und Miß-» Iwadluagen I mn Und Wenn clUO Mc scheu-gewohn s Die Frau war im Grunde nicht schlecht und bösartig, nur ungemeinj heftig. Ach, und das elende Leben, das ihr durch den unverdesserlichen Trun kenhold, ihren Mann, bereitet worden,« Mitte sie vollends hart gemacht und ver bitter . Sie war immer brav und fleißig gewesen und war es noch. hatte; sie ein solches Schicksal verdient. das ihr durch diesen Mann zu Theil gewor den? —- Wie glücklich war sie gewesen« vor ihrer heirath, wie gut hatte sie es in ihrem Dienst gehabt! —- und jeht war sie ein armes« geplagtes Weib, das sich vom frühen Morgen bis zum spä ten Abend abguiilen mußte, um sich und die Kinder und auch noch den Mann zu ernähren, der alles am lieb-, sten durch die Gurgel jagte, als an sei ne Familie zu denlen. — Und das Stiestind taugte auch zu nichts, — nicht einmal um Betteln! Sollte sie ich auch noch Tür das ganz übersliissige "ngs abauii en?! —— Ei war genug, wenn sie siir ihre eigenen Kinder sorgte und das selbst war ihr in der letzten Zeit unmöglich geworden. Sie hatte werfenlang gar nicht arbeiten tönnen ; —- re wai trank gewesen und nun - te sie die Stieftochter betteln geschickt. Eine Zeit war es auch gegangen. Lis beth hatte ansan s beinahe so viel heimgebracht, dag es wenigstens zum Allernoihdiirstigsten gereicht hattezaber «in den legten Tagen waren es immer «nur wenige Psennige gewesen. die sie Fab eliesert und so konnte es nicht satt exenz sie mußte ihr einmal ordentlich ! gen Standpunkt tlar und ihr die hölle heiß machen —- und als die Stiefmut ter am andern Morgen das armeJ I hungrige Kind ohne Frühstück hinaus-T Mie, gab sie der Kleinen noch einmal Erma nung mit aus denWeg: .Ser« nicht so a been und so still! Mitta s kommst Du nach Hause, dann so t Die auch In esen haben; abee km must Du viel mehr nach Bau e brin en, sonst weißt Vu, was das ret, ich chins Dich halb todt!« und erhob ohend die hand. Lisbeth chlich hinaus; das sites-e sitz war hr so schwer. —- Ach, Ue utter wußte ja gar nicht. wie viel da zu gehörte, das Mitleid von Versen-zu erregen. die so verschlossen waren, wie. so d ele Thüren, an die sie jegt vergeb lich klopfte. Die Stadt war nicht groß genug und die Leute tannten sie nun sasi alle, man war ihrer ewigen Bet telei mtide geworden und jagte sie mit lAlt-ten Worten hinweg. Ach und die Ermahnungen der Mutter konnte sie nicht befolgen; —-— auch heute nicht« — Sie blieb wohl einen Auaenblick zag hsft stehen« wenn sie ihre Bitte mit li lkt Stimme vorgebracht; aber sobald dann Jemand dort im Zimmer heftig aulssuhrund sie anschrie: »Wirsi Du Dich gleich sortpaclen. Du unverschäm ter Balg!« dann brachte sie tein Wort mehr iiber die zitternden Lippen «und schlich trauria hinweg, um noch zag hafter und leiser ihre Bitte vorzubrin aen. Müde und hungrig bat sie zu letzt nur noch um ein Stückchen Brot und auch das wurde ihr heute derwei gert. »Ich weiß schon, das mö t Jhr gar nicht« Jhr Betteltinder werft die liebe Gottesgabe aus die Straf-U schrie ihr eine Frau zornig zu. »Nein, ich habe wirklich rechtenHun ger.« »Mach’ nur, daß Du sorttommstl Jch tenne schon Eure Knifse!« Nur ein Stückchen Brot! — Auch das nicht mehr! — Die Kleine irrte trost- und hass nungälos durch die Straßen. Jeht wagte sie schon nicht mehr an eine Thtir zu klopfen. -—— Heute war es noch schlimmer! Heute hatte sie noch gar nichtö erhalten. — Es war schon Mit tag und um diese Zeit sollte sie nach Hause kommen und auch zu essen erhal ten; aber viel Geld mitbringen, viel Geld und sie konnte der Mutter auch nicht einen Pfennig geben. Nein, nein, nach Hause durfte sie nicht, dann hieb die Mutter mit dem großen Stock so lange auf sie los, bis sie den Arm nicht mehr rühren tonnt4; sie hatte es ihr ja beim Weggang noch einmal versprochen, und das armeKind wußte wohl, daß die heftige FrauWort hielt· Ananvou ichcug vix-very oen entge gengesetzten Weg ein. Jetzt war sie schon außerhalb der Stadt. «« Zu die ser Stunde war es aus der Landstraße ganz still. Die Mittagssonne brannte herab; die Kleine fühlte eine großeMii digleit und der Hunger quälte sie sehr Von rechts der Straße wehte es so lühl eriiber; es war der tleine, von den rgen kommende Fluß, der im raschen Laus vorüber eilte, als habe er leine Zeit zu verlieren. — Ein paar alte Weiden standen am Ufer. »Ich will mich dort nur ein bischen ausruhen " sagte die Kleine und schlich langsam, mit miiden Schritten hinab. Wie das blitzte und funkelte in dem Flusse! — Die Sonnenstrahlen schie nen einen förmlichen Tanz auszufüh ren. —- Und wie in der hellen Fluth die Fische lustig weiter schwammen »Ja, wenn man die sangen tönntet Ach, nein die belomm ich doch nicht O Jch will lieber zu den Fischen hinun ter; die Mutter schlägt mich ja doch halb todt, wenn ich heute gar nichts nach hause bringe und ich bekomme wieder nichts zu essen. — Ach und ich bin so hungria!—— »Wenn Du da unten wärst da er hieltest Du leine Schläge mehr,« grü helte das arme Kind weiter. »du wärst Du bald todt und tämst zum lieben Gott, wie mir einmal eine alte Frau gesagt hat. —- Zum lieben Gott! —- da muß es schön sein. .da braucht man nicht mehr zu hungern. .da und wie von unsichtbaren Mächten ge zogen, sant die Kleine in die luth. — Arbeiter, die von ihrem M ttagessen kamen, sahen das im Fluß schwimme de Kind dessen saden cheinige Rii n es noch über dem Wasser hielten; a als sie das Mädchen herauszogem hatte es bereits ausgelittem »Das ist ja die Tochter von dem der sossenen Korbmacher,« sagte einer der Arbeiter, der zufällig Lisbeth kannte. »Die haW nicht Hist gehabt, die wird wohl selbst in’ s sser gegangen sein Armes Kind! Ihre Stiefmutter hat ssie chlkecht behandelt und sie war immer o r « Ja, jetzt war die Kleine ganz still-— — — Aus dein Lebe-. Er hat aeheuchelh hat intriquitt, Hat schnöd’ mich getäuscht und belegen, Er hat mich verlöumdet und denunziei, hat mich ausgeht-echt und betrogen, Hat ost sich aeweidet an meiner Pein, Hat vergönnt mir des Schicksals chliiae — »Hq, welch’ ein Todseind!« tus Jeder —- ach nein, Er iett —- ’s ist ein »Hei-et College!« Wir unterschätzen das, was wir ha ben, und überschätzen das, was wir sind. — I Ueberiege wohl, bevor Du Dich der Einsamkeit ergiebst, ob Du auch siir Dich selbst eiF heilsamer Umgang biß. ' O I Auch das kleinste Licht hat sein At mosphärchen. . . » s Nichts schwerer ais Den aeiien las sen, der uns nicht selten läst. «