Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 03, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    Sonntags-— CBlatt
beilage des ,.aneiger uml berola«.
J.P.«Ls.1indolpis, Herausgehen « Nrand Wand, Nebr» den .3. Nov. 189!.) Jahrgang ZU. No. Si.
.- l
s
M- -
seien wisse-com m
W.
Die Wellen des Oe aan ais
Meisters-enges
sein Patent s« Amt zu Washington
wurde tiirzlich von R. S. Laivrence
seine Maschine paientirt, welche ihre
Krast unmittelbar von den Wellen
des Orkan-« erhält. Die Wellen schla.
gen geziert einen Cnlinder, driicien da
durch einen Pumpenstod zurück nnd
das Wasser wird ähnlich wie bei
den Pnninen in eine Röhre hineinae
trieben. Tag so gewonnen-: Wasser
wird in einem ZU bis 75 Fels-. hoben
Behälter der aus einem nahen Hügel
ausgestellt wird, gesammelt und lann
dann alsk Triebirast verwandt wer
den. Herr Latvrence behauptet· daß
cn der Feiiste Lang Island-J und Sta
ten fee-Linde zum Beispiel genug elec
trische Kraft aus diese Weise erzeugt
werden könnte, um ganz Gusspr
York mit lflecteicität siir die Stra
szenbalin siir die Fabritmaschmen und
sür die Beleuchtuna der Straßen nnd
Häuser zu versehen. Seiner Mei
« nunq nach könnten innerhalb eines
Meile tausend seiner Pumpen ssiebe
Illustration) angebracht werden. Jede
dieser Pumpen sollen seiner Angabe
nach in 15 Stunden Hing-m Gqllo
E schen für unsere Abt-Ihrer Mänengcs
s sellschast im vergangenen Herbst be.—
I teils fertig sein sollen, bedauerlicher
weise wurde es ader erst kürzlich fertig
Ztrei Fässer voll Asche wurden ans
einander gestellt und die XsStrahlen
l doran geworfen. Ein goldener
s Draht wurde auf den Boden des unte
ren Fasseg gelegt und konnte vollkom
n«en klar durch alle Asche hindurch ge
sehen werden. Man hat Gegenstände
I durch drei Faßt-öden und zwei 16zöl
; lige Wände hindurch vollkommen llar
unterscheiden töanen.:
st
I JudUsltT lles ans Mcxiem
I
Nach einem Consularberichte hat sich
eine Gesellschaft gebildet zu demsweele,
seltsmsfqtsm
Jl« die Kähnnj «B· Näh-en von der VII-im pe um« dem Wasser nach dem Ufer fuhren-,
-15« Iehren nach dem Wolle-damit fuhtenox »t- Bafhn auf dem queL
I
k
nen Wasser pum n tönnen —- tau
send Pumven al o 300,000,000 Gat
-tonen. Ter Apparat wird 6 Zoll un »
tek Wasser zu liegen tommen, so daß
er »durch Sturm nicht beschädigt wer
den kann· Die demnächst anzustellen
den Experimente werden ergeben, ob »
diese Erfindung peattisch verwertbet
werden tann oder nicht.
O s c
Ein Instrument, Inn in die Erde
zu schan. n.
Ein Instrument wurde erfunden
nnd patentirt, mit dem man Unglaub
liches teitten tann. falls die Leistungs
fähigkeit wirklich so groß ist« tvie man
tut-giebt Das Instrument würde
.: amentttch Illiinenbesitzern Zu qute
temnicn, dmn man soll mittelst desset
tsen wenigstens 20 Fuß in’s Erdinnere
, u schauen vermöpen nnd jedes Metall
« Zoll deutlich dannt aus diese Tiefe zn
unterscheiden sein. Das Instrument
ist im Vesitze von Frau « same-s En
teilt-, der Erfinder desselben aber ist
ewme Prince, ein Jnsasse einer im
sten befindlichen SIWatenneiinath
Prinee war ehemals ein Goldqröbeix
Nach iahrelan er schwerer. meist ers
skl ioser Arbe t tatn ilIin der Gedante,
da er Reichttnnn erwerben könne
wenn er ein Instrument erfände. mit
telst dessen man die viele erfolglose
, Arbeit beim Berglsau umgehen könne·
· Er brauchte zur Anesiihrnnq seiner
ilmi vorschwebenden Jdee aber Geh-,
rae er nicht dritte. Schließlich tan-.
imn die erwähnte Frau James Co
I ster init Geldmitteln zu Hülfe, dac
Jnstrutnent wurde hergetellt und pa
Wirt. Es soll dem rinzip nach
des bSåraslsdn äfbniichileissk f
m p o age n Aug an
d "et-sgusleument: »Ist-selbe hätte
im District Allino eine Baumwollen
spinnerei und Weberei zu gründen un
ter dem Namen »Fabrira de San Au
austin«. —--- Ein amerikanisches Con
fortium will eine Hutfabrik etabliren.
Jn London hat sich ein Syndikat
aebildet, um große Mietbshäuser nach
allen Erfordernissen modernster Hy
iiber ein stadital von 50 Millionen
gicne xu bauen. Die Gesellschaft soll
Dollars verfügen. Ferner handelt es
sich um ein Project zum Bau einer grov
ßen Papierfabril in Lonzarote bei Cu
c.ulillan, die ibre Maschinen und son
stiaen Materialien aus Europa bezie
lsen wird. - Eine amerikanische Ge
sellfcbaft bat beim Ministerium ein
Gesucb zum Betriebe von drei neuen
Industrien eingereicht. Es handelt sich
ucn die Gründung einer Fabrik für
Kautfchukartilel aller Art, einer sol
eben zur Herstellung von Apparaten für
elektrische Beleuchtung und wegen einer
Fabrik zur llebertragung elektrischer
Kraft. Weiter sind die Betten Eugen -
Kelln und Fürst von « adziwill in
Mexiro anwesend, um die notblvendis x
aen Anstalten zur Gründung einer
Maschinenund » Eisentpaakenfabril zu
treffe. Die Fabrik soll in der Rübe
Monterrvs gebaut werden und wird
Locomotiven, Schienen, Maschinen fiir
Zwecke der Industrie und des Acker
baues und viele andere Eisenwaaren
herstellen, die bisher in Mexico im
dortirt wurden. Die erwähnten Un
ternebmer verfügen angeblich über sehr
aroße Geldrnittei. Das Nolnnaterial
für die Gießerei müßte zunächst noch
eingeführt werden, bis die Eisenlager
des Landes in größerem Stile ausge
beutet werden lönnen.
Its
Känstticher Nebel.
Im Bulletin 23 des MitersBureaus
beschreibt W. H. Hamrnon eine eigen
artige Mas ine rnrt der man die eali
sornischen bstgiirten vor dem Reif
schüßt und die Wirtun en vor Frösten
mildert. Ein tiefer, erserner Behälter
wird aus einen Karten gesetzt, ebenso
ein rnit Wasser gestilltes Faß. Ueber
dein Boden des Bebälters ist einDraht
aitter gespannt, aus das eine dicke
Schicht von Stroh oder Dünger gepackt
wird, die man durch Zusuhren von
Wasser aus der Tonne stets seucttt er
hält. Unten im Boden des Behälters
ist ein Loch mit einem Ventilator ange
bracht, der durch die Räder des Kar
rens in Bewegung gesth wird und ei
nett kräftigen Lust«;ug hervorbringt
Unter dac- Stroti Ivird etwas Theer ge:
leat und dieses angezündet. Der Luft
zua verursacht dann ein intensives
Feuer, dessen aanze Hitze die nasse
Stroh-« oder Tiingerschicht passiren
muß, bevor sie in die taltere Lust ent
weichen kann. Hier wird der Dampf
sofort zu einem dicten Nebel, und man
be oeat nun die Maschine zwischen den
Bautnreiben bin und her Die Wir
tuna des Estebels soll die gewünschte
sein. Der Nebel selbst ist so dicht, daß
die Pserde, die den Karten ziehen, ae
führt werden müssen.
III
Neues Leituvgttsnstem fiir
Strebens-Ihnen
Die »Nunan World« berichtet
über ei- Teues System einer oberirdi
schen-S--.ocnzustibrung, das von Mr.
- R. Smith erfunden worden ist und
sich nicht nur fiir Schienenbalmeu, gen
dern auch siir Omnibusse mit ele tri
schem Antrieb eignet. Die Leitung
besteht aus einer unten geschlitzten
Röhre aus gepreßteni Papierstoff.
» welche 5—-——7 m über der Straßenober
slöche an Drabtseilen ausgedängt
s wird. Auf dem Boden der Röhre lie
l
t
gen nun zu beiden Seiten Kupferschiei
nen, die als Hin- und Rückleituns dies «
nen und durch den Schlid im oden
der Röhre von einander getrennt sind.
Auf diesen Kapserschienen läuft ein'
tleiner vierriideriger Wagen, von wel
in aus zwei Leitungslabel den
. » irocn nach dem Motorwagen und
von diesem aus zurückführen so dan
also die Riickleitunn durch das Gelei e
in Fortfall ton mt. Um ein Entglei
trn des- Eontaltivljgelcheng zu verhü:
ten, ist es mit einer federnden Rolle
versehen, welche gegen die Bette der
kltötre driiett und ilin dadurch auf die
sittpferschienen preßt. Die an der
Obetleitnna nöthigen Weichen werden
hier durch Elektrmnagnetc com Wa
genfiilyrer gestellt; sie haben den Dreh
buntt an der Spitze, ähnlich den
Weichen von Schwebet-ahnen Nach
Angabe oeg Erfinder-H soll das Sys
itein folgende Vortdeile besitzen: Die
Umwandlung einer Pierdebahn in
eine elektrische soll 48 Prozent weni
ger als bei Anwendung der gewöhn
lichen Leitung befragen da vor allein
das theure Aufreißen des Straße-as
pslasters zwecks leitender Verbindung
der Schienenstösze in Wegfall kommt·
Bei neuen Linien soll eine Ersparnisz
von 10 Prozent zu erzielen sein. Dann
sollen die elettrolntisckxn Einsliisse der
Erdleitung vermieden werden, näh
rend die störenden Wirkungen auf
Schwachstroindrähte durch die Um
hüllung eine beträchtliche Verminde
runq erfahren sollen. Zudem find die
Leitungen gegen Regen geschützt, und
das lästige Entaleisen des Straxnalp
nehmers ist ausgeschlossen Von Be
deutung ist ferner, daß derartige Lei
tungen ohne Weitere-, fiir eleltrische
Ulwtortvaaetn Lasttvagen Ornnibusse
u. s. tu benutzt werden können.
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»den-z
Eiue Lebens-rettungs- Bri.
Herr Chakles Elias von Gteat
Nect, Lona Island N. Y» hat ein-.
Boje erfunden, welche es den Schiff
briichigcn ermöglicht, olme Gefahr
b
’ Ixsehr clij zwei Wochen lana ans dem
» Wasser zn treiben. Sie besteht ans
! einem Aluniiniiiin-Behiilter, der ivie
ein Faß geformt, sieben Fuß lang ist
nnd zwölf Pfund wiegt· Im unteren
: Theil wird die Boie init Balast ange,
fi:llt. so das-, sie aufrecht gehalten wird.
Sie besteht aus zwei Theilen, die mit
telst GunnniAnqeln zusanimengchal
ten werden. Der Behälter enthält
Taschen fijr Nahrungsmittel, die aus
20 Tage berechnet sind. Eine Flaqge
neht ach Signal von der Spitze der
L Beic.
s Ieise-i
chatretteu ohne Papier-.
time Maschine znni Herstellen von
Eigaretten ohne Papierumhiillung ist
gegenwärtig nn Bau begriffen. Wie
bei der Herstellung von gewöhnlichen
Cigaretten, werden die Tabalblätter
zunächst gefenchtet, sortirt und gek
schnitten und werden dann ter Ma
schine zugeführt. Jn demTri ter,
welcher den«Tabat in größeren·’ en
gen aufnimmt, befindet sich ein-Schüt
telvorrichtunllg, welche ein gleichmäßi
ges Herabsa en des Tabatg in eine
darunter befindliche Schnecke sichert..
Diese Schnecke transportirt den Tabat
in den Preszraum, den wichtigsten i
Theil der Maschine. Es befindet sich (
links im Preszcylindee ein Kolben,ders s
selbe bewegt sich vor und zurück, wo- I
durch der Tobak immer mehr nach !
rechts gedrängt wird; hier befinden
sich Oesfnungen, die sich- nach außen
ver«iingen und in Röhren von der;
Stärke der Cigaretten auslaufen. Jn i
diesen Röhren befinden sich Stahl- i
dräbte, welche die nöthigen Luftlanäle :
schaffen. Der Tabat wird also vcn (
den-. Kolben immer weiter vorne-scho
ben, mehr und mehr verdichtet, um t
schließlich die Maschine als ein endlo
er Strang zu verlassen. Eine lleine
Schneidevorrichtiina Drinat die Giga
retie in beiiebkae Länge, und dag- Fa
britat kann sofort acrauclst werd-n
It- Ik l
Lrg lpfeif n we Po zesan
Neuerdings ist der Versuch gemacht
worden, Orgelpfeifen aus Porzellan.
herzustellen. Dieselben sollen vor al- i
len Dingen den Vorzug besitzen, daß sie t
den Ton bei Temperaturschwnntungen :
nicht verändern, sondern ibn bei jeder !
Temperatur beibehalten, während alle !
bisheraus Zinn oder Holz verfertigten ;
Orgelpfeifen bei Temperaturwechsel ei- ’
nen höheren oder tieferen Ton angeben. J
Außerdem soll durch Anbringung ein- !
facher Schieberplatlen auf der oberen »
Oeffnung der Porzellanpfeifen die Abs j
stimmung der einzelnen Pfeier außer
ordentlich erleichtert werden können.
Um die Verwendbarteit der Orgelpsei·
sen aus Porzellan in größerem Maß- .
stabe zu erproben, war kürzlich in ei- !
nern Dresdener Concerte ein vom Or- ;
gelbauer Jahn erbauteg mit Porzellan- !
vfeifen verseheneg Harmoniuin aufge- i
stellt, dessen Töne durch ihre schöne J
Klangwirtung ungemein gefielen. «
Thongeigen, denen gleichfalls ein schö
ner- stlnngvermögen nachgeriihmt wird,
haben sich bis-lang nicht eingeführt, vor
allen Dingen wohl, weil ihre Zerbrech
lichleit zu befiirchten ist.
- - -
Kollege D troc.
Von Thomas Lohnr.
Eines Morgens ging der tin-Ulri
ches mit einem fchtoarzbärtigen Herrn
vonTifch zu Tisch und stellte ihn mit
den Worten vor; »Herr Peter Kluge,
unser neuer Kollege«
Die Kollegen legten ihre Feder nie- «
der, erhoben sich von ihren Plätzen und
tauschten, ihre Namen murmelnd, ei
nen Händedruck mit dem Ankömmling,
der sich ernst und ioortlos verneigte. -
Schließlich theilte ihn der Kanzleichef
Herrn Blum zu. einem ztvanzigjähri
gen netlen Gigerl, mit der Weisung,
ihn in die Musterien der Bureauardei
ten einzuweihen. Herr Blum entledigte
sich seiner Aufgabe mit großer Lebhaf
tigteit und im erhebenden Bewußtsein
sein Routine. Er ordnete den Schreib
tisch des Herrn Kluge und übergab
ihm dann« mit kaufmännischer Tro
itenheit einen Brief zum Abschreiben.
Herr Kluge verrichtete getreulich seine
Arbeit und erhielt von Herrn Blum,
der vorerst einige tritifche Bemerkun- »
gen über die Form der Kopie fallen
ließ, einen zweiten Brief zum Abschrei
ben.
Wenn ein neuer Mann in ein sou
reau eintritt, ist iiniiier ein erhöhter
Psiichteiser bemerkbar. Vom ersten
Korrespondenten bis zum letzten Prat
titanten, Alle tragen ein erhöhte-:
Standeebewußtsein zur Schau iznd
wollen dem neuen Manne ihre Wichtig
leit ihre Geioaiidtheit beweisen nnd
ieiqen wie wenig Andere ibnen zu be
selilen haben Die sonst nicht besonders
eifriaen Federn bewegen sich emsig,d a
mit aber das Ansehen durcb denUeber
eifer nicht leide, renoininirt man ton
Zeit zu Zeit mit deinonstrativein
Nichtstlniin Herr Blum spricht iiiit
Herrn Brunner iibcr das Wettrennen«
wag der erste Korrespondent eine Zeit
lana bildet Damit aber das Ansehen .
Blum S sein eigenes nicht nntergrabe
und der neue Kollege nicht etwa ihn i
alr- Chef betrachte rnst er endlich: i
»Herr Blum, haben Sie schon den!
Brief rieschriebeiik« i
Die pyraae ist siir Herrn Blum eslir ;
peinlich, aber wag thun?« Um ande ;
ren, vielleicht noch peinlicheren Fragen
augniiveichem sagt er ,,« a« (
Der neue Rolle-ne ist in den ersieni
Tagen gewöhnlich sehr still, nur lang !
sain siililt er sich heimische-P spricht er i
lauter bis auch sein Arbeitseiser nach
laßt et den Muth gewinnt, vom Die i
ner ein Glas Wasser zu verlangen und ;
sich mit seinem Nachbar in ein Privat-—- «
gespriich einzulassen. Herrn Kluge er- «
ging es ebenso, nur mit dein Unter
schiede daß seine Ftollegeii ihm gegen
über zurückhaltender waren. Er im
ponirte ihnen. Er war schon ein Drei
fziaer, überaus distinguirt, hatte einen
ungewöhnlich ernsten Gesichtsausdruck
und sein ganzes Wesen wies auf eine
vornehme Vergangenheit Was Herr
Kluge war, bevor er hier mit einem
Gehalt von sechshundert Gulden ein
trat, wußte man nicht. Auf eine dies
bezügliche Frage des Herrn Blum ant
wortete er mit einein höflichen, aber
kurzen »Nichts-C
Herr Kluge war aber trotzdem nicht
stolz, im Gegentheils Einen freund
licheren, zuvorlcmmenderen Herrn
konnte rnan sich gar nicht denken.
Seine Pflichten erfällte er getreulich,
er lüftete bcr Jedermann seinen Hut.
er hatte stets Eigarren bei sich, und es
fiel ihm nie ein, Jemand seine Mei
nung aufzudrängen Er war offen
bar ein Freund des Direktorg, der ihn
blitzte, während Herr Kluge offiziell
stets »Herr Direkt:-:« saate.
Ueber seine Vergangenheit sprach er
nur tvenia. Blos einmal erzählte er,
daß er seinen früheren Beruf satt be
kommen halte und sich bei der stillen,
mesmnischen Bureauarbeit viel kvohler
sii -
Einmal ver-rieth er sich doch. Es
war eine tannibalische Hiye und der
Diener, der den ganzen Vormittag aus
den Füßen war, stürzte Nachmittags,
als er eben ins Bureau trat, ohnmäch
tiq zusammen. Allgemeine Aufregung!
Man überschüttete den Ohnmächtigen
mit kaltem Wasser, bis Herr Kluge an
ihn herantrat, ihn sachkundig unter
suchte, rasch ein Rezept schrieb, das er
auch gleich in die Apotheke schickte. Das
Rezept war »Dr. Kluge« unterschrie
ben.
DasVureau war höchst überrascht.
»Sie sind Arzt?« fragte Herr Blum.
In dem Gesichte Kluge’s begann es
zu zucken, seine Stirn umdiisterte sich.
Er vrefzte die Zähne zusammen nnd so
stief-, er hervor:
,,Lassen Sie mich, lassen Sie mitb!«
Scither blieb er düster, mürrisch. Er
sprach mit Niemandem, und die Kolle
aen molestirten ihn nicht weiter. Der
Diener war in zwei Tagen gesund,
Kluge sah ihn aber nicht mehr an. So
verflossen zwei Monate-, bis der Direk
tor den Austritt Klrige’5 meldete.
’ Allgemeine Ueberraschung! Alle hat
ten den ernsten, zuvorlommenden
Mann, der Niemanden im Wege stand
und die Ambition der Anderen durch
keinen llebereiser schädigte, liebgewon
nen.
Kluge kam und setzte sich ruhig aus
seinen Platz. Sofort wurde er mit
Fragen bestürmt.
»Ist es wahr? —-— Sie gehen? «
WarumZ — Wohin?«
Dann verlegte man sich auf-s Bit
ten:
»Bleiben Sie, wir haben Sie ja so
lieb gewonnen. Gott weiß, wer jetzt
an Ihre Stelle lommt. Oder ergrei
fen Sie jetzt wieder Ihren ärztlichen
Berus?«
Sein Gesicht belam einen sanfteren
Ausdruck. Er reichte den Kollegen die
Hand und schüttelte traurig lächelnd
den Kopf.
»Nein, ich kann nicht bleiben. Jch
betomme vielleicht teine Stellung
mehr, aber ich muß doch gehen. —
Seitber,« und bei diesen Worten
schluchzte seine Stimme — »gu«cilt mich
mein altes Uebel. — Jch gehe.«
»Seither?'«
«; a, seitdem Sie wissen, daß ich
Arzt war.«
Sie wagten nicht nach dem Zusam
menhanq zu fragen, aber von ihren
Gesichtern konnte er nur zu deutlich die
Neugierde lesen.
»Wenn Sie schon so viel wissen,«
sagte er nach einem kleinen Kampfe,
»tann ich Ihnen auch Alles sagen.
Wollen Sie mir die Ehre erweisen,
heute meinem Abschiedssonper beizu
ivolsnen7 Jch werde anen Alles er
s.äl)le·n.«
An jenem Tage sunltionirte dass
Bitte-in wie eine Verdorbene Maschine.
Nichts ging in Ordnung. Jeder schoß
Böcke. Herr Blum bekam vorn Direk
tor eine acwaliige Nase, weil man auf
den ersten Blick merken muszte, daß er
sich um zehntausend Gulden geirrt
hebe.
Aug dem Alsschiedssoupcr war ein
Bantctt geworden, das das Burean
dem srlseidenden Kollequ zu Ehren
anb. Der Kanzleichef hielt eine ergrei
sende Lllischiedgrede, die Herr Kluge
geriihri-l)eantwortcte. Die Stimmung
wurde später weinseliger. Kluge hatte
viel qetrunten, als wollte er seine
Sclbstbeherrsclxung verlieren. Als er
zu reden anfing, war sein Auge schon
verschleiert und in seiner Weinlaune
dutzte er seine Kollegen.
»Ich muß gehen,« sagte er, »weil
Ihr erfahren habt, daß ich Arzt bin.
; Meinem Berufe mußte ich untreu wer
den, da ich mir sonst eine Kugel durch
den Kopf geschossen hätte. Die Kran
ken, die Rezepte, die Titulatur »Dos
tor«, der Apothetcrgeruch machten mich
wahnsinnig. Jch nahm einen Posten
an,"uin davon nichts mehr zu sehen, zu
hören, zu riechen-—- und es gelang
auch, Jch vergaß mich und schrieb ein
Rezept. Seichr erscheint mir dies Bu-,
rean mit Apotheterqernch gesfiilli. Je
des Formular staunt und tarrt mich
an: »Du bist Arzt.« Ich konnte nicht
mehr mit Euch sprechen, denn Jhr hats
I tet mich erkannt. Und das beunruhigte
mich wieder. Alte Erinnerungen, die
ich qewaltsam vergrub, um nicht ver
rückt zu werden, wurden wieder wach.
Aber davon versteht Jhr ja nichts,
haltet mich vielleicht fiir einen Wahn
sinniaen Wartet damit noch ein Bis
chen. Laßt mich erst erzählen und mich
rorEuch rechtfertigen
Drei Jahre sind es her, daß ich hei
rathtete. Jch hatte ein tränkliches
Mädchen behandelt nnd mich in das
selbe verliebt. Sie war nicht reif, nicht
schön, nur ein eigenartiger Liebreiz
fesselte mich an sie. Ueberdies war sie
auch unheilbar. Jch selbst hatte ek
ihren Eltern gesagt. Nie dars sie hei
rathen, denn das wäre ihr Tod — —
Und ich heirathete sie!
Ich konnte nicht widerstehen — ich
liebte sie. Jch saate mir: mich als-«
Arzt darf sie zum Gatten nehmen. Jcb
werd: auf sie achten, kenne ich ja doch
ihre Krankheit Ich werde ihr Hüter
nnd Pfleger sein, nur beisammen
bleiben will ich mit ihr, ihre süße,
trenriae Stimme hören, ibre feine mas
aere Hand in der meiniaen halten« sie
pflegen, wenn sie trank ist, nnd das ge
brechliche, erlöschende, wellende Leben
hätten Tag und Nacht·
Ein Jahr dauerte diese Ehe. Jch
war alüctlich glücklicher wie Jemand,
der eine gesunde Frau in seine Arme
schließen kann. Jch war ihr Gatte,
ihr Krankensleger und ihr verliebter
Troubadout.
Doch langsam siechte sie dahin und
nun begann mein Leiden.
Nicht helfen können! Rettungslosl
Ich, der Arzt, fah nur das Ende und
mußte mir zurufen: »Du tannft fie
nicht retten!«« Unfähig, ihr u helfen,
mußte ich ihr Leiden mit anfehem bis
der Tod fie erlöste.
Ich verreiste. Ueberall verfolgte
mich ihr Bild, wie fie au der Bahre
laa. Jch kam zurück. enn man
mich zu einer Kranken rief, sah ich nur
fie, die meine Frau war. Und ich haßte
jeden Kranken, dein ich helfen konnte.
Warum tonnte ich diesen heilen, und
warum nicht sie? Jch haßte mein
Wissen, warum weiß ich fo viel, und
nur dag Eine nicht, von dem ihr Leben
abhing?
Damals faßte ich den Entschlqu
meinem verfluchten Berufe zu entfa
gen. Euer Direktor war mein gsiter
Freund, er gab niir diese Stelle. Die
Schreckbilder wichen, ich konnte ruhig
leben. Aber dann ereigaete sich jener
Fall, und seither verfolgen sie mich
wieder. Ich muß gehen, ich muß ge
hen.«
Bitter fchluchzend verbarg er sein
Antlitz. Die Gesellschaft schwieg er
schüttert. Dann hob er sich plötzlich und
ergriff feinen Hut.
»Gott mich Euch!«
Er ging. Und Niemand sah ihn
wieder.
—-—-..— —
Erlsaut ans einer einzigen Erhe.
Jn Santa Clara« Califvrnia, steht
eine Bavtiftenkirche, die 30 Fuß breit
und 70 Fuß lang ist. DagMertwiir
dige daran ist, daß jedes Stückchen
Holz, das zu deren Bau nöthiq war,
einer einzigen großen Eiche entstamm
te. Vor 50 Jahren hielten die ersten
Glieder der Gemeinde irnter dieser
Eiche ihre Zusammentijnste ab. Als
man eine Kirche bauen mußte, beschlon
man, diese Eiche zu benutzen. Man
fägte den Stamm 20 Fuß vom Boden
ab und benutzte ihn als Fundament
für den Thurm. Der übriae Theil deg
Stammes und die großen Zweige wur«
den zu Brettern und Ballen zersiint
und das Gebäude daraus gebaut. Als
man fertig mit diesem war, fand man,
daß noch 1200 Fuß Bauholz von der
Eiche unbemin geblieben waren.
--. - ----
In der Liebe ist Vieles widersinnig.
So heißt der Autritt der Hochzeitsreise
Heimführen
sit II· sit
Das Automobil nennt der Pariser
,,Tösstöff«, der Wiener «Schnauf.srl«
und der Berliner »Heulkutsche«.