Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 16, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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9 litten Mai-mit tutti
CM
Eiern-technische Weitem
VonW-Bervrow.
Die Wunder der Electricitiit neh
" - rnen kein Ende, aber bebarrlich versg t
sie ihren Jüngern dieLiösunav der gro -
. ten Ausgabe, die man noch von ihr er
wartet. Was bedeuten drahtlose Te
learaphie, was Krastiibertragiing, Te
« lephon und electrisches Licht gegen die
« direkte Erzeugung der Electricitiit aus
der Kohle. jenes Problem. das die
Technik seit einem Jahrzehnt ebenso
« hr ässt als beschäftiaR
Erst dann, wenn die arößte Ener
, iequelle Ves Erdballs nicht« mehr unt
»J- Procent Krastverlust in Hochver
den, Zimmerösen und Kesselfettemnaen
unsionomisch und unhvgtenkscit Ver
schweelt wird, und wenn ntchr mehr
tausend Säulen von schwarzen
Ziausend Säulen von schwarzen
lmäler und Hausteinsassaden silnnärzen
aus dem Lande Saaten und Wal
s r zerstören, wird die Technik ihren
ößten Erfolg zu feiern liabenZ Dann
«rd die leise und mächtige Kraft der
hemie den zuStaub aemahlencn Fiahs
,nreichthum der Erdrinde in di- elen
.-- stille, gewaltiaere und allseitige
»raft Der Electriciiät unitoandeln;
abrilen treiben, unsere tjrze scheiden
(nd unsere Wohnungen beizen« Elcc
« icität wird unsere Speisen lichem
nsere Straßen beleuchten. unser-Was
? er putnpen, und keine hinitiielregenbc
sse, keine trübe Rauchtvolie wird nö
g sein, um die Wunder der Technik
unterhalten.
Nur schade es fehlt uns nach immer
g Gehcininisz, von dem Diese prosze
inwälzung abi)änat, die unmittelbare
rzeuguna der istlectricitiit aus dein
ot)lenstosf. Das-, die Steinloltle trotz
i
i
s
ectrische Ströme werden dann unsere «
verwerryeren und derwerihoaren
zsnasserlräste Standinaviemz und der
lpen, trotz der noch völlig schlum
ernden Energie der großen Ströme,
.,- otz Wind und Wetter, trotz Ebbe und
luth doch auf Jahrhunderte, wenn
icht siir immer das erste Mittel zur
; ·kzengung industriell deriveriheter
lertricität bleiben wird. steht außer
weisel. Aber man würde sechs Sie
« ntel des heutigen Koblenveibrauchs
fiir die kommenden Geschlechter sparen
können und einen ungeheuren Apparat
an Maschinen und Vorrichtungen
T· überdies-, wenn es gelänge, den um
-« ständlichen Vetwaiidluiiasxiiechanis
mus derDampsmaschine und Dynamo
maschine u ersparen und die Kohle,sei
es allein. Hei es in Verbindung mit an
s deren Elementen, aui einem directeren
«- Wege in Electricitiit umzusetzen
Die Pfade, auf denen man bis setzt
dieses Ziel u erreichen aesuchi hat,
zielen zum heil in der Richtung der
alten thermoelecttischen Säulen, zum
Theil laufen sie auf ein chemischeOBers
fahren hinaus, die Kohle in einein Bad
von sliisigem Kalisali oder in einem
anderen eagenzmittel unter Entwicke
lung electrischer Ströme ortidiren zu
lassen.
; Wie gesagt, es hat bis jetzt noch tei
TF net dieser Wege zum Ziel geführt, nn)
" sür bloße Versuche und gute Absichten
bat uns das Problem« so wichtig es ist,
schon zuviel Raum gekostet. Wenden
wir uns also zu anderen Leistungen der
Electricitiit, die, wenn auch bescheidener
in ihrem Endztveck, doch insofern mehr
bedeuten, als sie eben schon Leistun« en
und nicht mehr bloße Projecte sind. Li.
nes der jüngsten und merkwürdigsten
Electricitätgwerte wurde zum Weih
nachtsfest des vergangenen Jahres auf
dem Felsen von Gibraltar ein weiht
um, zwischen bombensesten Ca einatten
und gähnenden Geschützschliinden ent
standen, wenigstens seine erstenLeistuni »
gen der z reude zu widmen und mit
seinen er ten Strahlen das Fest dec
Friedens zu beleuchten.
Hier, wo jede neue Anlage, bedeute
sie ein Wasserbassin oder eine Pro:
vianttammer, durch ihre Lage oder
Panzerung dem denkbar schwersten
Bombardement gewachsen sein muß,
hätte man schwerlich die Peter-leuch
leuchtung dem electrischen Licht mit
seinen leicht rettvundbaren Fernleitmp i
gen .eopsert, wenn nicht das Bedürs- ;
niß, ich der weitdringendcn Strast elec- »
trischer Scheinwerser zu Spähzwecken !
bedienen zu können, jede Mühe und je (
den Aufwand gerechtsertigt hätte. «Jn »
bombensicheten Ielsenhöhlem in drei;
Terrassen steil emporsteigend, find un ;
ten die Kessel, dann die Maschinen siir !
IODOO Lampen, zs oberst dieApparate s
untergebracht. Da «Wasser siir diel
Dampslessel muß ...l"s Seewasser de
stillirt werden, in Felseanälen ziehen i
sich die Leitungen, mit 2000 Volt ge !
speist, zu den verschiedenen Fortg em- l
por. Das Ganze ist ein Wert, dessen J
Schtvierigteiten große Kosten erforder- i
ten. wie man sie eben stets nur den E
Matten der Rriegssiihrung oder Lan- i
deidxktheidigung zu Gute zu halten i
pflegt (
» Alkch eine lleine deutsche Stadt hat
kürzle ein Electricttätgtrert erhalten,
das ZU feine Art einzig dasteht. Es
werden nömkkich in Lcihn bei Liegmtz
einige Grundstücke von einer tlemen
Privatcentrale, der sog. Bobermiith
mit eleklkiichsm Lichte versorgt, und
um jeden Consutnenten von den-Strom
schwantungen der Eentrale völlig un
abhängig zu machen, ist jede hausleis
sitz-Ia an eine eigene kleine Arcumula
therie angeschlossen, derenLetstung
Sonntags - DREI
beiiage des ,,lqueiger mul bekom«
J. P. Windolph, Herausgeber Grund Jslaud, New-» den 16. Juni 1899. Jahrgang 19 Un .41.
dem stärksten Strombedarf zweierWim
tertage angepaßt ist. So unabhängig
von etwaigen Betriebsstörungen in der
Centrale sind die Consumcnten nun
selbst in den größten Städten emei
niglich nicht. Ueberhaupt spie t die
Accumulatorbatterie bei den neueren
Electricitätswerkcn eine sehr erhebliche
Rolle.
Besonders die zum Betriebe von
Straßenbahnen dienenden Centralen
stattet man gern mit einer Sammlu
batterie aus, die den unvermeidlichen
Schwankungen im Stromverbrauch
weit besser als die complicirteste Dona
moverbindung und Widerstandsreguli
rung gerecht wird. Die Maschinenan
lage wird alsdann so stark gewählt,
daß sie gerade den mittleren Strombe
darf zu Zeiten normalen Verkehrs zu
befriedigen vermag. Wird die Cen
trale durch das Anhalten mehrener
gen, durch das Befahren langer Gefälle
und aus anderenGründen plötzlich vor-·
übergehend entlastet, so fließt der über
flüssige Strom ohne Weiteres in die
Sammelbatterie, wird umgekehrt beim
Bergauffahren, bei starker Belastung
der Wagen oder beim gleichzeitigenAn
ziehen mehrerer Gefährte mehr Strom
verbraucht, als in der Leitung ist, so
rerstärken die Accumulatoren die Netz
fpannung automatisch. Ebenso wird
än den Stunden schwachen Verkehrs- der
schaltet, während bei andauernd stärke
rem Verkehr die gesammte Accumula
torbatterie in Thätigkeit tritt.
; Eine merkwürdige, wohl noch nir
I gends probirte Nebenleiitunu hat man l
den Electricitätswerlen einiger mittle- «
rer Städte in Amerika neuerdings l
aufgebürdet Bekanntlich ist es, trotz I
aller vortrefflich conftruirten Heizoors
richtunaen, noch ein frommer Wunsch,
mit Hülfe der Electricitiitswerke eine
electrische Centralheizuncd ganzer
Städte oder Stadttheile zu ermögli
chen. Die technische Möglichkeit ist
wohl da, aber die Stromvreise sind
noch immer der Art, daß dem Geschäft
die Consumenten fehlen würden·
Die oben erwähnte directe Erzeu- l
gung der Electricität aus Kohle wird
auch diesen Wunsch mit hundert ande
ren befriedigen. aber daran zu warten
haben die Ameritoner leine Zeit. Sie
haben deshalb dasSnstem der Dampf
rentralheizung mit der Electrieitkitg
lieserung ganz glücklich gereinigt. Beim
Legen der elektrischen Oauotcabel ist
die Gelegenheit, einiae hundert oder
tausend Meter von Damvflcitnngen
billigdu verlegen, ohne weiteres gege
ben; tittel, um solche Dampfröhre
wirksam gegen Abtiihluna zu schützen,
piebt es heute qenua. und die Baum
ache, den wärmehaltiaen assers
dampf selbst, hat man beim Betriebe
der Electrieitiitktoerte toftenlos, man
läßt einfach den Abdamvs der Be
triebsmaschinen in die Rohrleitungen.
anstatt in den Condeniator treten und
erhöht dafür die Betriebgsvcntiung um
einige Atmosphären. So können die
Consumenten solcher Centralen mit
Electrreität beleuchten, Maschinen trei
ben und lachen, mit Dampf heizen und
haben alsdann das heiße, zu manchen
Zwecken gut verwendbare Conde1s
wafser des Heizdampfes noch gratis
obendrein. Ei- fehlte nur noch, daß der
artige Centralftationen auch die Was
serleitungeti tleinerer und mittlerer
Orte in ihre Verwaltuna nähmen, so
hätten die Confumenten fast sämmtli:
ehe Bedürfnisse, die sich bis ietzt in das
Vertheilungsprtncip haben einfügen
lassen, aus einer Hand.
L s s
Die Spumenseidr.
Schon im Anfang des vorigen Jahr:
htnderis hatte man versucht, den
Spinnenfaden zu Getveben zu verweis
den und oor einigen Jahren hat ein
englischer Kaufmann M. Rolt einen
Seidenfaden von 6000 Metern von 22
Spinnen in nicht ganz zwei Stunden
gewonnen. Doch sind diese Versuche
eigentlich nur wissenschaftliche Experi
mente gewesen und erst die Hinweisnng
dcerauf, daß Spinnen aus siidlinsen
Ländern wahrscheinlich stärkern und
tönetern Faden liefern würden, gab den
Versuch-en die Möglichteit einer prakti
schen Anwendung.
Man zog nun vorerst die Epeira fo
cialis (Paraaiiar, und Argentinien)
rnd die Nephilengys malabariensis
iJndien, China, Borneo, Australien,
West-Afrika) in Betracht. Am wich
tigsten ist aber die Nevhila madagass
cariensig, die einen gleichinäszigen z a
ken von beträchtlicher Länge liefert.
Man sperrte sechs weibliche Spinnen
und zwar solche, die schon Eier gelegt
hatten, da fie weit mehr Faden geben-,
in einen Käfig und erhielt von der er
sten in 10 Tagen 1900 m, von der
zweiten in 7 Tagen 1300 m, von der
dritten und vierten in 6 Tagen 400 m,
von der fünften in 11 Tagen 1300 m
und von der sechsten in 27 Tagen 4000
M III-Ins Pater P. Cambone, Missio
nar’- in Madagaskar, ist durch Jahre
langes Studium dazu gelangt, den
Makel Sam’g neues schmimmendeg
GishktM
Mit 1,500,000 Pfund besten frischen
Fleisches beladen, verließ dieser Tage
das Ver. Staaten - Proviantfchiff
»Glacier« die Schiffswerst zu Bevol
lyn. Die Ladung ist für die Soldaten
und Mattosen Onkel Sam’s auf den
Philippinen kestimmi. Die ,,Glacier«
ist das einzige Schiff seiner Art in der
Welt. Dieses schwimmende Eis-hau
wurde ursprünglich ebaut, um re
ftigerirtes Hammelflei ch von den gro
ßen Schafshöfen Australiens nach
England zu bringen. Beim Ausbrnch
des Krieges mit Spanien erwarb die
Regierung in Washington das Schiff,
alS ein Proviantschiss. Es ist mit ei
nem mächtigen Resrigerir - Apparat
aus-gestattet und mit Hilfe der Schiffs
maschinen und einem Haufen Ammo
niat wird dieser Apparat seine Dienste
nicht versagen, so lange dem Schiffe
die Kohlen nicht ausgehen. Mit dicken
Eiglrusten bezogene Röhren umgürien
und schlängeln sich durch den ganzen
Schiffsrumps, in welchem das- Fleisch
unterqebracht ist und aus einem nie
drian Käliegrad gehalten wird.
Faden dirzlt von der Spinne in der
Abdampfschale leiten zu können. Er
konstruierte den abgebildeien Apparat.
Man verglich den Faden von Mada
gaslar im Laboratorium für Seiden
studien in Lyon mit den Seidensäden
verschiedenster Herlunst und man fand
ihn als gleichrvertlsig mit den besten
Rivalen.
Da die Spinne sich rasch vermehrt
und gesellig lebt, so würde ihre Kultur
Campouesö Apparat.
A Spinne, lt Abdanspfichale. c Brenner, J)
Fadenteiteh k: Als-it , F Spule, V
:titentenfche1bc.
wohl keine allzu großen Sa)tvierigtei
ten verursachen Die nach Frankreich
retpflanztcn Exemplare haben zwar
biLs jetzt die gehegten Erwartungen
noch nicht erfüllt, aber es ist nur eine
Frage der Zeit und man wird ihnen
auch in Frankreich die günstigen bei
mathlichen Lebens-Bedingungen schac
fen tönnen.
«- se si
Jn Demi:Lune bei Lyon hat sich ein
großartiges Etablissement installirt,
die ,,Ceramo-Crystal Manufactnre«
die mit dem eigenartigen Rohmaterial:
Tonnen und Tonnen zerbröchener Fla
schen, einen Artikel roducirt, der viel
leicht in der Zulunft eine bedeutende
Rolle spielen wird. Man fabricirt
nämlich«-Ceranw·-Cryfpllylatten’ in j;
Dck Uloszc lmo stock Unwe, ore urs:
Straßenpslaster und als Bautheile zu
Häuserm als Decorationszelementc, zu
Zimmerbödem Dachbedectungen en.
dienen sollen. Einen practischen Ver
such mit dem neuen Material macht-:
die Stadt Paris, indem sie einen Theil
der Rue de la Repubtiaue damit psla
stern ließ. Die einzelnen Stücke, circn
16 Cin. im Quadrat, sind so fest zu
sannnengesügt, daß durchaus teinWas
ser durchdringen kann. Sie werden,
wie die Felder eines Schachbrettes zu
samtnengesetzt, mit der bei allen Stra
szen Frankreichs vorgeschriebenen teich
ten Neigung gegen den Straßenrand .
bin eingesetzt NachWreimonatlichein
Gebrauch aus der sehr begangene-i
Straße wurde constatirt, daß einige
Ecken der Steine gebrochen waren, doch
ist der Schaden, den diese-IS Pslastcsr
durch den Gebrauch erlitten, durchaus
nicht größer als dieAbnutzung getvöhn
licher Pslastersteine. Die Vorzüge der
Ceramovslasteruns sind folgende: sie
bat größereWiders andssähigteit, sie ist
Dynamostrom aus die Sammler ge
ein schlechter Wärmeleiter, verhindert
die Eisbildung, und lann namentlich
leichter rein und milrobensrei gehalten
werden als Stein. Dii Kosten siir die
neue Pflafteruna sind auch nicht höher
als die früheren. Es wurde dann auch
die Anregung gemacht, zur Welteng
ftellung ein ganzes Glaghaus herzu
stellen, in welchem ideale Temperatur
rserhiiltnisse dadurch geschaffen würden,
» daß man lalte und warme Luft leicht
zwischen den doppelten Glaswänden ;
’ des- Gebäudes durchleiten könnte.
»Unser-« Admiral. l
Wir haben hier in den Ver Staa- l
ten schon so lange keinen wirklichen !
Admiral mehr gehabt, daß thatfäch
l!cl) in dem Marine- Realemefnt aar
leine Pflichten und Geschäftef iir den- i
selben vorgesehen find, und das Eins .
;ige, wag das Marine «- Realemenc
hinsichtlich eines Admirals enthält,
find die einem solchen zu ertoeisenden
Ehrenbezenaungen Wenn talfo Ab i
miral Dewe h fein Flaggschiff in Uni- i
form betritt oder verläßt, so präsen- »
tirt die aus Seesoldaten gebildete ’
Ulnenwache das Gewehr, Die Schiffs- ;
inpelle spielt, der Cnpitän des Schiffes ;
nnd feine Offiziere salutiren die
Trommler lassen einen »Wirbel«, die
Trompeter eine ,,-«Fanfare« und die
Schiffs-kunnten 1.7 Schüssc erschallen
sss das ist thatsächlich Alles, was das
Mariae-Reqlement Von einem wirt
lächen Admiral — im Gegensatz zn
Vireii und Contresitlbmirälen -— zu
sagen weiß. Ein Pia-Admiral wird
— nebenbei gesagt — mit je J-; Wir- z
beln und Fortfaren Und 15 Schüssen ?
begrüßt, ein Contre-Admiral mit je s
lzwei Wirbeln und Fonsaren und 1:": I
Schüssen während ein ,,lumpiger« (
Commodore sich mit einem Wirbel,
t
einer Fansare und 11 Schüssen ve
qniiqen muß. Kommt der Präsident
coder ein Ex-Präsident) an Bord ei
nes Bundesfahrzenges, dann bekommt
er vier Schüsse nrebr als der Admiral.
sonst ift er dem Admiral in Nichts i
liber: ein Vice:Priisident und Bot-« i
fchafter erhält 19 Schüsse, ein Ex
Vicepriisident wird aber nur wie jeder
aewöhnliche Sterbliche behandelt
ihm wird nichts voraeschossen. Außer
dem werden natürlich bei einein Be- s
suche den genannten Würdenträaern 4
die einem Jeden gebührenden Flan
aen - Ehrenbezeuaungen erwiesen; so !
flattert dem Präsidenten zu Ehren die i
sogenannte Präsidenten Flaage vom s
Hauptmast herab, und als die Nach
richt von Dewey’S Ernennung zum i
Admiral in Manila eintraf. wurde
anrHauvtmast sämmtlicher dort lie
aender Fahrzeuae sofort ein blaues
Banner mit 4 Sternen im Felde nn-— i
ter dem Donner fämmtlicher Geschiitze
aufgezogen.
Das jetzige Marine - Realement
schreibt fiir den Admrial auch keine
bestimmte Uniform vor, und Detveh
wird — ebenso wie s. Z. Farraaut
-—— für sich selbst die Jnsignien seines
Ranaes und seine Admirals-«Uniform
auszuwählen haben. Hoffentlich ent
wickelt er dabei mehr Geschmack wie
Farragut, der bei festlichen Gelegen
heiten eine Phantasie-Uniform trua.
wie sie jetzt die Portiers und ,,Ufherd«
in Continuons Performance - Thea
tern kaum schreiender zu tragen pfle
gen.
Der ganze unter Theil des Aer
mels der· Farragut’schen ,,großen«
Uniform bis zum Ellbogen war fast
nur Goldlitze und Knöpfe, und auf
dem einen war sogar in erhabener
Arbeit eine Dampffregatte zu schauen.
Admiral Porter war so vernünftig,
für seine Uniform sich als unter
scheidendes Kennzeichen nur drei ge
stickte Eichenlaubstreifen am Aermel
zu wählen, und Admrial Deweh wird
wahrscheinlich seinem Beispiel folgen,
wie ja auch jetzt schon die Vice
«Admiräle einen solchen Eichenlaub
» streifen an ihrem Aermel tragen.
z Die Achselstijcke und Epauletten
Teines Admirals sind ganz ähnlich de
inen eines ,,Generals der Armee«, mit
vier silbernen Sternen, aber mit ei
nein A«:?» « darunter.
Das Einkommen Admiral Deweh’s
wird wahrscheinlich auf 814,500 pro
Jahr festgesetzt werden; ein englischer
Admiral in gleicher verantwortlich-er
Stellung würde etwa 817,000 be
ziehen und ein englischer ,,Admiral
der Flotte«, deren England nicht we
niger wie fünf besitzt, bekommt ein
Jahresgehalt von 82(),000.
Jn England bekleiden die Admiräle
nämlich durchaus nicht den höchsten
t Rang in der Marine; vor ihnen ran
giren zwei Ehren-Admirale (der Prinz
von Wales und — merkwürdiger
Weise! — Wilhelm der Zweite, Kaiser
von Deutschland) und fünf »Admi
räle der Flotte«, unter denen sich auch
der frühere Herzog von Edinburgh, der
jetzt regierende Herzog Alfred Ernst
vAlbert von Sachsen-Coburg-Gotha,
befindet.
Admiral Detrey müßte daher, trotz
seines hohen Ranges, mindestens sie
ben englischen Admirälen »Präredenz
rechte« einräumen, und daß dieseiben
sehr wichtig sind und in Marinekrei
sen unverbriichlich heilig gehalten wer
den, dafür haben die jüngsten Bor
gänae auf Samen ein sehr drastisches
Beispiel geliefert, indem der amerika
nische Admiral Kautz dem Capitän
des deutschen Kreuzers »Falke« den
»Befehl ertheilt haben soll, den Hafen
nicht zu verlassen». Also, wie ,,tiefer
Sinn oft in lindischem Spiele liegt«,
so liegt auch in diesem Titel- und Uni
fcrmwesen, das gar manchem Laien
als Firlefanz und Schnickschnack er
scheinen möchte, wenn auch nicht tiefer
Sinn, so doch eine tiefe Praktifche Be
derstung im internationalen Schiffe-»
verkehr.
--——.-—
Die Lage des Schatzamteö.
Jn der Juni-Nummer der North
An:erican Review erstattet Schatz
czmtsfekretär Gage dern Publikum
aufzeramtlich einen Bericht über die
günstige Lage, in welcher sich das
Echatzamt vor und während des Krie
arg befand und jetzt noch befindet nnd
variirt in feinen Erläuterungen das
bekannte Thema, daß zum Kriegführen
Geld, Geld und abermals Geld gehöri,
wobei es sich dann ereignet, daß eine
reiche Nation eine bankerotte leicht in
die Pfanne hauen kann.
Am 21. April 1898 hatte dasSchatz
alnt einen Baarvorrath Von 220 Mil
lionen, darunter 180 in Gold und einc
gute Einnahmequelle in den laufenden
Züllen und Steuern. Noch vor der
formellen Kriegsertlärnng bewilligte
der Congreß fünfzig Millionen fiir na
tionale Vertheidigungszwecke Ehe zwei
Monate des Krieges um waren, hatte
er für weitere Einkünfte durch das
Steuergesetz gesorgt. Der Schatzamtss
fetretär erhielt Ermächtigung, vier
hundert Millionen zu borgen und für
sofortige Verwendung hundert Mil
lionen Darlehns - Certifitate auszu
geben. Für die ausgefchriebene drei
Prozentige Anleihe von zweihundert
Millionen zeichnete die Bevölkerung
den fiebenfachen Betraa. Als der Friede
unterzeichnet war, befand sieh das
Schatzamt in noch besserer Lage alk- zu
Beginn des Kriegesz. Am 11· April
1899 hatte dasselbe einen Baarvorrath
von 282 Millionen. Innerhalb von
Jahresfrist war der Goldvorrath von
180 auf 245 Millionen gestiegen, in
derselben Zeit waren fiir den Krieg
240 Millionen berausgabt worden,
wag den Betrag der gefammten An
leihe und 40 Millionen dazu ausmacht.
Die zukünftige Lage des Schatzamts
läßt sich, Herrn Gage zufolge, auf ge
raume Zeit voraussagen. Bei Beginn
der letzten Sefsion des Conaresfes
schätzte der Setretär den Fehlbetrag
fiir das mit dem RO. d. M. zu Ende
gehende Jahr auf 112 Millionen. Die
Einkünfte des Schatzamtes wurden
während des Jahres durch die Zahlun
gen der Pacificbahnen zum Betrage
von sll,8()0,000 vermehrt; auf der
anderen Seite fianden außerordentliche
Ausgaben, zwanzig Millionen für die
V«hilippcnen. drei Millionen für die
Cubaner. Diese Summen außer Acht
gelassen, wird der wirklich sich heraus
W
ftellende Fehlbetrag nicht um mehr als«
eine Million von der Schiltnng diffe
riren. Das Defizit für das kommende
Jahr schätzt der Sekretiir auf dreißig
Millionen und es mag fich, wenn die
Einkünfte reichlicher fließen, noch ge
ringer stellen, vielleicht ganz ausge
löscht werden können.
Ehema ize Kriegsschifo
Die schnell aufeinander fol enden
Erfindungen am Ende des Jasrhum
derts haben unsere Sinne gegen das
» Räthfelhafte und Wunderbare etwas
abgestumpft Großartig sind die Ent
wickelungen in der Schiffsbaukunft,
und hier wiederum in den letzten fünf
zig Jahren die im Bau der Kriegs
schiffe. Angesichts unserer schnellfegeln
den Panzerschiffe blicken wir fast mit
leidig auf die schwerbeweglichen hölzer
nen Fregatten und Dreidecker, mit wel
chen unsere-Vorfahren kämpften. Ueber-:
trifft auch das moderne, stählen-c
Fahrzeug an Gefechtgtiichtigkeit, Ge
schwindigkeit u. s. w. sein cgijlzernes
Vorbild, so hat letztere-J jedo in Be
zug auf malerifcbe Schönheit jedenfalls
den Vorzug.
! Ein Schiff letzterer Bauart war die
»Pennsylvania«, welche wir, mit vollen
Segeln fahrend, wiedergeben. Nach
dem ihr Bau volle fünfzehn Jahre in
Anspruch genommen, lief sie am 16.
Juli 1837 in Philadelphia glücklich
vom Stapel. Die Vollendung dieses
Schiffes war das größte Ereigniß je
ner Tage, denn als man nur Holz zum
Schiffbau verwenden konnte, war es
keine geringe Aufgabe einen Schiffs
rumpf zu construiren, in welchen man
5000Tonnen placiren konnte, der fähig
war, eine Batterie von 120 Geschützen
zu tragen, und dessen Segel, wenn sie
auf dem Lande ausgebreitet waren,
mehr als zwei Acres bedeckten. Die
Bemannung der,,Pennsylvania«, deren
Hauptmast 82 Fuß in die Höhe ragte,
betrug 1100 Mann. Die 8- und 24-·
zölligen Kanonen reichten im günstig
sten Falle 2000 Yards weit. War ihre
Handhabung auch äußerst langsam, fo
waren sie doch sehr gefährlich. Durch
geschickte Steuerung desSchiffes wurde
Breitseite auf Breitseite gegen das dicht
besetzte Deck deg- Feindes entladen
Die Geschichte weist Seegefechte auf
wo ein derartiges Schiff in einem hitzi
aen Kampfe bis zu 500 Mann verlor.
Hismische qukikåmese
Jn der Karrikatur spiegelt sich die
Zeitgefchichte; allerdings giebt sie nicht
das JJiaß für die großen führ-enden
Geister, sondern für die welche geführt
werden, für die große Masse, das Volk.
Als Fiampfmittel wurde sie meist un
terschätzt, in ihrer Aufgabe fast immer
verkannt und als Kunftmittel lange
Zeit verachtet Am besten läßt sich dies
erkennen, wenn man die dürftige Wür
digung vergegenwärtigt, die die Kam
; katur in der Literatur von jeher gefun
H der: bat. Erst der 50:jät)riae Geburts
tag der deutschen Revolution gab den
Anstoß zu einer Reihe von Veröffent
lichungen, in denen die Karrilatur ih
re Würdigung fand und beim Tode
Bipmarckg fiel es manchem ein, daß
er einer der meist karriliertenslltenschen
war. Beirachtet man die starrikatik
ren aus dem Jahre 1848 und 49, so
fi·llt besonders der spieflbiirgerliche,
etwas verschlasene Character auf, der
in der begrenzten Jnteressensphäre des
damaligen Deutschland begründet ist;
der ausgewachte Michel, der sich dehnt
itnd streckt, und die Augen noch nicht
recht aufmachen lann. Eines der gele
sinsten Flugbläiier damaliger Zeit,
war der Eulenspiegei. Aus der Fülle
seiner köstlischen Bilder geben wir heute
wieder: «Michel und seine Kappe im
Jahre 1848«; und zwar in den drei
Otadiem Frühjahr, Sommer und
Spätjahr.
-—-—.--—
Bescheidenheit ist nur dann eine Tu
gend, wenn keine Tugend daraus ge
macht wird. . »H