Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 07, 1898, Sonntags-Blatt., Image 16

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    Die Islurht
Roman von gda Don-Ed.
W
GnmsnusJ
«Csonradine sprach wire durcheinan
der. Er könnte nicht fort sein«-— alle
Mittel fehlten ihm —- er tdnne sich
nids getödtet haben —- der Revolver
sei da —- man müsse ihn supen —
dann nahm sie dzn Befehl zurück und
sagte, er werde toiedertommen, es sei
gewiß —- und dann jagte sie Jasper
son förmlich fort. er solle suchen,suchen.
Sie wußte nicht, was sie wollte und
beginnen sollte.«
Phöbe trocknete ihre Thränen.
»Ich beschwor sie, doch hierher zu
kommen. Es war doch das Nackt-sie
und Einzige und Selbstverständliche.
Alm sie sagte beinahe ungeduldig:
»Was kann Adrian dabei helfen!«
Dann aber besann sie sich anders und
wollte gleich her zu Ihnen. Schon
waz sie. in ihr Zimmer aelaufen. um
ihren Mantel zu holen — da fiel sie
ohntnächtia hin. Ach Adrian, es war
schrecklich anzusehen, wi-: sie dalag. so
blech und lang in ihrem weißen Mor
genrock —tvie eine Todte. Wir les-ten
sie aufs Bett und die Petterson sitzt
kei ihr und macht ihr Umschliige. Jer
liefz aber rasch anspannen und fuhr
mit-dem Jagdwagen bis zum Schlaai
baum —- von da lief ich. denn der
Ftrßtveg ist don da an viel näher. Es
war doch das beste, Sie zu holen,
Atti-an. nicht wahr Z«
Vertrauensdoll und schon halb ae
tröstet sah das Kind ihn an. Er las
es wohl in diesen blauen Augen: fiir
sie war er der Helfer, Retter und Trö
ster in jeglicher Noth.
Er streichrlte sanft die kleinen
Hände. »Gewiß war es das beste
Und wie kalt die Fingerchen sind, o!«
Er nahm sie und führte sie zwischen
den seinen zu seinem Mund empor-, um
sie warm zu hauchen, wie man bei klei
nen Kindern thut.
»Können Sie die ganze Sache be
greifen?« fragte sie und sah zu ihm
empor, ihren Blick in seinen versen
kend, »ich nicht. Die Liede ist docb
etwas so Einfaches und Klares. Man
liebt eben. Da kann es doch keine
Kämpfe geben — ob man sich versieht
oder nicht, ob man für einander paßt
oder nicht — ich mein-: beinahe, wo
solcher Kampf ist, ist gar nicht die
rechte Liebe. Und was so drum und
dran ist, ist doch erst recht ganz gleich
aiiltig. Jch glaube, Felix bat sich auch
Gedanken darüber gemacht, daß er
nichts hatte, wie man das so nennt.
Gott, als wenn das »Da-den« wag aus
machtel Jm GegentheiL Es muss
ja sehr, sehr schön sein, viel Geld zu
haben, damit man dem lieben Manne
alle Sorgen nehmen kann, und ich
glaube, der Mann tann das gern in
solchem Fall annehmen. Aber norb
schöner ist es doch gewiß, wenn man
dem lieben Mann sagen darf: Du hast
Noth? —- ich will sie theilen! Du
kannst mir leine Kleider tausen? —
ich will die alten sliclenl Du hast vor
Arbeit keine Zeit zum Glück? — ich
will mit Dir in der Arbeit glücklich
sein. Ach, das muß erst das rechte.
wahre Glück in der Liebe sein! So
mitläntpsen, Adrian, nicht wahr? Ich
habe so vi-: l darüber nachgedacht, be
sonders In der letzten Zeit. ,wo ins
so neben einem ..... neben einem
Brautpaar . . .«
Sie verlor den Faden ihrer Rede.
Adtian sah ihr so tief, so eigen in die
Augen. Seine Finger umschlossen so
fest, so heiß ihre Hände.
»Phöbe,« murmelte er, »das ist ja
alles sehr schön, ganz wunderschön
Aber am Ende doch bloß Theorie!
Wenn das mal in der Praxis so für
Sie käme — so ne Zumuthuna
mit einem Mann, der Sie li-: bt.
und ganz arm ist.
Phöbe wurde flammend roth. Sie
wandte ihr Köpfchen hin und her »die
ein-Euer Boxlb cht
.. i a edas nursoirn
allgeminenf stotterte sie verlegen.
drian faßte sich mit Gewalt Jetzt
MUicht die Zeit, an sich selbst zu
»Natürlich —- nur io im allgemei
nen,« wiederholte er mit einem un
frieienLachen und drückte Phöbes-Hände
noch fester.
Ja, das waren süße. verständige
Worte aewesen — sie hatten ihm bei-.
Himmel aufgethanl
Wenn sie es so ansah, so mit offe
nen Augen seine Armuth anfchaute
end gar keinen romantischen Nimbusj
darum flocht — dann am Ende ließ ess
sich doch schon wagen . . . Und war
es nicht ihr vorbestimmtes Schicksal?
War sie nicht für ihn erwachsen, blühte
sie nicht ihm entgegen, hatte sie wohl
n ihrem Leben einen anderen Gedan
ken aehaht als ihn . . . War dies
wundersame Einfachheit ihres Herzens
sind des feinen nicht gerade jetzt wie
eine Offenbarung, wo die andern bei
den scheiterten an dem Ballait. mit dem
Das Leben ihre Seelen überladen hatte.
Bari siegt extEIitäe die Einfachheit
u leich ie äre
. TIme meine Vhöbe,« faate
Zwan, aus feinen Gedanken aussah
Mh, .wit wollen zu der unaliicklichen
Fee-a Das ist ieht unsrePflichtX
Oe war so innig in feinem Wesen
fe satt in seinem Geh-ihrem als er
i
f
höbe das Mit hdchen aufsetzte, i rdie
acke iim ab un sie dann zur hüte
geleitete. nd er hatte du« gesagt wie
in Kindertagen
Phöbe war kzPlan stumm und besan
gen, ihr-He ptas
Er erzählkte ihr, daß Felix sich in der
Rettiin sstation verborgen halte, und
bespraiä mit ihr, sie um Rath fragend,
at man Conradine dies mittheilen
nziisse oder dürfe, denn er hatte dor
sichtshalber jedes Versprechen in dieser
Hinsicht Felix gegenüber vetmieden.
Phöbe aber war natürlich der Mei
nung, daß alles am besten sich so ent
wickle, wie Adrian es bestimme.
»Weißt du,' sagte er endlich, »am
besten scheint mir, daß wir erst zu ihm
gehen und ihm von ihren Leiden spre
chen. Dann können wir ihr doch viel
leicht eine Botschaft bringen«
»Ja, so ist’s sicher am besten·«
Sie gingen zusammen denseiben
Weg, den Adrian Morgens nin zehn
Uhr schon einmal gemacht. Der Wind
pfiff noch immer scharf von Osten her
und zerrte Phöbe an ihren Kleidern
wärt-s und ließ Adrians Meint-: llraaen
nach darn flattern
Am Himmel stand tein Wölkchen
und die dünne Schneedecke war zu fest
gefroren, als daß der Wind sie hatte
aufstöbern können. Hart klang es vom
Boden zurück, wie die schnell wandern
I den Füße bahinschritten. Auf einer
Pappel am Wea saß eine Krähr. mit
klammernden Füßen hielt sie sich an
einem schwanken Reis und ließ sich mit
demselben im Winde hin nnd her be
wegen, der ihr Gefieder sträubte.
Adrian und Phöbe aber wanderten
schweigend dahin. Sie bermieden es,
sich anzusehen. denn sie waren beide
etwas verlegen. Aber aus ihren Ge
sichtern laa der Voralani des Glückes.
Als Felix sich allein sah, setzte er
sich auf einen Holzstnhl nahe am Herde.
Ein Gefühl körperlichen Bebagens tam
erlksend über ihn Er brauchte sich
nicht mehr zu bewegen, er brauctte
nicht mehr zu sprechen nicht mehr zu
zuhören, wenn ein andrer sprach Er
kennte ganz, ganz still sein. Neben ihm
tnisterten die hellen, ioärniespendendcn
Flammen.
Aber die Kälteschauer, die durch
seine Adern flogen, wallten auch in der
Flammennähe nicht weichen, und er
fühlte nach wie vor beim Athmen die
Stiche in der Lunge.
Was konnte das zu bedeuten haben?
Eine beainnende LunaenentzündunaZ
Vielleicht. Es lvar ihm ganz gleich
gültig.
Er versuchte an die Zukunft zu den
ken, nur an die von morgen und über
morgen. Aber seine Gedanken waren
nicht fähig, einen Plan zu verfolgen.
Wirt gingen sie ihm bald dursti
» einander
; Sein Kopf glühte. Ein verzehrender
i Durst machte ihm die Zunge trocken.
i Mübsam stand er aus und sah in
! dein Korb nach, den Adtian mit ber
z gebracht Es waren nur Sachen zun
zEssen darin, aber ein Becher. Die
) Flasche, die schon ausgepaclt daneben
stand, sah Felix nicht. Seine hände
waren unsicher Jlnn lam es vor, als
fliege ab und zu etwas Sdnvarzes an
I seinen Augen vorüber-.
Und der Durst war unerträglich-.
Die Lippen schienen ihm springen zu
wollen, die Zunge war schwer und
trocken.
Draußen lag Schnee —- ihni war
wenigstens so, als sei er über Schnee
selber hergewanderi. Er nalnn den
Becher, um ihn draußen mit Schnee Fu
fällen. Seine Füße trugen ihn kaum.
Ein Gefühl von Schwindel ließ alles
um ihn lreisen.
Er stand ans der Schwelle und sah
mit blöder Verwunderung dahStrand
Kiefernwald nnd Himmel in Karnsseb
bewegung waren.
s
l
Das war ein paar Sekunden. Dann
tcppte er vorwärts und wollte sich
bücken. Der eisiae Wind traf sein Ge
sicht wie kaltes Wasser· Das erwäch
terte und crsrischte ihn einen Moment.
Und wie er so stand, vor sich den
weißen, öden. verschneiten Strand, ;
hinter sich die Trümmerhaufen drrs
Ruine, fühlte er plöklich eine große
Hilslosigieit. «
Es schien ihm unmöglich, sich nach
dem Schnee zu bücken, und es schien
ebenso unmöglich, sich für die drei
Schritte bis zur hauswankx an der er
sich stützen konnte. um die Thür zu er
reichen, noch zu ermannen.
Aber rührte sich da nicht etwas? Da
brachen doch zwei Männer durch die
Kiefern? Stauden sie nicht still? Saiten
sie nicht nach ihm? Lief der eines nicht
zurück? Oder war es doch nur einer
newesen2 Denn nur ein Mann kann
heran.
Felix Erollte winken und rufen und
konnte nicht. Aber der Mann tarn von
selbst näher und näher.
Und pliidlich verwandelte sich die
willkommne Erscheinung in Schrecken.
Ei schien kein Mensch. der kam. Höher
nnd höher wuchs die Riesengesialt, und
rimn Brausen der Lust. vorn Donnern
der Wogen heranaeteieben, von taufend
Geräusch-n umbriilli —- eine fürchter
liche Erscheinung
W
Und während der Dauer einer Se
tunde war es wieder Jaspersom der
mit wuchtigen Schritten herantam . . .
Dann war es wieder sein Gespenst« des
sen schwarzer Scheitel an den Dimmel
ragte. Und dann drehte es sich mit
dem Himmel und der Erde im Kreise.
Vor Felix heißen, glänzenden Augen
zerrissen plöhlich die Schleier.
Dicht vor ihm stand der Mann, den
er gehaßt und gefürchtet, seit er ihn zu
erst sah, ohne zu wissen warum. mit
der Macht des Jnstinttes gegen die
Stimme des Verstandes.
»Ich hin ausgeschickt, Sie zu su
I chen,« begann eine Stimme, klanglos
s ver Errc ung.
Felix ah start in das Gesicht, dar
aus ihm der Haß unverhüllt entgegen
sprang.
Und hätte er noch denken lönnen, so
würde er vielleicht gedacht haben, wie
s:ch hinter der Stirn des andern alles
malen möge: als eine Tragödie des-·
Undanks, als eine Geschichte, wie man
ron einer edeln Frau Geld, Stellung,
Liebe erheischt und sie dann verläßt,
wenn man das Letzte von ihr empfan
gen. Er hätte vielleicht begrissen, daß
ein htutaler Sinn in allen Ereignissen
auch nur die brutalen Linien zu erken
nen vermag.
Aber er konnte nichts mehr denken.
Er konnte auch nichts antworten
»Ich —- tvill -—- hinein,« stammelte
er und streckte die Hand aus, um sich
dim andern zu halten.
Und den andern iibertam die Wuth.
Rcth ward es ihm vor Augen, und als
dir bilfeflehende Hand seinen Arm he
riihrte, stieß er sie mit eiserner Faust
von sich. Und stiesi nott- einmal und
traf den schon Sinienden mit gewalti
gem Faukschlag an die Brust. .
Nur ein dumpserTon, kaum hörbar, "
wie ein leises, letztes Stöhnen tam von .
Fel;x’ Lippen. Er fiel zurück, in jähen, »
hartem Fall schlug sein Rücken aus die
Trümmer. Dann tam eine großestili
le. Nichte reate sich aus der weißen
Fläche, seit der-Mann mit stetigen, gre
szen Schritten über sie davonqeaangen.
Jm Schweigen stand der tleinesiiesern
wald, und um seine rothenStämmchen.
durch seine qraisoriinem bät-stigmer
nen spielte der Wind· Hinter dem der
traudten Fenster des tletnen Hat-schenk
nsard der rothe Feuerschein matter.Ein
mal slob ein Hase iiber den verschneii
ten Strand.
Er war ausgeschieckt durch den har
ten Widerhall von Schritten. die über
den aefrorenen Boden dabertamen.
Adrian und Thisbe betraten den
Strand. Sie boaen am Saum des
Kiefernftriches um die Ecke und näher
ten sich schweigend und rasch dem-Häus
chen zu Füßen des tablen Wartthurins.
Ein Schrei und ein Rus des Schre
ckens erscholl.
Sie hatten den stillen Mann gesessen,
her mit dem Obertöer aus den Stei
nen laa und die Füße weit oorstrcktte in
den Schnee
Sein Gesicht zur Seite aetehri, war
bläulich-weiß, und die Steine, die ihm
cls Kopftissen dienten, waren ronBlut
uberronnem an Lippen und Wangen
klebten noch die rothen TrTopsen.
Der aewaltige Stoß und Fall batte
die Gefäße der schon erkrankten Lunge
zersprenqt und der Strom des Lebens
hatte sich eraossen . . .
»Ist er todt?«« ries Phöbe jammernd.
»Ri: alaude nicht,« saate Adrian,
dent alle blühende Farbe aus dem
männlichen Gesicht gewichen :Iar.
«Thiir aus —- Bett zurechtl« lseiahl
er rauh, indem er eine Stellunq suchte,
die ihm aestattete. den Körper des Lie
aenden zu erfassen. Das war schwer.
Die Steine rollten unter seinen Füßen
hinweg. Aber endlich qelana es ihm.
Adrian swar ein hitne von Gestalt
und Kraft. aber dennoch ward ihm die
Stirn feucht und der Athem keuchend,
bis er den in seiner Leblofiqteit Lei
chenschweren aus das Bett aelegt hatte.
Zitterud itandPhöbe da und sah den
Untersuchunaen Adrianii qu. Der
horchte an der Brust und sühlte den
Puls und brachte seinen Mund den .
Lippen des Freundes nahe. um seinen
hauch wahrzunehmen -
»Er lebt noch,« saate Adrian leise.
Aber et sah ei mit tiefster Eises-Ette
rung: der einst dar dein Tode gesichert
war in das Leben, der floh nun vor
dem Leben hinaus in die ewige Stille
des Todes. »
Sie suchten ihrn wohlzuthum habe
holte Schnee und wusch ihin do shtig
von Wange und Mund die schrecklichen
Spuren· Und Idrian bettete ihn so
stach, als es aus dein Lmr mit den
bleischweren Iederhett stiicken nur mög
lich war.
Adrian dachte nach, wie ncan am
schnellsten einen Arzt beschaffe.
Der Tag aina zu Ende. in einer hal
fen Stunde mußte die Sonne hinunter
em.
Er konnte Phöhe unmöglich hier ai
lein lassen. Das hieße. sie Schrecken
und Grauen preise-eben — denn der
Arme da konnte jeden Auaenblick ster
» ben, er konnte vorher einen erneuten
: Blutsturz beten-men« oder er konnte er
warten, phantasiren, schreckliche Todes
iinasie bekommeii——Adrian konnte sich
als Laie nicht vorstellen. was sich alles
noch ereianen könne. Ader das sah er
auch als Laie, dass hier der Tod atn
Bett saß.
Und das war keine Gesellschaft sijr
die junge Phöbe, die den Tod noch
nie gesehen. Allein sollte sie ihm jeden
falls nicht zuerst ins Auqe blicken
Adtian trampste sich das Herz vor
Mitleid zusammen, wenn er sich das
nur vorstellte.
Aber sie allein in den sinkenden
Abend hinausgehen zu lassen, das war
ihm auch sehr angstvoll. Wie erPhöbz
konnte, würde sie dann laufen und
laufen, sii sie das zwei Stitnitdn "ost-"
wärts von Collasdorgen gelegene Dorf
erreicht, wo ein Arzt wohnte. Sausen,
dem Wind entgegen und bei der Nacht.
Phöbe stand am herd und legteholz
in das Feuer-, die Gluth umgoldete ihre
ganze Gestalt.
»Ich werde sie versprechen lassen,
langsam bis zu knir zu gehen und von
dort einen Knecht zum Doktor reiten zu
lassen. Sie kann dann zu Couradinsx
fahren . . . .«
« Er mochte den Gedanken nicht zu
Ende verfolgen.
Eben trat er zu ihr und legte liebe
voll den Arm um ihre Schulter und
wollt sprechen, da fuhren sie beide zu
san.men.
lix hatte geseuszt.
ie traten an das Bett. Mit ges
schlcssenen Augen, noch wie ein Todter
anzusehen, la Felix unverändert da.
Sonst ersa te Adrian die eine der
bleichen Hände. Da schlossen sich die
Finger mit einem kaum merklichen
Druck um die seinen: Adrian wagte
nicht« sich zu rühren. War es eine be
wußte oder eine univilltiirliche Bewe
gunq gewesen?
Mit gespijnnter Aufmerksamkeit be
obcchteten sie das weiße Gesicht.
Felix beweate die Lippen wie ein
Türender. Schnell sprang Phöbe an
den Tisch, nahm die Flasche und netzte
ihen kleinen Finassr mit dem Wein.
eLise strich sie die Feuchtigieit aus die
vertrockneten Lippen des Sterbenden.
Wenn er doch nur zu sich käme, dach
t- Adrian verzweiselt, damit er wenia—i
stenxz sagen könnte, was ihm passirt ist.
Da waren doch Fußspuren im Schnee
Es ist jedamnd hier gewesen sich-r- -
lich vielleicht jemand, mit dem -:r ge- i
runaen dat. s
Felix schien noch immer feine Hand
festzuhalten, weniqstens bielt Adrian
das schwere Gewicht« mit dem die Hand
cui der seinen lag· fiir einen Druck. Er
fürchtete auch. daß der Sterbenbe hö:
ten könne« wenn er zu Phöbe vvm Arzt
und von der Nothwendigteit, Conradi
ne Fu benachrichtigen, spreche.
Er dachte noch angstvoll hin und her,
und Phöbe sah ihn noch angstvoller an,
als es draus-en laut wurde.
Röderrollen, ein Pferdewiehern
dann Schritte.
Die Thiir ward auf-gerissen.
Und dann ein Schrei!
Eonradine, die gekommen war, ei
nen Verirrten zu sich zurückzuführen
nnd einen an sich selbst Verzweifelnden
an seine Pflichten gegen sie zu mahnen
Contabine fand einen Sterbenden!
Sie stand und starrte das Entsetz
liche an. Phöbe fiel ihr nufweinend
um den hals. Sie fchob sie beiseite.
Langfam ging sie vorwärts auf dar
Bett zu.
»hier ift mcin Platz," sagte sie laut.
Adrian erhob sich, er trat scheu bei
seiti:. Scheu vor der Frau, die nach
dem ersten Schrei des Entsehens ihren
Schmerz und Ebre Angst zu biindigen
verstand und dasasz wie ein Bild von
Stein.
Adrian ging hinaus und hieß Ha
derfen nxit dem Jagdwagen davonra
fen Zum Arzt. Er tam iuriiek und
fand Conradine unbeweglich wie zu
vor·
Er trat an das Fußende des Bette-«
und sah auf den Sterbenden und auf
das Weib.
Er konnte das Wunder beinahe nicht
fassen. Gerade sie, die er als immer
Aufflammende, als leidenschaftlich
Miterariffene kannte, deren Seele war
wie ein ungeschiitztes Feuer, in das die
Winde von allen Richtungen blasen
tönnen und es hochlodern lassen —- ge
rade sie hätte weinen, klagen, verzwei
feln selten, meinte er.
Eine fern-: Ahnunq dämmerte in
ihm auf, daß diese Frau in den ver
gangenen Stunden Schmerzen durch
aekostet. geaen die es Wohlthat und
Ruhe bedeuten mußte, den Geliebten
durch den Tod befreit zu sehen — und
ward er nicht dadurch fiir ewig der
ihre? Keine Kämpfe konnten ihn ihr
mehr nehmen, nicht die Welt tonnte
mehr zwischen ihn und sie treten, kein
Weib der Zukunft konnte ihr fein hekz
. rauben. Sie und ihre Liebe waren der
’ Jnfhakt und Schluß seines Lebens ge- .
l we en. - -
I Wenn man iernand an das Leben
verliert. hat man ihn wahrhaft verlo
ren. Aber einen tbeuern Menschen an
den Tod verlieren, heißt zugleich ein
wunderbares Eigenthumsrechi an ihn
neu-innen
Felix bewegte sich. Es schien, als
wolle er einen tiefen Atbemzug thun,
aber nur ein seltsam röchelnder Laut
tain über sein-. Lippen, ein Laut, wie
Phöbe ihn noch nie gehört. und vor
dein sie erschrak bis in ihre tiefste
Seele. Kündiate sich so der Tod an?
Und wo war Schutz vor seiner fürch
terlichen Nähe? Wo anders alsan der
breiten rBust und in den starken Ar
men, in denen Sicherheit war vor je
der Noth des Lebens und des Todes.
Phöbe schlich scheu an Adrion her
an. Und er, die Bangiaieit ihresherg
zens erraihend, nahm sie an sich und
hielt seine Arme um sie.
Bleiern rannen die Minuten, und
mit dem Tageslicht erlosch langsam
die Lebenzslacnine des Sterbenden
Enger und enger schmiegte sich Phö
be an Adrian. So tion sicherem Port
aus sah sie mit großen Augen den stil
len Wundern des Todes zu.
Ihr war, als sähe sie eine Gestalt,
schön wie ein Erzengel, ernst und glitig
wie Gott selber. Und sie sah die hohe
Gestalt sich itber den bleichen Mann
neigen und seine Hand ergreifen. wie
nm Ihn hinwegzusiihren in sonster
Bitte: Komm rnit! Und ihr war, als
ziehe ein goldener Glanz aus von dieser
Gestalt und werfethedenklicht auf des
Sterbenden Stirn und in Conradi
nens Herz.
Threinen rannen aus ihren Augen,
nnd ein Zittern durchfchtittelte ihre Ges
ftalt.
Adrian preßte sie fefter an sich.
So standen sie lange in Schweigen,
Bruft an Bruft wie zwei Menschen, die
Wfammengefckxniedet sind für immer
f» .
Und langsam erwuchö in ihnen ein
Gefühl —- der Instinkt der Kraft —
und in allein Schiner und in allen
Schauern var der öhe des Todes
mußten sie dies Gefühl gewaltsam u
tiicldämmen, daß es nicht« in he er
Flamme aufjuble. Sie begriffen ielbft
nicht« was es war — es hob sie hinauf
zu einem siegesfreudigen Gefühl der
Gelundheil, der Stärke, des Glücks, zu
einem Wunderglauden an eine Zu
lnnft. Und es war, als ftrönite ihnen
aus tausend Quellen Segen zu. und
als umwiichfe sie die Natur« in deren
Stille und Einfachheit sie lebeten und
arbeiteten. wie rnil friedvoller Tem
I pelheiligleit.
Der Sterbende bewegte sich. Er
fchlug die Augen auf.
War es ein bewußter Blick? Kehrte
noch einmal vor ihrer Flucht die Seele
zurück von den Grenzen des unbetann
ten Landes?
Conrcdine erhob sich, itill gefaßt.
Sie wie's mit deutender Hand nach der
Thür: der letzte Blick des Geliebten
sollte ihr gehören, in heiliger Einsam
lcit wollte sie seinen Tod h-:ranwachen.
Adrian faßte Phöbe an der Hand.
Und sie. in der blühenden Kraft ihrer
Jugend und ihres Glückes-, flohen hin
tr-:a von der Stätte des Tode-« hinaus
in das Leben.
Schlun
-...« »O- . .-.
Handels-verstehe- im Optiker-seh
Daß der Unternehmunasqeist eer
aisieritaniscken Geschäftsleute die pün
stiaen Gelegenheiten, welche Cuda und
Poeto Nico bieten, nun in ausgedrhntes
stein Maße ausniitten wird, versteht
sich von selbst. Amerilanisches Kapital
ist schon zuvor in der Landwirtbeccft
und Ruban-Industrie der Inseln an
gelegt gewesen« es wird sich, wie die
Antiindiqung großer Snnditate zeigt,
nun noch intensiver betbätiaen, ebenso
der Handel die Vortbeile wahrnehmen, i
die ihm durch die neue iiir diese Ge
biete zu dersiinende Zollbolitit erwach
sen. Mit dem Fall deis spanishen Mo
nopols ist der Handel der Inseln dein
Wettbewerb aller Länder unter glei
chen Bedingungen geöffnet. Die Jer.
Staaten sind. wie zuvor aeoaravhisch,
nun auch politisch die »niichiten« dazu;
man darf wohl erwarten, dass sie bei
der band sein werden. um nicht, wie
dies in unseren commereiellen Bezieh
ungen zu den mittel- und Iiivarneritas
nischen Ländern der Fall ist, mit ver
stäteten Versuchen Versäumtes nach
holen zu müssen.
Vor Ausbruch der letzten Rebeklion
belies sich die Einfuhr vonCuba jährlich
aus 78 Millionen, die Auäsuhr aus
66. Von lehierer aina der aröszte Theil
nach den Ver· Staaten. an der Ein
suhr aber waren dieselben nur mit
zwölf Millionen betheiliat. Durch die
Entwickelung der weiteren Stillst
auellen der Insel wird die Produktion
terselben wie die Consurntionssiihig
teit der Bevölteruna bedeutend gestei
oert werden, aber selbst unter den alten
Verhältnissen bliebe uns immer noch
ein Feld von 66 Millionen deeEiniuhr,
von welcher wir uns den beträchtlichsten
Theil zu erobern suchen müßten. Porto
Rieo führt im oFabre Waaren im Wer
the von etwa sieh-sehn Millionen ein,
seine Auöiubr beläust sich aus ange
siihr die gleiche Summe. Aue den Ver.
Staaten wurden im voriaen NMike
Waaren im Werthe von slfshsxw
nach Porto Riro verkauft. unser Bezug
wn dort belies sich aus 82.4l4,«)00, so
daß auch da nack- ein beträchtliches Ge
biet zu new-innen ist. Bisher ist Zor
nien der hauptsächlichfte Lieferant ce
wesen, indem eI die Einfubr aus ande
ren Ländern durch böbere Hölle er
schwerte. Diese fallen ietzt iorr· Die
Ver. Staaten ver-richten darauf. sich
eine bevorzugte Stelluna zu sichern;
bei der Einführung aleichniäßi er Zölle
siir die Einfubr aus allen ändern
vertrauen sie aus die Eoneurernzfäbia
leit ibres Handels und ihrer Jn
dustrien.
» Der Antbeil daran wird sich über
das aanze Gebiet der Ver. Staaten er
strecken. vorläufiq. bis zur Herstellung
; eines interoceanischen Canalö, auf den
E Osten und den mittleren Westen. Die
Hasen der atlantischen Küste werden
i die erwartete Zunahme des handels- (
verlehrs ebenso spüren wie das Wiss ·
iissippitbaL dessen Wasserstraßen und
Eisenbabnsysteme beauerne We e ine
ten. die Produkte des inneren tankez
nach dem Golf zu befördern. Die bor
tiaen hasenstiidte, besonders Mobile,
Rerrteans undGaloeston. hoffen auf
einen lebhaften Aufschwung ihres
Schiffsleuteer der nicht ausbleijen
wird, wenn eine« weitsichtiae Handels
politil der geschäftlichen Energie zur
Seite steht· Jn einer Zufchrist an den
New erecnser Times-Demolrat be
spricht Stuyoesant Fisch Präsident der
Illinois Central-Padu, die Aussichicn
welche sich durch die Resultate deMriesi
aeg in Verbindung mit der Reciprocb
Eis-Politik sur die Städte der Golf
tiiste, speziell New L-rleans. und deren ·
Hinterland er eben werden und besiirs i
wortet zur Federuna des Verkehrs
Subsidirunq fur die Schissfabrt nach (
dem Muster der europiiischen Seebans :
des-Nationen Es ist über diese For- !
deruna schon viel fiir und wider gesagt «
und geschrieben worden: ein gutes Ak- j
gument zu Gunsten derselben bringt s
here Fish vor, indem er daraus hin
W
! wein, das vie Schimmers-cum sur
? uns ja lein neues Experiment ist daß
s wir der liberalen Ausübung derselben
; ten Etsenbabnen gegenüber durch
Landsckientungen die erstaunliche Ent
wickelung unseres Eienbahnsystems
verdanken, das dadurch in den
Stand gesetzt wurde, den Bedürfnissen
des Landes voraus-weilen und der Be
siedlunq weile Gebiete zu krschlie e:i,
in welche sich die überschüssige Beb« lie
iuna der älteren Staaten und eine
massenbaste Etnwanderuna ergießen
konnte. Der Binnen- und Bittender
lebr bat den Schutz des Ausschlusses
ausländischer Fabrzeuge aenossen und
l sich innige dessen mächtig entwickeln
der Ozeanberlebr ist stetia zurücke-gegan
gen. Die Mehrzahl der Schiffe, die in
unseren Seebäsen verkehren, sittfren
sremdlandische Flaggen Der iiber cer
iche Handel der Ver. Staaten bezisiert
fch im Jahre ans achtzebnbundert Mil
lionen, nur neun Prozent desselben
werden von amerikanischen Fahrzeugen
» befördert.
-—————-O—«—-—-s
Zwei neuern-mische Familie-in
Die bürgerlichen Einrichtungen der
Ver. Staaten kennen teinen Geburts
adel Die Aristolratie süritlichenstieich
tbumcr ·iiberdaisert selten die thikk
Generation, der Adel des Geistes ist
eine Gabe, die gewöhnlich mit dem Da
sein des· so Begabten erlischt; wir ten
n·en» teine Patriziergeschlechtm eber
einige Familien hat es im Laufe unse
rer politischen Geschichte aegeben, in
welcten sieb seltene Anlaaen unt-Fähig
leiten des Geistes durch Generationen
Vererbt haben. Daran erinnert der Fall
von Thomas F. Babard. dessen Able
ben inan jetzt entaeaen siebt· Seine Fa
milie und die der Adams aeixören zu
diesen außerordentlichen Erst-beknur
aen.
Jarnes Ashton Bahard der Linse-ihre
1767 aehoren wurde und 1815 .tard,
gehörte in den Jahren von 1804 bis
1814 dem Bundessenat an. Sein atte
ster Sohn, Richard H. Bavard, gebo
ren in 1796, gestorben in 1868, ver
trat Delaware von 1836 bis 1839 im
Bundessenat. sein zweiter Sohn, nach
ihm James A. genannt. 1799 aeboren
und 1880 destorbem war von 18351 bis
1869 Senator von Delaware. Thomas
Francis Bahard, irn Jahre 1828 ge
boren, wurde 1869 Nachfolaer seines
Vaters im Senat und hatte den Posten
his zum Jahre 1885 inne. wo er als
Staatsleiretär in Präsident Clem
land’s Cahinet trat. Als Cledeland im
Jahre 1893 zum zweiten Male Präsi
dent wurde, ernannte er Batiaro zum
Gesandten in Enaland Drei Genera
tionen hindurch ist die Familie itn Se
nat vertreten gewesen, durch den Groß
vater. den Vater. den Onkel des Letzte
ren und durch diesen selbst. Um die
Mitte dieses Jahrhunderts gehörten
zwei Mitalteder einer Familie. Vater
und Sohn, aleichzeitia dem Sen-it an,
Henrh Dodae von Wisconsin und A.
C. Dodae von Iowa.
Aus der Adams-Familie aelaksaten
zwei Mitglieder zur Präsidentsclnist,
John Adams, der im Jahre 1796 ge
wählt wurde. und John Quinct
Adams, irn Jahre 1826. Dieser erhielt
sein Amt durch Abstimmuna im Re
driiientantenhause, da die Wahl im
General-Collegium resultatlos geblie
ben war. John Adams und Jtshn
Quinch Adams waren Feder-stiften
und Whias, wie es auch James A.
Bahard, der Erste. und Richard Henrn
Bahard gewesen waren. die späteren
Mitglieder beider Familien waren De
mokraten. Charles Francis Adams
war im Jahre 1784 mit Martin Von
Buren auf dem Tictet als Candidat
siir die Vieepriisidentschast: aus ver
Mai-Convention der stimmt-Rechn
taner im Jahre 1872, welche Horai-e
Greeleh nominirte, wäre er Vielen als
Candidat lieber gewesen: itn Jahre
1876 war er demokratischer Gouver
neurs-Candidat in Massachusetts; ei
ner seiner Söhne, John Quinch
Adams, hat in der Leaislatur von
Massachusetts eine hervoraaende Rolle
aesvielt
Daß die bedeutende Stellung, weiche
die Träger dieser Namen in der politi
schen Geschichte des Landes ein-gewin
inen haben, nicht deni bloßenVrestige
ihres Namens zuzuschreiben ist« ergibt
ein Ueberbliet iiber die qrosie Zahl so
vieler hervorragender Persönlichteiten,
deren Würden und Ansehen nicht aus
die Söhne iibergeaanaen sind. Ein
naheliegendes Beispiel ist oie Nach
folge, welche bei der ersten Wahlen-n
daqne fiir das Größere New York der
Sohn des plötzlich verstorbenen henrn
Georqe aus dein Ticket der Partei des-»
seiben anzutreten versuchte. Bei den
Banards wie bei den Adams l,at es ge
nießen, wie überall bei nicht vererbtem
biißen isnd seitgelegtein Besih: Was
Di: ererbt von Deinen Vätern tust,
krivirb es uni es zii besitzen.
..-—
Der Einir von Ascbuniitnm Abditrs
rabinaii Knau, liat dor Kurzem, wie
dersische Blätter berichten, in seinem
harem eine Bibliotbel ·errichiet, die
sent schon über 5000 Bande zählt Die
Bibliotbet entbalt nicht nur die Werte
etc-bischen der-fischen tiirlischer und
indischen sondern auch die europäisclxer
Schriftsteller, als Paul de Koch Aller
ander Vatikan Eiiaen Sue etc. Leh
tere naturlich··in irgend eine orientalis
lche Sprache ubeisent Das deiannte
arabischeWert «Taiitend und eine
Nacht« findet sich iii nicht weiii er als
2»80 Exemplaren dor. Der Eni c iebt
tiir diele»Bibliotbet, die unter der ist
sicht zweier Eunuchen steht, jährlich
d000 Radien ans. Der schlaue Eintr!
Wie viel Stunden ini Jahre wird isun
die eiserllichtiåelsiabale der reins
schiinen von i durch ibre L ebe zu
den pilanten iicherii abaeleiilt sein.