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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 23, 1898)
Mitwiqu Von P its-titl- L a u g. (Sch;«7;sch.) Im Engel ist deIangvereim bein an , Do singet se mit hellem, hohem Schall; Und wia se dischturierettnochdethano Do kommt von ohn’g’sabr d’Red uf d’Nachtigall. Der Engelwirt satt: »Das verstand i M, Worum ihr streichet d’Nachtigall so ’raus, Wia wenn’s ioin’n schön’ra G’sang nia geba hätt; Dia Nachtigalla singet, ’z ist a Grau-IF De Andre lachet. Doch der Fritz saii g’schwind Und druckt im Pseisle z'sema daTubat: «Mer woißt, daß d’G’schm«cicker gar verschieda sind, Der Engelwirtb hot halt sein’n oigna G’fchmack!« Der Heiner meint: »Den ward halt sei’n Lebtag sei-n Nachtigall no niamol g’seha hau-n!« »Narr« brummt der Wirth, «airst ge stern Nacht im sag Jst kinc vor mir psludret raut und brav-n. Und Auge hot se g’het so fuirig wia Ter Teufel grad in ihrem dicka Grind, An dena Auga hätt’ sich ohne Miiah T Der Fritz sei-n Pseis und sei-n Cigarr a-nziind’t. E l No seht fe drin im Wald sich us en’n; Baum i Und fangt en’n G’sanq a-n, daß mirs-I Herz bot bebt; Jo g’schriea bot se, o, ihr glaubets kaum, Am liabsta hätt i d’Aura mir zu ag’hebt." A Weile hmt se jetzt enand a-ng’se’a, No aber geits a Gcächter und a G’schtoi: »O Engelwirth, dees ist a Nachteul ngC Nachtkul und Nachtigall ist zwgierloi.«l o, diese Weiber-. Novellette in Briefen. Von Robert Mifch Assessor o. Reuter an seine Mutter.) Dresden, s. Sevi. 189. . . Meine geliebte Mutter! Du wunderst Dich, daß ich, der flei zige Briefschkeiber s o lanae nichts habe von mir hören lassen: auch wären inei ne letzten Briefe auffallend kurz und kühl, um nicht zu sagen, »arg zufah ren« gewesen. Ob mich irgend ein Kumn-er, irgend eine Scrae bedrücke, oder ob ich endlich ein Wesen gefunden härte, dem ich lieber beichte als meinem grten, treuen Mütterchen? Du gute Seele, Du baft rnit dem Zistinktt der feinfiihliaon Frau und utter gang richtia qeratbenx und ich will nun auch nicht länaer hinter dem Berge halten. Ja, ich liebe —- liebe eine reizende Frau —- eine iunae Wittwe von etwa vierundzwanzig Jahren. Dir vielleicht dein Nanien nach betannt: Frau Arna lie v. Kreis, Wittwe des vor zwei Jah ren verstorbenen Ober - Regierungs Rathek , gebotene Freiin v. Schröters Mellentien. Die schöne Mellentien nannte man sie in der ganzen Geaend. Mit achtzehn Jahren schon wurde sie verheiratbet , ohne daß man sie lanae rm ihre Ein willigung fragte. Sie bat mir das alles ausführlich erzählt. Du kannst schon daraus er sehen, daß wir recht vertraut miteinan der sind. Ihr verstorbener Vater, der alte Oberst - Lieutenant a. D. eins strenger, thrannischer Mann. theilte ihr ’ einfach mit, daß sich der Obertenn rungs - Rath, ein alter Freund des Hauses um sie bewarben hätte, und daß diese Partie ibm in jeder Bezieh-» ung annehmbar erscheine. H Als sie anfing, die Fessel zu spüren erlöste sie der Tod ihres alten Manne-« und gab ihr die Freiheit nnd Unab hängigkeit wieder. Sie oerlebte die Trauerzeit im Süden und ist nun seit ungefähr einem Jahre nach Dresden zurückgekehrt, wo sie eine reizende Bil la besitzt. Sie wird natürlich, wie Du Dir wohl denken tonnst. von einer gan zen Unzahl Verehrer Umschwärmt Jch aber —- das darf ich dreist behaupten —- hin ihr einziger Freund und habe alle Vorrechte eines solches. Jch darf mit ihr augfahren und ausreiten, ihr bei-n Eintausen helfen: mich empfängt sie sogar, wenn sie für Niemand sonst zu hause ist. Jeh healeite sie in Con eete und werde in Gesellschaften bei isch weisieni neben sie aesetzi. Wie Du siehst rechnet tie Welt uns also sehon zu einander: und ich erfreue mich auch deshalb der Abneiqung ihrer anderen Verehrer. Leider bin ich aber noch nicht so weit, wie man vermuthet. Meinen Andeu tungen weiß sie aeschickt auszuweichem Sie gitbt mir zu verstehen. daß sie die Welt erst genauer kennen lernen wolle. Mit dem kränkelnden Mann hat sie in her That ziemlich einlam lind zurückge kpgen gelebt, es ist ja begreiflich, daß k- jest unt sich»schauen. die Welt ihr eigenes Herz muten will. .Os»ß· mich liebt? Ich bvsse es. — » . It- hin ich ihr Freund. Und r « zwischen Mann und Weib aber wird siets Liebe —- eine Liebe« wie Es sie mir denke: auf Sympa ·, W ten-h sisttaerllehereinfkthxi smung beruhend, also aus gesicherteren Grundlagen, als dies Geiiibl gewöhn lich bei der stiirmischen. nur in dasAem ßere vergassten Jugend zu beruhen pflegt. Freilich, ich bebandele sie auch wie einen jüngeren, gleichgesinnten Freund, den ich eistig zu mir emporheben will. Es nd seht ernsthafte Bücher. aus denen ich ibr vorlese — Kulturhisiori ter, Philosooben. Nationalökonomen Es ist eine Freude. wie sie auf die 'chwerstenFragen eingeht und alles ver eht. Natürlich üben wir auch schone Künste: sie singt, und ich begleite sie, oder wir spielen vierhändig. Jhr Aeuszeres erstehst Du aus bei solgender Photographie die ich mir na türlich zurückerbitte. Nicht wahr —- ei ne ernste, beinahe tlassische Schönheit! Und trotz ihrer Jugend ist sie auch so ruhig, so abgeklärt . . . kurz, sie ist ganz das Ideal, das ich mir in meinen Träumen ausgemalt dabe. ch harre in Liebe und Geduld, bis sie ich eines fTages zu mir neigen wird. um mein zu . ein. j Jch tiisse Dich vielmals, mein lie bes Mütterchen, und bin Dein liebevoller treuer Sohn Albert. (Amalie v. Kreß an ihre Schwester.) Dresden, 5. September. Meine lleine Lo! Was hat man Dir ugeraunt, was hat man Dir erzählt? ch soll Richten Nun ja, mein kleines Schwesterchen, ich will’5 erne. Habe ich ja nie ein Ge heimnis vor Dir gehabt, seitdem Du aus einem verzogenen Fratz und Nest- » häichen ein oerständiges Madel gewor- « den bist. Nun ja, es existirt ein junger Mann, daß heißt gar so jung ist er nicht mehr, so etwa drei- oder vierunddreißig, also ein jüngerer Mann, der sich für Deine Amalie interessiert, und für den sie sich wieder interessiert- Doch nein, das wä re eigentlich zu viel gesagt! —- siir den ich eine gewisse Sympathie empfinde, und mit dem ich gewissermaßen be sreundet bin. Er ist auch der einzige, dem ich häufiger Zutritt in mein Haus gestatte. Aber was Du denkst, dum me Kleine, ist nicht der Fall. Jch bin weder verliebt, noch werde ich je — nein, ich will nicht heucheln: sür die Zu tunst iann ich nicht einstehen und muß das weitere rettrauensdoll dem Him mel überlassen. Jedenfalls sind der Baron Reuter, seines Zeichens Regierungsassessor und Hilsgarbeiter in einem Ministerium, und ich recht gute Freunde Nun habe ich zwar einen Haufen Anbeter, denn ich bin jung, schön, reich und als Wittwe auch unabhängig. Aber diese Beeehrer führen einen solchen Eiertan von Fadheiten vor niir aus, daß ich e nur belächeln kann. Und die nicht sade sind, denen ist es nur uin mein Geld zu thun, und ich selbst wer de nur so in den Kauf genommen Woher ich das alles weiß? Das fühlt man. Und dann ineine Erfah rung! Jch bin zwar nur iiins Jahre älter als Du, meine kleine Lo, aber was habe ich nicht alles erlebt, gese Dein Assessor, der selber sehr wohl habend ist, ist es nicht uin mein Geld zu thun — er liebt niich wirklich. Und vielleicht betoinine ich eines Tages das Alleinsein satt. Bis dahin hat’s aber noch gute Wege Erst will ich das Le ben in Freiheit genießen. Viele Grüße an Maina der ich näch stens besonan schreiben werbe, und tausend Küsse von Deine-e treuen Schwester Aiiialir. tAsessor v. Reuter an seines Mutter.) » Dresden, 2. Oktober. Meine liebe Mutter! Das Bild hat Dir also gut gesal len und Du bist auch der Meinung, daß diese die rechte Frau sür Deinen schwerbliitigem ernsthaften Sohn zu sein scheint; hast Dich im Uebrigen auch erkundigt — alles paßt —- nun, das freut mich von Herzen. Wenn es nur sonst vorwärts gehen wollte! Es scheint, liebe Mutter, als ob selbst die besten Frauen von Zeit zu Zeit launisch sind. Auch Amalie, die stets Klare, Sanste, Heitere, Ruhige hat ihre Launen. Seit einiger Zeit ist sie bald übermüthig, bald wieder ernst, fast schwermiithig. Sonst wurde ich stets empfangen, wenn ich auch kam; jetzt werde ich ost unter diesem oder jenem Vorwande ab gewiesen. Du, meine liebe Mutter, kennst als Frau das weibliche Her besser als ich, dem ei noch immer ern Such mit sieben Siegeln ist. Was bedeutet das? ; Dein treuer Sohn Albert. ;(Amalie v. Kreß an ihre S ch to e si e r.) Dresden, 5. Oktober Meine liebe Lo! » Wie wäre es, toenn Du fest endlich den lange ver prochenen Besuch mach test? Die Sai on hat diesmal sriih an gesan en, also komm recht, recht bald und ringe Deine Gesellschastitleider mit! Die Ballcoben la e ich Dir hier anfertigen. Du wirst ensation ma chen, meine kleine, blonde Lo —za, das wirst Du mit Deinem sii en esicht eben. Also wann kommst u? Schie be es aber nicht aus die lan e Bantt So ein Winter geht s nell rum. Jch werde übrigens aus iihrlich an Mama schreiben, da Dein Kommen absolut nothwendig r Dich i . Du der sauerst mir sonst in We tien, wohin lja jkjt seit ve- Vatm Tode rein Mensch mebr kommt. Mit Gruß und Kuß Deine Schwester Amalie. P. S. — Denke Dir, daß ich Iris b. Altenstein vor etwa drei Wochen ge trossen habe. Er ist Premier, steht dicht vor dem Hauptmann und ist seit eini en Wochen nachDreöden kommandiert. Hch mußte ihn nur immer anschauen, o stattlich und hübsch ist er in den letz ten Jahren geworden, seit wir uns nicht mehr gesehen haben. Es war in einer Ansstellung. Jm erstenAu enblicke erkannte ich den statt lichen Offiziey der mich frei-bestrah lend grüßte, gar nicht. Na, ich habe mich auch gefreut! Meine ganze Ju gend- und Mädchen eit stieg wieder vor mir aus —- jene s öne Zeit, als wir noch iiber Hecken und Gräben festen, und der Vater böse wurde, wenn wir wieder einmal mit Iris ausgerissen waren. Es steui einen natürlich, wenn man plöhlich einem alten Jugendfreund aus der fernen Heimath wieder begegnet. Und er ist immer noch so fröhlich, Ko witzi und natürlich wie frü r, un dazu klug und liebens würdig. Natürlich habe ich ihn ausge scrdert, sich öfters bei mir sehen zu las sen. Er war auch schon einige Male da. Jch schreibe Dir das übrigens nur, weil es Mama interessieren wird, der ich es mitzutbeilen bitte. Viele Küsse von Deiner Amalie. P. S. Laß Dir nur ja gleich die Schneiderin kommen, damit keine Zeit verloren geht« D. O. (Assessot v. Reuter anseine M u t t e r.) Dresden. 2. November. Liebe Mutter! Deine Vorwürfe, daß ich Dich durch mein aufsallend langes Schweigen ge ängstigt habe, sind ja zum Theil ver dient, aher doch nur zum Theil. Jch war wirklich stark beschäftigt. Dazu sind wir jetzt mitten im größten Ge-· sellschaftstrubel und man kann sich doch unmöglich Allem entziehen, wenn man nicht in den Ruf eines Sonder lings kommen will. Und dann ist hier wirklich nichts vorgefallen. was Dich intere iren konnte. Mit rau v. Kreß ft e ich nrch immer au dein alten Fleck. sei-! reswegs habe ich meine Absicht auf - geben, aber ej eilt mir durchaus ni eine so wichtige Sache kann unmöglich iiberstiirzt, sie muß reiflich erwogen ir-eroen. Gerade jetzt ist die Gelegenheit dazu nicht sehr gunstig. Jn Zerstreuuii en aller Art kommt man kaum zufch selbst. Außerdem sind wir jetzt sehr selten allein Eine Schwester und ein Jugendfreuiid haben sich plö lich ein gefund en. Lolo, die jüngere chiveiter Frau Amaliens, ist auf einige Wochen oder Monate zu Besuch da, um die Saison mitzumachem Ein liebes, net tes, munteres Mädchen, freilich von ganz anderer Art als die reifere und sanfte Amalir. Der Jugendfreund der Damen, ein Premier-Lieutenant v. Altenstein, ge fällt mir in seiner weltinännisch- ethi gen, offenen Akt ebenfalls recht gut. Das Quartett ist also sehr harmo nisch und rein gestimmt. Sonsi weiß ich nichts Neues. Es tüsil Dich Dein treuer Sohn Albert. i tAssessoroReuteranseine Mutter.) » Dresden, 10. November. Meine liebe, einzige Mutter! Hast Du gewußt, daß Dein Sohn ein Don Juan ist? Nun, ich selbst( wußte ich bisher nicht, und dennoch bin ich es. Oder wie nennst Du sonst einen Mann, der zwei Damen hoffnungen macht, gewissermaßen die Einver spricht? Du schauderst?! Das thue ich auch —- vor mir selbst. Du hältst mich sür übergeschnapptst Auch ich halte mich dasiir . . . und dennoch! welch ein röth selhaftes Ding ist doch das Menschen herz! Na, turz — es muß heraus. Vor einigen Tagen war es, am Kla rier, in der Dämmerstunde, als wir vierhändi spielten, da habe ich die kleine, sü e Lo gelüszt. Als ich ihre weichen, rosigen Fingerchen an den meinen fühlte, das entzückende, zarte Prosil neben mir sah, ihren Athem spürte... kurz. ich konnte nicht mehr widerstehen. Als es geschehen war, wurden wir natürlich Beide blutroth. Jch wollte etwas sagen, getraute mich aber nicht« aus Furcht oor Frau Anm lie. Zum Glück wurde in diesem Au enlzlick die Lampe gebracht. Gleich raus empfahl ich mich in großer Ver legenheit. Was soll ich thun? Rathe mir, aber verdamme mich nicht! Denn ich bin nur ein Mensch. Lo liebe ich. Das andere war nur eine Täuschun —- Smpat i , Seelenfreundschast, a es, was u willst —- nur leine Liebe! Und nun sitze ich in der Klemme. Lo blickt mich so oorwursivoll an. wenn se mich sieht; ich wage doch nicht, mein herz zu verrathen. Sie liebt mich — das heiß, das merke ich. Aber ich kann mich doch unmöglich erklären uno die andere unglücklich machen. die liebt mich auch. Und wie sehr! Erst seht ist es mir tlar eworden. trarum sie Altenstein so häu ig in ier haus zieht. M ich will sie eifersticht g machen, und Lo soll sich in ihn verlie ben. Denn mit dem seinen nstintt einer, die liebt, siihlt nnd ahnt e, was in meinem rzen vorgeht. Lan sam bereitet sich te Tra ·dte dor. ein oon uns dreien d es das derz i lbrechem und da ich nicht unelsrenlnistl handeln will, vielleicht allen dreien. Mutter, was soll ich thuni Dein unglücklicher Sohn Albert. (Assessor von Neuter an seine Mutter.) D r e D d e n, 12. November. Meine liebe Mutter! Es ist entschieden. Jch habe mit Lo —— im Garten war es, wo die letzten gelben Blätter melancholisch zu Boden sielen —- eine lange Unterredung ge habt. Lo tann nnd will dem Glück ihrer innig geliebten Schwester nicht im Wege stehen. Auch sie liebt mich.’ Verschämt, unter Thränen, gestand sie es mir. Aussubeln möchte ich und zu gleich ausschreien vcr Schmerz. Sie liebt mich, sie liebt mich —- aber ich muß auf sie verzichten; wir müssen bei-« de resigniren und darüber hinwegzu tommen versuchen. Lo hat mir erzählt, daß Amalie mich schon lange liebte. Jmmer wieder sei sie in ihren Briesen aus mich zurückge kommen. Zwar hätte sie es aus eine direkte Ansrage Los adgeleugnet und mich nur einen lieben Freund genannt, der ihr ausnehmend smpathisch sei. Aber man weiß ja, was man von vFreundschaft und Sympathie zwischen IMann und Weib zu halten hat. Stets ist das nur eine verschleierte, eine noch nicht eingestandene oder unausgereiite Liebe. Zwischen den Zeilen, meinte Lo, wäre es deutlich zu lesen gewesen, wie esum Amaliens Hez steht. Lo machte mir klar. daß es meine Pflicht sei, Amalie nicht zu täuschen. Ich sehe ein, daß ich ihr, die man um lihre erste Jugend und das Glück der TLiebe betrogen hat, das Herz brechen würde« wenn ich Lo heirathete. Und tqrf ich die Schwestern für immer ent zweien? Frauen sehen einen geliebten Mann lieber sterben, ehe sie ihn einer anderen gönnen. Lo bemühte sich euch, mir klar zu machen, dasz ich, wenn ich sie nur erst vergessen hätte —— und das würde un fehlbar geschehen —, daß ich dann an Amaliens Seite viel glücklicher werden würde. als an der ihren. Amalie sei klüger und passe ihrem ganzen, ernsten Temperamente, ihrer gereifteren Le bensanschauung nach viel besser zu mir als sie selbst. Als ob die Liebe darnach friigeZ — Gerade die ungleichen Temperamente ziehen an, und gerade Los sonnige Ju gend ...Doch genug! Vorbei, vorbei für immer! Lo wird ihre Mutter bitten, sie unter irgend einem Verwand, etwa den der« Krantlichieit, schleunigst nach Meilen-N tin zurückzuberusen Bis zu ihrer Ad-. reife solle auch ich mich zurückziehen-, oder noch besser, aus einige Tage ver reisen Wir haben rührenden Abschied von einander genommen —- auf ewig. Jch bin traurig, unendlich traurig und doch zufrieden mit mir selbst, denn ich habe meine Pflicht gethan. Ob ich freilich die Selbstverlengnung so weit treiben werde, Amalie zu heirathen, ist eine andere Sache. Nun, das eilt ja alles nicht so sehr· Das furchtbarfte Opfer habe ich ihr bereits gebracht, trenn sie auch nichts davon ahnt. Ob ich ihr auch nun das Opfer meiner Freiheit bringe —- ich weiß es noch richt. O Mutter, ich bedarf Deines Rathes und Deiner Tröstungen. Viel leicht nehme ich wirklich einen Urlaub, wie die kleine Lo mir angerathen hat, um mein hauvt an Deine Brust Zu betten wie früher. als ich noch ein klei ner Junge war, und Du mich tröstetest, wenn mein Vers von irgend einem lin dischen Kummer bedrückt wurde. Dein unglücklicher Sohn Aldert (Amalie v. Kreß an ihre M u t t e r.) Dr e s d e n, 17. November. ) Liebe Mama! s Lo ist heute Morgen abgereist. Wenn ldiese Zeilen in Deine Hände kommen. list sie bereits bei Tir. Jch habe ver geblich versucht, sie hier zu behalten Alz Deine Zeilen kamen, packte sie so srrt ein. Aber mit meinem kleinen Schwesterchen ist eine Veränderung vor sich gegangen, das lasse ich mir nicht ausreden, wenn sie sich auch noch so sehr verstelli und nach so eifrig ab leugnet. Jch kann auch ein gewisses Miß trauen nicht los werden, daß Dein leyter Brief ——— wie sage ich nur? — eine »bestellte« Arbeit war. Gestehe mir die Wahrheit, Maniachen, leuane es nicht ab. Nicht wahr, Lolo wollte nach ause zurück? Und da rnu te die gute ama über Kränklichteit lagen, und wie sehr sie sich einsam fühle und sich nach ihrem herzblatt sehne! Jst«s nicht so? Nicht mäßige Neugier läßt mich fragen, sondern das innigste Interesse am Wohl und Wehe Lotos. Es han delt sich um höchst wichtige Dinge, aber Genaueres tann ich Dir zunächst nicht mittheilen Suche von Lo zu erfah ren, was sie zu so plötzlicher Abreise bewogen hat. und theile es mir umgesf hend mit, doch ohne ihr etwas davon äu verrathen! Glaube mir. es ist das este fiir uns alle, wenn ich tlar sehe, und es handelt sich um unser aller Le bensglück. Lo vertraut Dir, Du bist i r nicht nur die Mutter, sondern auch de beste, die einzige Freundin —- sie wird Dir alles gestehen. Jn diesem Al ter sehnt man danach, seineSchmers en und Ireu einer mitfühlenden brusi anzuvertrauen Und den Finger auf den Mund! Du könntest alles ver derben, wenn Du sie von dem Inhalt dieses-Zeilen etwas ahnen laßtl wohl. liebe Mania und set tausendmal geküßt oon Deiner treuen Tochter Amalie (leale b. Kreß an Assessor o. R e u te r.) Mein lieber Freund! Warum lassen Sie sich gar nichts mehr bei mir sehen? Merkwürdi er-: weise geschieht das erst seit Lolod p öd- « licher Abreise, so daß ich saft denken muß, beides stehe in einer gewissen Verbindung miteinander. Wie —- ists die Freundschaft nicht start genug, ums Sie zu zwingen, öfter mein haus zns betreten? Jch erwarte Sie nämlich; heute Nachmittag zum Tbee und habej Jhnen wichtiges mitzutheilen. Jch ver rathe Ihnen das nur« rreil ich dann Jhres Kommens gewiß bin. Die Mön- ’ ner sind ja doch neugieriger als wir eFrauen. Also ich erwarte Sie be ·timmt· Jhre treue Freunin Amalie o. Kreß. tAssessor von Reuter an seine Mutter.) Geliebteö Mütterchen! Jch bin verlobt, wenn Du diese Zeilen erhälfi, die ich Dir in fliegender Eile vor meiner Abreise nach Wellen tien sende —- aber nicht mit Amalie, sondern mit meiner süßen Lo. Du ioirst erstaunt sein, wie das alles tum O diese Weiber, diese Weiber! Da glaubt man nun, man lennt sie. Fehl geschossen, man lennt sie nicht, wird sie nie kennen, weil sie sich selbst nicht ten nen, weil sie unbesiändig, launenhaft, treulos, berriitherisch sind... Doch nein, nur einige sind es nicht meine suße Lo — sie ist treu nnd gut. Aber in dieser Anialie bebe ich mich gründ lich getäuscht. Hinter dieser sanften Miene, dem gleichmiithig - ruhigen Wesen verbirgt sich eine Schlangenna tur. So entzückt ich im Grunde davon bin, daß alles so gekommen ist, denn diese Begebenheit gibt mir meine Frei beit zurück, so empört bin auch darüber. Indessen —- zur Sache! Zu herzte Nachmittag hatte mich Frau v. Kreß zu sich gebeten in einem sehr dringenden Briefchen, das mir wichtige Nachrichten in Aussicht stellte. Jch hatte mich nämlich seit Lolos Ab reise sehr wenig bei ihr sehen lassen. Jch ging also hin, etwas beunruhigt, nsie ich nicht leugnen will. Sie empfing mich sebr liebenswürdig und unbefan gen. Meine Fraan nach ihren wichti gen Mittheilungen beantwortete sie zu erft ausweichend — das hätte ja noch Zeit. Allmäblich ging sie aus Lo über und deren plöyliche Abreise, und daß ich mich seitdem to rar gemacht hätte. Ich antwortete vorsichtig; kenn natürlich vermuthete ich die so bang sorgenre Eifersucht einer liebenden Frau hinter solch ängstlichem Spiiren. Sie net-te mich damit, daß ich in Lo verliebt sei. Ich leugnete natürlich alles ab. i s i l Da zoa sie einen Brief aus der Tasche, einen Brief ihrer Mutter, in dem diese ihr das Geheimnis; mittheilte, das zwischen mir und Lc besteht und das sie ihr listig abgelockt hat. Jch springe bestürzt aus, ich stammle verwirrte Worte: das sei ein Irrthuin, eine Täuschung-« und was einein in solch einem Moment sonst noch in den Mund kommt Jch erwartete einen fnchtharen Ansbruch der Wirth und Eifersucht. Da lachte fie hell auf, diese falsche Person — ich solle doch um Got tes willen nicht leugnen, wir beide empfänden doch nur Freundschaft und Smpathie fiir einander. Das hätte sie ihrem —- Briiutiacm auch gesagt. Jn diesem Augenblick kommt, wie aus ein verabredetes Stichwort, Herr v. Altenftein hinter einem Vorhang aus dem Nebenziminer hervor, nickt mir freudeftrahleiid zu und sagt, in dem er ihren Kopf an seine Brust zieht: »Sie dürfen mir gratulieren, mein lieber Herr v. Reuter, und ich Jhnen hoffentlich auch bald. Denn, nicht wahr —- ivir werden doch Schwiiqer?« Jch muß wohl ein furchtbar dum mes und verblüfftes Gesicht gemacht haben; denn sie lachten beide hell auf. Und dann erfuhr ich. —- immer un ter dem unpassenden Lachen der Frau v. Kuß, die mir «etzt förmlich verhaßt ist, daß sie ihren « ugendfreund eigent lich immer geliebt habe, und dasi sie Lo nur in der Absicht kommen lieh, daß jchbemich in das reizende Geschdpf ver ie . L O diese Weiber, diese Weiber! Da] denkt man nun. man hat einer Frau das herz gebrochen; und dabei ist es ganz und heil, und sie lacht einen noch dazu aus. heute Abend reise ich mit dem Nachtzuge iiber Berlin nach Mel lentin —- Lolo und ihre Mutter sind bereits durch ein Telegramm benach richtiat. Gieb uns Deinen Segen, theures Mutter! ( Dein glücklicher Sohn Alb-se s P· S. Diese Frau v. Kreß ist mir. doch zu rassiniert. Lolo könnte von ihr angesteckt werden. Jch habe daher die Absicht, noch vor der hochzeit um meine Versecuna rach Dresden einzu tomrnen Jch glaube nämlich, da es einsach nicht wahr ist« daß sie olo reinetwe en nach Dresden kommen ließ. A s sie merlte ich interessiere mich fiik ihke Seswestey hqx sie sich aus Trotz und Enttausch una, wie man das so ost bei Frauen findet, ihrem Jugendsreund in die Arme feiner-sen m Grunde ihres her ens iebt sie mi ; aber na türlich spelt sie sich selbst, mir und ihrem Bräutigam eine Komödie vor. um es nicht merken zu lassen. Arme Amalial — Das tönnte rnich sast mit i s h« M hum· Tosen name 9 e sesassscoloote tu saft ...t..0 « Diese aus dem Grundsah gemeinsa mer Arbeit und gemeinsamen Besihes .be riindete Colonie haust im Counth S agit des Staates Washington, am Puget Sund und etwa 60 Meilen nördlich von Seattle, in einer waldi en Gegend, die sich besonders durch i re hchen Bäume auszeichnet. Etwa 300 Arbeitsleute gehören ihr ur Zeit an. Diese bauen hauser fiir ich selbst und rufen in ihrer ganz eigenen Wehe Jn dustrien in’s Leben. Die Colonie be gann ihr Dasein vor etwas über einem Jahre und bestand dama.s aus 9 Män nern, 4 Frauen und mezsrcken tleinen Kindern. Sie eröffnete ihren Betrieb auf einem Landstiick, welches eines der Mitglieder dem neuenGemeinwesen zu geführt hatte. Gegenwärtig besiyt die Colonie ungefähr 600 Acres Land und hat außerdem 90 Acker in Pacht. Sie bildet übrigens nur das erste derarti e Unternehmen der »Brotherhood of tse Co-overatideCommonwealth«, die über die ganzen Ver. Staaten verbreitet ist und rund 3500 Mitglieder aufweist — lauter Candidaten fiir jriiheren oder späteren Anschluß an ein sot es- Ge meinwesen, und nicht wenige eutsche darunter. Der Grund und Boden, den die Co lonisten vorfanden, war taum mehr, als bloßer Urwald, und es gab schwere Arbeit, welcher die Colonisten als prak tische Arbeitsleute indefz gewachsen waren. Zur feit hat die Colonie u. A. folgende ndustrien im Gang: Sägeiniihlen, indeln - , abritation, Grobschmiede - Arbeit, S uhmacherei, Strickwaaren - Fabrikation. Ziegel macherei, Fischfang, Hornvieh-, Ge flugel- und Bienenzucht, und Land wirthschaft im Allgemeinen. Sie de sitzt eine Schaluppe, welche bei jedem Fischzug Hunderte von Lachsen und anderen Fischen heimbringt. Jn naher Zukunft will sie auch einen eigenen ampferbetrieb auf dem Sand ein richten. Die Colonie steht nach aus-s warts schuioenirei oa. Was die iinanrielle Seite der Sache anbelan t, so«"wurde jedem Familien baupt eine Mitgliedschastz - Gebiibr von 8160 ab esordert; doch konnte und tann diesel e auch in brauchbaren Wert engen, Maschinerie oder Grund und oden geleistet werden. Diese Bei träge und die Unterstützung seitens der oben genannten Organisation ziehen die Colonie bis seht ausrecht· ndesz ist beabsichtigt, so bald wie thunlich, Mitglieder ganz srei auszunehmen. Niemand aber wrd dauernd ausge nommen, ohne eine sechsmonatlicbe Probekeit bestanden zu haben. Wird Jmand nicht angenommen oder auch aus-gestoßen lwas mit Draus-einla Mehrheit geschehen lann), so wird der Mitglieds - Beitrag zurdicktrstattiL Jm Uebrigen gibt es innerhalb der Colonie tein Geld, sondern nur Tausch - »Checls«. Gegenwärtig bestehen die Baulichtei ten der Colonie aus drei Wolknlniusern und mekreren Blocltiönstyeu doch ts:t man bereits ein »Tai-su« ausgelegt, und jedem Mitglied ist ei«·—. große-·- Bauituck angewiesen woro-.i.. Man soikl tin lei nesapegö tas«r»s.s·iis«s hinsichtlich der Wohnung rinnt-kein sondern alle Mitglieder soslen rat) isee bekenderen »Cattage5« Habe-u Aber ttllle nehmen ibre Madlzeiten in einem gemeinsamen Speisezimmer ein, und ein Loch von Berus mit mehreren Gehilfen vertritt in dieser Beziehung die Faussrauem Ob es dabei bleibt, ist no nicht aus gemacht; bis jept scheint man indesz sehr zusrieden damit zu sein. Eine Wäsche rei wäscht und bitgelt siir die ganze Colonie, und dieser Dienst, ebenso wie Doltor- und Apotheterdienst, die Ver vsleguna und noch mehreres Andere, wird siir die einzelnen Colonisten gra tis geliefert. Bis jetzt bat die Colonie erst einen neunstündigen Arbeitstag; aber sobald die eigentliche Wonne-Arbeit glücklich überstanden ist, soll die Arbeitszeit wei ter vertiirzt werden, doch nicht nach ganz gleicher Schablone: siir schwere und unangenehme Arbeiten wird tür zere Dienstzeit zugestanden. Der Lohn ist siir alle Arbeits : Abtheilungen der gleiche und wird, ivie gesagt, in Checks ausbezahlt, die jeder eit in Waaren eingetauscht werden Zönnem Betau xchendeGetriinte sind jedoch ausgeschlos en. W « pereteisnieiereb Ter Mensch iit ivirllich ein Derdeni t in: Bekleidet wird ihm das Leben schier-, Wenn er am Land und in der Stadt Nicht immer herbengesellschait hat Und winn er nicht so dann und wann Jn biedern Vereinen siinpelii kann; ... Und tonimt ’mal wirklich Einer vor, Der gegen die Mitwelt sich« verschwor, Dann sucht er s»o lang, bij er Einen a C , Der ebenso weltberächtlich denkt; Dann wandeln sie vergnügt zu Zwezsn xUnd gründen exnen —- Einsiedlerbereim · Philosophieren tann besser dequiin über das menschliche herz, doch dkin zu lesen vermag besser die Frau. Rousseau. I I I Der Wille eines Menschen läßt sich wohl bezwingen und brechen; das her iann man brechen, aber nicht bezwin M « uni- okiiiixi mais-.