Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 13, 1899, Sonntags-Blatt., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    E.n zweites Vineta
Von Gustav Schalt. s
Wer kennt nicht die schöne Sage
von der stolzen, meerversuntenen Stadt
Vineta2 Von ihr heißt es im Liede:
»Aus des Meere-) iiesetn, tiefcmGrnnoe,
Klingen Abendglocken dumps und matt,
Uns zu geben wunderbare Kunde
Von der schönen alten Wunderstadt.«
Nun giebt es im hintersten Winkel
Hinterpornmernz — also hübsch weit
den Augen der neugierigen Welt ent
rückt — heute noch ein Städtlein, das
man mit gutem Recht dar zweiteVineta
nennen könnte, denn es hat in seiner
Vergangenheit dasselbe-Schicksal erlebt,
wie seine vielbesungene Schwester mit
dem schönen poetischen Namen, nur
mit dem Unterschiede, daß es nicht völ
lig daran zu Grunde gegangen. Die
ses Städtlein heißt Leba, was auf
deutsch »Wald« bedeuten soll.
Seine Gründung liegt wohl reich
lich sieben Jahrhunderte zurück. Dani»
sche Witinger, so berichtet die sagen:
haste Geschichte, wandten sich nach der
Zerstörung der starken Jomeurg im
elsien Jahrhundert nach der Osttiiste
Ponimers und ariindeten an derMiinss
dung des jtarl strömenden Lebaslusseg
den Ort, welchen sie Lebemünde nann
ten. Einige Stunden westwärts, akn
Fuße des Revelohl, wurde von ihnen
noch ein zweiter Ort gegründet, der
den bezeichnenden Namen Nowe -—— von
,.rauben« — erhielt: denn Raub nnd
rücksichtsloseste Ausübung deH soge
nannten ,,Strandrechts«, d· i. des
Rechts, sremde Schisse, welche an die
sen unwirthlichen Strand verschlagen
wurden, auszuraubem erachteten diese
nordischen Piraten als ihren eigent
lichen Lebensberuf Lebemiinde und
Rowe sollten kenn auch bald der
Schrecken der Seesahrer in diesem
Theile der Ostsee werden. Zwischen
der Stadt und dem Meere stand da
mals ein herrlicher Eichen- undBuchen
wald, der den Witinaern Holz und
Wild und Felle lieferte. Im Jahre
1309 wurde der prächtiae Wald durch
Sturmflutben vernichtet; noch heute
sieht man am Strande und aus dem
Grunde der See, eine halbe Stunde
westwärts vorn Städtlein Leba, die
Stubben und Wurzeln seiner mächtigen
Eichen und Buchen, und schon manchem
Fahrzeu e, das in sie hinein-gerieth, sind
irzum. erderken ermorden Das war
siir die Kolanistzn ein harter Schlag,
denn mit ihrer aiiinen Vorrathglams
nier, dem Walde, waren auch ihreschif
se der Sturmflutli zum Opfer gefallen,
und nun mangelte es ihnen an Holz,
um neue bauen »in können. Wohl oder
iibel saben sie sich genöthigt, ibre Kräfte
nielsr als zuvor den« «·.’ll«lerl1:in zu wid
rnen ,und sie seit-ers nicht ungern, daf;
unter der Herrschaft des grossen Hanf
meisteris Winrich ran Kniprodc, der
dem Städtl:in Lebeinjiae iin Jahre
1557 das ,.Let-ische Rett« Verlieh, deut
sche stolonisten irinziiaeiogen tamen, die
dann auch alglulz in der wilden Land
schast eine höchst seaetisreiche Tttätigteit
et·tfalteten, indem sie die Siimnse ent
tuässerten und die öden Haide und
Maorgriinde 7n eraiebige Vierter und
lachende Wiesen uinivandelten Dank
ihrem rastlesen Fleiße much-« mit jedem
Jahre ihr Wohlstand und mit diesem
als natürliche Folge ihr llebergewichtl
in: Gemeintvesen. Bald waren sie die
eigentlichen Herren der Stadt, die nun
ein ganz anderer- Ausseljen gewonnen
battex das alte Lebetniide der Witinger
war zun-. Vorort herabgesunken und
wurde nach seiner lang gestreckten Lage
am Flusse »der lanae Ort« cebeißea l
In der nunmehr deutschen Stadt am
Lebaslusse blühten Handel und Wandel
mächtig aus. Ihre Schisse fuhren über
die Meere und brachten die Erzeugnisse
treit entfernter Länder an den heimi
schen Strand. Die Stadt wurde ivolxl
habend, sie wurde reich und iipbig Und
nie eg überall zu geschehen Pflegt, so
auch hier: mit dem wachsenden Reich
thum ging der Verfall der guten, sroni
men Sitten Hand in Hand; die liteniii
ther derwilderte-i, und die Origteir
zwei Bürgermeister und ein vermehrter
Rath ——- war nicht im Stande, dein
gottentsremdeten Treiben der durch den
Glanz ihrer Stadt geblendeten Bürger
schaft Einhalt zzu thun. Schulen, Stir
chen und Hospitöler wurden erbaut,
allein der Segen, den man vor-. ihnen
erhosste, blieb aus, das sittliche Verder
ben ging seinen Gang weiter. Ernste
Warner und Bußprediger traten auf
und vertündigten der üppigen Stadt
ein Ende mit Schenken, aber die ver-:;
blendeten Bürger spotteten ihrer und
schlugen ihre M ihnungen achtlos in den
Wind. :
Zwei Jahrhunderte hatte vie Stadt
erblüht und gesrevelt, du tum das Ge?
richt über sie. Es war im Spätsom-,
mer des Jahre-d 1570, als um bie Neure.
eines sonimerlich scltönen Tages buntle
Wettertoolten Im Himmel über dein
Meere eins-erstiegen Sie sahen bro-«
liend genug aus« eber mein achtete ihrer«
wenig, und in den Straßen der Stadt»
herrschte tvie qeloi hnlich lautes, stöhli-«’
ches Get;t::iruel. Plötzlich aber wurde
es finstere Antlitz unheimliche Stille
trat ein« und Dann limch ein furchtbarer
Sturm los, der mit seinen ersten Sitz-i
ßen die Hütten nuc Häuser an der,
Windseite über den Haufen wars. Mil«
Entsetzen stürzten tue Bewohner in's
Freie. um der droht-irren »lesc1hr, unter!
den Trümmern ihrer Häuser begraben«
zu werden, zu entrinnen.
Jetzt aber erhob der Donner am
Himmel seine Stimme, Blitz aus Blitk
zuckte hernieder, und Schlag folgte au
Schlag; das Meer begann zu brüllen,
o urchtbar wie man's nie gehört, und
ie Glocken. vorn Sturm geschtvungen.«
- mischten ihr schauerliebes Geläute mit
dem Getöse der empörten Elemente.
Der Strom brach über seine Ufer und
iiber chwemmte die Str.ißen; aus den
Häu ern schlugen die Flammen, voru
Vlih entzündet, heraus; unbeschreibliche
Angst und Verwirrung bemächtigte fiel
der Einwohner; man suchte sich aus
Vooten zu retten, und in der That ge
lung es einigen Beher ten, über den to
senden Strom zu setzen und dem
schwarzen Verhängniß glücklich zu ent
rinnen. Die Masse des Volkes eilte
nach der hochgelegenen Nitolai - Kirche;
bald war sie dicht gefüllt; auch das
Dach und die Thurme waren bald mit
Menschen besetzt. Höher und höher aber
stiegen die Wogen; der Sturm ward
zum Ortau; er peitschte die heulende
See in die Stadt und den Hügel hin
auf in das Innere der Kirche; er riß
das Dach herunter, zerbrach die Thür
me uud schleuderte Alles in die hoch
ausrauschenden, fdkäutnei.den Fluthem
die Glocken trug er durch die Luft und
versentte sie iu den Strom. roo sie heute
ncch im tiefen Grunde ruhen und um
die Mitternacht ihr dumpfes Geläute
ertönen lassen, »ung; zu geben wunder
bare Kunde von der schönen alten
Wunderstadt«.
Als die Nacht der Schrecken endlich
ein Ende nahm, bot sich den Augen des
kleinen Häuflein-H der Geretteten ein
trostloses Bild der Zerstörung. Die
Stadt war vom Erdboden verschwun
den; nur das feste Mauertvert der Nilu
lai - Kirche war stehen geblieben und
ragte gespenstisch aus den Fluthen em
por. Ein Theil steht noch heute in den
Tünen auf dem großen Friedhofe und
est-mahnt den Wanderer an alten Glanz,
an alte Schuld und an das furchtbare
Straf-Gericht des Himmels.
Die lleberlebenden grundeten an ei
ner anderen Stelle, mehr lan-deinwärts,
gen Osten hin, eine neue Stadt, das
heutige Leba. Arm nnd klein war der
Ansand, und arm und klein ist das
Städtlein geblieben bis aus den heuti
gen Tag. Es scheint fast, als sollten
an ihm die Sünden der Väter heimge
sucht werden, denn trotz aller Mit-he und
Arbeit der Bürgerschaft, wieder empor
zukommen, und trotz der landesväter
lichen , iirsorge der preußischen Köni
ge, ins esondere des «alten Fritz« und
der gegenwärtigen Regierung, dem Or
te durch die Anlage eines Hafens einen
Aufschwung zu geben, bleibt es, was
es wart ein armseliaes Strandnestchen,
das den Namen »Stadt«, aus den es
doch so stolz ist« kaum verdient.
Biber merkwürdig ist dieses Ostsee
Städtchen doch, merkwürdig nicht bloß
wegen seiner Schicksale, die der Ver
gangenheit angehören, sondern merk
ioiirdig auch im Hinblick aus seine Ini
kunft. Tenn die Zukunft unseres
Strandstädtchens is vorauszusehen.
lfs kommt die Zeit, da es von demsel
ben Geschick ereiit werden wird, das
seine schöne, iipbige Mutter vernichtet
hat. To helfen aus die Teller keine
Tunenbflaniunaem keine Stein sBoll
werte. Jn dem Masse, wie die See von
dei« fckwedisihen Kiiste zurückweicht,
bohrt nnd lrliihlt sie sijt in die Wurm-r
sche Riiste hinein; laiiasaiii zwar, fast
unmerklich, doeh unentwegt, Zoll uiii
Zoll, ein Jahr nach dem anderen, und
nnentrinnba:, wehrlos ohnniächtig
lieat die stiisten Ebene mit deni alten
Städtlein ihr zu Füßen -— »Einst
wird kommen der Tagl«
llnd noch andere Illtertwiirdigteiten
hat die Umgegend des Städtlein-v auf
iuweisen Da steht eine Meile gen
Osten hinter den Mitten der ,,todte
Lllald«·. istleich Stcletten stehen die
längst aogeuorhenen Fichten da; der
Eeewind blast durch ihre verdorrten
Kronen, aber er zerbricht sie nicht, er
bringt ihnen iiur den kiihlen Gruß des
LIJieereiz sind raunt ihnen alte Märchen
und Geschichte-i iu; schlägt aber die
Faust dec- Menschrn kräftig argen einen
Stamm, so fährt ein Schauder durch7
das diirre Gerippe, lind knisteriid bricht
der Baum zusammen.
Und merkwürdig ist auch dieLonczke
I une, die hinter dein blauen Spiegel
des Lebe-. Sees in ihrem weißen Man
tel so niajestiitisch erriporragL Sie ist
die Flönigin der Oskseediinen, schön und
schrecklich, wie ihre Mutter, die Dei-.
Ulns den Falten ihres Mantels blicken
schwarze Baucnstiimpse unheimlich
grinsend hervor; das sind die Reste der
Opfer, welche ihre llniarninng aetödtet.
Meisterin in der echt lreiblichen Verstel
lungskunst, ist sie sachte herangeschli
chen und hat zuerst die Fuße der stolzen
Bäume schmeichelnd unispiilt nnd lang
sam mit Sand bedeckt. Allmählieh stieg
sie höher und höher hinan, nmgarnte
liebtosend die Stämme, umfing endlich
mit ihren weißen Armen die Kronen
und preßte sie zusammen, daß sie in
Stücke brachen und die armen Bäume
jämmerlich verdarben und starben. Die
Stämme sind hohl, und wehe dem
Wanderer, der in ihren Schlund hin
eiirgeräthi —--- Sehr merkwürdig ist
auch schon die äußere Gestaltung der
Tünen in der Nähe des Städtleitis.
Hier bilden sie eine :t« bis 50 Fuss hohe
Fläche mit einzelnen Anhöhen, dort
steigen sie in groszer Zahl unmittelbar
dein sesten Strandboden zu beträchtli
cher Höhe empor und tragen sast alle
aus tem weißen Haupte einen griiiien
Kranz von Haidetraut, Beerengestriipb.
Moospslanzen oder Strandhaser; aus
einigen hat sich auch eine Zwerg-Fichte!
angesiedelt, die da so einsam aus ihrer
kahlen Höhe thront und melancholisch
aus das Meer hinausschaut, daß man
bei ihrem Anblick unwillkürlich an das
Heine’sche Gedicht denken muß:
»Ein Fichtenftamm steht einsam 7
Im Norden auf kahlet Höl)’.« I
Tiefthäler, Schluchten, Kessel mit
Wasserspiegelm Haideflächen oder Zieh-I
tenwäldchen befinden sich zwischen den
Nandtegeln, und drinnen wohnt der«
Genius der Einsamkeit, dessen Ohr nur
den heiszeren Schrei der Möwe und das
gedärnpfte Brausen deo Meeres ver
nimmt.
Eine Stunde osiioärth vom Städt
lein nimmt die Diine das Gepräge einer
afrikanifchen Wüstenlandfchaft an; sie
bildet eine weitausgedehnte, sandige
Hochfläche mit niedrigen Hügeln, auf
denen eine kümmerliche Vegetation lhr
Dasein fristetz es fehlen nur die Kara
ivanenziige, die Kameele mit ihren
nieiszbeturbanten braunen Führern, um
die Jllusion Vollkommen zu machen.
Besteigt man aber einen der Hügel, so
erblickt man das blaue Meer in seiner
ewigen Schönheit und Majestät, und
aus jauchzendeni Herzen ruft man mit
dem Dichter:
,,Thalaita! Thalatta!
Sei mir gegrüßt, du ewiges Meer!«
Dort, ivo in den Dünen der Mauer
resi der alten Nikolai - Kirche steht, fin
det man eine von der übrigen völlig
abioeicheude Vegetction Da wachsen
wilde Rosen und allerlei Kräuter und
Blumen, die man auf verwilderten
Kirchhofen findet. Hier schlafen die
wilden Wikinger und die stolzen Bürger
der untergegangenen alten Stadt nun
schon Jahrhunderte lang. Nichts ist
von ihrem Reichthum, ihrer Herrlichkeit,
ilfrem Wirken und Streben auf Erden
übrig geblieben, als der verwitterte
Mauerrest der Kirche; kein Bild zeigt
uns ihre Gestalten, keine Chronik mel
det ihre Namen; es ist, als wären sie nie
gewesen. O, dieser Friedhof in den
Dünen an dem weltentriickten ponimer
schen Strande redet in seinem Schwei
gen eine erschüttert de Sprache von der
Ver änglichkeit und Richtigkeit aller
irdi chen Herrlichkeit Wer dieser Pre
digt einmal in Andacht gelauscht hat,
dein wird hinfort kein irdischer Glanz
die Argen blenden, nnd er wird, zurück
getehrt in das Städtlein Leba, das
Loos der armen Fischer nicht bekla
genswerth finden; ia, vielleicht wird er
es gar glücklich Preisen.
Diese Fischer sind fast ohne Ausnah
me trafivolle Männer, rauh in ihrem
Wesen, schlicht und derb in Sitten und
Gebrauchen unterdorben kindlich
fromm, ternfest, heldenmiithig und von
unermüdlicher Arbeitskraft und Aus
dauer, denn der Odem des Meeres er
hält gesund. Tag und Nacht tummelte
sie sich auf den Wogen. sie scheuen nicht
Wind noch Wetter; der Sturm hat ih
nen die Wiegenlieder gesungen, drum
vernehmen sie mit Lust seine Stimme,
lassen sich gern von ihm auf den schäu
menden Hügeln schaukeln, und wenn er
einmal fürchterlich wird, fo ringen sie
init ihm nnd bezwingen ihn; denn sie
haben geirraltige Fäuste und mächtige,
icrgefunoe Lungen; ihre Stimme rollt
wie der Denner beherrschend iiber die
tosenden Fluthen
lind wie viel menschlicher und gesit
teter find diese arineii rauhen Männer,
als ihre reichen Vrrfahren in der alten,
stolzen Stadt! Heute braucht leineni
fremden Schiffer, dessen Fahrzeug an
diesen Strand verschlagen wird, uin
Gut nnd Leben zu bangen. Dis Städt-—
lein ist eine der vielen Statioiien der
»Deutfchen Gesellschaft zur Rettung
Schiffbriichiger«, und manches theure
Menschenleben haben die heldenmiithi
gen syifcher mit eigener Lebensgefahr
den wild en Flut hen entrissen. Das ist
der Segen ckiriftli eher Bildung; Welt
reisende, Schiffbrüchige wissen davon
lobpreifersd zu berichten.
Und doch — —sollte uian’L alauben?
in den stopfen dieser evfermuthigeii
Streiter im Rettunggdienste sputt nocht
lxeute sinnverwirrcnd die birbarische
Jeee des sogenannten Strandrechtg
Ter Ruf »Sehevv an Strand!« lSchisf
iiii Strande-) elettiisirt, wie zu den Z: i fi
ten der Wilinger, leute noch Aller Her
im, und sobald er erschallt, springt!
Ali und Jung empor mit der Vorstel I
l:!ng, das-. die Gelegenheit da ist, Beutej
it erringen Si groß ist die Macht cis-I
erbter Vorstellungen Eie wollen die-s
sei-. Rest alter barbarifcher Wiloheit in
ilirer Natur zwar gern vor der Welt
verleugnen diese rauben, biederen, mo
dernen Witinger, aber Jedermann
lennt den raublustigen Dämon in ih
rem Herzen, und Frau Sage leniit ihn
auch, und sie geht iin Linde umher und
erzählt die lustige Geschichte von den
sieben Lebaern im Himmel, welche also
lc.:utet
Der alte Fischer Manipe in Lebe-,
war gestorben und er la: n an die HimsI
inelgthiire, klopfte lrästie ein und ver
lcugte Einlaß. Als aber Petrus hörte,
dass er aus Lebi tomine, streckte er ihm
abwehrend beide Hände entgegen und
schrie mit Entsetzen: ,,Weiche von hin
nen, llngliietseligert Jeh habe wahrlich
gering nii den sieben Lebaern, die schon
iin Himmel sitzen. Höre nur, wie sie
brisllen isiid lachen! O, wer befreit
une- voii diesen teilten Gesellen?«
Da ertliirte der alte Mampe, das
wolle er gern thun, wenn Sankt Peter
ihn dafür hereinliesssr.Ä -
»UKU jsskcllccll." Ich lck .’-,)lllitils’l«5 l
sisijrtnen ,,L5inen Uhrennlatz mollt’ ich
I ir neben lasten, ater nsie wolltest Tn
die sieben Unholdc an die Luft setzen?
Sie sind der Schrecken aller Himmels
bewohnet, allein eg wagt Niemand, wi
der sie anfintretem all die Tausende
nicht, nnd Du allein wolltest Dich dessen
krliinnens«
»’« a," versetzte der alte Lljtainpe ent
schlossen; ,,Inach nnr ein wenig die
Pforte auf, nnd Du wirft sogleich sehen,
wie ich sie locke.«
Da öffnete Petrus ein wenig die
Hiinmclsthüte, nnd Mampe steckte sei
iten Kopf hindurch und tief mit lauter
Stimme: ..Schepp an Strand! Schdtsp
an Strand!«
Hei! Wie traf der heimathliche
Alatmruf die sieben Labaeri Mit Don
nergepolter kamen sie dahergestiirmt,
und rannten blindlings zur Thüre hin-:
aus. Der alte Mampe aber spazierte
hinein, Sankt Pein fchl«ß hinter ihm
kie Pforte und lepte die stärksten Riegel
c!Vot.
Ein suchst-Spaziergang in Pala
Hostien.
ES ist ein richtiger Herbfttag Am
frühen Morgen fiel ein mit Schnee ge
mischter Regen. Er fiel leise, unmerk
lich, mehr starkem Thau ähnlich als
mirklichem Regen. Das gerade ist
unangenehm. Jst der Regen kräftig,
so ist's leicht, das Weiterreiten aufzu
geben. Man hat einen Grund, seine
Faulheit vor sich selbst und vor dem
ausherrn zu entschuldigen. Anders
heute. Jeh ging dordie Thüre, das
vermuthliche Wetter des Tages zu er
gründen. Es war nicht leicht. Zwar
nach der Cordillera zu sah der Himmel
faserig aus und überall breitete sich
grauer Dunst. Aber ich hätte trotzdem
reiten könne ohne große Gefahr, zu naß
zu werden. Aber schließlich fiegte die
Bequemlichkeit Außerdem erlaubt es
mir mein Beruf, die Gastfreundfchaft
in Anspruch zu nehmen« Also blieb ich.
Die Estancia, wie der Chilene eine
Schaaf Farm nennt, bietet einen trüb
seligen Anblick. Das Wohnhaug ist
zwar ganz nett angestrichen, aber die
blaugriine Farbe vermag heute nicht zu
rseischönern. Ueberall, wo das Gras
Raum bietet, hat der Regen die Erde
aufgeweicht und einen gediegenen
Schmutz erzeugt, der mit Bereitwillig
keit beliebige Eindrücke aufnimmt und
zäh an jeder Art von Fußbekleidung
haftet. Die drei anderen kleinen Holz
häuser machen heute einen besonders
ältlichen Eindruck; die Carroleg, Ein
zäunungen fiir das Vieh, mit ihren
turch Querbalken verbundenen Pfählen
sehen noch verwahrloster aus als sonst.
Die Hühner schreiten langsam und
nachdenklich. Sie schauen bald mit
dem linken, bald mit dem rechten Auge
gen Himmel, drehen sorgenvoll den
Kon und schlagen beim Gehen kräftig
mit den Krallen in den Schmutz. Zwei
Schäferhunde von der schottischen Rasse
liegen betrübt auf dem nassen Rasen
und kratzen ohne sichtbaren Grund von
Zeit zu Zeit mit einem Hinterfuß sich
hinter dem Ohr. Das einzige Vieh,
das behaglich aussieht, ist ein diekeg
Schwein. Es hat sich in den aufge
toeichten Morast gelegt, wo er am tief
sten ist, und kaut schmatzend an einein
alten Knochen. Ueber seiner Seele
sektvebt Heiterkeit; es zappelt manchmal
ein klein wenig mit dein ttiingelschtoiinz
eben, blinzelt mit vergniigter Dämlichi
keit mit den sttimtsfen kleinen Aeuglein
nnd ist eine liebiiehe Verkorperung sei
isesI Namens-.
Jch ärgere mich iiber fein wenig
stimmungsvolle Benehmen und be
trachte esZ mit Mcrolust. Aber ich ne
trinne es- ijber mitk- nach einigen Blu
genbtieten das S btoein nur mit einigen
lzoologiseben Begriffen in nähere Ver
lsinduna zu setzen, toa5 dem Vieh an
sclnineno gleictigiiltig bleibt, und trete
in das Haut-.
Dass Wohnzinmer ist bescheiden
mijblirt Ein selbstgeinachter Tassens
und Teller-Schrank Tisch und Sosa
bank ron eigener Art-eit. An den Litiin
den einige seleids nagstiieke Revolver,
eine Uhr, ein Taschenbarometer und
Strauf;enhiiute. llm den brennenden
Ofen verselriedene Stüle «
Eis ist behaglich warm. Jrn Lehn
stuhl sitzt Armur Wagner, eine englijche
Zeitung lesend Er ist der Sohn des
abtnesenoen Hausherrn Seine tsamp
traebt ist fiir tfurooiier merkwürdig
Wellent- Unter-kleiden Weste, schwarze,
rethflanellaefiitteite Lederiacte, riefen
k«,-.ifte, unsiialiche LederftieseL die ihm
fast dass nanze Befn te:erten. Er ist ein
einfacher, aber nan-, aescbeiter, guter
steil von neuuieikn Jahren. Wie fast
Jeder hier« zu Laube, ist er in seiner
Arbeit ein ganzer Mann, und was in
":iesem Renommisienlande fast wund-er
bar ist, von befri)e".deiieiri Wesen. Seine
Mutter, eine starke Frau, ist eine aus-ge
zeichnet tiichtige Ministerin des Innern,
die ihre beiden tixeiutib Beamten, die
uetteu Tochter des- Haiife5, vorzüglich
aeschult hat« Die eine der jungen Da
inen hat dass Resscrt des Gartenbaus
nnd der Milcknoirtbschast, und die an
kere das Referat iiber Volkgernährung
nnd Wohnnngo Hygiene übernommen
So ist der tleine Staat auch in Abwe
senheit des obersten Leiterg auka Beste
verwaltet
seer trotz Uremeaer nno einer un
inasse Zigarillos, die ich in niaschinen-«
artiaer Thiitiqleit berraucyie, konnte ich
die Ruhe nirlii lange ertragen, nnd als
nach dem Frühstück der Himmel etwas
speniaer gleichmäßig-. arau aussah. sat
ielien wir, ’.slrtirro nnd ich, die Pferde-,
iszn einen kleinen Riit ·s,n machen.
Arn Hause, zu beiden Gesten des- Bn
cis-es, sind die ersten anhöle Von hier
lsiss znni Urwald kennen sich weite Psni
l.«c-«3. Das sind langaestreckic massexige
Thaler mit grünem, fastiaem Gras.
Die Panipa dnieaen nat kein dich es
Gragx Sie ist mit celbeni Biiichelarasz
bedeckt, zwischen nielelssesJ an vielen Sicl
len Rottierillag sich ringt-nistet haben.
nrangriine Gewächsc von 1 bis-— :- Fuß
Ohne mit tamillennrtigen lveifien Blü
then, die man Margueriia nennt.
Wie eine gelbe Decke zieht sich die
Panipa hiigelans, l)iiaelab. Ein einti.i
nigeg Bild. Manchmal unterbrochen
vcsn grünen Fialafatabiischem die bald
eng zu Hecken qeschlossen. bald einzeln
stehend, ihre immergrünen siacheligen
Zweige mit den blauen Beeren drohend
ausbreiten. Es ist Unangenel)in, aus
der Jagd durch die lvebrhaften Gewäch
sc reiten zu müssen; von allen Seiten
pieken die nadelscharfen Spitzen durch
die Kleider, nnd es ist köstlich, die be
flimmerten Gesichter der Pferde zu se
-hcn, wenn sie sich widerwillig durch die
Stachelhecken winden.
Vereinzelt stehen Gruppen der pata
genischen Buche, ,,roble«; sie schließen
sich bald enger zusammen, und wir nä
hern uns dem Walde.
Die gedrängte Baummasse streckt sich
meilenweit. Sie sendet Spitzen, Zacken
in die Ebene; sie dehnt sich wie in
Furcht, sich weiter in die Pampa zu
wagen. Nur weiige neugierige kleine
Bäume drängen sich vor, um in die Fer
ne zu lauschen. Wie Vorposten stehen
unbeweglich vorgeschobene Gruppen.
Und das Gros ier Waldbänme drückt
sich ängstlich zu einem unordentlichen
Riesenhaufen zusammen Zuweilen
eine Sammlung kräftiger hoher Gestal-!
ten, die in trotziger Kampsegfreude die
buschigen Häupter himmelan retten.
Aber zumeist sind es gebeugte Krüppel
lörper; Regen und Wind, kärgliches
Leben und mühselige-r Daseinskampf
haben Runzeln und Furchen aufga
Idriickt; manch alte, nicht vernarhte
Wunde schmerzt und preßt die ehemals
starken Glieder lzum Boden.
Und in ihrer Mitte wahren sie die
Alten, die von der Last der Jahre be
siegt, ein dumper Dasein ohne Sonne,
in lichtloser Trauer dahinleben. Zur
Erde gekauert an die Seite der modern
.den Todten erwarten auch sie ihre letzte
Stunde. I
j Eine fahle graugriine Farbe lagertl
auf dem Bilde und darüber der ewig
bcwölkte graue Himmel, durch den an:
jeinzelnen Stellen ein unangenehmes«
gelbliche-z Licht schimmert, wie teufli
sches Frohlocken über das herannahende
Ende dieser ungezähmten Urwelt.
So erwartet in furchterfijllter Ver
zweiflung der Riesenwald seinen mäch
tigen Feind, dein er nicht entrinnen
.kann —- dag Feuer.
Bald vielleicht wird aus einer kleinen
Waldblöße der erste seine weiszliche
iStreisen Rauch emportvirbeln. Lang
Esatn greift es um sich. Einige günstige
!Tage, ein günstiger Wind, und es ist
da —- das Ende. Stamm aus Staan
Gras und Kraut, Gebüsch und Kala
sata Alles dörrt, erstickt, tödtet der
schwarze Rauch, die lohende Flamme.
kyiir Meilen in der Runde ist dieRauch
säule sichtbar. Das Feuer geht nach
Belieben mit und gegen den Wind; es
geht ohne Eile. Aber nach einigen
Monaten hinterläßt es einen großen
Leichenhos Die Bäume stehen stock-,
aber sie sind ins Mark getroffen, und
häufig dauert es Jahre, big die aus-ge
brannte Erde nutzbar-es Gras giebt.
Ich bin einst durch einen brennenden
Wald geritten. Den Jäger und Na
turireund macht es unbeschreibiieh
traurig, solch planlose Wiisten mit an
zusehen Tag ohnehin spärl iche Wild
ihertoxnmt im Feuer oder zieht in die
iFerue; un,ahlige Vögel verderben uno
seine ganze Landschast wird vertoiistet
iolme Nutzen. Denn Jahrzehnte tude
iesis diuern, und zehnmal musi gebrannt
werden, ehe nur Au-: sieht ist, Schafe auf
den Boden setzen zu können.
liine Ausnahme bilden natiirlich
Isoldie Strecken, wo mehr einzeln ste
hende Bäume-, kleine Gebusche oder Fig
lafatadiische der Schafzucht hinderlich
sind
s "lrturo llohst mir auf den Arm Ich
fahre auf
i »Zehen Sie die Strauße dort?«
i Jiihtim eins, zwei, drei wahr
haftig, sieben Stint! Hasttg löse ich
den MausersRebolver. Ich springe
vom Pferd, setze die Pistole zum Nara
biner zusammen Ja, zu sviit’
Tort gehen sie hin! Ich mache mir die
U,Lrii.uitfruioe, aus dreihundert Meter
mal hiniulalken s-— natürlich vorbei!
Sie sausen nur noch schneller, mit den
Weinen schlinlernd nnd den Hals tin-eh
bot-n und hinten neigend.
Mieter steige ich auf. »Kann man
»denn Striusnnsetetu ieht gar nicht
met-r rernuthen" fraae ich Art-iro.
»’«Iiein«, sagt der, »das Pfund bezah
«len die handle-r in Punta Art-nnd i;.i«i
«siins»2,i»a ice-it. Da lohnt sichs nicht« i
t7«.- sind halt keine asrilanischeu. WITH
die Federn sind ziemlich grob, nicht ge ;
ltranselt. Straufnsnbraten ist etwas»
«Delitateg nnd daLs Straiißettsestt, das
isast sliis ssia bleibt, habe ich mit grosiem
Erfolg stattLD e Juni Salat verwandt
EMan jagt die Vögel mit Windlmi.oeii,
da sie zu gut augen und vernehmen,
aliz daß man ansihleichen könne«
Wir ritten weiter-. Hier und da ein
Zeisassleleth Folge des hiimtiietisdien
Ilicliersallk einiger Fiichse oder eines der
Hielienen Löwen.
s »Wie wollen etwak galoppireis,«
meini inein Begleiter
I ,5.o.- urspr- Abik pidtziich ein isjk
mich lnnkcitnml stärker, 115 acbrann
Iter Kasse-e! Arturo stoppt
»I »Ein-en Sie mal, Doktor!« schreit ei.
i,,eine Elliassc Cl)inanes3, Saranibal
I Hallo! Ein Gewimmel von kleinen
lsrlnonrimeisz aestreiften Leibern. Zehn
neisze, sasriae Schwanze sind d abend
erhoben ein betanliender, fjiriiiter
lidiei Gestank! Die Pferde preist-Ich
l««;insnen, sitilaaen ans Arturo lacht
inm- toll und schreit Saramba eno
flieh halte ich meinen want ieh kann in
selien, biicke mich. , Da, ein feiner
Das-ius, ich fahre zurück, aber meine
Stiefel. meine armen Stiefel!
,,Llrtnro fort!« Wir sausen Mir
war wahrhaftig iibel, ich mußte nieder
anhalten.
Nein, was solch ein Stinkthicr siir
einen mephitische-n Geruch verbreiten
kann! Ich erinnere mich eines Witzes-:
ein Stinlthier mit erhobener Lunte;
rings umher eine Familie Jagnare, die
das Vieh mit achtunggvollcr Neugier
betrachte-in ,;, « hatte das damals siir
iibertrieben gehalten. Jetzt hatte ich
den Geruch selbst in der Nase. Selbst
i
·
i
, .
Ins-eine Stiefel tümvften die Nase! Sie
Hineintem sie wären es nicht gewohnt,
darfümirt zu wer-den.
Jetzt wars aus mit Spazierenreiten.
Im Galopp gings nach Hause. Selbst
ein Fuchs-, der sein schlaues Gesicht
arinfend aus dem hohen Büschelng
hob, kam unbeschosscn durch
Ins Hans- dnrfte irlsi natürlich nicht.
Jch zog draußen die Stiefel aus, die
zuerst eine Stunde in fließendes Was
ser gehängt Und dann die Nacht durch
aeräuchert wurden.
Und dabei sieht das Thier so ,-fiiß"
ans! Und Hat einen so schönen, zar
ten, weichen Pelz! Wenn man es
juna bekmsnnt, wird es zahm und riecht
sogar sehr angenehm. Kurz, es hat sich
sehr in der Gewalt und ist unter Ums
ständen acfellschaftsfähia. Und woher
dann dieses- rüelsichtslose Benehmen,
wenn es sich in Freiheit vorführt?
Wenn Hunde ein Stinlthier tödten, so
schwillt Maul und Zunge und wird
blan. Der Speichel trieft förmlich
von der Zunge. Der Hund steckt dies
Nase ins- Gras, in Wasser, in Erde; ers
niest heftig und wälzt sich längere Zeit
wie toll. Dann sieht er eine Weile slill,
nachdenklich iiberlcgend, sieht seinen
Herrn freundlich an und wedelt mitk
dem Schwanz. Plötzlich aber erfaßt esz
ihn wieder, er überschlägt sich, wälzt
sich unbändig und steckt die Nase in
oder unter alle nur erreichbaren Gegen
stände-. Dabei muß der Hund wie über
einen guten Witz beständig lachen. Er
zuckt mit dem Körper und wedelt-. Hat
sich der Anfall gelegt, so kommt er zu
seinem Herrn und riecht längere Zeit
recht schlecht. Freilich, das Parfiim
geht auch schlechterdingg über alle be
kannten Gerüche
Jrli ging, um mich etwas aus-Judas
ten und auszuliiften, längere Zeit spa
zieren . . .
Es senkte sich die kurze Dämmerung
Die Hainbäume am Bach verloren ihres
lebhaften Farben. Sie beginnen das
Laub schon zu verfärben. Die kleinen
festen Blätter sind beim einen schon
stellenweise bluthroth, beim andern
rothgelb. Dazroischen leuchtet dunkles
Grün nnd jede denkbare Mischung von
griin mit gelb nnd griin mit roth.
Jetzt rämrnerten die Farben langsam
in einander ilber. Endlich verschwan
den sie ganz nnd aus dem allgemeinen,
gleichartigen Dunkel schienen als hel
lere Streifen die gebückten, dedinijthig
gebeugten hellarauen Stämme rnit dem
ietsshlissenen Astwerk, deren qefaserte
Znseigspitzen sich scharf-» vom hellenHinp
niel abbilden
Seitivärrzs lagen die fallen Hunde.
Vom Hühnerstall tdnte zorniges Ge
ifsiep eines nnzusriedenen Hul)n—3. Das
Veranligte Schwein hatte sein Nacht
quartier ausgesucht and schnarchte laut
und lriistii. Von dem Potrem der
Pferde-diese tlangm nielodische To
ne der Glorie nnt Eier die Leitstute den
illserdeirnn s ·-;usainnienlirilt ....
J·lt-.11s»ch:;ial lockre ein träumendes
leteisksclien seine lsieiälnstin Sonst
herrschte tiefe, ermuoete Stille.
Steh-n Blatt regte fich; kein Lufllniuchi
strich til-er die szlilasende Parnch
Vloer vom Himmel nieder und Von
der Erde drang cin kräftiaer, scharf(
riesiiender Frost jlnd seine feuchte
Stalle griff fest in iioibrr und Seele
des einsam Schreitendeu ......
llltorrochiro.
Tr. n:ed. Daniel Diel)l.
— Eine neue elektrische Lampe. Der
Engländer Peter Spies von Charlton
liat eine elektrische Bogenlanipe erfun
den, bei der die Fiohlenstäbchem die
bekanntlich alle funfzig Stunden- er
nenert werden niiiss"kn, in Wegfall trau
nien. Sie kann ein Jahr brennen, ohne
das; sie nachgesehen zu werden braucht
Die Spiegsche Lampe nat auch kein
llhririert Jn der luiileerrn Finopel lie-- .
iinden sich irrer L iiirn ine, nit «l!latin«
iiberzogene Verme- ausJ Vllnininiunn die
durch ein Pendel regnlirt werden. Dig
Vlluniiniuui Arme halten nach Ansicht
des Erfinder-: ein Jahr-.
——- Erdbeben in Sachsen-. —— Uner-:
wartete Ergebnisse haben di-: Unter
suchungen gehabt, die (9):!)e"-rnrait)»siro:
sessbr Dr. Credner in Leipzig iiber die
in den letzten zwanzig Jahren vorge
kommenen 35 sächsischen und insbeson
dere voatländischen Erddirlnn ansiestcllt
bat. Diese Ergebnisse sind neben in desr
Abhandlungen der nntlseisntischplzn:
fischen Classe der Köisinlich Sfictssischen
Gesellschaft der Wissenschaften Veröf
sentlicht worden. thiekmratlz tfredner
stellt fest, dasz die Vludnsdrassmintte de:
Erdbeben aug den sinken IRS-—
1897 an Gebiete größerer ieltonisctser
Störungen gebunden isnd deshalb der
Gruppe der teitcnischen Beben beizu
zäblen sind, dass aber ds; eigen-mig
Gksteingausbnu des bestraft-Instit Gebiets
dieses zwar siir titrdbeben lintsteltzmq
besonders entpfiindliiki mail-t, Die ei
gentliche Ursache der Etschiitiernna se
ddch in andern Simon-Leuten als de.r;
gebirgbildenden Druck zu stechen sein
diirste· Dies-s wird daditr.t) loabrsrbein
lieb gemacht, das; die sachiixclsskn Und
mit ihnen die doqtläiixissck.s-i: (i«r·dks.khm
Jsowohl in ihrer Zahl litt-. in ikkru
«St«a·rte einer gewisse-i Perindilitäit un
terworfen sind. Sie driiisaen siii näm
lich in beiden Bczitsh iltqtsi »·’,I.ls·.s«11!s;·sn;
i 1. aus den den Wurst-Jst nasse zersten
sJahkecZabschnitt von cesckjtmber lsiz
ssjjzäkz, nnd zwar nennen-Hin ans die
Monate Oktober, Non: -!-«r und Te
Ikkmvm Z. aus den die Nacht «insc1)lik
ßeiiden Tagesabschnitt bon »F link
Abends bis 8 Uhr Morgens, und zwar
namentlich auf die Zeit von Mitter
nacht bis sriih 8 Uhr. Ueber die Ursache
dieser Periodicitcit der bisher von ihm
ausgezeichneten Erdbeben tvill Geheim
«rath Credner Vermuthungen zur Z«
"noch nicht äußern.