Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 28, 1899, Sonntags-Blatt., Image 16

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    Eirkuxibluks
komm tm
cBeim-ich »Lee.
«»lll). Foitiitzuns.)
Ich behaupte nur damit, dan kein
andererMann die gleiche Selbstver
leugnung, das gleiche Verständnis und
die gleicheLiebe,s in ihre vielen Kapti
een sich zu siigen und sie doch zu be
herrschen hätte wie ich. Ich kenne sie
von Jugend arg —- leine Faser ihres
Innern, keine egung ihres Herzens
ist mir unbekannt. Weil sie noch jung
ist« so ist es auch kein Wunder, wenn
sie dann und wann an einem Manne
einen Gefallen findet. So einen Gesal
len hat sie auch an Ihnen gesunden.
Das darf ich Jhnen ruhig Tagen, weil
ich ihrer durchaus sicher bin. Zu einer
ernstlichen Passion ist sie nicht ges-has
sen und wird sie sich zu einer zweiten
Heirath einmal entschließen, so wird sie
dabei trotz aller Launen und selbst
Träumereien doch nur ihrem klaren
Verstande folgen; dann wird er ihr den
rechten Weg auch zeigen —- den Weg zu
mir Weil ich sie aber so genau kenne
so weiß ich auch daß, Un ich ihr ei
nen Antrag machen würde ja wenn ich
etwas dergleichen auch nur von ganz
entfernt verrathen wollte — daß dies
eine gefährliche Ueberstiirzung von mei
ner Seite wäre Alles könnte dann für
mich verloren sein Jch muß geduldig
sein wie ich es bisher gewesen bin. Zie
darf nicht durch mich selber zur Er
tenntnifz kommen, was sur sie gut ist.
Durch mich am wenigsten. Ein Anderer
aber, Jemand, dem ich vertrauen
dürste, der könnte mir von großem
Nutzen dabei sein. Mit einem Wort«
und Herr von Preroto lächelte W »ich
bin nun wohl deutlich genug gewor
den, ich denke dabei an Sie. Sie wer
den jetzt täglich eine Stunde mit ilir i
allein sein. Sie findet an Ihrer Un- :
terhaltunq Gefallen. Das verbiirgtx
mir, daß Sie ein Mann von Geist und -
Takt sind. Darf ich überhaupt Jemand
bitten, sich meiner Sache anzunehmen, j
so sind dies Sie allein." "
»Ich bin ganz zu ihren Diensten
he r: Baron, « erwiderte Bruno—--,, nur 2
gestehe ich offen, daß ich nicht begreift !
was Sie eigentlich von mir verlan:
gen.«
»Das werde ich ganz Jhrer Deli
katesse überlassen,« erwiderte Herr von «
Prerow mit einem seinen diplomati
schen Humor — »ich erlaube anen
also, meiner Cousine ein wenig die
Kur zu machen, das wird sogar eine
gute Vorbereitung sein. Wie Sie als
Dresseur beweisen, daß Sie sich auf
jede Regung der Thierseele verstehen,
so werden Sie auch mit einerMenschem
seele umzugehen wissen. Wie Sie,
wenn Sie Abends Jhre Nummer ab
solviren, haarscharf aus den Moment
zu achten haben und Herr jeder Jhrer
Bewegungen sein müssen, so wird es ·
Ihnen auch nicht schwer sein, in der ,
Hinsicht, die ich meine, den richtigen
Kontakt mit meiner Cousine zu finden. s
Suchen Sie das Bewußtsein in ihr zu
werten, daß eine junge Frau, die ohne
Gatten bleibt, eine Sünde an sich selbst
begeht, daß sie ihre wahre Freiheit, aus
die sie jetzt so stolz ist, dann erst sich er
obert, wenn sie sie einem Manne unter
ordnet, mit einem Wort, daß das ein
zige echte Glück, das einer Frau er
bliiben kann, nur in der Ehe liegt —
init einem Manne, der sie wahrhaft
liebt. Sie sollen mir nur helfen, den
Boden mir bei ihr zu ebnen, aus dem
ich unser Glück, das ihre und das
meine-. doch noch einmal auszubauen
hassen will. Wollen Sie dass« s
Auch Bruno konnte nun ein Lächeln !
nicht verbergen. So sonderbar schien !
ihm das Ansinnen, das Herr von Pre- «
rojo an einem Menschen, wie er selbst ·
war, stellte.
»Was ich thun kann,« sagte er, »das
soll gewiß geschehen, Herr Baron.«
Das Case war, als sie eintraten,
überfällt
Endlich, an einem soeben leer wer
denden Tische, wies ihnen der Kellner
noch einen Platz an.
Wenige Minuten, nachdem sie sich
niedergelassen hatten, trat ein Herr an
den Tisch heran, der here oon Prerorv
guten Abend wünschte.
Es war Curi. Er tarn aus einem
Bat, wo er einen Betannten zu finden
gehosst hatte und er suchte nun die an
deren dabei in Frage kommenden
Raschtlotaie ab. Als er herrn von Pre
eow bemerkte, trieb ihn eine magische
Gewalt an seinen Tisch. Seit er Char
lockte nicht mehr sehen konnte, übten
die Dinge und Menschen. die mit ihr
tu Zusammenhange standen, eine ver
bot-rette Anziebungscnacht aus ihn aus.
»Seit-alten Sie?« fragte er.
Mcgs Stuhl an dem Tische war noch
,- mEssen von Pterow hatte von Char
J" satte schon gehört, daß sie seinen Rath
befolgt und diesem jungen unpassenben
« Deut-et des Lauspaß egeben hatte. (
this BRle aber wote et, wie ei
Melaen
Meer-—- uherrtmekw
penvonPtemw inbie
M, diebeidenhetren
Intqu
Cutt zog seinen Hut. Brutto aber
wurde, als et den Herrn bei diesemNa
men nennen hörte, fast blaß.
Curt war erst gestern im Ciktuz ge
wesen. Der Name und das Gesicht
Bruncks kam ihm jetzt bekannt vor und
herrn von Pkekow’s Vorliebe für Cit-· ;
kusleute war auch »für ihn nichts :
Neues. J
»Pardon," sagte er,——-.,nno Die oer
Jockeyreiter von Rapp?"
»Ja,« erwiderte Brunn.
Curt machte Mr. Wbceler seinKonk
pliment. Es war ihm im Grunde jetzt
nur angenehm, daß außer ibrn und
Herrn von Prerow noch ein Dritter am
Tische saß. Es drängte ihn und doch
nach der Lage der Dinge enirte es ihn
auch, mit Herrn von Zeno-v iiber
feine Coufrne zu sprechen. So in Ge
genwart eines Dritten. vor dem er
obnebin nicht nach ihr zu fragen
brauchte, war er des Zwiespaltes über
boben. Nach einer tut enUnterbaltung,
in der Curt allerlei Fragen iiber das
beim Cirtus gebräuchliche Pferdem
terial an ibn richtete, bat Bruno end
lich die Herren, ihn entschuldigen zu
wollen. Er hatte morgen bei Zeiten
aufzusteben und wollte-in sein Hotei.
»Ich komme mit," sagte Herr von
Brenta-. -
Curt wollte noch ein bischen bleiben
und empfahl sieb.
»Wie beißt wohl der herrs« fragte
Bruno Herrn von Prerow vor der
Thiir noch einmal.
»Von Barnftorff.«
»Ist er denn ein Verwandter von
dem Majoratzberrn von Barnftorff?« ;
»Ich glaube, der jetzige Besitzer ist
fein OnleL Jst er anen irgendwie de
tannt?«
»Ich hatte nur einmal eine flüchtige
Begegnung mit ihm,« sagte Bruno -—-·
es ist lange ber. Nur der Name ist mir «
noch gut betannt.'«
An der Ecke trennte sich Herr von
Prekow von ihm. Es wer gleich derAb
schied iiir die nächsten Tage. —
Bruno rief eineDrIschte an und fubr
nach Hause.
Es war sein Vetter, mit dem er be
kannt geworden war. Beide führten sie
denselben Namen.
Wie ein plötzlicherDonnerscblag war
er an sein Ohr getlungen.
Es sollte wieder verklingen.
Sein Name war B. Wdeeler. Den
hatte er sich selbst gemacht und sein
Klang in der Kunst war so gut und
hell wie der des Namens Barnstorfs im
genealogischen Kalender.
10.
Die Einnahmen im Cirtus Rapp
hatten sich etwas gehoben, was die Di
retiion dem neuen Joaey zu verdanten
hatte. Zwan ig Jahre vorber und
Künstler wie runo oder Mr. Chester,
über welche der Cirtus Rapp fest ver
fugte, hätten genügt, an jedem Abend
das haus bis aus den letzten Platz zu
füllen· Aber der Geschmack des Publi
tums war anders geworden, er war
verrobt. Das Verständnis und die
Freude an einer wahren tünstlerischen
Leistung war verschwunden Was das
Publikum der Gegenwart im Cirtus
sehen wollte, was es allein in ihn
bineinzoa das war der Prant der
Auzstattungsstiicke, der init der Panto- i
rnime alten Stils, der immer noch den
lünftlerifchen Charakter wahrte, nichts
mehr gemein hatte. AeußerlicherGlanz,
blendeikde Koftiime, sensationelle und l
gruselige Effekte wollte es sehen. Das-. ·
der Name eines Eirkustiinftlers, wie er I
in der guten alten Zeit, die fiir den (
Cirkuå wirklich eine gute war, zur Po- j
pularität gelangte und ein Zugmittel j
wurde, war heute nicht mehr möglich. -
Direktor Rapp war noch ein Mann
aus dieser alten Zeit. Jahre
lana hatte er sich dagegen gesträubt,
die neue Mode, durch die der Cirkus
von dem Range einer Pslegeftätte tör
perlicher Kunst zu einem bloßen
Schauunternehmen für stumpfe Au
aenluft herabsant, bei sich einzuführen,
bis die Konkurrenz, wenn er nicht
gänzlich unterliegen wollte, ihn dazu
zwang, knirschend und blutenden her
zens feine alten Traditionen, die in
den Augen jedes Kunstfreundeö feinem
Hause bisher fein souveränes Ansehen
verliehen hatten, und seinen Eigen
smn, wie es manche andere Leute
nannten, aufzugeben. Daß bei einer
modernen Cirkuspantomime auch nicht
das Wasser fehlen durfte, verstand sich
von selbst-Dennoch legte DirektorRapp,
obwohl es von feinem Publikum nicht
aedankt wurde, nach wie vor Werth
darauf, die besten Künstler zu engagi
rSetth die zu haben waren· Das war sein
olz.
Unter den Brieer, die bei der» Di
rettton heute eingekaufen waren, be
fand stch auch der einer auswärti en
« Ageutun Beigefiigt war dieses ne
Pbp raphie, die eine sehr hübsche,
junge nie und zwar im K "in dar
stellte. sowie eine stille von tut-gi
c
. , Mitte-. D nnse Dante mer«
Redeweise« der sites hob ihre see
; belgiscksen Geschäfte abgeschlossen« das
sckiiedenen, an sich allerdings nicht sehr
bedeuieriden Nummern hervor, die ?
Zeitungen aber sprachen sich mit gro
ßem Enthusiasmus über sie aus —
vor Allem priesen sie ihre reizende und
sytnpatbische Erscheinung. Der Name
der Künstlerin lautete Milc. Dodo«.
Auf Jahre hinaus mit Engagenients
verfeben, war sie zufällig demnächst fiir
einige Wochen frei. Sie-hätte fiir diese
Zeit ursprünglich mit einem großen
aber nieder gebrannt war-,- o daiz sie
inzwischen disponibel wurde. er Brief
war sehr dringend, arrch die ziemlich
hohe Gageforderuna war darin be- -
stimmt. Wenn die Direktion-so lautete s
das Schreiben, nicbt noch an demselben ;
Tage eine telegrabbis iage schickte,
fo nabnr die Agentnr ein«-« szß sie ret
zichtete
»Telegrupbiren Sie: Acreptirtk sagte -
Direktor Rand jetzt zu seinem Ge
schäftssiibret
hübsche Forcereiterinnen waren eine
Raritiit. Sie füllten die Logen und «
unter allen Arten von Künstlern waren
sie noch immer die zuglriiitigsten
Das Telegramm ging ab.
Um dieselbe Mittagsstunde machte ;
Brutto mit Charlotte seinen ersten ;
AueritL f
Sie hatte gestern erst nicht gewußt,
was sie aus den Vorschlag ihres Vet
ters erwidern sollte. Dannwilliate sie
ein. Mit einem sonderbaren Ausdruck
sah sie ihren Vetter dabei an. .
»Du willst es so?· fragte sie.
»Es ist nur ein Vorschlag von :nir,'·
erwiderte er. ·
»Du weißt, daß mir Herr Wbeeler
sebr gefällt, mehr ais irgend ein ande
rer Mann, den ich kenne —— nabkern ·
du mich gelehrt basi,Leute seinesZtans
des mit deinen Augen anzusehen nnd
trotzdem ist ers dir recht, daß er mir
Gesellschaft leisten soll.« (
,.Wiirde ich ibn dir empfehlen, wenn ;
er dir nicht gefallen winde?' sagte l
i
Herr von Prerow mit galanter Ltlrtigkv
ieit·«
Eisersiichiig bist du also aar nicht T« !
lachelte Charlotte ·
»Denan habe ich kein Anrecht,'· ent:· ;
acanete Herr von Pieraw unverändert s
»Gut,'· entaeanete sie dann bestimmt ;
—- .,Herr Wheeler soll mich bealeiten.«
Als Bruno am Morgen in den Hof ,
lam, kam ihm der Hausrneifter entge: -
aen und meldete ihm, baß er die Frau z
Baronin hier im Hofe nachher erwar I
ten möge· Dann erschien sie - wieder 9
in ihrem vunlelblauen Reitlleiv. Die »
Pferde, fiir Bruno has des Herrn von ;
Prerow, standen schon bereit. Jn ih
rem aanzen Liebreiz, der durch das -
schlichte, einfache Kleid nur noch geho
ben wurde. das hellblonve, schwere
Haar unter dein schwarzen Härchen in
einein Knoten hinten arti,esteckt, die s
Gerte in der Haut-, stand ie vor ihm. E
Auch Bruno hatte heute seinen be- ;
sonderen Reitanzug angetegt, der seine
in beitändigem Training erhaltene Ge
stalt knapp und schneidig umschlon und
sie in ihrer frischen Jugendlichteit noch .
niebr hervortreten ließ, als selbst sein
Jocken-Koftiim.
.Mein Vetter,« sagte sie —«— »hat Sie
zu meinem Stallmeister ernannt. Jch
fürchte nur, Sie haben schon an ihren
sonstigen Stallnieifterpflichten kunng
Bruno verneigte sich.Er unterließ es,
mit einem trivialen Kompliment, das
ihre Worte ihm beinahe auf vie Zunge
legten, zu antworten· Dann, wahrend
her Reittnecht ihr Pferd am Zügel fest
hielt« half ihr Braut-, seine Hände, in
die sie ihren tleinen Fuß setzte, ver
schräntend, hinauf und zehn Minuten
später trabten sie beide neben einander «
durch die Charlottenburger Allee.
Mehr als einer von den Spazier
gängern, ie bei dem prachtvollen Wet
ter die Seitenrrege stillten, blieb stehen
und sah der schönen Reiterin nach.
Eharlottenj Augen bli ten vor Lust,
gleichmäßig glitt ihre eftalt iin Sat
tel auf und nieder und auf dein Knoten
ihres haarei ltnnnerte die Sonne.
Ein ruhiges präch war ihr tin Trah
nicht möglich. Endlich bei einer Bie
gnng in einen Seiten-fah nahst sie die
Zügel zurück nnd feste ihr Pferd in
Schritt
T
Eine Weile lang ritten sie noch
schweigend neben einander ber.
»He-i Ihnen mein Vetter auch ge
sagt,« begann sie —- »das-, ich, ehe ich
sie lennen lernte, ein qewisses Miß
trauen vor Ihnen hatte?«
»Herr von Prerow nicht« Frau Ba
ronin,« entgegnete Bruno —-— »ich habe
es mir selber gesagi.«
»Halte ich das so deutlich zu erken
nen aegeben2'« lächelte Charlotte.
»Das nicht, Frau Var-min, aber
. unsereins ist das gewöhnt.«
»Wie lange dauert Jhr Engage
i ment?«
»Drei Monate.«
»Und dann ?«
»Dariibet weiß ich noch nicht-, Frau
Varonin.«
»Daben Sie nicht Eltern und Ge
schwisiet?«
»Nein.«
»Dann sind Sie ganz allein auf der
Welts«
«Jawohl, oiran Baronin.«
Die Thiere gingen Fett ganz lang
sam. Die Allee war einsam und leer.
Charlotie beugte sich über den hals
ihres Pferde- unb streichelte es nnd
Brunoi Beamter stieß ein helles »Wie
bern aus.
Haben Sie auch keine Brauts«
Fragte Eharlptte nach einer Weile wei
sslich das nickt, Frau satoninl«
Wie stunk
; »Dann siLtd Sie wohl eire Frauen
« feind-?
,,Da3u hätte ich keinen Grund.«
THAT-r Sie aber nicht-, daß-, die
Liebe etwas schönes Hei-«
« Was Brune- bei sich dachie,- war, daß
Frau von Summim wenn auch in lie
bengwiirdinen Sinne ein wenig neu
gierig wen-, wie« andere Frauen
auch, daß. sie gern plauderte und daß
er von ihr ausersehen war, «ibr die
Lan-viewi« vertreiben zu dessen. Er
erinnerte sich aber auch feines Herrn -
von Preww gegebenen Versprechens»
und die Gelegenheit Taran anzninii- i
pfen war jetzt on. I
»Wenn es nicht unbescheiden wäre,
Frau Bat-min, sagte er, in ihren »un
befangene-i Ton einiiimmend — »dann
könnte ich mir die qieiche Frage an Sie
seibsi erlauben?«
»Weil ich mich nicht wieder verhei
rathe -——« meinen Sie?«
-JT·«, , . . .
.SMM1 Ihnen das so ern qrokzer
Widerspruch zu sein-L«
Was wollte sie niit ihm? Sie wußte
ej« vielleicht selber nicht. Er blieb talt
und ruhig. Kein Mann, wenn sie sonst
ihre ileinen Kotetterien spielen ließ,
widerstand ihr. Und Brutw- niar nur
ein Kunstreiter und so jung —- jünger
als sie selbst.
Bruno antwortete.
Er widerholte in geschickter Weise
ungefähr ganz dasselbe, was Herr von
Prerow zu ihm gesagt hatte.
Charlotte wartete aus etwas. Sie
wartete aus einen Blick ans seinen Au
aen, ans einen Ton in seiner Stimme,
der anders war, heißer als sonst in
einer normalen Unterhaltuna zwischen
einem Hean und einer Dame. Ader
was er sprach, sprach er wie ein Schul
meister. Er sinq an, ihr ixnaweilia zn
werden. Es waren Tiivialitiiten, die
sie auch von einem alten Stiel Hitze
hören ihn-rein
Der einsame Wea war zu Ende. er
münden wieder in eine größere Ver
kehrsallee ein. Statt einer Antwort
schan Charlotte jetzt einen Galopp vor
isnd schtreiaend aus irren schnauhenden
Pferden sprenaten sie dahin.
Eine halbe Stunde später ritten sie
nieder in den Das ein. Der Stall
tnecht trat herzu nnd Brnno half sei
ner Dame ans dem Sattel.
Er inertte, daß er ein schlechter Ga
kcslier aewesen war. Charlotte hatte
seit dem Galopp wenia mehr gespro
chen. Sie schier-die Mission. mit der
ihr Vetter ihn beauftragt hatte, nicht
ai:t ausgenommen ru haben. Er hart-:
seinen Anstraa so gut es möglich war,
erfüllt
,,Aiiv cis-s incrarn.« saate Charlotte
smn Abschisde mit einer konventionel
leri Freundlichkeit —-—— ,.dorausaese2t,
das-, eo nicht reanet.«
Bruno war entlassen. —
Keiner vor-. ihnen beiden hatte. ats
sit die Straße herauiaeritten kamen.
sich darum betiimmert, dask ihnen ans
dem Trottoir ein Fußgänqer entgegen
kam. Als er das Paar hemerite, trat
er kastia ir- ein Haus« stellte sich dort
aus die Lauer, und ließ sie an sich
vorüber.
Es war Curi. Seit Tagen umstrich
er Charlottens Haus-. Er wollte sehen.
wer in die es baue eintrat und wer
heraustam Ganze Stunden, von dem
Grimm der Eifersucht aesoltert, ver
brachte er seht mit dieserBeschZstiauna.
Vcn dein Hause ans, »wenigsstens von
der Vorderseite her, tonnte ihn nie
rrxand beobachten Dort versteckte er
sich hinter den aeaeniiherlieaenden
Baumreihen, die Augen aus das haus
thor und zu den Fenstern hinausgerichs
tet, hinter denen ihre Zimmer lagen.
Esther nietnanh inm: die Dienerschast
aina iiher eine Treppe, die vorn hose
hinaussiihrtr. Und Cnrt wartete. Er
irae aeroi —- ez mußte jemand koni
inen, ein ann! Er wartete umsonst
und den-roth trieb ei ihn immer von
neuern wieder her
Er hatte heute seinen Weg an dein
Gitterthor vorbei aenornrnen. Das
hatte er bisher vergessen —- dasz da
hauz auch eine Rückiront besass. So
sah er Charlotte aus dern Pserde sich
entaeaentommen —- und neben ihr ritt
ein Mann.
Es war nicht ihr Vetter. Es war
ein anderer.
Dem Gitterthore gegenüber lag ein
Haus rnit einem über-deckten Vorrat
Dort trat Curt ein.
hatte er das Gesicht dieses Mannes
erkannt oder war es eine tolle Vorspie
qelunq seiner Phantasie?
Beide waren sie hinter dem Thore
verschwunden.
Er wollte warten, er wollte diesen
Mann noch einmal sehen.
Weniae Minuten später kam Brutto
wieder heraus- .
Er war es. Es war der Ciriuss
reitet-! !
Curt wartete, bis Brune- urn die
nächste Straßenecke bog, dann erst ver
iiesi er seinen Lauerpcitew
Eine sinnlose Eifer-sucht hatte ihn
gepackt. Jest wurde er ruhiaer und
wieder nüchtern.
Wie war sie zu diesem Menschen
bloß geko.nnren?
Es war ein Bekannter ihres Vetters.
Durch ihren Vetter also.
Er war es!
War er’S, dem er von ihr geopfert
worden war? Und diente er auch nur
zu ihrem Spielzena — oder war er ihr
niehri Es war ein Wahnsinn, ei war
unmöglich
Ein Kunstretter. ein Naseweis-en
das konnte ihr Geschmack nicht sein.
Eine Frau wie sie —- soweit konnte sie
sama-i vergessen. Es war nicht mög
» Esaus-mein dieses-wenn sie
auskittem von ihrem-Stallknecht beglei
ten Ließ-n. Ein Kunitretter oder ein
» Stallknecht. das blieb sichaleich . ..
’ Warten wollte- er warten! Seine
’ Wachsamteit verdoppeln, verdreifachem
- Auf den Bahnen war ist-den nächsten
Tagen nichts zu thun· Der Onkel
kostete ihm nicht viel Zeit. Die Zeit, die ’
er eriibrinte, sollte von ietzt ab auf sei
nem Posten verbkakbt werden. —
Das Antworttelearamm das an
demMorgen dieses Taaes aus dem Di
reltionsbureau des Eirtus Rap ·aoge
ssndt worden war, hatte sein ziel er
reicht.Es war nach Butareit gegangen,
wo Zier Ariel-h der es einrime AUT
der Ernmertichem aus Lehm äusern
und engen schmutziaen Stra en be
stehenden Vorstadt. in der er wohnte.
sich schleunigst damit nach einein
pkschtvollem an einem der ele. anten,
modernen und dicht belebten ules
vards beleaenen Hotel beaab. Dort
wurde er in einem lomtortablen Sa
lon von zwei Damen empfangen, von
MM Fisch ishr sanan und einer ältes
ren, die bereits mit Unaeduld aus ihn
akwartet hatten; «
»Nun?' ries ihm die ältere, die ihn
vom Fenster aus hatte tommen sehen,
entgegen.
»Gemacht!« antwortete er lebdast
und so erfreut,· als hätte er selber von
dem Geschäft den allermeiiten Nasen,
der Mann aus französisch. denn ein
Franzose war ei. Einitmals war er in
vParis in den Tavernen am Mont
martre ein beliebter Sänaer gewesen.
Dann, als er seine Stimme verloren
hatte, machte er es. wie auch seine
landsiniinnischen Kolleainnen in einem
sollte-n Falle machen: Wenn Niemand
ne in Paris mein sehen oder Toren
will, dann gehen sie nach Butorest —
von dun Paris les Westens nach dem
Paris- desOstens, wo der Nubel schnel
ler rollt als daheim an der Seine der
Icarus-. Nur dag- die qlanleudr Oase,
;ng tveldxe di:.rum(iniia"e Hauptstadt
inmitten der unmittelbar sie umla
ziernden Itulturlviiste mit Vorliebe an
Ferse-lieu wird, sich auch iiir den Ban
tisien nur zu hauiia als eine trügeri
idie Faia Moraana erweist. ein Triimi
mer-Ek- seiner letzten Hoffnungen
Auch Monsieur Gilbert hatte diese Er
ichruna acmacht. Die Bularestet
tsnantuniz waret-. schon mit den alten
taselichen Ereinvlaren seiner Landg
zuanninnen iiberfiillt, einen Künstler
männlichen Geschlechts brauchte man
Pier uberlsaupt nicht und io hatte denn
Monsieur Gilbert mit Frau und Kin
dern, weil ilnn das Konsulat nicht die
Mittel zur Abreise hatte aeben wollen,
draußen ein Lebniliaus in der Borsta It
bringet-» und so wie er selbst. so war
ieten in diesem kümmerlichen Hause
auch Madame Gildert und ihre Klei
nen mit Sehnsucht aui iraend einen
(:-liieleias. der sie wieder zur siiszen
Heimatl) draselser. Froneösisch sprachen
its dieser schlechten reinden Stadt nur
die ganz reichen Leute. Was aber Ma
dame Silber-N Nacht-minnen und die
Gassenlinder sprachen. das war uns
nsöalich zu verstehen. Madame Gil
bei-W Eltern hatten einen tleinen Ge
Ioiirzgram gehabt und sich ein-lich und
immer so, daß sie satt dabei wurden,
davon ernährt. Sie waren gestorben.
Wie ost hatte seitdem Madame Gil
lsert, wenn sie am Bette ihrer hungern
den nnd tranten Kinder saß, indriins
stiq sich aewiinscht, Monsieur Gildert
wäre auch nicht mehr als ein Gewürz
trämer aeirorden und die Herrlichteit
der Kunst hätte er anderen Leuten
überlassen,53eicten, die weniastens leine
Kinder hatten. »
Jaioolil es ioar Frau Ichäiser und
es war Dorchen, diese zwei feinen vor
nehmen Damen, die biet in dem schö
nen Hotelsalom der sich so wesentlich
von der Plöttstube in dem aroszen Hin
terhanse in der Fruchtstrasee unter
schied, Monsieur Gilbert mit seiner
Nachricht und seinem Teleqramm bei
sich eins-singen
Dorchen hatte sich nicht fetfr qeiins ·
vert. Nur aröfzer war sie geworden
Ihr Gesicht Nr fast noch aanz dass
felbe, wie das des kleinen allerliebste-i
Mädchens, das vor zwölf Jahren, als
es zum erften Male aeborkten Sand
betrat, fckon als kleine Tänzerin dein
Publikum fo febr gefallen hatte. Nat
die Wangen sahen nicht fo rund und
voll aus-. Auch das aoldene Kettchen
trug Bord-en oder vielmehr Mabes
moiielle Dodo nicht mehr um den
Hals. Wer wußte wo es hingekommen
war? Dafiir trisa sie in den Obrläpu:
chen tadellofe qrofze weiße Perlen, die
mit Brillanten einaefafkt waren und
um das Hmdnelent ein Quinte-un das
nicht weniaer toftbar war. Dorchen
liebte ietst Steine und Perlen mit fol
cher Leibeutchoft, baß sie ohne folche
iiberbaiiot nicht mehr acfeben wubr.
Auch Madame Schöffer bakte sich in
Aeufieren nicht viel aeiindert. Sie war
noch immer eine febr ftattliche Danie·
nur war fi- etwas torvulent eworben
unb über tfrer Oberlippe bat e sich ein
kleines ver mitetes fchwartes Bärtchen
breit gemacht, fo baß sie in den »Ge
fchäften« imnter flir eine geborene
Spanier-in geb-alten wurde. was fie um
Dorchens Willen aucb unbestritten
ließ. Trug sie einmal zufällig teine
Zank-schabe, to tonnte Jemand, der
· tadame Schuffer aus ibrer früheren
it her kannte, bemerken. baß die
rte baut von ihren handle u, vix
— bamali e Wirkung des Biiaelei mng
fes, no und nach qefcinvunben war.
Drei gehe Dinge ftanden efit auf
Mania Wissens Mienen: E renge,
Eneraie und Stole. Auch Manto
Schäffer trug Fett tosibaeen Schmuck
—- tnbeffen tebt sie Brillanten mehr
als Perlen.DaMleib, bat lie an hatte,
war mit feinen drei Grunbfarben
steil-, Gelb und Schwert-. vielleicht et
- was bunt und ausfallend und nicht von
dem wirklich diskutiert Geschmack wie
das von Don-Dein Der imvofantenctpi
icheinung von Mama Schöfo that Es
cvck keinen Abbruch ·
Dorchzn war damit beschäftigt» ih
ren eliebten Popaaei,. der an« einem
Mk ingring am FeYstek bin « zu füt
tern. Um das Gefchaftliche v legte sie
ftch nicht zu tiimmetn. das besorgt-,
Mama Sie hatte von dem Eintreten-»
den kaum Notiz aenommen. Pitt — ips
hieß das süße Thier« imekesscrt sie. mit
mehr, als alle Teleammme und Kon
traktr.
»Das Letegranim oaowcam ma Schar
iee senden handen hielt war auch vorn
juristischen Standpunkte so gut und
so viel werth wie ein aestempetter un- i
terzeichneter Bertraa Das wußte sie
diriiber war sie zuveriässia unterrich
sei Das Teleqramm bestäti te ihre
Gaqesorderung sowie ihre sonstin
Beoingunqen —- Antritt binnen ei
etiotez Dauer des Enaaaements zwei
Monate; von dieser Frist ab hatte sie
schon mit dem Ciraue d bioer in Pa
ris abgeschlossen Mama Schässert
iiihlte in diesem sAuaenblia eine tieer
Reue. Die Berliner Direktion war
ohne alle Umstände aus ihre Propo
sitionen einqrqangen daß sie ruhig
tausend Franks pro Monat mehr hätte
fordern tönnem «
»Es ist aut,« erwiderte Mantos
Schiffer Herrn Gilbert in seiner Lan-s
deosvrache Auch Französisch hatte sie
gelernt, die Sache war siir sie erledigt.
Herr Gitbert blieb noch stehen, als
.vartete er noch aus etwas.
Rschtw Maina Schösser erinnerte
sich, daß er noch seine Prooision zu be
kommen hatte.
Drei Prozent! bekommen Sie?'«
sakite sie.
,Funi— Madame!« erwiderte her-r
istilbert bescheiden.
Thema Schaffer batte auch schnell
kird sicher rechnen aelernt.
,,":sllso vierhundert Franks-"
»Fiinshnndert, Madame." beri
tiate Herr Gilde-ri. CI
Manto Saiösser aan zu einer Kass,
seite, die sie in einem Svinde stehen«
hatte. legte vor Herrn Gitbert siins
Scheine aus den Tisch oon denen fix
sie-den e nrelnen noch einmal gegen da
Li cht hielt nnd tiesz sich non ihm übe.-"—;;
die Wassermann anittiren.
Mit sreudestrahtender Miene stieg
M nsieur Gitbert dann die teppichbpj
gte Treppe herab.
Solche Geschöste waren für ihn, se s
er Aqent war noch nicht abgefallen
Aus der Straße ries er einen Fiat .
heran Die Fiater waren in Bntares
unter allen Luxusaeaenstanden der bil .
liaste, mit Windesschnelle. zum qeri -
ern Preis oon einem Franc trugen »
einen in die Vorstadt hinaus- Es wa
der lette· aber auch der schönste Aben«
oen Monsieur nnd Madame Gilde
rnd ibre Kinder in Butarest berbrass
ten. Fünfhundert Franks! Die br· s«
ten sie nach der heimatli. In ibre
tummervollen Nächten hatte Mada
Gitbert aeweint als sie an dieses
Abend, ihre Kinder an sich preisen
tsor lauter Freude weinte Papa
nur ein vertornnrener Artisi. Artiste
volt war die Fremde sonst qewii
nur sie tonnten’s nicht lernen ·
urraen aina·5 zur heimath. —
,.Die Route ceht über Belqrad, «
dar-est Wien," saate Manto Schiss :
das dicke Kursbuch studirend, das
sich von dem Zimmertellner hatte brßs
aen lassen, während Dorchen noch i
mer Bitt mit ilsrern Bisanit neckte,
daß er endlich wüthend und schreie·
von der Stanae sintterte -«-— »
wir noch heute reisen, sind wir ei«
inoraen Abend in Berlinf
,,Drei Tage.'« iaate Dorchen. un »
czenehm erstaunt, während sich Mit
tem Brocken. den seine Herrin ihm n
iiterlassen hatte, beruhigte --- »den
müssen w r auch wohl die Nächte durektff
sahten.« »
VonPest aus aibt es Schlaswoaen -
antwortete Mama Stil-Esset rnit E s
schiedenheit.
»Ehe Nacht sonnen wir doch a
im hotel schlafen. Marna!«
»Nein. Der Schtaswaaen ist e
sonnt. Je eher wir ir- Berlin sin
resto besser ist ein«
Mama Schösser wollte damit sane
ie eber sie mit Dorchen noch Ber ·
karn, urn so schneller sing die Gage w J
der an. si«
Dorchen zog einen schiesen Mu
aber sie hatte gelernt, sich in alle
ihrer Mutter zu siiqen. Wäre es n
ibren eiaenen Wünschen gegangen -
das dumme unbequerne unslrte Leb
aus Reisen hätte lännst ein Ende sk
noinmen« sie täszen jetzt in einer bit
schen Van und singen an, oon ibr
trisoarnitsen tu leben. Wenn die at· L
mebrt waren, trat es immer nos. — H
aenua, zum Geschäft wieder zur cke z
lebten. Aeuszerte sie aber solche Wti
sche, so hielt es ibre Mutter lauen
matt-, etwas daraus zu antwort s
Oder es bot sich sttr Dorchen enbli
die reiche und ehrenvolle heirath, v -
welche ibre Mutter noch bestänb
dachte. Auch das war bann, so i· «««J.
Dorchen sich aus bem heirathen an csp
auch etwas machte, ein willtomm nE
baten. -
Mortsehung solat.)
M---..— ——
Der handelövertraq der Ver. St
ten mit Oesterreich besteht seit IF
Dem Bsterreichisch-unqarischen « -
gleich aernösz können die rnil bric- V
1908 ablausenden Verträge mit s
ren- Länbern nur bis sum Jahre Its "
den des nächsten Ausgleiäh II
arrt werden.
i . .
Wenn wir sa en, baß ein Mr
vernünftige Unsi ten bat, met-lett «
eteientliefk baß er unserm Ansichten « J
v Mitk. «