Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 28, 1898, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Cur Usu emuts sstreiov aus dem
Jemzusjaßre 1866. —
Der Kanonen - Donner von Konju
gratz ioar verstummt, die Militärkom
uatirzi in Nikolsburg abgeschlossen,
die große Parade der l. Armee vor Sr.
Matesm auf dem Marchfelde im Ange
si.-.,t vcu Wien vorüber und schli-f:!irii
ern J- -. August der Friede von Prcg zu
Eiern-e octonmm
Am 22. Juni waren wir von Gor
litJ» bis wohm wir von unserer Garnis
ion aus mit der Bahn befördert wo:
km aus-.·«cbs.«rschen, am 20. Juli- stand-n
wi: vor Wun. um nun am ")—1. Anani.
tm tier alk- stolkc Sieger Elbe-. das-«
Essährichjc und Exzpebirqr. sjbjr Jn
oInL Jg:.:1«. Prag und Dresden oen
Ssk1-ckmar-s;y auf Berlin und ir! dir Hei
mcsth nun-freiem
Nach :t,esltreise recht heißen und an
s:·s.·(ngenl.-en Marschtaaen erreichten Esvir
arn xten September dag lente Quartier
vor Prog, woselbst wir Offiziere auf
den! stattlichen Schlosse des Herrn von
X. freundliche und auch in materieller
Hinsicht vorzügliche Aufnahme fanden.
——— Sehr getrübt aber wurde unsere
Freude durch das hier auftauchende Ge
rücht, daß unser Korbe nicht nach Praa
kommen. sondern, diese Stadt östlich
umgebend, dirctt auf Dresden weiter
marschireu tolle.
ei Meilen nur von Praa entfernt
— ie Taschen voll Geld und nicht hin
einkommen ——, die einzige Gelegenheit,
es je zu sehen, so unbenutzt vorüberge
heu lassen? En unmöglicher Gedanke
siir uns junge, unternehmungslustige
Lientenants.«
Aber —- tvas thun? —- Den Kom
paanieführer bitten. auf einiae Stun
den hinüber-fahren zu dürfen? Vielleicht
erlaubt er es ohne Wissen des gestren
gen Bataillons - Kommandeurs.
»Ja, meine Herren· ich kann Ihnen
das nicht gestatten, thun Sie, was Sie
wollen, ich weiß von Nichts —- aber
morgen friih 5 Uhr steht das Batails
lion zum Abmarsch hier vor dem
Schloß bereit!«·
Das genügte. Bald saßen wir zu
Vieren —- seit dem Verlassen unserer
liesmathlichen Garnis on zum erstens-Has
le wieder in tadelloser Uniforn und —
,Lacksiieseln« — in den weichen Pol
sterlissen der Kutsche unsere-: liebens
würdigen Quartierwirthes und roll
ten seelenbergniiat durch die sonnean
schienene Herbsilandschait dem ersehn
ten Ziele zu.
Nach anderthalbstünbiaer Fahrt stie
gen wir in einem ganz in der Nähe deH
eben pas-litten Stadttbares gelegenen
Kittel Prags ab, bealiickten den Rut
scher mit einem fürstlichen Trinkgeld
und eniließen ihn mit dem Bemerken,
das-. wir, um die Güte feines Herrn
nicht länger in Anspruch zxt Zieh-rieth
am Abend mit einer Prasrer Drolchle
ins Schloß zurückkehren rsfirden
Mit der festen Bernh-redan Punkt
O Uhr Abend hier irr-. Hotel uns Die
der Zur Rückfahrt ««.usa1n-.:enzu2"inden,
trennten wir uns.
An Lebens-fahren der Aetteite -— ich
war im Feldzua 1864 aus riet Land-—
wehr zur Linie überaeireten s— traf ich
pünktlich um 9 Uhr in besaatem Hotrl
wieder ein« aber wer nicht lam. das
waren die lieben Kameraden Es
schlägt i. es schlägt h und F 10. —
Eudllch erscheinen in sehr vergniigter
Stimmung Zwei. Aber wo bleibt der
Letzte? Schließlich stellt in rosiger
Laune auch dieser sich ein. Schnell
wird der bestellte Wegen bestiegen und
im scharfen Trabe gehts zum nahen
Thor, welches nach kurzer Auseinaw
derletzung der wachhabende inizier
der biederen Prager »Bürgerwehr« uns
öffnen lässt.
Vom Thore aus- gehen itrahlenförs
miq nach verschiedenen Richtungen die
Straßen auseinander. alle mit turtae:
haltenen lebenden Hecken einaefaßt und
genau einander gleichem-. s-— Jetzt rich
tet der Kutscher an uns die seer Heime
mäße Frage, wohin ei denn eizientlich
fahren soll? — Ein jäher Schreck fahrt
uns in die Glieder, — ja « wohin?
Rathlos und stumm blicken wir uns
an: Keiner von uns hatte eine Nimm-ex
wie unser Quartier heißt. in welcher
Richtung es liegt, von welcher Straße
wir gekommen
Nur so viel war uns erinnerlick-., das-,
wir etwa eine halbe Stunde vor Prag
einen kleineren Flecken vassirt hatten,
auf dessen Marttplatz das mit einem
Thurm derselene Rathhaus stand.
»Aha« —— meint der Kutschen —
»nun weiß ich Bescheid, steigen die Her
ren nur weder ein« — Wir fahren und
fahren, aber kein Marttflecten läßt sich
blicken. Inzwischen hat der Himmel
mit drohenden Wolken sich bezogen, es
wird stocksinster, und bald strömt der
aus den vielen böhmiscis - mährischen
Biwacks uns sowohl bekannte Bindfa
denregen vom himmel hernieder. Ini
met unheimlicher wird uns zu Muth,
verschwunden ist jede Müdigkeit, eine
furchtbare Ahnung beschleicht uns:
»Wir sind aus falscher Fährte!«
Da — plötzlich — ein lautes: »Halt
—- Werd-ask
Mit einem Ruck hält der Waan mit
ten aus der Straße. Wir springen
heran-. Vor uns sieht ein preußische
Doppelposien mit Examinirtrupp. i—
Born säh-M desLetteren erfahren wir,
daß das ImmkorpL zu welchem er ge
hört, bereits in Praa gewesen und nun
ssf dem Wettermarsche hier herum in
- Marsch-markieren liege. —- Q tempora,
· zum-l —- Also hatten wir gerade die
k- Riehtung eingeschlagen,
— « see las-e- ja noch »m« Vmg
seh MCWM Dadurch
M W , einige Fläche aus
« W w Mk M Weitere-l
nach Prng zurück —- Riessseiiz aller-(
rings das Klügste, wa r thun konn
te. Nach abermalige: dreiviertelstiin
diger Fahrt halten wir wieder vor dem
, Stadtthore. Kein Zureden. keinTrint
geld vermag den störrifchen Rosselenker
zu bestimmen nunmehr einen anderen
IWeg einzuschlagen. Er tlingelt« am
Thor, fährt brummend hinein, die
mächtigen Thorflügel schlagen hinter
ihm zusammen, und wir —- stehen
Irotblos vor dem verschlossenen Prog. !
; Jetzt wurde die Lage veinlich. ·
Wir hatten alle Vier den Fetdwq ac
Jpen Diinemart mitgemacht waren in
zder Nacht des 29. Juni im feindlichen
LFeuer über den ALsensund Gesetzt, bat
;ten bei Sadowo stundenlana im Gra
inatenseuer der Oesterreicher gestanden
und mancisen Eturin erlebt. sit-er zoag
Zwar das Alles qepen die Aufreax:ng.
s welche jetzt unserer ichuldbelndenen Ge ·
wissen sich bemächtigte!
» »Um 5 Uhr steht das Bntaillon tun-;
I Weiterrnarsch bereit«, so lictte derKomi
pagniesiihrer gesagt, nnd hier standen
wir nun rathlos, von der menschlicher
lHilfe so weit«in kinsterer Mitternacht
»und in strömendern Regen vor Pragz
verschlossenen-. Thcir. 1
Was nun? Hier stehen bleiben und
die Morgendämmerung abwarten? —
Unmöglichl — Also: »Vorwärts«
llautete die Parole. nur sort von hie-,
ifort von dein abscheulichen Prog, und
zwar so schnell die Beine uns trage-i«
» wollen. · »
· Jm Marschiren hatten wir ja hin
reichende Uebung. freilich aber nicht in
»Lackstieseln,« die wir jetzt zu allen
Teufeln wünschten Aus gut Glück
I wird ein in entgegengesetzter Richtung
«siibrender Weg eingeschlagen —- Wir
peitschen und peitschen, das Wasser läuft
«uns am Rücken herunter big in die
Stiefel, die Vorstand aber. die Vor
Istadt mit deni cxctliiirmten Rathhaus-,
; sie kommt nicht.
s So waren wir in wesentlich andere
zStirnniung als bei unserer Herssbrt
Iwolsl eine halbe Stunde in wahren
Sturtnmarsch menscan als mir scie;
Ilvärts der Landstraße in einiger Ent
i fernung ein Licht erblicken.
z Ein Licht inmitten dieser unheilvol
llen Finsterniß. Und wunderbar, als
xcb dieses Licht uns Rettung drinnen
; müßte aus der Noth. —- tvir attnneten
Eerleichterten Herzens aus. Durch den
j tiefen Chcusseegraben, querfeldein über
zrserschiedene Decken und eine niedriae
Gartenrnauer führt uns der Weg in ei
I nen partartigen Gaxten und dort end
, lich an das erleuchtete Fenster.
l Wir klopsen Es ist der Partie: ei:
zner stattlichen Viller. der nach unserem
IBegehr zu fragen scheint, — scheint, —
;de·nn er sprach tschecliiset und verstand
i kein Wort deutsch. Nur soviel machten
z Evtr ihm tlar dutchGestilulationen, das-,
er das Hofthor uns ifssnenund den
Herrn des Hauses Decken solle.
Bald schen wir in den Corridoren
des Hauses Lichter sich hin und her be
wegen, und jetzt erscheint in dem sich
ösfnenden Hauptportale die hohe, Vor
nehnie Gestalt eines beiabrten Herrn in
rothplüschenem Schlafrock Er er
tennt uns sogleich als vreußische Osti
ziere, nöthigt ungeachtet unseres
schmutzbespritzten Aussehen-Z in gutem
Deutsch uns höflich in eins-Zimmer und
nimmt theilnehmend unseren Bericht
entgegen. «
«-r.0·k C
JU, lllklllc -1«,’-(Llcll, UU lUUlUc qslfltcll
ja gern helfen. meine Equiaaae Ihnen
mit Freuden zur Verfügung stellen, bin
auch meilenmeit in1 Umkreise hier he
Urtheil jener, die jene Lichtfiille, jene
kannt, aber rrenn Sie mir weden den
Namen Jlireå Quartietwiribezs, noch
den deg- Orteg nennen tönnen so weis-.
ich ja beim leiten Willen nicht« wohin
ich Sie fahren lassen soll! Könnens-te
mir nicht Wenigstens dag Schloß oder
die Persönlichleit des- Besitzers näher
beschreiben?« '
Während ich nun mittheilte, von dem
Fenster meines-, nach dem Schloßpnrt
hinaus gelegenen Zimmer-J ein kreis
förmiges, von schwarzem Marterort-an
de eingesaßteg und mit Schwanen de
völlertes Wasserbassin kemerlt zu ha
ben, und ein anderer Kamerad ein Bild
des Schloßhetrn zu entweifen versuch
te, rief unser liebenswürdiger Willen
besitzer vergnügt dazwischen: »Ah, nunI
uin ich orientirt. Das ist in mein au
tee Freund X! Nun. meine Herren,«
sind wir aus aller Verlegenheit! Ich
gebe sofort Befehl zum Anspannen, und
in zwei Stunden sind Sie an Ort und
Stelle. Aber nun schnell einen Kon
nal und ein Gliiåchen Portrvein, dag
wird Jhnen gut thun«
Wir strEmten utser von Glück und
Dankbarkeit, und nie hat ung ein Glas
Portroein herrlicher aernundet. z
Wann drüctteu wir die Hand unse
res Retters und bald saßen tritt aber
mals in einer herrschaftlichen Equipas
»ge, deren sanftes Wiegen uns schnell
lden festen Schlaf der Jugend finden
Wiese.
i Als der Kutscher, die Waaentbiir
l öffnend, uns writte, leuchtete von Osten
I her das erste Morgenrotlt uns entgegen,
" der Regen hatte aufgehört, und wir be
fanden uns wirklich und wahrhaftig im
richtigen Kontonnement. und zwar-, «
wie wir wohlweiatich dem Kutscher at
fagt hatten, — nicht vor dem Schlosse
selbst. sondern mitten im Orte. denn
das Rollen des Wagens sollte »Mein
störenl« l
Mit llingender Münze trugen wir
dem Kutscher nochmals unteren innig-·
sten Dank auf an seinen gütigen Deren
und eilten schnell, doch möglichst ne
ritnschlps in unsere Zimmer auf dem
Schlosse, —- um flink Stunden später-,
nnd r diesmal mit Demant- und
Bett schied-, abermals durch das uns
me II wohlbekannte Um in Preis
einzurücken. — denn es war inzwischer
der mit allqemeiner Freude begrüßts
Befehl eingetroffen, daß wir nun dock
mehrere Tage der Ruhe dort pfleger
sollten. —
Niernand außer unserem wohlwol
lenden Kompagniefiihrer bat je von un
serem Abenteuer erfahren.
Von uns Vieren aber bin ich de1
einzia Ueberlebendr. —- etn alte-r pen
sionirter Stabaffizier, —- die anderen
Drei haben m treuer Pflichterfüllung
auf Frankreichs Schlachtfeldern ihn
Herzblut vergaffen und ruhen dort in
fremder Erde
Ehre ihrem Andenken!
Sternwarte-pay
’I,. —
(Von Offit.)
Die Nacht sanl herab . . . . Ganz der-«
loren in einem tiefer Sessel, einein von
den bequemen, ai: uns einhüllen und
gleichsam festhalten, in einem Boudoir,
das ganz weisz war wie frischer Schnee«
saß die junge Frau träumend. Alles
tror weiß und lieblich und reizend um
sie ber, und alles das sah ihr ähnlich.
Den Kopf aus die band gestützt, glich
sie einer blassen Rt e, einer sehr sel
tenen zarten weißen Rose, von einer
besonderen Weiße, ohne Glanz —- und
ihre großen Augen traten das Einzige,
trag Farbe hatte in ihrem Gesicht.
"Sic hatte einige Bücher und die Zei
tungen vom Tage —- —— —- Freitag,
den 13. November — — —- neben sich.
Den ganzen Tag iiber vor lauter Besu
ck;en von Schneiderinnen war sie nicht
dazu gekommen, die Zeitung zu lesen,
und nun entsaltete sie sie. .
«ßSie überslog das Inhaltsverzeich
ni .
Aus der Gesellschaft . . ..
Neuigkeiten vom Ausland: »Jn Bra
silien.«
Deputirteniitammen »Die Sirt-den«
tion der Oder."
Verschiedenes: »Sternschnuppen.«
Und plötzlich wurde durch dieseWorte
die ferne Vergangenheit in ib: herauf
beschworen und ibr Interesse wurde
mächtig angefacht. Sternschnuppenk
. Sie sah sich wieder als ganz klei
res- Mädchen, im Pianetleid und in
Strümpschem mit ihrer alten Amme
Cbristinr. Und sie erinnerte sich noch
sehr zrohl der phantaitiscben Erzählung
ihrer verstorbenen Schwester Veronita
iiter diesen Gegenstand-.
Sie lächelte bei dem Gedanken on
den tiefen Glauben, den sie damals in
die geheimnißvolle Macht der Stern
schnuppen geseyt hatt:.
Man mußte sich irgend etwas wün
schen! Z. B. viele Erdbeeren zu essen
im nächsten Sommer. rder glücklicher
Besitzer eines Spielzeztgg aus dem
,,Nain:Bleu" zu werden « turz, irgend
ein solcher Wunsch von gleicher Wich
tigkeit — — die Hauptsache war, den
Wunsch auszudentem iin gleichen
Augenblick, wie der Stern fiel.
Sie erinnerte sich genau, trie sie ein
mal Nachts ausgestanden war. im lau
gen, schleppenden Nachtlleid, wie es die
ganz Kleinen tragen, in das sich ihre
lleinen stoßen Fiistchen verwickelten —
oattz leise, vorsichtig schleichend wie die
Indiana thun, und mit unerhörten
Listen, die sie aus einem Buch geschöpft
hatte, « einer Erzählung vollSehrecken
oon den Nothhäuten —- batte sie sich
aus ihrem Bett gleiten iassen und sich
bis zur Terrasse vergewagt. Dort, wo
jede unmittelbare Gefahr abgewendet
war, hatte sie sich wie eine Schildwache
aufgepslanzt, weil beim Friihstiick ein
Herr besagt hatte, dasz es gerade in die-·
ser Novembernacht Sternschnurpen reg
nen würde.
Sie hatte gut zwanzig Minuten ge
wartet, immer wie einen Rosentranz
den Gegenstand ihres Wunsches mur
melnd, um den günstigen Augenblick
nicht zu versehler —- denn wenn man
auch nur einen Augenblick zu spät
kommt, helsen alle Bitten nichts mehr,
und der Wunsch bleibt unersiillt.
Sie hatte sich leine tinbischen Sachen
gewünscht —- wie ihre Schwester oder
ihre Freundin Clarisse es thaten —
nein ihr Streben gin höher: »Ich
möchte schön seini« Die en Sah hatte
sie mindestens sünshundert Mal wie
derkoltl —
Um etwas trauriger- caaxein yunyrr
iiber ihre Lippen.
Wie sie am anderen Te e ottsgiezantt
wurde, als sie endlich ; re Missrthai
eingestand, Da sie eine schreckliche Entri
kuna davongetragen hatte! Aber wie
nleichqiiltiq nnd ruhig hatten sie auch
die sonnen Vorwürfe Christi-eng und
sogar- die gransarne Entziehuna ihrer
LieblinaäBiichn von Gustave Aiinard
gelassen.
Trotz alledem fühlte sie sich im inner
sten Grund ihres H rzeng sroh und
sicher, daß ihr Wunsch in Erfüllung
gehen würde, denn sie hatte geduldig
gewartet, bis sie einen Stirn, einen
mächtigen hellen Stern, hatte sollen
sehen —- er war vom Himmel geflogen,
einen wundervollen weichen Bogen be
schreibend —— und ganz genau, in die
sem Augenblick, hatte sie es gesagt:
»Ich möchte schön feint« Das war also
sichert Jhr kleines Herzchen weidete sich
stolz: Sie würde schö: sein! Schön
wie ihre große Cousine, die berühmte
Laute, dre von aller Welt bewundert
wurde. —- Und sie würde auch von aller
Welt bewundert werden, sie würde aus
Böllen glänzen — auch wie Laura —
vielleicht noch mehr, kenn bei ihr waren
es die Sterne, die mächtigen, unse l
baren Sterne, vor denen sie i re
Schönheit hattet — Und das war das
Höschste Obrer Wünschen nd Träume ge
we en. —
Sie lächelt wieder traurig, ein leich
tes ironisches Läg-sieh .
Und doch war es so getmrnent «
,’ Jhk Wunsch han- sich ekfiiat sie
« war sehr schön geworden — und sie
shatte auf Bällen gegliinzt —- sehr
gegläan —
s Sie las den Artikel auf der dritten
Seite: »Wie sonderbar« dentt sie, »es
ist heute gerade der gleiche Abend, vom
13 zum 14., wie vor fünfzehn Jah
ren?«
Und wieder vertiefte sie sich in ihre
Träume, aber diesmal dachte sie nicht
an ihre Kindheit, sie dachte an die
Gegenwart.
Sie stand auf und näherte sich dein
.Fensier. Man lom.te den Himmel nicht
gut sehen wegen der hohen Häuser, die
egenuber standest Da öffnete sie das
enster und neigte sich hinaus
l Und sie träumte vor sich hin:
Was wiirde ich mir ivobl heute
wünschen, wenn ich noch an diese Frage
iglauhteP
Sie seufzte. zzhr ganzes Leben zog
vor ihr vorüb» , ihre Heirath. die auf
Uebereintommen der Eltern abaeschlosz
sen worden, dann ihr ganzes farbloser
und eintöniges Leben, das leer an Liebe
und Reiz gewesen war.
Würde sie denn niemals jemand
lieben?
Jhr Herz fängt an, etwas schneller
zu tlopsen: Er ist sehr versührerifch,
sie sieht das Lächeln seiner vlanenAugen
vor sich.
, Ein nnbeltimnites ltnbehagen erfaßt
sie — wie jedesmal wenn er sie an
sieht« —- Haben sie nicht etwas har
tes, etwas kaltes und grausames diese
Aug en? »
Sie sieht nach dem himmel: »Was
soll ich mir wünschen?« dentt sie Denn
sie glaubt wieder daran —- ihr scheuer
kindlicher Aberglaube ist wieder da,
in voller Kraft, mächtig und bezau
bernd. —- I
»Was soll ich rni: wünschen?...."
Daß er mich liebt?.. .. Nein, daß er
mich wahrhaft liebt!.... Warum ist
er doch gestern nicht aetomrnen? . . . .«
: Aber wie fehr sie sich auch zum Fen
ster hinaus-beugt sie sieht keinen fallen
den Stern. l
Und sie dentt weiter: ;
»Daß er mich liebt, ist sicher . . . Aber
seine Augen sind fa hart! —« (
Und plötzlich stillt sich ihre Seele m: t»
Trauer. ;
»Ich bin recht unglücklich«, denkt sie. -
Da wie eine Erleuchtung tornrnt es
til-er sie: »Ich möchte qliicklich fein!
Das ist es, was ich mir wilnschen
n use!"
Eine große köstliche hoffnuna stieg
in ihr auf, denn die Sterne lügen
nicht!
! Und auf einmrl scheint der Himmel
vcn unzähligen flimmetnden und be
weglichen Lichtern zu erglänzen! !
Eines nach dem anderen beschreiben
sie ihre lange anmuthige und biegsarne
Li nie
Da ftreett sie vrller Entzücken ihrej
beiden Arme aus und beugt sich vor:
»Ich möchte aliietlich fein!« murmelte
sie. mit firablersden Augen nnd einem
Lächeln ewiger Glizctfelialeit auf den
Lippen. Mehr und mehr beugt sie sich
dor, fortwährend wie eine Zauber-fors
inel die Worte nurn.elnd: »Ich möchte
glücklich sein«-« -——· I
Da plötzlich verliert sie das Gleichs
gewicht und gleitet in die Leere hinaus,
wie ein großer treißer Vogt-c
Die Sterne liiaen nicht!
Sie sites-, nicht einmal einen Schrei
aus, sie fiel förmlich sanft gegen einen
spitzen Stein, ihre Schläfe feirbte sich;
zriit rothen Tröpfchen ured das war
die einzige Farbe in ihrem Gesicht, denn
ihre grotzen Smaragd- Augen hatten
sich geichtvssen l
Scnst wurde sie gar nicht entstellt,
sie litt nicht im geringsten! ,
Sie blieb schön und aus ihren Lip-:
den .,ing ein teliges Lächeln .
—Eine aberglitubige Person die vor
überging, meinte, daß an diesem Unfall
der Taa schuld sei, der Freitag und deei
iDreizehnteW
W
sollst-erse.
» ..-..
i Ein französischer Journalift begab
sich, wie das »Journat veö Debat5'« er-;
zählt, im verflossenen Winter nachj
lBriisset In feinem Gepäct hatte ers
ein PaarStyniirschth die er noch nichts
getragen hatte; dri- tann Jedem pas-s
sieten, und der Zeitungsmann war sich«
teineg Vervrecheng bewußt. Der hel
gische Zollbeamte, der das Gepäct an
ver Grenze untersuchte, war nicht der«
Ansicht. Er spürte sofort die neueni
Schuhe auf und fragte tnit der feierli
chen Amtsmiene eines Großinquisitor5:;
»Was ist das l)ier-’«———-»Da5 find wahr-l
-sdteinlich Schuhe«, erwiderte der Zank-;
’nalist, Der den Ernst der Lage nicht be: ?
«griff. »Nein Schuhe?« ,,Jawohl,;
ganz neue Schuhe.« -—- »Aber dannk
müssen Sie ja Zoll zahlen, wissen Sie;
das-"' — Er wußte, daß er mußte,;
und er zahlte. Der Herr hat uns selbst »
die Quittung gezeigt, auf welcher vers
’aanzen Mit- und Nachwelt mitgetheilti
wird, daß er 4 Fr. 50 Cent. bezahlt!
-hat, weil er »gegerbte3 Leder« nachBel-l
« ien einführte. »Gegerbtes Leder als
- ezeichnung fiir neue Schuhe ist ohne
sZtveifel ein ebenfa- eigenartiger als
sdichterisch vertvendbarerAusdruck. Ahert
Ovie herren Zollbeamten haben nochs
weit gewählten Ausdrücke. Das soll-T
te jüngst ein fchtveizerischer AnthropoY
lage erfahren. Der Gelehrte lehrte von
einer patagonischen orschungöreise
zurück rnii einer großen nzahl Kisten,
vie patagonifche und andere S Sidel
enthielten, die et während seiner an
der abrten gesammelt hatte. Die
schweizerische Zollbethde öffnete die
Kisten und gerieth in die größte Be
Mstms und Unsre ung. Solche
are hatte man n nie gesehen.
sNach langen Berathungen theilte man
den-. Anthropologen mit, daß seine
Schädel wie gewöhnliche Knochen be
shandelt werden und den Einfuhtzoll
snach Gewicht, so und soviel auf 100,
Kilogrnmm bezahlen müßten. Der ge-:
Zwissenhosie Gelehrte war empört und
!crllärte, daß es eine Ungehöri keii sei,
iwenn man Ueberreste von Menschen wie’
i ewöynliche Knochen des ersten besten
I hieres abschäden wolle. Gegen alle
Erwartung machte dieser Beweisgrund
iEindruci. Die Zollwächter ließen die
»fiidnmerilanifchen Schädel frei ein
führen, indem sie sie in folgender Weise
’bezeichneten: »Gebrauchie Effekten
Hhalbwildet Völkerfchoften.«
W
Titus s. v. Huttenle Vetesem
’ Gewiß hat manche Leserin Wilhelm
v. Huniboldt s Briese an eine Freun
din gelesen, vielleirg aber wissen nur
wenige» dasz diese » ame eine einfache
Bluinenarbeiterin war. Charlottrhils
debrand, so hieß die Dame, war die
Tochter eines Postens-, verheirathetei sieh
mit einein Dr. sur. Diede, wurde nsch
sunfjähriger, unglücklich-er Ehe Witt «
we, verlor ihr Vermögen und war dar
aus angewiesen, sieh selbst zu ernähren.
Zu ihrem Vergnügen hatte sie zuweilen
versucht, Blumen und Blätter der Na
tur nachzuahmen Sie sing nun an,
dieses in rößerem Maße zu betreiben,
miethete Pech ein kleines Gartenhäus
chen, in dein sie mit ihren vielen jungen
Mädchen arbeitete; die Blumen zur
Vorlage und Nachahmung zog sie meist
selbst in dem tleinen Gärtchen. W. v.
H. hat sie einst selbst dort besucht, sich
sehr über die hübschen, fröhlichen Mäd
, esiehter und die anmuthige» dorti
fche esehiistigung gefreut Sie hatten
sieh als- ganz junge eute aus einer Nei
se in Pyrmont kennen gelernt, waren
drei Tage beisammen gewesen und hat-·
ten so viel Gefallen aneinander gefun
den» daß W. v. H. ihr nach der Mode
damaliger Heit ein Stammbuchblattt
zum Abschied überreichte» mit den Wor
ten: «Gesiibl siir g Wahre, Große und
Schöne adelt die Seele und beseligt das
Herz; aber was ist selbst dieses Gefühl
ohne eine initempsindende Seele. mitz
der man es theilen lann2« Dieses«
Blättchen benutzte Ch. H. nach 26 Jah-«
ren, um sich dein großen Staat-mini-·
sier in Erinnerung zu dringen und um!
seinen Rath zu bitten. Und wie lie
benswiirdig und erfreut antwortete ihrs
derselbe. Er bat fie, vorerst ein Darle- i
hen von ihr-i anzunehmen» um ein Jahrl
ihrer Gesundheit leben zu lönnen und
dann einen Beruf zu erareisen, denni
Arbeit, welcher Art sie auch sei» schön
oet nie den Menschen« im Gegentheil»
sie adelt ihn. Unter Anderem sagte er:
»D-ie Stimmungen der Seele find deiii
Walten zu vergleichen, die bald licht unt-FI
hell, bald dicht und finster ausaet iirrntj
einherziehen. III-Z laßt sieh n: cht immer
sehen, woher sie! Immen wohin sie rie
hen »aber die Sen ne verscheucht sie. Die
Sonne für das Gemiith ist der Wille
und wenn dieser nicht ausreicht, der
Glaube Aus beiden neineinsani ent
springt der Friede der Seele» den Jeder T
bedarf, ebenso der im Glanz LebendeJ
wie der mit Kummer Beladene. "
H e d w i g.
-..... ».-·-o- s s-—
essrtravaganzen einer Kaiserin. i
Jn der Pariser »Revue des deuxf
Mondeo« erzählt Fiederic Masson überZ
die Lebensgewohnheiten der iiaiserinj
Josevhine neue Einzelheiten Zu jeder-F
seit und In jedem Orte, wo sie sur
türzere oder liin ere Zeit Wohnung-»
nahm, mußte ihr ein Nevrafentationgss
Salcn zur Verfügung stehen« in demi
ellecs tvrannischer Etiauette unter-vor «
sen war. Dann beansprnchte sie einl
überaus luxutiög eingerichtetes Wohn
zinrmer in dem fie, wie in ihrem Bau
doir und Schlasziminer, hestandigBer
ünderungen und Verschönerungen vor
nehmen ließ. Allein für ihr Schlafsan
mer wurden in einein einzigen Jahre
99,982 Fr. verausgabt, ohne daß die.
Auestattung des Raumes die Kaiserin
nun auch wirklich befriedigt hätte. Die
anentuvAufnahrne ihres Troufseauo
reß ersehen, daß Napvleons Gemahlin
etwa 500 Hemden besaß, von denen
das einfachlte 200Irancs gekostet hatte.
Ihre Toiletten waren von unbeschreib
licher Pracht und zeugten gleichfalls
von unvergleichlichem efchniack. Wie
tostbar ihre Rohen genesen sein müs
sen. ersieht inan aus dem Umstande,
dasz die Rechnungen für Kleider und
Hüte in dem Zeitraum von sechs Jah
ren die Totalsi.mme von 1,«"«f).«
Franks erreichten Der Friieur Jos
vhineng war der seiner Zeit sehr he: ;
ruhn-te hoariiinstler Duplay, der für
seine Dienste bei der Kaiserin ein fähr
liches Gehalt von 42,000 Urancs be
zog Mit welcher Sorgfalt die gefall
süchtiae Frau die Spuren der Zeit
von ihrem Gesicht fern zu halten such
te beweist die Summe von 3447 Fres»
die «n einem Jahre für Puder und
Schminle verbraucht wurde.
— Ein älterer Adel. A.: »Wir stam
men aus einem Adelsgeschlechte das
Schon vierhundert Jahre existirt.«
»Ach Jvtt vor vierhundert Jahren
da wurde meinem Jrvßvater bereits der
Adel abetlannt. «
—- Neue So bildung. Lehrer: »Ver
suche einen a mit sder Präposition
»iiber« zu bilden. — Schlil er: »Das
Verd» . deö Pferd» ——— Lehrer:
anz gut, nur weiterl«'-—— Schiilkkx
»Das Pferd sptillgi« «:——Lehrer
R«ichti das P erd springt über
) . . L Schiner- ,.Dai Pferdl
Ispringt itt-er dem, daß man ej liheltl«
In der Fremde.
Wenn du in der Fremde weilest,
Lernst du erst die heimath schönen,
Lernst du, daß die schönsten Länder
Nicht die heimath dir ersetzen.
Und je weiter du gezogen«
Und je länger dein Verweilen.
Um so heißer dein Verlangen:
Könnt’ ich wieder heimwärts eilen! —
Hab’ das beste mitgenommen,
Was die Heimath mir gegeben:
Eine treue deutsche Hausfrau,
Deutschen Sinn nnd deutschesSlrebem
Deutsche Lieder schmücken freundlich
Unser keim im fernen Osten,
Unsre 'ieb’ zum Vaterlande
Kann in Japan nimmer rosten
Und das Bühleim das uns beiden
än der Fremde ward geboren,
« oll ein rechter Deutscher werden,
Wahr und treu, so ist«-« geschworen.
Held im fernen Lande also
Mir ein deutsche-Z Heim gegründet,
Dnß ein quälerisches Heimweh
Nicht den Weg zum Herzen findet.
Doch das stille, süße Sehnen
Nach der Heiinath fernen Räumen
Will ich nähren, will ich pflegen,
Und im Wachen selig träumen.
Tolio. AdolphWendt.
per-e von Moses auf Modus tin
Casella-ed
Ein Birnbanm in seinem Garten stand,
Und lakn die goldene berbsteszeit
Und die Birnen teuchteten weit und
breit,
Da stopfte, wenn s Mittag vom Thur
eicholl
Der von Nibbcck sich beide Taschen
voll,
Und lam in Pantinen ein Junge da
her,
So rief cr: »Jur:ge, w: «st ne Beer?«
Und kam ein Mädel so rief er: »Liitt
Dirn,
Lamm man riiwer, icl hebb’ ne Birn. "
So ging es viele Jahre, bis lobesam
Der von Ribdeck auf Ribbecl zu sterben
lam
Er fühlte sein Ende. H war Herbstes
zeii
Wieder lachten die Birnen weit und
breit,
Da sag-e von Nibbea: »Ich scheid nun
a.b
Legt mir eine Birne mit ins Grab«.
Und drei Tage daraus, ans dem Dop
peldcebth
Truaen von Ribbeck sie hinanH,
Alle Bauern nnd Bist-Zier mit Feierge
i t
Sangem »JesuH, meine Zuversicht«,
Und die Kinder klar-. en das Herze
set wer:
»He is dod nun Wer a: wt nng nu ne
Beer?«
So llanien die Linden Tas- war nicht
recht,
Ach, sie lannten ten alten Ribbeck
schlecht,
Der neue freilich der tnausert und
spott,
Hält Pakt nnd Birnbamn strenge ver
wahrt,
Aber der aste. vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen
Sohn
Der wußte genau, was er damals that.
Als um eine Birn ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen
Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt he
rang
Und die Jahre gehen wohl aus und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über
dem Grab
Und in der goldenen Herdsteszeit
Lenkt-let s wie-»du weit und breit
Und kommt ein Jung über n Kirch
hof htt
So sliisterts im Baume: »Wiste ne
Beer?«
Und kommt ein Mädel, so sliistert5:
«Liitt Dirn,
Knmm man körper, ict geiv Di ’ne
Birn."
So spendet Segen anach immer die
Des Ribbeet von Ribbreel aus Havels
lan
Uns dem Hüte-Jenseits
—
Der Weiszdorn dustet um 's hüneno
grab,
Ich scl)ali’ über Wiesen und Felber
hinab
Hum blauen Meer, das ruhig träumt,
Den Himmel spiegean vom Wald
umsäumt·
Ein leiser hauch die Gräser bewegt
Jet) lausche, ob nichts in der Erde sich
teg ,
Ob nicht in heißer Mittagggluth
Dkk Schläsee month-it der Minnen
tu . -
Still Alles, es webt nur leise der
Wind,
Am Zügel unten spielt still ein Kind,
Es leuchtet die Fluth jiber ’s Wiesen
geun
Und Weißdoknbiische das Grab um
blii’n.
G. D o e h le t.
— Stets derselbe. Gastwtrth Cum
Kellnek, vor dem Gast): »Wie können
Sie dem Herrn einen solch« an ehe-ate
nen Rehtücken bringen, Sie E ell« —
Gastwitth Tuns Kellnek tn der Küche):
»Mit en S e denn gleich die Speisen,
dte e n Gast nicht mag, zueückteager
Sie Esel!m «