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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 9, 1899)
LITVIIIUEUUTJSJSJ xheinrich Hee (3. Reiswein-J Und rnit fliegenden Worten erzählte Frau Schäffer ihrer reundin, was geschehen war. Frau reihote tränkte dabei nur eins: Auch sie holte sich je den Tag aus dern Bierhetlage, der dem use gegenüber-lag, ihr Fläschchen eizenbier. Drei Flaschen tofteten fünfundzwanzig Pfenni e; während sie an zwei Tagen für die lafche je zehn Pfennige bezahlte, ahlte sie am dritten dafür nur feig-sFa rade war heute der dritte Tag. rum lud man sie nicht aeftern oder morgen ein? Jhr Unglück verfolgte sie überall. Es wurde noch ein froher und lusti ger Abend, den man zu dreien an dem folenn gedeckten Tische oerlebte. Un aufhörlich wurde von Dorchens bevor stehen . m ersten öffentlichen Auftreten gesprochen und nur einmal die Stim mung unterbrochen, als Dorchen , rau . Freiboten, die noch einmal ihren chon ’ blank geputzten Knochen wegen irgend einer noch vorhandenen und von ihr etwa überfehenen Fleifchfafer aufnim fani betrachtete — taltlos zurief: »So tvas haben Sie wohl noch nie gegessen, Freihoten?« Dorchen fchlurnrnerte dann in der Sofaecle endlich ein« Noch aber ftan den zwei volle Bierflaschen auf dem Fensterbreti. Es war tein »Weizenå«. toie Frau, Freihote es sonst aewohnlich trank, sondern Frau Schäffcr hatte zn Ehren des Abends ein theures Ver fandthier fpendirt. »Dir-raten Sie doch aber, Jretooren - l sagte Frau Schaffen s »Ich kann aber auch gar nichts ver-· ! tragen,« wehrte Frau Freibote die ! freundliche Ermahnung ab. I Frau Freibote trank dennoch jetzt des z reits das vierte Glas-. Das Unglijcks ihres Lebens fing bor ihr zu verblafsen i an und selbst daß sie morgen früh um - fees-s Uhr aufstehen mußt-, selbst dieser J dunlle Punkt am Horizont trat vor ihr » in den Hintergrund. Erst in später Stunde ging man auseinander. ; »Sie finden doch noch Jhre Wob nrng, Freiboten?'« rief Frau Schäffek scherzend ihrer Freundin. die ihre dunkle kalte Stube Esnnetr. nach. « Jn demselben Augenblick klang von rnten aus dem Hofe durch die Stille txt Nacht ein Geräusch. Eine Thür wurde aus ertssen. Jkn Hausilur des Vorderhau es, wo der Portier wohnte, wurden Stimmen vernehmlich, über den os, in weißen Nachtlleidern, jagte eine stalt nnd dann-schloß sich dröh nend auch die Thür des Vorderhausez. Das alles bemerkte Frau Schäffer zu Theil. Sie war noch einmal in die Küche gegangen, urn in der Karaffe für die Nacht frisches Wasser zu holen, und vom Küchenfenster sah man in ben Hof erabe hinunter. Aber sie war schon Felber wie irn Traum, achtete aus ihre Wahrnehmung nicht viel und war wie Durchm, nachdem sie das schlafirun kene Kind zu Bett geschafft hatte, bald selber sanft entschlumrnert. 4· Arn nächsten Morgen wurde es im Hause bekannt, baß Hauptmann von Barnftoff in der Nacht einen Bluts-wes erlitten hatte. Er lebte now. sein armer Junge war sofort zu den Por: tierslenten und dann zum Aer unt Hilfe gerannt und ein paar Theelöfiel mit Kochsalz und kaltes Wasser, das man auf der Stelle dem Kranken zu irinten gegeben, hatte vorläufig nott-, das Schlimmste verhüten Als Dorchen sich auf den Weg zur Schule begab, blieb sie im Hofe vor den kenftern der Haupmannswohs nung ehen. Alles war dahinter still und zuokehen gah es auch nichts, außer den gr en Gaslronen an der Decke. Dotchen traf mit Bruno manchmal auf dem Schulwege zufammen, sie wartete auf ihn. Sie hätte ihm heute gern ge sagt, daß fein lranler Vater wegen der unbezahlten Wäsche sich keine Soraen machen sollte. Aber Bruno kam nicht nnd,Dorchen mußte zur Schule allein n. Unter ihren Mitfchiilerinnen nahm » Dorchen eine hevorzugte Stellung ein. - Jede hätte sie gern zu ihrer Freundin pehabt Daß Dorchen die Balletfchule hefuthk war in der Klaffe allgemein bekannt Jn den Zwischenpaufen hil dete M um Dorchen stets ein großer Metz. dem sie manchmal Ehre neuge - lernten Künste vermocht-. " Arn meisten aber wurde Dorchens F« Leise-haar- betvundert, wenn ihr die » zin dies wieder einmal zurechtge . »Ist-met hatte. Dorchen zeigte sich den duldiaungen ihrer Miilchiilerinnen til-Jer, lvie dies ihreArt war, ziem Fassilt Dorchen hatte schon zu häu -van den Erwachsenen gehört, was T fiir ein hübsches und nettes und lyttttes Kind fei: Bewunderung war " deshalb nichts neues mehr. Nur Fräulein, die Lehre-ein« eine noch sglattgefchettelte Dante mit ern snsi Augen hatte an Drachen . tadeln. »Vorhin du paßt , Un was denlc disk mußte «ts FP —.» NR einigte-Mk «- . m « triebe-IS » Its-sen -----’--’-fs-— und Lesen war für Dorchen lan weilig und sie dachte lieber an andere göbsche bunte Dinge, zum Beispiel solche, wie sie sie in den Schaufenftern eseben hatte, und die sie, wenn fie er groß war, ganz gewiß auch einmal bekom men würde. Fräulein Wagner hatte Dorchen heute noch häufiaer zu ermah nen ali sanft· Dorchen dachte an den Nachmittag und an Deren Seftini und was Herr Sestini wohl für sxin hart sein würde. Bruno und Brunoa Vater aber hatte sie bereits längst schon wie-« der vergessen. » Endlich schlug es zwölf. die Schuie war glücklich aus und auf jeder Seite von zwei Freundinnen bealeitet. io daß sie mit ihrem hofstaat die aanze Breite des Trottoirs einnabm, ging Dorchen nach hause. Mancher Blick von ten Vorübergehenden blieb mitten im Ge-« withl des Mittags wieder freundlich an Dorchen haften, aber auch dies war Dorchen schon zu gewöhnt nnd sie ach tete gar nicht mehr darauf. Nach dem Mittagessen zog Frau Schäffer Dorchen ihr schönes blaues Sammettleidckxn an, zu dem auch noch ein schöner Hut, gleichfalls von blauem Sammet gehörte. und Pärchen sah jetzt wie eine Prinzeffin aus« Ase-s der Stube von Freibote rasselte die Näbmaschine, aber weder fiir Frau. Schäffer noch für Dorchen wollteFrau ? Freibote setzt noch etwas bedeutet-« F »Und daß du an den Häusern gehst, - nicht so an die Straße heran, damit i dich die Wagen nicht bespritzen,« sagte ! Frau Schäffer endlich zum Abschied -- «nimm dich reckzt in Acht!« Wieder lam Yoro-en an on Wie-k mannswohnung vakat-en Es war daran von außen so wenig etwas Un gewöhnliches zu sehen. wie am Mot- - gen. nur daß eilfettig etade ein alter treißhantiaet kleiner et aus der Tlsüre trat, see dann ebenso eilig in l einen auf dem Straßendatntne hatten- I den Waan stieg. woran dieser mit . der ,leichen Eile davonfuhr. Es war ? etkwi der Datum Der Cirlus lag, wie schon von ihm » erzählt wurde, etwas abseits kam Haupweriehk der Stadt aus einen-. außen. noch ungepflafterten Platz Mit seinem grauen platten Blechdach tax-sie et jetzt still in den umwöiiien Herbsthimmel hinein. Vor dem beei ten Thoreinganae stand nur in feinem blauen, mit vergoldeten Knövfen be setzten Lioteetock der Partien Ohne Scheu fraate Doechen diesen Mai-n nach der Reftaneation. n feinem baitiaen Gesicht keine iene ver ziehend, öffnete et iht eine Thüt und diztch den dunklen, von Säulen ge » stuyten Vorrat-»in auf eine Glastlxitk - deutend, sagte et nur: «Doti!« ; Das Räson-rauh in das jetzt Dev ) chen eintrat. bestand aus einem einzi aen Raum mit einem Buffet und un terschied sich nicht viel von andern fol chen Lotalitäten. Es that ziemlich ge stillt An de Tische-h auf denen Wem- uka gläset herumfianden, saßen, hier und wet, aus großen vjeeertctmumoterten rauchend, Herren ir-. lanaen Valetot5, manche non ihnen mit einer sonderbar großen Brillant natel in der Krabatte und alle mit dem aleichen, sast militärischen Aus druck des Gesichte Die stete Uebung deH Körpers, die anaestrenateste, aus den richtiaen Moment lauernde Ani niertsamkeit, welche für den islrtiimt während seiner Arbeit nöthig ist und die vhvsivgnomisch besonders den tie sen strengen Einschnitt an der Nasen rcrrzel hervorbringt, sowie die fort währende Anspannung des Auges bat ten ihren Eindruck daraus hinterlassen. Die meisten Herren spielten Karten oder würfelten. Dazwischen unterhiel ten sie sich laut, aber meistens in aller lei Sprachen, die Dorchen nicht ver stand. Auch einige Damen waren an« wesend, die aber von den Herren wenig beachtet wurden. Sie saßen dicht mit einander zusammen, waren jung und von zierliche-e Gestalt, doch wollten ihre Gesichten weil sie eine fahle, von schlechter und unaesunder Schminke herrührende Farbe hatten, Dorchen viel . weniger als die der Herren gesielen. Der aanze Raum war von dem blauen . Tabatsaualm gestillt und geschäftig» ainaen die Kellner die Serviette über » dem Arm, rnit den leeren und frisch j gefüllten Gläsern hin und her. Olme von irgend jemanden in der s Gesellschaft mit Neugierde oder beson ; derer Aufmerksamkeit betrachtet zu j werden« ging Dcrchen ans Busset Ein dicker Mann in hemdsiirrneln schenkte dort das Bier aus und ans seine Fratze was TITreHeInK1 trzitxnschte Instinkqu nsiesre Jerrr aer e, siegfvotlte zu here-n int. »Dort kommt der here ini« sagte der Aasschiinker nnd toa sich, weit eben wieder ein Kellner herantrat, zu seinem Faß gerettet Aus einem Ueber-statuten dessen Uni- rrcttan suchst aben· ntritt berboiekaa ahDorchen erstw einen nzug nnd mit einem könne-den selig-verbitt aus WI nttrstw Ein W, M » nnd Was se r t — gab seinem Gesicht etwas wie von den beiden Puppentöpfen, die im Schau fenftet des vornehmen Fkifeurgesckkät tes, an dem Dorchen in der Haupt stkaße täqlich vorbeiging, standen. Tte Miene dieses hübschen Herrn fah heiter unt-« vergnügt aug, als wäre er mit sich und der Welt ausnehmend zufrie den und qekade wollte et durch die Glaöthüte schnell hinaus, als Dotchen ihn noch erreichte. »Herr Settini,« rief Dorchen laut. Herr Seftint fah sich noch Dokchen um. »Ehe c’e, mia piccola.W rief er, beugte sich zu Dorchen herab, faßte sie um Kinn und saqte dann in derselben Sprache noch weiter etwas zu it,k, trak sie gleichfalls nicht verstand. llDokchen wußte nicht, was- sie sagen l so te. Mit seiner heiteren Miene ries Herr Sistini jetzt eine der drüben an der Wand sidenden Damen herbei, ein Mädchen mit dichtem schwarzen Haar und seinem blassen Gesicht. das sich mit Dorchen in deutscher Sprache nun rerstiindigte, woraus es Herrn Sestini wieder in der seinigen etwas sagte »Vertr, bene, al aiusto!' ries er lebhasi, llopsts Torchen ans die Wange nnd sagte: »Komm Sie mit mis!« Herr Sesti.ii ging schnellen Schritte wie überhaupt alles schnell und eilig an ihm war-, voran und folgte. Sie qinaen durch das Vesiidiil, durchtreuzten den Stallgana und dann sing es eine enae dunkle hölzerne Treppe nimmt Mit einem Male be ; send sich Dorchen mitten in dem Mr tukraunn ten sie bisher nur einige Male mit der Mutter am Abend ganz oben von dem Gallerierande aus kee sehen hatt-. «eyt war er von Hu- ; schauern ganz eer. Unten in der Ma- ; neae standen einige Pferde. Leute mit l Peitschen und in der Mitte stand eine i are-se umgekehrte Tonne. aus der wies « der ein Mann stand; ein Pferd hatte er am Strick. das er aus die Tonne zu sich herauszuziehen suchte und mitPeit schentnallen nnd Zurusen balsen die andern Männer ihm dabei. Aber Herr Sesiini ging zwischen den Lagenrethen so schnell weiter, daß für Dorchen zum Zusehen keine Zeit blieb. Endlich la men sie in einen großen weiten hellen Saal mit glänzendem Fußboden Es war das For-er, worin sich Abends In der großen Pause das Pudlilum er aina. Am Tage hielt hier Herr Se itini mit dem Ballettorpö seine Uebun aen ab. Als Dorchen mit herrn Se itini eintrat, warteten schon einige Mädchen auf sie. Sie hatten kurze aewöbnlich aussehende Uebungzriiili chen an. ihre Füße steckten zum Theil in ebenso gewöhnlichen Ledergamaschen nnd die Mädchen tamen Barschen gar nicht so hübsch vor wie ihre Kollegin nen bei der Frau Balletmeisterin. Im Hintergrunde des Saales saß ein Vio lir-svieler. Dorchen mußte sich jetzt aus das Ge bot herrn Sestinie aus einen Stuhl setzen. here Sestini aab dem Violin spieter ein Zeichen und die vier Mäd chen beaannen nun var ihm ein Ern cice. A , L · — j »Ur-Umo, wrazioio!" riet Herr Seftini. tlaticbte tattmäßiq in die Lande« fana dazu, erfaßte die Zikfel feines lanaen schwarzen Rocke-» tanzte ic selber irrit, wart wieder allerhand italienische, französiiche und deutsche Krmniandos dazwischen die Dorn-sen nicht verstrnd, torrigirte und revetirte, ebne daß er dabei seine gute Laune verlor· bie- Die Mädchen endlich eine Gruppe bildeten, womit das Gret cice ichloß. Aufmerksam und mit Kennerbliet sal: Dorchen zu. Was die Mädchen irr-men. das konnte sie auch und qar nicht zaabaft stand Dorchen, alS Herr Seitini ihr nun winkte, auf. So unverständlich Herr Seitini tin Darob-en bisher gewesen war s-— jetzt lseariss sie in allen-, was er von ihr mrlanate, vollständig. Er gebrauchte ; dieselben Ausdrücke wie die Frau « Balletrneifterin, auszerdem erfaßte er wieder feine Rockschoße und machte Durch-n das Ver-langte vor Einmal » über das andere Mal rief er zu Tor chens Leistungen: «bene, bravo, but-il srtnol·' und als Dorchen in einer lan aen ichriigen Linie durch den Saal blitzschnell auf ihren Spitzen schoß das Korn nando dafür lautete le ileche der Pfeil — da stimmten auch die an deren Mädchen in die entzückten Aus rufe Herrn Sestinis ein. Er klopfte Dorchen die Wanan und feine schwar zen Augen leuchteten sie beinahe zärt J lich GU. Ein paar Minuten später war Der ’ chens erste Probe beendet. Sie mußte zum Schluß sich auf das Geheiß non Deren Seitini noch in die Gruppe. welche die beiden Mädchen noch einmal bildeten einfügen, wobei er ihr ee ite. wie sie Arme, Kopf und Beine balaien sollte, dann, nachdem rr Sestini ihr in qebrochenem Teutl noch txt-sag hatte, sie søse morgen unt dieselbe Zeit wiederkam-new war sie entlassen und eines der Mädchen führte sie jedes auf einein andern Wege als vorhin aus dein Saal und bis vor das Ce bönde hinunt. MS Deus-M ichs wieder durch die altbetannten Straßen schritt kamen sie the aft verändert vor. Jn der Lage hatte e noch nnener einen merkwürd i net M der aus dem Stall geteert M M Es Mr ihr, ais gitåen sie Iediele Stegs-n sieht mehr alt wäre nur nacht n been ichs-ansagt Idee unten in dem steten-nd soc die WM sit dein kaerde waren, the edchennnr W M. II Rhea-leid Midas Misset- nws site-I Wen-W Um dieselbe Stunde, ehekVotchen noch nach hause term, wurde in der hanptmannsrvohnnng eines von den weißen Fenstern ausgemacht Eine srornnie Schwester ilssnete es, die der alte Ar t, der siir seine weniger benü trrten Patienten auch wenig Zeit« be saß. dem Kranken zur Pflege bestellt hatte ——-— Schwester Marthen Bruno lag vor dem Bett ans seinen Knieem den Kopf ans die hand des Todten gedrückt Das Gesicht des Hauptmannes war blaß — gelb wie Wachs, die Wangen waren ausgehöhlt es sah nicht friedlich ans. Der Ans drucl der Sorge urn seinen Jungen die in der letzten Stunde sich noch ein mal schwarz nnd schwer vor ilnn er hoben hatte, ruhte daraus. Schwester Martha, so rrrlxia nnd I nicht«-gültig sie auch an Sterbebetten ers-sali, weil sie den Tod gewohnt war, hatte doch ein fühlendeg Herz und sie beugte sich tröstend zu dem nun zwar verwaisten jungen Menschenlinde sie rab. Aber ihre Tröstungen wollten ; nichts trachten· Schwester Martin ; war in Verleqendeit. sonst standen urn ? ein Sterbelager doch auch Erwachsene I ; herum nnd nach ersiillter Pflicht konnte sie lautlos beiseite gehen und sich enrs fernen. Wie aber dich Wer tii.n . mette sich um den Todten, wer um dac· sie da laa und stand? Bevor der Sterbende zu phnntasiren anaesanqen hatte, hatte er noch Papier rent- Schreibzeua verlangt, aber trost lrs sanl ilnn die Feder aus der Hand lind dann verfiel er dem Delirium bis ils-n erst in den letzten Auaendliclen das Bewußtsein zurückqetehrt war. »Bleike brov!« hatte er zu seinem Kinde nesagt Mit diesem Worte war er gestorben. Was er noch hatte schrei i Kind, wer um die ganze Wodr.una, wie . bei-. wollen ---- wer wußte es? Schtvester Martba entfernte sich leise, um erst den Arzt zu holen. damit dieser den Iodtenschein aus-stellte und derauf mit demselben sich zur Polizei zu beaeben. Für das Uebrige hatte dann das Stift zu sorgen. Drei Taae später bielt vor dem arosren grauen hause in der Frucht straße in später Nachmittagsstunde ei:« einfacher Leichenwaaen Auf dem Waan erhob sich als Zierde ein ver fisbertes. aber schon start verwittertes Kreuz. die schwarzen, alten Decken an den Seiten schimmerten bereits start ins Grünliche, es war ein Begräbnis dritter Klaisr. Vor der Tbür zu bei den Seiten standen-Kinder und Frauen und ein Schutzmann sorate dafür, daß sich niemand aus den beiden Reihen verdränate und daß diese hübsch auc» gerichtet blieben, wie auf dein Cur aiervlatzx binter dem Leichentvaaen frard eine Trauertutschr. Sie sal etwas altmodifch aus, dafür trua der Kutscher einen schönen, sinken wenn auch allerdinas etwas verfchliiienen Dreimaster auf dern Kopf. Die Pferde sowohl vor dem Leichenwaaen als auch vor der Kutsche waren tieffchwarz und mit ihren aesenlten Köpfen machten sie den Eindruck, als betheiligten sie iich an der Trauer. Endlich aina durch die Reihen ein Flüstern: Orest kommen fie!« Voran tamen die sechs Träger mit dem aelben, mit schwarzem Flor aes schrniirtten Sarg. Aus dem Sarg la aen zwei Kränze, einer davon aus Lor beerbliittrrn mit einer weißen Atlas irbleife, der ein Geschenk des haus wirtbs war, sodann ein zweiter aus Tannenreifern mit weißen Papierblu men. eineSpende des Kolonialwaarem tnusmanns. dessen Kunde der Gestat bcne aecvefen war; das war in der Fruchtstraße so der Brauch. Auf zwei Rollen schaben die Träger den Sara m den Wagen hinein. ’ Hinter dem Sorge lam der Predi aer, Schwester Martha und in der Mitte zwischen ihnen schritt Brunn Bruno trug ein s rzes Sammet tissen, auf dem ein ( tziersbelm und ein ebensolcher Diesen ag. Beides hatte verpackt aus der Bodentammer eruht, ctier Bruno wußte den Ort. r war ruhia geworden, ließ alles mit sich ge schehen und weinte auchnicht mebr viel. Nur darauf hatte er bestanden. daß helm und Deg: aus des Vaters ; Sarg gelegt Ivur . so hatte erei auch bei anderen Offizieröbegröbnissen gefedert Statutes ranse8, den er ; in der Band haben sollte und rnit dem ? nun Schwester Martin ging. trug er das Kissen mit dein Helrn und Degen selbst. Einer der Frager nahm Bei-no beides i t ab und le te es aui den Sara an nachdem der r Predigee und wester Martha im Wagen auf dem Basis Brqu aber ihnen ge senüber Pia genommen hatte, se te ch der Zug das bolprige flasiier langsam in Bewegt-n . Die ltong und stee hatten sich mit Zuschauern II« « t. »Wer wird denn dort— begra ?« fragte man steh, aber nur die wenigsten nn- darau eine Int ener Man bte in e net großen Stadt Herr Barieli, der hauswirih, huiie das zu der Beerdi ung und für den Augenblick nothwen ige Geld hergeges ken. Das Mobilien das ver Haupt mann hinterlassen hatte, bot für Ihn Sicherheit genu . Auch der Breit-ts vorsteber war schon verständigi und Brunos —- wenn auch bis auf weiteres nur vorläufige —- Aufnahme in das Waisenhaui war bereits ge cheet. Noch an diesem Abend sollte e erfolgen. Endlich war der Friedhof erreicht Er laq weit, draußen vor der Sie-di an einer Chaussee und iiber den Wien weißen Steinen und grünen Hügel-I sont schon der Abend nieder. Leise hatte sich im en der re Predigee —- ei war Wenigen er von der Sovbleengemeinde, zu der die Ernchtstraße ebiirte ——- nachdem er im nsan an runo noch einig tros teiche orte gerichtet, mit chtvester« Martba über An elegenbeiten des Stitti und s on tige singe unterhalten. Zeit. als der ' ng hielt, bracht er ab und schweigend schritten alle drei hin ter dein Sarge über den Hauptiveg. auf dein der Wind schon die elben Blätter vor lieb jagte, hin. Zinter einem stolzen, von einem goldenen Gitter«umgebenen Denkmal, zeigte sich leßt die frisch ausgetvorsene Gruft, um die sich bereits einige Neugierige gesammelt hatte, aller Imm- und niit Gießlannen in den Händen »die ! drei die Gräber ihrer Dintetvlietenen j pflegten-— » Auch die Arbeiter, die grauen Leichentiicher in den Händen, warteten schon « weiße Leicheutüchkk iolteten noch drei Mart ertra. Auf dein Sorge ruhte noch der Heim und Degen. Schwester Martlla hob beides lautlos ab und nun senkten nie Arbei ter den Sarg hinab. Alsieiu der Gruft stand ein Mann mit einer Sam melbiichse in der Hand. Dann trat der Herr Prediger aus den aussen-on senen Erdbiigel und bielt iiber den Verstorbenen eine Rede, die er mit der Bitte um ein itilles Gebet schloß. Dke Männer hielten dabei ibre Hüte ans Kinn und die Frauen, die bisher iiiier den Todten, obwohl er ihnen nicht be tannt getreten, bittere Unsinn iser nasse hatten, salteien nun stsll die Hände und sahen einig-: titrze sinnen blicke zu Boden. Bruncs Auaen »vor starr in die Gruft bineinqerichtet nuf die gelbgestrichenen Bretter mit den beiden artinen Kränzen Zum Schluß wandte sich der Herr Predigec mit ei nigen abermaligen Trost: uni Mabnivorten an Bruno selbst« aber sie waren vergeblich ne sorochen Von dem was- um ihn ooraing, wunte Bruno nichts. Aue seiner Schaufel reickte ein Arbeiter dem deren Prediaer nun die Erde. Der here Prediaer sprach feine Segens wünsche, dann reichte der Arbeiter die Schaufel Bruno hin. — Bruno rührte sich nicht. »Nimm, Bruno und thue wie Du es von inir gesehen hast," mußte der here Wrediaer milde saaen. Bruno rührte fich noch immer nicht. bis der gieistliche Herr zu ihm herantrat und ihm die hand an die Schaufel führte. Dann wart auch Schwester Martha drei Hände voll auf den Sara und die Ce rernonie war nun vorüber. Der Herr Prediaer und Schtvefter Marthe-, ins tein sie Brutto an die band nahmen. wandten sich deni Ausaanae u und krell und hart tönten hinter igntn die Schellen· welche die Arbeiter fest in die Gruft stiiriten Dann trabte der Waaen mit seinen Jnsassen der Stadt wieder zu. Der Herr Prediger und Schwester Mar tha unterhielten sich ießt reaer als vor hin nnd namentlich die aelftlichen Ver höltnitse ini Stift. über die Schwester Martba vortrefflich unterrichtet war interestirten den herrn Prediger jetzt derart, das- er sowohl wie Schwester Marthe, B«runo. der vor ihnen in der anbrrchenden Dunkelheit wie ein sinni iner Stock dasaß· nach und nach völlig verstoßen . Auch iiber den weiten öden Platz, auf dem der Cirruö stand. begann sieh dir Dunkelheit iu laaern. Aus der hohen Kuppel des Gebäudes strahlte aber schon taahell das electrische Licht und unten an der Tasse drängte ficht-i lan n Reihen da« Publikum· Endlich wur die Thüren geöffnet und in wilder Jagd stürmte derjenige Theil des Pu lieuniti, der vor dem Aus gaifige zur Galeiie aewartet hatte. hin au . »Ein rniissen Sie kommen, Freiho ten, ort geht's rein!«' iaate laut und energisch vor der Maneae eine stattliche Frau zu ihrer Bealeiterin. einer etwas itetiirnniert aussehenden altlrchen Danie , kau Schäffer beiand fich heute im Be iß von 2 Parauetbillets. Beide Da men waren auf den numekitten Sisen die etften. Ein reich mit Gold beitret ter Billeteue wies die Damen ukecht, Frau Schäffer betundete inde durch die Grandezza ihrer ltung, da fie sich felbft von einem anne« der rld und Treffen auf dem Leibe trug, an diesem Abend nicht imponietin ließ. Frau Schäffer war ie t teine Dame mehr, die fiir andere eute Oderhems den plöttetr. Sie war deute die Mut ter einer anaehenden Künftlerin Der Cirlue füllte ficht Niemand fah Frau Schäffek mit besonderer Aufmerksam ieit an. Niemand ahnte eben, was tiefe anfcheinend fo schlichte Frau- zu bedeuten hatte. Die Vorstellung benann. Frau Schöffer begriff innerlich nicht, wie Frau Freibote zu all den gewöhnli chen Produktionen der Reiter, Atro baten und Clowns ein fo theilnahnts volles Gesicht auffetzen konnte-, Diefe Sachen fchienen ihr heute unfäqlich aleichaliltia zu fein. Die Pantomime mit dem Ballet tam erft nach der gros fren Pause. Frau Sei-äffen hatte sich degraenommem nicht mehr aufgeregt zu fein. sondern gänzlich ruhia zu blei ben. Dauben mußte den Leuten ac fallen. Sie hatte Dorchen —- fiir die Cirtusmitatieder führte am Abend in das Gebäude eine befondere Thür — — · weniaftens in die Garben-be begleiten wollen, der Eintritt dort-wurde ihr aber verfaatz fie hatte Doechen nur abliefern diirfern Der Gardeeobenraum in dem sich M Dotchen mit etwa fünfzi andern del-en befand, diente am Lage als idertoettftath hier faßen die E ttmrciilteemnem denn die file das solleteoevs und die Statiftee e noth wendigen Mit-ne wurden ini Cireuö selber angeferti t. hier war auch Dorchen vorn SZsIeider Maß enoms nien worden. Alt ihr dann a r nur ein einfaches, weißes Titlltletdschen an ae oan wurde, was kleich vortrefflich tax war sie zieni ich enttliuscht. sie hatte sich schon auf etwas Bun tes, das mit Gold und Schmuck der ziert war, gefreut. Unter den Mädchen ging es, während sie sitt-an lleideten und var kleinen Spiegeln chkk Gesichter ichrnintten, —- einige nadineu dazu siatt der theuren Schnunle bloß gestoßenen rot en iegelsiein —«- laut und lusii zu. on rer Unterhaltung verstand orchen ni t vier-— nur la viel, daß« meistens von Herren die Rede war. Eine Ausnahme machte nur wieder das blasse, schwarzliaarige Mädchen. Darchen kannte nun auai ihren Namen. »" ianiinetta« wurde sie von Herrn Se ini gerufen. Auch Fiainrnetta siand vor eineni Spiegel aanz dicht vor Dorchen und putzte sich das Gesicht, aber ihr Gesicht blieb da bei traurig und je weniger sie jemand zu beobachten schien, uiri so trauriger wurde es. Die Garderobenirau, welche die Kleider vertheilte, hatte auch Dorchen das ihre gereicht. Dorchen war anges zogen, nur geschmintt war sie noch nicht« · »Na geh mal zu einer hin- und las dir auch was ins Gesicht streichen!« sagte sie. « Die Mädchen hatten alle mit fic »felhst genug z·u thun. Um Dorcheii schien sich leine Leliimrnern zunwi len »Komm ber,'« sagte plö lich -ian.« metta., sich zu Darchen Finioeikfdena » als hatte sie die Worte der Garderobe » irau gehört. Dorclzen trat zu ihr an ten langen schmalen Tisch heran L »Du heißt Dorchen?« sragte Zinsn metta leise, ihre Hasrnvsote in den ! rothen Schminttops vor ihr tupseno. sFiammetta lächelte freundlich dabei, aber auch das Lächeln blieb lriibe und » traurig. ; »Hast du noch Eltern?« fragte sie ) weiter. - l »Ich habe noch eine Mainaf ers s widerte Dorchen. — ’ .Dann bist du glücklich. Dorchen," I sagte Fiainmetta, liedlosend strich sie i Dorchen über das Haar und stumm ; und sehnsüchtig sah sie ihr in die k Augen. : Sie sprach so leise, als sollten die "andetn Mädchen nichts davon hören. Ei war, als trennte sie von diesen eine Scheidewand 2 »Sage deiner Mutter.« suhr sie sort — «sie soll dich wieder von hier sorls »nehmen, sie soll dich, wenn ihr arm » seid, lieber etwas Qrdentliches lernen J lassen, nur vor dein hier soll sie dich » bewahren.' - ; «Fianinietta!· tönte lii lich vorn anderen Ende des Saa es urch die kThiirsoalte eine Stimme, es war die s Stimme herrn Sestinis. Wie ein lReh. daß vlöflieh den lauernden Jä « aer gewahrt« chreate , iarnrnetta aus, H hastig gab sie rnit der senvsote Dor ichen aus jede Wange einen Strich,’ sdann slog sie davon, woraus sie hin s ter der Thüre verschwand. — Die große Pause war elornrnen. Durch den Stallgan , das oder, das Bestibiil und den arstall ergo sich die Menge des Publikums Eine iers telstunde später läutete wieder die Glorie und der Zuschauer-kaum siillte sich von neuem. «Steclen sie jetzt doch ihre Butter schnilten ein, s reiboten, Sie sind hter doch nicht au der Gallerie!« sagte Frau Schässer angehalten zu ihrer Freundin Frau Freibote atte ihre grosse schwar e Ledertas mitgenommen, deren Einhalt beide Damen während der Pause eisrig zugesprochen halten« und Frau Freibote aß noch immer. »Man tann mit Ihnen aher auch wirtlich nicht aus einen anständigen Platz qehen,« fuhr Frau Schiis er er regt weiter sort —- »und tehen te sich doch Jhre Handschuhe wieder an, dlosz daß 'rnan . hnen nicht gleich ansieht« dasz sie eine Nähsussel sind. Widerwillig schickte sich Frau Frei bate an, dern so nachdriicktiche«1.Bei fehle ihrer Freundin nachzugehen, als ptöhtich -—- beide Damen hatten ihren Platz an einer Ecke —- der blonde stattliche Mann mit der aoldenen he treßten Livree var ihnen stand. »Ist eine von Jhnen Frau Schäf ier!« fragte er. «,.Die bin ich!« erwiderte Frau Schösser erschrocken. j »Sie möchten einmat zu Frau Di ) rektor tomrnen!' ’ Frau Schässer hatte doch auch reO aehörR »Im Frau Director?« «5’tu." -Wat5 soll ich denntsp »Ich weiß nicht« ØDer Billeteur ging voran. Frau Ftetbote hatte ihre große, schwarze Lsdkkksfche umständlich aus den osr genommen, dar allen Leuten packte sie Ihre Stullen wieder ein« so daß es auch der Bitteteur gesehen bat ke— Frau Schösssk WILL sich vor dem Mann zu Tode schämen Ohne qhek Zeit zu etwas zu haben, folgte sie ihm· Mortsehuna solat.) Seit einem Jahre ist C i der vertehrsretehste Hasenpla sitt-Pera Lande-, nachdem vorher etd Partei war. Vant l. Januar dts mn l. Kalt 1898 kam-u in Ehr-m Ho Sei-Mk mehr an, tvte in New ri, tritt einein urn Ost-s größeren » gehalt.