Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 10, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    beilage aes ,,Ilnzeiger und Herold«.
J. P. WindolplL Herausgeber Grund Island, Nebr» den m. März 1899. Jahrgang M. No. 27.
« Vom Bacilltts und seinen Frieden.
s— s-«v «
nieste Mitte-mit into
Gewebe
Ins Iei- «Iie.een Erste-er costs-leites
Ob denn der Schwindel mit den
Bacillen nicht doch bald aufhört? tfz
ist ja kaum zu glauben, das; sich die
Menschen einen solchen Humdug vor
niacksen lassen! Wenn es solche Ten.
selchen in Bccillenqestalt gäbe, tvie sie
tkns in jedem Augenblicke zu Tausen
ren umlauetn sollen, warum find die
Menschen nicht schon längst durch sie
ateoerotteH Warum gehört es int
nKhin zu den selteneren Ereignissen,
d »; Blattern, Typhus-, Cholera nnd
dergleichen unter uns wüthen? Undt
ingenomtnem die Bacillen seien eg,
nelche die ansteckendenstrnntbeiten ver
istsachen - -- wieso lonxmt est-, daß oft
während einer von der Aranlbeit er
cirissen wird, der andere, der niit ihm
in demselben Zirntner lebt, dieselbeLiist
theilt, qesind bleibt? Man tvird doch
nicht etwa zu den anderen Hirt-geA
spinnsten noch das weitere hinzufügen
ti-r-llen, daß die Bacillen einen Theil
der armen Erdbetoohner aus Liebe vers -
schonen und den anderen aus Has; zu «
Grunde richten! i
Seit zwanzig Jahren zieht man mit -
isiesen Reden vermeintlich an dem «
Sterdeqlöcklein der neuen Heiltunde.
Dai- Liiuten hat auch heute noch nicht
aufgehört linbeiiihrt von dein Ge
beinrnel wandelt sie, die Lehre von den
Materien die steile Bahn ihrer großen
iskrsolae hinan. Jetzt ishr-n, in ihrer
next- sugendlickten Gestalt, ist sie eine-Z
der qlanivvslsten Bilder, welche je in
rer Werkstätte der menschlichen Gedan
lenardeit entstanden sind.
Nur aus eine kurze Strecke bin wol
len wir ihrer Entwicklung folgen. Wir
Leiden schon aus wenigen Ziiqen Die
strast und Getoandtlieit des durch var
Etudiuni der Natur geschulten nieder
den Geistes just an dem Beispiele der
Barterienivissensckmst bewundern ler
nen.
ke- ttt Inder want - jeder von uns
steckt sozusagen zeitlebens in einer
Welle von Bacterien. Zahllog laqern
diefelben auf unserem Körper, auf un
serett Kleidern, in unseren Behausun
exen Jene- ant Anfange dieser Zeilen
aufarworsene Frage war also vielleicht
nicht gar so unbereehtigt: Wieso lornint
es wirklich, daf; wir alle unter solchen
Umständen noch leben, ja, daß Tan
sende ein hoher- Alter erreichen, ohne je
rnit deinWiir eengel einer ansteckenden,
das heißt al o einer durch Bacterien
verursachten Krankheit Bekanntschaft "
gemacht zu habent
- Der Neiehthurn der Erfahrungen
nnd das Rathdenlen der Forscher er
möglichen es, diese Frage rnit voller
Klarheit zu beantworten. Zunächst
müssen wir feststellen, daß unter der
qroszen Zahl von Vacillen ode: Barte
In wie man sie nun nennen will
r eine beschränkte Menge die Fähig
0 besitzt, Krankheiten zu erzeugen
Ade übrigen sind zuweist ganz harm
lose Schmarotzen Ein Trost, aber ein
ichtvacherl Denn es bleiben an gefahr
lichen Bacillen noch ausreichend oici
übrig, um dem Menschengeschlecht in
kurzer Zeit den woraus zu r::.rren.
wenn da nicht noch etwas andere-J im
Spiele wäre
swk
Lust Uns einmal sen weg seJui
gen, aus welchem so ein Tod und Ver
derben dringender Bacilluz in ten
Körper schleicht. Sehr leicht wird
ihm die Sache wahrhaftig nicht re
nacht. Durch Schmutz an der Hand,
durch schlechtes Wasser und dergleichen
gelangt er zunächst aus die Lippen und
non da in die Mundhöth Hier findet
er schon ein Hinderniss. Es lagert da
aus den zarteren Gebilden deg Munde-J
und Rachen5, ioie eine Tapete, die
Schleimhaut. So lanae diese under
Heim ist, komme der Baciaus »ich:
durch. Es lann ilnn aber in dem
Vardause des Leibes außerdem nach
etwas anderes llnangenehmeg tsasii
ren! Der Speichel des Mundes enthält
nämlich einen Stoff, der siir die Bat
terien meistens ein tödtliches Gift ist;
dieser Stoss ist das sogenannte Tit-do
danlalium Wir wollen jedoch anneh
men, unser Bacillug hab-e eine eiserne
Constitntion und liimmere rich un
dieses Speichelgisi so wenig, wie dir
Jgel um den Schlarigenbiß.
Jst dies der Fall, dann s:.3: er sei
nen Weg durch Schlund usw Speise
iödre sort und kommt noch cvadlbelial
:en im Magen an. An dieser Stelle
liirste ihm die letzte Stunde schlagen.
Es ist eine der gesä rlichsten Klippen
teiner Wanderung enn der Magen
sast mit seiner verdünnten Salzsaure
ist eines der besten Mittel, um Balle
rien zu vernichten. Thatsiichliil sin
den auch die meisten im Magen ihr
Grab, ehe sie ibre mörderische Thätia
teit im Typhus, in der Choleris n. s
w. entfalten können. Unser Baciltuss
scheint aber eine Siegsrlednatur zu
sein; er geht auch aus dieser Gesatir
unvermundet heraus und läßt lich von
Speisebrei weiter in die clesilde
l Darmes transportirem Selbst die
aus ihn am Eingange lauernde, halte
rlenfeindliche Galle zeigt sich dem til-)
nenVJittersge eniiber als - ahn«1iichti3.
Endlich aber sindet er den Stjirleren
im Darme selbst. Ver eben- rLLItelt
er an der gesunden S leimt-nun ieri
gebene sucht er sich den Einwirkungen
des Darmsastei zu entziehen - er
muß hinaus oder er geht zugrunde.
So gestaltet.sich das Schicksal Odn
Tausenden dieser kleinen Teufel. Al
leing sinden einige von ihn-n dcch
eine winzige Wunde in der Haut, und
drinnen sind sie, im Blut nämlich
Oder — -- mie leicht entzünden sich uni
kere Mandeln nnd wie leicht reißt dann
deren Schleiinhant, um so nun den
Balterien milllominene Eingoiigs—
rsorte zu der Blutbann darzubietenk
Gesetzt, dies sei geschehen! Es sei
einigen Bacillen wirklich gelungen, ei
nen Schleichmeg zum Blutstrorne zu
finden· Nun wird die Sache erst ir-—
:eressant. Denn jetzt erst beginnt die
eigentliche große-Schlacht zwischen dein
Körrerriesen nnd den Damen-Zwergen
eines der seltsamsten Schauspiele der
Welt. Der Körper, welcher bisher
nur einen Theil seines Ansgebotes ins
Feld geführt, mobilisirt jetzt ir. Nöße
renr Maßstabe. Aus dem Blute tre:
ten den eindringenden Bacillen mer-t
wiirdige, zur Abtheilung der Ende-rn
stosse gehdrige Substanzen entgegen,
welche in einem nesunden Leib-. fnit
unfehlbar den ganzen Baume-:
schwarm unschädlich machen. Diese
Schutzstoffe macht sich das Blui selbst.
Sie sind merkwürdigerweise in ihren
Wirkungen sehr verschieden bei Mensch
und Thier, ja auch bei einzelnen Ras
sen. Der Mensch ist zum Beispiel ne
uen die Rinderpest geseit (immun). «
Was heißt das? Das heißt: die Vatik
len dieser Krankheit sind zu schwach,
um gegen die Schußstofse Les Blutes
aufzukommen Nur rrenn in diesem
Abwehrshstem iraendtvie eine Schädi
aunq Platz gegriffen hat, sodaß das.
Blut diese Schutzstofse nicht
mehr oder nicht in genügender Fehl
und Stärke erzeugt, dann gelingt eH
wohl einiqen besonders tapferen Bacili
len, auch dieses Hindernifz zu über
winden. Man sagt in diesem Falle:
der Mensch ist zur Ansteckung »die-po
nirt«.
Guts sagen wir. Wenn also alle die
bisher genannten Sicherheitsmaszrp
geln des Körpers- nichts nützen, wenn
es sehr widerstandsijhigen Bacillen ge
lungen ist, das Blut zu überschwem
men und zu vergiften, dann heißt eg
doch endlich siir den Organismus:
»Erqib Dich und stirb!?« Nein! Denn
der Leib ist auch dieser Gefahr gegen
über nicht wehrlos. WieDr. H· Delter
in seiner ausgezeichneten Schrift über
die Schutzmittel gegen die Jnfections
krankheiten sich höchst zutreffend aus
drückt: »Der Körper macht nun auf
der ganzen Linie mobil; er bringt die
aesammte Wehrinacht der »Wander«
retten-« auf den Plan.«
m1...h----fl-—«) N—I LI- L-.s.-—
wuu Durst-U- · . ou Du qu Hut
nämlich gewisse iin Blute und sonst Ein
Leibe zu Millionen vorkommende
weißgelbe Körpercherh welche die Fä
higkeit de-' striecheng besitzen und sich
dadurch von den »rothen« Bluttörper
eben, von denen der Leser gewiß schon
oft gehört hat, wesentlich unterschei
den. Die Fabriten wo die Wander:
iellen oder weißen Bluttörperchen, wie
man sie auch nennt, hergestellt werden,
sind namentlich die Milz und die
Lhrnbhdriisen. Mit diesen Wander
,iellen, welche unter Umständen sogar
die häutigen Wände des Leibes durch
brechen, hat es noch eine eigene Bes
wandtnisi Der Leser war gewiß schon
in der Lage, zu beobachten, wie es in
einem Hausen don Eisenfeilicht un
ruhig zu werden beginnt, sobald sich
ein Magnet nähert. Die Eisenspähne
fliegen schließlich aus den Magneten
zu. Ganz Aehnlich geschieht es mit
den Wanderzellen sobald irgendwo
am oder im Körper ein Vortrab der
Balterien sichtbar wird· Da tommen
sie in Schaaren herbei, unsere weißen
Soldaten, und im Nu haben sie den
Feind eingeschlossen. Ja, was noch
besonders merkwürdig ist an diesen
Schutztruppem sie scheinen den Feind
einfach aufzusressen Denn wenn
man mit Karmin gefärbte Bakterien
unter die Haut einspritzt, sieht man die
rothen Teufelchen alsbald in den hellen
Leibern der von allen Seiten herbei
eilenden Wanderzellen erscheinen. Gr
lingi die Ueberwälticung nicht beim
ersten Anfturm, so kommen die Refer
ven, die Ersasreserven dran, bis die
Schlacht definitiv entschieden ist.
Selbstverständlich muß zu dein Zwecke
in den Körperwertstätten alles in
Ordnung sein. Jst dies nicht der Fall,
ist durch ungünstige Verhältnisse,
Schwächnng des Organismus, herab
geminderte Lebenskraft die Erzeugung
der Wanderzellen zurückgegangen das
heißt, ver-fügt der Leib nicht über ge
nügend viel Militiir, so steht er in Ge
fahr, von den Bacillenhorden nieder
getvorfen zu werden
Indern wir dies sagen, lüften wir
ein wenig den Schleier der stiilunst
Denn wie wäre es« wenn es Stoffe
gäbe, mit denen man, falls Mangel an
Wunder-teilen eintritt, die letzteren
künstlich aus das nothwendige Con
tingent erheben könnte? Jn der That
scheint man bereite aus dem Wege zu
diesem Ergebni zu fein, das heißt
aus dem Wege, s Blut nach Belieben
Apparate zur Telegtaphic mit unsichtbciem Licht.
Mokfe Schkelbc 1 p.nak.
Nil-US.
US »stel
Einnssonnutoi.
H cklrnche ;)kjjl)7e.
saht-non
reicher an Wanderzellen, den gefähr
lichen Feinden der Bacillen, zu machen.
Nachdem wir diesen kurzen Ausblick
in eine vielleicht die Medicin umwäl
zende Zeit gewährt, lassen wir, um
nicht der Träumerei zu verfallen, den
Schleier wieder aus der hand sinken.
Denn wir haben das Ende unsere-J
Weges noch nicht erreicht. Wir haben
noch nicht mitgetheilt, daß die Baktes
rien nicht nur durch ihre triegerischen
Einfälle als solche den Körper in Ge
fahr bringen, sondern daß sie auch an
Ot und Stelle, wo sie eben ihr Lager
aufgeschlagen haben, Gifte ansschei
ten, so si-ichtbar«er Art, wie sie eben»
in den ansteckenden Firantheiten ihren
Ausdruck finden. Muß uns jetzt nicht
doch bange werden um den armen, von
allen Seiten bedrohten Leib? Also,
nachdem er alle seine Truppen inobili:
sitt und mit deren Hilfe das Heer der
Batterien niedergeftreckt hat, war dies
alles nutzlos, da ja nun doch die Gift:
stosfe als letzte verderbenbringende
Verinächtnisse in die Blutbahn ge
ratldenk Was nützt cg mir, den Feind
erschossen zu haben, wenn neben ihm
eine Dynamitpatrone losgeht und
mich zerreißt?
Richtig! Wie aber, wenn ich ein
Mittel befäs;e, um auch die Dynaniit
batrone unschädlich zu machen! Es
gibt solche. Aber hat sie auch der Kör
per gegen die Gifte der Bacillen?
Uberlegen wir folgendes: Wenn einer
von uns den Scharlach überstanden
hat« bekommt er ihn gewöhnlich ein
zweites Mal nicht mehr. Er ist gegen
z Schutzsystem des lebendigen Körpers
i zu entdecken vermochte. Mit zweifelnden
s Augen betrachtet das heutige Geschlecht
« die Grundmauern zu einem fremdar
tigen, von ihm noch unverstandeneu
Gebäude. Vielleicht schon das nächste
Geschlecht wird von Bewunderung ers
arissen, von dieser Basis aus dass
neue System einer modernen Heillnnde
in die Höhe streben sehen.
II· Il- si
Telegtaphie mit nnsichtbarem
Licht.f
Alles schon dagewesen! Nein - —
Ben Aliba hat doch nicht Recht!
Wer hätte vor Jahren an die Röm-v
aenstrahlen aealauth Wer an die le
benden Photographien? Und doch wur
den diese Entdeckungen heitoirtlicht, fiir s
das praktische Leben nutzbar gemacht.
Eine der letzten Entdeckunan unsere-«
Jahrhirnderts, die Jnteresse erweckt
und verdient, ist die Telegraphie ohne
Draht mit ultraoiolsettem Licht. Was
ist überhaupt ultraoioletteg Lichts
Wenn man einen Sonnenstrahl oder
das Licht einer elektrischen Boaenflam
nie durch ein Prisma gehen läßt, so er
halt man ein Farbenband, das die
Farben des Regenbogens enthält, dass
sogenannte Spectrum. Wir sehen in
diesem Bande nacheinander die Far
ben roth, drange, gelb, grün, blau lhell l
blau)« indiao lduntelblam und violett. s
Das Violett ist für das Auge die au
fterste Grenze des Sichtbaren, mehr ist
selbst mit arößter Mühe nicht wahrzu
rehmen. Und dennoch besindet sich
Ist - - — --Ws-s ,
.«;·- -«-» «f.. » .
DI- swfm hanc dkr Welt.
die Wirkung des Scharlachgisteg ge
’.seit, incmun. Jst dies nicht ein Wun
der? Außerdem sehen wir auch, daß
mancher von einer durch Bakteriengift
verursachten Krankheit geheilt wird,
und zwar ganz »von selbst«. Das Gift
mus-. also irgendwie unschädlich ge
marden sein! Wo ist es geblieben? Die
Auswege der Natur sind wunderbar.
Nachdem der Körper, wie es schien,
sein ganzes Arsenal geplündert bat,
treten schließlich ans dem Blute noiti
neue Schutzkräste aus iag Schlachtfeld,
directe wegengiste, welche oie Kraft be
sitzen, die Wirkung der Balteriengistc
aufzuheben Das Gebeimnisx wie
diese Gegengiste, welche der Körper
selbsithijtig hervorbringt, zusammen
gesetzt sind, hat bis jetzt noch niemand
ausgeschlossen Wahrscheinlich thut
hier die Natur, wag der Arzt künstlich
bei der Jmpsung augsiihrt Bei dieser
toird dem Körper ein abgeschwächteg
Gift derselben Krankheit einverleibt,
damit er, wenn ihn diese Krankheit
mit-aller Wucht ansällt, gegen ihri
oerderblichen Wirkungen geschützt sei.
Der Geiinpste wird in gewissem Sinne
unempsänglich, das heißt immun ge
geniiber dieser Krankheit. Wenn nun
einer aber wirklich eine schwere Jn
sectionbkrankheit übersieht, so scheint
der Körper just aus den geschwächten
Giften der erlegenen Bakkerien gewis
sernsaszen den anpsstoss im Blute
selbst herzustellen, um so einer neuen
derartigen Erkrankung Widerstand
leisten zu können.
Noch einen Blick werfen wir zuriiit
auf die Bahn, die wir durchschritten
In wenigen Zeilen haben wir eine ge
waltige Arbeit des menschlichen Gei
stes zusammengezogen Der letztere
hat selten einen so großen Triumph
gefeiert, als in den lehten zwei Jahr
zehnten, da er in der Wildniß der ver
borgenen Dinge das unendlich seine
i
lxinter dem Violett ein Licht, das sehr
wirksam ist. Was das menschliche Aus
ae nicht sieht, sieht ganz deutlich die
photographische Platte. Wenn man
das Spectrum photographirt, kommt
jenes Licht, das dem Blick absolut ent
aeht, ganz energisch zum Augdriid.
Aber man kann es auch dein Auge sicht
bar machen. Wenn man an jene Stelle,
wr siir das sreie Auge das Spertrukn
aufhört einen Schirm anlegt, der niit
sluoreszirendem Stoff präparirt ist.
mit schweselsaurem Chinin oder mit
keni vielaenannten Bariuniplatiiun
niir, da strahlt es plötzlich auf eine
weite Strecke hell auj und wir sehen,
rast noch weit iiber die Grenze des
vSpectruniz hinaus starteg Licht bor
banden ist. Man nennt dieses-.- Licht
:iltraviolett tjenseitg des thioletiszx
und man hat gesunden, daß eg wie
esJ sich ja auch bei der photographischen
Platte zeigt gewisse chemische Wir
tungen ausübt. Jn den letzten Jahren
aber entdeckte man, daß die ultraviolc:
ten Strahlen auch electrische Wirkun
gen hervorbringen Wie der electrische
Funke Wellen aussendet, die wie bei
der Marconischen Telegraphie Wir
kungen ausüben, so sendet auch das
nltraviolette Licht Strahlen aus, wel
che electrische Entladungen hervorbrin
gen können. Aus dieser Wellentvirt
nng beruht das System der drahtlosen
Telegraphie mit ,,unsichtbarem Licht«.
Der Constructeur dieses überaus geist
reichen Systems ist der österreichische
Professor Zickler in Brünn. Unser
Bild, das den Apparat darstellt, veran
ichaulicht deutlich, wie sich der Vorgang
vollzieht. Der wichtigste, sür den Je
sonderen Zweck dieser Telegraphie ge
schaffene Apparat Zickler’5 (auf dein
Bilde rechts) ist die lleine mit einem
Quarzsenster versehene Röhre, die mit
dem kleinen Jnduetor verbunden ist.
Diese Rot-re ist lustleer. Jn ihr sieyt
man man zwei Electroden aus Platin,
von denen die eine kugelförmig ist,wiih
« rend die andere in eine Platte aug
läust. An diese Röhre mit dem Jnduc
ior sind Apparate angeschlossen, wie
« sie auf der tsmpsangsstation der Mar
crnischen Wellentelegraphie benutzt
werden. Wir sehen zunächst einen
Transfornxator zur Verstärkung des
aus dem Jnductor kommenden Stro
nse5, dann folgt ein Cohärer oder-Frit
ter,dann kommt einRelais und schließ
lich ein Morse - Schreibapparat. Hin
ten sieht man die galdanischen Elemen
te, die an die Apparate angeschlossen
sind. Wenn nun von irgend einein
Bunde wo ein electrischer Scheinwer
» fer aufgestellt ist, »-— eg sind dies die
ketannten elektrischen Bogenlarnpcn
mit einer Reflectrrscheibe —— ein Licht
strahl auf die beiden Platinpole in der ’
Röhre fällt, so wird in dem kleinen
Juductor ein Funke losgelöst, der
hierauf die übrige Maschinerie in Be
wegung setzt und den Morseapparat
zum Schreiben bringt. Es ist aber
nicht dass fichtbare Licht, das den Fun
ken auslöst, sondern dag unsichtbare,
das ultraviolette Licht. Der Beweis
dafür ist schnell gegeben. Gewöhnliche
Glasscheiben besitzen die Eigenschaft,
das ultrabiolctte Licht auszulöschen
Hält man nun vor den Scheinwerfer
eine Glasscheibe, so dringt der Licht
strahl anscheinend mit unaeschtväcbter !
straft heraus, aber in der Röhre unds
im Jnductor zeigt sich teine electrische »
Wirkung —-— das ultrabiolette Licht
fehlt. Die Röhre ist darum auch mit
einem Fenster von Quarz versehen —
und nicht ron Glas-« da das ultravio:
litte Licht durch Quarz ungehindert
hindurch-geht Aus die einfachste Art
scheint es nun möglich zu sein, mit die
ser Vorrichtung zu telegraphiren, ohne
daß ein Beobachter dasMindeste wahr
nimmt. Durch den Umstand, das-, eine
Glasscheibe dass ultrabiolette Licht
aiislöscht, kann man auf der Absendes
station, also mit dem Scheinwerser
durch Vorsetzen und Abnehmen der
Clagscheibe beliebige telegraphischeZeis
chen geben, ohne daß dag Licht im
Scheinwerser sich fiir das Auge verän
dert. Die Intensität des Lichtes bleibt
ja mit dem Glas fast dieselbe wie ohne
Glas -- das Auge bemerkt nichts-, nur
der Apparat fiihlt die jeweilige Ver
änderung. Egier.
sit si- sc
Das groszte Haus der Welt.
Das höchste, als Wohnung siir Men
schen und als Geschäftshaus dienende
G(l)äude, das »Part Rom Building«
in New York, ist jetzt sertiggestellt und
erhebt sich mit seinen beiden Kuppeln
lsis zu 5590 Fuß über die Straße. Es
ist aus Pfähle gegründet, welche EIU
Jus-. ties in den sandigen Boden einge
rammt wurden, während die Fahnen
stangeu noch tit) Fuß über die Kuppeiu
emporragen, so daß die Gesammthölse
des Bauwertes 500 Fuß beträgt. Den
ausfallendsten Anblick gewährt das
kliiesenhauö von der Annstrasze ausz, in
der seine Front nur 22 Fuß lang ist.
Sieht man in dieser sehr engen Straße
an ihm in die Höhe, so gleicht es einem
ungeheuren, äußerst dünnen Schorn
stein. »Seicntisic American« stellt
mehrere Vergleichungen mit anderen
Bauwerten an, von denen der interes
santeste Vergleich derjenige mit dem
,uveitgrößten Passagierdampser der
Welt, »Kaiser Wilhelm der Große«
des Norddeutschen Llohd, ist. Das
Bart Rom-Gebäude ist nämlich genau
so schwer wie dieser, es enthält 8000
Tonnen Stahl und 12,000 Tonnen
andere Baustoffe, wag zusammen den
20,000 Tonnen Wasserverdrängung
des Dampsers entspricht Wie aus
der Slizze hier hervorgeht, ist der Letz
tere bedeutend größer, er ist 149 Fuß
länger-. Das Gebäude tostete alles iu
Allem nicht ganz 82,500,000. »Kailer
Wilhelm der Große« aber gegen l 1s4
Millionen Dollarg mehr, zum Theil
wegen seiner enormen Maschinenlraft
von 27,0()() Pserdeträsten, zum Theil
aber auch- der lostspieligeren Baustoffe,
namentlich des Mehrs an Stahl, hal
ber. In dem gewaltigen Gebäude sind
übrigens auch 1000 Pserdestärten Vor
handen, im Wesentlichen siir die Aus
,;iige und die elektrische Beleuchtung.
W
Man kann im Park Rom-Gebäude
von einer »Bevölkerung« reden, denn
es sind 950 Geschäftsräume in ihm
enthalten, fast alle von stattlicher
Größe, so daß man für jeden durch
schnittlich vier Menschen rechnen kann.
Wenn man weiter schätzt, daß jeder
Angestellte täglich mit fünf Besuchern
zu thun hat, so kommt eine aus- und
einwandernde Schaar von 25,000
Menschen heraus, die Bevölkerung ei
uer kleinen Mittelstadt, und es wird
nicht zu hoch fein, wenn man annimmt,
daß den Tag über sich ständig 8000
Menschen zu gleicher Zeit in dem Bau
aufhalten.
st- ät III
Die Verwendung von Papier zu al
len möglichen Zwecken hat in den letz
ten Jahren ganz bedeutendeFortschritte
gemacht, das Neueste auf diefemGebiete
dürften aber Dachschieferplatten sein,
die in Schweden, dag wegen seines
« Holzreichthums besonders billigesRoh-s
nkaterial lzur Verfügung hat, hergestellt
werden. Die außerordentlich wider
standsfähigen Platten sind nichts an
Leeres-, als stark zusamtnenggneßter
Hi-lzschliff, der mit einer bestimmten
Flüssigkeit getränkt wird. Die »Pa
pier-S(k)sieferplatten« sollen etwa 85
Procent billiger sein als wirkliche
» Schieferplatten und sich auch leicht be
festigen lassen; ob sie aber auch feuer:
sicher sind, ist in dem Bericht nicht er
nähnt.
-«- ..-—.—- ..- .
Mareorama der Pariser
Ansstellung.
Auf der Weltaussiellunq von 1900
wird das »Mareorama« eine hervor
ragende Rolle spielen. Es ist das Werk
eines rumiinischen Malers, Hugo
d’Alesis, ein riesiges Panorama, das
den Zweck hat, dem Besucher die voll
ständige Illusion einerMittelmeerfahrt
zu geben. Man besteiat einen wirkli
chen großen Dampfer mit Massen,
Tatelaqe, rauchendem Schlot und
Elltannschaft Die Schraube dreht sieh,
die quen schäumt-n zu beiden Seiten
des Schiffes-, und Matseille, dessen
Panorama uns- umaab, weicht zurück·
Man erreicht die hohe See und kann
in vollen Zuan die frische Luft ein
athmen; eine wahre Seebrise weht dem
Neisenden entaeaen. Das Schiff
schwankt auf und nieder und nähert
sich unter einem heißem Himmel der
tunesischen Küste· Zu beiden Seiten
gleiten rasch die Scenerien der bezau
lsernden Relfe am Beschauer vorüber.
Der Mechanismus dieser Illusion ist
sehr einfach. Tcs Deck deg Steamerg
ruht auf einem sphärischen Zapfenx
vier hydraulische Kolben, die am vor
deren und hinteren Ende angebracht
sind, verleihen iern die Bewegung des
Auf: nnd Nicderschtocntenå und
W
Stainpfen5. Die Seebrise strömt anst
Windbeuteln hervor und ist über ein-.
Schicht frisches Seearag gestrichen:
scharfsinniqe Kunstgriffe in der Be
leuchtung vervollständian die Täu
schung. Nachdem dag Schiff aug dem
Hafen von Marseille augaelaufen, be
eeanet man auf bober See dem nach
Villafranche steuernden französischen
Geschwadexx In Sfax wird den Rei
senden diesFinschisfnna eines tiirtischen
Darems voraesiihrt. In Neapel erllet
tern Schiffer das Deck und tanzen die
Tatsaniella In Venedia, dessen in
nächtliches Trsitel aehiillte Paläste
durch bunte Lichter der Gnndeln seerl
haft beleuchtet werden, hört man den
istesana der Gondolieri. Etwag später
entrnllt sich das Schauspiel der Mor
cenriitlm und uber dem wundervollen
Hasen von lKonstantinobel aeht die
Sonne auf. Soaar einen Sturm ers
leben die Passaaiere.
———---——.- « —
Einen classischen Streich nennt ein
Pariser Blatt folaenden Diebstric,
den es erzählt: Ein Herr, sehr elegant
aelleidet, tritt in den Laden eines
Curiositätenhäiidlerg. »Wieviel lrstet
diese TanaarasStatuette?« - ,,«’fitns
zia Franks-« ,,Betvabren Sie mir
das Ding bis heute Abend. Jch werde
es dann abholen.« Eine Stunde
später kommt ein anderer Herr. »Wie
viel tostet diese Tanaara-Stat·.:ette?
- »Sie ist dertauft.« »Können Sie
sie nicht wiederbekommen? Versuchen
Sie es . . . Ich biete Ihnen mos)
Franks. Hier ist meine Karte: Gras
B . . . Ich wohne Avenue d’Eylau« .
Am Abend tomrnt der erste Herr wie
der. Nach vielem Hin- und Herreden
nimmt er endlich 5300 Francg als
EntschädigunC und der Kan ist rück
aänaiq aemacht. Der Kaufmann ist
sech. Immer noch 700 Franks Pro
fit! denkt er. Wer aber am anderen
Moran nicht zu finden war, das war
der ——— zweite Käufer.