Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 21, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    onntags - sp lETtI
Heilage des ,,Ilnzeiger uIIcl iserol(1««
— — .:’.«,I
K k..P Windmle Heran- gcbcr. Grund Mand, Nebr» chIZL kIIli 1899 Jahrgang 19. No.46.
OWOM
; Kunst. willentchm M
Gewerbe.
Wissenschaf licht Folgerungen Wer i
Andre« Fahrt
Es ist bekannt, daß Schlepptau unt l
Segel am Luftballon bei der von An
deee unternommenen Ballonsabkt über i
den Not ol eine gbsosze Rolle spielen s
sollten. it hülf-e etselben sollte der
i
i
Ballon nicht mehr völlig ein Spielball
des Windes sein, sondernAndeee wollte
Ihn zwingen, das geiteate Ziel zu ers
teichen, den Nordpol selost oder we
nigstens die Gegenden in der Nähe des
l.elben zu übersliegen Das Segel in
Verbindung mit dene Schlepptau sollte
es ermöglichen, den Vallon un esiiht 10 »
bis 20 Grad von der Win tichtutm
nach Belieben des - iihketg abzulenlen.
Hiekkei hatte das - chlepptau noch eine
andere, fin eine so lange Fahrt wie ue
geplante äußerst wichtige Ausgabe zu
erfüllen: nämlich denBallon stets in ge
wisser Höhe über dem Erdboden ober, (
biet richti er gesagt, Eisboden zu bal- l
ten, um n cht ge wun en zu sein« durch
fortwährendes llnftaustverfen den
infolge gobetsteigens des Ballons be
dingten asvetlust beim Fallen wieder
auszugleichen Zur Erklärung dieser
Thatsache bedarf es eines theoretischen
hintoeises auf die G'eichgensichtsbedin:
gungen des Liiitballisns.
Lief-tats- Iett Indiens-an und Segel.
Jeder Körper verliert in der Luft so
viel an Gewicht, als das durch ihn
verdrängte Volumen Luft wiegt. Eis-i
Luftballon befindet sich also im Gleich
gewicht und schwebt, wenn das ver
drängte Volumen Lust genau so viel
wiegt wie der Ballon mit allem Zube
dör. Da er nun, wenn eine Fahrt un
ternommen wird, siets weniger wiegt
als das verdrängte Volumen Luft, so
müßte er so lanae fteiaen, bis diese Ve
dinaung erfüllt ist. Sobald dann aber
durch irgend welche Einflüsse, wie Un
dichiigkeiten der Ballonhiille, Erkalten
des Gafes, dieser Auftrieb nicht auf
recht erhalten wird, muß er bis zier
Erde sinken· Dies verhindert man
aber dadurch. das-, man so viel an Bal
laft (Sand oder Wasser) mit in den
Ballon nimmt, aer derselbe gerade in
einer Höhe iiber dem Erdboden, sagen
wir 600 Fuß, zu tragen vermag.
Bestimmt nun der Ballen die Ten
denz zu fallen, so tann man die Ge
wichislage sofort durch Auswerfen ei
ner gewissen Menge von Ballast wies
der herstellen, Die Faeiorem die den
Flug eines Luftballons beeinflussen,
sind aber o viele, da das ganze Füh
ren dessel n lediin darin besicht,
durch fortgesetztes, aber möglichst spat
sameg Auswerfen vonBallaft den Bal
lon m der höbe zu erhalten. Das s
hol-ersteigen des Ballons tann man i
dabei nur durch Auslassen von Gas !
verhindern, denn die Möglichkeit, Bal- s
lasi einzunehmen, ist nicht gegeben. Es (
ist demnach klar, daf; jeder Lufidallon (
bald, je nach der Menge des mitge
Mhrten Ballastes früher oder später,
zur Erde fallen muß.
Ein gutes Hülfe-nistel, den Ballon
doch in gewissen Höhenqrenren iu hal
EM Ohne häussaes Bollaslaugwerien
oder Venlilziehem ist nun in der Be
nutzunq eines langen, schweren
Schlevvlaus gegeben. Das Verhalten (
des Ballons ist dabei folgender-: Dagi
AOCPJM Fuß lauen-, am Rinq be: !
felligle Takt oder Stuhlladel lchlepptz
bei der Fahrt des Bnllons in einer ge- T
- wissen Länge auf der Erde. Durch?
irgendwelche Umstände, sagen wir Er
wärmung des Gafeg durch die Sonne, .
bekommt der Ballon größeren Auftrieb
und beairini zu slei.1en. Sofort mußj
er eine größere Länge des Schlepplaug
mit in die Lust nehmen und wird da- !
her an Gewicht zunehmen, so lanae, (
bis wieder Glei erpichtle e eintritt,
was bei einein chireren leppiau
recht bald der Fall ist. l
Beginnt aber der Ballen aus dem.
enlaeaemesiiien Grunde — Erkalten
des Gales durch ollenbelchallung —
zu fallen. le er erl er sich um das
lelbe Gewicht des Fehler-plans nnd es
iriii ebenfalls wieder bald Gleichge
wicht ein« Es wird lieh dies fortgele i
tzwiederholen nnd erst, wenn der Arr
trieb um das ganze Gewicht des Tans
sich vermehrt oder vermindert, muß
das Ventil gezogen oder Ballast aug
aeworsen werden. Es bietet daher das
Schlepptau bei jederFreisahrt das vor
züalichste Mittel, nicht nur den Bal
lon beim Fallen aus größeren Höhen
auf dem Erdboden zu pariren, sondern
es ermöglicht auch, vor der Landung
aeraucne Zeit dicht über dem Erdboden
zu fahren, um eine günstige Stelle zur
Landuna auszusuchen. Es wird da
her grundsätzlich jetzt bei allen Ballon
fahrten ein Schlepptau mitgesühr. » ·
Andree’s Schlepptaue hatten ein·Ge
wicht oon etwa 1000 Mund, bei seiner
Abfahrt büßte er infolge schlerhasteny
Ausleaens zwei Drittel dersellzen em,l
sodaß der Ballon sofort eine hohe von
2000 bis 2500 Fuß erreichte und dem
entsprechend Gas verlor.
Ileber die Möglichteit· mit dein
Schlep tau in Verbindung miteinem ;
Segel n Ballen von der ihm durch »
den Wind gegebenen Richtung abzu
lenlen, find in neuester Zeit viele Ver
suche angestellt worden. Das Verfah
ren dabei ist folgendes:
Vom Netz des Ballons hängt ein
rohes, nicht völlig strass gespanntes
egel bis in die Höhe des Ringes her
ab. Die unten an einer Naa befestigte«
Kante wird durch zwei Leitseile mit
dem Schlepptau, dessen Lage aus der
Erde mittels eines Systems von Rol
len geändert werden kann. verbunden.
Das Schlepptau verhindert eine Dre
hung des Ballons um seine Achse und
wingt ihn, geradlinig sortzusliegem
4Zieht man nun das Tau nach einer
Seite und dreht damit auch das damit
verbundene Segel, so soll der Ballon
dur das Schleddtau und den schräg
aus as Segel wirtenden Wind eine
entgegengesetzte Richtung einschlagen.
Jm Wasser vermehrt man die Rei
bung durch einen am Ende des Tanz
angebrachten Trichier. Die Franzosen
Werde und Alluard wollen aus diese
ise bei Südwestwind von Boulcgne
nach Yarmouth in England gefahren
sein, demnach einen Ablenkungsroinlel
von 65 bis 70 Grad erreicht haben.
Es ist ja sicher, daß im Moment, da .
das Schlepptau seine Lage verändert»
und das Segel schräg eingestellt wird.
eine Richtungsänderung hervorge
bracht wird; daß dies aber fortgesetzt
erreicht werden lönnte und gar in die-»
sen: Maße, ist völlig ausgeschlossen
Bei ganz seit-wachem Wind mag viel
leicht noch längerer Einfluß bemerkbar
sein. Das am Boden schleifende
Schlepptau nimmt bald seine alie
Richtung wieder an. Alle andaiierii- »
ten Richtungsänderungen find dgl-er ;
sicher aus entsprechende Liiststrämuiis
aen zurückzuführen, die vom Ballon
aus ja nicht bemerkt werden können.
Da die praktische Berwerthbarleitdes
Segel-Z nur bei ganz geringem Winde
möglich ist und in beschränkten Fallen,
wenn man z. B. im Wege stehende
Hindernisse, Häuser u· i. w. vermeiden
will. so werden dieVersuche neuerdings-;
wieder ausgegeben; der auszuwendende
Apparat rriegt den Nutzen nicht -.iiii.
Ja in manchen Fällen tann die Wir
tuna sehr unangenelim werden, wie z.
V. bei der Absahrt Andree’s, bei der
sich der Ballon so drehte, das-. der Be
sestigungsvunlt der Taue voran, d. h.
seewärts, lag, ein Umstand, der das
ganze System verwirrte und sur die
Stellung des Korbes äußerst Man-it
nehm war.
Wie die Zeitunacn litrzlich berichte
ten, ift an der Nordtiifte der Insel
Island eine Schwimmboje gefunden,
welche Nachrichten über Andree nnd »
feine Genossen enthält und die, iml
Verein mit der vom Kavitiin des (
Schifer Aten gefundenen Taubenvoft
die Gelehrtenwelt eifrig beschäftigt f
hat. Das aewonnene Refnltat ift sof
interessant und allgemein bestand l
lich, daß wir es hier folgen lassen wol- J
en. i
Die Nachricht der Schwimmboje
lautete bekanntlich: »Schwiminenve
Boie No. 7. Diefe Boie ift am 11.
Juli 1897 Abends 10 Uhr 55 Minu
ten nach Greenwich Mittelzeit unter
82 Grad nördl. Breite und 25 Grab
weltl. L. von Greenwich von Andree’s
Bcllon ausgeworfen worden« Wir
fchwebten in höhe 600 Meter. Alles
Fehl. Andree. Strindberg. Imm
el.«
Der Ort, wo diese Bote ausgewor
fen worden ist, läßt sich auf unserer
Karte oben lints auffinden. Er liegt
im Laufe der von uns als muthmaß
liche Bahn des Ballons feinaezeichneten
fchwarzen Linie. Andree befand sich
alfo verhältnismäßig wenige Stun
den Abends-) nach feinem Mittags
bei der Bärten-Insel erfolgten Aufstieg
in ziemlich erheblicher Entfernung
notdtveftlich des Aufftieasorts. Die
zweite authentische Nachricht von An
bree, welche durch eine vom Kavitän
des Schiffes »Alten« arn 20. Juli
1897 aufgefangene Taubenvoft ver
mittelt wurde, stammt vom 18. Juli
und lautete wörtlich folgendermaßen:
»M. Juli, 12 Uhr 30 Min. Mit
tags 82 Grad 2 Minuten n. Br. 15
Grad 5 Minuten östl. L. Gute Fahrt
nach Oft 10 Grad Süd. An Bord al
les wohl. Dies ist meine dritte Tau
benpost. Andree.«
Zieht man die meteorologischen Ver
hältnisse des Polargebietes in Betracht,
so ist zunächst zu berücksichtigen, daß
sich Andrees Aufstieg jener Gegend
näherte, in welcher von Nordwesten;
kommende barometrische Minima sich;
aus mehr oder weniger bestimmten
Zugstraßen bewegen. Eine solches-Zug
straße ist hier im Nordwesten von uns
durch entsprechende Signatur (vergl.
die Zeichenertlärung unten links in
der Karte) angedeutet und ebenso der
Verlauf der spiralförmig-en Windrich
tung, welche um das Centrum eines
Minimums herum stattfindet. Bei
dem vom Süden nach Norden erfolgen
den Aufflug ist es nun sehr leicht mög
lich, daß der Ballon in die Richtung
dieser spiralförmigen Winde, welche
ihn nach dem im Notdwesten befindli
eben Minimum hinführten, gerieth,
daß er mit diesen Winden flog, und
unter Berücksichtigung des nach Süd
osten stattfindenden Fortschreitens des
Centrums des Minimums sich um die
Rückseite desselben herum bewegte,
dann auf den 82. Grad nördlicher
Breite und 25· Grad westlicher Länge
die Schwimmboie auswarf und nun
in etwas langsamem Fahrt dahinzu
hend in östlicher Richtung auf dem 82.
Grad 2 Minuten nördlicher Breite bis«
———I
ten Berührung zeigt sich aus der Platte
um die Finger herum ein Ho, eine in- »
tensive Schwärzung, die sich rentime
tertveit um die Fingerspitzen herum ;
ausbreitet. Die Herstellung solcher’
Lichtbilder gelingt ziemlich leicht. Der
Versuchen Dr. Luyg in Paris, nimmt
an, die hier wirksamen Handstrahlen
wären eine Wirkung der lebendenSub
sianz. Ein anderer Gelehrter giebt !
eine viel einsachere Erklärung dahin s
ab, daß es sich um die Einwirkung der »
warmen Hand auf die chemischen Sub
stanzen der photographischen Platte
handele, nicht auf das Leben in der
Hand kommt es an, sondern daraus,
daß die Hand des Lebenden Eigen
» wärme hat. Die Erklärung des Bil
des ist einfach die, daß die Entwickler
an den ausgesetzten Fineserspitzen sich
durch die Wärme derselben erwärmt.
; Dieselbe Erscheinung muß demnach ic
der genügend warme Körper geber-»
trenn man ihn in ähnlicher Weise trie»
die Hand aus die Platte legt. Con- J
trolversuche mit Gesäßen, in die war-s
ines Wasser gegossen wurde, bestätig-;
I ten denn auch diese Voraussetzung s
s -- st- e· s- s
l Zwei Mitglieder der Gesellschaft für
Biologie in Paris haben sich mit der
Ermittelung abgegeben, ob die Män
ner oder die Frauen besser zu riechen
vermögen. Es wurden 41 Männer
und 44 Frauen im Alter von 20 bis
36 Jahren ausgewählt, die etwa die
gleiche Lebensweise führten und densel
T y« Erlmzf Yes-«
ÆPMWXM Klinke-Te
A X.
zum15. Grad 5 Minuten östlictiers
Länge gerieth, woselbst er seine dritte
Taubenvost abließ. Als er das letztere
that, befand er sich in guter Fahrt nach
Ost mit Abweichuna etwa 10 Grad
nach Süden. Ee hat also alle Wahr
scheinlichteit fiir sich, daß der Balle-n
von Andree den in unserer Karte durch
eine schwarze Schleislinie angedeuteten
Weg zurückleate. Wenn dies richtig
ist« so sind von Andree ausgeworfene
Flaschenposten, die zu entsenden er
keinesfalls versäumt haben wird. von
der Osttiiste Grönland’s aus dem dir
lich davon gelegenen Meeresaebiere »
iiberantwortei und zwar sowohl aufs
seinem unsreiwilligen Hinfluge nach»
Nordwesten als auch auf seinem Riiit «
sluae von Grönland aus nach Osten.
Da nun in diesen Gebieten eine von
Norden nach Süden an der Osttiifte
Grönland’3 entlana streichende stet; te
Polarströinung, der Grönlandsstrois.1,
vorhanden ist (s. die Karte), so ist die
Wahrscheinlichkeit, daß weitere Fla
schenposten an der Nerdtüite Island
oder an der Nordtiiste der Spitzbergen
atllppe gefunden werden, ziemlich
arosz. Aus das Auffinden von Tau
ben ist kaum noch zu rechnen. Weiter
hin aber geht aus der durch unsere
Schleife angedeuteten Flugrichtuni
hervor, daß vermuthlich die kühnen
Luftschisfer nach Franz Joseph-schien
aelanat« vielleicht auch dort gelanoer
sind. Will man also näheren Spuren
von Andree nachforschem so müssen die
hier bezeichneten Gebiete auf Ballon
posten untersucht werden. Mit der
Wahrscheinlichteit, daß die kühnen
Reisenden in Franz Josephsland ge
landet und noch am Leben sind, tann
daher möalicherweise gerechnet wer
er-.
t
III-f
Schon bald nach Röntgen’s Ent
deckung war viel«die Rede von den X
Strahlen ähnlichen Strahlen, welche
die lebende menschliche Band aussen »
den soll. Neuerdings wird dieselhe’
Angelegenheit in der französischen-«
Preise wieder mehrfach besprochen,!
und zwar geftilßt ans neue Versuche ’
Während es sieh früher nur um sub- i
ieetive, vereinzelte Wahrnehmungen
handelte, erbringen- die iltngsten Ver
suche den objektiven Nachweis der
Handstrahlen durch Photographiren.
Die empfindliche Platte wird in ein
Hydroehinonhad gebracht und die Hand
im Dunkeln aus die Schichtseite der
Platte gelegt. Nach 15 bis 20 Minu
ben Vildungägrad besaßesp Dann
wurde zunächst bei jeder einzelnenPer
son ausvrobirt, in welche-n Grade der
Verdijnnuna noch die Gegenwart von
Kampser wahrgenommen wurde. Ei
nige von den Leuten mußten noch aug
geschieden werden, da sie überhaupt gar
keinen Geruch, weder siir Kampher
noch iiir Aether, noch fiir sonst einer.
der angewandten Riechstosie besaßeu.
Jm Uebrigen stellten sich solgcnde in
teressante Ergebnisse heraus-. Von 74
Versuchgpersonen waren nur vier nicht
ini Stande, den Kamvher bei einer
Verdünnung von Jslljm mit Wasser
zu erkennen. Unter den Männern wa- »
ten diejenigen mit sehr schwachein Ge
ruchsoermögen zahlreichen als unter
den Frauen. Durchfehnittlich konnten
33 Männer den Kamphcr noch in einer
Lösung von 9 Theilen Kainpher zu
100,000 Theilen Wasser w-.1hrnehmenf
während jede der Frauen ihn bereit-:- in
einer Lösung von 1s!s)l·?()n(nj) bemerkte,
so daß das Geruchtzrierniögen der
Frauen dem der Männer durchschnitt
lich um das Neunfache überlegen war.
Tsie Gelehrten mußten dei diesem Ver
suche vorsichtig sein, denn eiJ lag der
Verdacht nahe, daß mancher behaupten
»nsijrde, er röehe den Fiampth während
das- eiaentlich gar nicht der Fall war.
Man aedrauchte daher die Vorsicht, die
Wahrheit der gemachten Angaben da
durch zu Priifem daß man zuweilen
auch die Kampherilaschen mit solchen
verwechselte, in denen nichts als reines
Wasser war. Da aber diese Täuschung
stets ertannt wurde, so konnte man in
die Wahrheit der Angaben unbeding
tes Vertrauen setzen. Noch wichtiger
ist die Thatsache, daß der .oeibliche
Geruch auch ein feinerer ist, als der
männliche. Man gab Den Männern
und den Frauen 9 verschiedene Lösun- '
gen verschiedener Riechstosse zu riechen,
nämlich Orangenbliithenwaiser, Lor
beerkitschenroasser, alboholische Lösung
von Cittonenschale, künstlichen Mo
schus, Psesserminzessenz, Knoblauch
und Kampheressenz und AnisöL Die
Frauen konnten aus der Mischung die- ;
ser Geriiche noch s bis 4 heraus-finden, ?
während der Mann nur 2 bis 3 zui
unterscheiden vermochte. Es erscheint;
danach alg Thatsache, daß das Ge- ’
tuchevermögen dei der Frau in jeder
Beziehung höher entwickelt ist, als
beim Mann. Man könnte freilich noch
aus den Gedanken kommen, daß die
Manner sich zum größten Theile selbst
ihren Geruch verscherzen durch Trinken
und Rauchem aber man hat ganz ent
sprechende Unterschiede zwischen männ
lichem und weiblichem Geruchsdermö
gen, auch bei Knaben und Mädchen ge
fanden. Also muß es sich um eine an
acborene Ueberlegeniseit des weiblichen
Geschlechtes handelt-»
«- q
Eine Frage, an deren Lösung schon
riiele Chemiler und Techniker vergeb
lich gearbeitet haben, ist die der Herstel
lung eines- Streichholzes, das erstens
,,p"hosphorsrei« ist und das sich zwei
tens an jeder Reibfläche entzündet.
Unter »ph’osphorfrei« ist zu verstehen,
daß das Hölzchen keinen freien gelben
Phosphor enthalten dars: da ölzer,
die mit unschädlichen und ungefährli
chen Verbindungen des Vbosphors ver
sehen sind, ebenfalls als ,,pk)osphor
rei« bezeichnet werden, so ist dieser
Ausdruck nicht ganz-i correct und prä
cise. Kehren wir nach dieser zum bes
seren Verständniß des Folgenden un
bedingt nötbiaen kleinen Abschweifung
zu unserem eigentlichen Thema zurück.
Die alten, mit Pbosphortövfen herge
stellten Streichhölzer waren gefährlich
wegen ihrer leichten Entzündbarkeit
und Giftigkeit; die ,,Schiveden« hinge
gen entflammen bekanntlich nur an
präparirter Reibsläcbe lund wie wir
unteren Lesern verrathen wollen, auch
an ganz trockenen Stiefelsohlen, Glas
fliichen und Preßlohlen). Ihre An
wendbarkeit ist deshalb eine beschränk
te. Trotz aller Preisausschreiben ist
es bisher noch nicht gelungen, ein
Streichholz zu schaffen, das sich überall
entzündet und das frei ist von einem
Gehalt an gelbem Phosvhor. Die
französische Regierung, die bekanntlich
das Monopol zur Streichholzfabrika
tion für Frankreich besitzt, hat nun ei
nen wissenschaftlichen Ausschuß einge
se t. der vor die angenehme Aufgabe
gesellt wurde, sich an diesem schon so
oft versuchten Probleme dieZähne aus
zubeißen. Zu seinem Glücke wurde ihm
ver Kurzem von Seiten zweier An· e
stellter der staatlichen Streichholzcs -
drit, Namens Sevene und Cahen, ein
Streichholz vorgelegt, das allen An
forderungen entsprach und das ihn so
mit aller weiteren Arbeiten überhob.
Dieses neue Hölzchen enthält denPhos
phor in einer vollkommen aesahrlosen
und giftfreien Vierbinduna, dem Phos
plbresqnisulfid Außerdem ist noch
etsvas chlorsaures Kalt beigemengt.
Die W-»E«i)borverl)induna wird durch
Erhitzen von Phoobhor und Schwefcl
erzeugt; sie ist von gelblich-grauser
Farbe und sehr beständia. Da sie sich
bei 95 Grad Celsiuz entzündet, so
kann sie durch einfaches Reiben zum
Entslammen gebracht werden, und
ankh die Mischung mit chlorsaurem
Fiali brennt ruhig, ohne zu spritzen
Die staatlichen Fabriken in Frankreich
haben zum Theil bereits die Fabrika
tion der neuen Streichhölzer aufge
nommen; eö sollen diese an einzelnen
Stellen sogar schon käuflich zu haben
sein. Erfüllen sich die in sie gesetzten
Hoffnungen, so diirfte sich in derZünd:
holzindustrie vielleicht bald ein durch
grcsisender Umschwung vollziehen.
— -—.-—-—
Ein enormed Jahres-Bud0et.
Das Figkalfahr hat fein Ende er
reicht und damit ein Jahr-. dag auch in
Bezug auf Einnahmen und Ausgaben
der BundesNegieruna iaum je zuvor
» dagewesene Ziffern aufweist. Nur ein
n·al vorher ist ez voraelommen, daß
die»Jahres-Einnahmcn der Bundes
Rtsgierung größer waren als diesmal,
und nur in drei Jahren oeg Bürger
trieges waren die BundesAuSgaven
größer. Jnsgesammt veranschlagt man
die Einnahmen der Bundegregierung
aug- allen Quellen, abgesehen von den
Post-Einnahmen, siir das beendete
Figtaljahr auf 53518,s)()0.0(«)0, was
die VundegsEinnahmen der sechs vor
hergehenden Figtaljahre wie folgt
übersteigen würde: 1898 um stift
000,000, 1897 3171,s)l)0.(.)00, 1896
8191,()00,()00, 1895 820-4,()0(),000,
und 1894 8221,000,000.
Die Zolleinnahmen werden die des
Figtaljahres 1898 voraussichtlich um
W3,()()0,000 übersteigen, die von 1897
tun 830,00(),000, 1896 846,000,000,
1895 854,()00,000 und 1894 um s75,
()()(),000. Die Jnland-Steuer-Einnahs
men dürften sich auf 8275,4()5,180
belaufen, welche Ziffer, wie oben er
s wähnt, nur erst einmal in der Ge
-schichte der Bundesverwaltung, UND
zwar im Jahre 1863. übertroffen wor
den ift, indem die damalige bezügliche
Einnahme, unter höchsten Steuer-An
forderungen an die Bevölkerung, sich
auf 8309,226,813 stellte. Damals ver
mochte das Land die enormeSteuerlast
» kaum zu ertragen, während die Erhe
bung der diesmaliaen gewaltigen
Steuersumme kaum in den ge
schäftlichen, industriellen und land
wirtbschaftlichen Kreisen gefühlt wor
den ist. Dafür hat sich allerdings auch
in der Zwischenzeit der Besidstand un
seres Landes geradezu vervierfacht,
denn heute wird derselbe. bei einer Be
völkerung von 75 Millionen Einwoh
W
nern, auf 8100,000.000,000 veran
schlagt, während zu Schluß des Bür
gerlrreges der Be«fi43stand im Lande
höchstens auf 825,000.000,000 ge
schätzt wurde.
Die Bunds-Einnahme ausdinlanw
Steuern im Fiskaliabr 189Z, über
trifft die der Verfahre. wie folgt:
1898 um 8105,000,000, 1897 und
1896 je um 8129,000.000 und 1895
um 8132,000,000. Zu der diesmaligen
Einnahme truan die Kriegssteuern
s100,000,000 bei. Jedes Mal, wenn
bisher in einem Jahre, nämlich zuerst
in 1863, dann in 1865. in 1867 und
jetzt in 1899, die Inlandsteuern für
ein Jahr die Summe von 8200,000,
000 überstiegen haben, war das die
Folge von Kriegssteuer-Gesetzgebung.
Die Gesammt-Ausaaben f1ir das
Jahr werden auf etwa 8612,000,000
veranschlagt Das übertrifft die Bun
des-Einnahmen der vorhergehenden
Fislaljahre wie folgt: 1898 um 8170,
000,000, 1897 8247,000.000, 1896
8265,s)0f),00011nd1894 Um 8245,
000,0s)0. Nur während desBürgerkrie
aeI waren die Ausgaben der Bundes
Regierunq je vorher größer und zwar
stellten sich dieselben im letzten Kriegs
jahre auf 81,297,555,224·
Der Ueberschufz der Ausaaben über
die Einnahmen, einschließlich des enor
men Aufwandes für Kriegszwecke,
dürfte sich also für das Fiskaljahr auf
894,(·)00,()()0 stellen.
(N. Y. Hdlsztg.)
Weivlkche Beamte tm Mindesng
Im October 1862 stellte General
Francis Spinner sieben Buchhalterin
nen im Reaierungsgebäude zu Wash
ington an. Viel Gehalt bekamen sie
nicht; mißgünstig betrachteten die
Männer diese Eindringlinge — die
ersten weiblichen Beamten des Bundes
Departements hatten kein beneidens
werthes Dasein! ·
Was haben sich in noch nicht vierzig
Jahren die Zeiten geändert! Was für
Fortschritte auf dem Gebiete der Selb
ständigkeit hat die Frauenwelt seitdem
gemacht!
Heute zählen- die verschiedenen De
partements 3000 weibliche Beamte.
Heute kann eine, den gestellten Anfor
derungen genügende Beamtin ein Jah
reshonorar von 81800 dort verdienen!
Und wie sind sie«·die Strebsamens aus
allen einzelnen Staaten dort zusam
mengewürfelt! Die von Maine sitzt
l neben der lustigen Californierin und
die vom durstigen Kentucky neberc einer
Quäkerin New Englands.
Jm Ministerium des Innern arbei
s ten 3000 Beamte und 1000 Beamtin
» nen, die von 8600 bis 81800 Gehalt
» eziehen, während die Scheuerfrauery
i die schon immer dort gearbeitet, nur
8180 erhalten.
Miß Estelle Reel in Boston ist zur
Superintendentin der Jndianer
Schulen von Präsident McKinleh er
nannt worden. Die Stellung ist nicht
leicht, sie muß manche Stunde ist«-er
Stock und Stein reiten, um von einer
Reservation zur andern zu gelangen
und um das Schulsystem in richtiger
Weise zur Ausführung gebracht zu
sehen. Dafür bekommt sie aber das
hohe Gehalt von sZOOO, wohl das
höchste, das hier zu Lande einer Frau
fiir ihre Arbeit zu Theil wird.
Jm Departement für das Erzieh
ungswesen ist auch eine Frau als
Uebersetzerin angestellt, und im ethno
lrgischen Departement arbeitet Frau
Stevenson in der Jndianersrage
Schulter an Schulter mit den Män
mitn.
Die erste im Departement des Jn
nern 1865 angestellte Dame war Frl
Jane Nesbit, die 5550 monatlich er
hielt.
Das Hauptcontingent an weiblichen
Angestellten ist natürlich im Post-De
partement zu finden. Hier in New
York allein sind 162 weibliche Beamte
angestellt, die meisten derselben in der
Abtheilung der ,,dead letters««. Hier
beträgt das höchste Salair für Frauen
81600, das niedrigste 33240, welches die
Scheuer-trauen erhalten.
Jsm Departement des Krieges und
der Mariae sind 300 resp. 400 Frauen
angestellt, fast ohne Ausnahme Tape
writers. Die bedeutendste der letzteren
arbeitet im Staatsdepartement. Sie
erhält 814W, muß sie aber sauer ver
dienen, denn sie muß nebenbei noch den
Dolmetscher von drei Sprachen spielen.
Jm Schatz s Departement, welches
auch die Staatsdructerei und die Gra
vir : Abtheilung umfaßt, arbeiten 1,
500 Frauen als Buchhalter, Schreiber
und tsrperten für die einzelnen Spe
cialitäten. Eine große Anzahl dieser
weiblichen Beamten sind beim Zählen
des Papiergeldes beschäftigt,sotvie bein:
Einpacken desselben; eine ebenso ver
antwortliche, wie ermüdende Arbeit.
Man ersieht aus dieser Zusammen-—
steljung die erfreuliche Thatsache, daß
die rationelle Berechtigung der Frauen
arbeit gerade hier aus amerikanischem
Boden ganz prächtig gedeiht.
——.——- —
Das Ackerbau-Departement em
pfiehlt den Baumwollpflanzern neben
bei Viehzucht zu cultiviren und Mol
kerei-Bettieb einzuführen. Die ausziei
scsqenen Acker brauchen Dung und, ges
rade wie bei den Weizeubauern des
Westens, ist der Nebeneriraq willkom
mene Hülfe, wenn der einseitig.betrie
bene Bodenbau einmal eine Fehlemte
aibt oder der Preis des Stapelproduis
teg zu niedrig wird.
Wer feinen Zorn kinunterschluckh
hat ihn noch lange nich verdaut.
Otis’ Eroberunqspläne sind jetzt
buchsiäblich ,,zu Wasser« geworden.