Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 10, 1899, Sonntags-Blatt., Image 15

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ?
l
N
s
M
Ver mmmsgandfkhuh.
Chöhlung von Felix L«illa.
J.
Jn einer engen, schenuhigen Gasse in
der Nähe des Platzes St. Eustache in
Paris wohnte irre Jahre 1760 das alte
Fkiiucein Sidoule Diiplellss in einem
Pinterstiibchen in recht ötmlichkn Bek
haltnqizsfem denn sie bezog nur« Wetter
ne «ension von achthmldxrt letss
Wut-— Jn ihr-r . irgend hatte sie -"’
Glanz und Fülle e»ebt, und war tr:· ’
gen ihrer außeror entlichen Schönheit
» viel umschwärmt worden von vorneh
nien und reichen Lebenrännern, denn sie
tvak einst ein dielgefeierie Tänzerin
gewesen« eine der Hauptzierden des
alletiL «
. Wall-Hi hatte sie damals in ihrer
Glanzzeii nicht gespart, als sie sozu
sagen im Golde schwamm? Ach. M
dein steten Wirbel der berauschenden
Lust und des heiteren Leichtsinn-«- hatte
re nicht daran gedacht. und nun im
lter saß tsie einsam und arm m ihren-.
Hinterzlrnnier, gequält von Bedranq
nissen aller Art. · «
Gerade ieyt war wieder die Notl
grosz. Der erste Oktober war da, fee
sollte ihre Miethe bezahlen und hatte
nicht genug Geld dazu, weil sie den Be
trag ihrer Vierteljahrspensson Zur Bei
zahlung anderer dringender Schulden
hatte verwenden müssen.
«Giebi’s denn aar nichts Werthool
les mehr, das ich versetzen oder ver
laufen tönnte«."' inurmelte sie überle
gend.
unv ne oegann eifrig in den Schiro
laden ihrer wackeligen Komniode um
herzustöberm Jn großer Unordnung
lagen darin Garnlnäuel, alte Strüm
pse, Seiden-, Atlas- nnd Sammet
sehen und sonstiger Plunder, klägliche
Ueberhleibsel vergangener Herrlichkeit;
daneben vergilbte Liebesbrieschen, die
noch nicht ganz ihren Moschugi und
anderen Parsiim - Geruch verloren
hatten.
Wehmiithig sens te die alte Dame,
als ihre Nase den ust einsog, der so
voll Erinnerungszanber war. Sie
wühlte und stoberte weiter und sand
endlich ein kleines Papierpäckchen, das
sich weich und biegsam ansiihlte. Sie
öffnete es und entdeckte darin einen
alten seidenen Damen - Handlchuh mir
zwei hübschen echten Goldlnöpschen une
rautensörniiger Perlenstictrrei aus dec
oberen Seite.
»Den hatte ich ganz oergefsen,« mur
melte sie freudig. »Diesrr glückliche
Bund reißt mich ans der Verlegenheit.
ntsinne ich mich recht, so zahlte ich«
bei der Joubert ztveihundertvierzig
Livress siir die Handschuhe, denn wir
Tänzerinnen trugen sie damals eben so
kostbar wie die Priniessinnen Jsh
werde die Vierteljaer- « Miethe also
bezahlen lönnen und vielleicht noch ei
nige Livres iihrig behalten, da der alte
Constant mir sicherlich den vollen
Werth bezahlt. Hat er mir’s doch
selbst gesagt, dasz er vor vierzig Jahren
meine Tanztunst im Theater ost oc
wundert habe, und damals als armer
Juwelier - Gebiilse mein stiller Vereh
rer gewesen sei. O schöne Zeit, alg ich
noch so theure Handschuhe taufen
tonntel««
Der alte Handschuh war linlshiin
dig; sie zog ihn an und streifte ihn
dann wieder ab. Wie well waren ihre
Hände ietzt, die einst so zart und schön
waren, daß man sie sogar poetifch ver:
herrlichtel Sie hüllte sich in ihr faden—
scheinigeo Mäntelchen, setzte ihren Hut
aus, verließ das Stäbchen und stieg di:
Treppe hinab. Auf dein Flur traf sie
den Hanswirth dem sie sagte, daß sie
Geld holen wolle und nach einer Stun
de die Miethe bezahlen würde. Dann
trat sie aus die Gasse hinaus und ging
nach der benachbarten Straße St. De
nis, wo sie in den Laden des Juwelierxz
und Goldschniieds Leonard Constani
eintrat. Mit diesem würdigen alten
Manne hatte sie schon sriiher ähnliche
tleine Geschäfte abgemacht, nnd war
von ihm stets großmüthig behandelt
worden.
»Mein lieber here Constant,« sagte
die alte Dame, »ich brauche heute noth
wendig etwas Geld und wünsche des
halb einen alten Handschuh zu vertan
en.«
..Einen Handschuh?« ries der Juwe
lier erstaunt, indem er siir die Besuche
rin einen Sessel hinschob, auf den sie
sieh setzte. »Aber, bestes Fräulein, da
mit handle ich doch nicht«
«D, eg ist ein kostbarer Handschuh
mit goldenen Knöpsen und echter Per
lenitickerei. Sehen Sie doch! Vor vie
len Jahren habe ich der Jcsibert zwei
liundertvikrzig Livres dafür bezahlt:
aber noliiilich für beide.«
Constant nahm den Handschuh und
betrachtete ihn.
»Das will ich wohl alauben,« meinte
er. »Jetzt triiat man solche Mächtigen
Handschuhe nicht mehr."
»Friiher, in meiner guten Zeit, wa
ren sie Mode. Ach, hätte ich damals
gest-new
»Fa, das tpiire gut gewesen« mein
dere rtestej Fräulein. - Was verlan
gen Sie siir den haiidschnh?«
»Bitte, machen Sie ein Gebot.'·
JUchtzig ---— nein, neunzig LivreiL
ioeil Sie es sind."
«Donte! Damit ist mir vorläufig
eholtem tein anderer Händler würde
Po viel bieten, das weiss ich wohl.«
»Das ist richtig. Jch thue es auch
nur, weil ich Sie einst so sehr bewun
derte und verehrte. M ioer bewun
derte und verehrte Sie damals nichti"
Sie seuszte und meinte wehmilthigt
»Ist-, im Alter und in der Noth lernt
, man erst die wahren Freunde kennen
f .
Hund Sie sind her elnil e wahnsinan
Iden ich habe. Von a en anderen bin
ich verlassen und vergessen.«
»Aber warum verlaufen Sie mir
den einen Handlchnh nnd nicht auch
den anderen?« fragte er
»S-:hr gerne würde ich das thun.
wenn ich ihn nur hätte,« versetzte feel
»Leider ist er mir vor etwa vierzigs
Jahren gestohlen worden. Jn dem
kleinen schönen Laut-hause bei St. Ger
maia, welches ich damals besaß, wurde
Heime Nachts eingebrochen und die
Diebe nahmen Imr Ischmudfachen mit
im - Wekkhc VVU Ubkk fkchkiqlansenh
Livres.« - «
»Das war also zur Zeit des veräch
»ligten CattouchteP
»Ja. Dieser wrijhmteste aller Spktzs
bnben saß aber damals bereits im Ge
fangniß und wurde kurz nachher auf
deni Greveplatze qerädert. Doch ciniszc
»Mitgliede«r seiner Bande möqen wohl.
’cye mu« Hi ;jtifing, den Streickfnngge
Führt haben«
»Die Thaler wurden nichj mldecll ,««
Wein «
» »Aber wie retteten Sie den einen
".Vandschuh?«
»Nu: zufällig· Nachdem wir niim
lich den Einbeuch entdeckt hatten, san
den wir nachher auf der Treppe diesen
Handsclnih den die Räuber jedenfallr
dei ihrem Abzuge, ohne es zu merken,
verloren hatten. Jch wickelte ihn in
Papier und verwahrte ihn, weil ich
hoffte. die Polizei würde mir die ge
raubten Kostbarkeiten und auch den
anderen Handschuh wleder verschaffen
was aber trotz aller Nachforschungen
leider nicht gelang.«
S»,,Das war ein schwerer Verlust fiir
ie.«
»Nun, damals tonnte ich ihn ver
schmerzen, denn ich besaß in meiner
"prächtigen Stadtwohnnng in der
Straße St. honore noch fchönere und
ilostbarere Schinuctsachen als die ge
Iraubtern Alles-, alles ist freilich längst
dahin dieser alte Handschuh ist der
letzte Ueberrest meines ehemaligen
Reichthum5.«
Während der Juwelier die nennzig
Livres auf den Tisch zählte, trat seine
unverheirathete Tochter Julie in den
Laden. Sie führte aen Haushalt nnd
hatte mit ihm etwas daraus Bezügli
cheg zu besprechen. Artig begrüßte sie
die alte Dame, welche sie von deren
ifrilheren Besuchen her schon kannte.
Die Beiden plauderten ein Weilchen
;mit einander. Dann entfernte sich die
ehemalige Tänzerin
s »Es geht der Armen recht fchlecht,
zsagte Conftant.
»Sie thut mir so leid," meinte seine
Tochter
»Chen hat sie ihren letzten Werthgv
genstand verkauft, diesen alten Hand
Jschuh, siir welchen ich ihr den guten
JPreis von nennzig Livres bezahlte."
»Das war recht, Vater.«
Julie nahm den Handschnh und be
sah ihn init Interesse. Dann sprach
sie iiber ihr Anliegen und verließ da
nach den Laden.
Der alte Juwelier betrachtete nun
selbst wieder mit einem Anflua von
iRiihrung den aetauften Gegenstand
»Wie seltsam!« murmelte er. »Wie
ländern sich die Zeiten nnd die Schict
sale der Menschen! Wer hätte das vor
ivierzia Jahren gedacht, als ich die rri
szende Sidonie bewunderte nnd so fiir
ne schwörmte! Wie aliietlich hatte niii
jdainals dieser Handschuh gemacht; wie
Hätte ich ihn voller Entzücken mit glü»
henden Küssen bedeckt! Und nun? Ach
wie sind wir alle Drei so alt und so
ziniirbe geworden, der HandschuhE
donie und ich selbst! Soll ich die klei
nen Perlen nnd die Goldlnödschen ab
trennen? Nein ich will den Hand
Ischuh des einst von mir geliebten We
erns aufbewahren so lange ich lebet«
i i i I
» Fräulein Tsuplessig war wieder zi:
Iriietgetehrt und hatte sofort die Mietye
Ebezahln
i »Die-mal hat der alte Handschnh
zrnir noch geholfen,« murmelte sie, wäh
Irend sie die Treppe zu ihrem Stäbchen
emporstieg. »Aber wenn ich wieder
einmal in Bedrängniß gerathe — wa)
foll dann geschehen? Ob mir wohl der
gute alte Herr Conftant etwas leiht?
Er ist ja mein einziger Freund, nnd
seine Tochter ist auch lieb und gut.«
Diese Hoffnung der alten Dame
sollte jedoch getäuscht werden. Denn
nach Verlauf von kaum zwei Monaten
erhielt sie die Schreckengtnnde, daß ver
wegene Einbrecher den Conltant’sche:r
Juwelen - Laden zum Theil ausar
iraubt und den zur Vertheidigung sei
)nes Eigenthums herbeieilenden Besitzer
iniit einem Brecheiien niedergeschlaqen
Mitten, fo daß er, ohne wieder zum Be
iousrtsein zu gelangen, an der Verle
tzunq gestorben fei. Die alte Ballet
Tiinzerin weihte dem Andenken des so
jäh aus dem Leben geichiedenen er
probten Freundes viele heiße Thriinen
Die Criminal - Polizei entfaltete
eine fieberhafte Thöiigteit, um den
Berbrechern auf die Spur zu kommen,
die unter anderen Sachen, wie durch
Julien’s Aussage festgestellt wurde.
auch den alten verlenbeietzren Damen
Handjchuh geraubt hatten. Vorläufig
blieben jedoch alle Nachforschungen er
folgloo.
2.
Als im November 1721 Louis Do
miniaue Cartouche, der berühmte Ban
dit, zu feiner dinrichtung aus den
Geer-e - Plan in Paris seisihrt wurde
glaubte und hoffte er· die zahlreichen
Mitglieder seiner Bande würden einen
gewaltsamen Versuch machen, um ihn
Z- befrerem Das geschah aber nicht.
arilber gerieth er n wilden Zorn
.- .-----..... . . ...-—...—·· -...«.-..-....-.--.-.--«—.—... ..»— .. « .- —
nnd erklärte inarinim-ia, daß er noch
wichtige Offenbarnngen machen wolle.
Deshalb lonrde die Hinrichtung um
einigen Tage verschoben Cattonchc
gab en Wolololl die Namen von drei
bundertsieb,ji«k« lekitaliedern feiner
Rande und auch aenan ksie Orte nn-?
SchlupfsointeL wo sie zu finden seien.
Unter ihnen waren nicht weniger als
hundertvierunddreißia Frauen.
an den gedruckten Arten des großen
Cartouche - Prozesses sind die säumi
lichen Namen dieser Frauen return-In
Man liest da zum Beispiel Renaia PU
dailler, aenannt die schöne Milchftanz
Maria Anna Roman-M Javotte,« die
dicke Geflügelhändlerlm Katharina
Noei. aenannt die Nonne-: Linotie Dei
1anrietci, aenannt die schöne Wirtin-:
n. i. w. » »
Man verhalte-te fast alle inannlichen
nnd weiblichen Milalieder der Bande.
Nur sehr weniae entainaen diesem Ver.
bänaiITH so rasch, eile-Tisch und ge
schickt km; die Criminalvolizei ihrs
smabrmeln l
Untex Pia verhafteten Frauen des-«
sand sich auch die eben genannte »schöne
Witthin«, Linotte Deslauriers, die
bald nachher im Gefängnisse starb.
Sie war die Eigenthiiinerin einer
kleinen, in schlechtem Rufe stehenden
Schente gewesen, eines armseligen
häuschens an der Landstraße in der
Nähe von Nanterre, halbwegs zwischen
Paris und St. Gerniain.
Nach ihrem Tode siel das Häuschen
als Erbe ihren Verwandten zu, und
wurde von ihnen verkauft. Es hatte
dann rasch nach einander mehrere Be
sitzer, die da nicht bestehen konnten,
nachdem die Schantaerechtsaine ausge
hoben worden war. Im Jahre 1760,
zur Zeit unserer Erzählung, gehörte es
dein Gärtner Jean Barodet, welcher
darin mit seiner Frau Louise und ei
nem siebeniährigen Zähnchen wohnte.
Mit der Gärtnerei ging es schlecht,
denn das zu dem Häuschen qehörige
Land tauate nicht viel. Barodet war
tief verschuldet, wurde von den Glän
bigern hart gedrängt unddeständia
mit Psändung bedroht. ———- —
An einem schönen Septembertaqr
des Jahres 1760 schien sedoch eitel
Lust und Freude und große Ausaeregts
heit bei der Familie Barodet zu herr
schen«
Jn seinem Sonntage- -. LIlnzugr und
mit Hut und Stock erschien der Gärt
ner vor der Hart-tliiire, obgleich es ein
Wochentag war. Er trug ein sorgsäii
tia verschnürtes Päctchen unter dem
linken Arme. Sein: Frau und sein
Söhnchen standen bei ihm, beide freu "
desirahlend. !
»So ist denn nnn bald alle Noth bei.
uns zu Ende!« ries Frau Louise.:
»Welch ein herrlicher Gliickgtagk iFsII
ist doch ein Segen, das-, Du dies alt-.
Häuschen taustest. Wenn Du einei
iuten Handel machst, wirst Du alle
Deine Schulden bezahlen können und
vielleicht noch eine ansehnliche Summe
iibria behalten. Dann hab-n wir gar
keine Sorgen mehr. Aber nimm Din)
in Acht, lieber Jena, daß Du in Paris
nicht betrogen wirst! Wende Dich nn-:
Jn einen ordentlichen nnd redlichen
Geschäftsmann«
»Selbstoerständlich werde ich das
versetzte Bart-den
»Vater, brina’ mir etwas Schöne-:
mit!« rief sein Söhnajen
»Wil! daran denten, Vierre,« sagte
der Gärtner.
Daraus schritt der Mann rüstig die
nach Paris führende, von Wagen, R:is
tern nnd Fußgänaern belebte Land
straße entlang.
Nach der Ankunft in der Hauptstadt
musterte er in der Straße St. Honori
die Schaufenster der Laden, bis er zu
dem prächtigen Schausenster des Jn
weliers tftienne Poulnin gelangte-.
Nach einigem Besinnen trat er ein.
Poulain war selvst im Laden anwe
send. »Was wünschen Sies« fragte er.
,,Kausen Sie goldene Schinucksachen
mit Edelsteinen-»
»O 1a."
»Ich glaube wenigstens, nnd meine
Frau auch, daß es echte Edelsteine
sind-"
»Sie wissen das nicht ganz genau .'«
»Nein.«
»Das finde ich seltsam, ja sogar auf
sallend.'«
»Herr Poulairn ich bin zufällig dazu
gekommen, habe früher in meinem Le
ben niemale solche Kleinodien besessen.«
»Wie sindSie zufällig dazu gelangt,
vielleicht durch Erbschaft?'·
»Das nicht. Jch habe die Sachen
gesunden.«
»Es sind also alte Sachen?« meinte
Poulain·
»Seht alte. Daran ist unter den
obwaltenden Umständen nicht zu zwei
seln.«
»Sie werden begreifen daß ich beim
Antause von Schinucksachen vorsichtigi
sein muß; darum stelle ich solche Fra-’
gen. Wo haben Sie die Sachen gesun- I
den?«'
«Jn der Erde, zwei Fuß tief, unter
einem Birnbaurn in meinem Garten.
Da lagen sie in einem alten eisernen»
Deckeltvpse und müssen darin sicherlichs
schon lange,lange Jahre gelegen Inbean
»We) wohnen Sie«.-«'
»Nahe bei Nanterre, an der Pari
ser Landstraße. Ich bin Gärtner«.
»Und wie ist Jhr Name?«
»Jean Barodet.«
Jean schnürte das Päckchen aus nnd
entnahm ver Umhiilluna eine flache·
Felzerne Schachtel, von welcher er dens
ckel abheb. Dann brachte er ein
Etui zum Vorschein, welches er öff
nete. Ei enthielt ein schönes golden-S
Armband mit suntelnden Steinen. «
»Ein sehr hübsches Armband!«
·.- —..-. «--. s .- .. « — ..—.--.-.--.--·--.....«
sprach der Juwelier mit Kennekmiene
,,Sind vie Sie-tue echt "'
»Ja. www-«
»Wievic: mag rui- Tslnrsispnd kreriisi
'fein".«i«
,,"5iiuft-nrsend Livreiz shuk Viel
1c·"ck1t kam ich aber nur-L ctwas mehr
geben.«
»So 155I?« rief riet Gärtner aus
geregt
»Bitte, zeigen Sie mir, mass Sie
fonst noch habe-M
Barodet brachte andere Such-n
Yum Vorschein; noch ein Ztoeites Arm
pAnd, dmm Ringe, Brofchen Obhu
angk gofdme Hals-fetten und son
Fig-T meistens geschmückt mit Bri.
lauten und Verse-is
»Wie hoch schätzen Sie das alles
zusammen migefähr?s« fragte er.
»Auf fünfzig- bis sechsigtausend
Livres« versese der Intoe er; »doch
mu ich selbstverständlich die Sachen
no gsnauer untersuchen, befondersfs
die Brillantcn , wägen, bevor ich eiit
bestimmtes Angebot machen tann.«
»Ihr-n Sie das, Herr Paulain!«
rieg freudebend der Gärtner, der seine
tii nsten Hoffnungen durch die Wirt
lichteit noch weit übertroffen sah.
»Was haben Sie denn da noch in
der Schachtel-P fragte der Juwelier.
O, das Ding hätte ich beinahe ver
gessen«, sagte Jena »Es ist ein ein
elner alter Danienhandschuh, aber
fehr hübsch verziert mit kleinen Per
len. Der ist wohl nicht viel werth?«
»Sei-Pia Livres vielleicht. Lag der
Handschuh auch in dem eisernen
Tapfe, in der Erde?«
»Jawohl.«
»Dieser Mensch beliigt mich, das ist
ganz unzweifelhaft«, dachte im Stil
ten t5-tienne Ponlain, ihn scharf und
forschend anblirtend. »Hu den Ein
brechern gehört er wahrscheinlich, n)el
ehe meinen unglücklichen Kollegen
Constant in der Straße St. DeuiLI
beraubten und ermordeten, oder er ist
ein von ihnen abgesandter, harmlos
angsehender Oel-let Was er da er
zählt von dem angeblichen Fund, ist
erfunden und erlogen. Der alte Hand
schuh soll den Frevel an’s:« Licht brin
gen!«
»Komme» Sie mit ntir«, sagte cr
dann. »Ich muß die Sachen genauer
prüfen ,uni sie ganz richtig abschätzen
Zu können; das dauert aber geraume
Zeit.«
Er führte ibn in die Werkstatt.
Kein Unheil ahnend, vielmehr froher
Hoffnungen voll, folgte ihm Jean
Barodet.
Heimlich gab der Juwelier einem
seiner Gehilfen einen Austrag. Die
ser setzte seinen Hut aus und entfernt-.
sich.
Eine ute Viertelstunde verging.
Dann erschien ein Polizeitonrmissär
mit einem anderen Polizisten.
»Sie haben mich rufen lassen, Herr
»Poulain?« fragte der Erstere.
; »Ja«, versetzte der Jntvelier· »Es
lsind mir soeben unter verdäctztigen
fllmständen kostbare Schmncksachen
zum Kauf angeboten worden«
»Von diesem Manne hier?«
»Jawohl.«
! »Was soll das bedeuten?« rief be
stürzt der Gärtner.
»Diese Juwelen sind gestohlen«,
sagte Poulain
» »Nein — - ich habe sie gefunden
Im einem alten eisernen Tophe wie
lich Ihnen sagte
» »Das ist nicht wahr!«
»Warum sollte das nicht wahr
sein"?« fragte der Kommissar
»Die Sachen sind vor einigen Cllio
naten in der Straße St. Denig dein
Jutvelier Coustaut gestohlen, welcher
leider selbst dabei um’g Leben tam«,
antwortete Paulain «
»Ich war und bin noch selbst mit
den Nachforschungen in dieser Sache
betraut. So glauben Sie also, den
Thätern auf der Spur zu sein? Das
wäre ja sehr erfreulich.«
; ,,u.ltztueisktuukl til »in turuisuissw
»in Theil der vielen arraubten
Schmucksachen Und dieser Mensch «
i ,Jch bin imfchuldiq!« riet Jear
jimnier entsetzter »Ich weis-, nichts
von tenexn Verbrechen Was ich Herrn
Pontain iiber meinen Fund sagte, ist
die reinste Wahrheit.«
l »Er«iähten Sie mir das auch«·
sprach der Kommissar-. »Aber kurz
und biindia!«
Das tliat Barodet. Zum Schluß
siigte er trinkt« «Sind die Sachen
wirllich gestohlen, so miißte das doch
lvor sehr lanaer Zeit geschehen sein«
Vor vielen ahren war mein Häus
’chen eine Schente und gehörte einer
gewissen Linotte Mslauriers, die im
Gesänqniß gestorben sein soll, wohin
man sie gebracht hatte, weil sie mit
der Bande des Cartouche in Verbin
dung stand.«
Poulain zeigte ein Schriftstiict,
welches er aus einer Schublade nahm«
»Diese: alte Damenhandschub, der
mir eben mit zum Kan angeboten
wurde, ist in dem, allerdings sonst un
vollständigen Verzeichniß der bei Con
stant geraubten Sachen genau beschrie
ben«, bemerkte er. »Die Verlensticte
tei, die Goldtnöpschen, alles stimmt
Für mich it dieses Beweisstück über
zeugend. Jn Bezug auf die anderen
Sachen ist das freilich nicht so sicher «
»Sie haben recht, Herr Poulain« ,
pr«ach der Kommissar. »Juki Baro
t'«, ich verhaste Sie und nehme alle
diese Schmucksachen mit zur Verfü
gung des Gerichtttt"
Ver ebens betheuerte der unglück
liche iirtner immer und immer wie
der seine Unschuld. Er wurde in Un
tersuchungshast gebracht.
Es wurden sofort Beamte nach dem
Häuschen an der Landstraße bei Nan
terre geschickt Die bei der Kunde von
dem, wag sie heJesiihrt höchst er
schrockene Frau arodet zeigte ihnen
das Loch unter dem alten Birnbaum
nnd den rostigen eisernen Deckeltops
Auch versicherte sie hoch und thenee
nnd Unter vielen Thränein sie selbst
sei Dabei gewesen« wie ihr Mann zu
fällt-J den Juwelenschatz gefunden ha
be. Diese Nachrichten brachten die
Beamten nach Paris.
Der Untersuchungsrichter ließ Julie
Constant zu sich bescheiden. Sie er
schien, noch in tiefer Trauer.
’ ,,Ertennen Sie diese Schmucksachen
als die zu den geraume-i gehörean-«
fragte ek. -
» »Das vermag ich nicht mit voller
Bestimmtheit zn behaupten«, versetzte
sie, nachdem sie die Sachen betrachtet
hatte. »Aber es kann wohl sein.« ·
- »Und dieser alte, mit Perlen ver
zierte DanienhottdfclsulsP
»Ja, ja, den errenne ich wieder!
Erst kurz zuvor hatte mein Vater ihn
lJckL Ufi. ’«
, »Von wein?«
»Von der alten ehemaligen Ballet
tänzerin Sidonie Duplessis, die setzt
im Elende lebt. Sie erzählte mir da
mals, solche Handschuhe hätte zuerst
die Prinzessiu von Conti in Mode ge
bracht zur Zeit der Regentschaft dek
Herzogs Philipp von Orleans, und
dann hätten auch dieSängerinnen und
Tänzerinnen der großen Oper sich da
mit geschniiiclt, weil sie es den vorneh
iiien Damen gleichthun wollten an
Aufwand und Luxus.«
I Nach diesem beschloß der Untersu
chungsrichter, auch Fräulein Sidonie
Diiplessis zu vernehmen.
Sie wurde vorgeladen und erschien.
»Haben Sie einen solchen Hand
schuh an den Juwelier Constant ver
tauft?« fragte der Untersuchungs
richtet-.
»Ja«
Wonnen Sie mit Bestimmtheit bes
haupten, daß es wirklich dieser ist?«
»Ja —-— aber nein, ach nein« der da
irseir es doch nicht! O, das ist ja höchst
seltsam, ganz unbegreiflich!«
»Was meinen Si:, mein Fräu
lein?'«
»Diese: Handschiih ist rechte-hän
dig.«
»Ja, freilich.«
« »Der, welchen ich aii Herrn Con
stant verkaufte, war aber linkshän:
dig.«
»Wissen Sie das bestiinint?« -.
»Ganz sicher! Bevor ich ihn ver
kaufte, zog ich ihn nämlich noch ein
mal an."
,,Selsam! Dann ist also Jean
Barodet unschuldig; seine Angaben
beruhen alleiii Anschein nach auf
Wahrheit."
»Dieser Handschuh da ist aber doch
mein Eigenthum«, sprach die alte
Dame erregt. »Es ist der, welcher
vor vierzig Jahren — nein, es sind ja
nur neununddreißig Jahre —-—- aiig
meinem Land-hause bei St. Gerinain
geraubt wurde mit vielen anderen
Schmiiclsachen."
»Wenn dem so is«, sagte lächelnd
.der Untersiichungsrichter, »dann ge
hören Ihnen also vielleicht auch die
anderen-Sachen Da liegen sie. Bitte,
sehen Sie sich dieselben doch einmal
genau aii!«
Das that Sidonie Duplessis.
»O ja!« rief sie alsbald sreudestrah
lend und in höchster Ueberraschung
»das sind meine eriiibändey Hat-z
tetien, tltinge, Ohrgehänge, Broschen!
Es fehlt nichts davon. Damals hat
die Polizei ein Verzeichniß von niir
erhalten; vielleicht liegt es noch bei
den alten Alten. Veraleichen Sie es
mit dem, wag hier liegt, und Sie wer
den sehen, daß dies alles wirklich mir
ROHR-«
»Das soll geschehen«, sprach freund
lich und fast gerührt der Beamte.
»Da an der Richtigkeit wohl nicht zu
zweifeln ist, werden Sie Jhr Eigen
thum wieder erhalten, wozu ich Ih
nen Glitct wiinsche. Aber allerdings
wird Jean Barodet Anspruch erheben
dürfen auf einen hohen Finderlohn."
»Den soll der arme Mann haben,
der so ungerechterweise in schlimmen
Verdacht gerathen ist«, erklärte die
alte Dame, und halb betäubt von so
viel Glück, entfernte sie sich aus dein
Biireau.
Jean Barodet wurde aus der Haft
entlassen.
Der Sachverhalt war folgender-:
Vor neununddreißig Jahren hatten die
Mitglieder der Bande lsartouche den
Raub im Landhause der Tänzerin
ausgeführt, gerade uin die Zeit, als
der berurtheiue Chef der Justiz feine
schon erwähnten Offenbarungen mach
te. Dann hatte die arofze Razzia
stattgefunden Den Betreffenden war
ker- gelunaen, ihre letzte ansehnliche
"Beute im Garten der Minotte Deslan
riers zu verstecken «bevor man sie fest
nahtn. Und wie ihre Genossin« die
» »schöne Wirthin«. waren sie dann spä
:ter im Gefängniß oder iin Bagno ge
starben.
. Die kostbaren Schmucksachen wur
,den fiir rund sechzigiaufend Livres
. an den Julvelier Elienne Poulain ver
kauft. Ein Viertel von dieser Sinn
me erhielt als Finderlohn Jean Ba
rodet, der jetzt alle seine Schulden
llizezahlen konnte und noch übrig be
- ielt.
Z Sidonie Duplessis qab ihr Kapital
«fiir eine hohe Leibrente weg. Nun
ikonnte die ehemalige Tänzerin den
lRest ihrer alten Tage in gesicherten
Hund ehr behaglichen Verhältnissen
Iverleben. «Wie feltsam sich das
ssiigte!« dachte sie oft. »Hätten die
Spitzbuben mir damals nicht die
Schmucksachen gestohlen, so ·wärcn
diese langst den Weg all« meiner an
deren dermaligen Pracht und
lichleit gegangen, nnd ich hätte ne
nichts davon, ,åer nichts. So aber
le ten sie das- mail-te in den altm
ei ernen Tapf, ewisserrnaßen wie tn
eine Sparkasse Für mich, und das
kommt mir nun im Alter zu Gnte2«
Einige szeit nachher wurden auch
Die Gauner welche das Verbreen in
der Straße St Denis verübt hatten,
ermittelt und verfielen der gesetzlichen
Strafe. Die bershmte Tänzerin
Sidonie Duplefsis starb hochbetagt im
Jahre 1781, bei welcher Gelegenheit
tic Pariser Zeitungen ihre wrlwüx
bigen Lebensschicksale ausführlich be
sprachen
-I---——
Neunter Name der Bett-häute.
Noch immer zerbrechen sich manche
unserer Gelehrten die Kopie daruvej,
daß es bis zum heutigen Tage-keine
passende nnd logiich haltbare Benen
-iiung siir unsere Jndianer »gebe, ,iind
jungst hat sich die Antlsropolosii e
Gesellschaft in Washington eingehe
mit diesem Gegenstand beschästigt und
eine neue Bezeichnung in die Weit ge
setzt, resp. ossispezllgsltgeheißetc
i Bekanntlich beruht die Benennng
,.Jndianer«. welche Columbns aus die
wir ihm vorgefunden-e Bevölkerung
:leeriia’s anwandte, lediglich aus der
Erithiimlichen Annahme, daß dian
Land, das er entdeckt hatte, ein Weil
Inon Jndiezi sei, nur daß er dasselbe
von der westlichen Seite her erreicht
habe. Gleichwohl hat sich das Wort
imii großer Zeiyigrnt reisen-mer zu
seiner deutschen Form ers nt das-·
selbe noch ziemlich brauch ar, dies
der Deutsche macht gewöhnlich einen
Unterschied zwischen ,,Jndianern" nnd
,J-ndier« nnd wendet letzteren Namen
tszusschiießiich ans rie wirklichen Ve
ivohner Indiens an. Jn der engli
«scl«,en Form «Jndtan·« läßt sich Heim-It
dieser Unterschied nicht sest tten. Unki
ldas- stört bei allen engli ch geschrie
!teneii Schilderungen u. s. w. Jndistis
uiid indianischen Lebens ost genug.
l Man heim ein gewisses Recht, die
Rothbäute einsa Ameritaner zu riese
iieii; denn sie sin jedensalls die echte
sten und ursprünglichsten Amerikaan
iunter allen Ueberlebenden, gleichviel,
koober sie vielleicht in unbestimmbaeer
kVorzeit gekommen sein mdgen« und
tcine neuere Forschung t es whi
«sa)einlich gemacht, das » merila« von
einem ursprünin en Indiana
Stanimesnamen kommt, dessen Ge
dächtniß nocb jetzt nicht ganz erloschen
ist, und der Name keineswegs erst ..sit
Ameriao Besbuici allstait1. sondern
l umgekehrt dieser seinen ersteren Beina
men kgkracie jenem Jndianerstainme
verdankt. Aber damit wäre natürtjix
das sogenannte angelsächsitche Element
nimmermehr zufrieden, da es gar Dr
gern den Namen Amerikaner siir sitz
selber nnd allenfalls noch siir die, non
il·,iii glücklich verschluckten Eleman
inonopolisiren will. Auch tä man
idainii jedenfalls viel zu spat ·"i««»nd
würde woisi allrntlsalben aus Pein-ist
stoßen. »Urameritaner« ließe gis
ebenfalls noch hören; aber w edek i
iniir im Deutschen, da eH sich in km
Ienglischen nnd anderen Sprnchgn
liiicht durch ein einziges ·- ort si
«driicteii läßt, also dem er en dreist
,sd;en Bedüxinisi nicht entsprechen ta M.
l Und so ist Masor J. W. Klio-weih
der bekannte sriitsere Vorsteher Ihr-s
geologische-Ei Bnnieg . Mriiiessiingo
Vureaug nnd zur Zeit Dircttor ists
etbiiologisclim Amtes-, inni) Bei-alls
ung mit Woricrbucliiiiachrin herzuge
iangt, dser obengenannten Vcicinigimg
«·«Jie Anwendung dscg Namen-; »An-»e
-rin« vorzuschlagen, welcher sür
Zanimtliche sogenannten Uisiiiinine des
(!.iiei-itaniscl;en Festlaiikeg nnd der be
nachbarten Inseln, anch siii die Eg
tiirog, gelten soll (lvetch’ Letztere iiicii
nie unter den Begriff Jnizminsr unter
zubringen rccht geneigt war)
Dieer Vorschlag iaiid siisdit be
trächtliclsen Anllang s« die activen
Mitglieder jener Verini nnq beschlos
sen einstiinmig, ilsii deisgurlskinnsi c an
zunehmen nnd seine Vliinalsiiie allei
Iltitsorscherii zu empslsle·-.
s Wie sich ohne Witwen erkennen
«!cif-,t, hat dieser Vorschlag beistimmt-—
«ier einke- 6rinpro·inisscg. An bekann
!te5 Vergangene anliitjpsenK Mit-»de
Nnine doch seine eigene Natur Any-J
dein wird zu seinen Gunsten gelte-ed
gemacht, daß er in Jst-n Sprache-e
ivohltlinge«l«« sei iiiiii sich iii eitle-I
Spractxcn liinit in dn Ilietsszintsl setze-is
nnd sich zu t5·ineiiscli(-sitsiisdisei» ri. s.
tin gut beriickiideii lass-. Im Deutschen
würde die LIJTEJiiziitkl ,,’)l«·eiiiiiieu',', iidsk
»i·t.linerindei« irsislsi Mino-i sonderbar
-tlingen: des-is Eies-s sit- kiiiiiz gilt »Nim
;rini-ier" tamsi B« sillcdim Meint
;nb,iuiiiarten, rxs te- Visischtag iiosshr
ikitiiade finden lossii cito dei Name
t,.Uniionc:·' s«i: tlt « it .- d S t » ii t eit
Of N o r Li A n-( .- i foi sni die Bis-.
Staaten Von Wink-ite- gtsundm hist
M.- . ·.. . «
cimssprilchn
Es gcyj nikHc Hirn-Juki bit- lleium
. Tingm Ruhms-d Kipliug
tk ts 4
Ec— gicbk Um mu« vollkommkpms
Menschen Ms Ists VII-· — dir Mutter-.
Pans Gatin
II Es Zi
ch Anstand-pp sucht oft wit«
als der Verstand
' IF hnkr sikschikuhuch
P If O
Je höhu skekikch i.s«« sicht, dkstr
mehr verfcheokjgxi » Panz thust