Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, February 24, 1899, Sonntags-Blatt., Image 10

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    IWMW l
- —- Wer Codke Von Hnrror
Island.
sit-man von HIW ZML
III
»
en
T(1f8. - Fortsetzunw
Die Jrliinderin oerzo ihr Gesicht zu
einein häßlichen, bosha ten Grinsen.
»Nam« rief sie höhnend nnd streifte
ihren Mann mit einem verächtlichen
Blick, »bist Du wirilich zu dumm, Dir
das zusammenzureimens Die läuft
Heinfaeh dem Baron nach, möchte wohl
gerne F au Baronin werdens Well, er
«’-"toird' S ihr nicht anders machen, als
mir der edle Gersauc, fiir den ich alles
gethan habe, sogar nicht vor Verbrechen
zurückgeschreclt hin. «
»Du sprichst wieder einmal von dem
Franzosen?« unterbra sie der Litho
graph. »Zum Teufel, o laß doch end
lich vie alte Geschichte begraben fein!«
In dein Gesicht der Jrländerin
zuckte es. »Das wird erst begraben
sein,« sie bebend hervor, »wenn
man mich elhst einmal in die Grube
senkt. Dieser Mann hat mein Leben
vergiftet, nnd als ich ihm nicht mehr
niisen konnte, da stieß er mich von sich.
Jch weinte ieh bat, ich flehte, aber er
lachte nur und —"
Das Weib vollendete nicht; sie packte
plöklieh den Arm ihres Gefährten und
deutete mit zitternder hand auf die
Straße hinaus. Eine furchtbare Erre
gung, ein unbeschreibliches Entsehen
spiegelte sich in ihren Zügen nnd in
ihren seltsamen, starren Blicken wieder.
»Ein ich denn schon wahnsinnig?«
ftdhnte sie aus »Gebt es zu Ende mit
meinem Verstandi Da — da ·—· ich
habe ihn gesehen, habe ihn erkenntl«
William befreite sich mühsam von
ihrem Griff. »Bist Du verrückt? Wen
haft Du gesehen?«
n· Andre Ger mut. t"I
»An Franzosen? Maggie, geh n ch
hauft und lege Dich ins Bett, Du
bersi!«
»Und ich sage Dir,« beharrte die Ir
ZiFnderin nnd zog ihren Mann ein we
nig weiter auf die Straße hinaus,
«dvrt, vor dem Hause des Bankiers-,
steht er noch jetzt! Da, er ist’«Z, er Zins-,
der treulole hund!«
«th es der herr im Pelz, mit dem
Cytinderdut —- er trägt einen Ausge
fchnittenen, spitz zulaufenden Buts«
»Ja, der —- der! Es ist Andre Ger
saut. Hund! Verrätherischer Hund!——
jetzt half ich Dich, jetzt bist Du meiner
Rache verfallen, jetzt rechnen wir beide
mit einander ab!«
,,Wirst Du schweigen!« herrschte
S. roh-back; sein Weib an das in dum
pfer Wuth wie geistesabwesend vor sich
hinmurmelte; »lo.ß uns lieber beobach
ten, was der Franzofe :n Rhedens
Haus zu thun hat, denn sieh nur, er I
zieht die Glocke am Privateingang!
Jetzt spricht er mit dem Portier ——der
nickt und zeigt nach oben. Der Fran
zose tritt ein, die Thür schließt sich
hinter ihm. Was will denn auch der
noch bei dem Baron ?"
»Was geht das uns aus« gab Mag
gie ihm barsch zur Antwort. »Was
thust Du überhaupt hier-? Es ist ge
nug, wenn ich allein hier Wache stehe.
Der Dechert und der Hälmchen hoben
Dir erst lumpige hundert Mart gege
ben für Deine Hilfe bei dem Fischzug
statt der dreihundert, die fie Dir ver
spran hattc«n.«
»Was sou Ich tyuns erwiderte oei
Lithograph lleinlaut. »Die Schuste
wollen nicht« mehr heraus-rücken«
,.Wollen nicht? Und Du Schlaf
miitze läßt Dir das sagen? Marsch,
auf der Stelle scher Dich zu dem
Schleicher, dem Hähnchen, hin und for
dere Deine Zweihundert von ihm. und
wenn er nicht zahlt. dann sag ihm,
geht die Maggie heute Abend zur Poli
zei, und morgen werden die beiden ge
scheiten Herren hinter Schloß und Rie
gel sitzen. Geh!«
»Maggie, Du wirst doch nicht?« (
stotterte Strobbach; »Du würdest ja i
uns selbst damit ins Unglück bringen« ;
»Was liegt daran,'· erwiderte die
Frau des Liihoarapben anscheinend
höchst taltbliiti , »ob wir so oder so
das Jammerle en weitersühren? Jch
thu', was ich gesagt habe. Also sieh zu,
das Geld zu bringen«
Der Lithograph war genöthigt. dem
Willen seiner Frau zu folgen-, er fürch
tete sie, da er wußte, daß ihr ausge
prägtester Charactetzug die Rachsucht
sei. Wenn hähnchen ihm nicht den Rest
der versprochenen Belohnung auszahl
te, war sie in der That im Stande,nlle
Theilnehmer an dem Diebstahl der Po
lizei zu überliesem Er konnte daher
nichts Besseres than, als ihr gehorchen
und sieh aus den Weg nach der Brun
, nenstraße ma n.
»sich gehe,« agte Williarn, »aber wo
preise Due
»Wo ich bin,« lautete die unfreund
liche Antwort, »der bleibe ich. Jch will
sehen, was hier vorgeht. Wir treffen
uns n Haus«
» ne wie viel Uhr?«
Dis ichTX Wenn Du Dein Geld
s m den salnnken beratet hast« komme
. M hause, da wirst Du mich schon
sican
»Den Tod holen? Hab’ nur um mich
leine Sorge, mit dein Tod sind’ ich
mich auch schon ab. — He, WillEam
noch ein Wart!«
Der Lithograpl. der schon einige
Schritte in die Straße lzinein gethan,
tehrte langsam zurück und frag-e, was
fein Weib noch zu sage-i haL.-.
»Ich habe Furcht, daß Du mit
E Höhnchen und Techert Streit be
tcinnist. Du bitt schrecklich hitzig. und
wenn Du in dic Wuth lotnmst, gar
nicht zu halten. Hast Du einen Revol
ver bei Dies-"
»Ja, in der Tasche — was folPip
daniit?«
»Geh ihn incr, damit Du kein lin
aliick anrichtest.«
»Unsinn, ich werde nicht gleich schie
fzen —- na, sahre nur nicht gleich aus
. und sieh mich nicht so giftig an! Dier»
hast Du das Schießeisen,aber sieh Dich
dor, es ist mit sechs scharfen Patronen
geladen.«
»Damit lann man wohl schon einen »
Menschen taltmachen!« fragte Maggie -
lächelnd, während sie den Revolver in j
der Tasche ihres Mantels derschwini i
den ließ. »Und nun mach. daß Du s
sorttornmst!« i
William Strvhbarh verließ seine «
Frau, die ihm eine Minute lang mit
eigenthiimlichem Ernst nachschaute »
Dann bliyte es jäh in ihren Augen auf,
das Gesicht nahm wieder jenen has-er
siisten, rathelauernden Ausdruck an,
und ihre Rechte umtlcinnnerte mit fe
stem Griff die Wasse. die sie in ihrer l
Tasche barg.
»Jetzt, Monsieur Andre, werden
wir beide bald einig sein!'« sliisterte sie
mit zuckenden Lippen. »Wir rechnen
noch heute miteinander ab — nach gut
amerikanischer Art. Der behält recht.
der den ersten Schuß hat. Und den hab’
ich, Andre — diesmal ich!«
»Uebetbringen Sie berrn Oberlein
der diese Karte," wandte sich Andre
Gerfaut an den Thürfteher, nachdem
sich das Thor hinter ihm eschlosfen
hatte, »aber, bitte, richten Eie es so
ein, daß Herr Baron Rheden nicht-:
davon rnertt. Es handelt sich um ein: .
Ueberraschung.«
Der Thürsteher führte den eleqcssii
getleideten herrn in einen Salon des
ersten Stockwerts und entfernte sich
dann, um Lberländerzu benachridjtii
gen.
Gerfaut schritt nachdenklich iiber den
weichen Smyrnateppich. »Ich werde
die Entscheidung auf den heutigen
Abend verlegen,« murmelte er. »Es ist
jetzt bald fünf Uhr; diese Conferenz
wird taum eine halbe Stunde dauert-»
ich werde dann Zeit genug haben, noch
Charlottenburg zurückzukehren und zu
hören, was Natalie mir zu sagen hat.
Jch hoffe nicht viel davon.
l
!
1
Schaller -
wird mir· nicht einen Pfennig den-cui »
gen, er wird versuchen, mich unschaoikch .
zu machen. Aber ich werde es nicht ab
warten. Sollte ich mit Rheden und
Oberländet einig werden, so müssen fe
heute Abend zahlen, und morgen früh
darnhse ich als-«
Die Thür wurde geöffnet. und
Oberländer trat ein. Gerfaut verbeuqte
sich mit der ihm eigenen Geschmeid-in
teit und machte einen miß liicttenVers
such, dem alten Herrn die Band zu rei
chen. Dieser aber versentte, sobald er
des Fran sen Absicht bemerkte, seine
Dände s nell in die Seitentaschen sei
nes Jenseits
»Nun, mein Herr, kommen Vie, LICE
Geschäst mit mir abzuschließen?«iruzrte
Oberliinder, aus einen Sessel deutend.
»Haben Sie sich überlegt, welchenPuäg
Sie für Jhre Enthüllungen verlangen
sollen?«
»Gestatren Sie mir vorher die-Trage,
ob Sie dem Herrn Baron schon Mit
theiluna von meinem Anerbieten ge
macht haben «
»Ich habe mich bisher aus And ei
tungen beschränkt, aus dem einfachen
Grunde, weil ich selbst in der Suche
noch nicht llar sehe-«
»Das sollen Sie jetzt, deshalb bin
ich bei Jhnen.«
»Seht wohl. Sie sagten mir nisr
daß Sie unter Umständen in der Lrae
seien, uns tnitzutheilen, wo sich »ie
rechtmaBige Gattin Eldorg v FelJ oe
finde ar es nicht soc-«
»Jn der That, so war es,« antwor
tete Gersaut, »Wie Ihnen bekannt sein
dürfte, tauchte kurz nach dem Ableben
des Grasen, den mau, nachdem seine
erste Gemahlin vor längeren Jahren
gestorben war, allgemein sür unver
miihlt gehalten hatte, eine Dame aus,
welche in durchaus gesetzmäßi er Weste
bewies, daß sie die zweite emahlkn
des Verstorbenen gewesen sei. Man
versuchte ihr in mehreren Processen
das reiche Erbe streitig zu machen —
vergeblich, die Dame blieb Sieger-im
und ihre Erbanspriiche mußten aner
kannt werden. Sie hatte nicht einmal
nothwendig, den Nachlaß um irgend
eine Summe zu schmälern, da die hin
terbliebenen des Sohnes des Grasen,
dieses Eldor v Frist denBaron Rhe
den nnd ich einst aus Doktor-II Island
beerdigten, nicht aufzufinden waret-X
JU . Sie einen Sinn-urs. "
see s: JUTM jene-F HEFT-i
o n e s
U Inse- o
....·..
Einen Augenblick siutzte Gerfa!t:.
dann sagte er mit großer Bestimmtheit:
»Schon bei unserem ersten Zusammen
treffen machte ich Sie darauf aufwei
sarn. resOberltinder, dasr ich keine
derart ge Fragee beantworten werte
Jch habe ern heirnniß zu verlaufen:
nzolien Sie den geforderten Preis da
fur«zahlen —- gut, Sie werden reell
bedient werden und alle nöthigen Ve
weise erhalten. t mein Cleheirnkrifiiv
fur Sie oder den ron leinen Walz
so — nun. so giebt ej für mich auch ei
nen anderen Weg, Geld daraus zru
machen. Aber jede unnöthige Frone
hält unser Geschäft nur auf und er
schwert den Vertehr.«
»Sie haben recht. Dann bleibt nur
übrig, mir Ihre Geheimnisfe genauer
zu bezeichnen. Jch muß Sie jedoch lydk
lichst ersuchen, sich fo tut als misglich
zu fassen, da dringende eschäfte mich
abrufen.«
Der Franzose biß die Zähne zusam
men. Höflich war dieser alte Herr Lei
negwegs, und er gab fich teine Mühe,
dem sonderbaren Geschäft und letnern
Vertreter gegenüber feine Veraastung
zu vrbergen. Aber der Franzose hatte
sich vorgenommen, mit dem Alten,
wenn irgend möglich, handelseins zu
werden; er liesz seinen Verdruß daher
» nicht merken, sondern begann. seine
, Triirnpfe auszuspielen
»Ich tann zwei verschiedene Beweise
liefern,« sagte er, »und zwar bin ish
erstens in der La e, darzuthun, daß die
Gräfin Natalie k lesstratowsta nichi
das geringste Recht besitzt, diesen Na
men und diesen Titel zu führen, denn
—- doch das wiirde fiir den Momen: zu
weit führen. Weshalb sie es nicht darf,
weshalb fre absolut nicht erbberechtigt
war, das gehört zu den Beweier und
wird näher ausgeführt werden« wenn
man mir meine Forderung bewillsgr
hat«
Oberländer hatte sich erhoben, er
vermochte seine freudi e Ueberraschung
kaum zu verbergen. » as tönnten Sie
wirklich beweisen?« rief er. »So bewei
sen, daß die Gräfin einen gegen sie an
zustrengenden Process verlieren wir
de .-"
,,DCH gcml te nichts amwplicxc
Getsaut kntt einem trauernden Blick:
»ich würde hnen auch vie MöglLckteit
geben, diese ame als» Betrügean zu
entlarven. Und was vie ungeheurectb«:
schaft betrifft. welche sie und ihr-. Hin
terniönner herausgeben müssen, so ist
es mir ein leichtes, diejeni e cIhnen zu
bezeichnen, welcher ver gro e estsz nach
Recht und Gesetz gehört. denn, wie ich
Ihnen schon sagte, die Wittwe Eli-ais
v. Fels lebt, und sie kann, wenn Sie
wollen, noch heute vor Ihnen stehen-k
Und nun sagen Sie, ob diese Entbin
lungen, von den schla endsten Beweise-I
unterstü t, sür den Herrn Baron v.
Rheden rth haben-«
»Ich leugne nicht« diese Enthüllrns
gen sind werthvoll. Sauen Sie kurz«
was Sie fordern«
Der Franzose athmete auf. Er hatte
gewonnen, jetzt war der Preis nur noch
eine Zahlenfraae.
»Ich verlange —- sechzigtonsend
Mart«, sagte er langsam. noch im letz
ten Moment die Ziffer überlegend.
»Sechziatausend Mart? Das scheint
rnir zu hoch gegriffen.«
»Keineswegs! Bedenten Sie, daß
eine Millionenerbschait damit zu er
lanaen ist. Jm Berqleich dazu ist mei:
ne Forderung eine Baaatelle!«
»Und wann müßte diese Summe ak
zahlt werden?«
,,.5Jeutc Abend, nachdem isii Ihnen
die Beweise ijberaeben Natule cr
idarte ictz Euer iabluiig, die bei dirs-r
tiifcn Gefdnften üblich«
Qberländer überlegte einiqe Ylugen
llicte. «F)«o·ren Sie," wandte er nch an
Gerfaut, »die Summe von se chtigtau
fend Mart wird beute uin neun ilhr
Abend-, wen n anen diefe «,eit paßt
; fur Sie daliegen und Ihnen augen
blialich in Reichscaffenfckpinen ausge
’ liefert werden, sobald dem Baron und
mir Jbre Beweise oollaiittiq erscheinen
Sie können une- unbedingt vertrauen;
das Geld ift Ihnen sicher sobald Sie
das Verfdrochene dafür liefern.«'
Gerfaut oerbeugte sich. »Ich dege
keinerlei Beforgniffe rciiiglich der
Auszablung, mein Herr«, faqte er ver
bindlich, »ich weiß, ich bade mit Eb
renmännern zu tbun.««
»Alfo wir erwarten Sie um neun
Uhr-"
»Um neun Uhr,« wiederholte Ger
iaut und nahm feinen Hut, sich um
Geben wendend. Aber nach eint ten
Schritten blieb er stehen. »Sie sollen
feben, daß ich Sie ganz und gar zu
friedenftelle«. nahm er das-Wort, mäh
rend er dicht vor dein alten Herrn ite
hen blieb. »Nicht nur die Angaben,
welche ich anen versprechen tollen Sie
erfahren, sondern auch eine faft
noch wichtigere Entdeckung werde ich
mir erlauben Ihnen gewissen
maßen als Ertrapriimie den an
deren Mittbeilungen zuzufügen Ich
werde anen Mittel und Wege zeigen,
wie Sie einen Mann erreichen und der
Bestrafung zuführen lönnen, der das
wichtige Mitglied einer internationalen
Gaunerbande ist. Den Machinationen
diefer Gesellschaft iit es zuiufchreibem
daß Eldor o. Fels nnd die Seinigen
zu Grunde gerichtet und beseitigt its-ur
den, und daß Ratalie ihre Rolle spie
len durfte.«
»Mein das möglich?« ftieft Oberlsm
der hervor: »die Familie Fels wäre
durch Berbrecher ruiniet tvorden?«
»Sie werden nsn neun Ubr Alles er
fahren. Bis dahin sprechen Sie nur
mit dein Baron Rinden davon, fonst
mit Niemand Mein Herr. ich habe die
ndre Gerfaut durcheilte die Leip
M Strahn Nach einein flüchtigen
· Weist ffetne Date-nisten er Genug
et ne ruhe eint
» I Hitze « san e- si
·
fer, daß er sich nicht einmal Zeit nahm«
sich umznblicten
Er stürmte förmlich vorwärts und
strebte dem Thieraarten zu. Doch wie
er auch ern-schritt, eine in einen ab e
tragenen Mantel aehiillte Frau bl eb
ihm dicht auf den Fersen und verstand
et- iiberdies meisterbast, sich sortaesetzt
so zu halten, daß Gersaut sie nicht be
merken tormte. Als das Weib seht
ehrte, daß der Frau-wie in das
untel des Thieraartensdv « einbog,
huschte ein Lächeln der Besiiediquna
über ihr von dem anhaltenden nnd
schnellen Marsch aeriithetec Gesicht und
mit hastiaer Bewegung faßte sie in eine
ihrer Manteltaschen.
Aber irn nächsten Auaenblicke lilieb
sie stehen und suchte dann schnell tsinter
einem starken Baumstamm Deckung.
Der Franzose, dem sie so eisrig und
vorsichtig aesolat war« trat nämlich an
einen unter einer erleuchteten Laterne
stehenden Mann heran und beqriiszte
ihn vertraulich.
Der Fremde. der Getiaui offenbar
erwartet hatte, zoa respecxocll seinen
breiten Künstlerhut
»Sie sind lange aeblieben, mein Ver
ehrter Gönner," sagte er: «nun, nos
ientlich bringen Sie mir aure Nachrich
ten, dann tviire ich schon belohnt.«
,,l?ntschuldigen Sie mich, HerrMans
del," saate Gersaut, »ei- war nicht
meine Schuld, das; ich liinaer axisblieb
als ich dachte. Ich wurde zuriictaehals
ten, doch das aeschah in Ihrem Inte
resse.«
»In meinem Interesse t« ries der
Mann mit dem alattrasirten Gesicht
und den wallenden Künstlertoeten lieu
dia erregt »So darf ich noilen?«
»Ich erzähle Ihnen soaleich Alleg;
lassen Sie uns ein paar Minuten Her
am Saume des Thieraartenz hingeben
Hier ist eine Ciaarre. zünden Sie sich
die an."
Beil-e Herren seßten ilsrecsigarren in
Brand und bewegten sich dann den
Villen aeaeniiber aus dem oreitenParr
weae vorwärts
hinter ihnen raschelteiund irristrrie
ej im Gehölz. Die Frauengesialt fchob
sich vorsrchtia vorwärts. Sie direkte sich
und schrnieaie sich an die Stämme nnd
beobachtete mit funieinden Augen die
einsamen Spaziergänaer·
»Ich iann Ihnen Glück wünschen.«
eröffnete Gersaui das Gespräch; »der
reif und vornehme Kuniitnöcety den
ich uir Ihre Opfer interessiri hab-. ift
gewilli, Ihnen fiir die Auffiihrung des
Wertes hilfreiche Hand ru leihen. Er
wird dafür sorgen, dasr die Oper auf
geführt wird. Nun, wes sagen Sie
dazu« herr Cäsar :92andei?«
Der Vianift des Herrn Brutto Bei
chert vermochte vor Nühruna icnm zu
sprechen.
»O, mein Hern« rief er, »wir soll ich
Jhnendanikn, wie den Zufall preisen,
der mrchrnit Ihnen .iusaminengeiiihrt
hat! Und der edle Herr. der sich meiner
annehmen will darf ich seinen Na
men erfahren?«
»Gewiß, es ift ja tein Gebein-näh
Der Herr ist der Baron v. Liihedem ei
ner der hervorraaendsren Zwar-Wan
ner Berlins. Sie werden ibn heute
noch kennen lernen.«'
»Heute noch?« fragte Cäsar Mandel
erschrocken
»Der Baron wünscht, daß ich Sie
itnn heute Abend um neun Uhr vor
sielle.·«
»Aber dae ist ja unmöglich« frau
melte der Musiker, »ich muß ja im vie
sicurant des Herrn Decheri spielen.«
Gersaut zuckie die Achseln.
»So spielen Sie und verzichten Sie
darauf, Ihre Oper aufgeführt zi:
jet,en.«
«- . « ---
»L) nein, Im EVesOe ruirnvuutznuxnn
iiir Herrn Deshert suchen, und wenn er
ihn nicht acceptirt, so inaa es ein siir
allemal zwiikhen ihm und mir aus sein
Dieser Tinaeltanael ist mir schon anae
ein Greuel!«
Ermatten Sie mich also uns. neun
Uhr vor dem Rheden schen Hause. Je
des Kind zeigt es Ihnen in der Leipzi
ger Straße. ——— Und noch Einer-. Sie
tkerben dein Baron ossenherzig hk
ganzes Leben erzählen müssen ie
können dem rrn nicht verargen daß
er wissen wi mit wem er es zu thun s
hat« Besonders jene Lebensveriode, l
welche Ihnen den Stoff zu Ihrer Oper
oeliesert hat« dürste ihn interessiren.
Berichten Sie ihm nur ganz ossent)er
ig, wie Sie die Tänzerin Krutowcta
kennen gelernt und geheirathet haben,
und wie dann der Gras tam unde
gewisserrnaszen gezwungen waren, Ihre
Frau, von der Sie sich jedoch nicht
scheiden ließen, dem alten Manne abn:
treten sagen wir das richtig-, Wort
-— zu vertausen. Das wird den Baron
rühren und er wird begreifen, daß Sie
Jhre Oper mit Ihrem Herzhlut ac
schrieben haben. Sie verstehen?«
»O, ich verstehe, Jhr Rath ist gut,
nnd ich werde ihn befolgen Doch seht
gestatten Sie mir, cie zu verlassen; ich
muß mich aus vie Suche nach meinem«
Ersahniann be eben. Also um neun
Uhr vor dem R den’schen Hausei«
»Aus Wiedersehen herr Mandel!
Ich erwarte, dasz Sie pünktlich sind —
ich werde es auch sein«
Ein leises, turzes Lachen ertönte in
Gersauks Rücken. Der Franzose schreit
zusammen und war geneigt, den ent
eilenden Musiker zurückzurusem ooch
er that es nicht, da ihru das seig er
schienen wäre. Doch beschleunigte er
eine Schritte wobei er sich seinen Ge
danken überließ
»Ich habe gewonnen,« sagte er zu
sich selbst, und der weise hosrath wird
morgen eine Ueberras schun erleben.
Man wird i verhasten,n un während
er bissiger-« ei ernen Thüren schenachtet,
Itu Mk les-se nnd unterbrach
’ die seierliche Stille des Winterabends,
«ein martdurchdringender Schrei und
dann noch einmal der dumpfe Knall
eines Schusses.
Dann war Alles still; nur der scheue
Fliiaelschlag stüchtender Vögel und der
beizende, iogende Tritt von menschlichen
Füßen über das schneebedeckte Moos
lett ist zu vernehmen. und auch dieses
Geräusch erstirbt bald. Aber an den
Fenstern und Thüren der gegenüberlies
elenden Villen wird es lebendig. Men
schen, mit Laternen und Lampen ver
sthen, stiirrnen zum Parl hinüber.
»Haben Sie die Schüsse gehört ----
zwei, hintereinander-.m
»Gewiß, und dann den Schrei ---— o,
der war sürchterlich!«
»Man muß einen Menschen erschol
sen haben und zweifellos ganz in der
Räde«
Allmächtiger Gott« biet schnell
lsierdert Hier liegt ein Mensch in sei-:
nem Blute!«
Die Laternen und Lichter sioaen aus
die bezeichnete Stelle zu, wie Leucht
töser durch eine warme Juninacht. Sie
beleuchteten in schauervolles Bild.
Am Fuße eines Birkenstammes lag,
mit dem Gesicht aus der acsrorenen
Erde, lana ausgestreckt ein am aetlei
deter Mann.
Man hob ihn aus nnd truq ihn aus
der ihn mngebenden Vlutlache heraus
unter einen anderen Baum. Das
Haupt nkit dem taliwetszen Gesicht fiel
haltlog aus die Brust herab.
»Man hat ihn ermordet " sagte eine-:
der Zuschauer; «laus doch eine: schnell
nach einein Schusmann.«
»Seht doch, der arme Kerl liat zwei
Wunden, eine im Rücken und die an
dere aus der Brust. Den haben sie talt
gemacht.«'
«ur Mann ievi nor-of riet ein atte
rer herr, der sich forschend über den
Regungslosen gebeugt hatte, »aber er
wird sich verbluten, wenn nicht gleich
ein Verband angelegt wird. —— Ab, da
trmmt ja ein Schuhmann!«
Von mehreren Seiten tani jetzt oie
Polizei herbei, und nacb wenigen Mi
nuten schon war der Bewußtloie in
eine Droichte geboben und befand sich
ist Begleitung einiger Schutzleute ans
dem Wege nach oer Charite. dem gro
ßen, im herzen Berlins gelegenen
Krantenbausr. hier waren vier Aerzte
zwei Stunden damit beschäftigt, die
Kugeln aus den: zuetenden Körper zu
entfernen.
Es gelang ibnen jedoch nur, die eine
zu finden, die Kugel, welche iin Rücken
steckte. Tag andere Geschoß war von
der rechten Seite aus in die Lunge gr
drungen, und die Aetzte biitten den to
foitigen Tod des Patienten herbeige
führt, wenn sie die Kugel mit Gewalt
hätten entfernen wollen.
»Wir wollen ihn nicht unnütz quä
len," meinte der Oberath tovsschiit
telnd, »der Patient wird noch vor
dem Morgen an innerer Verblutnng
sterben."
Man brachte den Unglücklichen aus
dem Operationgfaale in fein Bett lin
riict. Ein Arzt, ein Wärter und ein
Criminalcommissär umstanden fein
Lager.
Der Letztere stand bereit, die Aug
sagen des Sterbenden entgegenziinet)
men, falls er noch einmal dass Bewußt:
sein erlangen würde.
Gegen elf Ubr imr da: ioiriiich der
Fall. Der Kranke schlug die Augen
auf und machte eine matte Bewegung
mit der Hand.
»Trinten!« bauchte er leise.
Der Arzt flößte ibm eine I««c«eoicin
ein, welche die Lebensgeister beleben
mußte, wenn dies noch möglich war.
Der Criminalconnnissär zog sein No
tizbuch hervor und machte sich zum
Schreiben fertig.
»Er will sprechen,« flüsterte der
Warten Der Criminalift beugte sich
auf den Patienten herab.
»Was wünschen Sie zu sagen T«
Der Kranke machte eine gewaltige
Anstrengung iuni Sprechen.
»Ich heiße —— Andre Geriaut. —
hosratb Schaller --—- bat mich —- er
morTn lassen »s- aus oem Hinterhalt
—- I —«
Es dauerte einiae Minuten, bis der
Verwundete fortfahren tonnte:
»Schnell --— schnell ich inufz Bas
ron Rheden Leipziger Straße — -
seh-en auch Geheimrath Busch —- ich
« ich habe viel — zu jagen —«
zu geftehen."
Dann übernmnnte Gerfaut die
Schwäche und er fiel in Ohnmacht· -
Jm Polizeipräfidiu«n, too die Nach
richt von dem Morde im Thiergarten
große Aufregung unter den Cri:ninal
beamten hervorgerufen, lief gegen zehn
Uhr vorn Polizeireoiei auf das-»auß
berger Straße folgen e amtliche, wenig
beechtete Meldung durch daz Telephon
ern:
»Die Frau des in der Koppenftrafze
wohnhaften, befchäftigungslofen Li
thcgraphen Williarn Strohbach hat
Selbftrnord begangen, indem sie Car
holfäure trank. Der heimlehrende
Mann fand feine Frau todt vor. Mo
» tiv unbekannt: vermuthlich hat die
Frau im Deliriuni die That ausne
s führt, da fie als Gewohnheitgtrinlerin
bekannt war-«
Liz. CapiteL
1 Juftizrath Gallus fühlte sich wie ge
s riidert, als er arn Weihnachtzabend auf
dem Bietoriabahnhof in London end
lichanlam. Die Seereife, obwohl sie
nur etwa sechs-Stunden gedauert hatte,
war ihm herzlich schwer geworden, da
fich der Canal, wie so oft, äu erft
ungeberdia zeigte und durch hohe I el
len» welche kurz und ftoßtveife das
Schrss erfaßten, den Passagieren einen
kleinen Begrtf von Neptuns unlie
benssotlrdlser aune betbrachtr. Ich
—
lus war start ieelranl gewesen« und
als er sich später auf en liicheni Boden
wieder auf der Eisenba n befand und
in das weiche Polster des Wagens F -
rückarlehnt der haupistadt znro te,
überiam ihn eine so totalc Abwan
nuna und eine fo überwiilsiqende Mu
diateit. daß er nnr den einen Wunsch
hegte, möglichst schnell in ein Bett u
lommen und nach Genuß einer To e
recht heißen Thees sich ausstrecken nnd
ausschlafen zu dürfen. Er hatte die
Adresse eines hervorragenden betet-R
welches er ausfuchen wollte« in seiner
Brieftafche, doch beabsichtigte er sich
vorher mit Davis, der ihn ja zweifel
los am Bahnhofe erwarten würde,
darüber zu verständigen, ob dieses
Hotel auch nicht zu weit von sder Woh
nung des Deteetivs entfernt liege. Jn
diesem Falle wollte Galli!5, um Davis
Näher zu sein, irgend ein anderes Gast
haus aufsuchen.
Endlich brauste der Zug in die Nie
senhalle des Victoriabahnhofes ein.
Der Justizrath ergriff seine kleine
Handtasche und eine anderen Reises
utensilien und stieg aus. Da er Das
vis nicht persönlich kannte, so mußte er
ruhig warten, bis er von ihm ange
sprochen werden würde.
Es dauerte auch nicht lange, so nä
hetie sich ihm ein grauhaariger, vor
nehm aussehender herr, musterte Gal
lus zuerst ein wenig von der Seite
riickte dann unentschlofsen an seiner
goldenen Brille und trat endlich, den
Cnlinderhut höflich lüstend, auf ihn
zu, um ihn anzusprechen.
»Herr Doctor Friedrich Gallnz aus
Berlin vermuthlich?«
»Der bin ich -s-- und Sie —-— darf ich
um Ihren Namen bitten?«
« ,,Mich sendet Mr. Thomas Thora
ton.«
»So sind Sie Mr. Thornton nicht
selbst?'· rief der Justizrat enttciuscht
»Ich rechnete mit aller stirnintheii
daraus, ihn persönlich hier zu sehen.«
«Mr. Thornton war auch beinahe
schon aus dein Wege zum Bahnhose.«·
antwortete der rr mit der Brille. .,da
erhielt er eine achricht von ngszter
Wichtigkeit, welche sich aus den Sie in
teressirenden Fall bezog· Er war hier
aus gezwungen, seine ursprüngliche
Disposition zu ändern und sich nach
einein ganz anderen Theile den Lon
don zu begeben. Da er jedoch unde
dingt heute Abend noch mit Ihnen
; sprechen muß, so beauftragte er erriet-,
einen seiner Agenten, Sie in Eint-sang
zu nehmen und Sie zu ersucheu, eine
Nacht sein Gast in seinem allerdings
bescheidenen hause zu sein."
l »Jn der Circuåstreet?« fragte Gal
us
»O nein, da befindet sich nur sein
Geichiistslocah er wohnt ein wenig
außerhalb der Stadt. Bitte, lassen
Sie uns teine Zeit verlieren.«
Doch Galluzz zögerte.
»Ich muß Sie zuvor bitten, niir eine
Frage zu beantworten,« sagte er;
»siihrt Herr Thornton noch einen an
Teren Namen, und wie lautet er.«
Der Herr mit der goldenen Brille
lächelte.
»Ich glaube gar, Sie niisktrauen
mir-; doch dass ist nur natürlich und
entschuldbar ess- gibt in London zu
viele Schwindler und Betrüger. Tisch
ich hoffe. Mr. Davis aus New Yort
wird einigen dieser Gesellen bald den
Garaus machen!" .
Der Justizrath streckte dein Fremder
dir Hand entgegen.
»Entschuidigen Sie meine Vor
sicht,« bat er; »ich sehe jetzt, daß ich
mich Ihnen anvertrauen kann. Lassen
Sie uns teine Zeit verlieren und Boni
nien Sie. Jch werde glücklich sein,
Mr. Davis recht bald zu sprecheii.«
Die beiden Herren durchschritten die
Bahnhosshalle, wobei der Abgesandte
des Detectivs es sich nicht nehmen ließ,
dem deutschen Herrn die handtasche zu
tragen, und ge angten dann aus den
Plan vor dem Bahnhose, welcher ini
Scheine der zahlreichen Lampen ein
Bild geschäftigen Verkehrs bot.
Der tlherr mit der Brille deorderte
Durch clllc Dällollclochullg clllcs Ist M
langer Reihe harrenden Zabs heran
und ries dem Kutscher zu: ,,16.», Osrove
Lane, Ca:nberwell!« Dann wollte er in
lie Tasche greifen und das geforderte
Falsrgeld, drei Schilling, bezahlen
Aber der Jnilizrath verhinderte ihn
daran, indem er ries: »Das ist nieine
Sache. Hier, mein Freundl«
Er hatte seine Börse gezogen nnd
dein Ratsher, der über das gebrochene
Englisch seine-, Faljraastes lachelte,den
Preis eingel)öndiat. Doch im Begriis.
die Börse wieder zn schließen, wurde
seine Hand unsicher, and mehrere lleis
nere Geldstücke fielen zu Boden. So
sort sprang ein »Sl)ineboy«, ein
Junge, welcher init einem kleinen Ka
sten voll Schuhputzulensilien die Stra
ßen durchziehl und für eine Kleinigkeit
das Geschäft der Stiefelreinigung be
sorgt von seine-n Standorte herbei
und sammelte die Münzen auf, nin sie
dein Justizrath zu überreichen. Der
aber ließ dem armen Burschen das
Geld.
»Mach« Dir einen nlen Tag,« sagte
er heiter; »sollsl artig wissen daß es
Christabend isi, mein Junge!«
MortseLuna folgt. )
Der Congreß ist .dabei. iiir india- «
nererziehuna 8250,000 zu bewilli
Von dieser Summe sollten die Po en
iiir Baseball und Fußdall abgestrichen
werden.
Brotneid wozu ihn noch berühmen,
Wozu das arge Wort verbllimen
Will wer zu neiden mal versu
Nicht Brot neideian man —?e:h?
II«