Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, February 10, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    limit. willeulchan m
Gewerbe
MW
Cereetrtfaie Kraftttoeetuquug in
tratst-raten.
Großartige Vorbereitungen, Alles
wag bis jetzt in Uebertragun von
Electricität geleistet worden it, zu
übertreffen, sind im Staate Califor.
ni n im Entstehen. Die westlichen
A hänge der Sierra Nevada sind un
geheuer reich an starken Wasserfällen,
deren Kraft bis vor Kurzem undenutzt
blieb. Heute werden viele Millionen
Dollars in Unternehmungen angelegt,
welche die Kräfte der Fälle und start
flreßenden Gewäsfer zur Uebertraguno
non Electricität auf große Entfernun
v gen ausnußen sollen.
Seit vor 30 Jahren die transconti.
nentale Bahn gebaut wurde, ist Nichts
fiir die Wohlfahrt Californiens ge
fchkhem was dem Staate so zum Vor
therls gereichen dürfte,wie diese Eintri
citätS - Uebertragung. Das Brenn
material war zu theuer, unr genügende
Damvftraft zu erzeugen und an billi
aer Arbeitskraft fehire es auch. Man
braucht nur in irgend einen Laden,
ganz einerlei was darin verkauft wird,
zu treten und man wird finden, daß
95 Procent aller Waaren an der aan
am Küste des Stillen Os:ea:1e, non
Mexico bis nach British Columbia,
aus Ländern von der Oftfec der Fei
fenaebirge stammen Die großte Fi
nanzfrage des Staates roar,sterg- Mit
tel und Wege zu schaffen, um die Fa
brilsthijtigteit lohnend zu machen und
dadurch die vielen Millionen Dollare
zu sparen, welche alljährlich im Stank
fiir Waarendie aus oftkiehen Fabrzlen
tomrnen, fiir Eisenbahnfraeiit aezahlt I
werden. Viele Leute haben aroizeVer i
mögen verloren in dem Experin.eiit,
rentable Schuh-, Hut-, Wollenwaa
ren- und Möbel-Fabriken zu schaffen i
obgleich das erforderliche Rohmaterial j
inassenhaft vorhanden war. Die Be
völkeruna der Staaten atn Pacisic
zählt jetzt 2,400,0()» und die einzige
einigermaßen lohnende Fabrilthätias
Sei-. beschränkt sich auf Ruh-ensurin
Raifinerie, Söaemiihlen und Eisen
bahnwerksiätien Hieran wird jetzt
Abhiilfe getroffen, und in ein bis Zwei
Jahren wird Californien die billigen-,
reinlichste und beaueinste straftsrzen
jaunasmethode Aineriias besitzen
Der Ersola der elektrischen Anlage
in Folsonssp von wo ZW« Pferdetrafse
vom American Ritter iiber tupferne
Drähte nach dem Lit; Meilen entfernten
Sacrasnento befördert werde-, ohne
unterweaö eine nennenswerthe Straii
einzubiißem hat die Aufmerksam-en
der Capitalisten und Jnaenseure auf
die Möalictjkeit gelentt eine noch billi
qere Etectricitarg Uebertraanna Linn
den Strömen und Fallen Der Sterne
zu gewinnen Man berechnet-, das; die
lsanon Ströme des Staate-.- meh:
lslectrieität schaffen tönnten als er
iorderlieh ist, um alle Häuser zu be
·teuchten, alle Straßenbabnen zu trei- ;
ben, jeden Elevator. Drueterpreise und i
« refchmaschine in Berneauika zu fe en I
nd überhaupt alle erforderlichen Ei to- !
ortröfte zu schaffen s
l
Tit Ansanq des Innres »Um nur
as tühnfte und tostspieliaste elettrische
erk des ganzen Continents, westlich
m Niagara, praktisch vollendet fin
-k-l'-en. Es ist dies die Nutzbarsnmbunq
szes Santa Anna-Flusses in: Sein
FBernardino - Gebirae. des coildefsen
und mächtiasten Flusses des füdlichen
Californien5. Die Anlaan nn diesem
Fluß werten 12,0»0 Pferdekräfte M
zMeilen weit nach Log Anaelos schaf
f!fen. Trotzdem diese Anlaac sehr rost
fvielia war, sind die Unternehmer den
noch Im Stande, den Einwohner-r von
, Los Anaelos Motorlraft dilliaer w
liefern als iraend eine Dampftrafr
Gesellschaft in den öftlichen Staaten
;solche Kraft an ihre Kunden Eis-fern
",lcmn; ja sogar auch billiger als die
eiften Wasserkraft- Lieferanten. Wes-s
nternedmen wurde vor drei Jahren
.·«anaefan·aen. Meilenlanae Tunnels
·- nußten ausgesprengt« rwei groß-.
"rnme aedaut und viele Hundert
» ufz lange Stanlschleusen länas Isen
· raen errichtet und großartiqe Ma
nerien von Redlandg nach Gan
Bernardin-) geschafft werden. Joch
tundiae anenieure vonNew York nnd
tjlfieago erklären, daß eine besonders
bemerkenswerthe Thatsache in ocr
Nutzbarmachung des Sante -- Anna
"7711·sses darin bestehe, dass bei eer Ue
bertrnaung der Electricität über die
arofze Strecke von über 80 Meilen so
venia Kraft verloren ainae.
Die Gesellschaft findet. daß Amt-U
stolten lflectricitäh welche citte«!lrl)eit5
kraft von 4000 Pferdekräfte etzssugen,
"ik M Meilen lanae Strecke mit unem
sterlust von nur l» Procent zurüäle
en ldnne. Jtn Jahre »Hm-, als in
er Schweiz Heriuchgwette ein Strom
ton nur Nil-« Eichen durch Die Lauf
en - Frankfurt Leituna assundt wur
gingen nur IT ’«llr0(·ent Verlor-rn,
d dctg wurde Den illen Fashlextten
Ix s. ein aufzerotdentlim iiiiniriueg Re
« til angesehen Nur-»An Ler Enma
nur: Flan seine Einnuna ur litten
- na von lklectricität di:n-!I«tuk, tuird
in ein riesiges Becken assksfitsry und
on tcrt aus wird das- Wstkier Ist-er
as Gebikqe in das Satt Verturciino
hol geschafft, um dort die Luftttir
zu bewässern.
Die »Pon)er Station« im Zaun
na Canon besteht nur aus-z einem
« inaebände; aber darin befinden ful;
sten bis jetzt lteraeflelllen islestri
S o nn tags sJHl alt
beiiage aes »Ist-Beweis und Jerowc
«»’x. P. Wink-Muth Herausgele Grund Island, Nebr» den M. Febr. WISL Jahrgang ISL No. Zik.
citätsmaschrnen. Das Wasser tritt
vom Flusse aus durch einen Canal und
dann durch einen durch die Seiten
wändc des Canon gesprengten Tunnel
in eine 2200 Fuß lange Röhre mit ei
ner Geschwindigleit, die der eines
tentrechten Falles von 750 Fuß gleich
kommt. Nachdem er die Troste-forma
tion durchgemacht bat, tritt der elek
trische Strom mit 750 Volten in die
Maschinerien, kommt mit 23,000 Vol
ten hinaus und läuft über Drahtliis
nien, die mit teiner Dynarno:Maschine
in Verbindung sieben·
Ein anderer Ioilder Gebirgsstrom
wird augenblicklich im San Gabriel
Canon »eingespannt«.- Die dort ge
wonnene Elektricitiit, etwa Zle Pier-·
dciriiste, soll nach Pasadena, Maurit
ria, Azusa und nach drei anderen
Etiidten des südlichen Californien ge
leitet werden. Zlveiunddreitzig Tun
nels in einer Gesammtlänge von 552,:
(,700 Fuß sind durch solide Granitfelsen
gebohrt und leiten den Strom an einen
steilen Abhang der einen fenlredstrn
Fall ermöglicht Dann läuft das-Mias
ser durch 42 weite Rolzre nach den
Pelton Wasserrädern, sodaß im Gan
zen das Wasser vom Canon bis zum
»Pr-n)er House« eine Strecke Von 7
Meilen durcheilt. Am Ende dieser
Distanz fällt das Wasser 486 Fuß.
Die Hauptschwierigteiten bei dieserlllns
lage fanden die Ingenieure an den
Granitwänden, wo jeder Arbeiter mit
telst eines an einem Seil befestigten
Firrbeg an seinen Arbeitgdlatz gezogen
werden mußte, und in der Anleitung
des- Wassers. nachdem es die Wasser
räder passirt hatte, in das zwanzig
Meilen tieser gelegene Thal, wo es zur
Belvässerung des Bodens benutzt wer
den sollte. Die ganze BergbaubehöL
terung tsalisornieng verfolgt mit are-s
sum Interesse die Entwicklung der elec
trischen Anlage am Kernsluse in ztecn
Eountrx 110 Meilen nördlich von Los
Arigelos. Wenn dies Unternehmen
erst vollendet sein wird. durfte auc
eine Umwälzung in der lioher iivliebeii
Art des Bergbaues nicht ausbleiben
Der Kernsluß ist der grösite Strom ans
fiidlichen Ende dccz SanJoaauiana
lee. Die Anlage an diesem Fluß iotl
ein untersten Ende des Flusses 12,s)em
Pierdekråiste erzeugen und ist so einge
richtet, dass noch mehr Kraft erzeugt
werden kann, wenn sie vertangt wer
den sollte. Die Pläne dcr Unterneh
nser schliessen die Erbauung eines-Dani
n.eg am Ende eines ungeheuren natiir
lieben Bassins ein, und das fo erhalte
ne Wasser soll von großem Werth für
die Former sein. Die Kern Nive:
Electric Company wird den Rand
Goldmining District allein mit FOW
Pserdekrästen siir die dortigen Minen
versorgen. Alles was in diesen Minen
bis jetzt durch Dampskrast und Lust
druck bewertstelligt wird, soll In Zu
kunft dort durch Electricität erreicht
werden. Das Bot-tm das Lusizufiät)s·
ren, das Aussieben, das Sprengen und
alle solche Arbeit kann billiger, leichter
rznd gesahrloser durch Electrieität wie
durch irgend eine andere Kraft herge
stellt werden. Mr- John W. Baker,
ein bedeutender Bergwerksbesitzer von
Sakramento, erklärte neulich: Die
Anwendung der electrischen Kraft
wird eine neue Aera im Bergbau in
auguriren. Die Ausgaben werden
dann so reducirt. daß viele Minen, die
sich heute nicht auszahlen, mit Nutzen
bearbeitet werden können. Kein Mensch
kann heute die großen Vortheile, wel
che dem Gold- und Silber-Bergbau
durch Einführung der Electricität »k
Statten kommen werden« im Voraus
veranschlagen.
Die electrifchen Anlagen in Fotfoin,
Pomonu und Fresno deinonfteiren,:vas
die Fachleute von den sieben, fich nun
in Californien der Vollendung nahen
den neuen Anlagen, mit Recht ermai
ten können. Die bereits arbeitenden
Anlagen haben Alles, was die Unter
nehmer betreffs Billigkeit und An:
nehnilichteit der erzeugten Kraft er
warteten, übertroffen. Soweit find
etwas über sät«600,000 » in electri
fchen Anlagen in Catifornien inveftirt
worden. Die Californier haben den
Ruf Nichte halb zu thun und man
kann daher annehmen, daß bald ein
Dutzend Millionen Dollarg in diefen
Geschäften angelegt fein werden«
Seit einigen Monaten ift eianorpg
Ingenieure an der Arbeit, Pläne zur
Errichtung einer electrifchen Anlage
am Kameah - Fluß in Tulare Conn
ty, derenKoften auf 8800,0()0 geschätzt
werden, zu machen. Dort follen 1200
Pferdelräfte erzeugt und in Tut-ne, »
Porterrille und anderen Stiidten des ’
San Joaquin - Thale verwendet wer
den. Bei Readqu im nördlichen Cas
lifornien, im Schatten das 15,()00
Fuß hohen Mount Shafta, ift man
dabei, die größte electrifche Anlage
ktlmeritasY ausgenommen der von Ria
qam, zu errichten. Capitaliiteu von I
New York, San Francisco und Bus- .
falo find an diesem Unternehmen, wel
Siiszwnlsersrk unter Pfand-In kntdkrliL
Jn London, wo die Frage der Was- «
scxrerforgung seit Menschengedenten !
den Behörden Kopffchmerzen gemacht -
hat, hat jetzt der Jngenieur desCounty- Z
rath, Walter Molseley, dieser Behörde
issfiziell mitgetheilt, daß ein iinmenfer «
SiißivassersSee sich in einein Kalt-— «
Bassin von 2506 Quadratrneilen Aus
kehinung in einer Tiefe von hundert
Fuß unter der Erdolserfläche direkt :in.- «
ter der Stadt befinde.
Der NegenfalL durch den der See ’
gespeist wird, wird zum Mindesten Huf
zweihundettiindachtzig MilliardenGal
lonen geschätzt, was einen Durchschnitt
ron siebentausend und siinsundsechzig
Millionen Gallonen per Tag eraiebi.
Man glaubt, das-, durch diese Ent
deckung die Frage der Wasserzufuhr
fiir London endgültig gelöst ist. Es
wird nur nothwendig sein, eine genü
giende Anzahl von Röhken in die Tiefe
zu senken, uni. soviel Wasser zu bekam
men, als immer notäp.-ise1:dia sein man
Merkwiirdig ist, daß man, obwohl
London mehr als zweitausend Jahre
existirt, noch nie etwas von der Eris
sienz dieses Sees geahnt hat.
ches einige Millionen Dollarg kosten
wird, betheiligi.
Bei Sweetioater, in der Nähe von
San Diego,befindet sich feit 10Jahren
einer der oeriihmleslen und größten
Dämme der Welt, die je zu Verwiiffes
runggzwecicn gebaut worden find.Die:
sen will man jetzt zur Gewinnung von
2000 Pferdelräften, die nach dem 20
Meilen entfernten SanDiego übertra
gen werden sollen, nutzbar machen. F.
S. Grant ir. nnd Jesse Grant, Söhne
des General Gram, stehen an der
Spitz- diefes Unternehmens-. Fach
tundige Ingenieure erklären, das-, ges
rade in San Diego County electrifsshes
Kraft billiger erzeugt und übertragen
werden kann, als anderwärts. Außer
dem Damme giebt es noch viele andere
Wasserlräfte in den SanDiego-Gebir
gen und Canong. Es wird gesagt,
daß die Atchifon, Topela nnd Santa
ffe Bahn sich fiir oie Sache interessire
und Ingenieure auf-gesandt habe, um
in erforschen, ob dort billige Motor
trast für ihre Loconiotiven geschaffen
werden könne.
Die Gewäfser des Sanchez Canon
umsehen den Sienas hinter Stockton,
im oberen Theile des San Joaquin
Thais, werden auch bereits zur Anle
gung von electrischen Werten »einge
spannt«. Von dort beabsichtigt man
daß dasselbe einen großen monumentas
len Eindruck erzielt Prächtig ist die
ser wenn man sich von der Hasen-—
front nähert, und nicht minder impo
sant die Cfcksacade an der Summer
nnd Federal Street (siehe Bild). Der
Gebäudecoinplex bedeckt 13 Acker Land.
wozu noch 22 Acker Hofränme kom
men.
Die enorme Zughalle deckt ein Dach
von 602 Fuß Länge, 570 Fuß Breite
nnd 112 Fuß Höhe. Hier verkehren
täglich 710 Züge, und man schätzt den
Passantknvertehr aus 25 Millionen im
Jahr. Der große Wart-:saal, einfach,
aber geschrnackvoll architeclonisch ans
gebaut, ist 225 Fuß lang. 635 Frist breit
nnd 281s2 Fuß hoch. Der Bahnhos
enthält alles, wag man sich iijr Be
auexnlichteit nnd Comfort des Pnth
tumg nur denken kann, als Speisesäle,
canitätsstation etc. Ja» selbst reisen
de Mütter sinden ein heimisch einqe
richtete-H stimmer mit Betten undWie
gen für die kleine Welt.
Abqerechnet die Hauptsacade, macht
tax-z Gebäude mehr den Eindruck eine-:
Werteg der Ingenieurlunst, als eines
solchen der Architectur· Es erreicht
nicht jene monumentale Schönheit, wie
sie die Bahnhöse von Frankfurt, Han
nover, Berlin und anderer deutschen
Hauptvertehrspunlte aufweisen. Es
frhlt an decoratirer Zier-. Die qroße
Der neue Bonnhof in Vom-tu
Zioukonnchk Nie Les Summe- nnd Feduul »Ein-ke.
«—...—
die Kraft nach Stockton und, wenn ir«
qend möglich, auch nach San Fran
cisco zu leiten. Die Arbeit ist bereits
weit genug vorgeschritten, um zu zei
qen, daß wenigstens 4000 Pferde
kräfte von den dortigen Transforma
toren in einem elektrischen Strom iiber
mehrere Kupferdrähte über dir-J ganze
Sau Joaquienthal verbreitet werden
können.
Ik st- st
Ooitouw neuer Votum-f- gröfstki Ita- I
tieuiqebäude der Welt.
Am ersten Tage des neuen Teilkresi
wurde in Voston die »Great South s
Railway Station« dem Verkehr über- ;
geben. 653 ist das größte derartigevte s
häude, welches- die Welt auszuweisen 1
hat und dient zwei Bahngesellschaiten 1
(«New, York, New Haben und Hardsord s
Voston nnd Aldany) als Haupt ;
babnhof. Hier vereinigen sich sänmn ;
liche Balsnlinierh die südlich der s
Stadt einlaegsen. Vor drei Jahren l
tcnrde vcn Hon. Josiah Quiney der (
Bau, welcher vor zwei Jahren in An- !
grisf genommen wurde, in Vorschlag ·
get-tacht. Der neue Bainws ersmxt «
sich einer äußerst günstigen Lage, er I
befindet sich nämlich im Herzen desGe s;
schästsviertels der Stadt. Mit großem i
Rostenaufwand wurden die Straßenl
um das neue Gebäude verändert, so
anhalle lzum Beispiel erregt nur Be
wunderung durch ihre großartigecson
struction. Das Ganze ist ein Finger
zeig, das-, es im Lelirplan unserer tech
nischen Hochschulen an Vorlesungen
iLlser künstlerische tsntwiirse mangelt.
Its Its sit
Der größte Photograpyische Apparat
der Welt ist nach einer Angabe der
Zeitschrift ,,Pl)oto-Revue« neulich in
Amerila hergestellt worden, nnd zwar
zu einem recht merkwürdigen Zweit,
den man wohl laum errathen würde-.
Ei- handelte sich um ein Testament, Das
angeblich gesälscht war. Es war mit
Grund zur Berinnthniig einer Fal.
schung, aber jedenfalls war der Be
trug so geschickt ins Wert gesetzt, tas;
selbst die seinste Untersuchung keinen
sicheren Beweis erbrachte Sogar die
stärksten Vergrößerungem die die Pho
tcaraphen des Ortes mit ihren Appa
raten von der Schrift herstellen tonn
ten, führten nicht zum Ziele. Man be
schlon schließlich, einen Riesenapparar
zu bauen, von deni ins-n sich ein bessere-;
tisrgebnisz versprechen konnte. Der Lin
sentheil des Apparates hatte eineLiinge
ncsn nicht weniger als 25 Fuß nnd
stand in Verbindung nkit der Dunkel,
tcinmer, in der sich die photographische
Platte befand. Die photographische
Linse, aus einer berühmten Berlin-Or
Werkstatt hervorgegangen, hatte nur 5
Centiineter im Durchmesser, bestand
aber aus 6 Gläsern, brauchte zu ihrer
Herstellung zwei Monate und·kostete
515200, ihre vorzügliche Constructioneu
cnöglichte eine ganz ungewöhnliche Ver
größerung ohne jede Berzerrung Mit
Hülfe dieses außerordentlichenAppara
teg erhielt man ein Abbild der auf dein
Testamente befindlichen Schrift in
8600facher Vergrößerung Unter An
wendung von electrischem Lichte tra
ren Wn radirte Stellen schwach, aber
deutlich auf dem Papiere zu erkennen·
Da man ferner annehmen durfte, daß
die später geschriebenen Worte mit ei
ner anderen Art von Bleiftift aufge
Zeichnet waren, so versuchte man 2400
verschiedene Arten von Bleistiften von
i-meritanischer und anderer Herkunst,
dbetographirte die Schrift und prüfte
sie dann. Schließlich fand man auf
diese Art diejenige Sorte, mit der die
gesälschten Schriftzeichen geschrieben
waren. Der große photographische
Apparat ist bald darauf zu einer zwei
ten Vertvendung gekommen, indem er
von der Polizei zur Untersuchung eines
Checks auf die Bank von Nevadel be
nutzt wurde, der angeblich von 22 aus
22,()00 Dollars umgeändert war. Der
Schein wurde zwischen zwei Glas-plat
ten »elegt, eine Photographie aufges
notnmen, und man konnte nun leicht
erkennen, daß ein Wort geschickt mit ei
ner Säure weggebeizt und dafiir nieh
rere andere zu Vergrößerung mit einer
anderen Tinte hinzugefügt waren.
Für Geist und Gemütli.
Rastlog vorwärts mußt Du streben,
Nie ermüdet stille steh’n,
Willst Du die Vollendung seh’n;
Mußt in’s Breite Dich entfalten,
Soll sich Dir die Welt gestalten;
Jn die Tiefe mußt Du steigen,
Soll sich Dir das Weer zeigen,
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit
Der heute Dir entschwunden,
Der Gnade Sonnenblich
Jlm bringt von allen Stunden
Dir keine mehr zurück.
- « - —
Der Lbcrteutuant und der Ober
mann.
Zu der Beideutschunas : Verord
nung betreffs militärischer Bezeichnuns
gen schreibt der »Scl)wäbische Mercur«
unter Anderern: »Die Verordnung des
Kaiser-«- in der Nunmer 1 des Armee
rerordnungsblatts vcn 1899, betref
send die Berdeutschuna einzelner
Fremdausdriicle wird nicht nur von
rein Sprachreiniaer mit Befriedigung
begriiszt werden, sondern insbesondere
auch da-; tviirttemberaische Gerniith als
solches mit freudiger Genuathuung er
füllen. Tritt doch wie ein Bild aus al
ten Taan unser »Oberleutnant« in
veriiinater Gestalt wieder in die Er
frheinuua, jetzt als ein Gemeingut der
aanzcn deutschen Armee, der sich im
Laus der Jahre schon manche altwiitt
temberaischc Eigenthiimlichkcit aus der
Zeit unseres SoldatentöniaH Wilhelm
ter Erste mitaetheilt hat. Eg- könnte
zwar ini ikirund altichaiiltia sein, ob
der beilehaltenen Bezeichnung ,,Leut
nant« in dem ,,Premier« nisch ein wei
teres Fremdwort vorangestellt ist oder
nicht. Aber alaesehen davon, dafz gut
aut und besser besser ist« oiirfte sich der
,.Leutnant« doch taum mehr entbehren
lassen. Ein unaekiinstelter und ver—
niiuftiaer Ersatz ließe sich zur Zeit
nicht leicht finden. Die endaiiltige
lufnahrne deg- Wortes- »Leutnant« in
den deutschen Sprachschatz sellte wole
auch damit angedeutet werden, daf;
durch die Einaanas erwähnte kaiser
liche Verordnung die französische
Schreibweise »lieutenant« vom ital.
lnoaoteneute ,,E-tellvertreter« abaelei
tet, im Mittel-Hur der vom Haupt
niann gewählte Stellvertreter dessel
ben, durch die unserer Aussprache des
Wort-? anaepasite Schreibweise »Leut
nant« in allen seinen Zusannnensetzuu
gen tLberstleutnanL Generalleutnants
ersetzt worden ist. Der bisheriae Se
runde - Lieutenant wird sich liinftighin
nicht zu seinem Nachtheil als einfacher
,,Leutnant« vorstellen. Sehr zu He
criiszeu sind auch die übrian in der
mehrgen. Verordnung ausgeführten
Verdeutschungen, denen vielleicht
mancher aern noch weitere eingereiht
aeseneu hätte. Wenn unser altwiirt
tembergischer ,,Obermann« den Unter
officier verdrängte, so wiirde damit
ttur eine ähnliche Bezeichnung gesetz-Js
sen, wie sie dieser Dienstarad bei «")en
Preußischen Jäaerbataillonen in den
..Obcriiiaern« schon besitzt. Wenn die
Cotnpaanienmtter unseres Heeres, der
FeldwebeL zum Oberfeldwebel beför
dert würde, um dem Vicefeldwebel
Raum zum Feldwebel zu gönnen, so
hätten beide wohl biergeaen nichts ein-s
zuwenden und mit der Einführung
dieser weiteren altwiirttembergischen
Gradbezeichnisna wäre das schöne
Wort ,,Vice« neniastens in dieser Zu
sammensetzung aus dem deutschen
—
Wortfchatz vertilgt. Doch --— sapienti
sat! Alles läßt sich nicht auf einmal
erreichen, und am wenigsten eignet Ich
derermnq auf sprachlichem Gebiet.
Aker dem Kaiser wird für die einge
fiihrten Ne.1erunacn nnd etzenfo bei
weiterer Verfolguna des eingeschlage
ncn Wqu gewiß jeder Deutsche Und
ver-tin der Wiirttemberaer warmen
Dank wissen.«
p-» -.- ---,.«
- -—W ——.—-—
Das Drama tm Gomorra
Steuermann H. J. Haslun mach
te neuerdings folgende Mittheilung
iiber eine eigenthiimliche Beobachtung,
die von einem Theil der Besatzung des
norwegifchen Fangschisses »Hm-old
Haarfager« im Treibeis zwischen Js
land und Grönland gemacht wurde.
,,Bierzehn Tage vor der Sommer
scnnenwende 1898 kam das Fahrzeug
in das Eis zwischen Jsland und Gedu
land in 66 Grad 20 Min. nördlicher
Breite und 28 Grad westlicher Länge
von Greenwich Man traf dort auf
Rebben, und alle Boote wurden auf
Fang abgelassen. Ein Boot mit fünf
Mann Besatzung ruderte an einer-Eis
scholle vorbei, auf der eine Erhöhung,
ähnlich einem Reisighaufen oder aufge
bäuften Stahlftäben, sichtbar wurde.
Leider untersuchte man die Sache nicht
näher, denn Nebel stieg auf, und da sie
fürchten mußten, nicht den Rückweg
zum Boote mehr zu finden, so ruder
ten die fünf Mann schleunigst zurück.
Nachdem der Eapitän den Bericht der
Mannschaft gehdrt, blieb er mehrere
Stunden vor Anker liegen, in der
Hoffnung, das; der Nebel sich ver-flüch
te, aber als die Erwartung sich nicht
erfijllte, und nachdem das Eis zu
treiben begonnen, befahl der Capitiin,
das Fahrzeug in der von der Mann
scbaft bezeichneten Richtung vorwärts
zu steuern, um, wenn möglich, di-:
fragliche Scholle wiederzufinden Doch
infolge des anhaltenden Nebels glückte
es nicht, uno man war genoryigr, un
verrichteter Sache aus dem Eise her-—
auszugehen Steuermann Hashun
drückt sein grcszes Bedauern darüber
aus-, daß die Mannschast das »Reisig:
biindel« nicht näher untersuchte, er
sagt, sie hätten sich damit entschuldigt,
daß ihnen damals nicht der leisesteGe:
danke an Andrces Ballon gekommen
sei, Und sie ausschließlich von dem Ge
danken erfiillt gewesen seien, ihr
Schiff wieder zu erreichen. Man kann
selbstverständlich nicht behaupten, das
der fragliche Gegenstand von Andre-e
herrührte -——- man hätte ja auch mit
demselben Recht an Ueberbleibsel, die
die »Fram« Sverdrupg seinerzeit zu
rückließ, denken können, in dieser
Zeit der Ungewißheit hätte man indes-s
sen nichts unbeachtet lassen sollen, was
nskglichermeise auf die Spuren der
J kühnen schmedischen Lustsegler gefiibrt
s hätte
i
i
i
i
Jn äüdarabiem
Die politischen Zustände in Sud
arabien sind siir die Autorität der til-«
lisihen Staatsgewalt nicht erfreulich,
da der Ausstand dort zu den durch ur.
altes Herkommen sanctionirtenieandesi
sitten gehört, und dic Sonderaineiciz
des Sultans- auf sehr schwachen Füßen
steht. Nach den letzten Meldungen sell
Yemen zur Zeit vollständig beruhigt
sein, was aber nicht ausschließt, daß
schon morgen an irgend einem Punkte
jenes schwer zugänglichen Wüstenplas
teaus eine neue Schilderhebung platz
greist Da die Stamme unter einan
der in steter Fehde leben nnd das So
lidaritiitsgesith unter ihnen so wenig
entwickelt ist, daß nicht einmal die
nächsten Nachbarn sich zu einer ge
meinsamen· Aktion zusammenfinden,
sr1.dern gerade sie in der Regel die
bittersten Feinde sind, so fällt den tür
tifchen Truobenbesehlshabern die Er
ringung triegerischer Lorbeeren im
Kampfe gegen ric ausständischen Wir
stcnstämme nicht schwer. Der jüngste
Erfolg ist dem Marschall Abdullah
Pascha zu danken, der die befestigten
feindlichen Stellungen bei Chasil und
Fassih mit Sturm nahm und deren
Vertheidiger in die Flucht schlug. Da
mit war diese Affaire, gleich so vielen
früheren, erledigt. Denn an die Er
greifung einer ernstlichen Ossensive
kann kein einziger der siidarabischen
Stämme denken, weil ihnen allen die
elementarsten Begriffe geordneter
Kriegfiihrung gänzlich abgeben. Sie
besitzen insgesammt Muth, Kampflust,
und sind Von Abscheu wider die türti
sche Oberherrschast durchglüht Dieser
Abscheu führt bald da. bald dort zum
Aufstande. Aber noch nie haben sie
den Versuch gemacht, sich zu einem re
gelrechten Kampfe mit dem europäisch
gedrillte!-. und bewaffneien tiirtischen
kljiilitiir zu stellen. Jhre Force besteht
im Uebersall harmloser Karaieanen
oder sonstigen belanglosen Handstreis
chen. Diese anarchischen Zustande
werden fortdauern.
— »H.. «
Eine SchlachtlsaugFiriiia in Me
dora, Nord-Dakota, hat bei der New
Yorler Gesundheitgbehörde um dieEr
laubifz ersucht, im dortigen Maria
Pferdesleisch verkaufen zu dürfen. Sie ,
will sich die StadtviertcL wo die
»Am-landet« hausen, als besondere-:
Absatgquartier ausersehen, hat aber
verniuthlich nichts daaeaen, wenn ihre
Waare aisch andersin in ,,Frantsus
ter« verwandelt wird. Sie qaranliet
absolut gesunde-H Fleisch nnd zum
Preise von nicht mehr als süns Centsz
das Pfund sür die beste Sorte. Die
Sanitätsgesetze von New York verbie
ten das Schlachten von Pferden, wenn
das-. Fleisch aber aus Dakota kommt,
diiickt die Sanitälsbehörde im Inte
resse der vielen armen Leute, denen
Rindfleifch zur theuren Delitkatesse
geworden, vielleicht ein Auge zu.