Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 02, 1898, Sonntags-Blatt., Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Sonntags - I» latt
beilage des »Einem-er mal bekolcl«.
I · « . . f f— ' — » -" - - - — -..--. .
E J- P. Wcstvolpb, Herausgeber- osraud Jst-iud, chr» vku »z. Dek. usw« Mka »p» No, »z«
llum willen-than m
Gewerbe
« In allen großen Armeen und Mas
rtnen spielen heute die Krieasbriefäaw
ten eine bedeutende Rolle im Nachrich
tenwelcn. Während des spanisch-ame
-:«rtanischen Krieges haben zum Beispiel
lich die amerilanischen Geschtvaderchefs
von Bord ihrer Schier aus auf der
lReife nach Cuba der Brieftanben be
dient, welche Mittheilunqen noch
Tamva überhiachtem Heute unterhal
ten alle großen Festunaen und- learines
itationen des Jn- und Auslandes
Brieftanbcnstationem so das; es unse
ren Lesern interessant sein dürfte, et
triuTJ über die Oraanisation Vons Hält
tijriscken Brieitantsenwelen zu wink
ren.
Kriegsveieftaubcm
Das Briestaubenwesen fiir Kriegs
zwecke hat eigentlich erst seit der Bes
lagerung von Paris in allen Staaten
seine Entwickelung genommen, obwohl
man sich dieses Nachrichtendicnstes be
reits im Alterthum und in der Neuzeit
bei der Belagerung von Haarlenr
(1573) und Leiden NOT-U sowie zur
Zeit der sraniösischen Revolution, wo
ausioiirtige Zeitungen Berichte durch
Brieftauben von Paris aus erhielten,
bediente.
Während der Belogen-in von Pa
ris waren Briesiauben die einzigen Bo
t·:n, welche durch den Giirt l der Be
lagerungstruppen hinaus-« gelangen
konnten. Die Thiere wurden it Bat
lons außerhalb der Stadt geleitet und
in Tours gesammelt. Nachdem die
Mittheilungen an den Flügeln der
Oauben beseitigt waren, fuhrte man sie
so weit wie möglich nach Norden i.nd
ließ sie ausstiegen. Von den 52030 Vö
geln, welche abgesandt wurden, erreich
ten 7.'i, nach anderen Mittbeilungen
100, Paris. Die Depeschen wurden
durch Milrophotogradhie hergestellt
und aus Collodiumbliittcbcn gedruckt,
da Papier siir zu schwer befunden
wurde. Die sehr diinnen Blätter-, ton
denen jedes 2(),000 Worte enthalten
tonnte, wurden in eine Fee-erbose ge
steckt, die man der Länge nach unter die
Schwanzseder besestiate. Bei der Lin
lunst in Paris wurden die Tauben so
fort nach dem haudttelegraphenanit
gebracht, wo man die dünnen Blätter
aus dhotogradhischern Wege oergröfzssrte
und aus größeren Collodiusnbliittern
eopirte, welche alsdann in Streier
aeschnitten und an die Ielegraphisten
zum depeschiren gegeben souroen.
Nach Beendigung des deutsch-stan
ösischen Krieges be ann die systemati
sche Zucht und Dre ur der Brieftauben
siir das Kriegsnachrichtenwesen in
Deutschland, Ruszland,Oesterreich,Jta
lieu, Frankreich und Portugal und
iibera erhalten Privatzüchter Pra
rnien und staatliche Beihulffe zur För
derung des Briestaubenwe ens. Kaum
ein Kriegsschiisf geht in See oder macht
eine Uebungs ahrt, ohne eine Anzahl
Brieftauben mitzunehmen, welche aus
See ausgelassen werden. UeberOrt und
Zeit des Freilafseng der Tauben wird
genau Buch geführt und da jede Taube
Zzetchnet ist« so hat man aus der Tau
nstation au dein Festlande eine ge
naue Controlle über jedes Thier. Das
But-get des heereo und der Marine
enthalt stets eine nicht unbedeutende
Summe siir die Ausbildung und Un
terstiiyung des Briestaubenwesens und
soll insDeutschland etwa 5(),000 Mart
betragen. Die Zahl der deut
Briestauben beträgt 10,000, aber es
sind alle von Liebhabervereinen dres
sirte Tauben registrirt und stehen der
Heeresverwaltung bei einer Mobilma
chung zur Verfügung.
Wenngleich Deutschland in diesem
:weige des Jtachrichtenweseno an der
piye der Länder stehen diir te, so ist
man doch auch in Franltei , dem ei
gentlichen Uesprungöland dieses Nach
richtendiensteih weit vorgeschritten. Die
gr« ßte Taubenzuchtstation befindet sich
in dem großen Militärlager in Cha
lons und es find in allen Fextungen
und Grenzstädten Depots vor anden,
wo Brieftauben unterhalten werden.
Von diesen Puneten der französischen
Landesgrenze indet ein beständiger
Briestaubenpo verlehr statt. Dreimal
wiichentlizb wird eine gewisse Anzahl
Vogel mit der Bahn nach bestimmten
Platzen der Grenze befördert, wo iie
freigelassen werden und iiber jelse
Taube wird genau ein Lebenslan e
iiihrt. Auch in Frankreich sind die Be
stimmungen über Trainirung, Regi
strirung und den Verkauf von privat
geziichteten Brieftauben ziemlich strenge
und der Staat reservirt sich das Recht,
all trainirten Tauben in Befchlag zu
nehmen, sobald die Verhältnisse dieses
gebieten. Jn Jtalien wird der militäi
riiche Brieftaubendienst lediglich u:
Unterhaltung der Verbindung zwis en
den ai inen Festungen und den der
Haupt adt näher gelegenen Garniio
nen benutzt. Auch die italienische Flotte
dat ein gut ausgebildeteg Brieftauben
wesen. Die Verwendung der Tauben
vost in der russiichen Armee und Mu—
eine ilt allgemein und bis fest haben
vie vor Conftantinopel liegenden russi
schen Kriegsschisse beständig mit dein
beim Sultan aecreditirten Gesandte«
des Zaren durch Brieitauben in Ver
lindung gestanden.
Linn Europa baben jetzt die groß-in
transatlantischen Damdischiffgeiells
ichaften einen Nachrichtendienii von
hoher See ans nach den Abgangshäfen
eingeführt Die stamösische »Es-din
vagnie Trangatlantiaue« läßt leitiins
dig von den aus-reisenden Dampferm
aus größeren lintiernnngen von See
or- Tauben in Freiheit ausstiegen Die
THIS-re dröen mit geringen Ausnahmen
das Ists-»und mit den ihnen andern-»m
ten Nachrichten erreicht. Neuerdingz
hat auch die »Hamburg-Amerilanische
ittactetsahrt - Aktien - Gesellschaft« eine
Brieftaubenvost von ihren großen
Schnelldanrpfcrn aus einaerichtei, um
so lange wie möglich mit ihren Schif
fen bei Antritt der Reise in Verbin
dung zu stehen.
Im Allgemeinen läßt sich von dem
Militär - Briestaubenwesen sagen,
t
daß es bereits einen hchen Grad der I
Vollkommenheit erreicht hat nnd einen
wichtigen Zweig des Naclirimtendienstes
im Kriege auf dem Festlande bildet.
Ungleich schwieriger gestalten sich die ?
Verhältnisse cuf See. von Schiff zu «
Schiff, vom Schiff zum Festlande und s
vonr Festlande an Bord. Letzterer
Fall, welcher fiir den Krieg zur See
von aufzerordeistlicher Wichtigkeit fein
wurde, hat am wenigsten Aussicht aus
Erfolg, weil es äußerst schwierig ist,
vie Tauben an Bord so zu gewöhnen,
daf; sie sich dort heimisch fühlen Isnd
zuriirtfliegem
Wie erstaunlich weit man es schon
jetzt dahin gebracht hat. die Brieftau
ben für ihren Dienst durch Zucht und
Trainirung immer geeigneter zu ma
chen, geht aus folgenden Angaben her
vor: Die Fluggeschwindigkeit der
Briestauben beträgt bis zu ritt Meilen
in der Stunde, im Durchschnitt aller
dings nur .'-’,0—«35 Weiten. Die Tau
ben pflegen lei günstigem und ruhigem
Wetter 8()0-—1(.)«0 Jus-. hoch zu stei
gen; bei ungunstigem Lalten sie sich
dagegen in einer Höhe von :300-—400
Fuß. Einjährige Brieftauben haben
eine Flugweite bis zu 90 Meilen,
zweifährige bis zu 200 Meilen und
alte, gut geschulte Thiere legen Stre
cken von 350———500 Meilen zurück. Es
find Fluge von Paris nach Madrid,
von Madrid nach Brussel und selbst
von London nach Brüssel von belgischen
Brieftauben bekannt. Außer zur Zeit
der Belagerung von Paris und dem
spanisch-ameritanischen Kriege sind
Brieftauben während einer Kriegfith
rung zwar noch nicht verwandt, und
man tann daher noch von teiner praltii
schen Erfahrung in diesem Sinne spre
chen. So viel aber steht fest. daß die
Militairverwaltungen sich von diesem
Nachrichtendienste viel versprechen und
das russische Rriegsministeriunr sogar
schon so weit gegangen ist, sog. Kriegs
falten abrichten zu lassen, welche zur
Bernichtung von Brieftauben und zum
Fiårsangen derselben verwandt werden
o en.
sinnt-either Schlsszeritörer.
Seit dem Krieg mit Spanien wur
den dem ameriranischen Kriegsministe
rium alle Arten von Erfindungs-Pro
fetten zum hafenschutz eingereicht.
Viele davon waren unaussiihrbar, an
dere dagegen bewährten sich. Folgen
den Plan, schnell einen Hafenschuß
einzurichten, schlug ein Geniecorvsof
fizier in Willets Point vor. Er wickelte
mehrere Meilen Draht um eine alte
Kanone, leitete electrischen Strom
durch und verwandelte so die Kanoiie
in einen Magnet. Nach diesem Experi
ment entwarf er einen VermidigungS
plan, der fiir irgend einen Hafen re
niißt werden tann. Die Regierung be
sitzt eine große Zahl auorangirter Ka
nonen,welche zwectlos aufbewahrt wer
den. Diese sollen mit Draht umwun
den werden, bis sie magnetische Kraft
erlangen. Dann wird eine Reihe der
selben durch Cabel mit der Küste ver
bunden, am Hafeneingang versenlt.
Den Strom lie ert jede electris Licht
oder Straßenbahnanlagr. Nii rt sich
eiii feindliches Schiff, dann wird der
Strom angedreht. Die Kanonen sind
dann maanetisirt. Sobald das feind
liche Schiff die Reihe erreicht hat, wird
die Anziehungstraft zwischen deii
Stahlvlatten des Schiffes und den
Magneten die großen Kanonen vom
Meeresgrund heben. Sie werden an
den Schiff-platten haften und wenn sie
es nicht zu halten vermögen, werden sie
es wenigstens außer Curs bringen. Sie
werden den Platten entlan gleiten,
eventuell an die Staude an chlagen
und diese unbrauchbar machen. Gleich
zeitig wird der Magnetismus alle
Coinpasse aii Bord außer Funktion se
tzen.
Dieser Plan würde wohl nicht süi
den Hafen von New Yort nothwendig
sein, aber fiin minder geichiitzte Hafen
wäre er von Vortheil. Die Gelehrte-.
der Columbia-Universität baden ibi
erwogen iiiid siir durchsiihrbar erklärt.
I I I
Der Winter läßt folgende Betrach
tnngen über den gefundheitsnachtheili
aen Einfluß überheizter Räume viel
leicht nicht ganz uninteressant erfcheti
nen. Es giebt unter den Menschen ge
miß nur ioeniae, die sich bewußt sind,
was sie ihrer Lunge und den Respir«
iionsoraanen zumuthen, tvenn sie ein
öffentliches Lokal betreten. Man geht
bei großer Kälte in Winterlleidums,
über die Straße, und tritt innerhazlx
weniger Serunden in den überheizten
Reiz-m, der wohl an die 70-—80 Grad
Wurme bat; die Lunge muß also mo
mentan eine Differenz von 90 —-ll)s1
l
Grad aushalten tönnen. Wenn dies
schon eine harte Probe für eine ge
sunde Lunge ist, ko ist kaum nöthig
hervorzuheben, da eine an egrisfene
Lunge noch mehr darunter eidet. Es
giebt ja schwächliche, alteLeute, die den
Mangel innerer Wärme durchs-Zimmer
hisze ersetzen müssen; doch bilden diese
nicht den hauptbestand des Theater
und Concertpublicums. und darum
sollte billiger Weise die Temperatur
dieser öffentlichen Locale der dem rü
stigen Alter angehörenden Mehr abl
angepaßt werden. Es sollten des alt
Vorsteher öffentlicher Locale angehal
ten tverden,9?unächst aus den Thermo
meterstand ücksicht Leu nehmen. und
darnach die Portion eizungsmatenal
zu bemessen. Ebenso it es absolut nis
thig, aus die zu erwartende Anzahl l
Menschen Rücksicht zu nehmen. Denn !
die natürliche Ausdünstung der Men- s
schen und die daraus folgende Wärme
entwictelung steigert die Temperatur
eines geschlossenen Raume-Z von Mi
nute zu Minute bis zur Unerträglich
trit, und die Folge dieser Unerträgtichs
teit geben sich ost in höchst iinliebsa.ner
Weise tund.
.-. .- .
Seit eini en Jahren ist verschiedent
lich ein Versuche Rmacht worden, Ner
venschinerzen, heurncitismus und
ähnliches in der Weise u behandein,
das-man ein schmerzti endes Mittel
au der Haut erstäubt. Dabei sind ver
schiedene Stoffe geprüft worden, die
sich stets theils nicht sehr bewährt lia
ben thei ls wegen zu hohen Preises sich
zu einer allgeinheineren Verwenduin
nicht eignen. Nun veröffentlicht Tr.
Hainni aus Braunschweig eine Mit
theilung über ein Verfahren, das aus
fzerordentliche Billigteit und Einfach
heit der Anwendung mit überaus gän
stigenErgebnissen verbindet. Er benutzt
einfachen Schwefeläther, wie er in je
der Apotheke oder Droguenhaiilliiiig
zu haben ist, und als Apparat uiseii
gewöhnlichen Zuständen wie ihn wohl
jeder Arzt zur and hat und wie er sieh
auch in den niei ten Haushaltungen be
reits vorfinden dürfte. Dr. Hainm er
wähnt verschiedene Fälle. in denen e:
den Erfolg dieses Verfahrens hat nach
weisen tönnen; es handelte sich dabei
iini heftige Stirntopfschnierzen uiibe
tannter Ursache, uni Schmerzen die
drei etheilten Nerven, uiii Grippe
Koticfschmerzem iini einseitige JschiaLL
und urn Gichtschmerzen. Jii den sechs
erwähnten Fällen erzielte die Aetherbe
stäubung einen vollständigen Erfolg.
Der Arzt ertlärt, daß er in einer ziein
lich großen Zahl von Versuchen über
baupt nur ein einziges Mal von diesem
. Mittel iin Stiche gelassen worden sei
und zwar bei Schmerzen des dreittieili
gen Nerven bei einer alten Frau, wo
wenigstens nur eine vorübergehende
Besserung zu erzielen war. Meiste-is
war sogar eine einmalige Anwendung
bereits genügend. Der Aether wurde
solange aufgestäiibt,bis sich eine dünne
. Eigschicht aufdcr Haut bildete. Nie
I iiialg wurden schädliche Folgen liebl
achtet, ohne daß ein Schutz der umge
benden Theile nöthig gewesen wäre.
Der Aether hat auch in den Fällen eine
sofortige und dauernde Besserung Ler
beiaefiihrt, wo andere Mittel, wie Clzii
nin, Antipyrin, Phenaceiin, erfolglos
waren
-.—-—.-—— «
Illl Unheil.
Jetzt höret einmal mit Geduld an
Tag Tsitrnnifte, wag fe einer fand:
W hat in Maroeeo der Sultan
Das Radeln verboten im Lands
Nicht blos auf den Fuhgängerftegen,.
Wie hierorts, verweigerte er’ck,
Nicht blos auf frequenteren Wequ
Pan wegen des groben Verkehrs —
Nein! War er nun :oll vorn Seinen-,
Lder war er bedufelt vorn Grogg,
Tas Radeln irn ganzen Maroeco
Verbot er aus Bosheit en bloc.
Was ift Alexander der Sechfte
Von Borqia gegen den Mann?
Was Maebeth der dreifach verherte,
Und Tsionys der Thranns
Erreicht ihn ein Jwan der Schreckliche-,
Erreicht ihn Ton Caer Papa?
Zelt ei« schlimmer nicht ums iirlleellietie
Als Robespierre nnd Marat?
Selbst der blutige Lndxvig der lilfte
Zelt neben dein Sultan ein Nichris
eiin Nero trug noch nicht die Hälfte
Seines- Sündennettogervichess
Und der fchreelhafte Richard der Dritt-.-,
Den Shalefpeate io claffifch befcnrieb,
Und here Belfakay —— na, ich bitt-.
Tek war doch wahrhaftig nicht Sieb!
TJeb war auch im Wittberichfache
’ Auf lirden bis jet;t sieh versucht,
Hat nietzt fo viel ilnfvrnch auf Rache
; Und darauf, daiz der Menfch ihn verfluchH
’ Herbei denn, wen ftrannrier bewadelt
I Ter Herr und zum Strampeln erschuf,
s herbei denn auf Erden, wer tadelt,
; Und ftimmet mit ein in den Ruf
- Und inft"H, bis Ihr miid feid und heiscsz
f Au uknuits Au und-n mu- Noth
f Tem Mater-ro
I Tem Maroklanifeiycn llajfer,
x Ter titclifeh das Mode-in verbot?
—- -— —-—
Jahre-we Postämtcr
Das Postdepartement beabsichtigt,
mit dem kommenden l. Januar sah
rende Postämter fiir die Landdistritte
ins Leben zu rufen Der Plan ist
neu. Es handelt sich hierbei nicht um
fahrende Brustkasten oder Brit-sein
santtnler, sondern wirklich um fahrende
Pcstämter, mit vollem Zubehön Post
meister, Schultern. Fächern, Stempeln,
Geldschrant u. s. w» und diese Post
ärrter werden alle die Geschäfte über
nehmen, die einem regelrechten Post
umte zukommen. Sie werden, non ei
nem Orte mit Eisenbahnverbindung
ausgehend, tagtäglich einen bestimmten
Bezirk abfuhren und unterwegs alle
Prstatntgeschöfie erledigen. Die Far«
t»er der betreffenden Gegend werden
wissen, das-, Tag fiir Tag um die und
die Stunde ein sür alle Geschäfte (d-.i-«,
Brieseinsammeln und -Vertheilen. das
Osiuschreiben von Vriesen, die Ansstel
luna von Geldanweisungem den Mar
lenvertauf usw. ustv.) vollständig aus
actiistetes Postcnnt durch ihre Gegend
kommen wird, und sie werden statt
1.-.·.ileu:»J-:Lt zum PinstamL dann nur
L
bis zur nächsten Landstraße zu gehen
brauchen, ihre Postgefchäfte zu erledi
gen· Haben sie einen Brief einzu
schreiben, Marien zu kaufen usw., so
werden sie dort warten, bis das Post
cmt angefahren kommt, haben sie nur
einen Brief fortzuschicken, so werfen sie
denselben in den an der Straße ange
brachten Briefkasten, erwarten sie einen
Brief, so brauchen sie nur in ihrem Ka
sten nachzusehen, der bei der Abweich
ung ihres Farmweges von der Land
straße angebracht ist.
Nach den Plänen werden die Wagen
in ihrem Aeuszern den jetzigen Land
Omnibussen ähneln Sie werden drei
Fsenster auf jeder Seite zeigen und in
aroszen Buchstaben die Aufschrift:
S Mail« tragen. Vorn ist der Sitz
des Kutschers, der durch ein Fenster in
das Innere des Wagens blicken kann
Eintritt in das Jnnere ist nur mbglich
durch die zwei Seiteuthiiren, die, wenn
geschlossen, die mittleren der rei Fen
ster bilden. Der Platz des Postnieisierz
ist in der Mitte seiner »Osfice« auf ei
nein am Boden festgemaehten Dreh
stuhl. Vor sich, wie hinter sich, hat er
einen Arbeitstisch7 unter dem vorderen,
se daß sie sich auch des Schutzes der
Kutscher erfreut, ist die stählerne Geld
tasse fest eingefügt, über dem hinteren
Arbeitstisch befindet sich in der Mitte
eiu doppelthiiriger Schrank mit Regu
len, und Kästen fiir das Kleingeld, die
Briesmartem Positarten, Briefuni
schlage, die Stempel und das ,,Schieß.
eisen«, ohne welches ein solches Post
amt ja aller Romantik bar wäre, usw.
Zu beiden Seiten und über dein
Schranke befinden sich die Briefkästen
A bis Z, und während der Fahrt sitzt
der Postmeister zumeist an diesemTifeh
mit dem Riiclen gegen den Kutscher
und sortirt die Briefe. Die Staaten, ·
oder vielmehr vorerst die Versuchs
Counties, werden in Kreise eingetheilt, :
mit genau vorgeschriebenen Renten,
welche die fahrenden Postiimter regel-—
mäßig zu befahren haben, so daß sie,
so weit das möglich ist, jeden Tag auf
Stunde und Minute an den bestimm
ten Orten sein müssen. An einem ge
wissen Punkte treffen die Postwagen
benachbarter Bezirke zusammen um
etwaiges Postgut auszutaufchen. Ju
Gegenden, in denen ganz besonders
wenig Posiverlehr ist, will man behufs
noch größerer Sparsamkeit Postwagen
laufen lassen, die nur den Postmeister
als Besaßung haben, so daß dieser zu
gleich Kutscher spielen muß.
Man hofft durch die Einführung der
fahrenden Postämter nicht nur die
Frage der ländlichen Posiablieferung
ihrer Lösung näher zu bringen, son
dern überhaupt den Postvertehr mit
dein Lande ganz bedeutend beschleuni
gen zu hrnen uud beabsichtigt das
fahrende Postamt wenn es den von
ihm gehegten Erwartungen entspricht,
vorerst in allen dichter besiedelten
Staten einzuführen.
Tat-if und Monopole.
Die Wirksamkeit des Zollschutzeg zur
Belebung und Förderung der einhei
mischen Industrie ist kaum jemals
durch ein besseres Beispiel illustrirt
worden, als durch das erstrunlåche
Wachsthum, welches die Weißblechfa
brikation in auffallend kurzer Zeit er
reicht hat. Die Eisen- und Stahl-Jn
dustrie auszubauen, so dasi sie nicht
nur den einheirnischen Markt beherr
schen, sondern sogar mit dem Auslande
in dessen eigenen Gebieten in Wettbe
werb treten konnte, hat Jahrzehnte ge
dauert, die Weißblech Industrie bat
innerhalb weniger Jahre iiber das
Vorurtheil sowohl, welches ihr jede
Lebensfähigkeit absprach, irie ijder den
Mitbewerb der englischen Fabrilauten
in Wales einen vollständigen Sieg da
vongetragen.
Bis zum Jahre 1890, mit welchem
der McKinleh - Tarif in Kraft trat,
war Weißblech in den Ver. Staat-In in
kaum nennenswerthen Menan fabri
zirt worden. Durch einen Zoll bcn TM
Cenisz auf das Pfund gegen die ans
ländische Concurrenz unteritiitzi, konn
ten die Fabrikanten im Jahre 1892 be
reits 11Z,646,719 Pfund herstellen. Jn
nerhalb der folgenden zwei Jahre stieg
die Produktion aus 454,16s),82e)«llfund
und hatte die Industrie schon so festen
Fuß gefaßt, daß die im Wi!s-)n-Tarif
verfügte Herabsetzung des Zolles auf
1.1s5 Cent, sie nicht mehr in ihrer
Entwicklung aufzuhalten vermochie
Jn dem mit letztern Juni abschließen
den Rechnungsjahre belief sich die Pro
duktion auf sechshiinderi Millionen
Pfund, genug, um den ganzen einhei
mischen Bedarf zu decken. Was an
Weißblech noch importirt wurde, war
für besondere Zwecke bestimmt, ist auch
meistentheilg wieder für den Export
verwendet worden. Von den impor
tirten 171,662,.'345 Pfund wurden
1537,897,57() bei der Aus-fuhr von Pe
troleum, Fleisch- und Obstes-Nerven
und so weiter verwendet, fiir wende die
kiiegierung eine Riickvergiituiig Von W
; Procent aus du«-J zur Verrat-klang bei
M
wendete Material gewährt. Jni Uebri
gen kann die einheimifehe Industrie den
hiesigen Bedarf vollan befriedigen und
beginnt bereits, ihr Vrodutt im Aus
lande abzusetzen. Jin letzten Rech
nungsjahrewurden 32,807 Pfund ex
portirt.
So weit, so gut. Nun aber be inni
den Fabrikanten der Kamm zu s wel
len. Mit dein außerordentlichen Erfolge
nicht zufrieden, vereinigen sie sich unter
Aufhebung der Concurrenz zum Trust,
der sich den Zoll zu Nutze macht, um
mit Ausschluß des ausländischen Mit
bewerbs den einheimischen Markt zu
monopolisiren und die Preise willkür
lich in die Höhe zu schraube-n Das
war die Absicht der Gesetzgebung nicht,
die ihnen aus hiiifloseni Zustande auf
die Füße half. Der Zweck ist erreicht
und damit den Interessen des Landes
Genüge geschehen. Eine Entwicklng
über gesunde wirthschaftliche Existenz
hinaus ist vom Uebel: Tältonepole zu
füttern liegt nicht in der Absicht der
Schutzzoll-Politik. Jst eine Industrie
zur Selbständigkeit ert«ta1-ti, um mit
Erfolg dem Mitbeiverb des Anstandes
im einheimischen Martte zu begegnen
und sich auf fremden erobernd zu zei
gen, dann ist sie über die Periode hin
aus, in welcher sie noch des Schutzes
bedurfte. Sobald sich aus«-demselben
die Tendenz zum Monobol entwickelt,
trird es Pflicht der Gesetzgebung, dem
Mißbrauch wohlmeinender Absicht zu
steuern, indem sie die schützende Tarisi
schrante aufhebt. Das gilt fiir die
Weißblech - Industrie wie iiir alle die
jenigen, die zu einer demånirenden
Entwicklung gelangt, den Zoll zum
Nachtheil des consumirenoen Publi
kums auszudeuten Wo eine Industrie
in’s üppige Kraut des Monopolg
schickt, da wird der Mitbewerb des
Auslande-s ein heilsames Mittel sein,
der Ausbeutung des Volkes durch
Trusimethoden vorzubeugen
-. -. .
Gefährlichc Forschung.
Der russische Anthirovologe Iwa
noivgti stand auf seinerForschunggreise
in der Mongolei vor der Gefahr, seine-i
wissenschaftlichen Eifer mit der Todes
strafe zu büßen. Der Zweck seiner
Reise war, eine Sammlung von Scha
dcln für das Mostauer anthropolos
gische Museum zusamnienzubrtnqen.
Mit Hilfe des- russischen Consulg er
wirkte sich der Reisende vom chinesischen
Gouverneur der Stadt Tschugutschat
eine Erlaubniß zur freien Reise durch
die Mongolei zum Zweck wissenschaft
licher Untersuchungen. Der Gouver
neur bürgte ihm für vollständige Si
cherheit nur unter der Bedingung, daß
der Professor keine Schädel sammele.
Die Mongolen bestatten ihre Todten
nicht, sondern werfen sie in die Steppe
hinaus. Wenn die Leiche vollständig
von Hunden verzehrt wird, so gilt dies
- als Zeichen, daß der Todte ein Heiliger
i war. Am tiefsten fühlen sich die Mon:
, golen beleidigt, wenn ein Schädel weg
s genommen wird. Wer dies wagt, setzt
- sich dem zügellosen Zorn des Volkes
« aus- und wird auf die grausamstc
» Weise getödtet. Professor Jwanomsti
? sträubte sich gegen diese Bedingung des
Gouverneurs, hieß es doch siir ihn, den
sHauptzrveck seiner Reise auszugeben.
Der Gouverneur erwiderte. dasz er in
» solchem Falle jede Verantwortung fiit
T sein Leben ablehne. In der Steppe
s konnte der durch die Fülle von typischen
; Schädeln in seinem Sammlungeseifer
l erregte Anthropologe sich nicht enthal
E ten, eine Collection von Schädeln in
: einen Sack zu bringen, zumal die
Steppe ganz menschenleer ioar und
seine That unentdeckt bleiben mußte.
Der verhängnißvolle Sack wurde aus
» der weiteren Reise sorgsam oeioahri.
- Aus einer Station wurde aber der Sack
« von einem neugierigen Mongolen ge
» öffnet und der Inhalt entdeckt. Da die
Mongolen auf dieser sehr geringzählig
waren, so wagten sie nicht den Profes
sor mit seinen Begleitern gleich zu
überfallen und vervehlten ihre Ent
deckung. Nach seiner Abreise- aber ver
snninielten sich sechzig Monaolen mit
Flinten und folgten ihm nach. Bald er
reichten sie ihn und beschloszeri, ihn und
seine Begleiter zu tödten. Die Bor
bereiiungen zur Hinrichtung waren
; schon im Gange. Da erhob ein Mon«
s gole das Bedenken, ob sie nicht etwa
später eine große Summe Strafgeld
; würden zahlen müssen. Diese Desorg
niß ivirtte erniichternd auf die Jana
i titcr, und sie lZogen es vor. den Proset
L sor mit seinen Begleitern nach der
Stadt zu bringen und sie für Todten-«
schöndung vor Gericht zu stellen. Jn der
Stadt wurde der Forscher aus Befehl
des Gouverneurkz sogleich freigelassen,
der Sack mit den Schädeln .-vuroe ihm
aber abgenommen.
l ——s — O-— -.-.—
Die spanische Soubretie Rosa Juki-.
teH hat während des spanisckkameritn
nischen Krieges böse Tage durchge:
macht. Als der Krieg erklärt wurde,
mar sie in Havanna und hatte die Ab
sicht, nach Balencia zu reisen, wo sie
ein Engagement antreten sollte-. Die
Brigg »Amapola«, aus welcher sie die
Uebersahrt machen wollte-, wurde je
doch, bald nachdem sie den Hasen von
zjnvanna verlassen hatte, von d-.-.«1Arne
rilanern gelapert. Man hielt Fri.
Fucntes siir eine Spionin und hielt sie
gefangen. Schließlicle wurde sie, kurz
vor Beendigung des Krieges-, inTampa
sreigelassen. Sie lehrte nach Oavanncr
zurück, wo sie in Folge der erduldeken
Mühen und Leiden schwer erkrankte.
Jetzt ist sie wieder hergestellt und wird
demnächst nach Spanien zurückkehren
Je :ks si- « »
Pariser Blätter propheieien - Eng
lind eine »duntle Zutimft«. Dusitler
nis- dic französiselde Gegenwart wird sie
auer not-l schwerlich werden«