Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 26, 1899, Sonntags-Blatt., Image 11

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    « Frau eine-innen
’ Aventiure, die tm Waldesrau
schen
ich Lenzesstuein vom Berg zuthalde
us deren Zug Mkh ggaue Grübeln
ie —
sie naht! Du sollst im Alltagslärm
ihr lauschen.
Miit hexißer Welle wird Dein Herz
durchrauschen
Der Irrfahrt Sehnsucht aus dem alten
. Das MarttgewiihL »der Asphaltdunst
entflieht,
nd Lust und Sonne sollst Du dafür
« " tauschen.
» Betschvll«ner Zeit olliniicht’ger Werde
) gcmg
Strömt rvie ein Jungquell aus dem
k Dichterbronnen;
»Frau Aventiure, die vergessen lang,
bRust Dich hinaus zu niegekannten
Wonnen.
Gesegnet Streier iäber’n Waldeshang2
Wir ziehen mit, dem Kalt nnd Stein
entronnen!
Margarethe Patfn Nentsch
is—-——-—--——s.0..-——
Vte Zwerg-Römer M ttcsiettrisiu8·
BonKarl Witte.
Es- ist bekannt, rass. -.--. :·nley im gro
ßen mittstlnsrits nisctin Urionld mit
merkwürdigen Zinsen - Vättcrn in Be
tühtunn thin und m erst-Hinten Welt
Kunde nun ityen Lieds-Ie, eher vielmehr
ihr Vesrhktnnenseiin von dein schon He
riksot berichtet, bestätigte Auch über
ihre Sitzen und Gebrauche sowie über
ihre ganze Lebensweise liegen jetzt aus
süssrliche nnd zuverlässige Mitttkeilnn
gen vor, und zwar aus der Feder des
englischen Ofsiziers Baker-M, ver seit
mehreren Jahren im Dienste des Kon
go Stuntes steht und ans seinen
Streifzüqen durch zum Theil uner
frischte Gegenden Mittel - Astita’s.
vielfach mit den Zwerg - Völtern ver-«
lehren konnte. Stonlen hat zu dem
kürzlich derössentlichten Buche Bur
rotv’z »Ehe Land os the Pigmies«', eine i
ein ehlende Vorrede geschrieben.
ie Zwerg- Völker Central- Afri
la O hausen zwischen dern 2. und Z
Grad nördlicher Breite und dein 28 I
nnd SO. Grad ostlicher Länge. Starr-s
leis· hält sie siir Verwandte der Busch !
manner Süd- Asrita s, so auch Weis-?
mann, und Vurrowe schließt sich diesert
Annahme nn. Von den Negern unter
scheidet sie ihre hellere Hautsarbe und;
das glattem nicht selten diintelbrauneE
Haar. Abgesehen von ihrer außeror- s
dientlich tleinen Gestalt, wegen der sie
die Bezeichnung Zwerge mit Recht ver s
dienen, find sie normal gedient und gut
entwickelt Man hat sie freilich ein
körperlich entarteteg Geschlecht genaiint,3
aber dein wider-spricht der Engl äiider
entschieden wenn er iiich iiiciiett daß
sie in sozialer nnd geistiger Hinsicht auf
der untersten Stufe menschlicher Kultur
stehen.
Der Wandertrieb scheint ihnen tin-:
auöliisrhlich eiiigekriigt u sein. Festes
Wohnsihe tennen sie iii t, und ledeiis
fast ausschließlich von der Jagd. mir
die Gebiete gewisser Negeritiimnie ha s
den sie eine ausgesprochene Vorliebe, »
weil sieDuldnng bei ihnen sinden, iviih
cend sie die Berührung iiiit anderen;
Stämmen so viel ttie möglich meiden
Als Bunde-genossen werden sie tiechg
geschätzt, denn wenn diese Zigeuners
Mittel : Afrilakz cuch nur verhältniß
mäßig geringe Herrschaaren in’s Feld«
stellen können, so genießen sie doch we- i
gen ihrer wilden Tcpsertiit nicht gerin !
ges kriegerisches Ansehen. Gewöhnlichs
schließen sie ein lledereiiitoinmeii mit
demjenigen Häuptting, dessen Gebiet iie
sich als Jagdgriinde auserloren liabeii,!
und sind stets bereit, ihm gegen seines
Feinde thatlriistigen Beistand zu lei
sten, d. h. so lange das gegenseitige Ver l
Paltnisi uiigetriibt ist Lottert sich die
es aus irgend einem Grunde, dannl
brechen sie ihre Hütten ab und iieheiii
ter, uin mit einem anderen häuiit «
ling einen ähnlichen Vertrag abzuschlie
n. Jhre Unabhängigteit schätzen sie
ehr hoch, ein freies-, ungediindenes Le
den mit Bogen und Pfeilen in der Hand
zu führen: darin besteht ihre höchste
irdische Glückseligleit
Aus seinem Vertehr iiiit deii Zwerg-.
völlern nimmt ZBiirroivS sie gegen den
WVorwurs daß sie die Hand gern zum
Stehlen ausstrectieih in Schutz. Wohl
sind sie nach seiner Beobachtung undL
Erfahrung in Bezug aus Lüge und
Täuschung schlimmer als die Regen die
in dieser Hinsicht bekanntlich Anherok-,
deutliche-s leisten, aber jeden Diebstahl
verabschenen sie. Das ist aber einch faikl
dar- einzig Gute, was er ihnen in nio ·
rciischer Beziehung nachiagtz Verfchlasp
genheit, Ratt-sucht nnd Argwohn hat er
ein ihnen als hervortretende Eigenschai:’
ten bemertt.
Ihre Geschicklichkeit an Bogenschiii
irührnt er tilg- ganz außerordentlich
eradezu Wunder der Schnelligtekt
und Trev firchtrneii vollbringen sie mit
ihrtn Ue rien Boqen Sie können drei
oder Vier Pfeile mit solcher Geschwin
Ulittit nach einander adichießen, daß
der leyte schon den Bogen verlassen hat
kaDI-'» Uvch der erste am Ziel angekom
men lit. Yei einem Fehiichuß gerathen
sie leicht in eine solche Wirth über sich
IMM- DCß sit Bogen und Pfeile zer
Ikkchm Vor ihre-m Rachevurst zittern
Ost Völkerichaftem mir denen sie inBr
«"-Mng kommen. Wenn ein Zwei fei
«"M steil in einen Fruchtbanm l ießt,
; M der Eigenthitmer genau. m
, r
qui- 1
ibaz zu bedeuten hat, und hiltet sich. den
Pfeil zu entfernen und die rüchte zu
Irfliiclem wenn sie reif sind. zu wird
»sich mit Sicherheit der Zwerg, der den
JBoum mit seinem Pfeil beze chnet hat,
feinfindern freilich nicht, ohne an den
sStamm ein Partei mit Fleisch als Ent
gelt für die Vertrauen« die er sich auf
solche Weise aneignet, befesti t zu ha
ben. Er möchte um keinen reis als
gemeiner Dieb gelten.
Jrn beständigen Jägerleben ist ihre
Beobachtungsgabe wunderbar ge
scharfh Burrowg meint, darin liber
.trafen sie wohl jede andere menschliche
Rasse. Von ihrem starken Gedächtnis;
und ihrerJJiachahmungsfähi leit erzählt
Junler ein ergötzliches Bei viel. Eine-S
Tage-J traf er in seinem Lager wieder
mit einem Zwerg zusammen, den er
vier Jahre vorher gemessen hatte. Zur
allgemeinen Heiterkeit machte der klei
ne Geselle Junkers Bewegungen und
ganze Haltung bis in’s Einzelne bei der
nun schon so weit zurückliegenden Meß
»prozedur nach.
i Man unterscheidet die Zwerge in ro
the und schwarze Diese sind freilich im
Allgemeinen zwei bis drei Zoll großer
als jene, aber nicht so wohl geformt
und in geistiger Hinsicht ohne Zweifel
niedriger flehend. Die beiden von ein
ander verschiedenen Stämme leben tre
der zusammen, noch verwischen sie sich
mit einander. Gemeinsam ist ihnen eine
dicke überhangenoe Oberlippe. Die
Familienbande unter den Zwergvöl
tern Mittelairilag sind äußerst locker;
u.iitterliche, lindlirhe und geschwisterlis
che Liebe gilt bei ihnen sehr wenig. Ge
sellige Eigenschaften fehlen ihnen Mit
ganz, Eifersucht auf einander scheint
ihr Zusanuuenleden stark zu beeinflus
sen Jlxre Dotier, fo weit man von sol
chen reden kann, bestehen aus zwanzig
lsiL dreißig bienenlorbartigen Hütten,
die etwa vier Fuß hoch sind, für iie hoch
genug. Wie tief sie aus der Stufe gei
itmer Entwickelung stehen, geht zur
Genüge daraus hervor-, daß sie von der
Zeit leinen Begriff haben, daß sie von
der Vergangenheit ihrer Rasse nichts
wissen, daß religiöse Empfindungen
ihnen gänzlich unbetannt sind·
i
s
»Von der Freßgier und den Mengen,
tie die Zwerge bei einer Mahlzeit zu
vertilgen vermögen, weiß Burrows aus
eigener Anschauung lauen glaubliche
Dinge zu erzählen. Er behauptet, ein
Zwerg aße in der Regel doppelt so viel,
wie sonst einem erwachsenen Menschen
genüge. Sechzig Bananen, außer ande
rer Speise zur Abendmahlzeit könn
tes; ihm nichts inhaben und am fol
genden Morgen wäre er bereit, dasselbe
Quantuni mit demselben Behagen zus
verschlingen. Wie er es in seinem klei-l
nen Körper aufzuspeichern vermag, er
scheint dein Engliinder völlig unbe-l
greiflich. Als einst ein Zwerg in seiner
Gegenwart sich in dieser Beziehung
selbst übertraf nnd eine Banane nach
Iei anderen verschlung, als ob er plai
Ieii müsse, konnte der kleine Mann esiii
gar nicht begreifen, wie Jemand sichs
darüber wunderte. SeinesEßleistungT
erschien ihm selbst-«:absolut nicht der
Rede werth. Er erklärte. Bananen ivä-"
ren doch dazu da, gegessen zu werdeii,!
und er würde gern noch mehr verspei-«
sen, wenn er noch einige zur Hand
hätte. i
Die Zwerge sind ebenso geschickte Fi-«
fcher wie Jäger, obwohl das Wassers
nicht ihr Lieoiinqgeiemeat ist auchl
nicht zur Reinigung. Von den Thieren
des Waldes ist« so weit sie ihnen des
Erlegeno werth erscheinen, leino vor ih
ren sicher treffenden Pfeilen geschügt,
euch nicht der Elefant, den sie zunächst,
iu blenden suchen, indem sie auf die;
Augen zielen. Ihre Pfeile sind dergiH
let und verursachen deshalb um so ge-;
fährlichere Wunden. Die Pflanze, augj
der das Pfeilgift in Mittelafrita betet-;
tet wird, hat nach den Beobachtungen
Burrows weder Blumen noch Früchte;
ein Sachverständigen dem er einige
Eiemplare zur Untersuchung vorlegte,«
glaubte die Pflanze als »-.7-trhchndzi
Jcaia« bezeichnen zu tönnen
Zu jeglichem Handwerk sind die
Zwerge ebenso ungeschickt, wie zur Be
bauung des Bodens. Die Wertzeuges
und Waffen, die sie für die Jagd und
Arieggziige nöthig haben, tauschen sie!
don Negerstämmen. unter denen sie gesi
iade leben, geZen das Fleisch der bonI
ihnen erlegten « biete, oder gegen Frau
en, die sie iin Walde aufgegriffen ha
ben. ein. s .
Jedes Dorf hat einen Häuptlingi
sonst giebt es teinen Rangunterschied.l
Wir haben schon hervorgehoben, daßl
die Familienbande bei ihnen an IesV-l
teil sehr viel, wenn nicht Alles zu» wun- l
schen übrig lassen. Aus seiner eigenenl
Erfahrung erzählt der Englander einl
Beispiel davon, wie schwach bei ihnenl
das Bewußtsein der Brursoerwanwz
schost und die daraus entspringenrej
Liebe entrrictelt ist unl- wie wenig sie
von Heimathsliebe empfinden. Mit et-I
nein Zwerg, der ian seit längerer Zeit
als Diener gefolgt war« kam er einsti
zu dessen Geburtsort zurück Bei dessen«
Anblick verrieth dieser jedoch nicht diej
aller-geringste sreudige Erregung. Um»
ihn siir seine treuen Dienste zu beloh- (
nen, bot Burrows ihm die Freiheit an ;
damit er zu seinen Angehörigen zu-’
rücktehren und wieder inmitten seines
Stammes leben könnte. Aber weit da
vcn entfernt, dieses Anerbieten seines
Herrn als eine Anerkennung seines
Diensteiserö anzusehen und es bereit
willigst anzunehmen, sah er eine
Strafe darin und fragte, was er denn
verbrochen habe, um zu den Seinen zu
;riietseschickt zu werden. Es niiyte nichts,
Fraß Bari-ones ihm feierlich betheuerte,
er habe ihn mit dem Anerbieten nur
Isttr seine Treue belohnen wollen. Der
werg blieb davon überzeu t, ein' rein
rr mit ihm nnsusrieden ei un ihn
i
Tlos sein wolle. Um ihm zu beweisen,
wie sehr er ihm ergeben wäre, machte
er ihm folgenden sonderbaren Bor
schlag: er wolle mit einigen Soldaten
seinen Vater und seine Mutter gefan
gen nehmen und sie thin, seinem Herrn.
dann zuführen. Daß dieser nicht dir-·
aus einging, schien ihm Enttäuschung
zu bereiten.
Fremde dulden die Zwerge nicht
grrn in ihren Jagd-gebieten und wehe
Tem, der ahnungglos irn Iirwalde it
ren Weg treuth hinter Stärnmen unt
Blattwert verborgen, schießen sie ihn
aus- denr Hinterhalt mit ihrs-n Pfeilen
nieder. Jeden Pfeil, der nen Bogen
verläßt, begleitet ein turzerSchrei treff
sicheter Zuversicht Wenn rnan ihnen
verwirst, daß es heimtückisch sei, Za
rnanden hinterrücks zu überfallen,
ben sie immer dieselbe Entschuldi ung
bereit: »Er war ein Fremder! Das
hatte er hier zu suchen?«
Jn seinem Buche: »Erlebnisse im
äauatorialen Afrika« behauptet Dr.
Parte, einer der Begleiter Stanlehs,
unter den Zwergstämmen Mittelafri
las herrsche Menschenfresserei. Er
schreibt: »Meine Zwergin erzählt mit,
daß die Leute ihres Stammes selten
Menschenfleisch essen und sich dessen
schämen.« Burrorvs dagegen ist nach
seinen eigenen Beobachtungen und Ei
sahrungen zu der Ueberzeugung gekom
men, daß die Zwerge nicht einmal mit
Ausnahmen zu den Kannibalen gerech
net werden dürfen· Auch Boulger, der
Verfasser eines jüngst veröffentlichien
Buches über den Kongostaat (,,T!)e
Congo State or the groroth os civilisas
tion in Central Africa'«) spricht alle
Zwerasiämme von dein Vorwurf der
Menschenfresserei frei
Die durchschnittliche Größe der er
trachsenen Zwerge beträgt vier Fuß,
Die Frauen sind im Allgemeinen noch
lleiner. aber wie die Männer sonst pro
portionirt gebaut.
Die Kleidung der Zwerge ist so ein
sam roie möglich. Die Männer tragen
ein Stück Tuch um die Lenden, die
Frauen einen Kranz aus Blättern.
Von Schmuckgegenständen irgendwel
Jst-er Art und von Icatowirung hat oer
’(anländer leine Spur bei ihnen be
merkt. Musikalische Instrumente sind
ihnen vollständig unbetannt; bei ihren
Tänzen schlagen sie mit Pfeilen aus
Bogen. ——- Albinos scheinen unter den
Zwergvällern Mittelasrilas ehr selten
zu sein; Burrows sah aus a en seinen
Reisen durch iene Gebiete nur einen ein
zigen, dessen Hautsarbe schneeweiß war,
ohne die geringste Spur irgend welcher
Färbung.
Wenn Jemand stirbt, so wird er
eingescharrt und ist dann sofort roll
ständig vergessen. Von einer Ehrung
der Todten ist bei den Zwergen in lei
ner Hinsicht die Rede, sie halte· es
nicht einmal siir nöthig, die letzte Ru
hestätte Deter. die ihnen im Leben nahe
gestanden sind, mit irgend einem Zei
chen zu versehen.
Jn seinem schon erwähnten Buche
äußert Boulger, wenn die Zwergviiltet
Zentralafrilao auch in absehbarer Zeit
wenig zur materiellen Hebung des
Kongostaates wiirden beitragen können,
so dürse man doch ihren triegerischen
Beistand nicht unterschiitzen Wegen
ihrer körperlichen Kraft und Augdauer
iriiren sie als Bundesgenossen nicht zu
verachten.
W
Winter Lehm.
Sie haben sich entloth
Große Sensation in dein kleinen
Kreise, der die Familie kennt. Sogar
riesige Sensationl -
Der hübsche. kleine Beamte wird die
Tochter des Spelulanten nicht heira
then. Und Braut und Bräutigam hat«
ten sieh recht von Herzen lieb. Er mach
te eine glänzende Heirath, sie konnte
zufrieden sein. Alle-:- schwamm in
Wonne. Dennoch ist die Partie zu
rückgegangen Und weshalb? Wegen
eines nicht angesagten »Pagat .- Ultis
mo«. Sollte man das sür möglich
hatten? Doch, das muß erzählt sein.
Der Schwiegervater »in spe« hatte
im Spielzimmer eines Kasseehauseg
im zweiten Bezirl eine tägliche Tarok
partie. Es wurde dabei um hohegGeld
gepielt. Der Schwiegersohn »in spe«
toar der tägliche Kiebitz. Ein- Kiebitz
von Temperament und Leidenschaft.
Er lebte jede Partie des Schwiegerva
ters mit. Solche Anhänglichkeit freu
te den Alten. Und noch einen Vorng
besaß der Schwiegersohn. Er redete
nichts darein. Das war gut sür ihn.
Denn der Alte ließ sich nichts darein
reden. Das wußte der Schwiegersohn.
Und weil er sich die gute Partie nicht
vederben wollte, schwieg er. Und doch,
und doch! Wer hätte das gedacht-Z
Am letzten bamnag war oie Par
tie wieder in vollem Gange. Der Alte
hatte Pech und wat beträchtlich ini
Verluste. Da plötzlich lachte ihm das
Glück. Nur Taroetspieler werden das
Hochgeiiihl begreifen, das ihn erfüllte.
Er licitirte bis zum Vierfachen, ,,tanf:
te« glänzend, saß da mit zwölf Tatock
und einem bis zum Herztönig geschlos
senen Blatt und war «Ausspieler«.
Nahezn ein »Voilat«, garnirt mit dem
Pagai, hatte er in der Hand. Ein siche
res Ultimo. Der qeriebene Tatockpirat
ralculikt aber sehr richtig: »Wenn ich
den chat anfage, wissen die Partner,
wie itarl ich mich fühle. Ich schweige,
man ionitirt n;ich, recon rire, meine
Gegner sind Hazardeure. Sie geben
iubrontta und ich komme noch einmal
zurück«
So sist er denn mit dem glänzenden
iBlatt da, thut sehr besorgt und stellt
dieMauiesalle, indem et tleinlaut sa t:
»Es lann gehen!« Beide Partner, ie
,tauin diese Erklärung erwarten konn
ten, wollten erregt zugleich ,,contra!"
E
W
Erusen Jn demselben Augenblicke
schnellt der Schwiegersohn, die Finesse
des Alten nicht versteh-end, von seinem
Sitze empor nnd schreit: »bören Sie,
Schwiegervater bei einem aufgeleaten
«·!kic-lablattc tiinUltinv anzusaan, das
List mir noch nicht vorgekommen«
Unglückseliger, wag hast Du ge
)tl)an?
; Der Kriquvlan war verrathen Die
Partner lächeln und schweigen Der
Schwiegervater leqt behutsam die Kar
ten nieder, wendet sich zur Seite und
applicirt dem Schtviegersvhne eine
Ohrfeiqe..
i Große Pause .....
Der Schtviegersohn tust den Zahl
matqueur, begleicht seine Rechnung,
lniinmt Hut und Stock und verläßt dag
Spielziinmer Der Alte spielt seine
Partie schweiqsam zu Ende. Als er
nach Hause lam, fand er Frau und
Töchter in Thränen Die Absage lag
«scho,n auf dem Tische. Dak- Pagat
hatte ein junges Glück zerrissen, ehe es
geknüpft war . ..
s
O If
Der Coulissenzauber übt doch auf
manche Leute eine Wirkung aus, die
sich der Unbetheiligte taum zu erkla
ren weiß. Aber die eleganten, schönen
und zuweilen sogar geistreichen Blut
saugerinneU, die großen, die kleinen
und auch die ganz kleinen Gottinnen
der Bühnen, wissen ihn weidlich aus:
,znniit;en. Was das Seltsamste ist:
tauch mit der strengen Moral, mit der
.ilnnahbarteit und Abweisung läßt
sich nicht selten ein ganz gutes Geschäft
manchen. Eine junge Schauspielerin
ist dieser Tage iu allen Ehren zu ganz
netter Wohlhabenheit gelangt·
Sie spielte vor zwei Jahen in einem
Pheripheritheater Heroinem und son
istige Rollen, bei denen guter Wuchs
und imposante Erscheinung angenehm
ist. Eine schönere Fee Eheristane zum
Beispiel könnte sich kein Veranstalter
svon ,,tableaux vivants« wünschen. Jhr
«kiinstlerisches Können stand nicht auf
besonders hoher Stufe sie laborirte an
einem kleinen Sprachsehler, der ihr
höchstens bei der Erlernung der stan
zösischen Sprache zu statten käme, sie
niiselte ein wenig. Aber wer das hüb
Ische, junge Weib sah, der kritisirte ihre
Sprechweise nicht mehr. Dabei ivar sie
svon tadelloser Anständigleit, und die
Iallerbiisesten Zungen» an denen im
kBannlreis eines Theaters wahrlich
Klein Mangel besteht, wußten an ihr
snicht das Geringste zu entdecken, was
seine einigermaßen üble Nachrede er
lmöglicht hätte.
i Die junge Künstlerim deren Eltern
in Wien wohnen, nahm auswärts En
gagement, in der zweitgrößten Stadt
eines großen Nachbarreicheg. Es ge
zschah dasselbe rrie in Wien, man be
jwunderte ihre Schönheit, und derSohn
eines dortigen Biichhändlerg, der nei
sbenbei Millionär ist, verliebte sich bis
liiber seine sämmtlichen Ohren in sie.
Er sah bald ein: da giebt es teine an
dere Hilfe, als eine Heirath· Der junge
Mann wäre auch bereit gewesen, zu
diesem verzweifelten Auskunftsmittel
zu greifen, doch sein Vater legte ein
strenges Veto ein. Das erniichterte ihn
auch nicht. Schließlich auch der bloße
Pflichttheil Vom väterlichen Vermögen
gab Aussicht ans eine ganz angenehme
Existenz.
Der Papa Milliuniir unterhandelte
also nicht mehr mit dem Sohne, son
dern dirett mit der geliebten jungen
Dame. Er bot ihr 50,i)(.)() Mart, zahl
bar sofort; nachdem sie ein Schriftstiick
untersertigt. indem sie ehrenioörtlich er
klärt, daß sie mit dein verliebten Jung
lina teinerlei wie immer gearteten Ver
leltr mehr unterhalten werde.
Sie überlegte nicht lange. Jbr Herz
war nicht betheiligt, denn sie ist ,,talt
wie ein Hundeichniinzctxen«· Sie unter
schrieb und dieser Tage ist zu Händen
ihrer Eltern in Wien der »Tngend
preis« baar aus-bezahlt worden.
st- - --
Tie Romantit ist noch nicht cuiae
storben, und ost acht esz im wirklichen
Leben ganz genau so zu, wie in den
wundersamen Geschichten der deutschen
ffaiiiilienblättex, in denen die edle
Gouvernante zum Schluß init einer
gewissen Regeltniißialeit den Ritter
gutgbesitzer heirathet.
J Dieser Tage hat sich in der Wiener
»Gesellschast ein Ereigniß zugetragen,
Fwelches das alte Vornetheil, als oh die
"Berstsnde5heiratheii von vorneherein
Hnur zum Ungliick der Betheiligten ae
sschlossen werden, wieder einmal über
Iden Hausen wirst und, wie schon er
)tvälint, einer starken anabe von Ro
»rnantik nicht entbehrt. Die Geschichte
ispiselt noch dazu in dein Hause eines
sauggesprochenen Geldmenschen, der bei
yseinen klugen, tiihlen Handlungen und
,Entschliissen noch immer höchst prosa
sisch zu Werte gegangen ist. tsr machte
von dieser Gewohnheit auch teine Aug
nahme, als es sich um die Verheirath
nna seines hübschen Töchterleins han
ideltr. Nur keine Hirngespinste, keine
verrückten Lustschlösser, die sehr schön
-sind, aker nicht bewohnbar. Da et den
Reichthum als die Hauptquelle des
menschlichen Glücks betrachtete, leitete
ihn bei der Auswahl der Freier auch
nur die einzige Frage, wer recht viel
»Baares« mitbringt. Als er die Bo
nitäi aller seiner heirathssähigen und
Iheirathslustigen Committenten genau
l studirt hatte, war er sich vollkommen iin
sKlaren darüber, wessen Frau seine
hübsche era werden ell. Der Sohn
ieines englischen Großhändlers war
hinsichtlich der Vaarinittel der einzige
ernst zu nehmende Candidat. Das Ge
schäft war bald ins Reine gebracht.
Der Vater der Braut sehte sich mit dem
des Bräuti ums schriftlich ins Einver
nehmen, un die era tvar aus einmal
i
fverlobh ohne daß man im elterli n
Hause vorher viel von dem glatten
schäst gesprochen hätte
! Nach ein paar Monaten sollte der
Bräutigam l;eriibertomn1en, Hochzeit
matt-en und mit seiner jungen Frau
Iwieder abreisen Die Wartezeit toar
nur deshalb festgesetzt worden, weil
IFriiulein Jrnia doch vorerst englisch
lernen mußte. Das wollte auch der
Bräutigam, der bei diesem Anlaß so
gleich eine Probe seiner Liebensivür
digleit ablegte; er werde selber einen
Sprachlehrer für die unbekannte Braut
besorgen, einen in Wien vorn Unterricht
Iliimmerlich lebenden Landsmann, ei
nen Jugendbekannten, in den er, so
wohl was seine Lehrertalenie als seine
sonstigen Eigenschaften anlange, das
vollste Vertrauen setze. Nach einigen
Tagen stellte sich auch dieser Mann un
ter Beibringung eines sehr freund
schaftlich gehaltenen Empfehlungs-«
schreibeng in der Familie vor, und der
Unterricht wurde sofort aufgenommen
sund mit allem Eifer fortgesetzt. Die
schöne Jrnia interessirte sich von Tag»
zu Tag mehr sijr die englische Sprache-. -
die ihr bisher immer so langweilig undI
nnschön vorgekommen war. Die junge
Wienerin fand, daß sich in keiner an
deren Sprache so lieb plaudern lasse. s
Das hatte Alles der ausgezeichnete
Lehrer verursacht, dessen Methode eine
ganz unüberlreifliche sein mußte, denn
als einige Wochen um waren, erklärte
die germa ihrem auf das Dochste betrof
fenen Papa, dafz itzre Verlobung gelöst
werden müsse, sie werde den ihr be
stimmten Engländer nie und nimmer
zum Manne nehmen. Warum? Das
ranf erhielt der Vater die Antwort,
welche junae Mädchen in diesen Fällen
stets zu geoen pflegen Das-H sagt ja
Eine der Vlndern nach Das Erste, was
nun der Papa zu thun hatte, war, dem
warm empfohlenen Sprachlehrer, der
sich auf so l-,interlistige Weise in das
Heer seiner Schülerin eingeschlichen
halte, zu sagen, daß er sich nicht mehr
im Hause blicken lassen möge. Da
stellte sich der Engländer wieder sehr
betroffen
,Jl,sre Tochter ist in mich verliebii«
Bravo, das ist sehr gut!« sagte ek.
»Herr, Sie soll doch einen Anderen
heirathen!«
»Warum soll sie das? Sie soll mich
heirathen.«
»Aber der Andere hat Gele«
»Nicht mehr wie ich, das kann ich
Sie ganz genau oetsichern!«
s äNicht mehr? Erlauben Sie, wie-»
o « — ;
»Das ist sehr einfach. Jch bin näm
lich selber der Andere. Jch habe mir
selber die Empfehlung mitgegeben, da
mit ich finde die Gelegenheit, mich per
sönlich zu überzeugen, ob wir gefallen
einander, ich und Fräulein era. —
Nun, wir gefallen einander Das ist
sehr gut. Wir Engländer sind eine
Praltifche Nation, mir laufen nicht die
Katz im Saal«
’ Als Fräulein era davon erfuhr,
daß sie ihr Bräutigam als Sprachleh-.
rer eingeschlichen hatte, fühlte sie ein
menschlich Rühren. Sie Verzieh ihml
den Humbug Die Verlobung wurde!
nicht aufgehoben, und bald soll dies
Hochzeit stattfinden.
l
i
!
i
Der Pfennig.
An einem schönen Sommertag
Da lag
Auf der Proirienade,
Jn der Mitte gerade,
Leiclst sichtbar fiir jeden Blick,
liin Vierte-knei- Pfenniastich
Da tam nkit rosigen Wanaen
liiin Fräulein gegangen.
Das l·«cEtte,
Ich weite!
Eidi gern aibiieltx
Tod-i nseil sitt-k- nicht schickt
LEJ ging sie lieber
An ilnx dnrfibee —
63 icici nach der »arm«
T .1 tani
lsin Herr, ein dicker
Mit einein Ziricker «
Tei« sat; ihn auch;
Dir-di nscil er zn bequem war
Und weil sein Bauch, ’
lWas oft nicht angenehm war,)
Ihn hinderte bei’m Bienen,
Lies: er ihn lieaen.
eDraus tan ein Protz.
Tei liess aus purem Trotz
Und nteil der Vsennia
Jlnsc set-im zu wenig,
Jikn liegen aus der Erde «
Und stieß Zum Schlusse "
Jtns weg mit dem Fuße. —- «
Nach diesem sit-ritt
Mit gravitäi’schem Tritt ·
De-v Weg’·9 ein hochgrelirier s
Gclclntek. «
Tessen Gedanken »
Im All verfaulen. «
Allein mit scharfem Blick
Hatt er das Psennigstiick
Dennoci ; gesehen ?
Blieb sieben
Mit festem Willen
lan riiclte die Brillen:
Doch vor lauter Gescheidlkseis -
Und aus Zerstreutheit
Hatte indessen
Er längst veraesien, »
Den Pfennia eben ;
Auen ansznlicbm —- ««
So laa noch immer
Jnc Sunnens nimm-s
Das Pfenniqstüch
Wie ist das Glück. .
Auf uas irsir hofo ’
Am Wege essen «
Und wurde schnö»
Verschneiibt
Ta zog heran
Ein Beltelmonkn
Voll Sorg’ um Brot«
W
Gebeugt durch Noth
Mit leerem Magen,
Gar nietiergeschlagen
Wie hätt-« der Arme
In feinem Hin-me
Und seinen Leiden
Mit tausend Freude
Den Fund begrüßt!
Allein sn ist
Auf dieser Welt
Es oft bestellt:
Der arme Wicht
An seiner Krücfe —
O Schicksalstijcke!
Der — seh ihn nicht!
O. E. Wantalowicz
Der Eustäuderhaß in Fraun-Mk
Wie der Berichterstattet eines Lon
doner Blattes aus Mentone schreibt,
kefinden sich die Söhne und Töchter
Albions, die gegenwärtig an der fon
nigen Riniera weilen, in keiner sehr be
ueidenswerthen Lage. Die Animosität
der fr.1nzösischen Bevölkerung gegen
alles. nscics den Stempel des Britischen
trägt, kommt mit jedem Tage deut
licher zum Ausdruck Es wäre Thor
ikeit, die Bedeutung dieser feindlichen
Gesinnung zu unterschätzen oder gar
ihr Bestehen sortzuleugnen. Man zwei
felt keinen Augenblick daran, daß es
von seiten der französischen Presse nur
noch eines kleinen weiteren Anstoßeg
bedarf, um es zu fatalen Ausschreitum
gen kommen zu lassen. Es hat sich das
Gerücht verbreitet, daß bereits eine
zweite und noch ernstereSchlägerei zwi
schen englischen und französischen Ma
trosen in Nizza stattgefunden habe.
Eine Folge davon war, daß dieRegie
rung aus telegraphischem Weg-e die so
fortige Abreise der französischetiKring
schiffe angeordnet hat. Jn Mentone
machen sich die Konsequenzen dieser an
tisenglischen Erbitterung schon sehr be
merkbar. Eine beträchtlicheAnzahl seit
Jahren von Engländern bewohnt gewe
sener Villen ist jetzt an andere Miether
abzugeben. Die bisherigen Jnsassen,
die immer im voraus für das ganze
Jahr die Rente entrichteten, obwohl sie
nur zeitweise während der Saison dort
wohnten, haben sich entschlossen, die
ungastlich gewordene Azurküste in Zu
kunft zu meiden und ihr schönes Geld
in die Taschen von Leuten fließen zu
lassen, die ihnen weniger aehässig ent
gegentreien.
Ein komm-er Zwischen-am
Als in einem Theater die Tragödie
»JUIiUs Cäsar« gegeben wurde Und
der Schauspieler an die Stelle gekom
men war, wo der ,,letzte Römer«, nach
dem er seinen Freigelassenen umsonst
aufgefordert hatte, ihn zu tödten, im
Begriff ist, sich selbst das Leben zu neh
men, trat plötzlich ein alter Ziegenbock
mit langem Bart und überhaupt von
höchst ehrwürdigem Ansehen aus den
Koulissen hervor und maß das dichtge
sullte Haus mit ernstem Blick. Die Zu
schauer, welche zuerst ijber diese uner
wartete Erscheinung verdutzt waren,
brachen bald in ein honierisches Geläch
ter aus, zum sichtbaren Erstaunen und
Schrecken Les Schattsvielers, der durch
sein effettvolleS Spiel eine ganz andere
Wirkung hervorzubringen glaubte· Der
lbärtige Eindringling näherte sich ern
sten Schrittes dem Proscenium und
glotzte die Versammlung an, derenAu3
brüche der Heiterkeit ihn jedoch zurück
scheurhten und wieder nach dem Hinter
grunde der Viihne trieben. llnterdessen
hatte sich Brutus mit so vieler tragi
scher Würde entleibt, wie unter diesen
Umständen nur möglich war; er fiel, in
seinen Mantel gehüllt zur Erde. Der
Ziegenbock der ihn liegen sah, mar
sctjirte auf ihn zu, beroch ihn und ward
denn unter lauterenr Geliiekiter als Zu
oor, in welches schließlich die Schauspie
ler mit cinstiunnten, von ver Bühne ge
führt.
. ———..-«..—
Die viel Arbeit.
Am Bezirksamt droan der Oisttianh
Ter rennt wie narrisch ums-.nand’!
Nc1’ schreit er: »’g Es a’ tunbra Graus,
Vor Arbeit kennst di’ nimme. anst«
Nn’ putzt er si« sein Auqenglns
Und schaut zum Fenster n’au«5 auf d’
C-traß’. -——
Da tritt-n aus der andern Seit’
Da isJ asz- chiamt oa’ net weit,
Und da steht na’ q’rad’ Oaner ·:’.-an,
Der schuugt sj’ d’ Strass n’ bist an.
«Na«, sagt der Olnder’: »die L)ab’n ’Z
schön,
G’rad’ allneil thun s’-1m Fenster
stett’n!«
Am Rentamt dtiib’n der Perztpient,
Der suchtklt suchswild mit die Händ-O
Na’ wirft et d’ Feder gleP an d' Wand
lan sagt: »Es is II wahre Schand,
Was i’ sür a« MordssAtbeit hab’;
Des bringt 1ni’ vorzeits no’ in’sGrab!«
Und weil ihm 's Sterb’n no’ net im
« Sinn,
Gebt er a’ wenn zum Fenster hin.
Tit schaut er zum Betirisamt ’mm1;
»«,Ja sagt cr: »die son net so dumm,
Tie tEItncn’s machen, die haben V
schön,
»Es-kais alltvcil thun s' am Fenster
; steh’n!«
Das gerührt-· Mädchen-.
sEin Dienstmädchen geht aus dem
yDienste und weint beimAbschiede für -
xterliclx Aus die Beruhigunssvetsu e
sites-Herrschaft entgegnet sie sch uchzend):
»Ach, lassen Sie man; wenn ich’s auf
einer Stelle auch noch so schlecht ge bt
shabe, geweint habe ich immer beim b
"gange."