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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 4, 1898)
Baron Fritz Von Olga Götlitz. Ein seiner Cigareltendnst erfüllte t-ie Luft ber- ntit tzockpster tileganz ein gerittzteten tlrtnen Damm-, dessen weit geofjnete Glastbür auf eilte herrliche elerttnda fund-, von welcher man übHJ den Wrcmgerbrunnen fort gerade dte Siegegallec htnuntersehaurn tonnte. Baron Fritz wohnte nanntch an der Bellebtte- und Vittoriastraßen - »Ecke. Augenblicklich saß er vor etner tunftvou gescznisftenStaffelei und malte ——tnal te einen Fächer! Eine graziöfe Amom te nach der anderen, schwebend und tan zend auf zierlichen Blumenrantem ent: stand unter der schlanten, artftotrati schen Hand, wela,r, mit einem innteln den Brillantting geschmückt, gar ge schickt den Pinsel zuführen verstand O, er malte ganz vortrefflich! Jetzt legte er die tteine »potzetlat.palette auf das neben ihm stehende Tischchen, lehn te sich bequem zurück und betrachtete befriedigenden Blickes dag sich feiner Vollendung nahende kleine stttnsttmri. Tiefe Stille herrschte unt ihn her, nur bin und wieder unterbrochen von den-. schnarrendcn Ruf des munteren Papageio int goldglänzenden Käfig: »G1:ten Morgen, Baron Firrrisz!« Filir rende Schritte eriiinten tm Utebenzirm mer« Ein schlanter Dragoneroffizier trat ein. ,,Morgen, lieber Fritz, wie gehtKZ Wollte Dich nach dem Tattersall ab holen, möchte da ein neuangetommenes Pferd besichtigen, eventuell laufen, aber lohnse Deinen Rath toollt’ ich nicht wäh en·'« Baron Frist-reichte seinem Gast eilig die Hand. ,,s-ehr gern, lieber Lothar, aber Du tnufzt ein wenig toartett.« Der Rittmetster lachte. »Du, tvas tnalfl Du denn da?« »Hm - — Kleinigkeit! Vielliebcljew Geschenl.« »Ach! Galant, wie immer! Und für tven ist denn biete reizend: Mein gleic«4" »Für kräulein von Wellau!« »Für dte kleine Wellau t« lachte Ritt eneifter vcn Eltern. »aber ich bitte Dich, sie ist ja noch ein Rind, fünfzehn Jahre alt.« »O, bitte schr, sie ist schon ganz lad:)like!« »Babylike willst Du wohl fagen!« ericidirte der Nitinieisier, indein er ein Glas Sherrn niii eiiiem Zuge austrank Baron Fritz zog ärgerlich die Au genbrauen in die Hohes »Mein lieber Lotrkar, ich habe nun eiisnial ein »Faible« fiir diese ganz iu genoiichen, entziiikeiiden Mii"ochenblü then, diese koloeii Knospen ---——« »Wie poeiifch!« niurnielte es aus-« dem Sit,autetsiuhle heraus, auf welchem der Riitrneifter auf und nieder ioippte. »Diese holden Knospen von tausend Wochen,« rief der Andere mit Ekstafe, »in-Amen nun einmal einen kolossalen Eindruck auf mich! Während ich den Damen gegenüber, die iiber »zio.1nzig«, nun --— sagen wir allenfalls über »drei undzivarizi Jahre« alt sind, eine ent-· schiedene « ntipaihie empfindet Fa, lacht Du nur! Jedenfalls bin ich est entschlossen, falls ich noch heirathen sollte, nur ein junges Mädchen zu wah len, welches nicht über tausend Wochen alt ist!« Der Riltineister lachte, daß es dröhnte. »Du bist köstlich, Trin, vergißt aber anz und gar, daß Du neunundvierzig Jahre alt bist!'« Der Baron räiisperte sich hefiig. »Erlaiibe, achtundvierzigeinhalb!« Jn diesem Augenblick klopfte es an oie Thür. Der Kammerdiener erschien. »Ich wollte deni Herrn Baron nur melden, daß das »Eau de liz'« von Lon g und die rothfeidenen Strümpfe von ister eben angekommen sind." »Donnetiveiter, ich habe Besuch!« tief Baron Fritz ärgerlich, indem er die Asche seiner Cigarette heftig an dein Rande eines silbernen Ascboeeliers ab klopfte. Der Rairiinerdirner ver schwand lautlos »Nun, meinetwegen brauchst Yiixias nicht zu genirem max- oaz »von de iii:s«· anbetrisst,« sagte läckielnd von tfllerm »Man-ich ich wirklich iinde, das-, Zu eg gar nici,t nöthig bastt« Baron Fritz stand jetzt dicbt doi sei nein Freunde und riet-nie seine stcilts liebe Gestalt stuii ani. « n, ich denke, ich seixe riccls ganz gut aug?« »Na, aber dorziigiichl Unter unk geant, ich glaube, Du könntest noch gefährlich werden! Und dann, abgese hen von Deiner eleganten Persönlich keit, Du hast einen vortrefslichen Cha rakter, bist beliebt bei Hose und über haupt in der ganzen ersten Gesellschaft, bist Majoratsherr »aus, don, zu u. .·s to.«, Reserveossizier beim Kümmer Regimenk Köniains Was willst Du noch? Jeht sehlt Dir nur eine reizen de «unge Frank« Der Baron hielt sich in cherzhaster Entriistung beide Ohren zu «Ja, ja, ich kenne Deine und Deiner liebenswürdigen Frau Liebtingsideek Das wäre ja schlie lich auch alles ganz schön, wenn — nur die Schwiegermut ter nicht wären! Aber ich habe einen unbeschreiblichen Abscheu vor Schwie germiitternt Wenn ich mir eine solche vorstelle mit dem unvermeidjichen Ka potlzut, einer großen steifen Schleise unter dem siatklichenDoppeltinn, einem kräftigen Embonpoint, einem Paar runder, eiqenthiirnlich bestimmt blicken der Augen und dazu —-— die bekannte Energie -— nein Lothar, das kannst Du nicht verlangen!« »Aber, nun thu’ mir den Gesallen.« fiel der Ritlmeisier ein, »und komm’, die Pferde können nicht länger stehen« Vor der Hausthür stand längst ein elegantes Tandem mir zwei feurigen, hinter einander gespannten Rappens welckke der kleine, slotte Groom Mühel hatte, in Ruhe zu halten. Endlich erschienen die beiden Herren nnd stiegen ans. ( l Baron Fritz tutschirte. Und wie lut schirte er! Das war eine Eleganz, eine vornehme Ruhe, welche ——— alm, jetztl lenkte er dem Brandenburger Thor.zu.· »Du machst wieder Aufsehen!« flü-» sterte non Ellern, Iem Monocle festerl in’5 Auge lletnmend. Baron Fritz verzog leine Miene. nur ijbermiithigeg Ansleuchten der blauen Augen verrieth, daß er die Worte Des Rittmeisters vernommen hatte. Einige Minuten später hielt das Jandem mit schneidigem Ruck vor dein Tittersall still. l Dcr Winter hielt seinen Einzug. Esl schneite und regnete durch einander! link abscheuliches Wetter! Desto be-1 l1a21licher war es in den konifortablen’ Räumen des Deutschen Theaters. Eine Premiere von Fuldak Zehn Minuten vor halb Acht! Es mußte gleich angehen! » Vor einem Spiegel im Foher stand Baron Friy und biirstete mit zwei klei nen Biirstcheu sein tadellos srisirtes baar flott nach rechts und links! ; Neben ihm stand von Ellern, eben falls mit zwei Bürstchen beschäftigt. »Höre mal, e·’5ritz, Du wirst heute zwei sehr liebenswiirdige Damen ken nen lernen, eine Freundin meinerFrau, die verwittwete Grösin Jlse von Dah len mit ihrer Tochter; Kvmtesfe Edcth ist die holdeste Knospe von nicht ganz tausend Wochen, wie Du sie Dir nur irgend wiinfchen kannst! Jn allern Ernst sie ist allerliebst, und vielleicht-« »Lothar, hör’ auf! Du weißt doch —- die Sehwiegermutter!" ,,Oho, da könntest Du zufrieden sein, Gräfin Jlse ist eine sehr liebenswürdi ge z rau!« »Meinetwegen! Aber tcmm’ jetzt, es hat schon zum zweiten Mal geklingelt!« Lautloo öffnete sich die Lo enthür, die beiden Herren traten in die halb dunkle Loge ein. Von Ellern stellte sei nen Freund den anwesenden Damen vor. Die Herren nahmen im Hintergrun de der Loge Platz. »Du, sie ist reizend!« sliisterte Ba ron Fritr. »Wer?" gab von Ellern zurück. »Nun, Komtesse Edith, die schlanke Gestalt mit dem annnithigen Köpfchen. »St! Um Gotteöwillen, das ist ja die Schwiegermutter!« »Wa —s- wag?« stottcrte der Baron. Jn diesem Augenblick ging der Vor hang in die Höhe. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden den Vorgängen aus der Bühne. Nun war der erste Akt beendet und lautes Beisallotlatschen schallte durch »das Haus, und geräufchvoll strönite « man den Aue-gönnen zu. Auch in der Ellern’schen Loge wurde es lebendig. »Kainz war wieder himmlisch, Ma ma! Und die Sortna wunderbar!« ertönte eine helle, tindliche Stimme; s Kcniteffe Edith stand hinter dem Ses sel ihrer Mutter und tlappte einen win zigen Elfenbeinfächer fortwährend auf und zu. ,,Tanie EllernF Du weißt noch nicht das Neucstet Toui Schmettau, Ada von Mahl und ich haben eine himmli sclze Jdee,« rief die hübsche Kleine von tausend Wochen, unaufhörlich tichernd, wir wcllcn uns den Namen »Kainz« in unseren rechteuOberarm tätowiren las k« seu· »Na, das lasit nur lieber bleiben," ’ineinte die Gattin dec- iliittineisterg la chend, »Ihr könnt Fiainz auch ohne dies verehren.« Baron Fritz begann mit wahrem Feuereiier eine lebhaste Unterhaltung niLt der iibermiithiaen kleinen Dame »Nicht wahr, sie ist allerliebst, nur noch ein bischen kindlich?« stiisterte von isllern gerade in dem Augenblick, als sich die Acnitesse hinter dem vorgehal tenen Fächer vor Lachen augschiitten - wollte. »Das-v liebe ich ja acrade!« aab Ba ron frilz etwas ersclxdpft zuriick und betupste sich init dem blaszlilaseidenen »Tas(t;entuu«;e die erhitzte Stirn. i »Das Jungsein strengt an!« neckte der Rittnieister leise. Diesinal war der Baron ernstlich böse und straste den Spötter mit Nicht iachtuna Mit der slottesten Eleganz stürzte er sich von Neuem in die Plau derei init der hübschen Komtesse, welche ihm immer besser gefiel. Ein Wohlbehagen überkam ihn — ein Wohlbehagen, wie er es noch nie empfunden -—— ein Entschluß begann in - ihm zu reisen, ein Entschluß, welcher-— »aber, wie ist es nur möglich, daß e mand so lange dunkle Wimpern ha en : kann?« dachte er plötzlich, sich in seinen ’ anmuthigen Plänen unterbrechend, und sah erstaunt Gräsin Jlse an, welche sich soeben mit sliichtiaein Wort in seine ’ Unterhaltung mit Edith mischte. l »Das ist doch eine merkwürdig hüb ; sche Frau --—« dachte er, »in der That, . siir eine Schwiegermutter -——-« E Da flog die Loaenthiir aus. » ; Zwei junae Husarenlieutenantö tra ten mit Geräusch und unter Verbeu gun en ein« » « immlischi Vetter Kurt! Siehst Du. Mama, er hat doch Wort gehal ten!« jubelte die Komtesse, indem sie in die Hände tlatschte. Baron Fritz machte ein langes Ge sicht. Seine Nasensliigel zitterten et-, was nervös. l »Donnerwetter, wie überflüssig!« dachte er ärgerlich. »Ich war so schon im Zu uge. « Mit cner ischem Ruck setzte er sein Monocle aus »Hm —— ganz nett sehens sie aus! Gefährlich?« fragte er sich in Gedanken. l ,,J bewal)re!« antwortete ihm inner lich eine siegessichere Stimme. Nun war er fest entschlossen, die Da men in seiner Lage aus alle Fälle zu bes zaubern. i Und «— es gelang ihm glänzend. Man unterhielt sich über das neue Stück, und er plauderte so geistreich so liebenswürdig, daß Alle ibm voller Bei wunderung zuhörten. Ja, selbst Kom-. tesse Edith sasz mit gesatteten Händel-en aufmerksam lauschend da; nur die bei den Husarenlieiiteitants, Vetter Kurt mit seinem besten Freunde," schauten ein wenig verdrießlich aus. Der Baron triumphirte. Jetzt war er in seinem rickrtigcn Fahrwasseri Oho » und esv sollte noch besser kommen. I Mit allgemeinem lauten Beifalls-" klatfchen und in der angenehmsten Stimmung von der Welt erhob man sich nach der Premiere, Alles schliipftel in Mäntel, CapeZ,Capuchons und son-. ftige wärmende Hüllen hinein. Auch Komtesse Edith stand harrend, das ro-» sige Gesichtchen Vetter Kurt zugewandt, und bat um Hilfe beim Mantelumle gen. Das ließ sich der kleine HusarenJ lieutenant nicht zweimal sagen, und bess reitwillig —- aber, oh weh » der Ba-. ron war schneller als er, denn schon leg-» te er den pelzverbrämten Mantel iimI ihre Schultern, und dann -—— knüpfte er ihr sr.gar das Spitzentuch unter dem rosigen Kinn! Da mußte die kleine Komtefse wohl zufrieden fein, denn sie lächelte ihm »Dank« dafür. Und Vetter Kurt? — Ja, wenn sei ne Blicke in dieser Minute Dolchspitzen gewesen wären, so würde der Baron" unrettbar verloren gewesen fein. »Auf Wiedersehen, Herr Baron, und nicht wahr, Sie besuchen uns bald«?"l sagte Gräfin Jlse mit liebenswürdlgem Lächeln, während er galant seine Lip pen auf ihre schlanke Hand drückte ,,W·enn Sie gestatten, Frau Gräfin,s es wird mir eine Ehre sein!« erwiderte er, indem er den Damen beim Einstei gen in die draußen harrende Eanipagei behilflich war. Dann Verneigungcn hier, Grüße dort, nnd der Wagen rollte; in die Winternacht hinaus· I Der Baron sprang in sein Kupee.' Von Ellern hatte den Freund geleiteH »Nun, Fritz, wag sagst Du, die Da-. nien sind sehr lieheithviirdig?« fragte der Niitmeister in der Eile. »Ah! Jch hin entziickt!« rief der Ba-. roii in brillantester Laune, ,,h·citte es übrigens nie für möglich gehalten, das-, eine Schwiegermutter so tleine, rosige Ohren haben tann!« »Aber sie trägt ia einen ,,Rapokhui." » »Ich bitie Dich, es ist ja nur ein»Ra-s Pothiitchen« und noch dazu aug tltosa Seide mit Veilchen! Wunderbar! Auf Ehre, allerliebsteSchwiegermama! Und jda,in Komtesse Edith -- s- ah!!« Der Ba ron seufzte entzückt tief auf· »Also auf morgen im Kiisino!« rief von Ellern. ,,Jawohl, auf niorgen!« winkte der Baron. Das Kupee flog von dannen.. --—- Vetter Kurt und sein Freund lenk ten, nachdem sie sich von dem Ellern’ schen Ehepaar verabschiedet hatten, schweigend ihre Schritte den Linden zu. »Was sagst Du zu diesem Baron?«» brach Erfterer das Stillschweigen. Er sticht uns alle aus!'· i »Leiderj« seufzte Vetter Kurt, sich heftig den Schnurrbart ftreichend. ——» »Wenn ich dächte, daß er und Edith-——« »Er ist ja für sie viel zu alt!« »Die alten Herren sind manchmal die schlimmsten!« meinte iturt besorgt. »Wenn er wirklich Eindruck auf Edith machen sollte —« - »J, warum nicht gar! Komm! zu Dressel, wir wollen unseren Jammer niit einigen Gläsern Sett hinunterspä len!« »Gut —- fpiilen wir —— « sagte! Kurt melancholisch und folgte gesentJ ten Hauptes-« feinem voranschreitenden Freund. Jn desto gehobener Stimmung le sand sich der Baron aus der Heinisatsrt durch den schneebeckten Tl)ierg.irten. Wie das glitzette und blitzte aus den dunklen Zweigen! Wohin er schaute, erschien ihm Kom: tesse tfdiths holdes Gesichtchen. Allei lei verlockende Pläne umgautelten ihn, und nun st er träumte: Er saT;, neben Fiomtesse Edith aus einem vrnI sechs weißen Tauben gezogenen Feen wagen, wie er ihn neulich im Ballet aes sehen hatte, und so schwebte er mitEdith weiter und weiter -—- aber, o Entsetzen! Was war denn das? Plötzlich tauchte neben dem Wagen eine große dunkle Gestalt aus. Wahrhaftig! Das war eine kolossale Schwiegermutter! »Aut« ries der Baron auswachend, denn er hatte sich ganz empfindlich den Kopf gestoßen. Er war zu Hause· s heftig Flog die Wagenthiir aus, und; ebenso he tig slog die glimmende Ci garctte in den glitzernden Schnee. l Aergerlich stieg er die teppichbedeckten Stufen hinaus. Die tolossale Schwiegermutter hatte ihm die aanze Stimmung verdorben »Johann, mache mir ein Brausepul ver zurecht!«· rief er mit donnernde Stimme. »Man muß nicht an Träume glau ben!« sagte Baron Fritz energisch. Als er am nächsten Morgen mit Behagen FeinenKassee getrunken, machte er sorg » ältig Toilette und — suhr zu Gräsin Jlse und Kointesse Edith, um sich nach dem Befinden der Damen zu erkundi gen. Dieser erste Besuch des Barons blieb nicht der einzige. Baron Fritz wurde ein oft und gern gesehener Gast in den kleinen eleganten Palais der Gräsin Jlse in der Wilhelmstraße. Fast stets sah man die beiden Damen in Begleitung des-z Barong, bald im Theater-, in stonzertem aus der Sie geåallee im Thiergarten oder aus einer» gemeinschaftlichen Schlittensahrt aus dem Kursurstendamrm Die Berliner’ Gesellschaft wurde aufmerksam. Aha! Das hatte etwas zu bedeuten! s Und als nun gar der Baron als ste ter Begleiter Fierntesse Editls’s auf der’ Eisbahn des »Neuen Sees« erschien und schließlich aus einem Kostiimfest bei dem österreichischen Gesandten als Partner der Komtesse in einer graziö-s sen Schäferquadrille mitwirkte, da wurde erst leise, dann etwa-. Lauter ge fliistert — doch man wollte nicht in diskret sein. Jedenfalls-H wurde schoni ganz im Stillen eine Gratulationskur in großem Stil geplant. I I I Einer der Herren Minister hatte die Güte gehabt, mehrere seiner Solon-Z einem Wohltliätigleits-Comite zurVer siigung zu stellen, und so war ein Ba zar auf das Glänzendste eröffnet wor den. Der Baron hatte, um seinSchärf lein beizutragen, eine Champagnerbu de mit dem exauisttesten Jnhalt geflis tet und dieselbe so reizend ausgestattet, daß der kleine Tempel den Glanzpttnft des ganzen Bazars bildete. Und daß die anmuthigen Berläufe rinnen, welche hinter diesem Kredenz tifch ihres Amtes walteten, Gräfin Jl se und Komtesse Edith waren, Erstere in weißer Seide mit Veilchen, Letztere in resa Seide mit Orangenblüthen ge schmückt, cvar natürlich selbstverständ lich! Ebenso selbstverständlich fand matt es, daf; der Baron die Champag nerbude beständig umlreiste, und zwar mit siegegstrahlenden Augen, die aller Welt verriethen, was nun« endlich --— »Js ja Unsinn! Jch glaub’5 nee) nicht!« leuchte der dicke Schniettau, nor dem nahen Delilatessenbiiffet stehend, und schlürfte mit Behagen eine Auster nach der anderen hinunter ,,.5iornmen Sie, meine Herren, wie wollen ietzt unseren Wohlthätigkeit-stri but auch der Champagnerbude brin gen!« rief er einigen Offizieren zu nn ter denm sich auch Kurt befand, welcher seit jenem Abend im Deutschen Theater ausfallend blaß geworden war! Nun standen die Herren ver der Champagnerbude ttnd ließen sich den sclniumenden Trank von den zierlichen Händen der beiden Damen kreden3-n. Die Stimmung wurde immer bril lanter. Nur Baron Fritz stand tnit leicht gerunzelter Stirn unter den an deren Herren. · Ueberhaupt war in der letzten Zeit ein wenig nervög geworden; feine Be miihungen um die niedliche Kotntesfe waren doch etwas anstrengend Jhr zu Liebe hatte er das Radrln gelernt! Oh! Und tvie viele blaue Flecke hat te er davon bekommen! Es war eigentlich abscheulich! Er ritt, er lutschirte, er lief Schlitt schuh, er tanzte und malte! Und dass war ihm alles noch nicht genug! »Die se tausendwöchigen Damen haben eine bewundernstviirdige Kraft und Aus dauer!« seufzte er im Stillen· »Auf das Wohl der Damen!« tönte es da neben ihm mit Regeisterung Nun mußte er natürlich mit ansto ßen. Er bat die Komtesse um ein Glas Champagner. Wie das schäumte und verlie! Und wie ihre Augen dabei lachten ttnd strahlten vor Lebensluft und Uebermuth! Dicht daneben stand Kurt. teinen Blick von der reizenden Cousine verwendend. Nun erhob der Baron dac- Glag und wollte mit der ihm eigenen Eleganz und Sicherheit-— Aber wag war denn dale Seine Hand zitterte! Wie unangenehm! Ja, warum zit terte sie denn eigentlich? Er iirgerte sich iiber sich selber —-— iiber Romtesse Edith über die ganze Champagnerbude. Aber das mußte ein Ende nehmen. Er faßte im Stillen den Entschluß, so bald wie möglich nach Baden —- Baden zu reifen ——- natürlich in Gesellschaft seiner jungen Frau. »Klirr!« tönte es da. Der Baron hatte in seiner ljsrregung mit dem Champagnerglase gegen einen Armleuchter gestoßen, das Glas war seiner Hand entfallen, um eI im Fallen festzuhalten, hatte er nur in die Scher ben hineingegriffen! Daß ihm auch das noch passiren mußte! Und zum Ueberfluß blutete auch noch fein Fin ger! »Aber, lieber Baron, was machen Sie denn da?« schnarrte der dicke Schmettau, »Sie waren doch früher nicht so nervös, inn!« Die Komtesse kam mit einem weißen Tüchelchen nnd einer kleinen Schale voll Wasser-, um des Barong Finger zu verbinden. Wie rührend! Der Baron sah triumphirend um sich. »Es thut mir immer M leid, wenn einem »altm« Herrn ein alheur pas sirt!« sagte Edith unbefangen und beugte sich mitleidig über den verwun deten Finger. Dem Baron wurde schwül zu Muibe. »Alter Herrl« gellte es ihm in den Ohren. gerissen! Je Herren bissen sich auf die Lip pen. ,.s)onnerwetter, die kleine Komtesse hat dem ewig jungen Baron eine tuu,-; tige Lcktion gegeben!«· flüsterte vor-.v Schmettau den anderen Herren le;se» zu. k Eine get-rückte Stimmung lam« schnell über die kleine Gesellschaft l Man empfahl sich bald. I Der Baron fuhr nach Hause und verwünschte den Champagner und —I die jungen Damen von tausend Wochen! I Ab:·, vergnügt vor sich hinpfeifcnd · trat Kurt seinen Heimweg an; so lei XII war ihm lange nicht ums Herz gcwe I sen! Er lächelte. »Wenn nun am Ende, doch noch — — —- I Einige Wochen vergingen, der Kar neval war vorüber-. I J. -t- -I. . . 1 Er war aus allen seinen HimmelnI s Der Rittnieister von Eltern war mit seiner Gattin erst vor Kurzem vonl einer längeren Urlaubs-reife zurückge kehrt, und sein erster Besuch galt na türlich dem Baron, um sich nach dessen Befinden zu erkundigt-tm Gedämpften Schrittes ging er durch die wohlbe-· tannten Räume, um den Freud zu überraschen; nun klopfte er an die» Thür, welche zu des Barons Arbeits-; zimmer führte; aber Niemand miton tete. Er öffnete leise und schlug die blaue Sammetvortiere zurück Erstaunt überflog sein Blick das trauliche Gemach i Mit langen Schritten wanderte Ba ron Fritz auf und ab, während seine treue dänische Dogge ihm emsig Schritt» für Schritt folgte. ( »Guten Morgen Fritz! So in Ge danten? Wie geht’ s? Wir haben uns lange nicht gesehen!« s Erschrocken fuhr der Baron herum: »Ach, Du bist’s! Verzeih’! Jch hatte Dein Kommen überhörtl Willkommen in Berlin!« »Nun, wie ist es Dir ergangen? Wie steht es mit Komtesse Edith?« Der Baron stand still. »Es ist alles anders gekommen! Jch heirathe die Schtoicgerniutter!« ,,Wa———was?« rief Eltern aufsprin gend, urn sich im nächsten Augenblick kraftlos wieder auf die Chaiselongue niedersinken zu lassen. »Wie es eigentlich gekommen, weis; ich selber nicht, jedenfalls habe ich ein gesehen, daß eine Dame von ,,ztveitau send« Wochen doch auch noch sehr in steresfant sein kann Ja, und dann — weißt D11——« stotterte er etwas ver siegen, »die jungen Damen von tausend Wochen sind mir doch etwas —- —na, m t .einem Worte: etwas zu »babhlite«! sWeifzt Du, solch ein Entschluß kommt Ilsinem manchmal so plötzlich, und — !es ist besser so!« «llnglaublich!« stöhnte Ellerm nole immer starr vor Staunen. i »Ja, und was das Schönste ist -——« 2sagte der Baron, »Gräsin Jlsc wde snun schließlich doch noch Schwieger mutter!« »Wie ist es möglich? Und wessen denn?« ,,Edith hat sich mit ihrem Vetter ver lobt Du erinnerst Dich doch des jun gen Husarenlicutenants!« »Natürlich, natürli ch!« rief der Ritt meister. « »Auf diese Weise werde ich also Schwiegervater!« sagte der Baron mit einem resignirten Seufzer. »Hurrah! Es lebe der neue Schwie gerpapa!« rief von Ellern· »Hm —--- weißt Du, Lothar, das ein zige Unangeuehnre bei der Sache ist. dass die Komtesse mich beständig »Pava« nennt, und noch dazu vor allen Leuten! Schauderhaft!« Eine merkwürdige Heilung. Auf höchst sonderbare Weise bat jiingst der Dotter Michem ein vekann ter nglisifer Jr rennt-t, einige seiner Kranken geheilt, die an Schnwrrnith litten. Auf die Beobachtung iuriictacv tend, daß ein plötzlicher Schreck in nunchen Firanlleitls fällen eine unei nmrtete Heilung hervorbringt griff er Zu folgendem Mittel Jeden lJtvrgen setzte er sich hin und schrieb an die be treffenden Patienten anonvme Post tarten, die von den nnerhbrtesten Be leidigringen strotztm Der iciithende Olergez den diese von unbekannter Seite herrührenden liebenswürdigen Schreiben den Empfängern bereiteten. die Anstrengunan, den Urheber zu entdecken, die gewohnte Aufregung-» das Alles bewirtte, dass die Kranken ilsren hypochondrischen Gedanken bald viel weniger nachhinaen. Es diirste wohl nicht oft der Fall sein, daß Acr aer eine so seltsame Wirkung ans iibt! Wurst wider Wurst. Pafiorr »Ah, guten Momen. Herr Major. Wie befindet sich Ihre Frau Maionaife?« Major: «Danie, recht a«ti, Herr Pa ftor. Und wie aeht eLI denn Ihrer Pa stete?« — - Dame: »Möchien Sie nicht ein mal den Walzer etwas anders probi ren?« —- Junger Herr: »Wie meinen Sie das-, gnädiges Fräulein?« —- Da me: »Sie könnten mir gelegentlich mal auf meinen lintanuß treten, der rech:e , ist schon halb zerqueischt.« Tonstüh --·---· Dct is wol mennicheen'n non uns pCssxt,« Dat lfe cn eeneu sij recht got-den A « « JTUIU N-: Sak to ftnn’n mer«-m dir sit nich ge1)ü51, « Un wur« he em :n.::! cer das Wust um günnL Hüt hett he ’f Han ganz vull densonz ke drijrt ihm Allem un graben-tun sit dir Mal Upt ern De Unnerhkllung xsmiz en atmern Strich Un wart Ekel jöflicki im, denn szcit dm nirI3F En atmet MFL m gar-g fe still to ant Na Firabent butcn jn he Vlbcntfiinn, Ein jeder swicht, — nur wirt ’t do biftc Tit; Nu kann he grad drit rcckztc Wust nich sinn. 1 Mal wedder fürs-i Eint qanz von fülin so mit: Te Frünt beföcht ens, sengt Don ähnlich Sein To spreken an Im iL Irr-von Iork:’!; Dort lett sik ganz Don sit du te Lim nurtci m( en: Je wat ik ümmex all mal scqqcn wull’ Puck! Puck! —- «.L)e1-cjn· drct di der -——sij. Strrl Schrifterk fKiinn di ok nich m l;ei!icl) Dumm wehrt En por Minuten hin-) im, wo Zeit ’: Isi; Un de Geleaenlsseix 19 skkddcr k,eidi. Nu will he ’t Tcl.1kt»:::i, stcit cik rich tich bi, Schrift heu, stritt us pp trcr weit r em dcf nie; Nu is he enjlick far?«-ici), lest dat öder: Herrjz dat hiitt sit all Zu lsuskrich an, Dat l«,e em bat unmöglich schiten kan. Ne, ne, dat Svrclcnt txt-St km doch mit letnch So ritt be ’t denn cum-u Un sich ’t ’sp1 Eli-m Dor wir nns’ Hex-r Pcltntz ctt bra ven Man. De hadd sik ok mcl lang mit kümme fchrxen. .. Wil dat he mcen1, das jcnn sksn oft so vört Kem sin oll FLissktt de Klöster, in de Tean bröcht he fort-n Or Dunst mit sit Lerci-m De em en beten exkn qejstlich sek;in’1. J, wenn em ok Di Stein« odder Rini töv En Druppen mir »- 2ee!)i ji«-« achiee de Binn THE ’Wir sind ja Alle snkmuckpc Menschen ; Einw» ! Ein Tröpflein nun-n We nd, mehr oder :ninde1-’ --— Alleen in Amtgnessheften un ui krieu Stücken« An ’n belügen Doch ne- Dnvvclkärrx w täten Tat wir em sir Vexsdsscctlich ic) ent kecker-» He wull un ntiiit nij ein iscråsver spre ken. He wull, lje irrk sit, such dat nech mit an. ’t was dcch too sclnnmkich vi.sr den kllen Man: Un kort nn grot, dat kam, so as ik secht bevo! Dat is sann esse-en Dink: hätt, ob il Reclst lxevvs Gens Siinndack Momensz nmnmhe sit denn vör De Snk von ’n Harten nss1l censz rnn to rekkn De Köstcr wegrman Hist bs ein inm sen Em aftchnl’n, un sinnst noch me de Töt. De Dach Was f(5«ö.s: kn: wir recht feicks lich, Un sin oll Friint fact- sn irwiirdich nf; En chenblid lsefiänn Te Psther fik, Illlcen bat füll un Hiist doch nu lJenxL »Mein alter Frecrifh tun dienenGoit . dein Herrn, Vetträglich Irr-n schm- nmuchc Im : und T.».:;«». Ich habe auf den-. Herzen chs Frage Und hoffe, daß mein Hm- Frcsmd mir ocrn Am heil’gen Summa reine Wahrheit sage! Wir sollen heut vak- Erntedsmkscst hal Ecnx Wir hebko Ursat. skösjim ei dFkaZ Jahr War gut, so rcsclit ein«-g non den alten, Wie es in unsern jungen Jahren wac. Nu will wi ol in Driulm und DIE-text Uns’ Herrgottsqaben recht mit LUIat ’ geneckten I Wi haddcn long nich smm qoot Miss s tenjor; i eZe segg’n de Weit, de lictt bot ttrclste Kum: Un Mictlxem rein so ljrch asH stch un s Turn: « Un ok bat leeve Am iei just nich rot-, - Tomal de Appeln Im de Plunnn':1. ’ blach vull! Un denn de gelcu Fläg Schampaunä s Raps Gott-s ch’n! Na, Abstim, wai ik seg qen wull: Sc drinken mitunncr ot mol) ’n lüttess Sucng« De Köster steit dor recht andechtich bit »Jk dunk, Ehrwiirden. es- iH mich noch zu srjil1!«