Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 14, 1899)
«. » Dom Int, see sie-han« , " « Eine indische Erzählung von Rud . yard sit-Anat —- ----· Es war einmal ein Kassee slanzer in .Jndien, »der einen Wald nederrei en tassen«ivotlte: tun aus der Fläche K see zu bauen· . sat- er die Baumstämme gestillt und das diinne Geiisi verbrannt hatte, blie ben noch die Stiiin se übrig. Dynamit ist theuer nnd vor chttgeg Verbrennen geht langsam von Statten Ein bewähr tes Mittel indessen, die Baumwurzeln aus der Erde zu bolen, sindet.nian in dein König der Thiere. Und das ist hier i in Jndien der Elephant. pr reißt den Stumps entweder mit seinen Zähnen aus der Erde —- wenn er no Fahne bat — oder er thut dies mit H l e von Tasten. Der Pslanzer miethete sich also Ele phanien, eins, zwei, drei Stück und ging an die Arbeit. Der beste Elephant ge hörte dem schlechtesten Treiben oder May-tut und der Name dieses besten Elephanten war Matt Gui. Er war das rechtmäßige Eigenthum seines Mahouts, ein Prachtexemplar von Thier, um das Kdni e den Besitzer hätten beneiden können. sein Name be deutete denn auch so viel ale Perle. Desse, der Eigenthümer Moti DujH, war ein liederlicher Bursche. Wenn er mit seinem Elephanten viel Geld ver dient hatte, ging er in die Schente und betrant sich und schlug Moti Guj mit seinem Stab aus die Nägel der Vorder iisze, der empfindlichsten Stelle am Körper des Elephanten. Moti Guj trat ihn nicht todt, wie er es leicht hätte thun können, denn er wußte, daß Desse bald daraus seine Arme um ihn breiten, ihn seinen guten Moti, seinen kostbarsten Schatz nennen und ihm zu trinten geben . würde. Denn Moti Guj war grade wie sein Herr ein Liebhaber des guten Truntes. Vor Allem ein Schlückchen Arac hatte er gern. Dann legte Desse sich wischen Moti Guss Vorderfüssen schlafen, und da Desse die Angetvohn heii hatte, sich mitten aus dent Wege ein Ruheplatz-then auszusuchen nnd Moti Guj nicht duldete, d Pferde, Wagen oder Fußgänger die uhe Desses stör ten, wurde jealicher Verkehr zur Un möglichkeit bis es Desse beliebte, aus zustehen O ute sand sich leine Gelegenheit zum lasen, die Arbeit mußte so schnell wie möglich erledigt werden. Desse saß aus Moti Gujs Nacken und ertheilte seine Beschle, während Moti Gut die Wurzeln ausriß, denn er hatte ein Paar mächtige Zähne, oder an den«-lauen zo . denn er hatte ein Paar trastige Schus tern. Von Zeit zu Zeit traute ihn Desse hinter den Ohren und nannte ihn den König der Elephantm Des Abends oertilgie Moti Guj dreihundert Pfund Gras und Blätter und schlürfte dazu iein Viertel Arac. Desse traut auch nnd sang und legte sich dann zwischen Moti ans Bart-erfähr Einmal in der Woche iiibrte Deiie Moti Guj nach dem Fluß, und Mati Gni streckte sich mit Wohlbehagen m dem Wasser aus, während Desse ihm mit einem Schwamm von Cato-Inanspr sern über den Rücken subt. Dann besass Desse Matt Greis Augen, untersuchte seine Füße, schlug seine langen Ohren zurück, um u sehen, ob Alles i«1 Ord nung sei. « ann kamen Beide wieder zum Vorschein, der Mahom ein Lied-— chen singen, Matt Guj glatt un- glän zend, stolz neben Desse Anders-sprean Es war ein ruhigeti Leben, und die Arbeit wurde gut bezahlt. Aber es dauerte nicht lange, da stieg in Defie das alte Verlangen auf, sich nach Her Jene-liest einmal wiider zu betrinten. Er wollte nach so langer Arbeit mal wieder einen vergnügten Abend haben, rote seither. Er ging deshalb zu dem Pflanzen nahm eine weinerliche Miene an nnd sagte: «herr, meine Mutter ist gestorben-I »Sie ist ja schon vor zwei Monaten gestorben, als Du noch auf der Nach arplantage arbeitetest; und im vorigen Jahre. als Du bei mir warst, ist sie auch schon gestorben«, entgegnete der Pflanzen der die Eingeborenen zencn kannte. »Ja, es ifl eigentlich nicht meineM et ter, sondern meine Tantr. Aber sie äit iet- wie eine Mutter zu mir gewesen«, ht Detse heulend satt. »Sie bat acht zehn kleine Kinder zurückgelassen, die nun nichts zu essen haben, ich muß säir sie lotaen«. lchloß Desse. sich m Schmerz lriimmend. »Wer t Dir denn die Nachricht ge bra ti« ragte der Pslanser. « te Rast , antwortete Desse. »Es i in der gan n Wo leine lädt-spie angekommen. Oe an De ne Ar t.« — JZH herrscht eme schreckliche Krank heit in meinem Dorf, alle meine Frauen ftnkben«, fuhr Desse fort, und dicke Thrönen fielen in das Graf-. »Oui« Chihun kommen, et ist aus Desses Dorf«, befahl der Pflanzen ( «C8ihun, hat dieser Mann eine Fest « »Ehe Frau, nein!« UndChthm lacht aus vollem halfe. »Du sie st, Du lügst, Desse. Ich-. gej) an Deine weit Jch warne Tüch!« i «.-Ns« dann werde ich die kesne Wahr heit qgen«, meinte Desse. dem möytich ein infnll sekommen war. »Ich bin ietzt volle M Monate lange nüchtern wesen. Ist-M beq, weit weg von die-« zelt hemmte chen Plane-ge, um mich wie t einmal ordenmch n sen-inten. Auf sie-Exzesse falle ich « er Niemand its-. i i ·. Au des P lau er- Gesichi state si ein L eheln. Banns sagte er: «Zesse, fes hast Du die Wahrhet gesprochen, und ich würde Dir sofort Urlaub geb-« wenn ich nur wüßte, wag ich in Deiner Abwe enheit mit Moti Gin anfangs-In koll. u weißt, er hört aus Niemand nderes alt auf Di . . .« »Sei-sahe die onne am Hisnmel geht, ich werde nigt länger als acht aae,bleiben. Wenn diese vorüber sind, bei meiner Ehr und Treu, bin ich wieder da. Will der Herr mir erlauben, Mati Guj zu rusen?·' Die Erlaubnis-. wurde ertheilt, und aus Desses lautes Rasen sah man Mcti Gin aus dein Walde hervorlor::n.en, »Licht meines her ens, Veschirmer des Trunlenboldes, ·arier Bera, gieb Acht!« sagte Desse, indem er sich dicht vor ihn hinstellte. Moti Gui gab Agit, nachdem er mit seinem Rüssel gegrii t hatte. »Ich gehe snri", sagte Desse. Moti Gleis Augen glänzten. Er liebte solche Aussliige eben so sehr wie sein Herr. Es gab da immer allerhand Lecke reeen. »Aber Du, Perle der tileplianterh mu t bierbleiben und arbeiten.·« oti Guts Augen gläuztm nicht mehr. DasWurzelauörei en war durch aus nicht nach seinem eschrnack. Es verursachte ihm Schmerz in den Zah nen. « a; bleibe acht Ta e weg, o Perie der lebhanten. Gieb inen Fuß, da mit ich es Dir ausscheeiben tann.« Desse nahm seinen Stock und schlug damit Moti Guj acht mal auf die Na gel. Moti Guj verzog das Gesicht, ließ sich aber die iiclftigun ruhig gefallen. »Acht Tage , agte esse, »sol1st Du arbeiten und Wut eln ausreißem wie Dir Chihun besieht . Nimm Chibun aus und setze ihn aus Deinen !iiiieten." Moti Gu· bog das Ende« seines Nits sels um, un Chihun wurde kni« einem Schwung aus den Rücken ers-J Ihieres befördert Dann übergab Desse Cbisknm den schweren Anlas, den Treiberstrck. Chihun schlug Moti Gui data-: tin paar Mal aus den Kopf. Moti Guj brüllte. »Sei still, Schweinslops Chiana ist a i Tage lang Dein MahouL Und ietzt le wohl, Thier meines Herzens-, mein Herr, mein König, Perle all e silephans ten. Bleib hübsch qxsund sind umakxne mich·« Moti Guj schlang den Rüssel um Desseg Leib und hob ihn hoch in die Luft. Das war sein Abschieossgrrciz. «So nun tann ich doch gehen J« fragte Desse. Ter Pslamier nickte. und Desse ver schwand hinter den Bäumen- Moti Guz suhr satt, Wurzeln auszureiszen O I Clsibun behandelte ihn aut, ebec Las Thier fühlte sich unglücklich unb ver lassen. Cbibun aab ihm Ledereiem ftreichelte ihm das Kinn, Chihuns »ei ner Bube bötlchelte klin, wenn die Ar beit vornher wor, und Chihuns Frau nannte ihn ihren Liebling, aber Moti Guj mochte von allelem nichts wissen. Er war zu sehr csn feinen Herrn ge wöhnt und verlangte zuriick nach sei ner Vebantsluna nach seinen Schlägen und icinen itiirmischen Lichte-sunan Trotzdem verrichtete er die Arbeit zur Zustietsenbth des Pflanzers und seines Treibt-ts anwiichen lebte Desse lustig in den Tag hinein, betranl fich.fchlief sieh aus, tranl von Isienem und schlief wieder. llnb bei dem Trinlen undSchlaien ver gaf-. er Moti Gui nnd Alles. i Der neunte Taa brach an, aber kein Dctfe wer zu skl·-en. Moti Muj wur de loggenmchr, um seinTaaewert zu be ninnem Sebalb er sich frei fühlte, sah er einen Augenblick lana in die Kunde-, blickte mitleidig aui vie anderen Ele pljantein die von Neuem an die Ar beit mußten, zog die Schultern empor uni- schriet dann qemächlich fort, wie einer,.ben die gar-Je Sache nichts weiter anzieht »Heru! WLlist Du wohl zurückkam men!« rief Chibuin »Macseh herl — Ninzm mich auf den Rücken unb an vie Arbeit. sieht zurück, Freund der Bei-I ge, Zier von Indien. Nimm mich auf, oter ta; lckslage T ir alle Nägel berVori beriiifze entzwei!'· l Moii Gui lief-, ein leises Brummen hören, aber geherrhte nicht« Chihun lief ihm mit einem Tau nach. und es gelang ihm, Matt Gui zu fangen. l Der Elepbant hob die Ohren empor. chlhun wußte, trat das zu bedeuten hatte. Aber ab ob MotiGui ihn durch aus nieht beunrublaen kannte, sagte er barsch: »An die Arbeit. hallpr Was sind das fiir Dummheitenl Bomärts!« »Heruntlche!'s' sagte Moti Gui. Das watspzllles aber es nenüqte voll-I ständig nm Chidun zumi schleunigste-i Merkan zn veranlassen. I Mein Gui machte ein aleicbgiiltigeszi (’-,«i-sächc, brach einen Benmstamm ab. asg ob ee ein Rohnstocher wäre. und lief ruht-. weiter-· Crit-un machte dem Pflanzer von ven. Vesmesallenm Miltbeilnng, der dann and voller Muth nsit einer aw szen Peitsche k·n!nm, die et um « oti Guisc- Ljstiten sanken ließ. Der Elephant bedankte sich für diesen Zärtlichkin beweis, indem et den Pflanzer mit sammt der Peitsche hoch in die Luft hob ihn dreien-It hin- und hetichiittelte und dann efnsas nasanft auf den Boden nietekfedtr. I »Wart, ich will Die . . .!'« sagte der Pflanzen dem bei dem Vorgang fast der Athem ausgestanan was-. »Gebt Isli Ray und Wiesen« befahl et dann, »die zwblf Fuß langen Wen. sie set-l leu ilzm zwanzig Schläge austheilcn.« Kalt Nau und Nasein waren die größ teii Eteplkantm aus der Plantagr. Zu ihren Oliliegiulreiteu gele-te auch das Aus-theilen vrsn Schlägen ccu störrige t-;·lcpl:«.rntin, da kein Mensch im Starr de ist. einen tklrpkianten ernstlEch zui ,s,iicl1tigen. Sie nahmen die this-n aus und tamen aus Mnti Nu- «iu, um ihn in die Ijiitte zu Tieluren und die Strafe an ibri zu v»ltstre(ten. Ton- Mrti Gut war in den 39 Jah rei«., die er bier aus teils-ede- zugebracht, uods niemals-i aus diese Art geziichtigt Irrrdeu und virsviikte auch keine Lust, mit lieui neuen VersabrenBekanntschcst zu machen. Er wartete ruhig, bis die« beiden Elephanten herangekommen waJ ten und trebte dann den Kopf nach lian und rechts, im Stillen berechnend, an welcher Stelle von Kalt Dans di ckem Fell stine Bitt-ne ain tiefsten ein-— dringen würden. Kalt Nein hatte kei ne Mitme, die Kette war das einziges Zeichen seiner Macht. Aber er schienl tiefem Machtzeichen doch nicht dieselbe Bedeutung beizulegen, wie Moti Guizi dicken Zähnen. Er besann sich nur ei nen Augenblick und machte dann ziem-! lich schnell Kehrt, um aus der gesiikzrlis chen Nähe Moti Guis zu lommen. Na-’ sein schien auch keine große Neigung zu einem Kanns mit Moti Gui zu spit ren, denn er folgte Kalt Nay unmittel bar. So blieb tenn Moti Gut allein mit hoch emporgebobenen Obrein s Ter Pslauzer sab ein, daß es das Beste sei, Muti Gui ruhig gewähren zu lassen, unt dieser setzte seinen Spazier gang in aller Gemiirblichkeit fort. Er bielte rann einen recht langen Mittags schlas, um später seinen Spaziergang wieder auszunehmen, bis die Sonne unterging und die Zeit der Fütterung ncbte. I »Wenn Du nicht arbeitest, betornmst Du euch nichts zu essen, sub: Ebihun iin an, als er karn, um seine Nation Zu verlangen. Chitmns kleiner Bube lag aus der ,Scbwelle der Hütte und langte mit den Aermcksen nach seinem großen Freunde. Moti Guj wußte, daß das Kind Chi Ehund tljeuersieg Kleinod ausErdtn war. Er strecltc freundlich lockend seinen lan gen Ektiissel aus« und der Kleine kroch hinaus, kreischent vor Vergnügen. Mo ti Guj hob den kleinen, braunen Jun gen mit seinem Rüssel in die Höhe, bis» er zwölf Fuß hoch über seine-Z Vater-J Hatin schwebte. »Eure-sie Götter!« ries Cliihun aus, »Du bekommst 12 Mehlkuchen, die be sten, die es giebt, in Rum eingetveicht,! und 200Psnnd frisch geschnittenes inn-i gcs Zitnergrag. Aber ich bitte Dichi setze den Kleinen wieder unversehrt auf den Boden, er ist mein Liebling, mein Alle5.« —- l Moti Gui legte den Knaben sanft zwischen seine Verderfiisze, mit denen er Chiliuns ganze Hütte hätte lurz und llein treten lsnnen. und wcsrtete gedul dig auf seine Nation. Er stillte sei nen Hunger. und ler Kleine kroch unter feinen Füßen weg. Moti Guj ging schlafen, an Desse denkend. s Eins der vielen RäthseL die das Les ben des Elephanten bietet, ist, daß die ser große Körper weniger Ruhe nöthig hat, als irgend etwas Anderes, das da lebt. Vier oder siinf Stunden in der Nacht genügen rollfiändia, zwei Sinn-s den vor Mitternacht. auf der einenSer te liegend, zweistunten danach auf der anderen Seite. Die itbriae Zeit der Nacht wird gewöhnlich mit langen, krummer-den Selbstgespröchen ausar illlt. Heute indessen lief Moti Guj gleich. nach Mitternacht aus seinem Stall,l kenn es war ihm plötzlich der Gedanke geirmnsen, doszDesse vielleicht hier oder dort betrat-ler- in dem dunklen Wald lag und Niemand hatte, der Acht auf ihn gab. So lief er die ganze Nacht durch den Wald und suchte, rufend und briillend. Er ging nach dem Fluß, wo Tesse ihn zu waschen pflegte -—— leine Antwort. Er konnte Desse nicht sin den, aber er machte .1lle«die anderenEles s phanten rebellisrb und versetzte die gan ze Plantage in Unruhe. s Bei Tagesanbruch lehrte Desse zu i ritct. Er hatte einen gehörigen Rausch und glaubte nicht ander-, ais daß man ihn hart bestrafen würde, weil er über seine Urlaubszeit hinaus weggebliebenj war. Es war ihm eine große Berti-, hifungh als er noch Alles am rechten ate fand, denn er kannte Moti Gujs aunen. Er entschuldigte sich bei dem älslonzer wegen seines langen Ans leibens mit allerlei Auf-reden und Lügen. Moti Gui war in seinem Stall,: um sein Frühstück zu verzehren; derj nächtliche Spaziergang hatte ihmAppe tit gemacht. Muse Dein Thiet«, sagte der Pflan zen und Desse rief Matt Guj in der geheimnißvollen Sprache der Euphori ten, welche nach dem Glauben der Mah outs aus China stammt und zu derZeit gesprochen wurde, als die Elephanten noch die Herrscher waren und nicht die Menschen. Noli Gut yorie es und kam hervor. I Eleptzanten galoppiren nicht Sie ien nen allerlei Arten von Schnelligkeit Wenn ein Elephant mit einem Eisen bchnzug mitlaufen wollte, würde er den Zug bequem einholen. So war auch Moti Guj an das Haus Les Pflanzers, fast noch ehe ihn Desse aus seinenis Stall hatte kommen sehen. Er fiel Desse brüllend vor Freude in die Arme nnd der Mann und das Thier schrieen und lachten und betrachteten sich ein-» ander von Kopf bis Zlu den Füßen, umi zu sehen, ob dem ndern kein Leid s n Lei ge Sinn geh» wieder an die Arbeit« « fagte Desse, ,ninim mich anf, mein Sohn und sei meine Freude.« Moti Guj fehte ihn mit einem Schwung auf seinen Nacken und machte sich den Neuem daran. die Baumwur zeln aus dein Bot-en zu reißen. -—o.o—-— ,-VUII«U«'. — Stizze von Ludwig Briigel -..« Er liebte sie .vie sein eigenes Ki .d, und wenn man ihn oft fragte, warum et dieses kalte, todte Ungetbiim — ein folrheg ist ja eine Lotomotive, sagten die Leute so lieb habe, pflegte er univirsch zu antworten: »Das versteht Jhr nicht! Sie ist ja gar nicht todt, sie iebt und fiihlt wie ein vernünftiger Mensch.' »O, ich habe sie in ihrem Fühlen und Denken ganze zwanzig Jahre bereit-Z belauscht. Und ein Herz hat sie, ein fühlende5, wie selten ein Menschl« Zweifelte dann noch jemand an der Wahrheit feiner Wr-rte, so pflegte er ein paar Geschichtchen von feinem »Vul ian«, so hieß nämlich »seine« Laftzugs Lotomotive, zum besten zu geben Man tannte feine Erzählungen schon weit und breit; die Geschichte, roie folg snm und gelentig seine Maschine war, kannte bereits jedes Kind Jn der Regel gingen nach derlei Geschichten die Leute fort und lachten ihn aus«-Der Lokomotivführer Eber hard Ren-net war ein itämmiaer. hoch gewachsener Mann, anfangs der Vier ziger, hatte ein paar mächtige, breite Schultern und Arme so stark und eisern wie der Hebel an seiner Maschine. Seine Gesichtszüae waren grob nnd rauh, und seine Augen glühten, glüh ten voll innigen Feuers-. s Er war ein guter Mann, man merkte ihm das aus den ersten Blick an, und alle Welt wußte es auch. Seine Familie ——- er hatte einen is jährigen Sohn und 17jährige Toch ter —-— liebte er mit derselben Zärtlich keit, tote er seine Maschine liebte und das will viel sagen. Sein Weib war längst todt. Dort unten im TkyalkesseL tvo am Waldesrand der stille, kleine Kirchhof liegt, hatte man sie vor sechzehn Jahren zur Ruhe gebettet. Ein schwarzes, kleines Eisentreuz raat auf ihrem Grabhügel. War das eine glückliche Ebe, in der die beiden Menschen miteinander ge lebt Und im Uebermaße seines- Fühleng sagte er sich dann: »Ich liebe sie auch mehr als meinen ,,Vulkan«!« Freilich hatte der Tod sie zu schnell hinweggerafft, abei im Herzen dieses cnklopenähnlichen Mannes mit ten aw ben Zügen und der braven Seele lebte ein stetes, treues Gedenken an die Vers stordne fort. Wenn er mit seinem ,,Vultan« in die Nacht hinaussuhr und sein schwe rei Arm am Hebel der Maschine lag, da schwelate er in Träumen vergange nen Glückes, das er mit seinem Weibe genossen. War das eine kchöne Zeit, als-? er sein sch«lankeS, schmächtiaes Mädchen heimsülyrte! Man lächelte in den Arbei ter-Häusern über das nnaleiche Paar. »Er wird das Fräulein mit seinen nngelenlen Armen «zerdriicken.« Und wie er nach seinem Hochzeits tage in die Weite fuhr, und wie er die junge Frau seine Maschine mit einem Blumenstrauß schmücken sab, da rollte eine dicke Tbräne über seine rußige Wange, aus der alsbald "ein Streifen sichtbar wurde. »Sie liebt meine Maschine, meinen ,,Vulkan«, jubelte er innerlich. Und dreimal noch vsliiclte sie bunte vJsseldblumen tur den eisernen Liedtang ihres Gatten; das erste Mal am Jah restage ihrer Hochzeit, das zweite Mal nach der Geburt ihres Sol311e5, hier-— csrus nach der ihrer Tochter, dann starb re. Seitdem blieb sein »Vultan« unge schmückt· »Er hatte nicht wieder geheirakhet; eine Mutter für meine Kinder finde ich ja nicht!« sagte er sich immer Und mit verdoppelter Liebe hing er sein Herz an seinen Buben und sein Mädel. Wenn er einen freien Tag hatte, beschäftigte er sich nur niit ihnen; er spielte wie ein älterer, iliigerer Kam-: rad es mit jüngeren zu thun pflegt, er sprang und lachte mit ihnen. Bistveilen überlam ihn dann säb lings Trauer und Wehmuthz er dachte an sie, und diesem Denten suchte er durch Erzählungen iiber die Todte Ausdruck zu geben. Mit der rauhen Einfachheit die sein ganzes Wesen an sich trug, schilderte er seinen Kindern die Mutter, die sie ja. nie gekannt hatten. s « Und dabei leuchteten seine Angen; vor Liebe und Seligkeit, es war ihm,j wenn er mit ihnen so sprach, als redete er mit ihr. Nach wie vor hielt er seinen »Vul tan« in Ehren. Derselbe war in der letzten Zeit ein wenig schadhaft gewor den, er mußte in die Reparatitrwerk ti:tte. Völlig verzweifelt war er in die en Tagen. l »Es geht mit der anderen Maschine nicht!«· sagte er fast unwillig zu seinemi Kameraden. »Ich weiß, sie ist gut« sie ist neu. Aber eben darum taugt sie nicht siir mich! kenne sie nicht und sie kennt mich n cht —- ist es da ein Wunder, wenn sie nicht pariren wills-N So vst die Zeit es ihm gestattete, M es in’s Maschinenbau5, wo die ontiete Lotomotive stand- Er konnte es nicht erwarten, bis sie wie l der völlig »genesen« war und er mit ihr wieder die erste Fahrt unternehmen konnte. Endlich war fie in Stand gesetzt; der Jngenieur versicherte ihm, sie sei gerade so gut alr- vorher. Er fuhr mit ihr wieder; »e5 ist halt doch nicht-daf- Richtige mehr. Es geht mit der Maschine gerade so wie mit uns Menschen. Wenn einmal irgendwie ein Riß in die Seele gekommen, der heilt nicht mehrt« Mit dein Seelenrisse meinte er den Tod seiner Gattin. Es sollte aber noch schlimmer kom men. Seine beiden Kirder -——-- mißriethen. Der »Bub«, oer in der Stadt die Gewerbeschule besuchte, machte allerlei lose Streiche, mußte die Anstalt ver-. lassen und lam bald darauf in das Gefängniß. » Und das »Mädel", sie war just nicht hiibsch, hatte doch einen Verehrer gesun den und war mit ihm aus dem Hause geslohen. Als er Abends nach Hause kam unt einen Zettel auf dem Tische liegen sand, worin das Mädel sagte, sie gehe mit ihrem Franz davon, brach er zu samtnen Der Jammer; den seine beiden Kin der über ihn gebracht hatten, hatte ihn im Augenblick niedergeschmettert. Er saß völlig gedankenlos Vor Schmerz in der Stube; keine Thräne drang aus sei nem Auge, und doch hätte das Weinen ihm sein Herz erleichtert. i So saß er die ganze Nacht da bis zum Morgen Dann erhob er sich, um wie autagnch seine Fahrt zu mache n. I Ein brennendes Gefühl auf derBrust und in der Kehle verließ ihn nicht mehr sten ganzen Tag, auch nicht die folgen denT age ! Es war ihm, als läge ein brennen des Scheit auf dem Leibe, es schmerzte ihn tief, allein seine Beschäftigung ließ einen Gedanken in ihm nicht aufioin men. . So erging es ihm Wochen hin durch. , Eines Tages-, der Frühling war wie der in’s Land gekommen, erhob er sich vrsn seinem Lager, und -—— seine Brust athmetc frei, der brennende Schmerz Zwar Von ihm gen:«-mmen, und zugleich erwachte wieder sein Denken. l Mit einer gewissen Freudigkeit ging er zum Heizhaus, um nach seinem «Vulkan« zu sehen, unt die Maschine selbst wieder zu heizen, was in der letzten Zeit fein Gehilfe besorgt hatte. »Vu!lan« erschien ihm an diesem Tage so schön wie einst vor Jahren; am Wege blühte der Löwenzahn, er bückte sich nach den gelben Blüthen und befestigtc sie vorne an der Maschine, welche dampfte und Pustete; es schien ihm, als sreue sie sieh, daß er sich, daß »er sich wieder mit ihr beschäftige. Es war schon friih hell geworden, er hatte noch eine Stunde Zeit, ehe sein Train abfuhr. Unwillkiirlich griff et setzt, wie er oben auf derMaschine stand, nach dem Hebel, ein Ruck —- »Vulian« flog Pfeilschnell dahin. Ein Lächeln stand auf seinem schwar zen Gesichte, sein Auge erglühte ..... Jetzt ein Sprung . .. er lag unten auf den Schienen . . . . ,,Vullan« sauste über ihn hinweg, Pustend und schnaubend, die rothen Funken lohten —- ·— — ,,Vulian« hatte ihn zermalmt ..... Aber auch die Maschine verendete. Etwa tausend Schritte weiter raste die herzlose Lokomotive, dann stürzte sie zerschellend mit Donnergetöse den Damm hinab. Jlunti und Wissenschaft — Dunkle Meteore. Die neuerdings häufigen Nachrichten von dem Vorüber gang dunkler Körper vor der Mond scheibe hat ein Mitglied der britisclien Astronomischen Vereinigung veranlaßt, darauf aufmerksam zu machen, daß sol che Erscheinungen gelegentlich eine sehr wunderliche ursache haben tonnen Die ser Sternkundige Namens eren bes obachtete neulich den Mond d irch ein Fernrohr und bemerkte Plötzlich einen dunklen rundensiörver, der in schnellem Fall über die Mondscheibe hingkitt, bald darauf von einem zweiten ähnti chen gefolgt. Er hatte kein rechtes Ver trauen zu der himmlischen Ursache dic ser Wahrnehmung und unternahm eine genaue Untersuchung seineanstrumens teg. Da fand er denn zu seiner Ueber raschung, daß diese ,,Himmelserschei nung« von einigen kleinen Stäubchen berrührte, die sich vcsn der qeschstvärzten Jnnenseite des Fernrohrobjektivs los gelöst hatten und mebr oder weniger senkrecht über das Glas weggefallen waren. Graden will in seinem Berichte darüber keineswegs die Behauptung aufstellen, daß die Beobachtungen von Meteoren vor Der Mond- und Sonnen schseibe etwa stets aus eine solche triviale Ursache zurückzuführen seien, aber so viel ist gewiß, daß besonders nach län gerer Nichtbenntzung eines Fernrohre-Z solche Täuschunan durch schwarxe Etaubtbeilchen häufig geschehen tön nen, vielleicht sogar geschehen müssen. Es ist daher wünschenswerth, dasz die Beobachter vor ibrem Eintritt in solche Untersuchungen ihre Ferngläser genau auf diesen Punkt bin prüfen, reinigen und staubsrei machen. Professor Mom, der Borsitzende der Astronomischen Vereinigung, wies ncch seinerseits daraus hin, daß nach einer längeren Zeit ungünstiger Witterung sich die meisten Fernrohre in einem Zustande befinden, der eine solche Reinigung vor Beginn derartiger Beobachtungen mitk rvendig machen würde. Nach dieser Au - Xärnng scheint eine besondere Vorsicht egenisber den Nachrichten von dunkeln eteoren oder gar zweiten und dritten , Mein-den geboten. Daß auch das Bor iibergleiten von Zugvögeln vor unserem Tagesz- oder Nachtgestirn zu dergleichen Täuschungen Veranlassung geben kann, wurde schon früher bemerkt. Es wäre von besonderem Werthe, wenn zwei oder mehr Beobachter zu gleicher Zeit und an demselben Platze die Beobach tungen ausnähmen, und die Sicherheit in der Vermeidung von Täuschungen würde sich noch erhöhen, wenn andere Beobachter an anderen Orten ebenfalls zu genau derselben ZeitihrsAuge durch das Fernrohr auf den Mond oder die Sonne richteten. Erst dann könnte man einigermaßen dahinter kommen, ob das Vorüber-gleiten von Meteoren über Sonne nnd Mond zu den häufige ren Ereignissen gehört. — Jnternationale elektrische Post nennt sich ein Unternehmen, das von Belgien ausgeht und bei den V-rtre tern des Selbsstsahrer-Wesens (Auto mobilisrnuso und anderer Sports Auf sehen erregen wird. Es hat sich näm lich eine Gesellschaft mit einem An sangstapital von 8 Millionen in Brüs sel gebildet, um aus sahrbaren Straßen elektrische Stationen zum Fällen von Altumulatoren anzulegen. Diese elek trischen Lade-stellen sollen in Abständen von 15 bis 20 Kilometern errichtet und nach einem gleichen Muster ausgebaut werden· Da die Anlage aber nicht nur für die Bedürfnisse elettrischer Selbst fahrer vorgesehen ist, sondern auch sür solche, die Petroleum, Benzin, Gas etc. benutzen, so würan sie für den ganzen selbständigen Straßenbertehr Bedeu tung gewinnen, um so mehr, als auch ein Restaurant, eine Station für Erzi liche Hülfeleistung, eine Reparatur werkstatt, eine Niederlage von Oelen und anderen Mineralftossen, sowie von Ergänzungs-theilen für Wagen und Räder damit verbunden sein sollen. Die ersten Netze solcher Anlagen werden « die grczßen Landstraßen Belgiens und Frankreich-s umfassen,und zwar soll als erste Linie die Straße von Briissel nach Paris durch das Thal der Maus mög lichst schnell hergestellt werden. Der Pariser »Elcltricien« äußert dazu, daß die Ausführung dieses Planes eine wahre Umwälzung, besonders in der Industrie der Selbstfahrer hervorruer werde, der Nutzen für die Gesellschaft werde schon durch die zahlreiche Kund schast der Radfahrer gesichert sein. Die Zahl derer, die an dem Gelingen des Unternehmens Antheil nehmen, sei Le gion, und der Erfolg könne daher nicht ausbleiben. — Zur Geschichte des Aluminiums macht die ,,Central-Zeitung für Optik und Mechanik« eine M«ittheilung, die beweist, daß wahrscheinlich schon im Al terthum einmal ein Verfahren zur Gewinnung dieses Metalls gesunden worden war. Es handelt sich um eine Stelle in der Naturgeschichte des Pli nius, die wenig bekannt ist, obgleich schon der Begründer der modernen Aluminium-Jndustrie, der französische Chemiker Deville, der auf der Pariser oo Weltausstellung 1855 die ersten Alu- » minium-Barren ausstellte, auf sie hin gewiesen hat. Plinius erzählt, daß einst im Palais des Kaisers Tiberius, der in den Jahren 14 bis 37 nach Christi regierte, ein Metallarbeiter erschien und ein metallifches Gefäß zum Ge schenk anbot, das äußerlich wie Silber aussah aber auffallend leicht war. Der Kaiser fragte den Arbeiter, wo dieses Metall zu finden wäre, nnd erhielt die . « Antwort, daß jener es ans einer than haltiaen Erde hergestellt hätte. Tibe rius fragte weiter, ob noch sonst jemand um das Vorhandensein und ki: Herstel— lunq des Metalls wüßte, worauf der Arbeiter zu seinem Unheil erwiderte, daß außer ihm nur Jupiter das Ge heimniß kenne. Der Kaiser nämlich war vcsn dem Argwohn erfaßt, daß das neue Metall den Werth des Goldes und des Silbers schädiqen möchte, und ließ daher die Werkstatt des römischen Am miniumerzeugerg seisort zerstören und diesen selbst enthaupten, so das-, die Er sindnnq vollkommen verloren aina. Die Erzählung so wie sie Plinius giebt, läßt wohl kaum einen Zweifel daran, daß das in Rede stehende Metall nichts anderes als Alutnininm gewesen sei. Man muß sogar soweit gehen, anzuneh men, daß jener röxnische Arbeiter ein einsacheres Mittel zur Herstellung des reinen Aluminiurng gefunden hatte, als jetzt an der Wende des 19. Jahrhun wir es heute kennen, denn das schwie riae und umständliche Verfahren, das dreis- zur Aluminiumerzeugung be nutzt wird, war siir die technischen Hülssmittel des Alterthums schwerlich ausführbar. So nehmen wir vielleicht heute ncch an dem Verluste theil, den die Habgier und ter Unverstand eines römischen Kaisers vor 18z Jahrhun derten der Welt beibrachte. ..-...—-...—.»—. Zweifelltcsies Lob. Dichter-: »Nun, wie aesiillt Ihnen ist-ein neues Li!srspiel?'« -—- »als-et »Seht nett, men wird dabei so geriibrt!« Sinniaes Geschenk »Und was haben Sie denn Jlxrer reichen Tante zum Geburtstag acsrlsenkt?« — - »Ein Porteincinnaie mit der Ausscheisiz »Ge s« denle mein. Vielsaaende Ertundiaung. — Jnnger Herr: »Gottlob sind die Frauen nie sür den Zweikampf gewesen« —- Ehemann: »So? Sie sind noch .unverl)eiratbet?« « —-— Härteste Strafe. Reaimentslow niandeur Cdie junan Lieutenants Hilf selud): lMeine Dem-L Sie verdienen, die Verhandlungen der Abrüstnngh t. konserenz anhören zu müssenl« « s; .l «