Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 04, 1899, Sonntags-Blatt., Image 12

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    zsz Um si- nkst- sieh-s.
Time von U. Fr.
fUis hedtvig Sarlo durch einige
liede Freundinnen« erfuhr. daß ihr
Kann, der Dichter Frin Sarto, ihr
nicht die Treue hielt, sondern sich met
einer Schauspielerin dritten . Ranges
eingelassen hatte, da war es ein harter
Schla iiir sie. Nun aber. nachdem d»«.e
erste rregung vorüber. bei-errichte ne
nur der Wunsch, den Standal einer
Scheidung zu vermeiden. und er be
stimmte sie dazu, trotz aller Bitten um
Verzeihung, welch-e Fritz an sie richtete,
zu ihrer Mutter iiberiniicdelin
Vor allen Dinan wollte Hedwig al
les thun, Um ihre Privatangeleaenhei
ten nicht von dem großen Bekannten
ireie durchgehechelt zu sehen· wie dass
besonders dann der Fall ist« wenn die
betreffende Persönlichkeit sich aus der
qrofken Menge our-»t- Rangftellimg oder
Talent abhebt. Jrn innersten Herzen
war auch trotz der Rränluna, die ihr
widerfahren, die Liebe zumGatten noch
geblieben, und sie dachte: Warum soll
man den Menschen zeigen, daß ihr
Dichter, der ihnen so sympathisch ist,
dessen Talent von Allen bewundert
wird, dessen Gedichte in Aller Mund
sind, nur ein schwacher und fehlerhaf
ter Mensch ist, wie alle anderen . . .
wozu den lieben ,,Kol1eaen« die Gele
genheit geben, mit ihren Glossen über
ihre sprichwörtlich gewesene, glückliche
Ehe herzuziehen? . .. Hatten sie nicht
genug davon den Zseitungen geschrie
« en sie ich nun eine so
elegenheit entaehen lassen?
erlich nickt! Um jeden Preis
» der Name des Dichters, unan
ar der Oeffentlichleit gegenüber,
eit über alleAlltäglichleit erhaben da
ehent Das hatte die in ihrer Frauen
ehreåelrinlte si als Richtschnur ih
res ndelns geie t.
i
l
« Fritz Sarto that alles. um die Gat
ter zur-Rückkehr zu bestimmen. Berge
e den« exg Hets i blieb Ex
rt lich bei 1 rem einmsfvge aßien lEnt
schluß; ganz verzweifelt vertiefte sich
YttDjxlzter in seine SArbeiten und suclfte
diejenige zu verge en, welche, Ost-Z
wußte er wohl, die Muse seiner schön
ien Schöpfungen gewesen war.
Er bewohnte in Lichterselde ein Urkr
nes Haus, das rings oon Gärten um
geben war. Eine-H Morgens-. es war ein
schöner Junitag, saß Fritz schon in
frül3esier Morgenstunde über seiner
Arbeit; von seinem Platze aus sah er
die großen Kastanienbiiutne unter De
ren Schatten Hedwig so aern mit ihrer
Handarbeit gesessen und von wo aus sie
ihrem Di "ter so oft sreundlipb zugelas
chelt ih asg manchen Oandluß zuge
iborseif atte.
Fritz hatte die Feder aus der Hand
gelegt; eine Fluth von Erinnerunqen
über-kam ihn . .. da fiel sein Auge zu
fällig auf den Kalender . .. der 22
Juni! Der Dichter suhr zusammen . . .
das Datum rief ihm einen der glück
Ikshstdt Tage der Vergangenheit zus
ru . . . . ·
Ein 22. Juni war es aewesen-——drei
Jahre lagen dazwischen-wenige Tage
nur nach ihrer hat-Mein da hatte er
mit seiner Hedwig einen Ausstug ge
macht . . . Oh, wie genau er alles
wußte! Hedwig trug einen kleinen Ma
trosenbut, der ihr entzückend stand,
und die Vorübergehenden sahen dem
hübschen jungen Paar. das so gut zu
sammenpaßte, voll Bewunderung nach.
Er, groß und schlant, sie zierlich, gra
ziös, und beide so glückstrablcnd.
Sie hatten den ersten Zug benutzt,
der gerade abging und waren in Port
dam ausgestiegen Dann hatten sie in
einem kleinen Restaurant aefriiystiäckt,
in einer altrnodischen Laube war es ge
wesen« Nach der Mahlzeit waren sie
sortgewandert, Arm in Arm nac«
Charlottenhof zu das wie ein großer
Rosen arien da laa Und da Hedwig in
helles Entzücken iiber die Blumenprachi
gerathen war, da hatte er bei einen!
Gärtner einen qroßrn Strauß herrli
eher frischer Rosen schneiden lanen
Leider hatte sich der Himmel dann be
wölkt; große schwarze Wollen waren
amHorrzont ausgezogen, sie hatten um
kehren und in dem Restaurant Seh-« tz
uchen müssen. Dort hatten sie sich im
rten in eine Laube gesetzt und wa
den ganzen Nachmitiaa dort ge
hliebdti·. rasch aenua war ihnen di e
Zeit, tro des nionotonen (beraufche:,
daß die eaeniropsen auf dein Dache
der Laube vollführten, veraangen Sie
hatten sich so viel zu saaen aehabt und
hatten doch fast schweiaend Hand in
Hand, usamnienaesessen. Und dann
waren sie Abends nach Lichterfelde zu
rückgesahren, Hedwia mit einem gro
ßen Rosenstrausi. an dem die hellen
Negentrodfen wie Perlen acschimmert
hatten. Fritz erinnerte sich jetzt ganz
enau, daß sie den Strauß damali- in
sein Arbeitszimmer aestellt. und daß
er sich nochtagelana an den Duft er
sreut hatte.
Und während der Dichter an all das
dachte traten ihm die Tbränen in die
Augen. vobei war das alles! Hed
wig würde ihm nie den Fehler, jür den
er schon so schwer geb-usw nie ver
zeihenl Plötzlich wie von einer Ein
byr getrieben, sprana er auf. Der
unsch überiani ihn. den kleinen
· Garten bei Potsdain wieder zu sehen
und dort allein noch einmal die schönen
Stunden zd durchleben die ihm so in
der Erinnerung gebliebenL
III
Miit-amt« riefen die Schaffner
Euri- Icth den Zun. In tiefern
Sinnen schritt er den Wen dahin, i-i
dek- M auf das Wirthshaus zu,
W er in der Entfernuin schon er
» M . . J- Gedanken und Träumen
verloren ging er vorwärts und ein Ge
sithl grenzenloser Traurigkeit über
tum ibn hier, wo alles von unwieder
bringiich oerlorenem Glück sprach.
Da plötzlich suhr er zusammen.Viel
leicht hundert Schritt vor ihm schritt
eine Frau in duntter Kleidung, die
einen großen Rosenstransz trug, auf
das Wirthhaus zu . .. Fritz blieb
stehen . . . sein e Schlitten vochten .. .
wa: es Einbildungi Aber nein, die
Frau, wie sie vda so vor ibm ging in
dem hellen, blendenden Sonnenschein
glich Hedwig. Das war ibre Kopshak
tung« ihr graziöser, wieaender Gang....
Der Dichter ging schneller vorwärts
und holte dieFrau vor sich in den Mo
ment ein, als sie die Gartcnusorte off
nen wollte.
,,.L-edtvig!« «
,,;Fritz!" kam es zu gleicher Zeit.
Da standen die Beiden sich gegen
über, er, ein einer »Erreaung, der er
nicht Herr werden konnte. Zie, ihn mit
ihren schönen, dunklen Augen ernst an
sehend.
»Oui« begann er, »das ist ein höhe
rer Wille, der mich hierher aesuhrt hat!
Jch war mit der Absicht gekommen, um
das Fleckchen Erde wiedenusehem ans
dem wir so glücklich zusammen warens
Es fehlte nur mein Schwengel, nur
die Frau, welche die Seele meinxs jetzt
verkdeten Heinis geweseni Ich danke
Gott, der mir diesen Moment des
Glücks gewährt, er weiß, was ich seit
dem unseligen Tage gelitten habe!'«
Er hatte den Arm um Hedwig ge
schlungen und mit scnster Gewalt zog
er sie mit sich in die Laube .. . . dann
wies er mit dem Finger aus eine
Sickswalbe, die einen Strohhalm im
Schnabel dur den blauen Azur da
hergeschioirrt am, um unter das über
bäiigende Dach des Hauses zu schlüp
fen, und sagte: »Sieh. die Ochwalben
tehten in ihr altes Heim iuriith Willst
Du es ihnen na, ihurJJ Gestehe es, un
sere Lieb ist nich todt! Du bist auch
nur hierher gekommen, weil Dich die
Erinnerung daran gepackt hatt U d
darum trägst Du den Rosenstrau z!
dwig, sage mir, dasz ich Recht habe!
enge mir, daß Du mir verzeihen
wiliist und M mit Dir in mein Haus
wie er die Sonne einziehen soll»!«
Sie sah ihn an, lanae mit innigem
Blick, bewegt von seinen stehenden, bit
tenden Worten. Dann sagte sie mit lei
sem Lächeln: Fritz-. Du bist ein be
rübmter Dichter; aber die Herzen der
Menschen tennst Du doch noch nicht
ganz genau ...siir mich soll ich die
Rosen hier gewollt haben? fiir
mich? . . . . nein, sie waren von Anfang
an sur Dich bestimmt .... ich wußte,
dassDu kommen würdest .. . Ich wollte
sie bereit halten . . . rsud nun sonnen
wir sie zusammen heute Aber-d heim
tragen!«
-—--.--—
Eine Kultmfmgr.
Von Sehen Echotlch .-5intfade» Gemme- und
Saluhnlieper.
Mr. Editor.
Jn Diese Könirie is e Mann, wo
große Töchter hawwe thut, zu be
dauere· Was die Göels von heutzutog
seie, die hen nie wie Deeß änr Amjuses
menis in ibte hoble Kövv. böt das
könnt e Felmh noch lebtändr. böt wenn
se schlaete Nowelg zu fchreiwe, Poetrie
zu mache änd zu die litterärie Soßeie:
ties zu tönte so hat«-Es qefchellt. Mei
Beu, wo uff die Junioötßite ieie thut
änd in sei Bucks ichtödie sollt, thut nie
trie Bähßbahl und Futtbabl schpiele
änd mei Marie, wo zu Haus ihrer
Mutter helfe sollt, lieai den aanzenTag
uff der Laundfch önd thut ihre ltähsie
Bools lese oder Sache für die Soßeie
ties schreiwe, tvo se nix davon ver
schiebe thut. Well, wenn ich lick, so sagt
ie: »Woh, das ibuicht Du net änder
fchtände, bilobs das-, Du tein Kulischue
änd Riefeinement hascht änd wo ich
uffbegelne wollt, fänat mei Alte noch
an: »Die Mäeie is reiht, Rintlode, ich
ken immer gedenkt, daß Du lei rechte
Bildung net hawwe ibuicht önd was
nu Kultichur ieie mut. Da Vaicht Du
qae kei Smciitckina net von." Wo ich
denn fuchtia qervokde bin. änd meiner
Alten gesaat dumm« sie thät auch e
Schrank-e los- im Kovv bawcve, änd
daß ich e Revfutiischön als e Ren-spi
petsReitee hätt, do fcnat die Mäeie on
zu lockte änd sagt: »Well. Pad. wenn
Du das Kultichnr nenne tbuicht, dann
bischte uff ’mHolznseo. Mich thut nur
wunnere. daß die Pävers das Zeug
vrintetbue. Du tbufcht nix von die
Voetrie öndericbtänbe änd Dei Schrei
berei is for die Katz. Wenn Du aus
finne willicht, was Aulis-but is, da
tatsnschie heut Joenina e Mal mit mir
in die phifofonbifckde Soßeietie nebe, da
werfchte Anae änd Obre ussschpetre.«
»Mit reibt.« önizete ich: »Was die
Fubls wisse, das kann ich auch, önd id;
will die Leit e Mal prubve. daß ich se
biete kann in einigen Wen-« Well. am
Jvemna feie wir los. böt die Mätie
stgt, es sei e Lödies Ideninm da müßt «
»ich in Daß-Kost änd weiße Gloves
komme. E feine DreikKoat hen ich ac
batt, böt wo wir in e Schiene gebe änd
vie Gloves laufe wollte. ben se mei
Meschur genomme änd aesaqt, die
Nummer thiste se nur in Boxing
Gloves hatt-we. So hen ich aeiagt:
»Weder Meint-, ich will kei Boting
Gloves net. denn ich will mit mei Kopp
sind net mit mei Fäqu ataumentite.«
So bin ich denn mitaus Gloves ge
aanae. Well, Mk. Editor wo ich in den
Clöb aekotnme bin, dent ich, der Aii
soll mich kratze. Solch e Lot von ßillie
luckiikg Fellobs ben ich mei Lebtag net
zufamme aesehe. Amd die Weibslent
make meischtens alte here mit Eigläfi
fes uff äad vertrocknete Plage-, daß e
egiwtische Mumie der reine Posaunen
Gedächtniszsapklle für Minig Findung.
Die Gedächtnißeopelle für König
Ludtvig von Bayern sollte s rfprünglim
schon am 13 Juni diese-: Jahres-, be
der Wiederkehr des Tages da der un
glückliche Herrscher Jsdu in den Tod
gegangen, feierlich eingeweiht werden,
doch mußte eine Verfchiebnng dieses
Termins erfolgen, da die Innere Aug
schmiickung noch nicht vollendet ist. Die
Einweihung ist nunmehr auf den Is.
Juni nächsten Jahres verschoben wor
den. Jm Aenßern ist« jedoch die Co
pelle fertiggestellt und zeigt sich demBe
schauer so, wie er sie auf unserm Bilde
erblickt Die schöne, in romaniszttn
Stil gehalteneVotiviKitche ji an jenem
Theile deHUfers errichtet ciu 1rel.)-:: n an
dem verhängnißvollen Tage vor drei
, zehn Jahren die Lerci en des Konik g
Und seines ärzllichen Bei-les te:.-, Tisi
Professors Bernhard von ( udden, auf
gefunden wurden. Um den Bausrrind
zu gewinnen, mußte die Bucht zum
Theil ausgefüllt werden, imd so slu
then die Wellen nicht mehr iiber die
Stelle, wo sie die indes-starren Glieder
des einstmals so genialen und liebens
i würdiqu später einem schauriaen Ge
schick verfallenen Fürsten umspijllem
Engel gegen sie war. Die Kerls hatte
alle lange Haar, Gesichter wie e Tem
perenz-Prediger and trurnme Bein änd
in ihre schwarze Entkts sahe se aus wie
eLctongdertalerk. - - -
Wo der Priisiksfnt Pelz- !-kietinq ge
kffnet hat, is einer von rie Kerls usi
acschtanne änd hat ehaut e Schlund
ceredt über ,,Trank«:scendentale Errun
nenlchaften« and am End hat er ne
saat, er hätt gevruhvt, das-, die Mensch-!
nit ron dekn Affe ahsclstantme thate.
Welt ich hcn lache txtiisspte and hol
lere: »Na, old Beu, Sie ieie grad lei
Bruhf dafiir, kenn trenn nnn Jhne
tnlucte thut, änd sen auszaewarhfenen
L-rana-Utnna, to is die Differenz aar
net so arohl« Wo ich des- saa, hollert
der 5iräfidenh »"3eilenfi, ich rufe
Jhne zur Okdnuna.« Dann hat der
Setretär ih:n trag ins Ohr getvisvert
and er fänat on-. »Wir hatoive heute
e Gast hier, e Mann, von dein perliäpz
einiae von Jhne schon aehtirt hatt-we
Es ischt der Großer, Mr. Zintfade.«
So hollere ich: »Aend Saluhntieper,
bitte net zu vergesse, inei Pläsz isch nur
drei Schtrvärs ron hier!« —- »Bitte
mich net zu unterhreche,« laqt der Pra
s:dent änd fährt fort: »Es läßt ssch
net leuane, daß ter Mann durch seine .
Feder einen aetviiien lotalen Ruf ers
lanat hat, allerdings nur in solchen
Kreisen, die an das höhere aeischtiae
Lrhen teinen Anfebpruch mische. Well.
Mr. Editor, da ifch mir doch die Gall
istseraeloffa Ich hen en zu verschtehe
eieaewc daß e lclaler Ruf besser sci,
wie gar feiner net and die meifchte ves!
Jhne hätte noch net e Mal ihre Name
in die Pavers aehett, böt ich wär net
heraetmnnte, um mit ihne zu disp
piuhte, bist uxn was vrn ihre Kultschur
Zu profiti.re. So ichteht en Annrrer
uss änd faatt »Was, da eben von
transeendentale Errunaelchilfte ge
fchproche is, tann mich net tor.vin3-.
Hier heil mer irsr Jnftanre gleich en
Eremvlr. Da ilch der Mr. Zintfade
End hier sei Tochter. Wenn lolch e
ciwolulchön schon in eine Dleheneräsg
schön möalich ieie thut, wag tann da
net in e Tausend Dscheneälchöns möq
lich iein.« -
Da hen se alle an zu lache getan-te
önd avplahdet. Brit ich hen ie net viel
Zeit aelasse lind bin ussaeichtanne and
hen den Dlchentelmän aeästt, ob es ici
Opinivn wör, das-. tvir von die Mon
lies ablchtasnrne thäte. .Dag könnt
schon lein,« äußert er. »Mit, lag ich,
Sie net, Sie thue von ner Kuh ab
lchtarnme.« Von ner Kuh, änhert er,
Fvie komme Se dadrussi .Schnhr,«
äußere ich. »sonseht wäre Se net ion
großer Ochs geworde.« Damit hen ich
nrei Hät aenotnrne « d bin hom. Mei
Alte änd die Mär sind jetzt fuchtig
änd sage, ich hätt die ganze Kraud in
ßöltei. Böt das thut nir ausmache,
ich ben en aeschohd, daß se mich net
fukle lönnr. Jhr
Schau Schotchsintfadr.
W
Im Manchman
Elizze von Annie Lan-Fehden
Sie sah sehr chic tus, wie sie jetzt
vor dem Spiegel stand.
»Tadellos!« lächelte sie ihrem Spic
qelbilde zu.
»Wie das Kleid sitzt!« ries die Mi
chin und schiug die Hände zusammen.
,Großartig, einfach großartig; unserer
Gniidiqen thr Neiielostüm sasz nicht
schöner-, das der Schneider bracht-.
Fräulein, Sie sind ja eine Künstlerim
wenn ich es nicht gesehen hätte, glan
ben ibät ich«s nicht, daß Sie das selber
gemacht hätten!"
»Nicht wer, schneidig; o wir ver-·
,,sieben schon was!«
,Dat will ick meinen: so was von
Stiihe habe ick hier im use noch nich
erlebt, und drei Jahre «n let nu schon
bitt' Die anderen eiiuleins, ick sage
Ihnen, verstanden n I: aber Sie
verstehen alles« sogar tochen.«
zDanle für das Kompliment!«
lachte sie und zeigte ihre schönen, wei
sxen Zähne zwischen den titschrothen
Lippen.
»Wie Sie ietzt so Tit-Lieben zum An:
beißen, Herrgott, wenn ich ein Mann
wöre!«
Dit Augen der braven Köchin leuch
teten förmlich Vor Beaeifteriina, ihre
derben Hände streckten lich ans: es
war, als wollte sie die schlanke, zier
lkiche Gestalt mit Gewalt an sich rei
,en.
»Aber nun noch mal den Brief der
anadiaen Fran, damit alles viinttlieh
besorat wird,« mahnte daf- Fräulein
nabm ein dnitendeg Blatt in dieHand,
lila mit Silbektrsne, und las:
»Den Juchtentossee mit dem Schild-,
darin den erlenschmrtck. die Spisem
nicht von de: Seite lassen, Schnellqu
:-:. Klasse nach Nisiingem ssaison
billet!«
»Seben Sie, ohne Sie kommt die
Gnädiae schon aar nicht ineizr aus-.
Mir bat sie noch nie nachtommen lasien
ins Bad. Aber ick erhole mir hier
sech. Morgens arbeiten un Nachmit
tags spazieren geben, dat läßt sich
schon ertraam Aber nu mache ict
Ihnen noch ein seinet Abendrot, das
stärkt iiir die weite Reise. Ein Eß
tkber, den packe ich Ihnen doch, sollen
sich wundern untern-eas, nee, wenn een
Fräulein nett is so wie Sie, dann tinl
ick schon was.«
Mit Gönnermiene verließ die Kö
chin das Antleideeimmer ihrer Gesam
aen, in welchem vor dem hob-n drei
sachen Spiegel dieToilettenprobe statt
gefunden
Das lachend-e Geiiddtchen Dei- Triixis
leing wurde ernst, als es jetzt allein
n-ar.
Eie bliclie sinnend um lich
Lksrurz Verschnrenbuna überall!
Sie seufzte. Sie dachte an ibre
ärmlichen, tiiritiaen Verhältnisse za
riict. Ein geliebter, alter Vater, ein
sie-leer Name eine dürftige ension und
Schulden. Ehrenichulven, die ihr
leichtsinniger Bruder aemacht. ebe er
nach Amerita ging. Die Noth lehrt
alles-. Sie war auch ibre Lehrmeitkn
rin. Als der Vcter starb, da stand sie
Ietzt auf eiaenen Füßen. den ital-en
Namen legte sie zum Theil ab, was
sollte er ihr auch nützen? Man würde
nicht an ihre Arbeit-straft glauben.
arme tandesgenossen hält man sich
qern vom Leibe.
Nun war sie schon iwei Jahre als
Stöße in vorneimen Hänsern tbätia.
Aber großes Glück batte sie nicht. Sie
war zu hübsch, zu cksic, zu sebr Dame
its ibrer Erscheint-na, oft mehr, riet
mehr als ihre Herrin. Das störte. Der
Wind trieb sie immer fort.
Sie seufzte. Wer weis-« wie lange
sie hier blieb. Die Gnädiae war eiici
und Ieicht schön, verschwenderisch, tast
bar in allern. was sie besaß aber nie
nials chic. Was ibr Vorzug wur,
nsiirbe ihr biet· wie überall, zum Hin
dernisz werden.
Seufzend aina sie durch die eleaan
ten Zimmer und schloß alle Schränte
und Fächer ch.
Aus dem Schmuckichrant nat-km sie
den tiistlichen Perlenfchmuck und vacttc
ihn sorgfältig in den tleinen feuchten
tvsier. Die duitiaen, gelbliche-L alten
Spitzen legte sie dazu. Nun barg er
eine werthvolle Last, siir die sie verant
wortlich war.
Jhre angeborene Heiterkeit hals ihr
iiber allerlei düstere Erinnerungen hin
weg auch über die Zeit, in welcher sie
Stück um Stück von dem Familie-is
schmuck, der ihr einstmals hätte gehö
sren sollen, sorttrug zum Vertaus. Da
ran hing the Herz nicht. Darum
gilt-nie sie sich nicht; aber daß ihr Bru
ber es war, · ber sie dazu zwang, intt
ihrem legten seist siir ihn ani use-n
imm das betrttbte sie, daß sie i ver
loren, ba- ichmereie sie tiefer ais all
» bat andere, bat äußere Elend.
Aber nun lächelte It»»ichvtl wieder
K
«
nnd griff-nach einer Sche- el TU
""«re·tte"n. Uns ver tanzten umst- t
sollten sie ihr dienen. sich munter zu
erhalten.
Dis war eine kleine Leidenschaft
von ihr, heimisches Raucan
Deshalb suchte sie auch ein Rauch
cruve aus, aber nicht dritter, sondern
sweiter Klasse. Aus ihrer Tasche
hatte sie das Geld zugelepL Das wqr
slc gewöhnt, als Tochter eines Offi
zicrs, da galt nur zweite Klasse· »
Nur einmal wieder standeczaemoss»
nur aus dieser Reise,« does-te sie und
machte es sich behaglich in dem noch
lesen Epime. «
»Und einmal etwas- ersebm ein klei
nes-J Abt-muten due mischte ich« lind-Läg
se vor sich hin.
So allein, die NachtfnbrL dass wir
fes-In etwas abenteneriich fiår eine
jurae Tenne: nter am Taoe war es m
Miss, wenn die Scnne t)crubqtiii«;te, wie
mit vckdcvpsslier tkilutb in den wsrni im
iiäfrn Tagen die der Scmmer jetzt
its-eite.
l
i
i
s
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Sie wir viel irr frrih gekommen
Eine der ersten Reisenden.
Eic steckte das Köran zur geäifs
isten Thür binmzL EL sah ans-, als-H
erwarte sie noch Jemand
Das rosi1e, vornehme Gefiel-sichern
da k da ans dem Rauch-onna hervor
lnerte, sah sonderbar aus«
Das fiel mich ihm erns. der jetzt
schen dreimal darüber-gegangen war.
»Bisher wird sie ein riielfichtelofer.
alter Vater, der das Ranehen nickt
lassen lann, beqleiten,« dachte er.
Jllr aefiel er Er fah so fehneidiq
erns. »Ein Offizier in Eivil oder ein
innerer Ritternutsbefitzer« dachte sie.
,·Jedenfallis ein Stondesnenosfe.«
Sie lächelte aanz leise, unbewußt,
uns in ihren Augen blitzte ein Schelm
an «
»Wenn er ein tiea, das wäre nett!'«
Das wäre eine angenehme Unterhal
innq während der langen Fahrt. die
nsunter hielt. Denn munter mußte sie
bleiben schon nseeren der- Koffer-z mit
seinem werthvollen Inhalt, damit er
ihr nicht gestohlen wurde.
Auch ihm gefiel sre mit dem erwar
tnnaLvollen, lächeln-Den Gesicht.
Er stieg zu ihr ein in dasselbe
Gouve.
Ein strrmmer Graf-, von beiden Sei
ten.
»Der Waaen fährt durch bis Kissins
· qun?" fragte sie den Schaffner und er
hielt kurzen Bescheid
Bindi-Its Fräulein fahren nnd-,
KisiinaenZ Auch mein Neise,riel.' "
Er war Tivlcrnat Er benutzte aleich
die erfte Geleqenheit zur An! niivfnng.
Ahfahrens Ab -— fah ---- ren!«
Ein fchriller Pfiff, Stummen Vu
« fien, dahin sauste das eiserne Unaei
thiim in die helle Sommernacht.
Im Rouchertourie waren die Beiden
aanz allein.
Als er merlte, daß lein aller, rau
I ebender Vater sie begleitete, da zog er
die Brauen hoch. sah sie nochmals an,
flüsterte mit dem Schaffner. Der- nick
te. der verstand ihn.
Er dachte. die Beiden aehiirten zir
saminen. »Ein Hochzeitspaar,« lächel—
te er in sich hinein.
Schon alnnbte der Divlomat, dass
fein schönes viL-a:·oiL irrlhiimlich in
daL Narrebcnnpe crerathen sei, da fier
ulleinreifende Tarnert doch die Ein
rielituna der Taineneoupeg getroffen
nar, als sie ihn eines Anderen be
lel.rte.
Mit erariöfer Sicherheit zündete sie
fich- eine Eigarette an.
Er thatd aL «»slleichc.
Nun plauderlen fre. .
Er fühlte die junge Standesaencssin
heraus, sie war teine Adenteurerin. wie
er erst glaubte. Nun sah er auf ds
Messinafchild aus dem elenantem tlei
nen Koffer, mit dem Namen, der ihm
wohl bekannt und von gutem, alte-n
Alana war.
Sie vlauderten, als ob sie sich in ir
gend einem Salon mitten in einer Ge
sellschaft getroffen, sich reqelrecht vor-·
gestellt wären und sich in irgend einen
Winkel zurückgezoaen hätten. an denen
eine modern nnLqestattete Wohnung ja
fo reich ist.
Der feine tsiaarettendust umwehte
sie wie eine Wolle.
Sie erzählte witziq. Zuweilen ent
fuhren ihr Geistesblitze, die ihn bei ih
ier Juaend überraschten Sie wurde
its-mer sicherer.
Wie eine gute, Vornebme Wirtbin
bot sie ihm dann, Um Mitternacht, von
all den appetitlichen Tinaen an, die
iljre Gönnerin. die Köchin, in einen
kleinen Koffer einaepadt hatte. Deli
lntessen nnd Früchte Sie aßcn zu
sammen, und es fah wirllich aus-, als
el- sse Zusammen qelnirten.
Cssr krt ihr einen Eos-nac, fein, daf
tenb. Sie xöaerte Es fielen ihr
plötzlich Geschichten ein von Schlaf
trunt und Gift. Wenn der da drüben
ein eleaanter Verlsrecher war, wenn er
ihr den Koffer stahl. nachdem er sie
einaeschläfert oder umaebrachtl
Aber nein« Unmöglich
Er hatte auch ihr vertraut, sie hätte
ihn ebenso aut mit ihren Speisen ver
giften lönnen.
Er sah ihr Zögern. Er verstand es
Und lächelte. Er schlürfte erst die
Hälfte des lleinen Silberbechers aus,
dann bot er ihn ihr an.
Sie erröthetez aber sie nippte da
ran.
Mit einem heißen Blick, der sie plötz
lich erschauerte machte, goß er in einem
lanaen Zug den feurigen Trank hinab,
der ihre rosigen Lippen berührt
Nun wurde es plößlich still zwischen
nen.
Etn Bewußtsein ihrer sonderbaren
Laae larn ilber lie.
«
Mitten in der Nacht —- ste beide ·
ganz aseint
Sicher war sie u zutraulich gewe
sen. Ob er es fall deute-«
Es hatte ihr so wo lkätlxam mit ihm
zu plauderm so lei refeng nicht
wie eine Unterae ne, wie re sonst es
mußte. Was hatte sie alles verschlie
ßen müssen in sich die zwei Jahre hin
durch, in denen sie in fremden Häuser-e
ihr Brot aßl
Nun hielt sie sich plötzlich ganz still
und zaghait in ihre Ecke geschmisgL
Sie verqafz ihn qun·3, sie dachte und
dachte nnd allmählich schlossen sich illre
Augenlid-eh sie schlief ein·
Er sah es. Sein Blick bohrte sich
ffrmlich ein in das Gesicht der Schli
fendcn mit kein feinen PrcfiL Er
lsmsxe sich näher zu ihr. Jede Einzel
l«(i: il1rer Zijne verschlang er gierig wie
km nach Gliönheit Dürstenden -
Ihre bald qcössneten Lippen lächel
tcn leis-, tie so nut zn Plaudern ver
standen Mit iilsermenschlicher Gemalt
hielt er fid) uzriirt sie in seine Arme zu
reif-en um«- «n sein Herz zu pressen.
Aber wes-: wagte er?
Der Num, Ler auf ihrem Koffer
stand, gehörte einer bcaijterten Familie
HI, sie war jung und schön, geistvoll
und unschuldig zugleich, ein Weib, das
ilsn fesseln konnte. Wenn er sie küßte.
wenn er um ihre Liebe warb, dann
war sie sein, sein fiir immer!
» Die wenigen Stunden hatten sie
ihm so nahe gebracht —— so nahe wie
nie wieder.
i Es war eine standesgemiiße Partie,
i cb sie nun im Litauchcoupe geschlosse n
nurde oder im Salon ihrer Mutter-,
i kochte er das war gleich, ihm gleich
..nd der Welt die davon nichts zu er
sabren brauchte.
Nrch ein Zögern, noch ein gewaltsa- T
nxes erriielhaltem dann beugte er sich- ’
hinab nnd vreszte seine Li pen auf die
iljren und hielt sie sest an feiner Brust.
Sie sehr-il aus mit leisem Sckrei
riinete sie die Armen. Mit großem,
trsirrem entsetztcm Blick ich sie ihn an.
O Gott o Gott, " sliisterte sie.
Aber er sprach von Gliicl und Lieb-,
heißer. jäh erwachter Liebe, die mit
ihrer Verlobung einen Abschluß sinden
mußte.
Wie ein Kind wiegte er sie in seinem
Arm, strich ihr Haar aus der schönem
meisien Stirn und lächelte über ihre
Anast, ihre Scham, ihr Zittern und
Sträuben
Er sprach von sich, seiner eFamilie,
seinen Aussichten in der diplomati
sehen ciarriere
Er sprach von dem Leben, das sie
fiilxren wollten in Glück und Wonne.
Sie lauschte wie trunken.
Wie süß. s Gist zog es durch ihre
"!dern.
»Es-tödlich sein, ein Mal glücklih
sein« srie eS in ihr.
Noch einen seurigen Kuß duldete sie,
neck. ein ans Herz pressen, dann wehrte
sie ihn ab mit dem Wort »Unmöglich!«
»Nun giebt es zwischen uns tein
,,llnmiialich« mehr« — stüsterte er.
,.Daeb, doch!««
Rasch sprudelte sie es heraus, all
dag- Schwere, trag sie erlebt, all das
Brennende, wag zwischen ihm und ihr
ste«nd.
Mit bitterem Lächeln sah sie die
Veränderung, die in ihm vorging, sah
sie sein leises Zurückziehen. Sein
Antlitz, das vor wenigen Minuten in
Liebe zu ihr erglüht, wurde bleich.
»Sie sehen, daß es unmöglich isi!«
Gr tämdste einige Minuten.
Er sah ihr reizendes Gesicht, ihre
Augen in bitterer Llnllaae und stum
nser Frage aus sich gerichtet.
ssinen Augenblick drönate es ihn,
auszuruiem »Doch, doch, es giebt eine
Illiiialichteih ich will alle Hindernisse
bevtvinaen. ich will Dich, nur Dich
zum Weibe!«
Aber dann sah er im Geiste das
Lächeln seiner Freunde, das mitleidige
Achselzuctem das Kopfschiittelm eine
Unmöglichkeit! «
Der Zua hielt.
Sie arisi nack. dem Fuchientossey sie
lslickte ihn an mit leisem, schmerzhaf
tem Lächeln. Dann stieg sie hastig au
dem Rauchcoupr.
»Schasiner, Dameneoupe!« -
Der Morgen graute herein.
Frass-me stieg sie zu einer Bär-J
ihr
Dame. Tbiiinen perlten aus i
Augen die Wangen hinab; aber
Mund sliisterte lächelnd: »Mir ein
Abenteuer!'· «
— --—.——-—- « «
Ein englischer Arzt hat in eineni
Vortrag, den er in Birmingham ge
t,alten, die Regeln aufgestellt, die man
nach seiner Meinung befolgen mun,
wenn man ein Alter von hundert Jah
ren erreichen will. Das haben auch
schon andere Aerzte vor ihm behauptet,
daß der Mensch irn Durchschnitt hun
dert Jahre alt werden müsse, aber lie
waren immer vorsichtig aenug, lein
»unfehlbare5« Recept anzugeben. Dr.
Eatvver lennt diese Vor tcht nicht. Sei
ne Vorschriften sind sortnulirt in neun
Artiteln, unter denen die Mehr ahl
verblüiiend einfach ist« .Zunt Bei piel
empfiehlt er, man solle eine Strohniaite
vor die Tbür seines Zinirners legen
und sein Bett nicht gegen die Wand
stellen. Weiter schlägt er acht Stunden
Schlaf vor Besonders überraschend
aber sind seine Vorschriften für Ek
wachsene, teine Milch zu trinken und
Schmalz zu essen letzteres um die l
len zu ernähren, die die Krankheits u
me zerstören'.
i «
Mäkeln und Schelten
Soll ni«.als.llr:kil gelten.
hat Einer Glück, qleichdtast knan bei der
n
Zu glauben, er hab« auch Verhand