Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 30, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

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Roimm von M
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chan, L- reller
XVI 4 XI
(1 Fortsetzung.)
Kaum waren diese Worte verhallt,
als ein helles Resth in ihrem Gesichte
erschien; denn nicht entfernt hatte sie
Mk Absicht gehabt, etwas zu sagen-. weis
so leicht in diesen Worten gesunder
tret-den konnte. Doch der von ihrem
teil-enden Zustand tiefbetrübte junqe
Mann nahen die Aeußernng bannte-,
wie sie gemeint war
»Nicht nur will ich Dir liebes
Lind, ein Garn spinnen. wie die See
leute sagen von unendlicher Lanze »
Onkel-webt mit allen meinen Aben
teteem zu See und zu Land, ich hohes
Die unter indetem auch ein lebendiieg J
Exx mplar des schwarzen Mannes ans
Stf Domingo mitgebracht, etschrick nur »
Ieicht wenn Du meinen Jean Baptist !
siehst. er ist ein so veritabler Nigaer
als nur je auf Haiti einer das Licht
der Welt erblickt hat. « i
..,«O sagte sie verqniiqt, most Du
einen schwarzen Diener angenommen?«' I
»Ich habe ihn eigentlich nicht als 4
Diener, er hat mich als Herrn anqe i
nomine-is« sagte er launig. !
..Wie das-W «
»Ich habe dem Burschen das Les-sen .
gerettet, als seine Landsleute ilin eine
Tages massakriren wollten Zeit der
Zeit hänat er an mir wie eine Klette.
Schließlich gewöhnte ich mich an feine
Oranqutanqphysioqncmie und seine
Dienstleistungen er hat es durchgesetzh
mich zum Herrn zu haben«
»Nun, ich bin begieriq, Deinen
Schwarzen zu sehen, wo liait Du ihn I«
»Er kommt mit meinemGepäct naht-.
Aber außer ihm bat-e ich noch eine Kiste
mit tropischen Produkten, Kleidern ;
Waffen, Musikinstrumenten Geists-F en
u. s. w. mitgebracht Du tannit ein »
ganzes ethnonraphisches Museum da
mit einrichten«
«sa1tc sie langsam und 1.r Tinte -
richtOete sich m weite Ferne» ,n)ie wii r e
der Großvater sich darüber gefreut
liame
Er hatte bis jetit eine »reine Mis
dem veritorbenen Besitzer von Zu Di;
Beralieim vermieden, jetzt faate er: i
s »Mich traf die Nachricht von sein-m E
Tode erst spät: ich bebe heiße Tbriinen I.
verneint das-, ich den Guten im Leben i
nicht wieder sehen sollte.«
»Damit Du feinen Brief nickt er
halten-, in welchem er Dich but zuriäck
zukebren?«
»Nein, nein. Wie lannit Du denken,
daß ich dann nicht augenblicklich unne
kehr wäre?««
» , er hatte eine Ahnung seines
Todes und wollte Dich hier haben·«
»O, mein Gott, wie traurig. Wie
starb er?« ;
»Er schlummerte in meinem Arm
sanft ins Jenseits hinüber, wie im
Leben war ich auch im Tode an seiner
Seite.« :
«Schiiner konnte er nicht sterben als-i
M Haupt am Herzen seines Lieblings«
«Seitdem er zum Himmel ain«q,
ist mir die Welt liebeleerf Sie s ngte
das mit einer sanften Trauer.
»D, Maria,« erwiderte der von den
Worten wie von dem Tone e reisfene
dsnsäee Mann, «o Maria, hast Zu nicht
m «
IXwa sank siedinnischund herzlich
dr e i m ie male hand,
»Seit sei Dant, Du mußt mir den
Qu- yater niesen-«
" i Dis ich Maria, ich will Dich
« Meer und hegen, wie der gute Alte
is
Säichwiegen beide und blickten ernst
Im ON hin. ,
Tit weißbcuriger Diener hatte schon
ÆFÄPiäthkie ksäitfcent beobaTchteL Er
n run agenn oneau
-W Its u:de
»O Baron Edgar, Gott sei Dank,
III Sie da sind, nun wird unser
Mit auch wieder gesund wer-—
- InSieh da, mein alter, lieber Teil-e- I
M, « sagte er herzlich und streckte dem j
Akten die Sande entgegen »ich freue »
«Iich, Dein biirbcißtges Angesicht wie- (
Inn- sehew i
z vixEste kommen denn der Herr Baron l
yet vorn Himmel geschneit hier in den l
: ek«
»Das möchtest Du wissen, Du »
Schrecken meiner Jugend-innre be? I
Na, Tot-fass, ich will es Dir verrathen·
geber ksie Mauer, nach alter Gexonhns
it.«
Der qreise Diener, eine knochige Ge
siakt mit derben Gesichtszüaen, la.iite,
daß ihm The-Einen in die Augen kamen,
Imd Maria lächelte.
( Noch ganz der Alte, Fräulein
Maria immer über die Mauer, statt
Maus durch die Pforte Na« setzte er
dann, feine Heiterkeit zügelnd, hinzu,
»O M ew GMC daß Baan Edgm «
; «de da ist —- ja, ein Glück, nun
f Mk Macts gut auf Bergheim wer
. kämen vix-äu fdfxirch denLau
III-sta-v q, vom o e zu dem stil
EsUM schrie, der Maricks !
It seit früher Kind
t blieben sie stehen
W H Mam- mden Mann bei der
s Kranken geioabrten. Dann trat die äl
tere rasch näher.
« Edaar wandte sich, als er den nahen
den Schritt vernahm, und blickt-c in
Frau von Stehlens scharfe Züge.
»Gnädige Frau, ich.gestatte mir,
Sie ehrerbietigst zu g":iißen,« sagte er
nnd verbeugte sich.
Etwas wie Schrecken spiegelte sich
in dem Gesicht der Dame wieder, als
sie den Redenven erkannte, aber gleich
daraus sagte sie mit einer Freundlich
teit welche ihren künstlichen Ursprung
doch nicht ganz verbergen konnte:
»Welche Ueberraschung, Herr von
Var-et seien Sie willkommen aus
Bergbeimk und sie reichte ibrn adie
Hand, die der junge Edelniann, sich
böslich verneigenb, leicht berührte.
»Komm, Lisa,« ries ssie der am
Rande des Planes zurückgebliebenen
Tochter zu, »e-;- ist Baron Parect, der
uns so angenehm überrascht hat,
komm begrüße ihn.«
Fräulein Elise von Streblen lam
langsam näher sie war seit den sechs
Monaten« so viel Zeit war seit der
Reise, welche die Betanntschast mit
Doktor Dahlcw vermittelt hatte, ver
ronnen, roeder hübscher noch juaendi
frischer aervorden doch das Gutiiiiitdi
ae war dein träntlichen Gesicht lieblic
ben.
Sie tarn mit zögerndern Schritt und
augenscheinlich verlegen berau, aber
Baron Edqar schritt rasch aus sie zu,
reicttte ihr mit sreundschastlicher Ge
bärde die Hand und sagte:
,,Heißen Sie mich willkommen in
der Heimath, Fräulein Lisa." Sie
leqte ihre Hans isn die daraedetene
Rechte unl: sag e leise unter leichte-n
Erröthem »Ich freue mich, Herr Ba
ron, daß Sie zuriirtgetehrt sind.«
»Und Sie haben unsere tbeure Pa
tientin gleich zuerst begrusren diirien.’«
fragte Frau von Studien
Er neigte stumm das Haupt
»Das war toottl eine rechte Freude
fiir Dich. Maria Z«
»Ja, Mermer sagte sie innin, ,,eine
arosze Freude.«
»Und fiir ihn auch. Tdbiai’?« rich-.
tete sie das Wort an den greifen Tie
ner,
»Das soll ioobl sein, gnädigeFrau.«
entgegnete er und brummte dann in
sich hinein, »denn jetzt wird es wohl
anders hier werden«
»Wir haben Sie schon sriiher er
wartet. Baronlfdaon und waren durch
Jhr längeres Atcksbleibeneinigermaßen
beseelndet.«
»Wenn ich eine Ahnung gehabt
hätte, daß Maria leidend sei, so wäre
ich schon längst an ihre Seite geeilt.«
»So müssen unsere Briese Sie cer
sehlt haben. Wir haben Jhneu gegen
den Willen Maricks Nachricht nach
Kinnston von ihrem llntoodlsein gege
ben. Doch Gott sei Dant, ihr Zustand
ist ja nicht gefährlich, der Arzt meint
die Jugendirast der Patientin werde
diese paralytischen Erscheinungen bald
überwinden."
»Ich will eg hoffen.«
»Willst Du nicht in das Schlon ar
ben, Maria«-Das überraschende Wie
versehen Deines Jugendfreundes hat
Dich gewiß ausgeregt und Du weißt,
der Arzt hat alle seelischen Erregum
gen siir sehr schädlich ertlärt.«
Die Kranke zeigte Symptom von
Ermattunq und toilligte ein, den Port
mit dem Schloß zu vertauschen.
.Sie bleiben einige Zeit hier, Baron
Edgar?«
Er, sowohl als Maria sahen Frau
von Strehlen bei dieser Frage erstaunt
arr. und der junge Mann sagte tühl:
»Ich nahen an, gnädige Frau, dasz
Schlos- Bergheirn jetzt, tvie rührt, ein
Zimmer für Edgar Pareck übrig haben
werde.«
»Aber gewiß, Edgar,« sagte Maria,
»Bei-erbeten ist Deine, wie meine hei
math, ichdaate Gott sin die Stunde,
die Dich wieder in diese Mauern zu
rückgestihrt hat«
»Wir alle freuen uns aufrichtig rnit
Dir« mein liebes Kind, meine Frage
entsprang nur aus der Besitrchtungz
den usrubigen Reise-eben bald wieder
zu oerlieken.«
Maria reichte Edgar die Hand:
»Deine Zimmer stehen stets für Dich
bereit. Beim Diner sehe ich Dich mie
der.«
Tobias trat an den Rollstuhl und
schob ihn fort, Eiise ging zur Seite
Maria’s. Frau von Strehlen sagte mit
dem Lächeln, dessett Freundlichkeit von
so zweistlhastem Werthe schien:
»Allo, installiren Sie sich, Baron
Edaar, und brin en Sie neues Leben
in unsern stillen reis.« Damit schritt
sie dem Nollstuhte nach.
Edgat von Pareck blieb unter den
Brechen zurück. Jn den wenigen Mi
nuten, die vergangen waren, seit er den
Bart betreten, war vieles mit so
furchtbarer Gewalt aus ihn einge
sttitmt, daß er Zeit brauchte, seine -
. danten zu ordnen und die Unruhe sei
s reitest-inm- tn sanften Bahnen zu
c .
Nach iait vier Jahren kehrte er aus
fremdem Weltt l zur Deimath zu
rück. Daß er einen geilen Freund
und Wohlthäter den rrn von Berg
heim nicht mehr unter den Lebenden
finden würde, wußte er.
Er war der Sohn eines früli ver
storbenen Jugendfreundes des reich de
giiterten Grafen, der an dem verwais
ten wilden Jungen Eiternstelle vertre
ten hatte. Da er den Knaben herzlich
liebte, hatte er dessen gänzlich verschul
detes Familiennut den Händen der
Gläubiger entrissen nnd es frei dein
volljähriq gewordenen Jüngling iiber
neben-.
Maria war die Entelin des Grasen.
das Kind seiner mit zärtlichster Jn
niqleit qelietsien Tochter. Diese hatte
eine tiefe Zuneigung zu Baan Botiw
Studien, einem glänzenden Offizier,
gefaßt und Graf Bergbeim feine Ein
willigung zur Vermeidlung gegeben,
wenn auch nur mit schweren Herzen.
Sein Herzengliebling fand· wie der
Vater gehofft, nicht das gewünschte
Glück an der Seite des io geliebten
Mannes, der, eitle, leichtfertig und
verschwenderisch, die edle Frau an sei
ner Seite nicht zu würdigen verstand
Maria wurde geboten und bald
hernach schied ihre Mutter von dieser
Erde,
l
Von dem Tage lebte der verein amte
Graf nur für sein Entellind. inb
len verheirathete sich bald wieder mit
einem vermögenslosen Fräulein von
Morran und lebte nur von den Zinsen
des heirathsgutes, das seine ersteFrau
ihrn zugebracht hatte und welches
Maria gehörte.
Der Gras, welcher einen tiesenGroll
gegen den charakterlosen Strehlen
hegte, nahm« sobald es angängig war,
Maria nach Bergheim und sie bekam
da ibren Vater. ihre Stiefmutter sind
deren Töchterchen, ihre Halbschwester
Elise, selten zu sehen, obgleich der
Gras den Unigan nicht hinderte.
So wuchs U- aria aus Berglieim
auf« die Freude, das Gliicl ihresGroszs
oaters, und txeben ihr sein wilder
Pslegesohn, der die ihm vorn Grasen
entgegengebrachte Liebe aufrichtig er
wider-te.
So ward Edgar sckon sriibe»»der Be
schiitzer des lieblichen Wesen5,kvelches
Bereits-eint verschönte, und die Kinder
wuchsen in geschwisterlicher Zuneigung
auf. Als Baron Strehlen das Zeitiiche
aesegnet hatte, siedelten, aus Maria-?
Bitten, ibre Stiefmutter und lslise
nach Bergheim über, nicht ganz nach
I des Grasen Wunsch, aber was hätte er
seinem Entellind abschlagen können?
Als Edgar heranwachs, besuchte er
die Universität, die militiirische Laus
babn hatte teinen Reiz sür ihn gehabt,
ließ sich als Mediziner inseribiren,
legte sich aber mit Vorliebe auf bota
Uksche Studien und widmete sich end
lich diesen gan . Der Forschungsorang
trieb ihn ins Heite.
Nach mehr als dreijähriger Abwe
senheit lehrte er zurück, Sehnsucht nach
dein einzigen Wesen im Herzen, wel
ches ihm nach dem Tode des Grasen
auf der Welt noch nahe stand nnd fand
« sie — herrlich aufgebläht —- doch schon
—
dem Verwelten nahe.
Ein unfagdarer Jammer ergriff idn
und er fühlte dem trauten LUiadchen
aezieniiber »zum ersten Male tnit aller
straft feines unversehrten, ftirten
Herzens, daß sie ibm mehr, weit mehr
als Gefpielin und Jugendfreundi«t sei.
daf; er sie liebe, liebe, wie man nur die
Eine liebt· für die man alle-J, alles
hinqiebi, auch das Leben —« iiiblte es
in dem Augenblicke, in welcher-i auch
der ichrecienvolie Gedanke anstatt-Mc
daf; sie sich unsinnig diese Erde zu ver
lassen.
linaeftiim wogte e-; in ibm bin und
ber, während er bewegungslos unter
den altersarauen Buchen stand. deren
bimmelragende Wölbung Maria ihren
Dom nannte, in deren Schatten sie von
Kindheit an so gerne weilte.
Wie schön sie aufgebläht war, wie
lieblich, kindlich, einfach noch ihr We
sen: wie herzlich, liebreich empfing sie
den so lange entfernten Jugendfreunv
—- und —- dieses sanfte, herrliche, zu
edelstem Lebensglück bestimmte Wesen
trua den Keim des Todes im herzeni
Nein, nein, es war nicht möglich,
schrie es in ihm auf, konnte nicht mög
lich sein —- er muszte sie dem Todes
knael ablömpfen, um welchen Preis es
et.
«Soll das- aanze Getsäck in Jbr
Zimmer gebracht werden, Baron Ed
aar?« "
Die Stimme Tobias entriß iltn sei
nen wild dahin sluthenden Gedanken
f «Alier, Alter, wie lange ist sie schon
o?"
»Seit drei Monaten«« sagte traurig
der Greis, «aber,« setzte ee hoffnungs
voll hinzu« Jetzt wird’s besser werden«
Sie werden sie gesund machen, Sie
sind gewiß ein guter Doitor gewor
den.«
»Seit-er bin ich gar keiner geworden,
Tobias, ich bin nichts als Pflanzen
sucher. Jetzt wollte ich, ich hätte meine
Zeit zu anderem benutzt«
»Aber sie wird gesund werden« nicht :
wahr-? Tal-ins wenn sie stirbt, ich ;
glaube«« ich sterbe mii.« i
Das kam so aus iiesstem herzus, «
dass dem Alten, der beide Kinder von
der Wiege her kannte, die treuen Aus T
gen feucht wurden. E
»Gott wird helfen-« sagte et in in- «
nig gläubigem Ton-. s ;
«So sei et, Lebte-. —- Kprnen, las s
m Oel-ein« j
Er schritt voran dein M in- «
« seine der sit-e bis-peit- ehu i
Bei einer Biegung des Weges stand
er· vor einern hochgewachsenen rn,
dessen bar-tiefes, fcharfgez netei
’ Gesicht, umrnhrnt von dankte-n Harr,
selbst bei der ilächtigften Begegnung
Eindruck mache-I mußte. Statt versu
gen teuchteten Edgar scharfe Brillen
qläier entgegen.
Der Herr zog grüßend den Qui und
trat zur Seite. ,
Edgar erwiderte den Grüß flüchtig
und ging rasch weiter. Nach wenigen
Schritten blieb er sieben und sah dem
Fremden nach, dessen hobeGestalt eben
Zwischen den Biischen verschwand. Als
Tobias berantan1, fragte Edgat:
»Wer war das Z«
»Dottor Datum-. Jch setze :bensv
aern einen räudigen Fuchs nach dem
Taubenschlng geden, als ihn aufBerg
heim erscheinen.«
»Vebandelt der Herr Maria Z«
,.Ja, und besser ist·5 mit dem Rinde
nicht geworden, aber er ist der Dünst
lina der qnädiqen Fran, die ihn auch
hierier aedracbt hat«
»Dieses Gesicht habe ich schon ge
selten- — sante sinnend der junge
Mann —--- »aber wo, wo? Hm —
bielleicht auf der Universität.«
Sie aingen schweigend weiter, nnd
Ebqu begab sich noch seinem im Flü:
uel gelegenen Zimmer, um sich umzu:
kleiden.
Im anderen Fliigel des Schlosses "
schritt Frau von Strehlen in ihrem
Gemach-e mit nnruhigen Schritten und
finster zusammengezogenen Brauen
alsi und ah. Einige Male hielt sie in
ihrem Gange inne und strich mit der
band über die Stirn, und dann trug
ihr Antlitz deutlich das Gepräge der
Seelenangst Unruhig schritt sie dann
wieder und horchte von Zeit zu Zeit
nach der Thür hin.
Als eH klopfte. blieb sie stehen und
ries »Herein!« Die Thüre öisnete sich
Und Dottor Dahlotv trat in das Zim
mer.
Das-«- alatte Gesicht des Mannes
zeigte eine überlegene Ruhe, und er
verheugte sich vor Frau von Strehlen
mit einer aelaisenen Höflichleit
· Ihr Blick weilte einen Augenblick
auf diesen nndurchdrinalichen Ziiam
und ec- saiien ein Gemisch von Abscheu
und Furcht zu sein. welches ihr Auge
belebte.
»Setzen Sie sich« sagte sie dann
tur,i, wies aus einen Stuhl und setzte
sich dann selbst, »ich hahe rnit Ihnen
zu reden.«
»Ich hin heaieria, gnädige Frau-«
Sie sah vor sich nieder, als oh sie sich
überlege. wie sie heainnen solle und he
mertte den höhnischen Zua nicht« der
auf dein Gesickte ihres Gegenüber er
schien. wkihrend er das Auae auf ihre
soraendolle Stirn aehesiet hielt.
Als sie den Kopf erhob, zeigte das
Antlit-. desArztes die gewöhnlich ruhige
Höllichleii.
»Wie finden Sie den Zustand mei
ner Stieitochter?« iraote iie ihn. und
ils-re arauen. scharfen Augen richteten
sich seit aus ihn.
»O.5« saate er leicht —--- »ich ver-s
n«utt««e, daß Fräulein von Stretilen in
drei bis vier Wochen vollständig ter
aeitellt sein tann.«
Immer den Blick ans sein nndeiveass
liches Gesicht gerichtet. iaate iie dank-:
.Wenn ein so vorsichtiaer Arit ver
muthet, so dars ein Laie wohl anneh
men, daß eine Diaanose untriialich
ist« Er- neiate verbindlich den Kopf.
»Es ist aut. Pech wiederhole Ihnen
hiermit, daii ich wünsche, Maria bald
aesund tu sei-ein« saate sie mit einem
besonderen Nachdruel und athinete
dann aus. als oh sie mit diesen Worten
etwas von der Seele aewälzt habe, was
diise beschwerte. - » J z
llm DahlowUZ tlenwiae Lippen
spielte ein Pna des Spottes, als er
entaeanetet »Ich bin überzeugt, das-,l
Frau von Streblen die Wiederherstei:
liina des Fräuleins mit inniaer Freude
beariißen wird."
Ihre Auqenbrauen zoaen sich nach
dieien Worten düiter zusammen
aber noch einmal wiederholte sie: »Ich «
wünsche, daß Maria bald gesund
wird·« -
Haben aniidiae Frau außer, der ver
wandtschastlichen nnd allaernein
menschlichen Theilnahme noch beson
dere Motive iiir diesen so beareislieben
Wunsch?« Sie antwortete nicht und
blickte starr vor sich hin.
" Ganz aelasien fragte er nach einiaer
Zeit
.,Jch habe da einen itattlichen iunaen
Nimm im Pakt bemerlt, aniidiae Frau,
heben Sie Besuch betoinmen?«
»Ja, Birron«13area, der- verstorbener
Graien Psleaesohn, ist soeben einaes
treffen-«
»Ah, und dieses macht vielleicht den
Wunsch, Fräulein Maria wieder her-«
gestellt zu sehen. um so lebendiger?«
Nach einer Pause sagte lie: »Ja.«
»Er ist vielleicht der siir Baronesie
Maria in Aussicht aenommene
Gatte?« fraate er Und durch die Brille
blitten die Atmen des Doktors in
einem unbeirnlichen Glanze.
.Möalich wäre es schon,« sagte
Frau von Strehlen halblaut, mehr
einer Frage ihres Innern antwortend,
als der des Doltors. Lebendiaer fuhr
sie dann fort: »Er ist Mediziner und
« tabei ein Mann von Klugheit und
rücktichtsloser Kühnheit.«
; Doktor Dahlow lächelte leise vor sich
s bin. »O, es wäre ganz herrlich, wenn
s der iiinaere Kollege die Behandlung
: der Dame übernehmen reinste, ich sehne
l mid) ans diesem entse luhen Erden
rointel hinaus in die lt. IS gebe
hier der Lanaewerle zu Grunde
wkmi va- Gekiikee W ts- its-.
mi vorm mis- snura M uet
finden, sein Dasein genas-reich zu ge
stalten.« ·
»Ja. das Getiicht,« lächelte er —
Ftaa Fatna liiat öfters, als sie die
Wahrheit spricht Doch um ans den
le plstlich ansaetauchten Kollegen su
tiickzulonnnen Gelingt es ihm, sie
herzustellen, wird ilxn die schöne Pa
tientin gewiß seen mit idtet Hand be
lohnen ———- nnd -——— wo würden gnädige
Frau siit diesen Fall ihren Aufenthalt
nehmen?«
Der unt-erkennbare hat-n dieser
Frage hatte ein zorniqu Assleuchten
im Gesicht der Frau zur Folge. Sie
stand aus nnd schritt eteeat einige
Male aus nnd ab. Dann blieb sie var
Dalilom stehen und sagte nicht alln
Bedeuiunn: »Er kommt von Westw
bien und hat dort einige Jahre bota
nische Studien aeteieben." Der Doktor
sticlie leicht zufammen. »Von West
indien?« staqte er etwas qedehnt nnd
fctiien dann na iusinnen
»Nun desto essen aniioiae Frnn,«
faate er dann, ,.vielleicht inaclsen ihn
seine Foeichiinaen aeeianetet, dieNitnr
bez- Leiden-.- iu erkenne-, welches Ma
im von Streblen keinisuchh als —-——
T-Indeke.«
Frau von Stretilen sah Its-n stan- an
unf- fnatet »Alle sie lnnn vollständiq
wicderhetaeitellt werden ?"
»Noch ——— ia,'« entqeanete er bedöckv .
tia, »noch ist das Uebel nicht weit ne- l
nua vorgeschritten, nrn mit Ratt-wen
diateit zu einem unaiinstiaen Ausgang
zu führen«
»Gott sei Dank murmelte sie, un
börbar dern Dotier, ..noch ist es Seit.
l:rn.rntetiren·«
. Es scheint,« sutir er immer mit der
selben siiitisanten Ruhe sort, »daß die
unerwartete Antunit des interessanten
jungen Mannes-« so störend gewirtt
hat« daß Frau von Streblen und id«
uns nicht met-r aanz verstehen«
Da Frau von Streitlen nicht ant
wrrtete, sub-r er tortt »Gniidiae Frau
link-en eH nur durch Zusicheruna besan
derer Verriinstiaunqcn vermockt, miet: s
tiir länaere Zeit an dieses abaeleaenc J
Thal zu fesseln und die Behandluan
der junaen Dame zu übernehmen ich
bin leider um so weniaer in der Lam, .
aus die erbositen Vorlneile verrichten
tu können, als der Ertraa meiner
Praxis ganz tninisnal ist«
»Man wird Ihren Ansprüchen usie
recht werden«
»Bei Ihrer qeaenrviirtiaers Stim
wuna scheint mir dies einiaermasien
zweifelhaft zu sein.«« entaeanete er ge
lassen. »du doch aewisse Bedingunaen
an das Fölliawerden des Vonorars ge
tnüvft waren. Doch mir scheint, die
unerwartete Antunit des iunaen Man
nes beeinflußt die Unbesonnenheit Ia
res llrtbeilk zu sehr um diese mai-a
ische Angelegenheit ruhig mit mir erör
tern zu können und es ist besser, wir
ersparen das aut eine aeleaenere
Stunde.«
tsr erhob sich und schob den Stuhl
beiseite. Frau von Stretilen tsliette zum
Fenster trinm s.
»Wenn Diner dasie ietz, Frau von
Strehlen in besserer Laune zu tinden,«
tekate er, verteuate sich unr- ver ieß das
Zimmer
Etwas wie ein Seufzer entrang sich
der Brust der Frau, als er die Thiir
geschlossen hatte.
»Gott sei Dant,« saate sie leise, «es
ist ncch nicht zu spöt· Dieses Dit
mens. den ich selbst derautdeschworen
dabe, werde ich noch Meister werden.
Wabnsinnia, wahnsinnig war ich. Ich
lrielte mit dem furchtbaren Gedanken,
—- wodl mir daß ich ihn nicht auszu
denten brauche." — Nach einer Wette
fuhr sie fort: »Edaar Pareet ist da —
rriaa wird nun wert-ent«
IFUU anDckc lUsDilnlcnkklUc llnDcUc
Den Clzaratter ihrer so forechenden
Züae der trübe Ernst. die Beforgniß
wichen lieber-allem Mitleid, als sie in
»eättlickkm Tone sagte: »Mein armes,
armes Herzengtind.«
Sie blickte noch turee Zeit nacht-en
tend ver sich hin und tlingelte dann
ihrem Kammerniödchem um sich zum
Diner antleiden zu lassen.
Das Mittaaessen wurde im Schlofi
Berabeim um fünf Uhr eingenommen
. Die von Alters her hierfür bestimmte
« Stunde fand die Schloßaefellfchaft in
dem bebaalichen blauen Speifefaal
versammelt. welcher für die Familien
diners beftintrnt war. Außer Frau
von Streblen und ihren beiden Töch:
tern waren noch Dottor Dahlonz Ed
aar v. Varecl und der Pfarrer des
nat-en Dorfes antoefenb.
Maria fafi im Lehnstuhl nnd neben
ibr der alte Geistliche. Sie war in der
aliietliebsten Stimnmna und ihr Auge
streifte oftmals liebevoll das aebräunte
Gesicht ihres Juaendaefiibrtem Gegen
über laß neben Elife v. Strehlen Dol
tor Dattlom ber, vortrefflicher Laune«
das iunae Mädchen in den Zwifchens
kaufen mit allerlei drolligen Anetdoten
unterhielt
asEr fchien es nicht zu bemerten, baß
der Blick Evas-As liie und da forfchend
«an feinen Rüaen bina. Frau b Streb
ccn tat- emn das-iu, tausche- Xbek mit
arofier Aufmerksamkeit fo oft Pareet
das Wort erarlff, unt von feinen Nei
fen zu berichten.
Maria toat natürlich aanz Ohr,
wenn Ebnen sprach· Er hatte eben
von feinen Zügen durch die Berge
Gott« erzählt als der Doktor sogle
,,Dte aufopfernde Tbätlatett unserer
Forscher nötbtat Inir stets die höchste
Anerkennung ab und unifomehr, wenn
fte aus beede«-Rasender und beba lieber
Lebensstellu a, rote Ste, derr ton,
bte Gefahren bee Wildniß auslachen«
«Dte'Ireude bei Entdeckees enthä
btgt ftlr alle Milbfalez die alp ra
der Intlsen toar mnlg bekannt.
W
«So fanden Sie al o ein noch wenig
bebautes Feld vor si und hatten das
Glück, die Wisseandem t zu herein-erns«
Man wußte eigenartigen
Zuge, welcher fp böuiiq die Mund
iriniel des Doktors nmspielte, nie ge
nau ob er ernstlich rede oder spotte.
Kübl eniieanete Evaar: »Ich glaube
in der That ilit einiqe lleine Dienste
ncleiitet in haben. «
»Aber nntee welche n Anltrenaunaen
iiir Gesundheit und Leben list-aan
»O, es war nicht io schlimm,
MaritM
»Wie anaftvoll linbe itb oii Deiner
« aednelst, als Du ani Heiiti iveiltesi, wo
’ tie Nenn die Eneopäer io iödilich
« lzassen sollen«
»Auch dies ist übertrieben, es ift
n it denc Jivnrien air nicht so übel
» nsn inselien wenn rnnn sie nur ein we
-"ni1 in minnen iveiis Sie find moße
Kinder nnd im Ganzen meint-Ulrich
Werden ils-re Leidenschaften erregt, so
zeigen iic freilich auch die ganze Wild
beit ilmr iirilanischen Natur«
»Ich bin trotz meines monatelangen
Liluienthnltesk m den Momen, wo noch
das Faustrecht herritt-L und meiner
Wanderung-en in den einsamiten Ge
nenden nur ein einxiaets Mal auf Haiti
in wirkliche Gefahr gekommen und das
war im Gebäan
»Was bedrohte Dich, Edgar?"
»Mein Tangenicht5, der Jean Ban
tist. war die Ursache eines beinahe ver
dängni vollen Neneontres mit einigen
seiner -tatnnresgenossen.« Alle lausch
ten gespannt. — « ch ritt im vorigen
Juni mit einigen s warzen Begleitern
in den Bergen Leogastes, um von da
meinen Weg in die Ebene und nach
idem Anv zu nehmen, als mich in einer
engen Schtucht das Erscheinen eines
Negerg iiberraschte, der erschöpst,»
schweißtriefend, tenchend mit, wie es
schien, letzter Kraft auf uns zulieb
Er sanl vor mir nieder und flehte
stammelnd um Schutz, er werde ver
folgt, man wolle ilrn tödten.
»Die Todesangst war so deutlich aus
dent verzerrten Gesicht des schwarzen
Burschen zu lesen, sein Zustand so bei
iannnernswiirdig das; er mein Mit
leid erregte. Es ist stets meine Schwä
che gewesen, dem Hilsiosen Und Unter
driietten veiznspringem nnd ich sagte
ihm Beistand zu. Der geseyloseZustand
ves Landes- war mir betannt. und was
auch der Bursche verbrochen haben
mochte, ich wollte ihn nicht vor meinen
Anaen mitbringen lassen. Einer mei
ner farbigen Begleiter lnnser Konsul
non Can hatte mir vier zuverlässiae
tüchtige Eingeborene iiir die Reise in
die Mornen angeworben) warnte mich,
den Flüchtling zu beschüyen und mich
so in Angelegenheiten zu misaiem die
mich nichts entringen
»Dein ehe seine Worte Eindruck
machen tonnten, erschienen siins
Schwarze, welche in wütdender Eile
dem Flüchtlin nachznsenen schienen.
; Als sie uns sa n, stutzten sie und hiel
’ ten an. Die Leute waren bewaffnet,
doch nur einer hatte ein Gewehr, die
andern Säbel und Messer.
»Was wollt Ihri« herrschte ich sie
an und zog meinen großtalibrigen Re
volver. Da im Augenblitt ein Vogel
an uns vorüberslogI benukte ich meine
ungewöhnliche Este sicherheit nnd
tnallte ihn aus der i herunter. Dies
schien nicht ohne Wir ung zu bleiben.
Einer von den Ver-folgern schrie jeßt
etwas im Regeridiom zu uns herüber,
von dem ich nur das Schreckenstvort
der Jnsel Vnndour verstand.
.Gleich, als ob ein nngrtsssiichtiger
Tiger vor ihnen erschienen wäre, mach
ten hiernach meine schwarzen Begleiter
»Keiirt »und jaqien in wüthender Eile
den-ein« mich mit dem Flüchtling allein
lasse-id.
»Fort! Fort"' stöhnte dieser, »ei
lommen noch mehrt«
»Mir schien es fest, nach der Flucht
meiner Leute sehr gerathen, den Niicls
zug einzutreten Das Wort Vandonx
hat« niir peiagt, daß i in dem Ver
iolqten keinen gemeinen erbeechet vor
mir habe. Nur ein lediges South r
hatten meine Diener zuriickgelasse ;
ich tief dem Dnrfchen zu: Spring auf
das Eintritt-sen was dieser sich nicht
zweimal sagen ließ, sich anffchmnng
und mit dem Rufe: »Komm! Roms-M
davon sprengte.
»Der mit der Flinie bewaffnete
Nachfolger machte iich zum III-ern
fertig, ich hob den Revoieek und schoß
ihm das Gewehr anr- dkr Hund« Dann
wandte ich mein «.Nanittkier, qab ihm
die Sporen und hatte bald den Fläche
lina eingeholt
»Von meinen Leuten war nicht-J zu
sehen. Ich« ritt -:iit dem But-feler der
mir so plötzlich in den Weg gelaufen
war, wohl eine Stunde in ichsriee
Gangart zu, bis wir genöthigt waren,
die Thiere langsam gehen zu lassen.
»Was-link Du verbrochen, Lilie-tschi
kag Ich Ietzt meinen Begleiter-.
»Ich habe den Bandon beleidigt
und bin verloren, wenn Du mich nicht
unteäädeinen Schutz nimmfl.«
·» e ioll ich Dich ichii en, i tenne
fischt Wen noch Steg hietsk ch
, »Behalte mich nur bei Dir und i.:ae,
ich let Dein Diener, denen lnkxiek uns
werden wir ichs-n entiommen.««
Milch-Mel ivlat.)
Den « eiaiienen sTilits I "
unsere eidoten ieizi die Musik-M
der ab die ihnen die Reaieen um
bezw-sie gegen die Spanier Itzt-fett
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Oliåce blos —eaul;m Mexelktiiglüx