Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 21, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    Etertctfche Telegraphie ohne
Draht
Von steh deutet-e
Da die gegenwärtig vielfach anges
stellten Versuche mit electris er Tele
graphte ohne Draht, wieder te allge
meine Aufmerksamkeit im erhöhten
Maße erregt haben, wird es vielleicht
Manchem nicht unwilliommen sein, et
was Näheres über das Wesen re:
drahttosen Telegraphie zu hören. Nach
dem Gauß und Weber in Göttingen
zuerst den elektrischen Telegraphen zur
praktischen Anwendung gebracht hat
ten, war siir längere Zeit auf dein Ge
biete galvanifcher Entdeckungen ern
Stillstand eingetreten, es schien, alk- ou
während des ersten Drittets unseres
Jahrhunderts die gatvanischm Erfin
dungen erschöpft worden seien. Aue-c
nachdem das zweite Drittel fast ergeb
nißloe verstrichen war, begann .nit dem
dritten eine Fülle von neuen Eint-ea
ungen auf theoretischem und practi
schem Gebiete,die uns noch unweit-ietzt
mit neuen Gaben beschenkt. Zu letzte
ren gehört die schon über die ersten An
fänge hinaus esiirderte Erfindung-auf
aröszere Stre en hin ohne Drale zu
ieteqraphiren.
Die Grundlage zu dieser überaus
bedeutsamen Erfindung des Jtatienerz
Marconi bildeten Forschunggergeb
nifse, die ziemlich gleichzeitig unser be
kannter Landsmann Thomas Ediion
und der vor einigen Jahren verstorbene
deutsche Gelehrte Heinrich Hery zu An
fang deg letzten Jahrhunderts veröf
sentlichten. Während Edison dassech
Ziel wie Marconi, aber auf etwas an:
rotem Wege zu erreichen suchte, war es
Hery bei seinen theoretischen Forschun
gen urn eine Erklärung des Wesens
der Electricität zu thun, und er ge
langte dabei zu einem Ergebnis;, dag
man fast als den Anstoß zu der Mars
·;oni’schen Erfindungebezeiehnen möch
te. Hertz hat mit ii rzeugenden Ve
weisen dargethan. daß die tslecrris stat
in einer Wellenbewegung des Aether-.
besteht, also wesentlich dasselbe io-e
Licht und strahlende Wärme ist« und
daraus muß man folgern, daß, wie
diese sich durch den sreien Lustraum
auszudreiten vermögen, so auch die
electrischen Wellen die Drahtleitung
müssen entbehren können, eine Thatsus
ite. aus die schon wiederholt hingench
sen wurde und die dann durch Mar
ksniss Erfindung aqu Neue des-gingt !
wird. (
Ich bringe hier ein Schema des «
Marconi’schen Telegraphen s- Advara
tes. Derselbe besteht aus zwei Theilen.
dem Sender und dem Empfänger. Bei
der Darstellung dieser beiden wollen
wir uns, um nicht zu sehr in’g Ein
zelne zu eben, mit der Betrachtung
dieser schematischen Slizze denn-irren
in der nur die Haupttheile zu sehen
sind. Von beiden Theilen zeigt zu
nächst der Sender nach der von PU
sessor Right vor enommenen Verbesse
runa folgende Linrichtung: In einem «
Gehäuse D aus isolirender Substanz .
sind zwei Messingtugeln A und B von »
10 Em. Durchmesser derartig nnaes
bracht, daß sie je zur Hälfte auv dem !
Gehöuse hervorragen. Jm Innern !
enthält das Gehärise Vaseline undVer
hütung einer O edation der voliektrn !
Kugeln A und . Auszen stelren Den i
letzteren zwei kleinere Kugeln A und B
gegenüber, die an den Enden einer Se
eundärleitung angebracht sind, wäh« :
read die zugehörige Zeimärleitung C I
mit der galvanischen atterie lss in Vers i
binduna steht und durch den Contact j
schlüssel it nach Belieben geschlossen
und gediinst werden til-nn.
So ost lehteres geschieht, wird be
kanntlich in der Secundiirleitung ein
turz dauernder Strom von so hoher
Spannuna inducirt, daß an dentlnter:
brrchungsstellen 1, 2 rnd s trästiae
Funten übersprinqen Diese lasse-i
man von »D« eine electrischr Welle aus
geben« derenSchwingungszalil man aus
etwa 250 Millionen in der Secunde s
berechnet hat. Die Länge der Strecke,
aus welche hin sich die Welle wahrnehm
bar sortvflanzt, ist von der Schlagweite s
des osuduelionsapparates abhangia: i
man hat z. B. gesunden, daß bei 152 ?
nim. Funkenschlagweite die Welle nach f
in mehr als-s Kut. Entfernung deutlich s
nachweisbar ist. Die Welle erreicht den l
Ernvsänger der y. Wir sehen biet m ei- i
a l
i
ner nur 4 Cra. ngen Glaeröhre zwei
silberne C linder cc sich sehr nahe ge
aeniiberste ; ihr Abstand beträgt nu:
li2 mm. I
Dieser Zwischenraum ist mit einem
äußerst feinen Gemisch ans pulverisi
teir Silber und NickeL sowie etwas
Quecksilber angefüllt Die Cyjindee u
werden durch die Drähte ee m ihm
Stellung erhalten. welche letztere En
zwei Flünelm W und W. endigen. Die
ringsum gefchlossene Glastöhre ist nur«
an den Enden zugeschnwlzem nachdem
man sie vorher nahezu luftleek gessen-ist
hat. Von den Enden der Drähie kc q
ben Leitungem L und L, aus und bil
den mit demJnhalte der Glastöhre den
Sitwtteiö einer Batteeie, der abe
siik M « nlich bei p eine Unterbrechung
aufs-meet en hat, va das Metaapuwek
m ver Regel isotirend wictt. Wird es
aber von der eintritchen Welle getrof
fen,·so ordnen steh feine Theilchen in
bestimmter Weise reihenfötmig an und
schließen habt-ed die Leitungstiiele
Satori wirkt nein der Electwinagne-.4
fis-aus und Mk den ganz unten
Nbceen Hebel sen eine Kleinigkeit zne
i
Sonntags Blatt
beilage des ,,lslnzeiger ums berola«.
J P. Windelle, Herausgeber Grund Island, Nebr» den 21. April 1899. Jahrgang 19. No. 33.
Seite; dadurch aber wird nach Art ei-·
nes Relais ein von einer Localbatterre
ausgehender Strom eschlossen und ein
Mrrse - Apparat in Zhätigteii versetzt,
ubrigens auch ein Hammer zu Schwin
gungen veranlaßt, mit denen er bei p
an die Glasröhre klopft. Letzteres hat
folgenden Zweck. Das erwähnte Pulver
; wird zwar durch die electrische Welle in
den Zustand der Leitun sfähigteit ver
« setzt, fällt aber nach Au- hören derWelle
» nicht gleich von selbst wieder in den
: Jsvlationsstand zurück; dies wird da
gegen durch die Erschiitterungen be
wertstelligt, die der Hammer herver
i bringt.
Bemerkenswerth ist« daß die hier
custretenden elektrischen Wellen aus
ihrem verhältnißmäßig lan en Weg in
Bäumen, Gebäuden, Hüge n u. s. w.
icin Hindernis; finden, auch das Wet
ter scheint leinen Einfluß auf sie aus
zuüben. Dagegen empfiehlt es sich
rrienn sehr große Entfernungen in Be
tracht kommen, die Apparate in be
trächtlicher Höhe iiber dem Erdboden,
also an hohen Masten, an Papierdrai
chen oder an Fesselballons anzubrin
gen. Man läßt dann die Flügel W nnd
VI weg, ein Pol des Entfängers wird
mit derErde verbunden, der andere mit
der Spitze eines Mastbaunres oder mit
einem Drachen sauch Ballen-) durch
Aluminiumdraht verbunden Wird
dann der Drache oder die an der Mast
I
deutung ersi in der uknnft Liegt.
Jnsbesondere kommt es arauf an eine
Schwierigkeit zu überwinden, an die
nicht jeder gleich denken wird; die elec
Z trischen Wellen gehen nämlich von «er
Erregungsstelle aus nicht nur in einer
ein en Richtung, die man gerade ve
abszågitigt sondern wie Licht- nndWar
mestrahlen, nach allen Richtungen hin,
so daß das Telegramrn mit geeigneten
Apparaten auch an andern Stellen auf
cxefangen werden könnte. Es müßte
also eine Concentration der Wellen
wie durch einen Scheinwerfek erreicht
werden. Auch noch andere Verbesse
rungen des Verfahrens sind crsi von
der Zukunft zu erhoffen.
Ueuecs das Rauh-n
Von Tr.’1!..!.Mol-ius-.
Wenn man fragt, soll man rauchen?
lso heißt es natürlich: nein, denn das
iRauchen ist auf jeden Fall überflüssig
und lann unter Umständen schaden.
Wenn man aber fragt, darf man rau
chen? so iann unbedenklich ja gesagt
werden, da das Rauchen eben nur un
ter bestimmten Umständen schädlich ist.
Tolstoi hat bekanntlich in der Schrift
»Warum betäuben sich die Menschen?«
einen Feldzug eröffnet, um den Alkohol
und den Tabal gleichmäßig zu betrie
aen. Dagegen ist aus verschiedenen
Rat-out i Apparat
spitze angebrachte Tasel mit Stanniol
i«bcrzo en. so ersehen sie die weggelas
sei.en , liiael W und W. Jn diesem
Falle mus; übrigen-z auch ein Pol des
Sendera mit der Erde verbunden sein.
Mit dem neuen Apparate bat man
bereits eine Anzahl sehr befriedigender
Versuche angestellt, so z. V. zwischen
Penarth und Btoon Down an der eng
lischen Küste, quer über den Canal von
Bristol, der biet 14 Kin. breit ist·
Ueber das Ergebni berichtete seiner
Zeit der Electriter Preece vor der Ru
yal Institution zu London. Auch in
London hat Marconi Versuche ange
stellt, bei denen sich insbesondere her
ausstellte, dasz die elektrischen Wellen
acht starke Wände icn dortigen Haupt
postamte zu durchdringen vermocht-In
Jn Deutschland hat uerst der Gel
Regierungsrath Prose or Staby zu
Charlottenburg die Marconi’schen Ver
suche angestellt. und zwar mit einer-:
Uesm Uns-atme
von ihm selbst eonftruirten Apparat-.
Professor S ab hatte den erwähnten
Verfuchen, die stammt und Preekc
reranftalteten, igewohnt und siui on
bei mit allem Wesentlichen vertraut qe
macht, fo daß er sie in der Technischen
Hochschule zu Charlottenburg zu wie
derholen vermochte. Anfangs winden
Sender und Empfänger an den entg:
arngefetzten Enden des betreffenden
Hörsaales aufgestellt, dann aber brach
te man ven Senber in ein Haus der
iiver lud) Meter entfernten Sophiens
i Straße nnd telegraphirte von hier aus
nach dem Hörfaale, was volllommen
.aelang. Unterdeffen haben sich noch
« mehr Experimentatoren des Gegen
s tandes bemächtigt, und vielleicht wird
» chon der eine oder andere Leser oieftr
; Zeilen felhft Gelegenheit gehabt haben,
:folche hochbedeutfamen Versuche mit
anzusehen, fo daß ihre Erläuterung
l für ihn von befonderem Werthe fesn
l dürft-.
l- « mmer in handelt es sich bei alledem
« um fache, deren pralitshe Le
Gründen Einspruch zu erheben. Er
stens ist ein solcher Kampf taktisch zu
verurtheilen. Der Angrisf muß mit
allen Kräften gegen den Altohol ge
richtet werden. Entsagt der Mensch
dem Altohol, oder läßt er wenigstens
vom Mißbrauche ab, so tanu man ihm
ruhig die relativ unschädlichen Genus-,
Inittel gestatten. Viel leichter wird eis
ner aus einen Genuß verzichten, wenn .
ihm wenigstens andere Vergnügungen
gelassen werden, als wenn er gar zu
radikal angepackt wirdr Es ist aber
auch sachlich sehr ungerecht-.den Tabat
dem Altohol zur Seite zu stellen. Nie
malg hat der Tabat den Menschen zu
einer tollen Bestie gemacht, zum Ver
brechen zum erbärmlichen Trottel, nie
malsz hat der Tabat ermögen und
Familiengliick zerstört. enn ja einer
durch Tabal geschädigt wird, so erlei
det er nur körerlichen Schaden und er
allein ist der Geschädigte. Daß der
Tal-at betäube, ist im gewöhnlichen
Sinne des Sprachgebrauches unrichtig,
jeder unbefangene Raucher wird den
auslachen« der ihm sagt, er sei betäubt,
da er sich doch ruhig, heiter und zur
Arbeit ausgelegt siihlt. Jm wissen-:
schastlichen Sinne sreilich ist die Ta«
balwirlung eine leichte Narlosr. Der
Tabat übt einen leise dämpsenden Ein
slusk aus, man fühlt sich durch ihn be
ruhigt, man tann seinen Aerger weg
tauchen und man zantt sich, wie Bis
marck einmal gesagt hat, bei einer Cis
garre weniger leicht als ohne sie. Die
Tabatwirtung ist verwandt mit der
Wirkung des Kassees, in gewissem
Grade auch mit der des Morphium,
v. b. der Tabat vermindert etwas die
seelische Schmerzempsindiichteit, beein
tröchtigt dabei Gedächtnisz und Ur
theilslrast nicht, löst keine Antriebe
zu: Bewegung aus« steigert vielmehr
das Verlangen nach törperlicher Ruhe.
Ueber Schädigungen durch Tabat ist
viel gesabelt worden, meist von Nicht
rauchern, bei denen die Tendenz zum
Berurtbeilen offenbar ist. Sehr hau
sig liest und hört man, durch den
Tobak entsteheSehschwäche sAmblyopie
und das sogenannte TabaksSiotom).
Ich habe mich nie von der Wahrheit
dieser Behauptung überzeugen können
und manche sachverständige Aer«31e,
mit denen ich gesprochen habe, haben
mir recht gegeben. Die krankhaften
Veränderungen der Augen werden tin
mer bei Leuten gefunden, die außer
dem Tabat auch Altohol oder andere
Gifte zu sich nehmen. Die Fälle, in
denen der Tabal allein etvirlt haben
soll. sind höchst zweiselha t.
Isiweisellos ist allein die Schädigung
des herze-is durch den Tabak. Es
kommt unter bestimmten Umständen zu
einer Veränderung der herztbättgtein
Beschleunigung Unregelmäßigkeit,
Gefühl des Herzllopsens, Beklemmung
und Schmerz in der Herzgegend,
Athemnoth. Zuweilen scheint auch eine
nachweisbare Erweiterung der Herz
grenzen einzutreten. Diese krankhaften
Zustände sind fast immer leicht heilbar,
denn» sie nehmen ab, sowie Tabakabsti
nenz eintritt und verschwinden allmäh
lich, zuweilen unter Schwankungen.
Alles weitere, was man dem Tabat
schuld gegeben hat, Nervenentziindun
gen oder gar Gehirn- oder Rücken-»
martstrantheiten durch Tobak u. s. w»
alles das scheint nur in der Phantasie
einiger unversöhnliehen Tabalsfeinde
zu bestehen.
Nun kommt die Hauptsache Die
Tabatdergiftung oder, was- dasselbe
ifi, das Tabatherz wird nur dann
beobachtet, wenn Virginia-Cigarren,
oder Cigaretien im Uebermafze getaucht
werden. Dagegen sind leichte oder
mittelschwere Cigarren offenbar ganz
unschädlich auch dann, wenn unge
hörigerweise ein Dutzend im Tage ver
braucht wird. Jmportierte Eigarren
können so, daß es zum Mißbrauch-e
kommt, nur wenige Leute rauchen.
Virginia - Cigarren und ähnliche
schwere Crgarren sind ortuch be
schränkt. Die Cigareiten aber sind ge
radezu zu einer Landplage geworden.
Einige Cigaretten schaden sreilich
nichts-, aber die Cigarettenraucher korn
men überaus leicht zum Mißbrauche,
so daß sie 20-—30, ja noch mehr im
Tage verbrauchen, und wag das
Schlimmste ist, sie gewöhnen sich da
ran, den Rauch einzuziehen. Durch
! letztere Unsitte kommt zur Gefahr deg
» Tabalherzens noch die der chronischen
Bronchiiig. Nur nebenbei sei erwähnt, s
daß die Belästigung der Mitmenschen,
die sich leider beim Rauchen nie ganz
vermeiden läßt, beim Cigarettenrau
chen eine ganz ungewöhnliche Größe er
reicht, da ein Mensch einen ziemlich
Großen Raum verpestet. l
Die praktische Folgerung aus dem
Gesagten ist, daß die Aerzte nicht im
; allgemeinen gegen den Tabat eisern ;
sollen, vielmehr den, der nicht mehr als
i siivi bis sechs leichte Cigarren oder H
Pfeisen am Tage raucht, in Ruhe lassen
sollen, daß es aber ihre Pflicht ist, ge- .
gen den Mißbrauch schwerer Tabaie I
, und ganz besonders gegen das Cigaret- ’
tenrauchen auszutreten.
Uhrweik in der Flasche.
Ein technisches Kunststückchen ganz
eigener Art hat »in Uhrmacher fertig
gebracht, indem er im Innern einer
Flasche, mit Hilfe von sehr langen
Werkzeugen, die einzelnen Theile eines
librwerkee, wie unser Bild zeigt, zu
: einer Uhr, welche tadellos sunctioniri,
z zusammensetzte -
Der Name des Künstlers ist Rosin,
er is: in der Jiinghaus’sct)eii Ul)rensa—
bri! in Schramberg beschäftigt Dieses
tleine Städtchen befindet sich an einem
der hübschesten Punkte des ivürteins
bergischen Schwarzwalde-z und die
Jiinghaus’sche Uhrenfabrit hat fiel)
neuerdings zur größten Anlage ihrer
Art der Welt entwickelt. Sie produ
cirt Tag für Taa 5 bis 6,()0» Uhren
uno der Unternehmer hat gegenwärtig
Init größten Opfern ein Uhrenmuseuni
zusammengebracht Das werthvollste
Stück darin ist ein 2000 Jahre alter
» bindoftanischek Pilgerstab; derselbe
« enthält eine gewisse Gradeiniheilun;1,
I so daß der Schatten des Stabe-H als
) Zeitmessck dienen lonnie. Das Uhr
wert in der Flasche bildet ebenfalls ei
nen interessanten Gegenstand der
Sammlung.
sp-- — O-« —- —
Von den 114,0()0 Quadratmeilen
des Philippinen - ArchipePs besitzen
wir erst 400. Bei gleichen Fortschrit
ten in der Zukunft lönnen wir also ln
24 Jahren darauf rechnen, die Philip
pinen unser zu nennen.
diaisetthum iu Grumwald.
Das stolze Bauwerk, das wir unse
ren Lesern vorführer ist eiy Huldi
gungsdenkmah das der Kreis Teltow
dem Andenken des ersten deutschen
Kaisers errichtet hat. Auf dem Karls
berge im Grunewald wurde es am
Geburtstage weiland Kaiser Wilhelm
des Ersten fertiggestellt. Seinen Platz
bat das Denkmal qegeniiber dem Dorf
Gut-zw, dort, wo die Hügel des Grum
walds in ihrer höchsten Erhebung an ;
vie Havel herantreten. An dem Bau
werk führt die Landstraße vorbei,
welche Schildhorn und Wannsee ver
bindet, nach- Osten hin bildet Kiefern
wald einen wirksamen Hintergrund,
gegen Westen fällt die Terrasse steil ge
gen die Havel ab. Der Kaiserthnrm
gewährt eine prachtvolle weithin
reichende Aussicht. Seine Aussicht-«
balle liegt etwa i20 Fuß über dem
s Erdboden; die tiefer gelegene und auch
geräumigen Halle enthält eine Riesen
biiste Kaiser Wilhelms des Erstens
—-———.— -----—- !
Der »Goethe«-Wagsn
Im Goethe - Nationalmuseum in
Weimar befindet sich ein Wagen, der
Goethe gehört hat und lange Zeit von
ihn-: benutzt worden ist. Wir find in
der Lage, ein Bild dieses interessanten
Gefährt-, vorzufiihren.
Der ,,Goethe«-Wagen ist ein vier
sitziger Halbverdcckwagen und erinnert
in der Form des Kastens start an die
in vielen deutschen Städten noch vor
s
l
iandcnen Drofchten der ältesten Art. i
Vermittelft Ledervorhänge und ver
stellbarer Fenster tann der Wagen auch
geschlossen werden Der Einstieg ist
sehr hoch. Hinten am Wagen befindet
sich tin Koffer-breit zur Aufnahme
E etwaigen Reisegepiicks. An der Rück
ivand des Kastens ist eine Trommel
angebracht, die zur Aufnahme von
Werthfachen diente. Das Holzwert ist
gelb lackirt und schwarz abgesetzt, der
Ausschlag besteht aus weißem Tuch.
-.-,-—-.- --—--—-·
Hanek seminis-cum
Auf der Fahrt von Chicago nach
Jndianapolis gab der verstorbene Prä
; sident R B Hayeg folgende Reminic l
eenz zum Besten:
»Ich bin oft gefragt worden« was
Hivohl mein aufregendftes Abenteuer
während meiner vierjährigen Dienst
? zeit im Frciwilligen- eer des Biirger
triegeg geweer sei. eh erlebte eg im
Jahre 18(«·)4, als die Armee von West
Virginien versuchte, Lynchburg, Va.,
einzunehmen. General Lee warf uns
einen startcn Truppentörper entgegen
und wir hielten eg für das Beste, nach
dem Kanawha Vallch zu retirireu, cvo
an Kleidean und Nahrungsmitteln
kein Mangel lvar Von dort wollten
wir Per Bahn wieder nach Winchefter.
General Jubal Earlryg Armee de
dränate unsere Truppen auf allen
Zuntten und ich erhielt Ordre von
eneral George Cort W Division-J
Commandanten, den Feind hinten zu
halten, bis unser Tran und die Ar
tillerie aus dem We e sei. Wir wähl
ten einen tiefen Hoslweg im Gebirge.
Ein paar Regimenter richteten quer .
über demselben Bartiladen auf, wäh
rend ein Regiment zur Rechten, ein
anderes zur Linken aus dem Berg
Posto faßte, um die Flanlen zu decken.
Diese Regimenter bestanden aus lauter
Scharfschützen
Mittleriveile war die Nacht herein
gcbroehen und als schließlich die Ordre
zum Nachriiclen an uns gelangte,
sandte ich meinen Adjutanten, General
Russel Hastings, auf die eine Seite des
Berges, um dem dort postirten Regis
mcnt Marschbesehl zu überbringen.
Einen anderen Adjutanten, den Major
William McKinley (den jetzigen Prä
sidenten) sandte ich auf die andere
Bergseite, mit der Weisung, vorsichtig
den - hinter die Barriiade süfhrenden
Weg herabznlornmen, so daß re nicht
» vor die Barriiade geriethen und siir
- Feinde gehalten würden. Oberst De
vol, der die Leute hinter der Brust
wehr commandirte, verstand die Sis
tuation 1.nd es chien Stunden zu
dauern, ehe die egimenter her-abla
men.
Auf einmal hörte ich des Obersten
Stimme klar und laut commandiren:
Fertig! Zielt! Tausend Gedanken
stürmten auf mich ein. Jch wollte
schreien, ihm zurufen, daß er auf un
sere Leute schieße, die doch vor die
Barrikade gerathen seien, doch die Aus
regung schnürte mir die Kehle zu.
Feuer! erscholl das Commando und
eine Salve trachte in die Nacht, ge
folgt von den Flächen und dem Ge
stöhn der Berwundeten. Jch sprang
vor, setzte über die Brusiivehr und
packte einen Verwunsdetm Meine
Ahnung war wahr! Es waren Nach
ziigler von dem einen Regiment, die
sich verirrt hatten«.
-s-.-. .-.- «- --—
Mtßumgcne List.
Ueber die Nebenumstände der Ge
scngennahme von Jefserson Davis, des
Präsidenten der Consöderirten Staa
ten, über welche immer noch Meinungs
rierschiedenheiten herrschen, macht der
Redakteur der Militär- -Zeitung »Na
tional Tribune« folgende Einzelheiten
belannt:
nFesserssim Davis wurde am Morgen
des ai 1865 zu thvinville,
Georgia, von einer besonders dasiir
ausgesuchten Abtheilnng, bestehend aus
128 Mann und sieben Ossizieren des
4. Michigan Cavallerie- Re iments un
rer dem Commando von O erst- Lunte
nant Benjamin D Pritchard, gefangen
gekommen.
Nachdem die von den Conföderirten
bewohnten Zelte entdeckt waren, wur
den sie von einer Wache unter Liente
nant J. G. Dickinson umstellt, wäh
rend der Rest der Abtheilung in ein
Scharinützel herannahender Truppen
welche sich nachher als das 1. Wiscon
sin Cavallerie-Regt. entpuppte, ver
wickelt wurde. Außer Lieut. Dickinson
bestand die Wache noch aus Corvoral
George M. Munger und den Soldaten
Andrew Bee, Jos. H. Lynch nnd Jag.
F. Bullard.
Bee war der erste, welcher die Zelle
erreichte, wurde aber durch Frau
Davig zuriicigehalten, indem sie ihn
aufsorderte, nicht weiter zu schreiten
da sich Damen inwendig befanden
Hieraus kamen zwei Personen in
Frauenklseidung aus- dem Zelt heraus
und die eine sagte: »Bitte, lassen Sie
meine Großmutter nach dem Bache
gehen, um Wasser zu holen.«
Bee ließ sie vorbeigehen, bemerkte
csber sofort, daß die eine Person Ca
rsalleriestiesel an hatte. Er machte den
Lieutenant darauf aufmerksam, lief
hinter ihnen her und er und Corporal
Munger vertraten ihnen den Weg
Frau Davis stürzte aus dem Zelt her
rot, schlang ihre Arme um ihre »Wie
Großmutter« und ries: ,,Wache, schiesZt
nicht « hinzusügend: ,, hr möget die
Grundsätze von Herrn avis nicht be
n undern, aber er ist ein ehrwürdiger
Herr« Dieses war die erste Anden
tung, das-, sie Jesf Davis gefangen
hatten Davig selbst versuchte erst
Col. Pritchard gegenüber seine PS r
söislichteit zu verleugnen, aber un
sonst.
Daß Thiere ihre .Lebensgewohnhei
ten unter gewissen Verhältnissen tre
sentlich verändern, davon geben die
,,Gassenbuben unter den Bögeln«, die
Berliner Sperlinge, ein interessantes
Beispiel. Der biedere Spatz sucht siir
gewöhnlich sein Nachtquartier gern in
tJJtauerlöcherm schützenden Stellen der
Häuser, in Schornsteinen, an Dachses-.
siern, in hohlen Bäumen etc. Es giebt
in Berlin Sperlings-Schlasplätze, die
sich seit Jahrzehnten einer gewissen
Berühmtheit erfreuenM und bei allen
Bcodacytern gerechtes aussehen erregen
Dahin gehört die Spayencolonie am
Belle:?llliattce-Platz. Kurz vor Son
tsenuntersiang finden sich dort all
abendlich viele Hunderte Sperlinge
ein, um auf den dicht an der Straje
stehenden großen Plantanen zu nächtc
gen. Wenn andere schlafbegehrende
Geschöpfe in der Regel still und müde
ihre Ruhestätte aufsuchten, so ift dei
den ,,(S.tassenbnben« das Gegentheil zu
beobachten. Sie zanken, schreien und
kaufen erst miteinander-, daß dag
Kampfgeschrei wie lautes Schellenges
tlingel weit über den Platz tönt. Nur
di? eintretende Dunkelheit macht detn
S reit ein Ende jeder Spatz hat den
erftrittenen Zweig eingenommen, steckt
sein Köpfchen unter den Flügel und
schläft. Zu grauer Kugel geballt sitzen
die Vögel aus den Aestem Regen,
Schnee, Kälte, Sturm« Hagel oder die
vielfachen von der Straße herauf drin-«
aenden Geräusche haben auf die
Schläfer keinen Einfluß. Ert mit
dem Morgengrauen erwachen fie, sin
gen ein kurzes Lied und sind bald in
alle Winde zerstreut