Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 25, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

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    Die Krnnjuwelm
III-ZEIT H Fromm-rotem I
uctcrssstzt »Im -...—.».- - j
(1 Fortsetzung-)
Das Eintreten der beiden Gemis
tnen schien eine ungewöhnliche Bewe
gung in der Versammlung hervorzu
wsen. Kaum hatte man sie bemerkt
ceks die, weiche aus- und abgingen, stille
hielten, und die, weiche saßen, aufstun
den Wenige Augenblicke vor ihrem
Erscheinen hatten zwei junge Männer-,
welche in der Nähe der Thüre standen,
folgendes Gespräch mit einander ge
führt:
»Ein-then Sie, daß Lord Jnalis
kommen-»win Es muß jetzt zehn Uhr
wriiber sein« Und er zog eine Just
uhr ans seiner Tasche, ließ sie springen
und sah nach der Stunde. Der Andere
nahm eine Damm-km welche mit
Brillantcn besetzt war, aus der Weste
und sagte ähnend: »Ja, eine Minute
bereits vor den«
«,,Wir gestatten Immer drei Minuten
in Paris als Disserenz,«« sprach der
Besitzer der Jagduhr, dessen große
Sätze Augen das sächsische Blut verrie
»Wie viel hat Jnalis in der letzten
Nacht verloren? Jch war, wie Sie
wissen, nicht hier.'«
Ungefähr 30,000 Pfund; aber er
hat seit einer Woche jedenAbend enorm
verloren,« antwortete der blauäugige
Lord.
»Und Alles an BartieyZ Sie Paul
ist der glücklichste Mann in London.
Ich würde ebenso lieb mein Geld in die
Themse werfen, als mit ihm spielen.«
»Er hat, wie man sagt, Lord Jngliå
sein ganzes Vermögen bis aus 50090
Pfund abgewonnen. Es ist Wahnsinn
von oenglis, mit ihm zu spielen,« am
tvortete der junge Lord mit der inwe
lenbesetzten Uhr.
·,.Er Osst sie wieder zurück zu ge
minnen
»Und all’ dies will er heute Nackt
auf’s Spiel sehe-IX versetzte der Ans
dere.
»So höre ich. Als er seine leytetx
tausend Pfund an Sir Birnen verlor-,
soll er diesem falsches Spiel vorgewor
sen haben«
»Das ist wahr. Sir Paul schlug ihn
weder in’s Gesicht. noch schosz er ihn
nieder. sondern sagte ruhig: Mylord.
ich oeraede Ihnen, Sie wissen nicht.
was Sie sagen. Aber ich fordere Sie
zu einem weiteren Spiele auf, und war
Sie morgen Abend auf's Spiel setzen,
werde ich halten« sagte der Andere.
»Das war ehrlich Und offen. Und
er nahm ant«
»Ja; aber er scate mir später, es sei
sein ganzes Vermögen und wenn er
verliere, sei er ruinirt!"
»Dann hätte er nicht annehmen sol
len; er hätte wissen müssen, daß er ver
lieren wird,« bemerkte der junge Lord
seit der Jagduho »Wenn ich einen
- SM. der MS Wasser geworfen wird,
entständen sehe, so weiß ich, daß alle
Steine, die ich ihnen nachsende, eben
- falls untersinten. Jnglis ist verrückt!«
»Man sagi,«·sliisierte der rnit der
Jus-einbr, »daß nglis dies verzwei
fette Spiei aus d Eingebung eine-z
Geistes gespielt haben soll!«
»Wie, Eilin n, Sie glauben doch
sicht, daß etwa an diesem Wahn ist ?«
»R oder Lord Jnglis glaubt es.
Sie . ,·wir send intirne Brei-ade,
soweit zwischen zwei önnern
könlich PH, von denen der Eine sechs
undzwanzien der Andere vierzig nnd
Inkr, nnd dessen Aar bereits einen
Si berglan hat. isten versicherte
er, haben i m gesagt. daß er sein Ver
- I en durch das Spiel mit Varney
wie bekommen werde nnd daß er
zule t sogar die-Bank sprengen müsse.«
» r ist wahnsinnig.«
»Sei-en Sie, ier kommt er und
dicht hinter ihm ir Paul Barnen.«
»Wie klinnen zwei Menschen zusam
Inen gehen, wenn sie nicht auf freund
l nrzuse rnit einander stehen?« sag
te junge Lord mit der Damens-r r
lächelnd und den Kopf schütteln .
iårtnmthlich wird heute nicht ge
p «
,,Seden Sie, Mylord, ne qeye n m 1
so sehr mit einander, als sie vielmehr
nur zu gleicher Zeit qekommen sind,
denn sie kümmern sich nicht Das Lein
dejte um einander —- lassen Sie uns-;
ihnen folgen. Sehen Sie,1oek n cht
spielt, richtet seine Biicke auf sie. Wie
btaß Jnglis aus-siebt, wie unruhig fei
ne Blicke nmberschweifen!«—— »Vat
ney dagegen siebt kalt und zuveksicht
lich wie immer drei Wie wunderbar
sich die beiden Männer äanch sehen!
haben Sie das je beobachtet?«
mJiedetmann hat es bemerkt,
der Je siebi.«
Das Gespräch wurde durch das
Räder-treten der Freunde de: beiden
Patienten welche sie ewzt allen Sei
Ins-gesagtem unkrgxochefnd Fis
akney gnug gern ou en a
nåfch zu. welcher edieitj von den an
ders Hand und da Niemand als der
cis-riet davor satz. einige hervorste
» site-Spieler all dee übrigen, welche
« W, zu erwarten
W senkt-aller stand auf und
sz « Akte et Lord Just il,
I umgeben von seinen Freunden, näher s
s treten sah; als er jedoch Sie Paul
Varney mit einem Schweif von sünss
zig Var-meis, Earls und Marquis
herankommen sah. legte er seine Hand
aus das Herz und machte die tiefste
Verbeugung vor dem glücklichen Spie
ler. Nach einigen Minuten standen
die beiden Kämpfer an ihren Plänen,
die Karten waren gelegt und derCrou
pier verkündigte, dasz Alles fiir das
Spiel bereit sei. Es war ein Kampf
zwischen zwei Männern, die seit Jah
rei gute Freunde gewesen und die,
gleiche Stellung in der Gesellschaft
einalinienz denn Sir Paul Varney
ging, wenn et auch lein Earl war im
Alter seines Stammes und in ocn
Auszeichnungen voran, mit welchen
seine Familie seit den Tagen Hingists
und Horsts überhäuft worden. Stolz
aus seinen alten und berühmten Adel,
halte Sir Paul die Annahme seine-«
Eatlihunis und eines Marquisatö
auggeschlagen, das ihm für eine er
solgreiche Mission in der Türkei und
Spanien ungetragen wurde. Aus der
anderen Seite war das Carltdum von ;
Jnglis von neuerem Datum, das
heißt nur verhältnißmäsziq, denn is s
war vor dreihundert Jahren einem
seiner Vorfahren, einem Mayor von .
York, der dem reaierrnden König Jo- .
rann, ais er durch seine alte Stadt
karn, ein großes Fest veranstaltete,
verliehen worden. Die alten Fami
lien der Provinz mit ihren Bart-nen
wappen, mit ihren Schildabtheilungen,
die häufig auf eine Vermischung mit
der lönialichen Familie deuten, sehen
bis aus dcn heutigen Tag, wie sie es
immer gethan, auf die Schöpfuncen
moderncr Zeiten verächtlich herab. Sie
Paul war ohne Frage —- denn Nie
niand stellte es in Frage —- der schön
ste, tapfer-ste, ritterlichste und talentir
teste Mann im Königreich SeinReich
thnni war unerschöpflich, und seine
soeialen Eigenschaften machten ilsn bei
seinen vornehmen Freunden nnaernein
beliebt. Seit-it Prinz Albert sah ihn
gern an seiner Privattafel zu seiner
rechten Hand. Aber Sir Paul hatte
einen häßlichen Fehler: er war ein
großer Spieler; feine Leidenschaft
war das Form Er hatte weder Freu
de am Trinlen, noch war er sonst
Roue; aber dasSvielen ging ihm iider
Alles. Er hatte weder Frau nochma- s
der. Wenn er zuweilen Geld verlo- s
l
i
ten hätte, so wäre es nicht so schlimm -
gewesen. Er gewann jedoch immer,
mochte nun sein Partner Prinz Athen,
der zuweilen nach der Tafel in Wind
sor-Castle spielte, oder Mr. Albert
Prinz, der Erfinder der Windsor
Castleseife, sein nächster Nachbar sein. l
Niemand gewann je von ihm. Das s
ver iihrte ihn. s
I unmöglich scheint. das reizt ;
viele Menschen zu thun. Ein solcher s
Mann war Lord Jnglis. Die Tafel, «
welche eini e Minuten zuvor, edeLord J
anlis un Sie Paul Vornev diesen
nserno del’ oro betraten· wie ihn ein
panischer Prinz bei feinem ersten Be
ache so wahr nannte. vereinsammt
dagesianden war jegd umdriingt von
Menschen und der ittelountt dieser
prachtvollen Balle des Bergnü ens.
Eine solche Auxreguna hatte nie
in desem Spiel aal geherrscht. seitdem
die prachtvollen Halten sich geöffnet.
Die Spieler an den andern Tischen
hatten i e Spiele eingestellt, um sich
nrn den ifch zu sammeln. wo sich der
Goliath und der David ihres Heer-es
einen entscheidenden und einen der in
teressantesten Kämpfe in der Geschichte
des Spiels liefern wollten« einen
Kampf, dein Zool, der große Chronist
des Spiell, mit dem tiefsten Interesse
-beigeivohnt hätte. w,000 sund
standen ans der einen Seite ·au dem
' Spiel. Es war oenrzatv rein Wun
der, daß sich der sashionable Club in
jener stät-mischen wilden und sinsteren
Nacht mit den vornehmsten Spielern
von Lsndon gefüllt, denn wir dürfen
es nicht verhehlen, daß der Adel des
Reiches wirllich die Fürsten und Köni
ge der Spielltallen bildet. Arme Men
schen können solche prachtvolle Paläste
der Habgier und der Leidenschaft nicht
srequentiren, und die reichen Pathe
nu’s hoben ihr Gold zu mühsam er
worben, um es aus eine Karte zu
setzen. Aber die Lords des Reiches
haben ihre Guineen durch Erbschaft
gewonnen, die Söhne und die Töchter
dieser englischen Edlen haben ihr Ver
mögen nicht durch den Schweiß ihrer
Stirne errungen, sie trennen sich da
von nrit einem Lächeln aus ihren Lip
pen. Solche Menschen srequentiren
die Spielhöllen und setzen lalten
Blutes tausend Pfund, die Steuer
von hundert armen Untergebenen, aus
eine jener buntbemalten Karten, die
nicht zwei Beute werth sei. Nur der
Satan, der als Crou ier on diesen Ti
schen präsidirt, gie t jenen- Blättern
den trügerischen Werth, den sie ans
Augenblicke besitzen. Und diese R
sieht er einer einzelnen-Karte denWer h
von so,000 Pfund, und Lords und
Genitenren beugen sich baldigend seiner
Entscheidung. Die größten Spieler
nnd die vornehmsten Gentleinon von
London —- denn nur diran
alte Wappen werden in dieser Gold
lsdlle Wen-— ones-senten- m
große innih daßzdas Us, ein
Stück Papier, zwei Zoll lang und an
derthalb Zoll breit, mit einem f wars «
zen Punct in der Mitte, 50.000 fund »
repräsentirt ;
Doch kehren wir zu unserem großen
Spiele zurück. Lord Jnglii fest auf J
das Carreauaß 50,000 Pfund in iin .
Zehntauiendpfund · Noten. Er « tte «
an jenem Tage Alle-, was er defa in «
Geld umgewandelt, um fein Sie aul ;
Varnen gegebenes Versprechen zu er- ;
füllen, in der hoffnung, die M,000
Pfund, welche er in wenigen Wochen
an ihn und Andere verloren, wieder zu
gewinnen. «Mylord«, sagten mehrere
feiner Freunde, Jetzen Sie nicht Alles
auf einmal. Sie Paul ist tein Spie
ler, er spielt nicht so sehr um des Gel
des als um des Ruhmes willen. Er
wird deshalb auch einen Einsaß von
10,000 Pfund mit demselben Vergnü
gen annehmen.'«
»Was Lord Jnglis sent, nehme ich
an, und wäre es auch doppelt so njel,
als er bereits auf die Karte gelegt,«
sagte Sie Paul höflich und mit der
Miene der Gleichgültigteit.«
»Ich kam hierher. um gegen Sir
Paul Barney 50,000 Pfund zu setzen,«
fuhr Lord Jnglis fort, »und werde
nichts von der Summe, die ich auf die
Karte gelegt, zurücknehmenl Jch bin
des Gewinnes sicher,« fügte er mit stol
zer Zuversichtlichleit l)inzu.«
»Ich hoffe ebenfalls, Mylord, daß
Sie aewiunen," antwortete Sie Paul
mit einem freundlichen Lächeln. »Ich
wünsche nicht« Eure Lordichaft zu rui
niren: denn da ich Jhr Geld nicht
brauche, so ———«
»Sir Paul Vatney, ich kam hierher,
um zu spielen, nicht um zu icknvagen,'«
fiel ihm der Lord rasch ins Wori.
Sir Paul Vatnetfs Augen blinken«
aber seine Lippen,die Farbe feines Ge
skchtes und der Ton seiner Stimme an
drrten sich nicht« als er ruhig sagte-:
»Ist-? bin bereit, Mytord."
un begann das Wette-; die Aus
reaung derUmstehenden hatte den titsch
sten Grad erreicht; nicht nur die Spie
ler, sondern auch die Stielbatter der
anderen Tische hatten diese verlassen,
um mit dein größten Interesse diesem
Vorgana zu solgen. Wir wollen nicht
in die Details dieses Spiels eingeaeii,
wie die Berichterstatter von Weilt-n
nen und großen Sckyichparlieem irsir
weilten nur das Resultat des größten
Spiele-, das ie in London gespielt wur
de und das zum interessantesten durch
den Rang der Spieler. ihre sriitiere
Freundschaft und ihre merkwürdige
Aehnlichkeit wurde, mit zwei Worten
berichten.
Das Resultat war, daß Sir Paul
Varney gewann. Kaum hatte die ge
siidllose Stimme des ersten Crouoierz
diese Thatsache verkündet, als alle
Blicke aus Lord Jnglis steten. Theil
nahme und Neugierde war in den mei
sten gemischt, und selbst der Gleichgil
tiaste wünschte zu sehen, wie sich ein
ann gehabte, der nicht nur 50,000
Pfund aus eine Karte vertoremsondern
dadurch u einem Bettler wurde. Ter
Ausdru aus dem Gesichte des Earl
von Conydeare lo nte ihre zrausarne
Neugierde; dlasi ie die «armoista
tuen. dte in den Rischen umherstanden.
nnd so unbeweglich wte singtand auch
Lord anlix der Carl von onnseare,
vor dem isch. Seine Au en waren
mit wildem, unheimlichem ächouer aus
die Bantnoten geheftet, welche der e: e
Croirpier nachlassig über den It ch
reichte; seine Lippen waren usammen
gepreßt und blau; setnehiin e zitterten
und sein ganzes Gesicht war pldtztich in
ein sremdes umgewandelt. denn teiner
von seinen intimen Freunden hätte in
diesem unheimlichen, ver weiselnden.
wilden und leichenhasten Hesichd das
in einem Momente um hundert Jahre
älter zu werden schien« die Züge von
Lord nglis erkannt. Bei diesem ei
sterha ten Anblick erhob sich ein a e
meiner Ausruf aus der Menqe, und
» während einige Berhiirtetere mit eine-n
; Worte des Spottes wegwandten.
! Andere ein .Rarr«, » ahnsinntger«,
I »Verziveifelter" binivarfen und zu ih
f teni unterbrochenen Spiel an den an
I dern Tischen zurückkehrten, blieben noch
EAndere und sahen tbeilnabinsdoll den
I erd an, indem fie lopffchüttelnd ein
ander ihr Bedauern ausdrückten daß
ei- nicht gewonnen hätte. Bald aber
verließen auch sie den Tifch und nah
nsen ibr Spiel wieder auf· Zwei oder
drei Arnateurg blieben, als ob sie eine
« Tragödie vor sich geben zu felken er
nwarteten denn der Eine faqte zum
Hindern: »Er wird sich das Hirn zer
schmettern, lassen Sie uns einen Lliigen
blirl warten.«
»Er wird Gift nehmen, feben Sie-—
ee fühlt bereits in die Tasche, obne
ireifel bat er sich für einen möglichen
erluft vorbereitet «
Er wird sich mit einem Dolch das
Leben n: hineii! Lassen Sie uns Zeuge
davon sein«
Und fo warteten die drei fafbionabel
getleideteii jungen Männer mit dem
krankhaften Gelüste nach dein Schauer
lichen welches niir zu häufig an solchen
Plätzen sich lundgiebt, iii der Hoffnung,
das vor ich gehen zu feden was sie fiir
wahrfche lich hielten. Aber Ladan
lism von Conybeare sprach weder, noch
e er sich von der Stelle. aiif der
wandern als fein urchtbarer Ber
n« hereine arädzlxein Er fah
wie eine herfte ndeLe iEinFreiind
Leeres stand nedeiii annd das tpar
delniann mit der Jakgteiilirt Er
legte uand sanft auf it sk
iiiid fag te: Juw
bate, nein lieber Lord JnslliI feie
»
l
Zämltj an! N menMSke Hei-Sache
-- « is ens- et nur
das Jloll " s Spieles.'
Der Lord wandte sich um und befle
7 te seine arren Au n aulehrn aus de
nen a ei Bewu fein ges munden
schien. »Wer M u, Mann « fragte
er mit hohler Stimme.
Dein Freund, Gllbert Bereiford, «
me n lieber Lord.« l
.Jch dacht-Du wärest Damm-m l
doch ich fede, das ich mich täusche. An
fangs dacheei so, denn ich sehe überall
und in allen esichtern Paul Warnen
Dieser Mann ist mein böser Engel.
Wie sagtest Du, daß Du heißest? Deine
Stimme ist freundlich, aber es ist mir,
als ob ich noch immer in die Augen
dieer Varney blickte.«
»Nein, komm mll"mir!«
»Nein« ich gebe mit Niemandem, icki
traut Niemanden Paul Varney hat
mein Geld genommen, Alles, Alles,
nnd Du, Freund, trachtest nach meiner
Seele.«
Lord Gilbert von Bereåford wandle
sich um, zu sehen, ob Sir Paul Varney
diese Worte voll Billetleil und tiefen
Schmerzes hörte; er gewahrte jedoch»
daß der Baronet in der Halle auf und
ab ging, umgeben von einer Menge
; von SchmeichleM die mit ferviler Hul
; diguna ihn den Kaiser des Iaro nann
ten. und der Gewinnen der nur an sei
nen Ruhm dachte, ließ sich die Heilers
leit feiner Seele durch keinen Gedanken !
an sein Opfer stören. s
2.Capitel.
DieRettung.
den Lord Conybeare s drangen, als er
wiederum unter dem dunkeln Bogen
nach der Spielhalle siihrte. Die, welche
ihm folgen wollten, hatte er durch eine
Handvewegung ;i:riiclgrwiesen. Das
ruhige« marmorne Schweigen, dass er
barg· wie eine Eistrnste die rauschen
den Wasser bedeckt, war nun in der
gebrochen. »Ruinirt aus immer!'· Jn
Einer Nacht zum Bettler gemacht! Der
Fluch falle von den Wollen aus das
haupt dieses hinterlistigen Varney! »
s Mein Kind -— meine arme, edle, stol e
waren die Worte, toelche iiber die Lip
l
i
l
»Nuinirt, verloren und vernichtet!« »
aana stand, welcher von der Straße’
in Gegenwart der Menschen beobachtet ’
und unter dem er alle Aufregung ver- »
Einsamkeit und Dunkelheit der Straße s
l
i
i
s
i
(
l
. Jsabellal Wie soll ich dir unter die s
Lluqen treten und dir sagen, daß ich
dein Glück und deine Hoffnungen aus
immer zerstört 7 Ich werde noch wahn
sinnig werden; die Ehrenschulden, die
» ich bezahlen soll, starren mir wie höh
I makes-ragen in las Gesicht! Jchs sehe
gate und ewige Schand-et O, dasz
diese Finsterniß, die mich und die halbe
Erde in diesem Augenblick unrgiebt,
ewig dauerte! O, daß die Räder der
Zeit, welche sich drehen, um den
Morgen herauf zu bringen, in ihren
Achsen rosteten! Den Morgen —- o
Moraen —- Morgen, ich kann, ich darf
ihn nicht wieder sehen!- Nicht Alles ist
verloren. denn ich halte noch in sester
Hand die Macht, dies Leben zu enden.
ehe-der Morgen dämmert —- und er
wirke herauf dämmern! Die herrliche
des Lebens ist mein, nicht Var
nen’s! Keine Kraft liegt im Golde, es
mir zu nehmen; die Macht zu sterben
ist Alles, was mir bleibt, und ich will
sie nützen. hinunter mit dem Morgen
mit seiner Schande und Qual, die ihre
drohenden höupter mir entgegen grin
sen: ich lache deiner, du stolzerMorgen;
mit der Macht zu sterben, die-mir ge
blieben, stehe ich über der Welt und
spotte ihrer und ihrer Schrecken!«
Während der Lord so sprach, gesti
eulirte er heftig mit den Händen und
schritt aus dem dunkeln Bogen ang
hervor und die Straße hinunter. ·
Gang, seine Miene und seineBewegun
gen waren die eines Verzweifelndem
Er hatte fein Gesicht mit dem Kragen
seines Mantels verhüllt und war noch
nicht weit gegangen, als er unter einer
matt brennenden Laterne von hinten
an seinem Rocke festgehalten wurde·
Ek blickte um sich, um zu sehen, was es
sei, und gewahrte das kleine Mädchen,
dem er begegnet war, als er in das
Spielhaus trat. »Wie, Du schon wie
dert« staate er stolz
l
i
l
i
vor mir nur das Gefängniß ron New ;
l
i
»Sie sagten mir ja, daß ich wieder
kommen solle, Sir.«
»Aber nicht heute Abend.«
»Ich dachte, Sie sagten heute Abend,
und wartete deshalb so lange, die Sie
wieder heraus latncn.«
»Warum thatesi Du das?" sagte er
in fanfterem Tone, ali- er sie zittern
sah und die liegenden Tdne ihrer wei
chen, lummervallen Stimme in sein
Herz drangen.
»Sie waren so freundlich mit mir,
und da Sie mich aussarderten, wieder
zu kommen, weil Sie mir helfen woll
ten, blieb ich hier, bis Sie zurück
lämen.«
Der Earl unterbrach seinen raschen
Ganq einenAu endlich suchte ungefiüni
in seinen Tal n, fand ein StückGold
und Date freundlich, indem er es in
ihre band legte: »Ged, laufe E en
und was Du brauchst; es ist A es,
was ich habe· Geb’ und laß mich in
Ruhes«
»O Sie wie glücklich bin ich!«
JGliicklichY das mache Dich glück
lich? dann wollte ich, ich wiire Du
Ged’.. .doch nein, bleib!« Das Kind
trat zögernd näher, due Gold fest in
ingern pressend, als wenn ei
Weg er hätte feine große Gabe de
eeut nnd-volle met-et fordern. Sie
Enden in die-sent stimmt-M mete- des-.
lerne endet Mel-Im III
—
s, das zur Themte hinahftihsrtr.Dte
» iaete des nahen Kirchthurmel fehlten
; Dreiviettel an Zif. Er iu r zufam
: men. »Was ich i n , muß ra ch gethan
werden.« las-te »er, indem er aus ei
« nem Taschenbuch ein Blatt naan und
- Und bei dem flackernden Licht mrtBlets
ftiit einige Tilen ichrieh.
Einst u, wo die St. Jamessi
Muße i 7« fragte er das tleine Mad
R- Um der kalte Wind durch «dac
r und durch die Lumpen, in die es
gekleidet war, blies. »Du sagtest, Du
wohnten dort in ver Nahet«
» a, it
.Zring’ dixses Billet nach dem fünf
ten Haus von der Ecke. in der Nähe
dezt Palastes. Der Thiiritovfer iit ein
Lamenton aus Denn-m die Thüre ist
von Eichen und die Zahl iiber dem
Eingang 22. Wenn Du mir dankbar
iur das Geld bist, das im Dir geaehen,
to wirst Dis es finden und dies Papier
dort abgehen. Aber Niemand darf es
betommen als meine Tochter, Du
fragst nach ihr und giebt es ihr. Willst
Dudas thun?"·
»Ja. Sir, Sie können sich auf mich
verlassen-«
..Geh’ denn, lebe wohl! Laß mich
Deine Hand drücken!« Er nahm ihre
Hand, preßte sie und sagte: »Es war
das letzte Mal, daß ich eine menschliche
Hand in der meinen hielt; das letzte
Glied, das mich an die Menschheit
hand, ist gebrochen. Nun, Tod« iei mir
Deine Umarmung willtcmmen!«
Er eilte die Straße hinab, welche
um Flusse füh:te. Die duntlen Wof
ier raufchten vorüber, hinunter zur
London-Bridge, zu der er, ohne es tu
wissen, inm· Es war die zwölfte
Stunde, ehe der tiefe Schlaf beainnt.
Da nnd dort brannte ein Licht aui ei
ner BIrie oder einem Schiffsdeck: aber
man hörte keine Stimme. Tiefe Stille
herrschte auf dein Wasser und be
wegungslos lag die Flotille der Han
delslchifie in der Themie Er eilte
rasch in der Richtung nach der Brücke
und stand treniae Minuten später mit- 4
ten auf derselben. Ueber die steinerne i
Briiiiuna sich lehnend, sah er in den l
i
i
i
schwarzen Strom hinab. Da und dort
spieaelte sieh ein Stern. der durch den
Fiedel funkelte, leicht an der Ober-s »
läche.
m— -
»Das ist also die Lethe: unter die
sem Wasser tann ich den Morgen und
alle tiininaen Moroen hear-aben? Jn
meiner Macht liesrt es nun, dem-Schick
sal zu trotien und den Scenen zu ent
stiehen, die mir drohen, wenn ich am
Leuen bleibe. Alles außer dem Tod ist
verloren! Dieses Geschent empfing ich
aus der Hand meines Schöpfer-T der,
indem er uns in diese niedere Welt
stellt, uns die Macht nicht aenommen,
oon ihr zu scheiden. wann wir wollen.
Aber diese Macht — soll ich sie ge,
brauchen? Soll ein Wurm aus Staub
die große Frage entscheiden, wann ich
meine Verbindung rnit der Zeit be
schließen wolle? Ich weiß, ich thue Un
recht, es ist ein Verbrechen gegen Gott
und meine eigene Unsterblichkeit! Jch
möchte lieber meinem Schöpfer begeg
nen, als meinem ruinirten Kind und
meinen aufgebrachten Gläubigerni —
So löse sich denn das große Geheim
nisz. Jn einem Moment werde ich wei
ser sein als die Canze Welt, die ich
hinter mir lasse.« Er sah sich scheu urn
und da er aewahrte, dass er allein war,
wickelte er sich sest in die Falten seines
Mantel und stürzte sich iiber die Brü
stun unab. .
A g er in den schäumenden und zi
schenden Wassers unten verschwand
ötte man den berzdurchbohrenden
chreiseines Kindes unsern von der
Stelle, wo et sich hinabgestiirzt, aus
welchem der rauhe und laute Rus eines
Wächters antwortete, der, nach dem
Tone zu urtheilen, heftig erschrocken
schien.
»Geist! helsti er ist von der Brücke
hinabgestiirzt,« lautete der witdeSchrei
der Kinderttimmr. «
»Wer? Was ist es? Was ist gesche
hen?« fragte der Wächter, der von zwei
Policemen begleite nach der Stelle
hineilte, wo das Kind aus der bloßen
Brüstung stand und in die Wasser hin
abdeutete.
s
1
«Ein Gentleman ist hinab gestutzt,"'
lautete die Antwort des «ungen Mäd
chens, von dem Lord onybeare sich
erst vor Kurzem getrennt und das, den
Namen der Straße vergessend, nach der
sie hatte gehen sollen, ihm nachgeeilt
war, um ihn einzulplen, als sie ihn auf
die Brüstung springen und sich hinab
stürzen sah. Alles war in der höchsten
Austequngx die Alarniglocie, welche bei
solchen Gelegenheiten angeschlagen
wird, begann ihre iannnernden Töne,
und aus einem Dock unten schoß nach
wenian Augenblicken schon ein Boot
der Gesellschest der Menschensreunde
hervor. um Rachsuchunaen anzustellen.
Ein Wächter aus der Knopel riber den
Docks hatte ein blaues Licht angezün
det, das die ganze Seene beleuchtete.
Diese Licht dauerte zwar nur weniae
Augenblicke aber während derselben
sahen die, welche von der Briiete hinab
schauten, ein zweites Boot« das unter
dem Bogen hervorschosz, einen Au en
blick anlegen und die Leiche eines an
nes an Bord ziehen.
»Er ist gerettet! —- Sie babeni n!
--Wer kann es seini« lautete te
Ausrusnnaen der Wächter und der
übel en Umstebenden. Während sie
noch brachen, erlosch das blaue Licht
in den danllen Wellen der Themse nnd
die Seme, die eben noch taabell er
.leuchket war, versank in die tiefste Fin
Dte Barte der Gesellschaft derMens
Krisean g sich, als sie sah, da
fresse-e ot äu Mann getetdtys
e« M II «
set-Mund mä mise- Minn
ten war es still wie zuvor und man
hörte nur die W Tritte guckt —
denn so wurde sie genannt —-2« wie sie
die Brücke entlang nach Hause gin ,
während sie überlegte, warum wogt
der llaute Gentleinan sich habe schönem
tro en, und sich steuend. daß die Ge
sellschast in dein Boot ihn wobst-that
ten aus dem Wasser gezogen. ,
Wir führen nun den Leser in etd
altes Oel-ände, halb aus Stein, halb
nun aeschwärztern Eichenhols, das an
dem User der Themse eine halbe Meile
über der London-Bridae liegt. Es war
eines von den wenigen Pausern aus
den Zeiten der Königin Elcsaveth und
srüher der Palast eines vornehmen
Herrn ihres hoses. in jenen Tagen
das Gepräge der Würde und der hohen
Stellung seines Besitzers an sich tra
?
i
: l
geno. Ader Häuser haben ihre Ge I
sel,-.a«)te, Zeiten des Glanzes und des
Vanilla wie ihre Eigenthümer; und
nachdem es manche wunderliche Erfah
rung von Aus und Nieder gemacht,
manche Pracht und manches-Verbrechen
in seinen Hallen gesehen, war es zur
Zeit unserer Geschichte zu einer Art
von Userlneipe oder Schifferwirt -
haus herabgesunten. Es eignete sich · ·
sonders gut dafür, indem der zweite " ,
Stock wie ein großer Erter über das
Wasser hinausgebaut war, so daß eine
AUZOM sollen und andere Boote unter
seinem Schuhe sich beran tonnte,
während von dem Wasser, zwischen den
Säulen, die den Erter trugen, einige
Stufen in das Erdgeschoß des Hauses
suhrten, dessen Front aus die Themse
Allrn hinausginq, eine schmutzige und
enge Gasse, welche ein enges Labyrinth
von alten Häusern bildete, die sich an
dem Flusse hin-sogen.
Da der »Saa" —— unter diesem Na
men war dar- alte Wirthshaud bekannt
—---von der Straße wie vom Flusse aus
zugänglich war, so hatte er zwei Sor
ten von Gästen: die Cahtutscher und
die Boote-trink Das Haus stand in
schlechtem Ruf und hatte ein sehr ver
dächtiges Aussehen mit seinen schwar
zen, beinahe immer geschlossenen Lä
den, seinen finsteren Mauern und dern
wohlbekannten Charakter seine-»Wir
l
s
thei- eineg entlastenen Strom-ig
—«, und die häßlichen Gesichter seiner
Gaste, welche vor der Thiir lungerten,
reclptsertigten nicht weniger diesen dek
dachtigen Rus· Die Polizei hielt ein «
wachsames Auge aus das Haus u. aus
seinen Thüren wurden mevr Schurken
aller Art nach dern Gefängnissen ge
olt, als aus irgend einem anderen
cchludswinlel der Sünde im Herzen
Londong.
Wir bedauern, in dieNothwendigleit
verse t zu sein, den Leser an diesen
Ort führen zu müssen; aber der Zu
schauer, der ein Schauspiel sehen will,
n«.u sich gefallen lassen, je t in die
Hö le eines Räubers, im nö? .en An
genblict in einen Königsmla t, seht in
eine Hütte und dann wieder in ein
Schloß sich versetzt zu sehen. Wir
bringen des alb nsxzn Fsgr i M «
sinstete Ma tosen neipe, o un - —
ter u entschuldiaen. Es war Mitter- »
na t —- sene Nacht, in der unsere Ge II
schichte begonnen; das Wirthzzirniner
wurde schwach vvn einer eisernen i
Schissslarnpe beleuchtet, welche von
eirer eisernen Kette itder einein vier- ,
eckigen, schwarzen und settigen Tische
hing. Rings In den Wänden des rn
rners standen Bänte und da und rt
ein hölzerner Stuhl unter einem der
» vergitterten Fenster. Die Wände wa
ren getäselt und sit-er dem hohen Ka
mine, in welche-n ein tnattet Kohlen
seuer flatterte, sa man ein prachtvol
les Wappenreli , volle dreihundert
Jahre alt, das Jnsignien der edlen
Essex zeigte, deren Familie das han«
; einst gehört hatte, und aus deren Na
men das Wert «Sack« verdorben wor
den: denn Esserdaus dies-s es in den
Zeiten der Königin-Weh
stetsessung solgt.)
Ein junger Mann wollte seiner Lin
vc.eheteten das erfre Briefchen schreiben; -
da er trotz iifrigsten Nachfinneni nicht
: die richtigen Worte findet, un seine
Gefühle auszudrücken befolgt er den
Rath eines Freundes nnd lauft sich ei
ne »Liebesdrieffteller«. Erfinder in
demselben bald, was er gesucht, schreibt
das Konzept fein fiin erlich al- nnd
fendet das Billetdour mit der Bitte um
baldige Antwort feiner HerzenOamr.
Tiefe besiyt unglücklicher Weise densel
ben Brief teller wie ihr Seladon, und
erinnert sich auch sofort an den Ur
sprung des Briefchens. Sie hat auch
eile-bald beim Durchbliittern des ker
läleichen Rathqeders das Original
sammt der passenden Antwort gefun
den, und schreibt dem Jüngling daher
blos folgende Worte: ,,Jhre lieben ( i
len habe ich empfangen. Wenden Die
gefälligst das betreffende Blatt um
nnd Sie finden die gewünschte Ant
trott!«
I I I
Das abåelanfene Rechnungsjahr des
deutschen eiches hat rnit einem großen
Ueberfchuß ab efchlofsen. Nach dcu
vorn Reichsanze er veroffentlichen Zif
fern find im anzen an ordentliche-:
Einnahmen. die dein Reich verbleiben,
irn Vergleich mit dein Etat 73,150, «
Mart mehr nnfgelommen. Davon find
42,400,000 Mart znr Verminderung
der Retchsfrhuld verwendet, und KL
576.934 Mart figuriren als Ueber
chn des Rechnung-Jahres M I.
pt l 1898 bis 31. Wier W . er
er find aber den Ein ftoaim
es. .309 Mart mehr Inst-diesen
tooedern als tin Etat vorkefehen war.
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indes ei Ynnrvgitisqunm
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