Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, February 24, 1899, Sonntags-Blatt., Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    H
Schönste Ueberlieserimg.
Teltikreuz ans der Echäetyem
Aus Uti wird berichtet: Drvben vor
der Schiichenbriicke in Bürglen stand
seit urvordenklicher Zeit ein einfaches
hölzernes Kreuz. Eine schöne Ueåcrs
Besserung lrelche sich durch viele Gene
« rationen forterhielt, legte den-: Kreuz
dir- Bedeutung bei, daß es an der Stelle
gesetzt worden sei, an welcher Tell oen
Tod in den Fluthen des Schachrer
bachts —-— bei Rettung eines Kindes ——
sand. Die Anlage der Klausenstraße
brachte das Kreuz und die Mauer, auf
der es stand, zum Falle. Allein dass
Denlzeichen an Tell«s Tod erstand in
besserer und dauerhafterer Form: An
der traditionellen Stelle erhebt sich ietzt
auf aemaxiertem Sockel ein neue-J
Kreuz, im Granit sauber gearbeitet
und hübsch geformt. Der Unterfatz
des Kreuz-Z trägt die llhland’sck:en
Verse:
Weithin wird lobgesimnekr wie Tu Tcin
Land besreitz ,
Von etc-syst Dichter Zungen — s.8erniimnt«-Is
noch späte sein
Dech steigt am Sehöchen nieder ein Hirt
im Abendrotl),
Tarni h.illt im Fels-thesi wieder -- das Lied
von Deinem Ted.
——.-,...—.-..
Der gefährliche Traum.
Eine rufsisehe Geistergesasiaie von Veralsiallsx
Eines Tages, und zrvar turz nach
seiner Vermählung mit Katharina
schielte Peter der Große seinen Gunst
ling Villebois nach Strelaniieg wo sich
die Kaiserin befand mit einer Depesche,
von deren analt sie nur allein Kennt
nis-, hatte. Villebois war ein eifriger
Verehrer des Bacchus und da es ge
rade sehr kalt war, so trank er unter
roch sehr viel. Die Kaiserin lag auf
einem Sooha, als er antain Der
schnelle Uebergang von der Kälte in die
Wärme machte Villebois schnell be
rauscht. Er vergaß den Zweck seiner
Sendung, den Ort wo er sich befand,
den Rang der Danie, welcher er gegen
iiker stand, und wagte sie zu tiissen
Erstaunt über diese unerhörte Frech
heit. rief die Kaiserin sogleich um Hilfe.
Villebois wurde ergriffen und in ein
Gefängnis-, gebracht in welchen-. er
ruhig einschlies, als habe er sich weder
etwas derzr werfen, noch etioaH zu
stirehten
Der Kaiser erfuhr alsbald, was ar
schehen war, eilte herbei, um seine Ge
mahlin zu trösten und entschuldigte die
unglaubliche Un"vorsicl«,-tigteit seine-I
C. ijnstlings init dessen Trunkenheit Die
Kaiserin derlanate eine schnelle und
schrecklich-. Bestrafng Peter der seine
Straflaune eben nicht hatte, uberliesz
der Kaiserin die Bestimmung der Zust
tiesung, und sie entschied fiir hundert
Knatenhiebr. Der Kaiser gab seine
Einwilliauna Er lies; Villebois holen
Und fragte ihn, wie er sich feine-J Auf:
traas entlediat habe.
Villebois, der noch immer halb he
trunten war, antwortete, er habe den
Befehl, welchen er erhalten, ausgeführt,
· wisse aber nicht, wo, wann und wie. Er
erinnerte sich nur des einen, daf; er im
Traum eine so schöne Göttin aesehcri,
daß er deinZauler nicht zu widerstehen
vermocht habe, aus seine Knie gesunken
sei um sie anzubeten, und das Glück
gehabt habe, ihr einen Kuß zu rauben,
für den er gern sein Leben hingeben
wollte. Der Kaiser lächelte. Dag- strenge
Gesicht der Kaiserin erhielt plötzlich
einen sanfteren Ausdruck, und sie be
trachtete den Schuldigen init einein ge
wissen Mitleid, das denltaiser in ein-. ge
Verlegenheit zu seyen begann, weshalb
er in seinem ranhesieii Tone sprach:
»Das Urtheil. das Sie gesproche n ha
den« muß vollzogen werden« Es thut
mir leid," mein lieber Villeboi5, aber an
dem russischen Hofe werden Träume
von der Art des Ihrigen init hundert
Knutenhieben bestran
»Wie, Sirex« -
»Die Kaiserin bat es so beschlossen
und Du mußt Dich fügen. Enthösie
also Deine Schultern; denn von der
Kaiserin sollst Du diese Züchtigung er
halten-«4
Æeboiss rote aanz betäubt von
dem; was er vernommen, und schickte
sich schweigend an, dem Befehle des
Gebt-setz nor-gehorchen Mein ließ bus
Gesolae der Kaiserin-sowie alle Damen
derselben eintreten Katharina, welche
das svon ihr gefällie Urtheil selbst voll
ziehen sollte, ergriff eine Konte,
schwang sie hundert Mal hinter einan
·t«er,- aber ohne ein einziges Mal Vi lle
bois damit zu berühren-, und übergab
das Instrurrent ter Zitebtiqung einein
Mundschenk mit den Worten: »Der-Da
itiin -«diirfe nur dein Schein nach be
rast-weiden, da er nur irn Traum ge
MW babck ! « . " · «
Dersaiser in seiner bekannten
Sepßrniithiateit genehmigte lächelnd
» diesen leistu- Ausspruch und die Kaise
rin verheirathete später Villeboig mit
TätI Tochter eines reichbegüterten Beig
—— A T
Kandel nnd Bleistift
Humor-esse vots Max- ihn-imsle
In einer Zeit, als die kalifurnische
Lüfte noch nicht so bevölkert war, wie
Leute« erschien in der ,,OgilvieExpreß«,
tmt Wochenblatt der Stadt «Ogilvie,
welche damals neu begründet war und
cui deren Boden heute bereits ein an
derer Ort steht, im Hochsommer fol
ekeude Geschichte
»Du-lich gefiel es unserem hochgeehr
fen Mist-ärger Mr. Lock, bekanntlich
schier einer der reichsten Gotdminen,
—
in einem einfacan Fischerdoot mit den:
Besitzer desselben, einem armen Fischer,
ir. die Sze hinauszurudern Wir wis
sen nicht mehr, welchen Zweck der »se«
nannte grosze Mitbiirger damit ver
folgte. Wahrscheinlich aber wollte er
untersuchen, ob das ilJieeregslenelzien
nicht durch einige reiche Goldadern, die
sich auf dem Grunde des Meeres de
fiint,en, veranlaßt würde. Ehe er aber
nack- diese Untersuchung beginne-:
kunnte, erhob sich ein fürchterlicher
Sturm, welcher das Ruder in der-Hand
de» Fischerg zerbrach und die Segel
ftange wir einen Grashalm umlniciir.
Das- Boot wurde nun von den itijrmi:
schen Wogen immer weiter in’-3 Meer
dir-ausgetragen und die beiden Jnsafs
sen konnten von Glück sagen, daß das
selbe nicht umgewotfen wurde oder gar
an einer Sandbant zerschellte. Dr
qeacn wurden sie an den Strand einer
kleinen Jnsel geworfen, welche vorn
Ufer etwa eine englische Meile entfernt
war. Da die Nacht hereinbrLch und
ron einem Schiffe bei dem herrschenden
Sturme nichts zu entdecken war, io
faßte der Schiffer, ein vorzüglicher
Schwimmer, den Entschluß, nach dem
Meeresufer biniiberzufchwimmen
»Und wo bleibe ich?« fragte unser
wackerer Millionär entsetzt, »wenn ich
die Nacht hier auf der Jnfel bleibe, so
bin ich nicht einmal sicher, ob meiner ein
anständigees Begräbniß wartet."
Nach einigem Hin- und Herreden
verstand sich endlich Mr. Hat —- fo hieß
der brave Fischer —- dazu, die
Schwimintour Zu unternehmen. Mr.
Lrok auf dern Rücken tragend. Für die
sen Dienst bedanq sich der Esrftere die.
wie uns scheint, durchaus angemessene
Summe von fünfzigtausend Dollars
ang.
»He-blose sofort nach Ankunft," fügte
der ehrliche Minenbefitzer hinzu.
»Mit nichten,« erwiderte der biedere
Fiicher, den fein gefahrvolles Gewerbe
( etwas xrnifilrnuifch gemacht hatte, »die
Zalung muß sogleich erfolgen.«
»Goddam!« rief Mr. Lock, »ich habe
nicht einmal zehn Dollars bei mir, ge
fcktreige denn fänfzigtaufend.«
Wieder erfolgte eine lange Verband
lung, welche aber resultatlcs zu verlau
fen schien Schon schielte der Fischer
frch an, ficd allein den Wogen anzuwe
trauen, algs der Millionäre ihn zurück
hielt.
»Aber meiner Unterschrift werden
Sie doch vertrauen, Mr. Hat?« fragte
er ihn.
,,Jlsrer Unterschrift? JaivobL die
wird an jeder Börse einaeldst,« erwi
derte der arme unerjahrene Fischer.
»Vert) well! Warten Sie einen An
aer2blick.«
Mr. Lcol beqann in allen Taschen
zu suchen und brachte endlich einen
Bleistift zumVorschein. Aber verqebeng
forschte er nach einem Blättchen Papier
Wohl dachte er an Kragen und Man
scketten, aber die waren Vom Seewasser
se gründlich durchweickxi, daß ein
Schreiten darauf undenlbar war. tFr
Zog alles hervor, trag sich in seinen Ta
schen befand, und legte es vor sich bin:
eine lleine Börse, ein Taschentuch. eine
Schnupstobatgdose und ein Tina, das
rvie eine Billardlugel aussah. Es ivar
aber leine. sondern ein KnödeL inbe
rritet in der Gastwirthschast des Mr.
Nell zu Oaildir. Bevor Mi. Lool bist
Ralinsaksrt antrat, hatte er in dieser
«Speiseanstalt sein Lunch eingenommen,
und da die ihm vorqesetzten Rnödel so
batt waren, das: er sie selbst mittels des
Messerg und seines Stiefelabsatzeg nicht
spalten konnte, so steckte er einen der
Knödel zu sieb, um ihn daheim sein:r
Familie als Merkwürdigkeit zu zeigen.
Aus diesen stniidel nun schrieb Mr.
Lrol mit Bleistist seine Anweisung aus
siinszigtausend Dollarg. Der Fischer
nahm dieselbe in Empsang, und walt
rend er den Millionär aus seinem brei
ten Rücken sicher über das Wasser trun,
dachte der ehrliche Mr. Lool bei fiel-:
»Das Seewasser wird die Bleistift:
ziige ans dem erödel verwischen, und
trenn wir erst aliicklich drüben find,
sinde ich ibn - mit einem Relsndollars
AeTrinkgeld ab.« «
Dabei hatte der gute Mann steilich
seine Rechnung obne nnserenwackeren
·Mitbiirger, den Schreibwaarenhändler
Mr.«Kopper aemacht, denn die Meistisie
desselben sind bekanntlich so vorzüglich,
»daß die vonI ihnen herrührende Schrift
drichaus unzerstörbar ist. Die beiden
ISchissbrürhigen kamen glücklich ais-:
.L"«and; und am folgenden Tage präsen
tirte Mr. Hat in dein Comptoir des
Mr. Loot seinen Knödel-Cl)eck, welcher
Zwar mit saurer Miene, aber dennoch.
· Prompt einaeköst wurde.«
Diese Geschichte machte die Runde;
durch ’ alle samcrvilanischen Zeitungen, (
und man stritt sichbestia darüber, ob
sie wirklich pasfrrt sein könne« Für die
Bewohner-»von Oaflvie freilich-nar- ein
solcherfslweisel nicht vorhanden ;n
ihremOrte gab es weder einen r.,
«Loo,k"noch"esnen,1sl«r. hat« und die pr
tsiieima sitrdieGeIchichte fand sich-in
einer Beseskastennocki des « »Ogiidie
Expreß«, welche also «autete:
«Mr. Nell, Gastwirtb, hier« Wann
werden Sie endlich ka Abonnement
ibechkw das Sie uns seit 11s2 » ah
tch schuldig sent-, wetthee heut tel
leicht nehmen Sie sich ein Beispiel an
Mr. Klippen dem Schreibwaaeeshänd
iet, der sein Wonne-mai neulich ausl
dreiJabee im voraus bezahlt bot.«
--.---..--—
Der sonderbare Kanns-rund
Giu (5-xlebuiß in Russland von (5. Aschmidt
Es war an einem trüben November
dec JOHN 1890, als meins Chef, einer ?
unserer bedeutendsten Großindustricl
len, mich m sein Privatkabinet rief.
l
»Mein lieber Holm,« rief er mir
schon unter der Thiir zu in seiner ins
vialen Weise, indem er zwischen seinen
etwas neroösen Fingern ein chisstirtes
Tetegramm hin und her drehte, »so
eben habe ich hier die Nachricht erhel
ten, daß die russische Regierung die
Anlage neuer Befestigungswerte (.n
der Ostseekiiite und dieArmirung meh
rerer großer Siriegischifie beabsichtigt.
Nun gilt’s, der englischen Concurrcnz
den Rang abzulausem und da es sich
hierbei um Millionen handelt, halte ich
es iiir das Beste, wenn Sie unverziizzs
lich nach Petergburg reisen und die
dortigen maßgebenden Kreise sür uns
zu gewinnen suchen Wie Sie sich die
ser Aufgabe entledigen, iiberi iise ich
ganz Jhrrr Umsicht-«
Wenige Stunden später damvfte
ich, ausgerüstet mit den weitgehendsten
Vollmachten meines Chei5, der herrli
chen Newastadt entgegen. Ueber weite
verschneite Einöden trug mich der Zug,
vorbei an diisterei1, schiveigenden Wäl
dern. Endlich tras ich an meinem Be
stimmungsorte ein. Am Bahnhofe cr
Ionrtete mit; ein Jugendireuitd, der
schon seit vielen Jahren als Proturift
eines großen Bankhauses eine ange
sehene Stellung in der Petersburger
Gesellschaft einnahm und den ieh tele
graphisch von meiner Ankunft hing-eh
richtigt hatte.
Als wir einige Stunden später in
dein behaglich durchwärmten Rauch
zimmer meines Freundes saßen und
bei einer duftenden«.bgvana manch ge
meinsame Jugenderinnerung durch ei
nen triistigen Schluck wieder ausge
friicht hatten. machte ich meinen
Freund mit dem Zweck meiner Reise
Fekagtnt und bat ihn um Rath undBei
tan .
»Ra,« meinte er, »so schlintm ist die
Sache nicht. Merle Dir nur das eine,
Odasz es im heiligen Rustland zwei
Herrscher giebt. den Zar und den —
Rubel Der erstere ist mächtig, ver
Zweite allmächtig. Verstehst Du es, die
sen zu Deinem Berbiindeten zu ma
fchem dann wird Dir der Erfolg sicher
etn.«
»Du scheinst zu vergessen," entgeg
rete ich mit etwas enttäuschter Miene,
»daß eH sich hier nicht um Lalaien
handelt, sondern um bot-e Staat-I
beamte, und einem solchen lann ich
doch unmöalich ein Trinkgeld anbie
ten.«
»Ist auch gar nicht nötbia,« schwur-.
zelte mein Freund, »nur Augen nnd
Ohren offen! Alles andere iindet sich
dann von selbst.«
Die nächsten Taae brachten t:·ir
mancherlei Aufregung Besuche, !.on:
« serenzetn Diner5·toechselten in bunter
’ Reihenfolge miteinander ab. -Bii:—ber
war alles glatt von statten gegangen,
meine Angelegenheiten standen so nun
stig, als ich es nur wünschen lonn:e;
aber der schwerste Theil meiner Wis
ston war noch zu erfüllen.
Die endgültige Entscheidung iioer
die Vergebung der geplanten Beseiti
gungarbeiten lag in den Händen des
Geheimen Rathe-Z von W» eines eben
so reichen ioie geistigen Sonderhqu
Schon vor einigen Tagen hatte ich eine
Audienz bei diesem hoben Würdenträ
ger nachgesucht, eber immer noch war
tete ich oergeblich aus Bescheid. Ich
sing bereits an unceduldig und ängst
lich zu werden. Sollten mir am Ende
die Engliinier loch zuvorgekommen
sein? Da, eines Abend-. zu schon
Ziemlich oorguückter Stunde, über
brachte mir ein Bote ein äußerst lie
benswürdiges Schreiben des Herrn
ron W» worin mir dieser mittheilte,
daß er mich am folgenden Morgen ge
gen elf Ubr erwarte.
Pünttlich zur bestimmten Zeit
schritt ich durch das Vortal de5«stalais,
welches Herrn von W. gehörte. Das
Innere deg Hauses entsprach dem
Aeuszeren. Eine weite. mit lebens
großen Marmortstatuen und den sel
tensten exotischen Pflanzen geschmüitte
Vorhalle nahm mich aus« Reichbetreszte
Lalaien eilten tiensteisrig aus mich zu.
Einem derselben übergab ich Hut nnd
Pelz, ein anderer verschwand mit mei
ner Karte. Schon nach lur er Zeit
lehrte letzterer zurüel und sii rte mich
in ein Gemach, wo ich vorläufig nxir
selbst til-erlassen blieb.
Excellenz ließ warten· Ich hatte also
Zeit, mich ein wenig umzuschauen Es
» trarjein merttviirdiger Raum, dieses
Wartezimmer, weit mebr einem Mu
seum gleiche-to als dem Empfangssa
. lon eines Divlomaten. Die seltensten
Schöne aller Art standen oder lagen in
scheinbar zwangloser und doch dabei
spitxpugspellsx Nonsens-Ia ,. pas-ts
YCWJNDLJU III Vlc PICOUGUI LDDIDLXILU
die tostäsaTen Teppichr. die herrlicher
LllZeisterrcerie aus-. Bronze und Lilien
bein nnd Inch hundert Andere Dinge
sliichtig bewundert hatte. blieb mein
Blick unwillkürlich aus zwei LZemkEldeii
in prunivollcn Rahmen haften, weiche
Scenen ais-J dem oberbanerischen Ge
birasleben darstellien. Anaezogen durch
das beimatbliche Motiv, trat ich nähen
um die Bilder besser besehen zu tön
nen. Doch was war dar-? Jch wollte
n einen Augen nicht trauen. Das wa
ren ja teine Gen.ölde, sondern aanz
wertblose Oeldtucke von jener billigen
Sorte, wie neun sie bei uns zu Hause
in Bauernstuben zur Aussiattunq der
kahlen, weißgeiiinchien Wände verwen
det. Wie tun-en diese obscuren Mach
werke in diese glänzende Umgebung?
Was hatte das zu bedeuten? Umsonst
» zerbrach ich mir den Kopi, um eine
« einigermaßen richiiae Lösung des
; Räibsels zu finden.
T «Hm, bin . .. meine Bilder scheinen
s Wie pußerordenslich zu gesallen!«
; vernahm ich da pitisiich eine bissielnde
; Stimme hinter mir.
’ Erschreckt drehte ich mich um. Vor
[ mir stand ein altes. verschrumpsieg,
jTlIor gnij santn Mksa un Umdrn silnntla 5
. v----.r—--«
Der neu entbrannte Kamvf bei
Manila entstand am 4. dieses Mon«.ts
in dem Votokt Santa Mesa, wo es
zwischen dem Posten des Nebraska
Negimenteg und den Jnfuraenten zu
einem Zusammensioß kenn. Bald hour
de die Aufstellung zwifchen Santa
Mefa und Calaocvn ithtleiDenschaft ·
pezoaem und am Motan darauf um
4
- « --- v- kosL
faßte die Gefechtslinie eine Länge ron
17 Meilen, welche fast aanz Manila
Uniaürtetc.
Santa Mesa lieat im Norden von
Manila und ist durch eine Straße
damit verbunden. Am Einaanar zur
Stadt steht ein alfeg The-. dessen Bild
wit oben bringen. Moos-bewachsen
Ringmauern und Ietfumvfke Wall
gräben umgeben biet die Stadt.
aber mit tadelloser Eleaanz getleidetez
Männchen. dessen kleine Aeualein mich
seltsam listig nnd lauernddurch die
goldaesaßte Brille nnhlinzeltem
Jn meiner Verwirrung stammel·"e
ich einiae nichtzscaende Entschuldigun
eken wegen meiner unverantwortlichen
Neugierde.
»Bitte, bitte," beruhiate mich der
Geheime Rath — denn dieser war es
—-- indem er sich anschickte. aus einem
mit einem prachtvollen Tigerfell be
deckten Diran Platz zu nehmen nnd
mich durch eine verbindliche Handbewe
auna einlud, seinem Beispiel zu folgen,
»einer Entschuldiguna bedarf es durch-—
aus nicht, im Geaentheih eg freut mich
rsraemein, wenn meine Sammlunaszh
renBeisall findet. Sie find wohltiunst
lenner, Herr Oolm?«
Wiederum traf mich jener merlwiirs
dia sorsctxende Blick. unter dein ich nn
iriillurlich meine Auaen triebe-schlaan
mußte.
Jst-, hielt c4:- iiir besser, meine Ent
- decuna oon vorhin siir mich zu behal
ten· Talxer entgegnete ich möglichst uns
befangen:
»Selber muß ich Jhre Frone termi
nen, Ereellenz. Hervoraeaanaen anz
kleinen Verhältnissen, musite ich mir
dar-, was ich aeworden bin, durch eiser
nen Fleiß nnd rastloseg Vorioiirtittxe
ben selbst errinaen, und in diesem ani
reibenden Kampf ums Dasein ist mir
sür die idealen Geniisse des Lebens we
nia Zeit übrig aeblieben. So tosnmt
es, daß ich in allem, was sich auf ren
Gebiete der schönenKünste erstrestt, ein
großer Jgnorant bin.«
Herr von W. siritte mich scharf.
»Auch ich oin,«' erwiderte ir, »in-ni
aer Kunsttennerz als vielmehr ein lei
denschaftlicher Sammler. Wie irr- zu
dieser Passion kam, ist bald erllart.
Jn meiner Jugend wurde ich von
eineni unwiderstehlichen Drinae hin
ausaetrieben in die weite Welt. Wohl
taum ein Land aiebt es, das ich aus
meinen Jrrsahrten nicht berührt hätte.
Heute bin ich ein alter aeörechlidrr
Mann, der taum mehr aus seinen vier
Pfählen herauskommt aber hier in
diesen Schätzen finde ich meine verlo
iene Jugend wieder, hier mahnt mich
jeder Gegenstand an länast entschwun:
dene Zeiten. Hier erschließt sich Nir, so
oft ich es wünsche, die grandiose
Gletscherrvett desNorden9. hier lebe ich
in der farbenschillernden Pracht der
Tropen. Die Erinnernua tennt leine
Schranten ...« « ·«
Der Geheime Main nane na- ers-ei
ben, er schien ties ergriffen.
Nach einer kurzen Pause suhr er
fort:
»Jetzt werden Sie es beareislich fin«
den, daß ich immer neuer Einorieie
bedarf, unt sie aus mich einwirten us
lassen. In meiner Sammlunq sind-i
daher ein steter Wechsel statt Sobak d
ich eines Gegenstandes iibecdriissiq a
trorden bin vertauie oder vertauiciie
icis ihn. Auch von den beidenGexti"«ils.s n
tie Sie vorhin so nnqeleaentlich he.
trncixtetein würde ich mich, obschon un
» vern, trennen, wenn sich ein Liebhaber
iiinde, der mir einen anaemessensn
Preis dasiir bezatylte."
»Und die Hshc dieses- Vreisesz Ex
cellenz’?« tonnte ich niirb nicht enthal
ten, zu fragen.
»60,000 Rubel!«
Sechziatausend Rubel ! ! Eissxn
Augenblick war ichder Spielball der
tollsten Empfindunaen Es summte
« und brummte in meinem Schädel, als
eb dort ein hexensabbatlt abgehalten
:ciirde. Sechziataniend Nubelt Wie
aus weiter Entfernung ichlu das in
haltsschwere Wort an mein ht. Aber
I Plötzlich ging mir ein gewaltiges Licht
aus Ich hatte die Situation erfaßt.
i Meine Verbliiisung durch eine tiefe
,Verbeugunq verbergend. antwortete ich
iio harmlos, als es mir möglich war:
Ew- Excellenz so großen
Werth aus« die beiden Bilder legen,
müssen es seltene Kunstwerke sein.
Ich glaube daher ganz im Sinne met
nes ckii zu dgndeln.« wenn ich sie iiir
ihn zu erwerben suche.«
Der Handel wurde ahnet-blossen
Nach einein äußerst splendidenfiriih
stück, zu welchem inich Herr von W. da
belielt und welches einen sehr animip
ten Verlauf nahm, lonnte ich mein-in
Chef die frohe Botschaft überfendeit,
daß die englische Coneurrenz siegreich
aus dein eFelde geschlagen sei.
w-- --—
Puls-risse nun-lebe
Der Reforrnbediirsnissen der christ
j lichen Bevölkerung in Macedonien gibt
! eine Eingabe an die Großiniißte Aug
druel, die von einein sogenannten
»l)ohen macedoiiischen Coniite« erlassen
ioorren ist. »Der verzweifelte Zustand
Macedonieng und tez Viltijetss Adria
novel, heißt es in dein Schriftstiicl, ist
allseitig belaiint. Wir legen des-halb
lsier nicht die Miszbräuche und Grau
« samleiten dar, die sich dort gegen das
Orten, die Ehre und dar- Eigenthusii
der Christen vollziehen Indessen, im
sere Pflicht ist es, hervorzuheken, disk
die christliche Bevölkerung dieser Ge
biete ain Ende ihrer Geduld ist, und
das-» toenn die euroväisijse Tiuloniaiic,
nachdem sie streia zu einer sich selbst
verwaltenden Provinz iiitiaewandeit
hat. nicht ähnliche Reformen in Mate
donien und iin Vilajet Adrianovel ein« -
führt, wie sie ver Berliner Vertrag
vorgeselien liat, man nicht wird er
staunt sein diirse-n, wenn man eines
Tages hören ioird, daß dieBevisllerung ;
rurch die Verzweiflung zur Anweis
diing der äußersten Mittel getrieben
irorden ist. Das Cornite ruft deshalti
rie Menschlichleitögefiihle der ganze-i
civilifirten Welt in der Hoffnung ais,
tasi dieses Mal der ersuch, eine
christliche Bevölkerung voiii türtischen
Joch zu befreien, nicht iiiii dem Preise
des ungerecht dergosseneii christliche-i
Blutes ertaiisi iierdeii iuird·«
Diese Eingale enthält die under
bliinite Drohung einer- bevorstehenden
Ausbrucheg geinaltthätiger llnruhesn
Jn der That, schreibt die R. Ita» sind
nach den bisherigen Nachrichten die
bisherigen bulgarischen Flreise eifrig
an ter Ali-Dein einen Ausstand vorzu
lsereiteiu Schon die von der Pforte
durchtreuzte Absicht einer grossen bul
aurischen stundaebung bei Gleleiieiiheii
der Feier der lsiiiiiseibunti der knist
fiisenGrabsiiitte in Satt Stcsano diireli
den Großfiirsten Nikolaus wie-Z deut
iieh darauf hiii.,T-:r bulgarische Agciit
In Constantitiopel Martom gilt als ei
ieer der Hauptsijrderer dieser revolutio
nären Bewegung. Die Regierung in
Sosia sorgt ihrerseits- siir stete Ver
mehrung der sogenannten »Hm-melo
oaenten« in Maredoiiien, die alle. ais
revolutionäre Agenten betrachtet wer
den müssen. Einer der riihriasten dieser
Aaenten ist Herr Risoiv iii llestiigx
Qllicklichertveise fehlt es diesen Unruhe
stiflern zur Zeit an ausreichenden
Geldinittelnk ebenso gilt es alg sicher.
dasz die meistbetheiligten Groß-nachte,
vor allem Rufiland und Oesterreich
Ungarn alles aufbieten werden« ioiiz
die Entfachiiiig eines solchen telufstaik
des in Macedonien in absehbarer seit
verhindern tann. Die Gefahren iEr
den eiiropäiscken Friederi. die sich aus
dein Aufflaclern eines iiiacedonischen
Feuers ergeben müssen, fiiid zu gross,
als dafi sie nicht von allenMiichten tlar
ertannt werden. Bei dein allseitigeu
Iriedensbediirfniß der Möchte ist zu
erwarten, dasi sie sich mächtici genug
erweisen werden« diesen Gefahren
rechtzeitig zu begegnen.
—-». -.«.--.
Diesensundtasdssissseteb
Ueber den Werth der französischin
Iifchekeikechte an der Neuinndlandi
Lüste hat der Gaulois notmäniiche unt
bretonische Fischer vernehmen lassen,
deren Ansiagen die Ansicht des Admi
tzls Reveillien bestätigen, daß durch
den Verzicht auf die französische Rüste
die Fischer-ei keinen Schaden erleiden
werde. Man schreibt vornher ang- Pa
iis:
Schon seit einiger Zeit haben die
französtichen Fischer diese Miste auf
ehenz weshalb? Weil die Mii
feivsh gleich den Derinsen in der
Ostsee, dort verschwinden. Allerdings
ist es nicht »auf-geschlossen daß die
Stockfifche eines Tages ihre Gesinnung «
ändern und fscld wieder an der »Er-euch
Sbore« ein Stellt-idin neben; vorläu
fig aber bleibt cis dort itoctfinsiilh
und der ganze Streit ist, wie ich der
erfahrene Capitän Negnard aus
drückte, keinen Schuß Pulver werth.
Noch im roriaen Jahre thaten sich drei
Rheder aus Granoille zusammen und
rufieien vie Goelette Sainte Ilnne ,n
einein Fischfeldiug nach ver französi
schen Küste ans; das Ergebniß war ein
Verlust von 8000 Fr· Selbst für den
Ködersanx bat sie ihre frühere Bedeu
tung eingeSZisztx was dort an Heringen
eingezogen ward mündet den Stockst
schen lange nicht so, xoie die Seeschne:
cke, die an der allen Nationen zugängis
gen Bank gefangen wird. Die Fischer
selbst wären daker gern bereit, die
Sonderansprüche auf den -Stockfisch
fang an der französischen Rüste aufzu
geben, wenn ihnen bessere Bedingungen
für den Anlauf okser Jana von Köder
in der Bucht von Fortune oder Plai
sanre stellte. Dagegen sträuben sie sich
aus Leibeslrästen ceaen den Anstansch
del Inseln SaintcPierre und Migue
lon: diese bilden die Station für alle
» Fischer und zugleich ten Unentbehrli
; chen Trockenolatz für die Stockfische« W
; von dort ans ihren Weg nach Amerika
- und Europa finden. An der Westiiåikk
von Afrika, von der als Tauschobject
die Rede gewesen« gibt es nnr wenige
nnd minderwertbige Stockfische: an
fserdern würden die Stockfische dort
Mcht scwqbl trocknen. als vielmehr un
ter der ·glubenden Sonne braten. Von
einer Ramung der ganzen neufundtiiksp
dkichen Herrlichkeit ann also schon aus
diesem Grunde leine Rede fein. ganz
obaeseben davon. das: sie die beste und
« iczit emizae praktische Mater-ferneren
bildet, die Franks-ich besitzt«
ZEIT-disk
Jedermann weiß, daß Kaiser Feino
rich gemäß der schlichten, liebenswür
digen Anschauung, von der sein ges
sarnmtes Tenten erfüllt war, ieene
: Söhne nicht abgesondert erziehen ließ,
sondern sie auf das Gymnascum zu
Kessel fchidtr. Hier bat Kaiser Wil
helm recht und schlecht wie "et-er andere
Schiller vcn Classe zn Cla e sein Pen
sum oberen-idem Eowolil Lelner als
auch Ujlitichikler mußten ihn einfach
»Prinz Will-eini« anreden»; VII »Mi
nialiche Hoheit« mir jusdtktcklich von
; Seiten seiner Eltern verbeten worden·
Tafx er sich vollkommen einer Gesin
nunq mit seinen übrigen -Mitfcljiilexn
fühlte, geht aus folgendem Vorfslll
hervor, den ein Mltschiiler des rin
sen einmal mitgetheilt hal: Die chit
ler der Classe hatten fehnsielitt ne.
wünscht, daß ihre Miit-e eine bestimmte
«I MI
Die Bürde des wem-re Raume
farbige Auszeichnung erhalte aber der
Ordinarius erlaubte ihnen diese ver
weigern zn :niiisen. Da tescxlcsz man
eininiitlsiglich, überhaupt kein-: glitt-en
zu tragen; rnit anderen Worten: Man
setzte so etwas--s toie einen regelrerstren
Streit in Stern- llnd stehe da, der er:
lauchte Commilitone wählte gen-m
dieselbeKopfbedeelung, zu ter man sich
urn den Ordinarius zu är ern, durch
allgemeinen Beschluß ents ieden hatte,
und erschien am nächsten Morgen zum
Jubel der übrigen Classengefälsrtzkn
den Kopf rnit einein-—- Cylindethr be
deckt. «
O f If
Eine eigenartige Operation am
Ame vollzog kürzlich ein amerikani
fcher Arzt Dr. Risley, an einem Pa
) tirnten, dem er einen Augapfel hatte
» herausnehmen müssen. Er legte in
die sorgfältig gereinigte Arzgerrliöhie
ein entsprechend großes Stiict ausge
trchten Schwammes nnd verniibte
tariiber die Augenlider-. Nach fünf
Tagen schnitt er die aus der Oeffnung
beraudragenden Scknvarnrnmassen mit
der Scheere ab. Nach etwa zwei bis
drei Monaten war der Schwamm voll
lr rinnen verschwunden, er war resor.
lsirt und durch Bindegewebe ersetzt, in
welches sich vorzüglich ein tünstltche-3
; Auge einfügen ließ. Diese Methode dek
! Behandluna bat den cgroßen Vorzug,
i das-. das tiinstlicye rtge oolllornmen
; festen halt bekommt und den Träger
, nicht belästigt
III
; Der vertrortene Schuh von Pers-en,
; Nasse-ed-Din, fragte eines Tage-z let
» nen ersten Kanunerherrm wen er sur
i größer hielte, ihn oder feinen Vater
! Die Fra e war gefährlich, Denn ein-.
ungeschi te Antwort konnte dem Höf
ling den Kon loften. Trotzdem zog sich
terselbe gut aus der Affatre, indent er
folgende diplomatische Antwort geil-:
»Dein Vater, Herr, war größer als
Du; denn obgleich Du Deinem Vater
, in allem Andern ähnlich bist, so war et
Dir doch in einem Punete überlegen
I er hatte einen größeren Sohn als Du."
I M I
remdes Unglück zu etlra en ist oft
nog leichter als fremdes Gläs