Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, February 17, 1899, Sonntags-Blatt., Image 11

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    C r o u us.
hetzliebstcr Schatz, ich lied’ dich so,
Wie nichts auf Erden weiter.
Mit träumte jüngst, es führte wo
Zum Himmel eine Leiter;
Ich stieg hinan zum Sonnenlicht,
Und stand am Himmelseingang dicht.
Ta schaut ich Stern an Stern jich
drehn,
Und drauf der Engel Neigen,
Die einen hab’ ich tanzen sehn. l
Die andern Fürs ich geigm
See hielten ein und minnen mir, l
Da fragt ich: Jst mein Schatz nich:
hier?
(
Sie hemmt-n draus den Ringen-ihn l
Mit lädtelntsen Gebärden:
Wir wissen nichts vom Schatze dein,
Der isi wohl noch auf Erben!
Da macht ich kehrt und tkollt: mich --
Was wär« der Himmel ohne dich?
Anna Ftlir.
Ein Winternoei.
Stimniunqsbild drin Tor Hedber7
Wohlig und behaglich sah daz- tieinek
Empfangs - Zimmer aus mit seinen«
mächtigen alimodischen Möbelm seinen
selbstgcivebten Läiisern iiber den bun
ten Mustern des neuen Brüsseler Iev
pichs, mit dem lustig flackernden dia
ininfssuer und deni ruhigem traulichen
Schimmer der Lampe in der Ecke beim
Fenster. An den Wänden hingen ei
iitge alte Patron-, voraeiieigt, als
lqrinnten sie dann besier sehen, was in.
Zimmer vor sich ging. Aug dem Dun- i
tel, das sich oben an den Wänden bin-l
getagert hatte, starrten unermüdlich
große runde Augen mit lanaen Locken,
mit giistavianiscben Nasen und mit
Mundwinteln herab, ·rie zu einein alt
inodisckken erzwiinaenen Lächeln ver
zagen waren.
Ihr Nachkomme. der di mit unregel
snaßigcn Schritten, bald schneller, bald
langsamen ji nachdem feine Gefühle
stiegen oder fielen, iin Zimmer ans und
ab ging, sich isber aus alter Gewohn
beit doch auf den vorgezcichneteii Bab
nen der Laufer hielt, ladielte ebenfalls
Aber sein Lächeln war nieder ein alt
modisches now ein geziruiiaeneH---—grof;
und selig war es —— es beschränkte fin
nicht nur auf den breiten Mund unas
den startea, weißen Zähnen, sondern
strahlte und ziickte uber das ganze Ge
sicht. Bis-weilen brach es iri ein halb
unterdrückte-Z vergnügtee Lachen aus«
sodaß seine Schultern sich schüttelten,
sind dann zog es sich wieder ganz zu
rück, uin als glininiendc Kohlen in sei
nen Augen zu liegen und zu leuchten.
Es war ein ganzes Freudenseiier, das
in ihm brannte und cbensoviel Flam
iiieiischein über sein Gesicht warf, wie
das Feuer da in dem gelbgriinen Zier-«
nein. Die Hände hielt er auf dein Rü
cken und tnivste bisweilen mit den Fin
gern.
Ein herr, der halb auf dein Sofa
lag nnd eine Ciaarre tauchte folgte
ihm mit den Augen und lächelte auch, F
aber ein wenig ironisch und überlegen.
Nur als der andere einmal seirienLach
anfall bekam, wurde er so start davon
angesteckt, daß die Ironie fast aus sei
neni Lächeln verschwand. Er war ei
nige dreißig alt, ziemlich korpulent,
hatte aber ein Gesicht, desseiiBliisse und
etwas schlaffe Züge auf lleberaristreri- !
gung deutenten. Es war kein besonss
deres Beobachtungsverinögen erforder i
lich. um in ihm einen Arzt zu erlensl
l
nen. -
Plötzlich vern.:l·m enan ein tur3e5,l
scharsestilopsen cn derTbiir zumFlur;i
sie wurde geössnet, ohne daß das »Der I
ein' abaeioarket wäre. und eine Posse,I
bagete Frau von etn«a stinszia Jahren
trat herein. Sie trug ein Tablett mit;
Gläsern und Flaschen, das sie aus den
Tisch om Fenster stellte. Wenn sie in
Glas u. Rahmen gewesen wäre, hätte
sie mitEhren unter die ebrkvürdigeVer I
samtnluna an der Wand ausaenommen ·
werden können. Die Mundwinkel, die
einen Zug nach unten hatten. brauchten
nur ein bischen lsinausaedreot zu wer-«
den; sonst war alles. wie es sein sollte:
dieselben Auaen mit dem stillen, tun
den Blick unter dichten Augenbrauen,
dieLelbe gustavianiscbe Nase, dieselbe
rrie rige Stirn mit dem arauqesprenil
ielten Haar, das- über dieSchläsen her
abgekiimmt .var, sodaß es ein qleichseis
tiqu Dreieck bildete. Aber Tantethri
stine hatte wohl noch teine Lust, sich so
bald hinter Glas und Rahmen seyen
zu lassen; mit qrossem leisen, nimm-!
ziiisen Schritten wanderte sie von sriih!
bis spät im hause umher. und das
Rasseln von Schlüsseln ainq ihr vor-;
aus und verkündete ibr Kommen. Dir-«
galt es auszupassen und sich im richti
aen Kurs zu halten, wenn man nicht
iiberscaelt werden wollte: denn Tante
sibristine hatte ihre eiaene, altmodische
Seekartr. Aber die kleinen Boote biet
ien sich qern in ilnemxkabrtvassm denk
es kam nich: selten vor. dass das sltas
seln der Schlüssel von der Speisekane
nier herkam. und bielt man sich dann
dran, so konnte man teisbt ein paarRo
smen iider ein paar Pflaumen oder ans
dere autcs Sachen aussischm Das soar
Tradition im Hause. und Tante Chri
siine hielt aisi Tradition.
»No, Tat-te Christine, soie stehst
decsn« ?
Das Freuoenseuer erlosch für einen
Augenblicks der Blick wurde fragend,
unruhin
»Ja, nun schlast sie.«
»Sie schleifte Dis-: ist woh- qui e«
»Ob taö gut ist! Du kannst ia den
Doktor fragen, va ich ja wohl doch
nichts davon verirebe,« kam es in halb
lautem Brummen zurück. ,
Der Doktor richtete sich aus und ant
wartete ganz kurz aus den steigenden
Blick: »Gewiß ist das gutl«
,.«Jia, und er?«
»Ja, er schläft auch!«
Die Mundwintcl begannen sich wie
der zu verziehen, und dann flammte
das Freudenfeucr soieder lichterlch
AM. —
,Wollen Sie vielleicht Ihre Anord
nur«-gen fiir die Nacht treffeii,Heerot
tor,« sagte Tante Chriinne unt sauer
süßemLächeln, »damit ich teineDumm
heiter-. mache?«
»O, da ist keine Gesahr,« sagte der
Dotter mit versöhnendcm Lächeln.
»Ja, sehen Sie, Herr Doktor, ich
weiß es nun nicht anders, als wie da
mal, da Ostar zur Welt lam —— aber
das paszt wohl nicht mehr für seinen
Sohn, furchte ich!«
Der Doktor strich sich den Mund, um
ein Lächeln zu verbergen, und begann
dann in leisem, berufsmäßigen Ton
seine Verschriften zu geben«
Tante Christine hörte zu mit einer
Miene als wenn sie das Rezept zu ei
ner Giitmischung erhielte. Als der
Doktor zu Ende war, zählte sie an den«
Fingern her: erstens das —- und dann
das —— und dann das —- ja, ja! Und
dann machte sie die Gebärde des Hein
dewaschens und deutete an, daß »das
Blut des unschuldigen Kindes uber
sein Haupt kommen solle.
Dann drehte sie sich um und be
merkte, daß sie beide allein im Rim
mer waren; die Thür zum Flur stand
halb offen. ,,3ehen Sie, nun geht er
hin und weckt sie mir auf! Na ja, ich
sage ja »s-«
Mit wenigen Schritten war sie aus
dem Zimmer hinaus und schloß lautlos
hinter sich die Thür. Es gehörte zu
ihren Prinzipien, immer alle Thüren
hinter sich zu schließen und niemals eine
u öffnen, ehe sie erst angetlopst hatte
zJian erzählte, diese Gewohnheit ware
ihr so tief ins Blut gegangen, daß sie
sogar an die Speisetammerthiir klopfte,
ehe sie sie öffnete.
Als der Doktor allein blieb, zog er
den Pfropfen aus der einen Flasche
und priifte riechend mit mißtraiiischer
Miene den Inhalt. Aber der Ausdruck
verwandelte sich schnell in einen froh
überraschten, er goß sich von dem Sog
nal ein und leerte das Glas auf einen
Zug. Dann sah er nach der Uhr, setzte
sich auf einen Schautelftuhl, der neben
dein Tisch ftand, und gähnte laut.
Eigentlich war es eine ganz unnütze
Reise» die er da gemacht hatte. Vier
Stunden Eisenbahnsahrt, zwei Stun
den im Schlitten s- es ist geradezu lä
cherlit, dachte er, sobald er sich auf der
Reife befand; denn lag irgend eine Ge
fahr vor, so tam er jsi doch zuspät Aber
daggehörte nun einmal zu Rödingg
Auffassung von Freundschaft, und so
mußte er es denn wohl als eine kleine,
wenn auch etwas kalte Erholungsreise
betrachten. Endlich lam er denn auch
an nnd wie er vermuthet hatte, stand
alles so gut wie nur möglich. Zwei
Stunden nach feiner Ankunft war sein
Freund Vater eines lräftigen, kleinen
Jungen und überhäuste ihn mit Dant
sagungen, grade als wenn er ein Ver
dienst daran gehabt hätte. Er hatte
dann noch am felben Abend zurückei
sen wollen, liefz sich aber durch Rod
lings dringende Bitten schließlich doch
bewegen, noch iiber Nacht daeubleiben
Jetit bereute er es fast, um TanteChri
ftinens willen, die offenbar seine An
wesenheit als eine persönliche Beleidi
gung ausfaßte.
Tante Ehriftine, ja! Er hatte in frü
heren Zeiten in besondere gutem Vei
hältnifz zu ihr gestanden, als er und
Ostar Schullameraden waren und er
während der Sommerserien zu ihnen
aus«- Land hinauskam. Da war sie ihre
wohlwollende Gehilsin und Vertraute
bei allen Spielen und Streichen gewe
sen, an deren Erfindung Dölars Hirn
grade so fruchtbar war, wie es sich eini
Lernen widerwillig und träge zeigte. l
Tante Christine hatte nun einmal
die Auffassung, »Jun en sind Jungen",
ein Sati, der in all feiner Kurze und
Schlichtheit einen unerschöpflichen
Fonds von Nachsicht, Verständnis und
. ilfsbereitschaft enthielt. Viele Jahre
waren nun seitdem vergan«en, und er
hatte faft eine gewisse Freie e empfun
den, wenn er daran dachte, da er sie«
wiedersehn würde. Er hatte ie voll
loinmen so wiedergefunden, wie er sich
ihrer aus den Knabenfahren entsann.
Aber der Empfang von ihrer Seite war
ein eisia höflicher gewesen; all seine
Versuche, sie weich zu stimmen, indemi
er sie an alte Zeiten erinnerte, waret-(
fruchtlos gewesen. Sie fühlte sich offen-«
bar tief verletzt, dafz so ein »dummee
eDenn e«, dem sie dereinst so inanchel
Hang voll Rosinen zugefteckt und dessen,
zerrissene Kleider und Schrammen siel
so oft geheilt hatte, nun daherkoniment
und sie alte Frau lehren sollte, wag
sie schon lange wußte, ehe er noch ge-;
voren war. z
Die alten Zeiten, ja! Er lachte un «
willkürlich bei all den Erinnerun em
die sich ihn-i hier in dem alten, woh be «
tannten Zimmer ausdriingten, wo alles
noch qenau ebenso war wie vor fünf-«
zehn Jahren. Dieselben Möbel standen.
an denselben Plätzen, dieselben alten,l
lustigen Gesichter blickten von denilltiin-»I
den herab. Ja, Gott weiß, ob nicht die-s
selben Bücher aus dein Tisch lagen. Die,
dicke Postille da ertannte er wieder und.
»Dutel Toms Hütte«, aus der ihnen
Iante Christine bisweilen in ihrer un
nachahmlich komischen Weise vorgelesen
hatte Er stand aus und ging, einmal
im Zimmer aus und ab. Der « rüsselerl
Tep ich, ja, ber war neu, und er stiirtel
ihn ast. Dann ginq er zum Fenster hin
und sah hinaus-. Aber biet versagten
seine Erinnerungen. Viel sah er wohl
nicht in der Dunkelheit, aber was er
sah, machte aus ihn einen fremden, un-«
bekannten E-«ndruet. Er hatte die Aus-,
ficht bei Regenwetter und bei Sonnen «
schein gesehn, aber immer im Som
mergrünz nun war alles weiß, weiß,
so weit er sehn konnte.
Ein funkelnder Sternenhimmel,
ijber dein die Milchstraße ihr breites
Band hinzog, während des Mondes
schmale Siebel unten nur-Horizont stand
und einige Wölkchen beleuchtete, die
sich an ihn drängten, als wenn sie
Wärme suchten. Ja, erfroren sahen sie
aus, selbst der Mond sah erfroren
aus, wie er da so schriig über dieser
Schneewiiste hing, nnd obgleich die
Sterne größer und strahlender als
gewöhnlich erschienen, erhöhten sie doch
nur den Eindruck der Kälte, den die
ganze Landschaft hervorrief Schnee
überall, auf den Feldern, auf den Bäu
men, alles weiß. Man begriff, diese
weiße Decke erstreckte sich überallhin,
hinaus über den engen Horizont der
Nacht, so weit, wie das Dunkel reichte
unter dem iunlelnden Sternenhimntel.
Und dann dieses seltsame,«unbe reiz
liche Schweigen, das sich von dem tra -
lenden Himmelsgewölbe herabsenlte
und sich lalt und frosiig ijber die weiße
Landschaft legte, sich mit ihr vereintgte
und wieder eniporstieg in den Raum,
noch stiller, noch kälter. Dieses-Schwei
gen flößte ihm fast ein Bangen ein
Plötzlich glaubte er ein Geräusch wie
einen fernen Kanrnenschnß zu verneh
men und einen rollenden Wiederhall,
aber in diesen Wiederhall mischte sich
ein eigenthijmlich spröder Klang« wie
wenn Glas zerspringt. Er lauschte er
staunt, aber es war wieder alles still,
und schon glaubte er, daß das, was er
gehört hatte, nur Einbildung gewesen
war. Das Schweigen legte sich wieder
auf ihn, und es war so tief, daß die
bloße Vorstellung eines Laute-Z wie
etwas Phantastisches und Unwirkliches
erschien.
Dennoch fuhr er über einen Laut zu
sammen, der die Traulichleit zerriß
und durch das Schweigen sich hindurch-.
wand, sodaß die Ruhe fast unwirklich
erschien. Aber dieser Laut tam von
drinnen, aus dem warmen, behaglichen
Raum. Es war Osears wohlbelannier
Bag. -
»Ja, sie schläft wirklich nnd der
Kleine auch!«
Er sah aus, als wenn er etwas sehr
Merkwürdiges berichtete. l
»Aber nun wollen wir einen Grog
trinken-« f
Sie setzten sich an den Tisch, und
jeder bereitete sich seinen Grog. »Protit,s
alter Freund«, sagte Nöding, »und be
sten Dank, daß Du gekommen bist!«
Sie stießen mit ihren Gläsern an
und tranken. Als der Doktor sein Glas
wieder aus den Tisch setzen wollte, fuhr
er plötzlich zusammen. Wieder vernahm
er den Kanonenschuß, das Dröhnen
und den spröden Klang durch dieStille
draußen. ,,Hörft du?« sagte er. »Was
ist das?'« i
»Ja, ja, es friert ordentlich!« erwi
gerte Oskar Röding und seßte seinGla .«.»
in· .
»Es friert ordentlich?«
»Ja, das bedeutet, daß wir eine tüch
tige Kälte bekommen. Das Eis berstet.
Hast du das noch nie gehört?« .
«Rein.« Der Doktor entsann sich
dunkel, einmal davon reden gehört zxi
haben. »Ich bin ein Stadtkind, wie du
weißt.« l
Der andre nickte, aber sein Gesich
driictte doch ein fast verächtliches Er-.
staunen aus. s
«Jch würde mich nicht wundern»
wenn wir morgen einige zwanzigGrad
Kälte hätten«, fügte er hinzu. I
Der Doktor dachte schaudernd an
seine bevorstehende Feimreise Einen
Augenblick schwiegen ie, um erstenmals
an diesem Abend kamen re sich ein biß
chen fremd vor.
»Na, prosit!'« unterbrach Oskar Rö
ding schließlich das Schweigen.
Sie tranken und setzten ihre Glas-IT
wieder hin.
Der Doktor sah fragend in das roth-»
aesprenkelte Gesicht des Freundes-. über
das sich jetzt ein ruhiger, stiller Schein
verbreitete, wie von einer ausgeht-ann
ten Gluth, und er konnte eine Vemersj
knng nicht zurückhalten. »Und da sitzefts
du nun so das ganze Jahr,« sag:e er.
»und kannst an einem solchen Leben
Genüge finden?« l
«Geni.ige finden? Ja, warum dennl
nicht?«
»Na, während des Sommers kann
ich es noch verstehen, aber der Winter,
der lange, lange, kalte Winter - -- das
ist ja beinah, als wenn man im Win
terschlaf liegt.«
»Sage nichts Schlechtes vom Wirt-«
ter!« fiel der andere eifrig ein. »Du
tennst ihn nicht. Hier draußen ist er
herrlich!«
»Ja, für einige Tage, für sin, ilrei
Wochen, aber fiir Monate lang
nein, dante!«
Ostar Roding sprang aus nnd Esc-’
gann im Zimmer ans und adsuqelynl
»Der Winter ist l)errlsch·, sage ist: di:«.!
Jch liebe ihn inehr als ieoe andre July-f
reszeit Der erste Ochs-re macht mich«
fast toll vor Freude, ich iiikiie das Ver
langen, in den weichen, weißen Schnee
flocken, wie ein Knabe, ein junger
Hund umherzuspslxiqen oder mich tin
ninsuwälzen Und dann die Kälte, die
die Haut prickcln must nnd qui den
Backentnochen ur:.iiit, uni- tsie Schnee
stocken, die so weich und Liebicssein nir
derfallen, und der Hagel, de: auf einen
lot-dämmert, oder ein Schriecgeiiijliey
wenn der Schnee wie weiße Walten
durch die Luir stirbt und l:eiitt, chichL
Und fegt nnd vom Wind glatt nnd eben
zu langen, schönen Wellen riekehrt wird,
und man käm sen rings-« sich anstren
·en muß, S rstt siic Schritt ach,
etr Gott, so ein Schneegestdberi Oder
die kalten. sternenllaren Nächte, wie
die e, wenn das Eis berstet nnd der
S nee unter den Füßen und Schlit
tentufen tnirscht Und »die Nasenfliigel
zusammensinsrieren scheinen —-— nein,
niemals fließt mein Blut so warm wie
im Winter, niemals habe ich ein so
herrliches Lebensgesiihl, die Empfin
dung, start zu sein, etwas zu können,
etwas zu wagen, wie dann! Der Win
ter ist herrlich, sage ich dir!«
»Du bist ja ein reiner Winterpoet,
scheint mill« wars der Doktor lächelnd
ein.
»Ja, träte ich ein Dichter, so würde
ich der des Winters sein. Und könnte
ich all’ die Gesjrhle ausdrüeckn, die er
bei mir erweckt, so wäre ich ein Dich
ter. Jch kann das ja ruhig sagen,
ohne daß es wie Prahlerei klingt, denn
ich Vermag es eben leider nicht. Da
sind einige so merkwürdige —- weiße
Gefühle möchte ich sie fast nennen. Fast
du dir jemals eine Schneelandscksast
recht ordentlich angesehen? Anfangs
sieht sie recht einfiinnig aus — iiberall
dasselbe, aber dann entdeckst du nach
und nach Farbe-i in all diesem Weiß,
Farben, so fein und zart, daß sie zu
verschwinden scheinen, sobald du den
Blick darauf richtest. Und dann ent
deckft du Linien und Konturem so
schön und weich, dafz es dem Blick ein
Entzücken bereitet, sie zu verfolgen,
und blickst du zu dem Baum über dir
hinauf, ist es, als sähest du in eine Sa
aenweli, erbaut aus Flocken, und dann
fällt eine Flecke aus deine Hand; wenn
du sie betrachtest, ist sie auch nur eine
Sage.
Ebenso ift es «nit den Gefühlen, die
der Winter in mir eiwcckt. Jm Gan
zen sind es ziemlich einfache, anzusam
menaesetzte, und doch bergen sie so viel
in sich, so viel Abtönungen, so viel
Schattierungen, so Vieles, das man
nicht bezeichnen kann. Und iiber allen
liegt etwas Frische-J und Reine-s, etwas
Weißes, ich kann tein anderes Wort
dafür finden. Aber fiir mich ist das
Weiße nichts Kaltes Und E.tarres, es
ist im Geaentheil so warm. Wir haben
ja in der Physik gelernt, dasi das weiß-:
Licht alle anderen Farben enthält, mir
ist es beinah, als wenn ich all die an:
deren Farben im Weis-, säbe. Und nun
sollst du nach etwas hören. Jm Som
mer träume ich nie, dann schlafe ich
wie ein Stock, aber im Winter, da
träume ich so viel, fast jede Nacht, und
dann sind alle meine Träume weis-»I«
»Das müssen ja behagliche Träume
sein,« lachte der Doktor.
»Ja, du lachst, ich vermag rnich wohl
nicht so auszudrücken, wie ich möchte.
»Und dabei,« fuhr er nach kurzer
Pause fort, ,,ist es merkwürdig, daß
ein klarer, stiller Wintertag oder noch
mehr ein Winterabend, wenn die Son
ne untergeht, mir Träume und Phan
tasien von der Zukunft erzeugt, nicht
meiner eigenen, sondern der der
Menschheit, der Zukunft des ganzen
Lebens —-- und das ist sonst gar nicht
meine Art. Es dünkt mich gleichsam
ein Bild, eine Ahnung, ein Vorbole
von dein, was kommen wird.«
»Der Periode der ewigen Kälte
meinst du!« sagte scherzend der Doktor.
",,Nein, nicht der Kälte, sondern der
Stille. An der Stille liegt es. Das
meint Ella auch.«
»Ach so, deine Frau ist wohl auch so
in den Winter verliebt?«
Oskar Rrsding erröthete. »Ja, das
heißt, ihr half ich es eigentlich zu ver
danken, daß ich den Winter so lieben
gelernt habe.«
»Das heißt also, sie liebt ihn noch
mehr als du?«
»Nein, das gerade nicht, aber-siehst
du, es war im Winter, alg wir einan
der fanden, als wir uns in einander
verliebten — —-«
»Aha, eine Winterliebe also!«
»Ja, eine Winterliebr. . .. Uebrigens
ist das eine ganz merkwürdige Ge
schichte, das heißt, nicht gerade so merk
würdig, aber —«
,,Mertwiirdig für euch?« warf der
Doktor ein.
»Ja, siir uns ist sie merlwijrdig; ich
trxeiß nicht, ob sonst Jemand sie so fin
den würde. Denn sie ist zugleich auch
furchtbar einfach. Soll ich sie dir er
zählen?«
»Klein zu, das- ware ganz intercs
sant,« erwiderte der Dottor nnd nahm
einen tüchtigen Schluck aus dem Greg
glase. Er hegte gerade keine großen
Erwartungen von der »Mertwiirdig
leit« der Sache, aber der Abend muszte
doch in irgend einer Weise herumgc
bracht werden, nnd er war kein gro».er
Freund davon, selbst viel zu reden.
Ostar Nödinr setzte sich nnd starrte
in das Kantinseuer hinein, das nun in
dünnen, blauen Flämmchen iiber der
zusammengesallenrn Gluth spielte
«Wann ich mich in sie verliebte, das
weiß ich eigentlich nicht recht,« sagte er.
»Ich glaube beinah, es geschah einmal
zu Weihnachten, alg ich si: den Baum
ausputzen sah, aber ich bin mir darüber
nicht ganz tlar. Wir tannten einander
ja seit der Kindheit, hatten zusammen
gespielt und uns auch sogar geprügelt,
ja, dn besinnsi dich wohl selbst daraus
von deinen Sominerbesncheu her.«
»Es ist wohl so ganz allmählich ge
tetnmen.« fuhr Ostar Röding fort,
»aber ich glaube, zum ersten Male nach
Jahre langem Verkehr stieg mir eine.
Ahnung aus, daß sie mir mehr tväre,s
als eine Jugendgespielin, zu Weihnach-- s
ten vor zwei Jahren. Und dann nahm.
es rasch zu; erst wurde sie mir nickt-l
toiirdig fremd, und dann war eg, als
wäre sie ein ganz anderer Mensch, den
ich erst wieder kennen lernte, und end-J
lich im Frühling, da wurde es ganz!
schlimm -—- ach Gott, wie unglücklich
ieb da war!« »
»So, unglücklich warst du?« z
»Ja. siehst du, denn sie war gegen»
mich ganz so wie sriihcr, so lameri1d-s
schastlich, und das wurde mir zur uns-;
erträglichen Pein. Sie war für michl
ein Do pelwesen, denn der gute Kame-l
rad exi tierte fiir mich gar nicht, wenn
sie nicht zugegen war; aber er drängte
sich sofort hervor, sobald ich mit ihr zu
ammenlam, und verhöhnte mich, über
goß mich gleichsam mit kaltem Wasser
und bewirkte, daß mir all die aliihenss
Ien Worte, di-: ich mir in der Einsam
keit vorpl).ititasiert halte, im Halse ste
cken blieben nnd mich ivorthrg und
verwirrt machten, sodaß ich mich zu
sclzämen begann. Ach, wie ich ihren
Handschlag und ihre Art, ,,d:i« zu sa
gen, haßtei Schließlich begann ich i
ganyy ans dem Wege zu gehen, um szte
wenigstens in der Einsamkeit ganz und
ungestört als das Weib sitt mich zu
haben, das ich liebte, das ich zwar nicht
so genau kannte, mich aber sehnte, es
kennen zn lernen und zu erobern.
So vergingen ter Sommer und der
Herbst, und er- wurde nicht besser, son
dern nur immer schlimmer. Wohl
hundertmal faßte ich den Entschluß,
offen mit ihr zu reden, ihr zu sagen,
wie es mit mir bestellt wäre, nnd dann
lieber einen Abschied fiir ewige Zeiten
iiber mich ergehen zu lassen, ale noch
weiter dieses elende Doppelleben fort
zuführen. Aber we. n ich sie traf und
sie mir ihre Hand reichte und fraate:
Wie gebis? -- -- Dann antwortete ich:
Na, danke, sehr gut! Und dann wurde
nichts daraus, so sehr nahm sie wieder
siir 1nich die Gestalt der guten Freun
din an, und dann plagte ich mich mit
dieser so» lange ab, bis-sich michwerabj
fu;re0el halte und mleuer uulzerryuru
tes Gartenzauneå stand. Dann warf
ich dieses Bild nsit Abscheu wieder fort,
und der Liebhaber in mir begann zu
wüthen, zu verzweifeln, zu hoffen und
neue, unfruchtbare Pläne zu schmieden.
ster sie merkte nichts, oder wenn sie
etwas merkte, so ließ sie wenigstens
nichts davon gewahr werden. Jch hab
sie später danach gefragt, konnte sie
aber zu keiner Erklärung darüber ver
anlassen, wic es sich verhielt. Sie sagt,
sie weiß es selbst nicht —-— die Frauen
sind in solchen Dingen so sonderbar.
Dann kam ein Nachmittag gegen
Ende November. Der erste Schnee war
bereits gefallen, und danach hatten wir
Kälte bekommen. Aber nun war es
plötzlich milder geworden, und es sah
aug, als sollten wir noch mehr Schnee
bekommen. Ich hatte bei Ella’5 Vtter
etwas Geschäftlicheg zu thun und fuhr
so um fünf Uhr zu ihm hin, um mit
ihm zu reden. Wirklich nur dies war
meine Absicht, dag- andere sollte ein
Ende haben. Jch hatte beaonnen, mich
selbst in Behandlung zu nehmen, und
hegte die gosfnung wieder gesund zu
werden. -o glaubte ich wenigstens.
I Als ich hinkam, hielt ich wie gewöhn
lich beim Stall an und führte mein
Pferd hinein. Während ich noch damit
beschäftigt war, vernahm ich von drau
ßen lautes Schreien und Fluchen. Jch
ging zur Thüre, um zu sehen, was es
da gab. An dem Stall vorbei führt
der Weg in ganz steiler und langer
fSteigung hinauf zum Wohnhause.
Mitten auf dem Hügel stand- eine
Ischwere Holzlast mit einem alten Gaul
’l-espannt. Auf der Last saß ein 17
bis Jst-jähriger Bursche, offenbar ziem
lich betrunken, und peitschte das arme
Thier, das die Füße in den Boden
Istemmte, um die Last am Hinabgleiten
zu hindern
F Jch hatte die Scene noch nicht ganz
überblickt und noch nicht Zeit gesun
fden, etwas zu sagen oder zu thun, so
sah ich Ella wie der Sturmwind, im
bloßen Kopf, ohne Mantel, vom Hause
herkommen, gerade leg auf den Schlit
ten. Sie packte den Burschen mit bei
den Händeu, rüttelte ihn, ja, riß ihn
förmlich vom Schlitten herab; dann
ergriff sie die Peitsche, die er vor Er
staunen halte fallen lassen, und be
gann ihn damit zu bearbeiten, indem
sie ihn mit der anderen Hand festhielt.
Du wirst vielleicht finden, das war un
n1eiblich, und die Meisten werden der
selben Meinung sein, aber mir erschien
es schön. Ja, ein bißchen komisch war
es ja auch, denn der Bengel war so
überrascht, daß er nur mit gekrümm
tem Rücken dastand und die Schläge
entgegennahni, und alle beide waren
ganz still dass war das Komischste
dabei.
Dann ließ sie plötzlich den Jungen
und die Peitsche los-, da sie mich er
blickt hatte. Ach Gott, wie sie erröthe:
ie! Noth war sie ja schon vorher, aber
das war nichts gegen die tiefe Nötl)e,
die ietzt in ihr emporstieg Der Bur
sche ermannte sich nun auch und wandte
sich ihr mit einer steigenden Schimpf
redc zu. Aoer da erblickte auch er mich
und liielt es für daö Beste, die Sache
auf sich beruhen zu lassen. Er war
durch die Ueberraschung nüchtern ge
worden. sJiit vereinten Kräften beta
men wir die Last den Hügel hinauf,
und dann fuhr er davon, indem er sieh
mit alsgerissenern halblanten Flüghen
tröstete.
lilla war schon voraus in’gHanL» He
xianaem ich folgte ii,r, aoer nun, da
alles vorbei war, wurde mir das Fio
mische an ber Situaticn so tlar, das-,
ich mich nicht halten tonnte, sondern in
lautes Lachen ausbrach.
Ella drehte sich aus der Vortreppe
i:m, sah, daß ich lachte, und verschwand
wie ein Pfeil im Hause.
Da war meine Lachlust augenblicl
lich dahin. So, nun ist sie obendrein
noch böse auf dich, dachte ich nnd suchte
einen schwachen Trost Darin, daß er
wohl nicht viel schlimmer für mich wer
den könnte, als es schen war. Na, je
denfalls gan ich bineinx ihr Vater war
nicht zu Hause und wurde erst amTage
daraus erwartet. Ella selbst war ver
schwunden. Jch weiß nicht recht, wo.
lJer mir der Einfall kann, m bleiben,
mich im Salon hinzusehen nnd zu
warten, uno ich weiß auch nicht,woraus
ich wartete. Genug, oa saß ich, saß ei
ne halbe Stunde, wurde aanz wüthend
und wollte gerade gehn, alk- Ella bin
einlam.
Sie hatte geweint — das fah ich auf
den ersten Blick. Sie war überrascht,
als sie mich bemerkte, sie glaubte wahr
scheinlich, ich wäre bereits wieder fort
gefahren, nnd so erröthete sie jedesmal,
so oft ich sie ansah. Dann saßen wir
da und vlanderten eine Weile. Wovon
tvir sprachen, Voraus besinne ich mich
nicht mehr, aber ich wurde allmählich
gan froh, sieahaft, jubelnd froh. Ich
wurde froh über das-. was Ella gethan
hatte, und dann auch darüber, daß sie
geweint hatte, und dat- sie sich nun vor
mir schämte und dann Mut etwas Ge
tvissx S an ihr, mirs »ch noti- niemals be
merkt hatte. Sie erschien mir noch an
ders-, als ich sie in meinen eigenen ein
samen Phantasien sah. Der Kamerao
in ihr war ganz verschwunden, und das
Wein schaute hervor, das-J schamhrste,
erriirhenve, bittenbe Weib von dem ich
getraunxt hatte, das ich liebte-und das
sich 1 un schämte-. weil es sich unweiblich
gezieigt hatte, und um Verzeihung bat
dann aber toiner ein wenia stolz that
und zu trotzen versuchte und imGrun
de oerklsiichtert und verwundert nnd
seiner selbst unsicher war.
Wie froh ich wurde! Milde Pläne
durchtrcuzten meinen Kopf Hub dach
te· ietzt oder nie! Und dann schlug »Ich
«it,r selJYießlich vor, aemeiufazn ein we
niq Schlitten Zu fahren. Sie zauderte
einen Augenblick, aber dann williate sie
ein. Ich lief hinunter zum Stall,
spannte meinen Jaadschliiten an und
fuhr vor der Treppe vor, mit einemGe
fühl, als- fiibre ich in einen Abgrund
hinab
Und sie kam hinaus. verhüllt und
eingem1:mtnt, sodaß nur das kleine,
rothe Gesicht herausauckie, und als sie
meinGesicht sah, bekam sie wiederAngsi
und wi rde zweifelhaft, ob sie es wagen
sollte, sich hineinzusetzen. Aber nun
war es zu spät, ich hatte sie bereits im
Schlitten und wickelte ihre Fäßchen ein,
und denn fuhr ich fort, mit ihr fort,
hinaus in den Abgrund.
Diese Schlittenfahrt Veracsse ich nie
mals. Es war windia aeworden, und
drrWind nahm immer mehr zu Schnee
flog dizrch die Lust. und der Schnee
wurde dichter, und bald hatten wir ein
gründliches Schneeaestöber Ach, die
ses herrliche Schneeaestöbert Die Wege
wurden vollgetveht, die Luft war weiß,
und die Felder waren auch weiß, alles
war weiß; Feld und Wege flossen z
samtnen. Wie wir vorwärts kamen.
koeifz ich nicht, aber vorwärts kamen
wir Ich weiß nicht was ich an dem
Abend nicht qeionnt hätte! Jsch fühl-«
te ihren Arm an dem meiniaen und sah
ihre rothen Wanan und die Wimpern,
die sich vor dem Winde schlossen, und
ein kleines Zipfelchen von dem entblöss
ten Ohr, und das alles war nicht der
Kamerad, sondern das Weib, und mir
war zu Muth, als wenn ich set-i alle-a
krTnnte und alles saan dürfte· Und
dmn wagte ich, wagte nnd aew1nn. -——
Und d.. draußen mitte en in den«-i Schnee- -
assstrber raubte ich mir den ersten Fiuiz.
( .- nar talt und schurtytkrn nnd liebend
a lssi die anderen wurden da m wär mer
warm, wie wir selbst.
»Ja, wie es nun so weit war, mußte
mein Pferd die Führuna übernehmen,
und es rannte nach Hause zum Stall-,
nnd daheim bei mir feierten wir unser
Verlobunasfesi. Du hättest nur Tante
Christine sehen sollen! Siehst du, so
ist es ackommen!
»Ja, schloß er indem er aufstund
und einmal durchg- stiminer ging, ,,sitz
m r in einem Schlitten und iahr’ allein
mit ihr die du liebst -—- erst dann hast
du das Recht, dich über den Winter
ai!3znsprechen!«
—..,—.
Im Gast-must »3n den drei Lin
den«
pfleqte sich allabendlich eine kleine An
zahi von Otammgasten zu versammeln.
Dass Bier war gut, es schmeckte und be
tam vortrefflich, und geschwatzi wurde
da viel, und besonders viel Jägerh
tein. Darin war der alte Forstwart
Hausknann unübertresflich Der wuß
te immer etwas Neues zu erzählen, aber
Andere sagten ihm nach, daß er nie ein
wahres Wort gesprochen. Einmal hat
er jedoch Alle gründlich aan Glatteis
aefijhrt nnd die Wahrheit gesprochen,
als er aeradcs am allertollsten im Zuge
war, ihnen einen mächtigen Bären auf
zubinden »Ja, meine Herren, es pas
sirt so Manches in Gottes freier Natur,
wovon sich die Stubenhocker nichts
träumen lassen,« sing der Forstwart an
zu erzählen. »Da finde ich eines Tages
da draußen an dem Waldessaume, am
Fuße eines alten, bemoosten, hölzernen
Martertreuzeg, das da zu Ehren eines
meuchlingg ermordeten Försiers ausge
stellt ist, einen Todtentops und neben
ihm einen Fuchs-, der weder meineFlin
te, noch meine Diana beachtete, sondern
ruhig auf seinem Platze beharrte und
Ziesta hielt. Jch hätte ihn ja eins auf
brennen können, aber da ich es nicht
that, unterblieb eg eben, nnd so verhielt
sich denn mein Köter ebenfalls neutral.
Den Todtenkops aber dachte ich mitzu
nehmen und bückte mich nach ihm, ohne
auf den Fuchs weiter zu achten. Da
qeschah etwas-, siir dessen Wahrheit ich
Zähnen biirget Ja, meine Herren, da
erhob sich der Fuchs hoch in die Lust
und mit ihm der Todtentops und beide
flogen aus und davon auf Stimmen-vie
dersehen.« — —- —-—- —
,,Lii·ae Du und der Teufel«, fiel ihm
der Ortsrichter in’s Wort.
Der Forstivart aber blinzelte in sei
nen Krug hinein, bis er leer war, nnd
fuhr dann fort: »Ich have mein Leb
lag noch nicht gelogen, aber hören Sie
nur weiter. Da steht mit einem Male
ein Junge, der die Gänse hütete, hinter
mir, und wag meinen Sie wohl, was
der dazu sagte?« »Herr Förster.«
hat er gesagt, ,,schade, det war’n so’n
paar scheene Schmeiterltngel«