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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 12, 1899)
Ver Yetztr vopthikgjjnent Erwärmt-. F»Ä,« » ».,.. SIEBEka Cäsar Wagnugk (8. F itsetzung.x, Das Grenadier-Bataillon Vorde. das letzte der Matschkolonne Hohen lche’s, näherte sich dem Dorfe Fürsten berg. Es begann zu dunkeln. Aus den tief herniederhänaenden Wolken rie selte ein feiner-, eiskalter Reigen und durchnäßte die Letzte bis auf die Haut. Müde, todtmüde fchleppten sie sich vorwärts durch den dodenlosen Koth des aufgeweichten Weges. Hier trat der Fuß klatschend in eineWasserlache. dort stolperte er siber das tief austre fahrene Wagenaeleis. In dumpfem Schweigen marschirte die Kolonne vor wärts. Wie lange war es doch schon, daß »He so soc-hingezogen in diesem schrecklichen Schweigen? Und nun schon seit zwei Tagen ohne Nahrung! Entttäftet, ermattet, waren Hunderte « am Straßenrande im Graben liegen geblieben. Kurz vor dem Dorfe standen Leute am Wege vom Batoillon Dohna, das dort die Gewehre zufammenqefetzt hat te. Stumpfsinnig, theilnadmslos sahen sie ihre Kameraden vorüber-ziehen Kein Mantel schätzte sie vor dem Regen. der sie mit einer Eiseskölte bis auf die Knochen durchdrana. Schaudernd, fchlotternd in ihrem dünnen, inappen Frack und den leinenen Hosen, dräng ten sie sich eng aneinander-. um durch Wärme ihres Körpers sich aegenfeitig Zu schützen Im letzten Zuae veH dumm-Ins Borcke wankte ein alter Musketier mit Wurm Bart. Als er die Leute des taillons Bohna am Weae stehen sah, raffte er seine letzten Kräfte zusam men, um vorwärts zu kommen. Er eilte aus dernGlied, er bintte und stol perte vorwärts-, bis er die Nächsten er reicht halte. Aus feinem mageten fab ls Gesicht starrten ein paar große, hol-le Augen mit fieberhattem Glanz nnd forschten mit banger eFrage in den Iuthioien, niedergefchlaaenen Mienen der Kameraden. Mehrmals öffnete et den Mund; aber er waate die Frage nicht, die seit lanan Stunden sein ein ziger Gedanke qervesen war. Endlich rang es sich los von feinen dunklen. Zuckknden Lippen, zaaend und doch mit einem leier Schimmer von Hoffnung, eiin einziges lurzes Wort: »Brod?« Die Grenadiere schättelten denKopi Es war zum Sterben traurig, dieses toortlofe, hoffnungslose Verneinen Keine Klage, lein Schimvfen, tein Fluch-—- dumpfes Verzweifeln. Der alte Mann blieb stehen. Keuchend lam Und ging der Athenn Da sah er feine Nachbarn im Zuge herankommen und mechanisch achorchend dem Zwang der Gewohnheit, trat er in’5 Glied zurück und taumelte weiter. Das Bataillon verschwand in der kalten, nassen Finsterniß des Oktober Abends. Jm Gaitzz mmer der noriicvenie ,u Fürstenbera saß der General Der m sant-rie Furit Hcryentahe raelfinaen Ernter ersd iciii bitte er sich iii i ne Ecke auf die halsserne Ban aesetzi unt Sckultern unu Fievs aea en die ae tunchte Mauer aeletnt Ec- tagte ein unruhiaer Schlund mer ibn i:-«er:i:aiin:. Wer de n pkürsren vcr taum zwei Wo chen bei Jena gesehen. der erkannte ibki heute kaum wieder Wie hatte dort aus den- Schlzchtselde seine Lohe rii terliche Gestalt alle Auaen auf sich ge zogen. Mit jugendlichem gener, ein Held an Tatpserteit hatte er allezeit da gestanden wo die Gefahr am größten wac; Und Die Trurpen die den edlen, unerschrockenen Führer über alles lieb ten, waren zu herai schen Thaten fort erissen worden durch sein unvergleich liches Beispiel. Fürwahr, furchtbar hatten die letz ten Tage auf die sonst imponirende Erscheinung des Fürsten aewirkt. Der jähe Zusaminenbruch aller Hoffnun ken, aller Erwartungen das unend ich mühselige Zurückführen derTrüm mer des preußischen Heeres. die unge eure Last der Verantwortung der ast gänzliche Manael an Ruhe und ahruna — - das war tu viel gewesen site den Sechzigjähriaem Das ein einsame Talglicht, das die enge Stube kürstig erhellte, warf seinen triiben Schein aus das Antlitz eines Greises. Dis Thüt öffnete sich. und der Ad feint, Rittmeister von der Marwitz at ein. Beim leiseste-n Geräusch war schenke-he erwacht und hatte sich er - Zier bei ich was zu haben MI, sagte antritz in feiner sris eher-, qlishifteu Art »Viel ist es nicht: ein Mr Karte-sieht ein Stück Brod und äu SMC Käse. . «M Ueber Acker-ist ate fder s hegt-L oran wie r ur - « Hier-Sohn sitt seinen Vater. I hab en mir man- ; Spinne ei Statut« «. seine OsfiziereT Mit ihnen müssen wir redlich theilen." »Der Oberst Massenbach ist IZum Retognosziren geritten in der« i tuna aus Boitzenbura Jch habe das« r gesorgt, daß er und feine Begleiter bei ihrer Rückkehr etwas zu essen versin den.'« Nun erst setzte sich der Fürst zu sei nem einsachen Mahle. Er und sein Ad jutant hatten seit gestern Mittag nichts zu sich genommen. So schwieg denn das Gespräch. Eine Zeit lang hdrte man nichts als das harte. eintönige Ticlen der Wanduhr und das Tröpseln des Regens in der Dachrinne. Hohenlcde trat ans Fenster und fah hinan-:- in die finstere Nacht. »Ein trauriger Ort,« sagte er leise, wie für sich selbst. »Wollte Gott, ich wäre in Boitzenbura.« »Wir erreichen incran Boitzenburq mit qeiinaem Morscki,'« sagte Marivitz mismunternd. »Dort finden wir die Lebensmittel die Euer Durchlaucht haben zusammenbrinan lassen, sind Donnerstag sind rrir jenseits der Oter.« »Wollte Gott· es wäre so,'« wieder holte der Färst noch einmal. »Ich bin am Ende meiner Kräfte. Jch selbst habe ja noch immer zu leben gehabt und mein alter Körper hält noch aus; aber das Elend der Leute schneidet mir in die Seele. Ich lann das nicht melir ertraaen. Wenn sie noch klagten wenn sie mir Anlaß gaben, die Strenge desj Dienstes verwest-lehren es wäre mir weniaer schrecklich Ader dieses stille. stumpfe Leiden klagt mich an mit einer nur sür mich l)örbaren, fürchterlichen Sprache« f « s .,:Icremand klagt euer Burg-lauern ; gn,« erwiderte Marwitz. .Die Leute ! kühlen. daß es eine verhängnisvolle . Vertettuna unglückseliger Verhältnisse - ist, die sie in ihre traurige Lage ge bracht hat. Iln Ihrer Person aber hängen sie alle mit unbegrenrter Liede und Verehrung und mit der festen Zuversicht daß Euer Durchlaucht Thattraft und Entschlossenheit sie die « set Lage wieder entreißen werden« s Hohenlohe wandte sich vom Fenster ; zurück und schritt nachdenklich durch dgsx Stirn-»Der Es war, als ob et die warmen und doch wohl berechneten Flotte seines Adjutanten nicht gehört tobe. »Noch immer teine Melduna vorn General Schimmel ernniaf sagte er, ..seit Rithencto schon bade Ich teine Nachricht von itirn.« Es klopfte Marmitz eina« nach der Tksür Draußen stand ein Hilfe-tren Ossiiier ,.’.Uietdnna vom General Schimmel psennia.« »Mit! --- Treten Sie ein.« Hobentokre nina lebhaft Ins den jun aek Offizier »zu. ..EI«.’ur., trak- brinaen Zie, siedet Freund?« .,General Zetnmmespsenniq meidet Euer Turckslanchi. das-, er deute Vor mittna Seiner-ja vor setrr Werte-Jener iejndlicher Kavallerie räumen wußte und sich in der Richttrna nerar hierher zurüdaemaen bat. Er dioorratirt etwa Irr-ei Weiter- don hier Der Feind steht ihm dicht aeaeniiber.« ..Feindtiche Jnsanterie ist nicht ne: meldet?« sraate Marwitz· »Nein, Herr Rittmeister.« Hodenlobe trat an den Tisch und be trachtete die dort ausqedrextete Karte Dann faate er: »Schreiben Sie einen Befehl für Schimmelvsennia, lieber Marwitz. Orientiren Sie ihn über meine Aus stelluna. Er soll srrtaesetzt meine rechte Flante decken. vor Ueberleaenbeit aus Beinenburg. ausweichen —- Ich sehe in dieser Meldung nichts Bedrohtiches für rsns,'« fuhr der Fürst fort. »Da seindliche Jnsanterie bist-er nicht gemeldet ist. so haben wir jeden falls einen ausreichenden Vorsprung aus dem Weae nach Stettin. Sollte tie sranzösische Kavallerie aber sich einfallen lassen, an uns heran-Juwel len, so hätten wir wohl Gelegenheit zu einem Wassenersola, der zwar keine großen materiellen Folgen haben, aber doch die Stimmuna unserer Leute beben würde-« « Während Marmitz sieh an den« Tisch setzte, um zu schreiben· wandte sich Tier Fürst aiätiast an den jungen Os zitt. ,Kenne ich Sie bereits versönlickr?« »An Befehl, Euer Dreieck-taucht Lieutenemt von Jaaow von den Echimmelpsennia-Hnsaren.« — »Ach, sowohl: ich weiss schon« Sie haben bei Vierzehnhetllgen been Komme-zweite herauf-gehauen an den feindlich-n Kürassierw Ich has-e Sie m meinemW . Seiner Majeggk » persönlich w;7eichaet« und Sie Mr M IIwa msthete vor .der fleht höher, als viele Andere. — Aber nun erzählen Sie mir, wie sieht es aus bei Ihrem Reaimenti Ich habe seit drei Tagen leine Meldung be lommen.« , »Ich bin selbst vom Reaiment deta chirt gewesen nach Oranienburg und habe dort ein Erlebniß gehabt, wegen dessen mir der General eine dringende Bitte an Euer Durchlauchi aufgetra aen hat« »So. Run, letzen wir uns dazu. Kommen- Sie, junger Herr, sehen Sie sich an den warmen Ofen; Sie sind ja durch und durch naß. — Warten Sie einen Anaenblicl.'« , Und der Fürst holte selbst ans fei ner Satteltasche eine silberne Flasche, die er dem Offizier mit den Worten reichte: »Trinlen Sie, es wird anen gut thun. Das ist von dem besten Pontoc, den ich in meinem Keller dabe. — So, nnd nun zu Jbrer Geschichte.« »Ich stand gestern ftüb auf der Fell-wache vor der Brücke über den Ruvviner Kanab baite eine Vedette an die Brücke voraeicheben Wie laum der Morqen araut. fallen von vorn ein paar Schüsse. Ich lasse sofort auf sitzen und antraben. Indem kommt meine Vehette zurückaeiaqt und mit ihr zwei Männer in büraerlicher Kleis duna. aber sicher zu Pferd, die Pistole in der Hand. Der Vorderste. ein Großer, schöner Mann, schreit mir zu: ; ich aesallen. Da drinnen unsere Leute T fallen sei: der General bade besohlen, I ihn unter Bedeckung in einem Wagen »Hm Attackel Feindliche Ksrvallerie vor uns!« Im selben Augenblick tau chen auch schon sranzdsische Husarzn im Nebel aus. Pech attackirr. Nachher im Handaemenge sehe ich denselben aroszen Mann dicht vor mir kämpfen Er führte den Säbel meisterhast und secht wie ein Löwe. Wie ihm der Hut vom Kot-se siillt, erlenne ich ihn plötzlich: der Rittmeister Waaenteld.« »Was!« ries Hohenlohe iihsrrascht WagenfelM Wie kommt der dorthin? Und ohne Unisorm?' »Ach weist auch nicht, Durchlaucht. Ich denke mir nur« er wird wohl, nach dem er aussurirt, zum Reniment zu rückgewallt haben, und da hat er viel leicht die Unisorrn abgelegt, um unge lsindert aus Berlin herauszulommen Er war hart im Gedränge. ich auch. Aus einmal seh« ich ihn stürzen, mit sarnmt dem Pferde. Die Unsern wa ren schon alle aeniorsen, so benutzte ich einen Auaenblick. wo ich mich meiner nächsten Gegner entledigt hatte, riß meinen Gaul herum und jagte zum Reaiment zurück, um den Verlust der Briicke zu melden. Waaenseld glaubte Abends einen seindlichen Draaoner ein, der erzählt er bade bestimmt ge sehen, daß der große Mann, der in biiraerlicheritleiduna mitten unter den ureußischen Husaren aeliimpst dabe, lebend in die hände der Franzosen aei nach Berlin »in schren.« Der Rittmeister Markt-itz, der seit-en i Befehl geschrieben hatte, stand aus unl ; lam zu den Beiden herüber. Haben Sie aehöet, Marwit3?« ries s ihm der Fürst entgeaen. Marwitz nicktr. »Und wir sind uns wohl dariiber liar,« suerohenlohe erreat sort. »was l das siir ihn bedeutet. Ohne Unisorm » mit den Waisen in der band eraris- H sen, wird er standrechtlich erschossen.« s »Das fürchtet der General Schim- . nielvsennia anch,' saate der Lieutenant von Jaaow· »und deshsid läßt er Euer Durchlaucht inständia bitten, selbst an den Kaiser Nadoleon zu schreiben. Er meint, wenn Euer Durchlaucht versicheru, dass der Ge sanaenc Ossizier ist, daß er im Be ariss war, zu seinem Regimentzuruck zulehrem so wird der Kaiser ihn wie jeden anderen Osskziet als Kriegsge sarsaenen behandeln. Hohenlohe stii te den Kopf aus der-· Ellenbogen und deckte die Augen mit der Hand ..Jch wiirde so handelnxstoie der Ge neral meint,'« sagte er langsam. »Ok der Kaiser so handeln wird —«? Jch weiß es nicht. Indes es ist ern Ver-— säcllx und ich will mein Mogltchstes t n.« »Von ich das Schreiben aussetzen-« sragte Mannig. »Nein ich danle Ihnen, lieber Mar niitz. Ich will doch lieber den Jannzen Brief selbst schreiben. Navcleon lennt mich bersönlicb und ich hosse, er wird sich sagen das-, der Mann der Scho nuna wertd ist. für den der Fürst Hobenlobe sein Wort einlegt.« Der , Hirst setzte sich an den Tisch zum S-2r:iben. »Wald-er kennen Sie beide den Ritt meister Wanenseld?« sraqte der Lieuss tenant von Jagoro leise. »Wer, der inVerlin nelebt bat, lennt ibn nicht.2'« erwiderte Matwitz in dem selben Tone. »Der erste Tänzer bei Hose. der beste Reiter des Reaiments. ein Schütze wie selten einer, dazu ein schöner Mann und — nun kommt die Hauptsache —-« ein vortrefflicher-, ein edler Mensch; mit solchen Eigenschaften konnte ee nicht verbor gen bleiben· Der Fürst kennt ibn seit lange und schätzt ihn sehr-. Aber glauben Sie mir, er würde denselben Brief auch für jeden Andern schreiben, den ee gar nicht kennt.« Der greise Fürst hatte sein Schrei ben mit veinlicher Sorgfalt ausgeseßt Ost hatte er inne gehalten, um die vorhergehenden Seide nochmals zu til-erlesen, und zögernd feste er endlich seinen Neuem darunter. «W Sie mit M, ju hete, und schonen Stevie P these sieht ssie retten M Isc- M M geredet-W"chbe Franzosen sind kurz bei der nd mit ihren Exetutionen. Berge en Sie nicht, Parlamentiirflaggen mitzuneh men..« Der Lieutenant von Jagow war noch nicht zehn Minuten fort, als die Thiir heftig ausgerissen wurde und der Quartiermeister des Fürsten, Oberst von- Massendakh, in’s Zimmer stürzte. »Ich habe eben diesen Lukan-Offi zier gefprochen,'« rief er aufgeregt, athenilo3. »Euer Durchlaucht haben nach nicht« alarrniren lassen?" «Wozu jetzt ein Manns-" fragte Ho henlohe etwas unsicher. »Wozu?« wiederholte Massenbach, die Augen aufreißmd und heftig gesti iulirend· »Aber Durchlaucht, sehen Sie denn nicht, daß wir von jekt ab Taa und Nacht marschiren mirffein wenn wir noch über die Oder wollen? Aus Zehdenick hat uns der Feind mit Kavallerie geworfen, und während er unsere Aufmerksamkeit dort zu fesseln sucht, marschirt er mit der nfanterie dahinter weg und erreicht aber Joa 1 chjnssthal oder über Angermijnde Stet : tin eher als wir, und wir finden nach her den Ueber ang befeßtk« »Mit-her wissen Sie, here Odersi, daß der Feind das thut?« fragte Mar witz ruhig. »du-loher ich das weiß-" rief Ma sent-ach brüst. Dann wandte er dem Adjutanten den Rücken. »Es giebt Kombinationen," sagte er mit erhobe ner Stimme, »die nur dem verständlich sind, der die Verhältnisse des großen Krieges beherrscht.« Hohenlahe, aus den der lebhafte, ge wandte Massenbach einen sast unbe ichriintten Einfluß ausübte, hatte sor aenooll die Karte betrachtet. »Wenn Sie mit Ihrer Besorgnisz recht haben, lieber Oberst,« sagte er mit iidern, traurigern Ton, »dann bleibt uns allerding- nichts übrig, als unsere erschösten, hungrigen Leute marschiren zu lassen.« .Es bleibt und nichts anderes, Durchlaucht!« rief Massenbach eifrig. »Ich bitte, ich beschwöre Sie, lassen Sie Mann schlagen. Jch eile selbst, den Befehl zu gehem« Noch war Hohenlohe so sest nicht entschlossen. Er hätte gern noch ein mal alles besprochen, noch einmal über legt, erwogen, aber schon war, wie so ost bereits, ver unruhige Kopf seines Quartiermeisters mit der Leitung durchgegangen Draußen rasselten die Trommeln Lautlos formitten sich die Kote-unen Jn tiefer Finsternisz, durch Regen und Sturm ging es wieder vorwärts aus dem Wege nach Prenzlam I I O Gebhard’s Wunde war doch bedeu tender, als er selbst anfangs geglaubt hatte. Der Degen des ieindlichen Hu saren war dicht an der vierten Ripne entlanageglitten und hatte einen lan gen Stichlanal geöffnet, aus dem das Blut ohne Unterlakz in dicken Tropfen bervorauoll Vor eine Augen legte es sich wie ein Schleier, in den Ohren be gann es zu tlingen uno zu sausen, Hände und Füße wurden so sonderbar aeiiihllog, und als die Dragoner ihren Gefangenen tin der Schulter saßten, um ihn fortzuführen, da brach er be sinnungzlos zusammen. »Ach Gott ach Gott!« jammerte die Mi. llerssrau die neugierig ängstlich aus der Schwelle des tleinenhiiuöchens erschienen war. »Ihr werdet doch den armen Menschen nicht so aus der ; Straße liegen lassen Faßt doch mal an und tragt ihn herein hier in unsere Stube.· Da die Frau bei diesen Worten die hölzerne Halbthiir öffnete, die den en qen Hausilur abschlosz, verstanden die Draaoner, was sie meinte, und mit der Gutmüthigleit, die fast immer die Sol baten im Felde zeigen, so lange ihre wilden Jnstintte nicht gereizt sind saß ten sie au wirklich vorsichtig an und trugen Ge hard in s Haue. Der Müller der sich bie r weislich im Hintergrunde gehalten tte tarn nun auch zum Vorögeiin ,alö er Lsah daß die Franzosen anz gemitt glich betragen Statt aberf eldt mit anzu satsen, blieb er, die lzm tze aus dem Kopfe und die hart in den Oasen taschen, als unthiitigee und mißteauii scher Zuschauer an der niedrigen Thite » stehen. Tie Dragcner hatten Gevbard ans dag- hohe, kurze Bett in der Ecke gelegt. »Gebt mal ein bischen auf die Seite,«« sagte die resolute Miillerin, »sonst innn ich nicht-«- selien hier im Wink-L Eo, nun wollen mir erst Den Rock ausziehen Ach ie, ach je das feine blaue Tuch, und ganz zerrissen nnd verruinitt von dem vielen Blute. Komm’ mal her, Du, und halt dir Schulter fest, sonst liiegen wir den Aermel nicht herunter Und Du, Gott lieb Du brauchst auch da nicht zu ste hen und zu glotzen. Lin-s lieber hin und hol eine Schüssel mit Wasser, das werden wie gleich brauchen« So tommanditte das frische Mis tige Weib, und wußte mit einer einzi gen Hand-bewegten die Franzosen so anzustellen, daß ie ihr wirklich und zweckmäßig helfen konnten. Das muß ein vornehmer Herr sein,« sagte die Müllerin vor sich hin .Die feine seidene Weste und das kostbare Sitenhemdp Das kalte Wasser, das un den Wundössnungen brannte, hat-v aus set-r hsetäuw Acht-er oh e ge WI« fragte erwies W ««»»»»»Nu frei-ins unvigek Heu! S m abemxach lem under, das Blut das lief kanns-la Aber ietzt werden wir's gleich in Ordnung Haben. Jch hab schon oft verbindenxmüssem wenn die Knechte sich itn GettieTJNzerletzt hatten, und da sah's manchmal safiinxmer aus, wie hier. Das wird in ein Mai-Tagen geheilt sein, so jun und kräftig, Ne» der anädige Herr i3.« « Der Blutvetlnst war doch so stakl gewesen, dasz Gebhatd, als detVerband fest angelegt war, nach wenig Augen blicken in einen tiefen Schlaf versank. Langsam, ganz langsam kam ihm das Bewußtsein zurück. Lange Zeit noch lag et mit geschlossenen Augen und hörte undeutlich, wie aus weiter Ferne, die Töne, die an sein Ohr dran aen, ohne daß et sie deutlich unterschei den konnte. Endlich schlug et die Au aen aus. i l Der letzte Schein des sinkenden Ta- ’ aes siel durch die kleinen Fenster in die " niedrige Bauernstube. Mechanisch, ohne anfangs recht zu wissen, wo er war« betrachtete Gebhard den bändet- I aeschmiickten Weizentranz. der von dem ! schwärzlich getönten Deckballen herab- H bina, die grellbunt gemalten Bilder des ? Heilandes und der tiiniglichen milie ; von Preußen an der blau getünchten · Wand. Jn der Ecke tiitte eine hölzerne s Standnhr mit hartem Schlag; ihr mit ; rothen Rosen bemaltes Zisserblatt sah ’ zu Gebbard herüber wie ein Menschen gesucht » Auf der Osenbanl saßen die Mül- ; lersleute und die kranzösischen Dra- . aoner in leisem Gespräch. Eine wun- . derliche Unterhaltung. Die Franzosen - erzählten sich Krieasabenteuet und der Miillet und seine Itzu lauschten den Erzählungen, von denen sie fast nichts verstanden· Und doch hatte die leb baste Art zu sprechen, das charakteri stische Spiel der Bewegungen und Ge berden mit der Zeit den Eindruck in ihnen erregt, als ob sie diesen bunten Geschichten folgen könnten. Aus dem Tisch stand Speck und Brod, ein paar Schnapsgläser und eine hohe grüne Flasche mit Branntwein. Die Fran zosen ließen es sich wohl sein· Das Ganze ivar wie eine Maniiverstnlle mitten im blutigen Ernst des Krieges. »Ich möchte einen Schluck Wasser haben," sagte Gebhard mit leiser Stimme. Augenblicklich verstummte das Ge spräch am Ofen. Die französischen Draavner hatten vorhin, nach dem Gefecht, Gebhaed der und rauh ange sasztx jetzt, nachdem der Rausch der Waffensiihrung verslogen, regte sich in ihnen das Gefühl tiesen Respetteth das» jeder gemeine Soldat vor dein höher stehenden Manne hat« Sie verstumm ten und sahen halb verlegen vor sich nieder. Die Miillerin sprang auf und « brachte Gebhard eine große iroeneTasse mit Waffen »Ist-a trinlen Euer Gnaden« saate sie in ihrer frischen, lebhaften Art. »Das bringt wieder Ruhe ins Blut.« Gebtiard trant in langen, tiefen Zü aen und es- rvar ihm, als ftröme rnit dem tiihlen Brunnenrvafier neues, träftiaes Leben in feine Adern. »Die Draaones haben nämlich tei nen Wagen finden tönnen,« sagt-. die Miiclerin ertlarenlx «Weit und breit ist schon alles auggrraubt von den Franzofen Nun wollten sie schon Euer Grieden heut Nachmittag zu Jus-, nach Berlin schleppen, aler ich liab«5 nicht aelitten.« litebhard reichte der freundlichen Frau die Hand Wie e-. durch eine franiofrich ge fiihrte Unterhaltung mit den Diana nern feststellte« hatten diese in derThat verarbens versucht, in der nächsten llm nebung einen Wagen mein-treiben und, die Unmöglichkeit eine-. Fußtrangpop tes fiir Gebhard einfehend, sich ent schieden, bis morgen unächft in der Mithle zu bleiben. ie freundliche Ausnahme und die gute Berpflegung moiYen ihr Theil beigetragen haben, um ie Franzosen in diefem Entschluß zu befiiirtern Die wirklich vortreffliche Verpfles gang, die die gutmiithigen Müllers leute um Gebhard’s willen auch den Franzofen angedeihen ließen, schien in der That eine große Anziehungslraft auf die Dragoner auszuüben Wenig-: stens strengten sie sich bei ihren Bemü hungen, einen Wagen zu erlangen, nicht übermäßig an, und die Miillerin fuchte ihnen tä, lich durch Zeichen ver ständlich zu magern daß der Gefangene noch immer nicht transportfiihr sei. Sowie Gebharw Kräfte sich so weit gehoben hatten, daß er sich wieder Herr seiner Glieder fühlte, begann er darauf zu sinnen, wie er sich diefer Ge fangenschaft durch die Flucht entziehen tönnr. Aber vergebens suchte er einen treiben-achten Augenblick zu finden· So leichtsinnig die Franzofen fvnft waren, fo ließen sie doch niemals Gebhard ganz aus den Augen. Einer von ihnen war stets irn Zimmer und hatte die ge ladene Piftole argtoöhnisch bereit. So gar bei Nacht blieb einer wach, wäh rend die anderen auf dem Stroh anr Boden schliefen. Es war augenschein lich, da sie die Verantwortung furch teten, alls der Gefangene ihnen ent laste - Endlich, na mehreren Tagen, hatte einer m den agoneen einen Korb tvaqes est-Betrieben unt- dazn einen, M, lb blindes Schimmel, der « « nn We. Aus die M ÆWXPM re anderen begleiteten den Wagen zu Pferd. . Weine-ed hatte vie ute Mülletsftau Geblzatd’s Hand gekü t, die et ihr mit - betzlichem Dank zum Abscjkied reichte, und ihr Mann hatte den Franzosen noch eine große Flasche Branntwein mitgegeben, damit sie ihren Gefange nen unterwegs freundlich Esphandeln ««fo»l»lten. Gdbhgrd wunderte sich selbst, daß er Aus der jungen, lan weiligen Fahrt nach Berlin nicht in chlechterer Stim mlMa wur. Aberses lag ties in seiner Natur begründet« dasjqu nicht mehr qriibeln tonnte über daz, M esehe war und somit unabänder « Ist stand. Er hatte mit-redlichem Wi n nnd nach seinen besten Kräften verk sucht, seinem König zu dienen; es war mißlungen, und nun galt es, nicht trübe rückwärts zu sehen, sondern un verzagt in die Zukunft, die ihm neue Aufgaben stellen wütdr. Daß er bis zum Friedensfchluß triegsgesangen sein würde, das sah er allerdings vor aus. Zunächst aber bewegte ihn nur die eine Sorge, wie er Charlotten Mit theiluna machen könnte von dem« was geschehen, und sie beruhigen liinnte über sein Schicksal. Jn Berlin mußte das seltsameFuhr wert mehrfach von einer Wache zur andern fahren, weil niemand den Dra aonern sagen konnte, wo sie den Ge sanaenen abzuliefern hätten. Endlich wurden sie von der Hauptmche nach dem Mollenuiarkt gewiesen, und hin ter Gedhard Wagenseld schloß sich der Nieael des Gesöiignisses. Es war doch ein seltsam betlemrnens deg Gefühl, mit dem sich der Rittmei ster in seiner engen Zelle umsah. Alles so unsauber, die hölzerne Bank, die nüchternen· laltbeioarscnen Wände, und alles so todt« so leer. Unendlich endlich langsam schlichen die Minuten. jede Viertelstunde wurde zur Ewigkeit, und als Gebhard ,laubte, er müsse schon einen halben ag in dieser Höhle sitzen und seine Uhr ihn belehrte, daß noch teine Stunde vergangen sei, seit er sie betreten, da faßte ihn eine unbe schreibliche Angst vor dem Gedanken, daß er vielleicht»tange Zeit hier bleiben müsse. « Was sollte überhau t diese Einzel hast hier im Gesäugn ! Sonst wur den doch die Kriegsgesangenen in Ka sernen untergebrachL Zum erstenmal lam ihm der Gedanke, daß man beab sichtigen könne, ihm den Prozeß zu machen. Aber er war unbesorgt. Das erste Verhör mußte ja unbedingt seine Entlassung aus dieser Untersuchungs haft zur Folge haben. Das erste Verhör liesz nicht lange aus sich warten. Nach kaum zwei Stunden erschien ein junger französi scher Ossizier und fragte ihn nach sei nein Namen, Stand, Alter und den sonst üblichen Angaben zur Person. Als aber Gebhard seinerseits ver suchte, eine Frage zu stellen, da wich . der Ossiziek kurz aus. »Bedaure,« sagte er achselzuekend, ,,e5 ist mir verboten, mich tnit den Ge ; sangenen zu unterhalten." Und damit entfernte er sich wieder. Gebliard verletzte zwei furchtbare Tage in seiner engen Zelle. Aus sei ner ttziitigen Natur, seinem stetsz be schäftigten Geist lastete diese dumpfe Einsamkeit, ohne die Möglichkeit einer Beschäftigung wie dag- Gesiihl einer schweren Krankheit Er bedurfte der ganzen Anspannung seines energischen Willens, um nielt in eine trübe-Schwer mutb zu verfallen, die ilnn sonst so steind soc-« Wie lange sollte das sk dauerns Er veaann schon, sich auf die Stun den zu sreuen, an der der Wärter ihm seine kärglichen Mahlzeiten brachte. Zwar sprach auch dieser nie ein Wort und antwortete aus keine Frage, aber es war doch immer eine wenn auch kurze Unterbrechung der entsetzlichen Eintönigkeit mit der die Zeit dahin schlich Arn Nachmittag des zweiten Tages rasselten die schweren Schlüssel an der eisenbeschlagenen Thür. Gebhaed horchte Fus. Sollte er sich in der Stunde geirrt haben, und es schon Zeiksein siir die Abendmahlzeit? Ein Korporal erschien in der offe nen Tinte. Draußen aus dem Antri dor standen zwei Grenadiere, die lange Muskete im Arm. .,Fvl.cien Sie mir!« sagte der Kor poral kurz. Erwartungva folgteGebhard nach dem Gerichtszinnner am Ende des lan gen,Ganges. Es war ein mäßig großer, ialsler Raum. durch kleine vergitterte Fenster sparlich erhellt. Eine geil-braun ge strichene, hölzerne Schranke trennte die Stube in zwei Theile. .Der Korpotal winkte Gebhard, dies seits der Schranke stehen u bleiben und stellte die beiden Grenadjere rechts und links ihm zur Seite aus. Jenseits der S anse stand ein lan ger schwarzer Tis , daraus ein gläser nes Tintensasz, ein messingner Leuch ter und ein eisernes Kruzifix Am Tisch saß dergnnge Ossiäietz der Geb hard bald na seiner An unst vernom men»hatte, am Ien tee lehnto mit ver schrankten Atmen n Major, die Reit peitgk ins-zer« netz. ·- UC O sc detMaoe »be oeu Sie »seiner-me Fu ves- its-m suchung wider den aus-bischen Mit W M MIMMO s s ·«. WWA