Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 27, 1899, Sonntags-Blatt., Image 10

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    ssssssssisssssssssssss
Dsieuer Schreibebrief von Phi- Z
lip Sauetantpick s Vetter, g
Lohn Strassper. z
O
Z
W ts- Ip s. s. must-L
Osciiossssssssssssss
. New Yori,ben11.Japuar180H
Mr. Editor.
chh th u schon sehe
da , wenn man die
Götls pliefc will
man in ahl feind-z
of Truhel komme
thut. Se hen hier m
die Soßeiettes änd
Vereins jetzt»nix wie
Dankes-, Masken Bayts and au
solch Sache« wo ich riellie aat net for
tät-te thu, böi die Jennie will zu all die
Affairs gehe änd Mode-, Laß se net
allein gehe will, so muß ich immer mit
ihr gehe. Jch hen schon mehrmahlg mei
Meind uff emacht, sie zu resunse, böt
wenn die « ennie mich denn mit ihre
feine blaue Auge antucke thut, denn
thut alle Mal mei Körridfch tedle änd
ich tdu alles, was se will. So kommt se
le te Woch änd sagt: »Joha, ioir hen
e ask Bahl in unsere Glie Clöb, ich
wünscht Du thateft mit mir hingebe.«
Aet first den ich net wolle, böt feinellie
hen ich konßentet mit der Köndischön,
daß ich tei fönnie Sudt net anziene
wollt, böi in mei ordiniire Klohs gehe
könnt. So äußert sie: »Um doch die
Sohldschiers Juniform. wo Du mit
hom gebracht "hascht, anziehe, denn
kannschte als Hier-o von de War toms
me, das werd e fein varefchfchiön
mache. »Well, ahl reiht«, änßere ich,
änd hen’s aethan änd ich muß sage,
wir den e feine Zeit uff den Bahl ge
hett. All die Görls wollte mit mir
dänze änd edaut e Dosend Teims hen
se mich don der Bat geholt. daß ich mit
Isie dänze sollte. And die Fellohs wollte
mich in eine fort triete änd wo ich eduut
2 o’clock mit der Jennie hom bin, heti
ich riellie e kleine Kiicht aerehåd gebett.
Ich denn denn mei Odertoat, wo ich
über mei Juniform trug, anaezdgk än«
bin mit der Jennie in e Käb hom.
.Wo ich am annern Afternuhn daun
Taun gehe will iind mei Odertoat an
ziehe, thut er so fönnie fühle änd wo
ich en klohs exan.ine thu, seh ich, daß
es gar net mei Odertoat is« bist daß ich
in mei Dusel e ialscheOderloat erwifcht
dab. Well ich hen’s net aealiche, ditods
mei Odertoat war noch bränd neu.
and der, wo ich hatte. war e alter Kit
tel, wo gar tei Leinina mehr in die
vGliedes hatte. »Well, sag ich zum Meit,
wo dschöft im Saluhn ieie that, das
soll doch das Gewitter verschlaaex jth
is mei neieOvertoat auch weg, das thut
bei das Soßeieti Büsineß herauskom
me.« So äußert der Meit: »Wcll tnct
doch e Weil in die Pockets nach; per
höps thufchte e Kard oder en anneres
Päper finne, wobei de ausfinne sinnst,
zu wem dieser Oderioat belange thut
iind denn tannschte zu ihm hingebe and
Dei Koat wiederhole.«
Ich such denn auch in die Pockets
nach, biit konnt tei Kard net sinne,
bot feinellie hen ich in die Bteaftpocket
e Letter gefunne, worin se qeichrieroe
hatte:
Fred and Jack.
Wir seie ßörrie, böt wir tonne Euch
niorqe Abend net miete. bitohg der
Papa änd die Mama wolle mit uns- ins
Thiäter. Böt am Sönndab Asternuhn
seien die Alten sort and die Kohft is
klier. Thut nach unserm Hause korn
rnen, wo das vorletzte Haus an Main
Straße sein thut. Ringt die Bell drei
Mal, denn wisse wir, daß Jhr es seid,
bilohs wir wolle niemand Anneres ein
lasse, wo unsere Fönn schpeule konnt.
Wir thue Euch um J-? o’clock expette.«
Annie and Bell.
Well, saq ich, das is e swiet Leiter
iind wenn ich nur wisse that, wer Fred
oder Jäck is, so könnt ich mei Koat isie
wiederlrieae, böt das werd hard sein,
ouszusinne, denn in diese Citite seie
ebaut e halbe Million "- Freds änd
Sack« So Enßeri der Meit: »Das
is doch e isie Matten Laß uns am
Sönndäh um die Zeit nach dem Haus
gehe änd sor die Fellth wehte änd
sollte wir se dort net miete, so thun
wir die Görls äsle· wer die Fellohs
seie. Wenn wir ihne die Rieson, wa
rum wir es wisse möchte, expliihne, so
werde sie uns schon die Addreß von die
Fellohs aetve.« ,Du bischt do e smar
ter Kerl, Meil," äußere ich, ,,daran
ltätt ich nimmer gedacht, bist es is mit
aus Daut das Beschte, was wir thue
könne änd wenn Du am Sönndäh mit
mir gehe willscht, so thue ich dieDrinks
usssege »Schuhr," änszert er änd am
Sönndöh seie rrir denn auch los önd
ebaut e Bis tel vor 8 o’clocl seie wir
Hei dem H. us aewese iind hen am
Cornet sor die Fellobs aewehted. Well
es that 3 o’clock schtreile, denn e Bier
tel änd denn halb Vier, böt die Fel
lohs seie net gekomme, so sagt der
Meil: «Es is gar lei Jubs, daß wir
hier noch langer wehte thue, die Fel
W thun doch net komme. ich denk,
Dir gebe herüber änd thue die Görls
Eih« Weil ich war hatisseid and so
eie wir hin zu dem hauö änd wo der
. eil die Zell aerunae bat, ist die Door
wonz uss eaanae änd wir kamt in
T« die Zahl. Iärßlie thue wir inszeid
seie so ßlämrnt die Door biheind uns
seid drei allmächtia große Kerls
f " same mit Clsbs so dick toie e Arm
its-s uns los. Eh wir e Word sage
Ewig dotiert der Alter »Seid ihr
Ue mslixte llunke, die unsere Görls
M M krne wolle! Wart, Euch
M vie sixe!« änd damit thut er
M m den Bauch schoß-. daß »ich
« Wschcaae thu. · Ich war so kor
« . das ich gar nix sage konnt and
alle Mal, wenn ich ussschvringe iitid
den Mistätexplähne wollt. that der
Alte mich mit sei Cle uss ’n Kopi
schlage, dass man’s im nerte Schiwär
höre konnt änd ich Stars ges-he
dawwr. Jn der Mienteim hen die
beide Beus den Meil daunaeheir änd
den Floor mit em gemappt and den en
halb kaput geschlage änd ieinellie hen
se en in das Habl Window geschmisse,
daß das ganze Windm. Säsch and
« ahl in die Schtrielst fliege thut änd von
dem Riiclet seie die Poliß gekomme.
Bei die Zeit war ich wieder uss mei
Fieß aetomme änd ben den alte Kerl
zu packe geiriegt änd en gegen die
Wand aescuert, daß sei Bohns träcle
thate, dann ainq ich for die Beus änd
wollt grad den Plähß auslliene, als
die Polisz die Door ussbreche that änd
hereingeschprunge lam. Jm nexschte
Jnschtant hen se uns alle beim Kol
ler gehett änd aeasti. was
die Mättr wär. Der Alte sagte, wir
hätte sei Görls inßölted änd er hätt
mit uns iwen werde wolle iind wir hen
wieder getreid zu expliihne, wodurch der
Mistiit gelomme sei. böt die Polisz hen
uns gar lei Tschiinz gegewe. böt hen
uns alle Fiins mit nach der Stäschön
genomme, wo der Alte änd sei Beus
wieder dieselbe Geschichte erzählt hawe.
Wo der Sördschant mich ästi, was ich
zu sage hätt, sag ich zu dem Alte:
»Wenn Se mich nu e Mal e Minnits
des Maul ugthue lasse wolle änd michs
net immer reinschlage, denn werdes
Se sehe, daß Sie ahliogeiher rong seie.
Wir thun Jhre Görls gar net lenne,
den se noch nie gesehe and der ganze
Truhel thut davon komme, daß ich ais
den letzte Mast Buhl e falsche Oder
loat erwischt hawwe. Wo ich en denn
die Sach erzählt hawwe, ware se alle
dömmsaunded änd hen geschtarted, sich
zu exljuhse änd georomißd, uns Däm
niatsches zu bezahle, wenn mer se ner
ßube wollte. Well, Mr. Editor, tu bi
schubr, Dämmatsches ben wir genug
gebett. Der Meit änd meißels waree
Seil-L Von mei Oberkoat ben se mir
e Lapell änd e ganze Sliev herausge
risse gehett änd in de Bäck war er »von
Topp zu Betten geschplitt. Beßeibes
I ben ich zwei hörner an rnei Kontine
i bett, wo man isie sei Hut branbange
l konnt. Der Meit hat schtill wörß aug
s gesehe. Der hat stärszlie e heileStitsch
I an sei ganze Leib änb des ganze Ge
sicht verschlage gebett, baß er aussehe
that wie en Jndiän. Weil die Leit
l ben iit wonz geossert, mir e neue Ober
T toat änd den Meil e ganze Autsitt zu
tause. So äußere ich: »Des is ahl
reibt wegen die Klobs aber vie Schlag
soll uns die Kaye wobl ablecle?« So
änhert der Alte, sie wären Willens-,
einiges zu thun, um uns zu siatisseie
änd wenn wir e Jeder mit 850 zu
friede seie wollte for die anschurie, wo
sie uns gethan, so wcllte sie es gleich
ßettle. Weil der Meit önd ich ben den
des Osser äckzepteb Find am nexte Tag
seie sie zu unsern Saluhn gelomme
änd ben getrieteb and sich extjubsb änd
die Dämmäbsches gebettelt. Wo se weg
seie, sagt der Meit: «Well sor 850 änb
e neie Autsit könnte se mich noch e
Mal verschlage, wenn es Jhne Schpaß
rrache thöt.« No, önßere ich, des is e
Mätter os Tebst. Jch bin tei Freud
von Prügel, wenn ich se lriege tbue;
net sor 3100 wollt ich den alte Kerl mit
sei Kle wieder uss mei Kppp trornrnle
lasse. Jch ben drei Tiig lang Schtars
gesche. hk
Jobn Stromver.
i—
Schley’s Ehren-falsch i
l
Koffer noch NW mebr als der Lernen's-.
Das theuerste Schwert in der Ver.
Staaten wird binnen Kurzem Con
tre - Admiral Winfield Scott Schley
beschen. Es wird 8500 mehr kosten,
als der mächtige EbrensäbeL den der
Congrefz Admiral Dewey, dem Sieger
von Manila, votirt bat.
Das Geld fur den Ehrensiibel
Schley’s ist durch eine Zeitung auf
gebracht worden, durch die Philadel
phia «Tirnes«, welche ihre Leser zu
Subscriptionen für diesen Zweck auf
frrderte und die eingelaufenen Gelder
entgegennahme. Im Ganzen liefen
83617.16 em, zu welchem Betrage
viel in »Pennies«, »Mittels« und
,,Dirnes« bergesteuert wurde. Die mei
sten Subscribtionen lamen vonBewol)
nern Philadelphicks und anderen Or
ten Pennsylvanien’s, wo die Zeitung
die meisten Leser hat« doch liefen Bei
träge aus allen Landestbeilen, von
Maine bis Californien, ein.
Außer dem Ehrensiibel wir der Ad
miral noch ein tunstooll ausgestattetes
Alburn überreicht erhalten. enthaltend
haltend in chronologischer Reihenfolge
Alles, was in der «Tirnes« über die
eingegangenen Beiträge berichtet
wurde.
Als Admiral Schlen vor einigenTa
gen in Philadelphia weilte. traf er
grl Wolfe, die durch Wort und
chrift viel zur Förderung des Sub
scrrptionswerlei beigetragen at. Als
er ibr vorgestellt wurde, sch« ttelte der
Admiral ibk die hand. dann sa end:
»Also Sie sind Fri. Wolfe! Mit er
Erlaubniß muß ich CIhnen einen s
geben«, und ließ, obne ihre Antwort
feist abzuwarten, den Worten die That
o gen.
--—..
Berge-been Perlen.
Reiche Schätze tammekten die Will-ein —
Hundetttausende in der Erde
gefunden.
Perlen beim Bushec
Mit einer interessanten Untersuchung
beschäftigt sich zur Zeit die Vet. Staa
ten Fisch-Commission
. ren Stücken sieht man noch den einsti
J aen Glanz, wenn die obersten Schichten
» ataeschölt werden
. sich die Frage aus« wie diese Unruasse
Es handelt sich um Perlen, welche
in den vorgefchichtlichen iigeldauiem
die von einer län ft ver Mundenen
Jndianerrasse erri et wurden, gefun
den werden. «
Jm Mississippi-Thal stehen die hoch
aufaeworfenen Hügel. die einst vielleicht
als Todte:1«;eicheri galten, oder zur Ver
theidigung gegen den Feind, vielleicht
auch als Begräbnißplätze fiir die-haupt
lirzge dienten
Namentlich an gewissen Punkten
Ohioc ä sind die Funde sehr zahlreich
und die Perlen, welche nicht nur nach
Tausenden zählen, sondern iörheweise
zu Tage cefördert werden, lassen er
sehen, dafz die Wilden mehr dieser ge
fckätzten Aleinodicn befassen. als alle
rceiröaten Häupter der Erde heute zu
sammengenommen »
Viele der Perlen haben die Größe
von Haselniissen Leider sind sie allei
durch das lange Liegen unter der Erde »
erlslindet Und verdorben nur an größe
Fiir den Alterihurnsiorfcher wirft
von Perlen angehäuft worden ist. Die
schen fiarnrnen sicherlich oon der Unio
Mufchel her. welche früher die schönsten
Perlen geliefert bat, aber jest selten
nnd kleiner aewcrden ist und nur hin
nnd wieder eine unbedeutende Perle
einschließl
Jn dem berühmten Essigy Mound
lei Cbillieothe. Ohio, wurden neben
zwei Gerippen mehr als eine Gallone
Perlen gesunden. von der Grbge eines
Kirschkerns bis zu zwei Drittel Zoll
Durchenesser. Durch alle waren. wohl
mit einem heißen Kupfer-droht, Löcher
gebohrt worden. Wahrscheinlich dienten
die Löcher dazu, die Perlen an Gürtel
oder Kleidungen zu nähen; so fand
nian gegen 50 an einem Lederheind
befestigt, das eines ·-:er Gerippe an sich
trug.
An einer Stelle wurden mehr als
50 Bärenzähne aefunden, in welche
Perlen eingesetzt waren. Aus einein
hügel im Little Miaini-Thal zog Pro
fessor F. W. Putnanr 60,000 Perlen,
an zwei anderen Stellen waren über
100,000 aufgehäuft, zwei volle Brile
Körbe, zum Theil durchbohrt, zum
Theil nicht. Die Geschichte erzählt,
daß schon Columbus und seine Beglei
ter auf die amerikanischen Perlen ani
rnerksam gemacht wurden und don De
Srto s Bealeitern wird e hlt, daß sie
in der Nähe von Tama Jan aus eine
indianische Stadt stie en Arn einen
Ende des Ortes stand ein hölzerner
Tempel, aus dessen Dach ein hölzerner
Vkael saß; in den dergoldeten cUriaen
saßen Perlen von riesiger Grösse Als
die indianische Königin Urita die
Fremden empfing. nahm sie eine lan e
Perlenschnur vom Haupte nnd wars Je
dm Führer der Expedition um den
hals.
Die Spanier bedankten sich für
diese Höflichkeit, indem sie die Gräber
der Umgeaend plünderten und etwa
si50 Pfund Perlen davonschleppt en.
Der verhängnisvolle HHandschnh
tiin mertiviirdiaer Niiminaltatl Ter Wirt
lichten nacherzahlt non Tr. R. HansL
Auf den Stufen einer einsamen
Waldtapelle bei Hilgenberg fanden am
Morgen des 26. August ein Landmann
nnd sein Söbnlein die blutbesudelte,
balbentlleidete Leiche eines jungen
Manne-. Der Alte sandte den Kleinen
in das nächste Dorf, während er den
stillen Mann bewachte. Unter dem
Hemde des Todten fand sich um dessen
Leib eine seidene Binde, anscheinend
darI Fragment eines Franenshawls, ge-.
bunden, die eine breite llaffende Stich
. nsunde überdecktr. Die Section ergab,
s daß der Stich mitten in’s Herz gedrun
« den« daß die That vor wenigen Tagen
geschehen sein miifse und daß der Todte
unmittelbar nach dem Genusse starken
Weines verschieden sei. Geld und Pre
tirsen fanden sich nicht vor; nur ein
Siegelring mit adeliaem Wappen stat
am Zei efinger so fest, wie mit ihm
verwa en. Alles sprach übrigens
laut dasiir, dafz nicht die Stätte um
die Kapelle, sondern der Raubftein, eine
in der Nähe befindliche Bergtuppe mit
einer zur Ruine gewordenen Warte,
der Schauplatz einer blutigen That
war; Blut färbte dort den schuttbedecks
ten Boden der Triimmerrnndez Blut
llebte an den Steinen rings umher,
Speisereste, die Spuren menschlicher
Tritte. ein zweiter Streifen des bunten r
Shatvls und ein fein earbeiteter T
Frauenhandschuh fanden ich da dor.
Am handschuh waren Blutspuren, die
ali« Menschenblut analysirt wurden«
Niemand tannte den Todten. Der
Wirth einer nahen Waldschente aber
gab an, der Todte sei derselbe fremde
herr, der zwei Tage vorher in der
Schente übernachtete und vor dem Ver
lassen des Wirthshauses eine dem
Schantwirth nr Aufbewahrung gege
bene oldene hr sammt Kette und
lti el, eine rathe Brieftasche und
grünserdenen Geldbeutel in Empfang
nahm. Gerüchte allerlei Art durch
schwirrten die Luft. Man vermut te
n dem Ermordeten einen Gast er
nächst-en Badeartr.
Endlich wurde in dem Verungliickten
der vermißte hermann von P. erkannt,
der von seiner Frau Alberttne g thie
den lebte und mit Frauensper onen
zweideutigen Rufes Um an erflog
nter den Papieren des erstorbenen
fand sich ein in französischer Sprache
und von Frauenband geschriebenes und
mit A. unterzeichnetes Briefchen mit
abgerissener Adresse und dem Datum:
»Bl» den 21. Juli«, In diesem Blätt
chen wird dem unbekannten Adressaten
in ernst gehaltenen Worten eine Zu
sammenkunst gestattet. Jn dem Worte
,,Correspondenz" waren anz eigen
itliimliche Schreibfedler. ie bisherige
Meinung, es liege ein Raubmotd vor,
wurde allmählich schwiidffeh um so
naht, als ein freilich gei esschwacher
Bauernbursche angeb, er habe einen
feinen Mann und ein schönes Mädchen
am Ranbstein gesehen, nnd als man
seiner im Opfer-stock bei der Wald
tapelle den Vom Waldwirth wiederer
tannten Beutel sand. gestillt mit Sil
ber- und Goldmünzen nnd niit einem
Streifen Pergament« auf dem mit ver
stelltet handschrist die Worte standen:
» ,.B(stattet den Todten! Gott lohnt!·«
Auch der Arzt in S. nnd seine Ebe
srau erzählten: ain 24. August sei eine
junge schöne Dame gelommein habe
eine Schnittwunde an der unteren
Fläche der rechten Hand verbinden
lassen nnd den Dienst mit einem Du
taten bezahlt.'«
Den Vandschuh hatte man. lltiiii aalt
es auch die Hand zu sinden. Da tain
lam plöylich der zweite handschnb zum
Vorschein. Adelheid, die Tochter des
tesormirten Prediqers in Bluinenau,
erlegte ihn zu Gericht mit dem Beifü
geii, daß bei dem Gutsherrn in Blu
menau eine Frau von P. im Sommer
längere Fest aus Besuch gewesen lei
mit der ie oft Musit gemacht habe; bei
der Abreise habe sie der Jungfer beim
Einvacken geholsen, und weil dieser
handschuh, da der zweite fehlte, nicht
des Mitiiehmeiis werth ehalten Dur ,
lobe sie, Adelheid, den elben blos im
Scherze als ein Andenten sich zuge
eignet.
Ferdinano v. P» der Bruder des Er
nii-rdeten, ivar mehrere Monate nach
Aussinden der Leiche nach Wien ne
lominen und auch in das Haus der El
tein seiner Schwägerin Albertine. Er
schien von dem Liebreiz seiner anmu
thigen Scknvägerin ganz überrascht, die
ihn aber lalt und gemessen behandeln
Der Vater der Altertine, Oberst S»
erzählte esprächsweise. daß feind-Toch
ter im ommer in Blumenau war.
Ferdinand v. P. brachte nun absicht
lich seiner Schwiigerin bei, daß die
Predigerstochter aus eine anz eigen
thiimliche Weise durch den s esitz eines
Handschuhs bei der Untersuchung über
Hirmann’s Tod ketheiligt sei. »Um
Gotteöwillenl Die Armes sie ist un
schuldig!" ries Albertine. bette, er
blaßte, siel in Ohnma t und erlliirte, :
nachdem sie wieder Fa ung errun en: s
»Ich muß sort, ich muß die Unglii tche ;
retten.«
Ferdinand, der bereits Verdacht aus
seine Schwiigerin eworsen, be törlte
sie in seinem Vor ben und Al rtiiie
reiste mit ihrer Mutter ab, bat um
eine Unterrediing mit dein Untersuch
unasrichter mittelst eini er Zeilen, in
denen das Wort »Correfpondenz" vor
lamund mertwiirdigl --— dieses Wort
wies ganz dieselben eigenarti en ortho
graph schen Fehler, welche sics in dein i
Briefchen auf- Bl. gesunden hatten, aus. i
Die Schriftsüge waren unbezweiselts
dieselben. Es war auch constatirt wor- »
den. daß Albertine wirklich jene Dame
war, die im Sommer lan e aus dem
Gute in Blumenau u Ga te war. und
daß sie eben am 24. u ust spätAbendH
nach Hause gekommen. lbertine wurde
bei ihrer Vernehmung immer ängstli
cher und bellonimener. Tie Aerzte und s
die Bauernburschen erkannten sie als
jene damals gesehene Dame, worüber
Albertine bei der Consrontation aus
das stigste emporschrat. Sie wurde
verha iet
Aber sie entge nete dein Unter-·
suchungsrichter au alle an sie gestell
ten Fragent »Ich will keine Antwort
erliigen, solcher Frevel ist unter meiner ·
Würde, aber schweigen dars und werde
ich-« Dabei beharrte sie selbst dem von
Anitswegen ihr beigegebenen Verthei
diger gegenüber, dem sie auch die Er: s
tlarung wiederholte: »Ich will meins
Gewissen mit teiner Lii beslecken, ess
ist belastet ohnedieö, dieTiahrheit aber ;
wird mir teine Macht entreißen-« Nur ;
bei Vorweisung der blutigen Seiden
binde bebte sie uriict mit dem Aus
rns: »Weg damii — um Gotteswillent
Jch tann tein Blut mehr sehen!" Der
verhängnißvolle handschuh pa te wie
gegossen an die zarte Hand lberti
nenii. Aus die Aufforderung, Beweise
zu ihrer Rechtfertigung u erbringen,
entgegnete sie: Ich tann solche nicht er
bringen, der leier, der eine unheil
volle Begebenheit deckt, dars mit meis
nem Willen nicht geliistet werden«
Die unvermuthet im Hause des
Obersten S. vorgenommene Unter
suchung der Zimmer und Behältnisse
der Tochter er ab ein siir Le ere ver
nichtendeixi Re ultat. Es san si ein
Päckchen vor und in diesem die go dene
Uhr mit Kette und der Traurin , wel
che Gegenstände die vertraute D nerin
» Albertinenc, Agathe, als diejenigen er
» kannte, die Perrnann v. P. immer zu
s tragen vsleg e.
Die Erhebungen über Albertinens
! Charakter unb Vor-leben lauteten zwar
vrrtheilhaft, aber nicht wesentlich ent
lastend. Man rührnte ihren edlen, mit
herablassung uanohlthätigleit glück
lich epaarten Stolz, ihre Bildung und
Gei dgaben, vor Allem ihre gren en
lole hingebung und ihren Gehorsam
gegen vie würdigen Eltern. Lärm Vor
wurf wurde ihr allgemein r Hang
zum äußeren Glanz ema t, dessen
Befriedigung ihr selbt Gel verlegen
heiten bereitete. Die Dienerin gab an,
baß hermann v. P. und Alberti-te An
fangs glücklich lebten, baß aber Alber
tine ihren Mann verließ wegen seiner
Untreue. Es erfolgte die gerichtliche
Scheidung. Oberst S. gab keine Wie
dervereinigung zu, obgleich bie junge
Frau ihrem Manne im Stillen bcch
Knsernenwagkn der
Transkasptfüjen Militiirvalim
« . .
Ein Monument Häher Ausdanet und
vorwärtssirebender Energie ist die
translaspitche Eisenbahn, die das
Fort Michailotvsl am Oitufer des
laspitchen Meeres mit Samarland, der
..Sagenreichen«. verbindet. Fast über
menschliche Schwierigleiten waren zu
überwinden. ehe der 900 Meilen lange
Bahndamm im Flugsande der asiati
schen Wüste hergestellt wurde. Anfangs
sollte die Bahn blos strategilchen we
cken dienen und die Herrschaft der its-·
sen in Centralasien befestigen, aber mit
ihrer Verlängerung nach China wird
-O
sie auch Kulturzweclen gewidmet sein.
Der erste Spatenftich der nunmehr
vollendeten Bahn wurde bereits 1880
gethan. Gleichzeitig mit dem Fort-»
schreiten des Baues dehnten sich auch
die rulsilchen Besiyungen in Asien aus.
Der Bau hatte besondere Einrichtungen
erfordert. 30,000 einheimische Arbei
» ter waren beschäftigt gewesen, und au
! hervan die Soldaten der Eisenbahn
) Vanilla-no Diese waren in einem als
l Laterne ein erichteten Zuge von etwa
z vierzig zwei töckigen Wagen unterge
I Macht« von welchen wir eine Abbildung
bringen«
noch zugethan gewesen fei. Albertinr.f
sagte die Zeugin ferner aus, sei hefti- J
aen Temperamentg und habe ihrem
Manne bei einem Streite einmal mit »
Erstechen und Erfchießen gedroht. (
Endlich tam es zur Schtvurgerichtg: J
fitzun«. Der Prozeß hatte ungewöhn- i
licht deutung erlangt. Albertine er- ;
schien, geführt von ihrem Vertheidifen
Marmorbläffe bedeckte ihr edelgebi sj
tes Antlitz. Jhre fehwarzfeidene Klei- I
duna war ebenso einfach wie anfiönbikr. I
Der Vorlesunq der Anklage folgte siei
mit Aufmertfamleit, un Manches i
. schien ihr überrafchend und tief erfchiits ;
. ternd auf die Seele zu fallen. ;
Der Vertheihiger that sein Möglich
ftes. aber die Wucht der Umftandsbe
weite war erdrückend. Dräuenh hatten
sich hieWolten iiber das Haupt der An
geltagten zusammen zogen, nicht ein
Lichtpunlt eigte fi . Die Gefchrvores
nen zoqen ich zurück.
Während fie heriethen, erhob sieh auf
der Gallerie plöilich ein Lärm; ein
wohlgetleideterMann machte sich hastig
Bahn in dem Gedränge. Im Nu hatte
er die Brüftung erreicht und mit don
nernher Stimme rief er hernieder: »Bei
Gott dem Allgereehten, ich verlange Ge
lsört Die Angeklagte ift unfchuldtg!« f
Ver LIer wurde verragr. ver uns
betannte war der Bergrath Max v. N»
ehemals Ossizier und als solcher von
sichtbaren Einwohnern des Wutge
richtzstiidichens gekannt. Er entwickelte
1!i.ter vollständi em Beweis seiner
Freundschastsver "ltnisse mit den ge
schiedenen Ehegatten Kermann undt
Aldertine v. P. umstän lich den wah
ren Sachverhalt also:
Die am 24. August 18 . . stattgefun- s
dene Zusammenlunst der genanntens
Ehegatten am Raubstein hatte den I
Zweck der Wiedervereinigung, ivodeii
außer den getrennten Ehegatten v. »li. s
und ihm, dem Zeitgen« auch ein alters
Mann, welcher hermann als Führers
gedient hatte, zugegen trat. Das mehr- ’
stündige Gespräch drehte sich immer um
tas gleiche Thema: Hermann wünschte T
tie Wiedervereinigung mit Albertinen,
und diese berief sich aus den Willen
ihres Vaters, welcher derselben ent
gegen sei. Es wurde Mittag, Her
mann ließ Ersrischungen auspaeten. tir s
trank immer mehr von dem seurigeni
Weine und wurde heftiger-, bis zur;
Brutalität. Albertine wars ihm einen
strasenben Blick zu und sagte endlich:
»Herr d. N» ich gehe.«
»Als-) Du gehst2" schrie herrnann in
höchster Erregung. »Wohlan, geh' hin,
verstoße mich. wirs mich zurück in die
ses Leben. das mir eine Hölle istl Le
ben? Nein! in den Tod wirsst Du
mich! Geh’, aber erst sieh mich ster
ben!« erhob das Messer gegen seine ge
össnete Brust, stieß zu und —- lag blu
tend und leblos am Boden·
UIVCUIUL WCI Ucbcll lMU hllichilll
ten, ihre rechte Hand blutete. Im
Momente des Todesstoßes hatte sie in
das Messer gegriffen, und sich verletzt.
Der Gedante, daß ihr Mann ohne
Segen der Kirche in ungeweihter Erde
vermodern sollte. Ivar Albertiue
schrecklich und hätte ihr selbst, wie sie
versicherte, den Tod qegeben. Der alte
Führer hatte den Einsall. daß man den
Schein hervorth als habe den Un
aliiellichen ein nderer erstochen, und
so wurden der Leiche die Pretivsen und
das Geld abgenommen, mit Ausnahme
des ohne Verstiimmelung nicht zu ers
langenden Rinan. Die Oberlleider
wurden in eine Grube der Ruine ge
bracht, die Leiche aber zur Capelle ge
schafft, wo sie eher dem Zugang der
Menschen erreichbar schien. Er, Tuge,
und der Führer Florian K. im orse
Z. mußten ihr versprechen, u schwei
gen, so lange Albertine’s ater lebe
—- seinetwegen hatte auch sie geschwie
nen.
Albertine, vrm Präsidenten vernom
men, er ählie nun den Hergang in voll
ster Ue ereinstimmung mit den An
gaben ihres Retters; auch der alte Fiihs
rer lebte noch und bestätigte diese An
gaben. Selbst die Oberlleider des
Tctsten sanken sich in der Grube.
Das späte Erscheinen des Bergraths
rischtfertigte sich durch die Verhältnisse
seiner Lebensschicksale Er nahm im
herbste jenes Jahres seinen Abschied
und lehrte zum Bergfaegizurüch zeich
nete sich aus, erhielt den uf, eine berg
männische Expedition nach Btasilien
zu be leiten, van welcher er eben zu
rücklegrth als die Zeitungen verkünde
ten, daß vor den Assisen die Unschul
digung de: Alberti-te v. P. lderenVater
eben gestorben) wegen Gattenniord ver
handelt werde.
So endete einer der merltuiirdigsten
Kriminalsälle, bei welchem nur durch
einen wunderbaren Zufall ein Justiz
mord verbütet wurde.
Jn Australien zahlen die Deutschen
zu den allerbesten Bitt ern. In den
Städten sind sie als gextjickte ndloeh
ter, als solide, zuverlässige schiistss
leute bekannt; aus dem Lande verwan
delt ihr Fleiß wiederum die Wildnis
in einen Garten, und werden bereits
seit Jahren au dein sünsten Erdtheile
von deutschen inzern Weine aufden
Marlt gebracht, die von Kennern sehr
hoch geschätzt werden.
L- V f
Ein wohlbekannter Professor in
czurich, den seine Vorlesungen selber
so interessirten, daß er schwer ein Ende
finden konnte, nahm die Aufmerksam
teit seiner Zuhörer oft zehn Minuten
iiber die vorschriftsmäßige « ett inaug
in Ansgruch Einige ruhe ose .istee
in der lasse wollten ihm einen kleinen
Wink geben und tausten eine Werter
uhr, deren Alarm sie genau aus die
Serunde stellten, zu der das Glocken-—
zeichen am Ende der Vorlesung gege
ben wurde. Dieses pflegte der Herr
Professor meist u überhoren und man
gab sich der hoffnung in, daß der
Werter, den man unter apieren ver-·
stectt auf eine Ecke des itatheders pla
cirte, besser seine Schuldigteit thun
würde. Als die Zeit bald um sein
mußte, der Gelehrte aber noch mitten
in einer complicirten Auseinandersetk
ung war, ging das Uhrtoerk plöhllch
mit einem furchtbaren Getöse los. Die
Studenten, die man nicht mit in das
Geheimnis ezogen hatte, sprang-n
entse t von i ren Sitzen aus« erfaßten
den i aber im nächsten Augenblick
und a n ihre Anerkennung tn lau
tern Beifall zu ertennen. Der Profes
sor wartete ruhig, bis sich der Lärm
» gelegt hatte« und sagte dann freund
. lich: »; ch dante Ihnen, meine Herren,
s fiir die e kleine Aufmerksamteitx ichs
l hatte es fast schon vergessen, daß heute
mein Geburtstag ist. Eine Wederuhr
kommt mir übrigens sehr gelegen, da
meine Frau sich längst eine für das
Dienstmädchen gewünscht hat. Es ist
in der That freundlich oon Jhnen.«
Damit verbeugte sich der Gelehrte rnsv
nahm seinen so jäh unterbrochenen
Vortrag wieder auf, um diesmal eine
l volle Viertelstunde später aus-zuhören
i L II
Friedrich der Große hatte einem
großen Theil der bei Roßbach gefange
nen französischen Osjiziere Berlin zum
Aufenthalte angeioie en. Die meisten
derselben zeichneten sich durch Vor
nehmheit aus und sprachen nur inrt
der größten hochachtung von ihrem
töniglchrn Besieger. hin und wieder
tam aber auch er Düntel und grande
nation zum Durchbruch So wurde
einer preußischen hofdame, die sich unt
eine-m französischen Oberst unterhielt
und diesen gefragt hatte, .nne ihm
Berlin gefalle?« die unerwartete und
wenig galante Antwort zu Theil: »Es
tomrnt mir wie in großes Dorf dor."
Die Geistesgegenwart der Dame berei
tete dem Fran osen aber schnell ein
moralisches No dach, denn die schla -
fertige Antwort aus die fräutis e
Ueberhebung war: »Sie haben Recht,
mein herr, —— seitdem die französischen
Bauern in Berlin sind, hat es rnit ei
nern Dorfe viel Aehnlichteit; sonst aber
ist es eine recht gute Stadtt« ; « «"« «