Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, February 03, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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W
Unun. wissensch-it us« «
Geweer
Die geivaltige straft, welche die Be
wegunqu des Wassers, und zwar
Mccreszcubc und Flntlp sowohl wie der
Wellenschlag, liefern könnten, ist,
trotzdem sie unendlich viel größer ist
als die lebendige Kraft und Druck
»rvirlun,q der schon vielfach ins Joch
Jgesvannten fließenden Gewässer, lsigi
s
her fast gar nicht fiir die Zwecke des
Menschen verwendet worden. Eil ist
das sehr schwierig nnH mancherlei
Gründen, deren stärkste die Ungleich
mäßiqleit der Kraftäußerungen und
die Nolhrvendiateit sind, sehr iroße
Flächen mit Kraftftinqern zu bedecken.
Dazu tomrnt, daß wir mitten nnf
dem Wasser nur eine Industrie von
grtsßer Bedeutnnq halten, ins ist die
Fortberveqnnq von Schiffen, nnd tiir
die Deckunq don deren Ftrnitbednrf ist
ist-be nnd Flnth entschieden nicht ne
eignet, während die Wellcnbe.ve-.nm.i
wenigstens nicht qeeianet zu fein
scheint. Im Ruck-stehenden sall nnn
ein Bild aeaeben werden non tirzeni
sehr sinnreict·en und dabei time-nein
einfachen Gedanken, den Der Fecretiir
der berühmten Zooloaisetien Statt-on
»in Neapel, Herincnin Linden annean
lsen hat, um den Wellensrtxlaq dennoch
zur Fortbesvesiung von Falmennen
nutzbar zu machen, welchen e: in den
»Mittl1eilunaen des Deutschen See
fischerei — Verein5« beschreibt
Mit-«
-K.
Ungeweise der Fiossen entspricht im »
Das xtossenvoot
Von Herinnnn Linden.
Hänsige Gelegenheiten, die
Schwimmbewequnaen der Fische im
Aouarincn, der Delphine aus der See
zu beobachten, regten mich vor einian
Jahren zu einer Reihe Experimente
an, das Princip der Schwimnibewe
nunqen der Fische etc. vractiichenZwe
cken dienstbar zu machen. Ich fand
dabei Folgendes:
Befestigt man an einem Boot unter
rer Wasserlinie träftia sedernoe Fins
sen, sei es horizontal, schräg oder ver
tical, in ver Weise, daß die freien En
den der Flossen nach rückwärts gesichtet
sind, so bewegt sich das Boot in den
Wellen vermöae der Wirkung des
Wasserschlcas aus den elastischen Flos
sen selbstthätiq voran, und die Wir
esentiichen der des Schwanzschlngs
der Fische. Durch den Druck-Diver
stand dem die Flossensliichen in Was:
ser bekennen, sei es bei ihrer Bewe
ggung mittels Stamoseng und Rot-- ;
iens des Bootes oder durch den nn. -
mittelbaren Druck der durch den Wel- ;
(
(
(
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lensckian aus ihre Obersliicben anmuti- «
f P——-— ,
Isossenvoot Ante-mut.
» Kenntnis-. i :.i:sks:«iii
Blenden Wasser-nassen weiden tiie elci
tischenFlossen zu einein entsprechenden
lugscklag veranlaßt, aber sobald ric
se Einwirkungen sich momentixn ver
mindern, sedern die Floisen in ihre
anfängliche Lage weint
Es ist nun klar, das-, sowohl beim
Stoß der Wasserinassen gegen oie Je
bogene Ebene der Flossen als auch tsci
der Reaftäußerung deg :ttu"us.t)lgas3
der federnden Flossen selbst gegen das
Wasser eine Kraftroindonente ent
steht, die nach dem befestigten Ende der
v Flusse gerichtet ist und dem Boot rast)
" dieser Richtung bin einen Antrieb zur
s Bewegung giebt. Durch ein beständi
geg abwechselndeg Bienen un-) Zutritt
schnellen der Flossen wird der-z Boot
also in Bewegung gebracht. und Zwar,
wie bereits bemertt, in der Richtuin
vom freien Flossenerde nach dem defe
stigten zu. Je stiirter und cäuiiger die
Wellenbewegung ist« um so energischer
fist auch die Wirkung der ZTkloiferh Jn
einiger Entfernung von der Länd
achse des Bootes snninietrisch ange
brachte Flossen verhüten ein allzu iefs
tiges Schwanten desselben. Die Rich
tung der Bewegung ist bei alledem un
abhängig von der Richtung der Wellen
und des Windes-« sie bangt nur r;t- vcn
der Stellung, die man den freien, sich
- bewegenden Flossentanten giebt.
L Nichtet man die dünnen Enden der
Flossen nach vorwärts, so bewegt lich
das Boot rückwärts: richtet nign t7e
j eine Hälfte der Flossen nach rückwärts,
die andere Hälfte nach vorwärts-, so
bebt sich die Ærtung aus« dir-·- Boot
steht still· Durch unsymmetrischeEin
stellung der Flossen erzielt man nach
obigem auch die Wirkung eines Steu
ers, doch ist die Anordnung eine-J ge
» wöbnlichen Steuers der leichternOanI
. bei-sung wegen aoi Platz. Fig. l ver
’ anschaulicht das zu den Erderiinenten
: auf dem Meer benutzte Boot Autonaut.
Die Länge desselben beträgt 13 Fuh,
die Breite 3 Fuß, die Höhe lz Jus-«
as Gesanmtgerricht ungefähr 450
fund, das Gewicht der Flossen etwa
90 Pfund zusammen. Mit a ist die
t’or’oerflofse, mit b die mit demSteuer
Stück bildende Hinteriloise beteicky
Bei den Versuchen bat sich tier
uöaestellt, daß es das Vortbeitikasie
sie ist, nur horizontal gestellte Flossen
zu benutzen und dieselben an den Hin
den des Boots zu befestigen, ioeil dort
sdas Stamdfen des Fabr-Jenas am
"s.tpietsamsten ist« Die beiden Flofsm
Der eigentliche Motor des Bootes, te
n ie aus vier gebärteien Stadtto
.j spie von lz Fuß Länge und Zs4 Just
D
--Y
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Sonntag IXZHlsatt
beilage cles »Meing mm bekolcl«.
J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island-, Nebr» den Z. Febr. 1899. « Jahrgang 19. No. 22. .
Breite. Sie sind ebenso leicht am
Boot zu beseitigen, wie auch aus dtni
Wasser herauszudrehem abzunehmen
und zu bergen. Die Zwischenrauuie
zwischen den einzelnen Tafeln können
mit starkem glatten Segeltuch bespannt
und dadurch die Oberfläche der Fins
sen erhoht werden. Der Elas"taciiiit5
grad der Flosseii läßt sich durch einige
aus denselben zu befestigende Stahl
ziingen regutiren. In der Regel sind
die Flofsen so tief zu stellen, daß sie
während der Fahrt immer noch unter
der Wasseroberfläche bleiben. Versuche
mitFlosieninodellen verschiedener Grö
ße haben ergeben, das-. die Geschwin
digkeit mit der Länge des verwende
ten Schwimmlörpers wächst, ohne daß
damit die Flossenoberfläche provortioi
nal zuzunehmen braucht. Inwieweit
der Flossenmotor bei größeren Fahr
zeugen, Rettungsbooterg Fischer-hartem
kleinen Segelschisfeii unter gewissen
Verhältnissen, wie Sturm. Windstille
mit bewegter See u. s. to» mit Nutzen
zu verwenden sein wird. ist eine Fra
ge, die der Lösung wohl werth er
scheint, uin so mehr, als der Messen
inotor gelegentlich der Fischerei-Lliis
stcllung in Berlin bei Praktisch-er Vir
fiihrung einiger kleinen Modellc auf
den Wellen der Spree seitens einer
Commission von Fachleuten Anerleiis:
nung gefunden hat. Schon damals ist
in Erwägung gezogen worden« kleine
Flossenmotorboote als Träger vnii
Oelsärten gegen Brechseen zu gerne-is
den, damit durch das den Säuen ent
trovfende Oel die Rre:hseen gegtåittet
und somit beispielsweise Fischerbootexi
ermöglicht werde, in einer our-h das
sich ausbreitende Oel geschützten Zone
des Meeres weiter zu arbeitet-» ino
ebne Verwentung von Oel ihr Ver
weilen mit Gesahr verbunden wäre.
Nach den Erfahrungen und Versuchen
lassen sich zu dein erwähnten Zweit be
srnderg gut auch Modelle benutzen, sie
nen durch- den Druck des Windes auf
tleine steife Steuerfähnchen jede belie
bige Bewegungsrieljtung gegen,
schräg, guet oder auch init dein Winde
vorgeschrieben wird. Nach dem Ge
rauch werden die Modelle dann iuits
telg einer Schnur wieder eiiige,ii"-geii.
tfiii Modell von US Meter Länge, dar
gegen Wind und Wellen fährt, ausge
nommen von einein ««liiiderbooi aus
dringt Fig. 2 zur Darstellung
Tieittiutide im Jahre lSSN
Eli-in Ti-. Beut-; Urania-.
Einen grossen Thei: der lslrbeithrait
unserer Gelehrten nahm wieder disk
Eikuchensorschnna in Anspruch: die in
dische Pest, ferner jene Mensixiptn lind
Thiere verheerend-In Tropeulranlhei
ten, das- Teragsieber, die Tsetse ooer
Surra-Si1aiilheit, die Rinoerpcit, tsur
Allein die Muarim vor denen die al
ten tsoionialvdlter, wie oisk Englaner
die Helliiirder, fataliitisxb ris- Waisen
streckten aaoen reichliche B»ais·lassuua:
Robert Fisch und seine ltielpilscri Pau!
Iiolziitoct und Dr. W Fioiic braititen
die am Institut silr Jnsektionstrani
liriten gesunden-en bz. erprobten For
schienagmethoden in dac- duntelste As
rila und zugleich Lim: in das Dunkel
der bislana unaeliisteu Probleme der
Tropcnerlrantuuaenx Fi»och’«5 ,.Reisebe
richte« schildern in seiner bekannten
klassischen Sprache die unsiialichen
Mühen, Strapazen uno Jenveaiz usel
the von den Forsciier.i überwunden
werden inusiten. Tie Unsreauuaen
welche die Wiener Pestsiill;I auch ausser
halb der schwarz-liessin Mahle erkenn
ten, das todesinttniae Verhalten der
Opfer stehen noch in ·."lllei« Erinne
rung; wegen der hinnnelsclircienden
hygienischen Zustände, nie in dem vor
iiber hundert Jahren erbauten klsieuer
Allgemeinen Kranltnhausz an der lstll
serstrasze herrschen, lsaoen ja einst
deutsche Kliniker ioic sieb, Natmym
Czernn u. A. di-: ehrenvolle Nachfolge
schast Bamber ers- und Billrothz aus
arschlaaen. « act die österreichischen
Sanitätebehörden versäuer pli-:
tuntur Achivi.
Der Aussatz, die Lepia loar Gean
siand von Forscher-irren iiber die ersten
Weite der Jnsekiioei, als welche Nase
und Rachen festgestellt wurden.
Ueber die Heilkraft des Divhtheiie
heilserumg sind die Geister zur Ruhe
gekommen, die kleinen Scharmiitzel er
innern an die Rücksuaiaeschichie flie.
hender Feinde. lian iknrlich von Ver
Serumspriisunagstatiou iiberrasane
die nicht sehr zahlreich-m Kenner des
schwierigen Problems der Immunität,
d. i. der Seuchensestigteit, mit origi
nellem theilweise genialen Forschungen
uber die chemisckpphhsikalisebe Sonsti
tion des Diphtherie-Gistes. Jn der
ein großes Kranienmaterial darbieten
den Kinderklinik der Berliner Charite
wurden drei Wochen als die Dauer
desseniqeinseitraunis sestaestellt, wel
cher die mit Serum qespriszten aesinr
den Kinder im Krankenhaus selbst vor
Ansieckung in minimo sicher schiihn Die
IlosscuvootiMovell gegen Wind und Wem-r fahrend.
Versuche mit Wundstarrlrampssenm l
wurden fortgesetzt, ohne ein abschlie
ßendes Ergebnis-, zu erzielen. I
Die Lungenheilstätien - Beivegung,.
ein hervorragendes Kampsmittel gegen «
die Tubertulose, hat im verflossenen !
Jahre außerordentliche Fortschritte ge
ri!acht; Optimisten behaupten, Stepti »
ter wünschen, daß die Sterblichkeit an «
Tuberlulose in den letzten 15 Jahrenl
zurückgegangen, seitdem durch die z
Kr-ct1’sche Entdeckung des Tuberkelba- l
zillu5, durch die Cornet-Flügge’schen
Untersuchungen über die Gefahren des
Auswurh auch in die Massen gewisse
Momente der Furcht und der Vorsicht
gedrunan
Diese deutschen Heilstättem wohl 30
an der Zahl, werden nicht nur that
sechlich die Tuberlulose - Sterblichkeit
zu erniedrigen, sondern auch den
Stand des Wifjens von hygienifchen
Dingen zu haben berufen sein; 20,00()
trante Menschen werden sich in diesen
Heilftätten alljährlich einem dreimo:
natlichen Lehrturfus in rationell:n
Umgang mit Luft, Licht, Wasser, Nab
rungsmittel unterwerfen, dazu beschei
denen Genus-, von Altolfol und Sellsis »
diiiziplin lernen, und hoffentlich auch
das Vertrauen zur ärztlichen Kunst ;
wieder gewinnen. Bedeutende Erfolge J
erzielte jiingst der Chirurg Mandat-en
der mit der Freiluftbehandlung die
lfinsvritzung von zimmetsaurer Satze
verbindet.
Die Ertrankungen des Magens im:
den eine nmfaffende Darstellung sei
teng Prof. Riegel, dessen Forschungen
diese wichtige Digciplin soviel ver
dankt; in den Magen hinadgelassen, ge
, ivisfermasqen zeitweig verfchluctte kleine
: photographische Camera ermöglichten
Zerienaufnahrnen des LIJtageninuertL
Die Fragen von der Ernährung dez
gefunden und tranten Menschen stehen J
ncch immer im Vordergrund Das
Trovon, zwar tein künstliches Eitveif1»
wie Viele glauben, wohl aber ein billi.v
ges, durch Mischung pflanzlicher und
Inierischer Protcine hergestellteg Ei
nsicisz, tourte in siliniken und Kranken
l,äusern Vielfach erprobt; Troponcacao
und sHafermehl verbessern den etwas
sandigen Geschmack deg reinen Tro
xsons.«. Andere organische Verbindun:
gen des Eimeißes mit Jod und Chlor,
mit Gerbsäure in Form von Jodaldas
(id, Tannalbin, Tannopin verdrängen
die betreffenden anorganischen Prämi
rate: im Orerinannat liefert die che
niifche Küche sogar ein appetitanregen
des Mittel; in dem Orthosorm und
Heroin Ersatzmittel für Cocain nnd
äUiorvhiunL Jm Uebrigen hat die chc
mische Industrie noch lange nicht Uba
iriade geblafen. Wie umfangreich die
seg Gebiet geworden, geht schon daraus
hcrvoy das: allein die Beschreibung der
liinstgchen Fspiedermittel eins-Wert von «
ri-« wein-n vwarte ausmacht; oag san
tipnrinpatent erlosch Mitte des Jahres, I
der Preis sanl auf den dritten und
vierten Theil; als Ersatz des A. gilt
das Lactophenin, welches in Verbin«
dnng mit Coffein und Chinin gegen
Nenralgieen und Migriine bezw. In
fluensa wirksam sich erweist.
lieber das Rat-fahren als ärztlichen
Sport ist mancherlei von niedizinischer
Seite geschrieben worden; der Unfug,
der mit den Rennrecords getrieoen
wird, und der sich bis zu einem Record
fiir Bergausfahren versteigt, kann isf -
sentlich nicht oft und ernst qcnug ge
geiszelt werden, für die mä ige und
vernünftige Ausübung des Radfahreno
gelten die Worte des ärztlichen Fal)
rerv Dr. Altschult Frankfurt a. M.:
»Wer nach Vollendet-er Tour ordentlich
essen tann, sich allgemein wohl fühlt,
lein unmittelbar-es Schlafbedürfniß
lzeigt nnd die folgende Nacht hindurch
gut, ohne unruhige Träume schläft, der
hat sich nicht übernommen, gleichgiltiq
toic groß die Tour war. Personen-«
deren Lungen, Gefäße und Herzmustel
laut ärztlichem Gutachten gesund, dür
fen radfahren. Neurasthenilcr und
Bleichsüchtige sollen nur im Stadium
ter Netorivaleszenz, Fettsüchtige uno
an schwerer Verdauung Leidende je:
derzeit« Wie verschiedene Aerzte be
richteten, betreiben Amputirte nnd Pa
iienten mit steifem Knie den Radsahr
sport mit bestem Erfolge.
Aus den »Niederurgen der Wissen
schaften« sei schließlich noch erwähnt:
Scheni’s traurige Publitation ,,Ueber
die willkürliche Erzeugung des Ge
schlechts·«
—-.——.—--—-.
Wie benimmt man sich im Theater-?
Folgende Rathschläae über die Art,
irie man sich beim Besuche des Thea
ters zu verhalten hat, ertheilt Julius-.
Stettenheiint i
»Ha: man seinen Parauetsitz in der (
Mitte der Bank, so tornme man zu
spöt, wenn möglich erst nach Beginn
des Altes. Ebenso mache man es nach
ver Pause vor dem dritten oder vierten
L tt Denn dann müssen sich die bis zu
dem gesuchten Platz sitzenden Zuschauer
erheben, sehen ein, wie rücksichtslos, ja
pöbelhaft dieses verspätete Kommen
thatsiichlich ist und nehmen sich vor,
liinsiig pünktlich zu erscheinen, es sei
deuns sie hätten einen Eckvlatz.
Sitzt man neben einem iener Zu
schauer, der sich mit einem Nachbar
laut, oder doch unterhält, daß man es
l)".iren muß und gestört wird, so frage s
man ihn, warum er es sich gefallen ’
läs; das; er durch das Sprechen oder
Si gen aus der Bühne fortwährend
unterbrochen wird. Da er sehr unge
bildet ist, so Versteht er die Frage nicht.
Hort man gleich nach Beainn einer
Nooitiit einen der bekannten und an
genehmen Zuschauer sagen: »Schon
saul!«, so sicue man sich, denn man
hat vielleicht bisher geglaubt, es eristire
tein solcher Gesell-z da er ein isteriilo
der Phantasie sei. Der sitz: leibhaftig
vor Einem.
Man gehe in leine Nooität eines
«.«lutors, der viele Verwandte und
Freunde hat, da man den Stock iu der
dsarderobe abgeben muss und ihn also
Vermifii, wenn das Stiick durchsiillt.
Hat man einen Nachbar, der seinen
Ousten mit in das Theater gebracht
hat, so entferne man sich und lasse sich
an der Rasse einen anderen Plas-, an
weisen. Es qibt meines Wissens tsin
besseres Mittel gegen den Dosten da
die, welche inan in der Apotheke re
toiii-ut, nichts tauaen. Dies besolge
man so lanae, ais die Direktioan das
Recht erlangen, passionirte Hufter aus
dein Zuschauerraum zu weisen, oder
bis diese so anständig werden, iu
Hause zu bleiben. Dies wird nich
einiae Saisons dauern.
Im Fouer vermeide man, übe-: die
Ausführung mit solchen Leuten zu re
aen, welche wegen ihres Urtheils in
Ansehen zu stehen scheinen. denn sie
reden sehr viel und noch lauter. Man
reriueidc sie, weil sie absolut nichts
vom Theater verstehen.
Wenn man nicht sehr tlanitersen tit,
se jin-erzeuge man sich, bebt-r mai-. dasJ
Theater betritt. ob nicht die Vorstel
luna aeijndert worden ist und ein ans
deresJ Stiict gegeben wird, oder ob man
nicht ein Stint zu sehen glaubt, dass
gar nicht zur Ausführung gelangt. Es
ist im Deutschen Theater zu Berlin
voraetonnnen, das-, ein Herr, der einen
sehr anständigen Eindruck machte, in
einer Vorstellung der Schiller’scken
»«.Utaria Stnart« im zweiten Akte zn
seinen beiden Damen saate: »Das ist
ja alleZ sehr hübsch, aber warum dass
Stiict »Die Kinder der Excellenz«
heißt, das weiß iet) nicht« Dergleichen
ist uni- dann nicht unangenehm, wenn
keine Ohrenzeugen anwesend sind·
tfg giebt im Theater angenehme
Nachbarn, welche dann und wann fras
gen, wag eben aus der Bühne gesagt
worden sei. Diesen antworte man hof
lich unt der Wahrheit gemäß: »Was
ter Verfaser voracschrieben hat« Will
man abe: gern wieder nnd immer wie:
ter aesraat weiten, so unterlasse man
die angegebene Antwort nnd gebe ge
icne Auskunft Denn man trifft im
Theater viele Leute, die dass Prinzip
haben. Im Lauter lanaweile man sieh
nicht, sondern andere. Man muß also
dasiir sorgen, dast, man keiner der An
teren sei und gelanaweilt werde.
Findet in einem der königlichen
Theater eine erste Ausführung statt
und iit der Hof anwesend, so starre
man fortwährend in dessen LogenDies
giebt Einem das Ansehen eines begei
sterten Anhängers der Regierung und
ihrer hervorragenden Mitglieder, fo
wie das eines noch unverdorbenen Ge
miiths und verbindet zugleich das An
genehme mit dem Nützlichem indem
man von der vielleicht werthlofen Nos
vität nichts oder wenig sieht oder hört.
Ueber diese erfährt man ja am anderen
Morgen jedenfalls das Nähere.
Wenn man nicht recht weiß, wie
man über die Novitijt urtheilen soll
und wie man sieh amiisirt hat, so warte
man gleich-falls die nächsten Zeitungen
ab. Erfäyrt man es auch aus diesen
nicht, so schelte man auf die Rezensen:
ten.
th man über Stück undDarstellung
anderer Meinung als die Kritiker, so
halte man sich für unbedingt klüger
und nenne die Kritiker Dutnmköpfe,
Hansnarren, bestochen, Liebediener,
Esel, Schauerböcke, Kläffer und Ver
rückte, wodurch man sich den Respekt
nnd die Bewunderung in der Gesell
schaft sichert.Jst aber einer der Kritiker
anwesend, so zeige man Muth und
stimme ihm vollkommen bei.
Findet man isineSchausvielerin oder
Sängerin häßlich, so kaufe man ihre
Photographie Etluf dieser sieht sie im
mer sehr bezaubernd aus-.
Findet man einen Schauspieler oder
Sänger unbedeutend, so kaufe man
feine Photogravhie. Auf dieser sieht er
immer sehr bedeutend aus.
Jst man auf ein Freibillet ins Thea
ter gegangen und möchte dies verdecten,
fo sei man ein dankbarer Zuschauer,
applaudire und lobe, denn es ist allge
mein belannt und kann auch nicht be
stritten werden, daß Freibilletbesitzer
stets unzufrieden sind und demTheater
gern jeden Erfolg schmälern, während
sich Jeder, der seinen Platz bezahlt hat,
nicht gern den Genuß gewaltsam ver
kümmert.
Will der Besitzer eineoffreibillets ein
liedrigeH thun, um den Eindruck her
vorzurufen er habe seinen Platz be
zahlt so rufe er im Foher mehrmals
aug: Schade um H Geld! Wird er zur
Rede geste llt, so rechne er dem Antlit
c.er Dor, daß er zehn Pfennige für den
Theaterzettel und fiinfundzwanzig für
die Garderobe bezahlt habe. Die-J
stimmt häufig.
Will man sich im Zwischenakt ganz
nun einein Freunde aus der Provinz
alle literarischen Verühmtheiten, wenn
er solche sehen will. Diesen Wunsch er-:
füllt ann, indem man einem ganz
harmlosen Herrn den Namen eines
boriihmten Schriftstellers verleiht und
die , so oft wi: deiholt, bis man keinen
berühmten Namen mehr weiß. Da der
,i-er und aus der Provinz kcine Kon
trolie ausüben kann, so hat man völlig
freie Hand, und er verlebt einen in
teressanten Abend, vielleicht den in
teresfantesien feines Lebens.
Jst man ein älterer Herr, so habe
man jede-«- klassische Stück schon besser
aufführen sehen. Jedem iungenSch u
siieler stelle nian einen längst der Ge
fchichte angehdrenden gegenüber Den
Hörer macht die-Z ganz hilflos isud
man hat auf liese Weise doch etwas
von dem Pech, älter als er zu fein.
Jst man ein Freund von oeispielloiz
lritifchem Blödsinn, so suche mau nach
einer Novität ein Cafe oder Bierhaug
auf, wo Schausrieler und Theaterhas
hirueg verkehren, und setze sich zu ih
nen. Man wird unaemein befriedigt
werben und gegen Morgen das Lokal
mit Vergnügen verlassen.
- f
Die Wahrheit ist vorhanden für Den
Weisen, die Schönheit fiir ein fühlend
Herz: Sie Beide gehören fiir einasi
der.
se. g- sk
Scham ift die Rötiie einer fernen
Reue. Es qiebt aber auch eine seliae
Scham; nun, das ift die Rinde einer
fernen Seligkeit
e: :ic »k
Daran erkennst du den beschraniten
Geist,
tfr führt das aroße Wort, behauptet
dreift
Und firupellog, wag er nicht weiß nnd
zeiht
Die andern einfach der Unwissenheit
si- slt si
Der bankerotte Komiker Sea
brooke bat 839,075 Schulden nnd als
Activa eine Busennadel auszuwerfen
Das ist der beste Witz, den dieser Zio
niiter je gemacht bat·
JZE It- It
Die Junatiirken wollen eine Ge«
schiebt·I der Palastintriauen des Sai
tans veröfsekrtlichen So viel Papier
aiebth ja gar nicht«
Ik si- st:
Wir Weißen werden an unsern
schwamm braunen und selben »Brü
oern noch unsere blauen kktsunder er
leben.
J- sk st
Der »Kladderadatsch" erscheint mit
Trauerrand, er hat einen Abonnenten
verloren; denn im Fiirstentlnun Renß
älterer Linie ist er verboten worden,
weil er den Fürsten verspottet hat.
Ausland uml Uermilchtes.
Mit den neuesten gesellschaftlichen
Bcrfchriften wartet zur rechten Zeit, zu
Beginn der Gesellschafts-Saison, Eng
land auf, das Land, das für Moden
bon Jahr zu Jahr maßgebender wird.
Zuerst die Visitentarte. Das einst lib
liche »Herr und Frau Soundso« auf
den Karten, das lange Zeit aus vder
Mode war, soll neben anderem »Alten«
für Ehepaare wieder eingeführt wer
den. Als abgethan gilt es dafür, beim
Nichtantreffen einer Familie mehrere
Karten für diese dazulassen. Eine be
sondere Karte für die Tochter ist ganz
unmodern, da diese bei ihrer Mutter
selbstverständlich mit einbegriffen ist.
Eine eigene Karte bei einem jungen
Mädchen gilt als gänzlich altjilngfcr
lich, nnd die jungen Mädchen hüten sich
wrhl, eine solche zu beanspruchen. Jni
Uebrigen ist das große Visitkarten
Format bei den Damen, das kleine bei
den Herren üblich. Seitdem die Frauen
so selbstständig geworden sind, ist das
Arm in Arm, d. h. rntergefaßt gehen,
ganz unmodern geworden. Aeltere
Leute werden sich erinnern, daß sie nie
anders als »eingehati« gingen, Braut
paare zeigen sich wohl auch noch heute
von dieser Mode entzückt. Sonst hat
sich der Gebrauch nur beim »Hu Tisch
silhren« erhalten, aber auch da scheint
er bald abzukommen, Gäste treten nie
mehr untergefaßt in den Salon. Frü
her sah man Ehepaare oder Geschwister
nack- feierlicher Anmeldung so unterge
batt hereinspazieren, aber heute! —
sort mit Allem, was so aussehen
konnte, als ob die Frau des Schutzes
bedürfte. Obgleich alles Uebrige im
mer lnxuriöser nnd mächtiger wird, so
werden die Gesellschaften doch sehr
oereinfacht. Beispiels-weise die Einla
dungskarten sind ostentativ einfach ge
halten. Auch ist die sonst iiblicheLänge
des »sich die Ehre geben« u. s. »o. ber
t-öiit. Eine englische Herzogin lud
jüngst zu einem Balle: «Come and
danke« mit Bleistist geschrieben Wie
die Einladung, so die Antwort. «
Fliirze ist überall die Würze
Il- ’-t- ds
Es ist allgemein bete-unt, daß die
Prinzessin von Wales ein praktisde
Interesse an allen Hospitalsangelegew
heiten nimmt. Weniger bekannt dürfte
sein, daß die hohe Frau ihre Fürsorge
auch der Gefängnißpflege zuwendet.
Vor einigen Jahren besuchte sie ein im
Westen gelegenes Gefängniß. die
Wermwood Scrubbs. Ueber zwei
Stunden brachte die Prinzessin in dem
Gefängniß zu und beschäftigte sich ein
gebend mit der Waschanstalt und der
Küche, wo sie die Nahrung der Gefan
genen selber priifte. Als man der
Prinzessin einige Haudsehellen zeigte,
bestand sie lachend darauf, das; man sic
ihr-anlege. Erst nach- einiger Mühe
tonnte ein Paar gesunden werden, das
klein genug war, Inn die seinen Hand
gelente fest zu Iunschließen. Als man
sie der Prinzessin angelegt hatte, rief
sie scherzend aus-: »Ich glaube, ich bin
die erste Prinzessin, die in Eisen gele:
gen hat.« Dann bat sie, sie wieder das
von zu befreien. Der Gouverneur de-;
(8jefängnisie5, der mit der Handhabung
der Handschellen nicht Bescheid wußte.
vermochte aber das Schloß nicht zu
Esfnen, und da stand Englands-Z zus
tiinftige Königin gefesselt. Man rief
schnell einen Wärter herbei, aber der
aute Mann zögerte verwirrt, die zarte
Hand d:·-.· Prinzessin mit seinen rauhen
Fingern zu berühren, bis diese ihm,
höchlichst über dcn Zwischenfall belu
stigt, zurieft ,,Fiirchten Sie sich nicht,
icli bin dasselbe wie andere Damen, und
machen Sie nur schnell«. Jn wenigen
Sekunden war die Prinzessin wieder
stei. aber es soll ihr der eine Versuch
für alle Zukunft gereicht haben.
Its Its 7ts
Das-, OHear Bluinenthal als Verfaf
ser des ,,Weifs,en Röle« neben feinem
Mitarbeiter Kadelburg noch eine dritte
Person zu berücksichtigen hat, die An
spruch auf einen Theil der Tantiemen
erheben konnte, dürfte bisher nicht be
kannt gewesen fein· Die Thatfaaye
eristirt indes-»und folgendermaßen ver
hält sich die kleine Geschichte-. Vor Ter
Ausführung des ,,Weif3en Wohl« im
Berliner LesfingiTheater hatte Leser-r
Bluinenthal so wenig Hoffnung « us eis«
nkn Erfolg, wie zuvor bei der Premieke
eines seiner Stücke. Anders aber die
Gattin des Dichters. Theile- ans
lieber;e11g1111g, um ihrem YJtanneMukh
zu machen, ließ sie lustig die Aenfzerung
fallen: »Wenn ich nur jedes Mal, wenn
die Einnahmen deg Stückes 1000 M.
betragen, 20 M. davon bekomme, so
wäre ich ganz zufrieden und jetzt schon
veranügt.« »Sollft Du haben,««fagte
ihr Blumcnthal etwas leichtsinnig zu.
Und nun kamen die großen Cassener
folge des neuen Lustspielsl Etwa W)
Anfsijhrungen fah dass Lefsing Thea
ter, die die genannte Summe und mei
stens noch ein Ansehnlieheg darüber
einbrachten, und iedesMal erhielt Frau
Ogcar Blumenthal ihre 20 M’rheii, so
dafz ihre Einnahmen vom »Weiin
Rös;l« bald in dieTaufende gingen. Ja,
zur Noth verstand sie sogar ein wenig
nachzuhelfen und ,,corriger la fortune«.
Eines Abends ergab sich nämlich nur
eine Einnahme von - — 997 M.; kurz
entschlossen entnahm die Director-Mat
tin und treffliche Rechenmeisterin ihrer
eigenen Casse einen blanten Thaler,
legte ihn zu der Tageseinnaonie, die
somit ihre Summe von 1000 M· er
reicht hatte, und strich dafür, mit einem
Reingewinn von 17M.. die ihr zutonis
mende Tantieme ein . . .