Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 15, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

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    Wie Kronjuwelm
ZMTFHFIITJ H iranclcensteim
Lethe si»
(4. Fortschran
Der Lord nicktr. Nun wurde das
Geschäft, wie es der Schließer nannte,
wieder ausgenommen und nachVersluß
einer Stunde war der Operationsplan
festgestellt. Lord Neaqle verpflichtete
sich, am folgenden Tage hundertPsnnd
herbeizuschaffen end der Schließer
wollte zwei Exenplare der Schlüssel
des Ton-er schaffen, von denen er Ab
drücke gemacht, ehe er aus- seinem
Dienste getreten. Es war spät in der
Nacht, als die Gesellschaft ausbrach.
Wir werden im nächsten Kapitel sehen,
nie Ich Lord Neagle die bundertPfund
vers fste, dte er brauchte. um sie dem
Schließer dorzustreckern ·
5. Kapitel. :
Das Vaus dejReichem ·
Ehe wir der Barte mit ihren sechs
Rudern-n und dem einaugigen
Steuermann die Themse hinabsolgen,
ersiillen wir unser Versprechen, den Le
ser mit dem Ersvla von Lord Reagle’5
Besu in dern Hause Salamiels in
jener acht, als er den Schließer
Hincheliss in dem Kirchos der Sackgasse
verließ, detannt zu machen. Wir haben
bereits jene Nacht als ungewöhnlich
finster und nebelig geschildert. Durch
die sehr engen Straßen über das nasse
Pslaster schreitend und das Gesicht in
die Kapuze seines Mantels gehüllt, um
jede unangenehme Begeanung zu ver
meiden, betrat der junge Edelmann
endlich Lambardstreet. Nachdem er an
mehreren Thüren vorüber-ankommen
blieb er vor dem vermittertem Partal
eines alten aesunterren Hauses stehen,
dessen Erdgeschoß halb unter dernPfla
sier begraben war. Der Staub und
Rauch von Jahrhunderten hatte dag
Holz. aus dein es bestand, so schwarz
tote Eisen und beinahe so hart wie
dieses gemacht. Der zweite Stocl stand
nach maurischer Weise über dem ersten
hervor und bitdete eine Art Sel«-r1t31)c1ct,l
über das Trottrir: der Anblick der
Front mit-Einen schweren umrahmten
enstern, ihren massioen Thürsisjrzen
gab dem Hause das Ansehen, als wenn
is von einem aus feinem Vaterland
verbannten spanischen Granden erbaut
norden wäre. Jin Laufe der Zeiten
war es in den Besitz des delannten
reichen Salaniel gelorrmen; bekannt,
sagen wir, allen jungen Erben, na
mentlich dem jungenAdeL welcher seine
künftige Erbschaft friidrr genießen
wollte, als sie ihm mit Recht zukam.
Auf solche Weise hatte Salarniel de
reits Ansprüche auf die schönsten Gü
ter in England gewonnen und doch
schien fein Geld unerschöpflich; denn
wo die Sicherheit gut war, da zögerte
er keinen Augenblick. dem Studenten
von Oxford wie überhaupt jedem Ver
schwender des Königreichz so viel Geld
als man nur verlangte, zu borgen.
Ehe wir Lord Neagle in Salamiele
Wohnung eintreten lassen, nehmen wir
uns die Freiheit des Dichters, ihm vor
anzugehen. Ein großes Thor wird von
etnemshchaßlichen Mooren mit grauem
Bart geöffnet und fällt hinter uns wie
der in das Schloß. Der Mohr trägt die
Tracht seiner Heimatd und an seinen
ingern glänzen silberne und goldene
inge. Er führt rns in einen weiten
geflasterten Hof, der durch seine Oede
und Leere. —- denn es befindet sich
nichts darin, als ein schmußiger alter
Stuhl —- den Crndrua grokzer Armuth
nacht. Wenn let Afrikaner Ebn, nach
dem er uns aenan betrachtet, mit hinse
rem Aeußeren zufrieden ist und weis-«
was wie suchen, schließt er eine zweite
Thür aus und hittet uns, ihm Voran
eehen. Wir betreten eine dunkle und
schlüpsrige Treppe end befinden uns
endlich in einer Art oon Beitibul mit
dergitteetcm Fenster dessen Licht durch
einen Vorhang von Spinnqewehcn ne
dämpst wird. An dieses Bestibul
schließt sich zu unserem Erstaunen ein
Fachivoller Corridor mit eingelegten
«änden. Aber in das Heiligthum, ein
kleines Gemach, darf nicht Jeder ein
treten, sondern nur die Auserwählten
unter seinen Kunden und Freunden.
J diesem Gemach steht ein Tisch mit
wei Stühlen und daneben eine eiserne
"iste, seine Taaebijcher und Rechendik
cher, alle ölig, durchriiuchert und alt.
An diesem Tische wird der Fremde den
Geldveeleiher sitzend finden. Die
Wände des Zimmers sind mit reichen
Bildern von den ersten Meistern ge
schrntickt Ein junger Page, der in
.chwarzem, mit Gold verbrämtem
Summe gekleidet ist« während sein
- " O ar frei über die Schultern
l sit, ös et die Thiir. Der Alte si t
einem grossen Armstnhl von Ju
des-leben in einen dersischen Rock e
«llt, während sich um seine e le
tirne etn prachtvoll gewirtter Tur
bcn M Sein Bart fällt schwarz »
ans die stets herab, obgleich er -
schon stisftm rg zählt und sein
I
W— l noch immer den
W- Ums M Mann erken
neben einander —- sind sich ausfallend
ähnlichDer Jüngere spricht und unsere
Vermuthung bestätigt sich Der Page,
wofür wir ihn hielten, ist der Sohn
des Alten.
»Vater, erlaube mit, daß ich Dir
vorlese.«
»Gem, mein Stdn,« erwiederte Sa
lamiel, »laß mich hören, welche Fort
schritte Du gemacht hast«
Der junge Mann las mit klarer
Stimme und trcren zuletzt beide so
vertieft, daß sie nicht «l:-eactyteten, wie
die Thüre leise geöffnet wurde nnd ein
jungs Mädchen eintrat. Von herrlicher
Gestalt und leuchtenden Augen. Die
reidtyen Gewänder, welche ihre edle Ge
stal einhüllten, waren von den herr
lichsten Stoffen undilsr schwarzes ar
floß in let-gen Flechten über den cho
nen Hals. as schöne Mädchen schritt
auf ihren Vater zu, als plöhlich eine
kleine Glocke anschlag. Der Vater stand
aus und sagte: «Sieh, Israel. wer
Muth .
Der Paar, —- denn das war der
Dienst des Sohnes in seines Vaters
Hause. wenn Gäste empfangen werden
sollten —- tehrte nach wenigen Augen
blicken zuriick und meldete Lord Neagle,
und kaum war der Name aus« esoro
chen, so stand- der Cdelmann au schon
im s immer. Als sie das Wort hörte,
über log ein Ausdruck von Staunen
und Mißveraniiaen das Gesicht Ket
tura’s, —- so hiesz das Mädchen —
sie war im Begriffe, sich zu entfernen.
»Nein, schone Kettura," sagte Lord
Neaale in einem bald herablafsenden,
hold aalanten Tone, »fliebe meine Ge
genwart nicht. Wenn Judith halb so
anmuthig war, als Du, so ist es kein
Wunder, daß der bezauberte Holofer
nes fein Haupt verlor!«
Die Stirne des schönen Mädelan
Jersinfterte sich nnd sie biß sich auf die
Lippen, als ob sie solch ein Scherz aus
dein Munde von Lord Neagle ein
s.-örte, denn sie wußte wohl, dafz er ein
Wort wie dieses nicht an ein Mädchen
Ton balder Geburt zu richten zernagt
hatte. Seit fünf Jahren war der junge
Stelrnann ein »Warte-n« des Vaters
gewesen, denn so lange schon hatte er
seines Geldes bedr«tst, um feinen Ans
scltweifunqen stöhnen zu lönnen; aber
erst in den vier letzten Monaten hatte
er die Gunst Salamiels so weit ge
wannen, um in das Heiliathum seines
Hauses dringen zu dürfen. Denn lange
vorher war er wie andere Gentlenren
im Geschöftszin mer empfangen wor
den. Er war damals nicht wenig er
staunt, als er eines Tages, nm die letz
ten zehntausend Pfund, die er auf den
Rest seines Vermögens borate, in Em
pfang zu nehmen, zum Abendefsen ein
geladen und Abends in die prachtdoll
erleuchteten Er. vsanaszirnmer des
Pfandleihers aefiihrt wurde. Aber
wenn er über diesen Glanz und die
nahrhasi tönigliche Art, sich bewirthet
zu sehen, erstaunt mar, so erreichte
seine Verwunderuna und sein Entzü
:len ihren höchsten Grad, als die rei
zende Kettura eintrat und ihren Sitz
vor dem Theelessel einnaam, während
ihr Vater sie ihm als ihre Tochter vor
stellte, die fortan Ladn Jsahel den
Nana der Schönheit und seiner Ve
iounderung und Bewerbung streitig
machte. Von diesem Taae an warLord
Neagle ein fleißiger Gast im hause
Salamiels und er theilte seine Abende
zwischen seiner Braut und der reizen
den Kettura. Aber das Geld. das Sa
lamiel ihm damals vorstreelle, war
bald im Spiele verloren, und da er
keine anderen Hülssquellen hatte und
von Rings Bruch. wohin ihn seine
Schulden gebt-riet nack- Frankreich
fleh, konnte er Kettura länaeee
nicht sehen und-sp- verwian Heiz
letzte Zua von Irr-atmen oie ne sein
fanas fiir ihn gefühlt, die aber durch
die Kunde von feinem ausfchweifenden
Leben nahezu vernichtet gewesen.
Als er Hinchcliff und Steenie, dem
Schotten, das Versprechen gab, daß er
ihnen hundert Pfund zum Voraus lie
xern wolle, hoffte et, Salamiel werde
te ihm auf Treu und Glauben«-denn
eine andere Sicherheit hatte er nicht —
borgen. Arn folgenden Tage suchte er
deshalb Salannel auf und« fano ihn in
feinem Gefchäftözimmer. Salamiel,
der von feiner Flucht gehört hatte, war
nicht erstaunt, thn in Vettleidung mit !
einem falschen Barte und qebeiiunten l
Gesichte bei sich eintreten zu sehen. l
»Welche Sicherheit können Sie mir f
geben« Mhlord?«
»Ich habe teine,'« antwortete er in
einem bemitleidenswerthen Tone; ,,all' i
mein Besitzthurn ift in Ihrer Hand I
und in der meiner übrigen Gläubigek.« ;
Und unwillkürlich schlug der fonlc lo :
stolze Lord die Blicke nieder. als er de- -
nen des Geldverleihers begegnete. f
»Ich kann lein Geld ohne Sicherheit .
.boegen.« sagte der Geldverleiher kalt. «
s »Ist Ihnen unffere Freundschaft
nicht-, Salamiel?« ragte der Lord tn
nntemttrftgem Tone den Mann. den
er, in Besist feiner Länder and feines
Geldes, mit Füßen getreten hätte-.
Ich habe eeene Ieenndn ord,
aucrunternunseme EIN
Sie Geld brauchten me Intr M
ist«-. M its-M M ils
Geschäft; ieli habe leine Freunde unter
den , Gewiesnen-«
gegolten Sie mich beleidigen uner
bittlicher Manns Haben Sie lein Herz
und ist ler einziger Gedanke nur Gold
und wieder Goldt«
Jszehen Sie nnd fragen S:e Ihre
Freunde Unsorkz sie werden Jdven
« vielleicht Geld ohne Sicherheit kargen
Aber ied bin nicht unerbittlich: sagen
Sie mir, wann Sie wieder dezanlen
wollen«
»Warten Sie einen Augenblick,«
sagte Lord Neagle, nnd fein Gesicht
leuchtete in froher Hoffnung auf, wad
rend er berechnete, wie lanae es dauern
könne« bis dat- im Ton-er Gestozlene -
umgesetzt wäre. »Ist zehn Tagen, ein«
antwortete er endlich, nachdem die Be
rechnung angestellt war.
»Gut denn, can heute in zelin Tagen
lzosse ich pünktlich von Ihnen bezahlt
zu werden. Ich will Jnnen di- hundert
Pfund leihen« Wahrend Zalamiel
sprach, schloß er den eisernen Geldw
sten hinter sich aui und zählte den Ve
tkag in glänzenden spanischen Gold
stücken aus den Tisch. Lord Eiteagle’s
Augen sunlelten, als er das Geld in
seinen händen hatte.
Der Lord strich, ohne ein Wort zu
antworten, sein Geld ein nnd verließ
das haus, indem er not- einmal sein
Versprechen wiederholte, das Geld
piinltli am bestimmten Tage zurück
zuerstat en. .
Der Edelmann liberaab Hinchcliss
noch am selben Tage die hundert
Pfund, die er aus so deniiithigende
Weise erhalten. Bis zu seinem nächsten
Besuche bei Lady Jsabel. welcher acht
Tage später ttattsand und dem Gang
nach der geheimnißdollen Sange-sich
within er die Schlüssel zu desichtigen
takti, hielt er sich in der Mater-sea
lneipe verborgen, wo er aus dein Ver
stecke hervor die Unterhaltung zwi
shchen Hinchelisi und Steenie delauscht
atte
Ehe wir die Barte von dem Sack die
Themse hinab begleiten, wollen wir
noch die Episode des lehten Besuches
des Edelmanneg bei Salamiel erzäh
len.
Nach den ewöhnlichen Begriißnw
pen, die von etturcks Seite ziemlich
lalt erwiedert wurden. wandte er sich
an Salamiel und sagte:
»Wallen Sie mir erlauben, ein
Wort mit Ihrer Tochter zu sprech:n?'·
»Sie wird Ihnen das erlauben!«
»Jn meines Vaters Gegenwart, ja.'«
sagte Kettura mit großer uriictbals
tuna.
»Sie ist eislalt wie der Nordwinds
Ader ich muß den Stahl brechen!
Wenn die Geschichte im Ton-er miß
linat, muß ich noch eine Sehne siir mei
nen Boan Bereitschest haben. Gelingt
sie, so ist die Sehne rasch erschnitten."
Diese Worte waren nicht über seine
ivpen gekommen, aber «sein Herz hatte
sie im Innern aus-gesprochen »Wohl
an denn," sagte er laut, »wenn mir
eine llnterredung unter vier Augen
versagt ist, so will ich ossen reden, als
ob mir nur zwei Ohren lauschten.«
Der Kaufmaan sah verwundert aus
und das Mädchen zog die schönen
Brauen erstaunt zusammen.
»Sie wissen, schöne Kettura, welchen
Ranq ich in der Welt einnehme, wel
chen Namen ich trage, daß ich ein Carl
bin und mit den ersten ord-: des Nei
ches aus gleicher Stufe stehe-« Er hielt
einen Augenblick verlegen inne. Aet
tura nickte leicht mit dem Kopfe
«Stolz wie eine Königin!« murmelie
der Lord vor sich hin; »Sie wissen.
SamalieL daß mein Vermögen sehr
start angegriffen ist. D wird ein
Aufenthalt von mehreren ahren im
Auslande mich wieder in den Stand
setzen, meinem Range emäß zu le
ben.« Das Gesicht des lten bewegte
sich nicht. Felber Sie wissen nicht,
schöne Kette-ra, daß. seit ich Sie zum
ersten Male gesehen, mein herz Ihnen
zu eigen war. Eine tiese und innige
Miasma siir Sie ersiillt meine Seele.
O! sehen Sie nicht so stolz und unge
halten aus dies Geständniszi Ihre
estize und Tugenden haben mich geses
selt. Ich bin hierher gekommen, unt
Ihnen mein herz, meine hand, meinen
Titel anzubieten. Wollen Sie meine
Gattin. wollen Sie Gräsin Reagle
werdet-P
Das Gesicht des jungen Mädchens
verrietlp ihr tiefes Erstaunen Das
Blut stieg ihr in die Wangen und ihre
Augen blitzten vor Stolz und rFeude i
Wir fagten, Kettura haben den jun-— !
gen Lord verachtet, nicht weil fie ihn «
nicht lieben konnte. —- denn er hattei
den ganzen Zauber der Worte und
Blicke, die einem Manne zu Gebote
stehen, zu Hülfe gerufen, um ihr Herz »
sich zuzuwenden, — sondern weil sie
wußte, daß fein Geftiindniß nicht auf
richtig gemeint fein tonnte, daß es bes
halb ihre Pflicht fei, ihr herz zu wah
ren, daß es nicht blindlings in fein
Verderben renne. Aber die Vorsicht
verschwand augenblicklich gegenüber
feiner Ertliirun . Sie fah zweifelhaft
und zögernd dre n nnd fcheute fich, ihre
Freude laut werden zu lassen.
»Ist es Jht wat, Vincent-, oder
spotten Sie meiner Tochter?« fagte
Salamiel ernfi.
’ «Offen und ehrlich. Jch spreche has
; tiere Gefühl meines her ens aus.
; Mein Vermögen isi angegriffen, aber
« mein Rang und Titel ift unverletzt.
Fiir das Vermögen- das Sie Ihrer
sacht-r ben, will ich mit ihr meinen
Titel thIetn M ich fie.ltebe, habe
iO Gewanden Wer tsnnte fie fe
ste-» lebhetiihtsstes es
wamrx meet-et
it
Kettura und stand mit p ndem Her
zen und let t gest neten ippen da,
kaum wagen , den rten Ton zu ge
ben. die ihre Wünsche ausgesprochen
hätten.
Der kluge Salamiel stand auf und
verließ langsam das Zimmer; Lord
Neaale war mit Kettura allein. Er
niiherte sich ihr freundlichiind tagte
,,Kettura, entfernen Sie aus osldrrm
Herzen alle weifel. Jch bete ie an
um Ihrer chönheit, Ihrer tausend
Reize willen. Nur meine tief gesunke
nen Vermägensumstiinde ließen mich
bis jetzt nicht wagen, mit den Gefühlen
meines Herzens offen vor Sie zu tre
ten: aber diese find mächtiger als alles
und ich konnte ihnen nicht länger wi
derstreben-« Hier nahm er ihre Hand,
die sie ihm nicht entzog. »Soan Sie, ’
Sie mich nicht ausschlagen O, süßes
Mädchen, sehen Sie mich nicht so talt
an!"
»leord, zu sagen, daß Sie mir
qleichailtig seien, würde eine Unwahr
heit sein. Aber ich habe mein Herz ge
lehrt, nicht zu fühlen, und suchte Sie
zu hassen statt zu lieben. Aber nun
da Sie mir zei en, daß mein Miß
trauen gegen s- ie ein Unrecht war
fwill ich offen egen Sie sein und Ihnen
gesteht-L da» ich Sie liebe —; doch
Mylotd —«
»Was, schöne Ketturek o leinen Ein
wur !"
» ie Damen Jhres Standes wer
den mich nicht als ebenbürtig annim
nen. Jch werde als Ihre Gattin» ob
wohl eine Gröfin, hintangesest und
verachtet bleiben wie ich es als Israe
litin bin.'«
L
.Rein, Jhre Schönheit und irgend
wird die Bewunderung der— elt zu
kehren Füßen sehen. Und sind wir der
mliblt, so wird Jhr Vater diesen Ort
verlassen und eine prachtvolle Van be
ziehen, wo um seines Reichthumö wil
len Niemand nach seiner Herkunst
srögtx ja sein Neichrhum und seine Po
dularitiit können ihm in Verbindung
mit meinem Ansehen leicht die Stim
men zu einer Wahl verschaffen.« Doch
wir wollen die Scene nicht langer schil
dern: es gekriegt zu sagen, daß der
schöne und etcaante Lord Haken Neagle
zwei Stunden später die Wohnung
ibkes Vaters als Verlobter der liebens
tviirdiaen Kettura verlies-» Salamiel
sah auf einen Blick die Vortheile einer
solchen Verbindung mit seiner Tochter.
Er hoffte den Wohlthäter feines Volks
werden zu tönnenx und wenn er e-:
nicht beherrschen konnte, so konnte er
doch sein Vertheidigeur im Exile wer
den.
Ehe Lord Neagle dasv Haus dee
Kaufmanns verließ, wurde schriftlich
ausgesetzt, daß, wenn Lord Neagle
Kettura heirathete, er seine Bei-itzun
aen wieder erhalten nnd hunderttau
send Pfund als ihr Erbe sogleich aus
bezahlt bekommen sollte, daß Lord
Neaale sich jedoch dafür verpflichte, sei
nen ganzen Einfluß zu Gunsten der
ehrgeizigen Absichten des Alten anzu
wenden. Nachdem diese Prälimina
rien sestgeseßt und besiegelt waren, eilte
Lord Neagte zu dem Nendezvous mit
raschen Schritten, da er bereits siirchs
tete, zu spät zu tocnrnen Unterwegs
traf er· wie verabredet, Hinchelifs, der
an der Ecke der Themse- und Eurem
street aus ihn wartete. »Sie tornrnen
spät« Mutord.«
»Allerdings, aber ein Geschäft von
großer Wichtigkeit hielt mich zurück.
Wissen Sie, Hinchrliss, ich hätte satt
Lust, auf das Abenteuer zu verzichten
Ich weiß ein Mittel, mich auf andere
Weise zu bereichern, -— ich vertauie
meine rFeibeit an Salamiel.«
«Das wäre eine Tollheit Wir wer
den noch heute Nacht reich und bewah
ren Unsere Freiheit. Vorwärts, My
lord. mir kommen sonst zu spät. Alles
ist bereit. hier sind die Schilissel.
atsen Sie unt eilen-' «
.Meinethatben denn,« sagte der
junge Lord, «rnisetingt die Sache. so
bleibt mir doch noch ein Ausweg, e
linat sie, so bin ich srei,« sagte er, wah
r er vom-schritt
. hn Minuten später pochte er an
das Fenster des «Saets«, wurde einge
lassen und stieg. roie wir esehen« in
den Sechsruderer mit a itsin d
und Morge, und fuhr die T nise ·n
unter nach dem Ton-er.
T
7. Kapitel.
»Das nächtliche AbenteuerJ
Die Barte fuhr nach der Rettung
des Selbitmörder5, von kräftigen han«
den artudert, rafch den Strom hinab.
.Wen haben wir wohl da aufgefifcht?«
» sagte Lord Neagle, als er die leblofe
Gestalt des Selbftniörders auf die
Planken des Schiffes legte.
»Ich weiß nicht« aber jedenfalls ift’s
ein Passagier, auf den Hinehcliff und
ich nicht rechneten,« fagte Capitiin Foy
« mit einer Verwünschung.
»Das blaue Licht, das herabgelassen
wurde, hätte uns sehr leicht an die Po
lizei verrathen können; denn feit der
Kombill ist jedes Schiff. das Nachts
hier vorüber fährt, verdächtig.«
»Es kann doch teine Gefahr dabei
fein, fest enomtnen zu werden, wäh
rend so v ete Schiffe zu allen Stunden
hier aufs und abfahren,« sagte Lord
Reaalr.
»Ja Spanien oder auf der Seine in
Paris hat jedes Schiff bei Na t eine
Parole abzugeben,« tagte der knar
e.
»Wir find hier freier in England,'
antwortete der Lord. »Unsere einzi
Furcht M vie Soweit-appea. Yes-Z
eitff. sie haben eine Vleadla
in’z Gesicht sehen: er scheint sich zu er
heben. Wir sprachen zu laut dar ei
nem Fremden, ede wir wissen, was fiir
eine Farbe er zeigt.«
»Ja. —- tvenn er sich muckfen und
den Verräther spielen wollte, o werfen
Zvir ihn lieber wieder in’s Wasser, daß
IIMP Fische stumm sein lehren.«
str ciisf öffnete seine Laterne vor
Ich ig. um die Aufmerksamkeit der
, ielt sie di t an das Gesicht des Carl
F der sich au seinen Ellbogen erhoben
« und ich wild umsab.
» o bin tchP rief er in ergreifen
tzern Tone, während er die fremdenGe
Täter anstarrte, welche von dem rothen
Schimmer einer Laterne übergossen
n-aren. »Ist das der Styx-? Und bist
Du blutrrinstiges Ungeheuer Charoer
Dann wäre arnEnde die ganze Nil-tho
lagie doch keine Fabel?«
Lassen Sie uns 'mal dem Ertrunkenen
luszpartei nicht aus sich zu lenten und s
»Was sagt er da ?« fragte der ein- ;
armiae Schiffer-. .
»Er glaubt, ei sei in Plrtto’s höllr,«
antwortete Lord Neaale, dem le«ne1
llassischen Erinnert-trafen Zu hülse ta
men.
»Und wir feien Teufel?« sagte
Hinchclisf lachend.
»Ohne Zweifel Aber ich ienne die
Stimmr. Haltet die Lampe näher her
an. Das Ist ia -——«
»Wer?« riefen mehrere Stimmen.
Aber Lord Neaale hatte sich selbst das
Wort abge chnitttn. als er das blasse,
hager-e Gercht als das des Lord Co
nybeare, des Vaters von Lady Jsabel,
erkannte und es für das Beste hielt,
seinen Namen nicht auszusprechen, als
ob ex fiir ibn wn Nonen sein tönnte,
wenn er den Namen oerfchrviegr. E r
änderte deshalb rasch sein Wort: »Es
ist offenbar ein Mann. der seines Le
bens iiberdriissia war und sich zu er
tränlen sucht.«
»Das ist richtig«« antwortete der
Schiffen »wenn er nicht etwas von
ver Brücke herabgefallen.«
»Nein, ich sah ihn ganz deutlchi her
unterspringen und mit den Füßen zu
erst herabtoinnien," sagte George. »
»Was sollen wir rnit ihm anfan
gen?'« fragte der Capitiin mürrisch.
»Es ist einer zu viel." «
»Ich will mit ihm sprechen, wenn er
wieder ganz bei sich ist," sagte Lord
Neugie. Und sich zu dein Ohr des Earl
herablseugend« der sich aus das Ge
schehene zu besinnen schien, flüsterie er:
»Mi;lord.«
»Was? Wer sind Sie, daß Sie mir
dag- Ledeit wiedergeben? Rennen Sie
mich?«
»Za, Sie sind Carl Coniibearsr.«
» nd Sie, iver sind Sie?« Der
Carl erhob sein Gesicht und wollte der-.
Andern ansehen; dieser hatte sich jedoch
in die Dunkelheit zurückgezogm «Jhr
Freund, Miklord Ich freue mich« daß
es gerade mir vergönnt war, Sie zu
retten. Es war ein gefährlicher Fall."
Fall —--— ja, ia«" sagte der Carl, sich
rasch fassend, »es war ein gefährlicher
Fall. Jer, habe unrecht gehandelt —- es
war ein Augenblick der Verwirrung.
Arme, arrne Jsabel."
»Mnloro» ich werde Ihr Geheininiß
für mich bewahren«
»Welches Qedeiinniß?«
»Ihr-en Versuch, sich selbst das Le
ben zu nehmen« antwortete Lord
Neagle leder.
»O danre Ihnen, junger Mann,
icer Sie auch sein mögen. Ja, ich
nollte mir das Leben nehmen, aber ich
bereiie meine That. Es hätte mein
Kind getödtet." Dabei bedeckte er sein
Gesicht mit den banden denn der Ge
danke, seiner Tochter als ruinirtrr
Mann var die Augen zu müssen, siel
ihm aufs herz.
»Sie tonnen s·ch erboten. wie Sie
Ihr Geld verloren haben. Mylord.«
«Woher wissen Sie, mein Herr?«
»Sie haben in dieier Nacht alt' Jhr
Gelb ini Spiel verloren. Sir Paul
Faäney war glücklicher als Sie, Mii
or .« , -
Der Carl saßte ten Sprechenden am
Arm und sagte: »Wer in des hinunelo
ljiamcn find Sie?« Der große Hut des i
französischen Kapitäns, der starle Ba- J
aenbart, welchen er beim Einsteigen in .
das Boot befestigte. und das große r
Damms hatten ihn gänzlich unkennt
bar gemacht. »Beruhiaen Sie sich,
Mnlorb, Niemand außer mir lennt
qier Ihren Rana.WennSie unbelastiat
sein wollen, bleiben Sie rubig und ich
werde schon Gelegenheit finden, wei
ter mit Ihnen zu sprechen."
»Wir nähern uns demTower,« sagte
ver Schisser, »was sollen wir mit die
sem Mann ansanaen2«
»Er wird sich mit uns verbinden,«
antwortete Lord Neaale leise.
»Wer ist eri«
»Mein Freund.«
»Da wären wir also sicher. Aber er
wird seinen Antbeil am Gewinn wol
; len.«
»Er soll mit mir theilen.«
»Wie Ihnen beliebt, Mnlord, aber
ich dächte, wir triiren unserer enug.«
»Den Einen will ich dabei aben.«
»Nun,Euer Lordschest, he hal
ist JYnen so kostbar. als mir er mei
nigr. Mit diesen Worten gab der
Schiffer George Befehl, zwischen zwei
groKn sen Anker zu werfen.
r Rede hatte sich etwas verzogen
und da und dort trat ein Stern am
himmel hervor-. Am User hörte man
das Geräusch der Marltleute und vom
St. Katharinenthurm drang das Ge
läute durch die kalte Nachtlust.
»Es iß drei ·llbr. Jn einer Stunde
like-gingt te Dammerung,« sagte Lord
Xa bleibe uns toenMZeii,« berseite
cinchrlt s: westwärts dennt«
Das oot bewegtka nun rasch ten
ter lreistiqen Ruder l aen nach dein
-r
Totver. Aus dein Strome begann
di« liegrwieder ein Arti- und Abwogen
des e is und nach wenigen Minuten
wöråskn sie in die tiefste Dunkelheit ge
«Nichts hiitte gele ener lommen tin
nen,« sagte inchcli s. »Wir wollen ei
nen Au end ick innehalten und bera
Bem ber, Mylord, wer ist dieser
« e anni« feste er hinzu, indem er oie
hände au die Schulter des Earl legte,
der in seinen nassen Kleidern schau
dernd dasaß. »Wir mitssen unsere
Leute tennen.«
»,,Jch bürge sitr seine Verschwith
heit," sagte Lord Neagle. ,
»Das ist nicht genug; er ahnt de
reits, dasz wir auf ein verwegenes
Abenteuer aus sind,« sagte Capitan
Fon, der eine Zeit lang leise gespro
clzsn, ,.er muß, ehe er weiteres erfährt,
im Boote iestgebunden werden. Wenn
er auch Ihr Freund ist« Mhlord, ich
trank ihm iiicht.«
»Es gilt gleich, was aus mir wiro,"
sagte der Carl, der plötzlich ausgehoreht
liatir. »Ich sehe, Jhr sprecht von mir.
Jch bin Euch im Wege. Bindet mich
richt, sondern werit mich lieber über
Bord« woher ihr mich mich hier ausge
nommen. Leben oder Tod —- es gilt
-mrr gleich.« «
»Der Mann spricht wie ein Ver
zweYlterk sagte hiuchciiss
.« ail ist ein Mann. wie wir ihn
Hüttchen kennen-" bemerlte Lord Nea
gk Mich- »Meine Freunde, laßt mich
km paar Worte leise zu ihm sagen. Ich
gotantire, ihr werdet mit seiner Ani
wou zufrieden sein.«
»Mit-U Sit- wie Ihnen beliebt; wir
ltounsrhen nur« uns selbsi sicher zu stel
en."
»Mylord.« sagte der junge Mann
dem Carl leise zustiisternd, »ich wet ,
« hre Lage war eine verzweifelte, dre
wie zu dem Engchluss trieb, sieh selbst
zu morden.Die s or ehung sandte mich
zu J rer Rettung. . weiß aber auch,
daß c-ie Gründe haben, sie Sie das
Leben wünschen lassen. Ihre schöne
Tochter -- --«
»Wer sind Sie? Jst es ein Traum
oder hörte ich recht, daß die Leute Sie
Lord nannten?«
»Allerdingg. Auch ich bin ein Edel
inann und in verzweifelten Ver-nö
gensumstiinden Sie brauchen meinen
Namen nicht zu wissen. Es aenåige
Ihnen, daß ich von Ihrem beabsichtig
ten Spiel mit Paul Varnen hörte. Um
Mitternacht sah ich Sie sich von kser
London-Bridge hinabstürzen. Was
liegt dazwischen? Daß Sie Alles aus
einen Sah gesetzt und verloren haben,
mit einem Wort, daß Sie bankerott
sind und Jhre liebenswürdige Tochter
eine Bettlerin.« Ein tiefer Seufzer
antwortete aus diesen aralistig gestei
gerten Schluß.
»Nun, Mnlord, mein Vermögen ist
so zerriittet wie das Ihre. Wenn wir
Männer der Aristotratie iein Geld ha
ben, so hat das Leben auch leinen
Werth mehr. Da ich jedoch teinen Ma
gen sur Themsewasser habe und leben
will, um mein Versäumtes wieder ein
zuholen, so habe ich mich mit diesen
ehrlichen Burschen verbunden, um die
Königin (Gott segne Ihre Majestiit!)
eines Theiles ihrer Sorgen und Lasten
zu entheben, indem wir die Kronjuwe
len aus dem Tower holen, wo sie aus
lsewahrt sind und ihre Bewachun so
viel Miihe inachtjss ist, wie Sie ehen,
Lord Jnglis, ein Alt purer Courtoisie
und Menschenfreundlichkeit«
»Wie soll ich das verstehen?« ·
»Eintritts dahin, daß es eine nacht
lidxse Lin-edition gilt, die Juwelen aus
dein Ton-er zu stehlen. Das ist die
turze Ertliiruna.«
»Den Ton-er berauben?«
»Allerdingg. Wollen Sie sich an
uns anschließen und die Beute thei
len?«
«Bin ich ein Räuber-W
»Noch nicht« Aber es ist besser, zu
rauben, alt zu morden.«
»Ich habe Niemanden gemerdet!«
»Ich meine Sie selbst. Lassen Sie
uns darüber nicht rechten. Ein
Mensch, der einen Selbstmord begeht,
weil er sein Geld verloren, wird auch
rauben. um Geld zu below-new Das
ist mein Moraleodex, und wenn Eure
Lords-haft sich an uns anschließen, so
können Sie meinen Gewinn theilen.
Die Summe ist ganz ertlecklich Ich
weiß. daß wirsan einem Orte, der aus
unser Commando sich öffnet, aus sieben
Millionen Pfund Sterling die Band
leeren läutern- Kein Köni der eit,
« würde einer solchen VersuFung wider
stehen. Die Königin berauben, ist ein
. öffentlicher Diebstahl. Der Unterschied
i zwischen einer Schlacht und einem
! Morde. Tausend Menschen im Krieg
umbrinekem ist ruhmwiirdigz einen im
Frieden tödten —- ist Mord und Ver
t lbrechen. Ueberdies ist teine Gesahr da«
. ei.«
i
»Meine Gefaht?«
»Alles ist io gut organisiri, daß der
Erfolg gewiß ist«
»Wie können Sie in den Towee
loiiimen?«
Diese Frage war genug. Lord Nea
1 gle fühlte jetzi, baß der Carl zu ihnen
gehörte
«Wir haben Schlüssel, welche nach
den ächten gearbeitet sind. Aber meine
Freunde werden ungebulbi über un
iete lange Verhandlung « ollen Sie
sich an uns anschließen« wenn Sie die
hälfie meines Antheils erbalien?«
»Es kann also nicht mißlingeni«
»Beste-Erbe
» e u t, im Namen dee al
Schlange, wer bist Duf« i Hm
Gotisehung May
Mel-fis ii tb i i
als Staats-raban n- meh