Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 07, 1898, Sonntags-Blatt., Image 14

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    , Meeresmetleik
- Rohrllette von Otto E l it e r.
Gubbigste Komtesse.·
III-ei Allem was lebt s—- Baron
. Schattttbeck —- Sie in Binz.2«
, Der int- eleganteste Sitandtostüm
giletdex Freiherr Manfred von
cherrnbeck ließ das Monocle aus dem
Auge sollen, llappte mit den Hacken zu
samtnen und beugte sich tief über das
kleine Hönbchen welches Komtessc Hil
Ina ihm bot.
»Ich bm es in letbhastigster Person,
nöbigste KomtesseT versicherte er, die
nb heiheuernd auf die Stelle legend,
wo das Herz sitzen soll, wo bei Baron
Scherrnbeck aber jetzt der Zipfel eines
bunten Batisttaschentüchelchens hervor
sah. »Komm es in Berlin nicht mehr -
aushalten Gnädigste —- Kannibalische
Hise — Staub zum Ersticken -— über- »
all budbeln te die Straßen auf — und
da soll ein eioilisirter Mensch noch ath- »
seien können! Schüttelte deshalb den«
Staub der Reichshauptstadt von den
Fäßcn und eilte hierher, wo ich Sie»
weilen wußte, näbigste Komtessek l
Komtesse Hiizm a lachte lustig auf !
»Das ist prächtig von gshnen lie-;
ber Baron —- Mama wird sich sehr
gener-, nun hat sie doch Jemand, mit
m Asie Piquet spielen tann." l
Aber erlauben Sie, Gnädigste ——T
sum Piquetspielen kommt man doch
nicht nach Binz
«erilich nicht, « lachte Hilma. »Aber
wenn man einer Dame einen Gefallen
erweisen kann oder wollen Sie lich
lieber den trügerischen Wellen des Mee
res anvertrauen, Baron?« ?
«Mit Ihnen, Komtesse Hilma, wage
ich Alles!«
»So erlauben-« Sie wohl, daß ich Jhi I
neu meinen Vetter Max von Holteni
vorstelle. Er ist mein stetiaer Beglei- (
ter aus allen Seesahrten." l
Baron Scharrnbecl betrachtete denj
jungen unscheinbaren Herrn, der bis-i
sang xuhig lächka neben Hin-a geil
standen hatte. mit mißtrauilchem Blickl
und sein »Seht angenehm« klang wie
ein »Der Dich des Teufels« —- l
Ader dieser junge unscheinbare
Mensch —— nach dem fchauderlsaft geil
sundenAussehen zu urtheilen, ein vorn- -
merfcher Landjunter —--- konnte ihm,s
den von allen »Weil-ern« derwöbntenI
Baron Manfred von Scharrnbeet ges-s
wrß nich« gefährlich werden. Der ein
ziqe Vor-then den dieser jun-u Mensch?
voraus hatte, war seine Jugend; aber»
Baron Manfred san rni! seinen acht- s
unt-dreißig Jahren doch auch noch ganz I
passabel, wenn auch etwas verbraucht;
aus. Und dann der weltmännischel
Schliff — der elegante Chic -— »Den i
Deitvel auch«, —— las mußte ja einem ;
Mädchen wie Korntesse Hilrna die erst ,
zwei Winter in der BerlinerGesellimas-.«
verkehrte, importiren
So wanderte er denn, sehr mit sich,
End dem Eindruck, den sein frisches·
Auftreten hervorgebracht, zufrieden,s
an der Seiie Komtesse Hilma’9 den;
Strand entlang, während Max von
holten an der ande:en Seite der jun— ;
gen Dame schwei- end dahinschritt
Des jungen anne- Auge war aufs
die schäumende See gerichtet, welches
in ziemlich starker Brandung den
Strand überfluthete, so daß bereits
einige Schiffer ihre Kahne an daHLand »
MON
Als eine kleine Pause in dem Ge
"tr des Barons eingetreten war-.
aate Max von holten, indem er stehen «
blieb und auf die See hinaus zeigtes
»Ich glaube, heute wird es nichts mit .
unserer ahrt,tdilma·«
»Wek lb nicht?·’ wandte sich diese
mit rascher Frage an ihn, indem eine
leichte Röthe in ihre Wange stieg. »Ich
tte mich so auf die Fahrt gefreut«,
etzte sie leise hinzu.
»Ich traue dem Wetter nicht,« entsi
stauen Max von Halten. »Sieh nur?
·e Brandung — und dort hinten die»
Wolkenwand scheint nicht-: Gutes irn
Schilde zu führen« ;
»Du bist doch sonst nicht so ängst-.
lich, Bener meinte Hilrna anmuthig.
»Wenn Herr von Scharrnbeet uns
begleiten will, möchte ich ihn nicht in
Gefahr bringen . . .«
Donnetwetter —t-as war start! Der
Var-on gbab sich einen Ruck.
«Jch itte auf strich keines Riielsicht zu
Wu, tt von holten«, sagte er
schuf. , ch werde mich doch vor den
paar Besen nicht sürchten.«
«I ich wage nicht, daß Sie ein
«s heener ann« sind, Herr Ba
ton«, verfehle here von Halten leicht
auslachentx
»Aber Ich vitte Dich, Max, Herr von
Scharmbeck war schon in Heigolano
nnd Ostende . .
»Auch auf der Insel Wight, meine
Mädigste!«
»Na, dann kennen Sie ja vasMeer«,
meinte here von Holten mit einem lu
stigen Zwintekn feiner blauen Augen.
»Wie meine To che, Berehrtefter.'·
«Bas meinst u also, Cousine —
fosen wir es wagen?'«
«Ohne Frage — der Herr sann ja
akückbleibem wenn er sich nicht aufs
eet binauswagt Martia wird sich
sehe freuen . . .·«
«Eine PartiePiquet mit mir zu spie
len.« unterbrach sie der Baron. »Ah,
III-site Komtesse, wie grausam sind
sc
»Na-h dann kommen Sie! Sehen
Sie, das dort ist unser Brot«
Un der Landoungöbriicke schaukelte
ein zierlichet Se ellntter, der am
Den Namen .Un ne« in oldenen
gestern trug. Daneben am trande
and drei-Zueig, in. der Trackzt der
hsssk geni, ein graubärtiget
Bootsmann. behaglich fein tutzes
Pfeifchen ichs-rauchend
»Wie iit’o«, fragte er schmunzelnd.
»Heut’ fahren die Herrschaften wohl
ni ?"
kGerade heute wollen wir fahren,
Jansen'«, rief Komtesse Hilrna. »Es
ist ja enteüclendes Wetter.« »
I « »’n blieben lebhaft. gnäd’ges Fris
Ilein,« meinte der Schiffer lachend.J
J»Aberft das sünd ja die Herrschaftenj
gewöhnt. —- Wollen der Herr da auch .
mitföhren«?« l
»Gewiß will ich mitfabren, lieber
Mann,« entgegnete Baron v. Scharen- 1
beck gereizt.
Ich meinte man bloß von wegen
den chönen weißen Anzug. Wird woll«
’n büfchen naß werden, Herr. . .'·
»Ach was, dummes Zeug! ? ist ja
mein einziger nicht«
»Glaub’5 gern, Herr . . .«
»Na, dann also los!«
Baron Manfred wollte mit eineml
eteganten Satz in das Boot sprin en,
aber o weh! — er glitt auf dem nat en ·
Boden des Bootes aus und setzte sichs
recht unsanft nieder. Der kleine Kut- «
ter gerieth bedenklich in’s Schwanken.
eine Spritzwelle überfchiittete den Ba
ron mit ihren Wasserperlen, der sich
schimpfend und sich schüttelnd wie ein
in’s Wasser gewesener Pudel, aufrich-;
tete. i
»Versluchte Gondelei," brummte er
var sich hin· Komteß Hitma lachte
Thränem Herr von Halten reichte dein
Baron hilfsbereit die Hand.
»Nicht so hastig, Herr Baron. Das,
Wasser hat teine Balken.« s
»Ein glitscheriges Vergnügen« such
te der Baron seinen Aerger hinwegzu
spotten .
Jlommen Sie, Baron. seyen Sie«
sich an meine Seite,« sagte Hilma trö- l
Fend »Aber hübsch ruhig miifsen Sie
itzen."
»Ja, ich merke, das Ding tippelt. ."
Vorsichtig setzte er sich nieder und
tracknete sich das Gesicht mit dem bunt
getiipsetten Taschentuche.
»Wollen Sie das Steuer nehmen,i
Herr von holten?" fragte Janfen. I
»Ja« laß Segel fallen!" tomman
dirte Mar, indem er mit sicherrm Griff
das Steuer erfaßte
«Fertig? —Los -—— I
Das große Gaffelseael rauschte nie-— i
der und blähte sich in dem frischen
Winde mit scharfem Knall auf. sodaß
Baron von Scharrnbecl erschreckt sich
duckte. l
»Es thutJhnen nichts, Baron«, sag- s
te bilma lachend. -
»Gnädigfte Komtesse, wie herrlich,I
mit Ihnen durch die Meeresrvellen das E
lsinzurauschen —·«
»Aufgepnßt, Jansen!« rief Max von 2
Hatten. »Hei-i den Segel im Reff —i
tie Brise ist zu scharf — -da die Welle:
» who-« ;
Eine breite Welle brauste heran und
legte das Brsot auf die Seite daß die.
Spitzen des Segel-· in das Waffen
tauchten. t
Krampfhaft tlammerte sich Barons
Scharrnhect an oen Bordrand und ath- «
nrcte erleichtert auf, als sich das Boot Z
langsam emporrichtete und nun mit
schneller Fahrt in die offene Seei
hinan-segelte.
»Fürchten Sie nichts, Herr Baron,«
sagte die ruhige Stimme holten’s.
»Wir haben ietzt die Brandung über
wund-en und glattere Fahrt. "
Wie ruhig der Junge Mensch« da
am Steuer saß und wie sicher er dass
Boot lenkte! Das von Wind undWet- I
ter gebräunte Gesicht unter der weißen
Strandmiiäe erhielt einen tiihnen,
energischen usdruck und in den blauen
Augen blitzte es tert und lrafthewußt
auf Ein ganz anderes Leben schien
in ihn eingezogen zu sein: aus der-,
Lande lässig und langsam, drückte sei
ne haltung, fein Wesen seht frischen
Muth, Kraft und Geschmeidigteit aus.
Der Baron bemerkt-. wohl die be
wundernden Blicke, mit denen Comtesse
Filiria ar. dem Jungen Menschen«
ina.
Wo »zum Deitocl« hatte nur der;
»pomine«rfche Landjunter« diese see-"
männifchen Kenntnisse her!
Es war eine prachtvolle Fahrt über
das lebhaft bewegte Meer· Weither.
rollten die gewaltigen. dunlelgrünenl
Wogen, die blitzend weiße Schauintäm- l
me lehnten Wolken flogen am Hirn
mel vorüber und gaben hier der See
eine tiefduntle Färbung, während sie
an anderen Stellen unter den Sonnen- (
strahlen funkelte und aufleuchtete. Eis
war ein fortwährend wechfelndesSpielE
der entzückendften Farben. Und dann
diefe pfcil efchwinoe Fahrt durch die
Wellen! Bald schwebte die »Undine«
auf der Höhe der Wogen, bald tauchte
sie tief hinab in den Abgrund; bald
Ineigte« sie sich zur Seite, daß das Se
l el das Wasser berührte, bald richtete
ge sich grcziöz empor, wie ein Schwan,
der aus der Tiefe auftauchte, sodaß die
Wasserperlen über fein fchneeigei Ge
fieder berabrollen.
Wenn eine Spri welle die Bootsiw
fassen mit einigen - ropfen neckifch be
reiste, dann lachte Kontteffe hilrna lu
ftig auf und nickie bliyenden Augei
ihrem Vetter Max arn Steuer u.
Jn der Spitze des Schiffes aß faft
bewegungslos der alte Janfen, hielt
die Leine des Segels in der nertngen
Faust und schmauchte fein Pfeif ,n,
während feine klaren blaßgeauen u
en mit einem eigenen fchtnunzelnden
- ehagen auf der feinen, biegsamen Ge
ftalt Hilrncks ruhten. .
Und der Baron Manfred von
Sgarenbeett — Wo ehaftiw ei war
ni t die Furcht, wel ihrn die Wan
gen let-richte und ein folch eigenthümli
ches Sefliäl in der Magengegend her
zvorrief ein, er kannte keine Furcht
»
—- war er doch Rittmeister der Land
wehrkavallerie und hatte als Lieutes
nant bei den Gardedragonern gestan
den. Ader dieses versl . . . . Schaukeln
und Wiegen sollte der «Deiwel« aus
halten.
Und toller und toller ging es durch
die ausgeregten Wellen und blasser und
blasser wurden die Wangen des Frei
herrn Manfred von Scharrnheik.
»Um Gottes-willen, Baron, Sie lei
den doch nicht aii der Seekrankheit?«
»Gnädigste Komtesse —- ich hin —
in der That —- ich glaube. diese ver
sl . .· Schautclei verzeihen Gna
digste . . . .«
»Wollen drehen, Jansen!« ries in
diesem Auaendliet Max von Holtem
»Auspassen —- herum mit dein Segel!«
Das kleine Fahrzeug erzitterte un
ter der Wucht deo Se els und dem
Druck des Sturmes-. ann ward es
hoch emporgehoben. um sogleich wieder
in die Tiere zu leiten. Jn Baron
Manfred empdrte ich Alles —- physisch
und Psdchisch —- er hätte in diesem
Momente den Jungen Menschen« am
Steuer niederschicßen können —- doch
nein —- dazu war er zu schwach —
es ward ihm dunkel vor den Augen«
und sein Haupt sank über den Bord
rand.
»Hollah. here Baron, was ist das?
-»-- Seetrank? -—— Jansen, regiert das
Steuer — hindet die Segelleine fest
wir fahren jetzt mit dem Winde —- ’s.
hat keine Gefahr mehr.«
Jansen nahm das Steuer. und Max;
setzte sich neben Komtesse ilma, die;
von der Seite des Barons ortgeriickti
war. Dieser lag wiev geknickt aus dem(
Bordrand.
«L«-:«ii Sie sich vorn in’s Boot, Herr
Baronf sagte Halten. »Ja liegender
Stellung ift’s nicht so schlimm-«
Miit-selig kletterte der Baron in den
Vordertheil des Fahrzeugs, wo et stöh
nend niedersank.
·Nach und nach ward die Fahrt ru
higer· Man tam in die Nähe des Lan
des und erhielt durch das Vorgehirge
Deckung aegen den Wind und Wellen
schwalL Der Baron erholte sich etwas
wieder und versuchte den Kopf empor
zuhehen
Was — — war dass ThatsacheTZ --Saß
der »junge Mensch« da neoen Komtesse
Hitinmdie sich eng an ihn schmiegte und
hatte den Arm um ihre schlanke Ge
stalt gelegt? Wahrhaftig » sie stü
strrten und tosten mit einander. und
jetzt ---— den Deiwel auch! ——— jegt tüszte
der Junge Mensch« Komtesse Hilma
auf den Mund! .
Ter Baron wars sich herum er-a
schrickt fuhren die Beiden auseinander
»Wie geht-A Baron-k« fragte Korn
tesie Hilrna mit beuchterischem Mitleid.
,,?’tft’å besser? Wir sind jetzt in ru
bigereo Wasser aetommen.«
»Noch zehn Minuten, und wir lan
den, Herr Baron«, seyte der Junge
Mensch« hinzu.
Baron Manfred ließ nur ein ungr
titulirtcs Brumrnen bören und legte
den schmerzenden Kopf auf Jans;n’5
Jacke, die in der Spitze deo Bootes lag.
Das war ja eine nette Bescheerungl
An- Berlin war er bier in dieses Nest
aui Rügen gekommen in der festen Ab
sicht, um die Hand Komtesse ilnia’s
anzuhalten und jetzt tiißte sie ich mit
dem Vetter aus Vornrnernk - — Das
sollte der ,,Deiivel« holen!
Nach lurzer Zeit lnirrschte der Kiel
des Bootes aui dem Kiei des Stran
dez. Leichttiißig sprang Komtesse hil
ma an’5 llser. Holten wollte dern Ba
rcn die Hand bieten .
»Es war wohl kein Vergangen, Herr
Baron ?« meinte er löchelno
Mit einein ioiitljenten Blick wandte
er sich ab
»Wie können Sie nur diese Schun
telei vertragen, gnädigjte ziemtesse f«
»Ja, wenn man einen Seemann zum
Verlobten bat, Hetr Baron, muss max:
sich schon daran actvöbnenl'·
»Einn- Zeernann zum Verletz
ten?-!« -—
»Ach ja· Sie wußten es noch nicht - —
bier mein Bräutigam, Max von Dol
ter, ist Lieutenant zur See . . .«
«Lieutenant ---- zur See —-—-?«
»Von vierzehn Tagen aus Ostasien
zurückgekehrt, Herr Baron-«
»Das ist ja ab ich wußte
in der That nicht —-— ich wünsche von
Glück — — will die here
Aqim i
iten aber nicht weiter stören »mus;
mich music-en
,,here Baron. bittend legte hilma
die lleine Hand aus seinen Urrn —
«nicht wahr, Sie thun mir heute Abend
einen Sesalleni i«
»Und weichen, Gnädigste?«
ISie spielen mit Mama eine Partie
Piquet.
Der Baron wollte aussabren, doch
hilnta snhr bittend sert: Maina lang
weilt sich in unserer Gesellschaft so»
»Und Sie in der theiqu plaste der
Baron beraus. »unterljalten sich lieber
zu zweien ——— na,« und ich soll die Cou
"lisse abgeben»
» Baron —"
; a, den Dein-et auch-—- Pardon
TGniidisste — ja, ich soiele heute Abend
nett der Oriisin Piquet.. .aber Was
er—sahren nee, einmal und nicht wie
Ost-ums.
Ob ein Glück dein Herz erfüllt,
Ob ein Leid es hart bedränge: —
Ha1t’ es vor der großen Menge
Wohl verschiossen und verhüllt.
Denn dein Glück, hofft-irr der Neid
Zu zerstücken sich beeilen —
iemand doch wird mit dir theilen,
Jeder mehren noch —- dein Leid
Der ireche damian
Humoregle aus dem Seldatenleben
von R. B a ch. »
»Bei-or ich den Föbndrich auf die
Kriegsschule sende, Herr HauptmannU
möchte ich erst feine Leistungen im
Felddienft präsen. Stellen Sie daher
eine kleine Ausaabe fiir übermorgen
danke.«
Der Kompagniechef eilt mit Sorgen
zum Kasernement und läßt denFiilmd-.
rich v. Listia rufen. Derselbe er-«
scheint, ein höchst munter ausschauen
der junger Krieger. mit einer nicht zu
berachtenden Gerifsenbelt im LluaeIDer
Vater der Kompagnie betrachtet ilm
eine Weile nachdenklich .i'0rrrrm,
Föhndrich——brrrm«. meint er endlich.
«Zu beiedlen.« s
I »Ja, schön -— brrm —— Sie werden
ziibermorgen eine Felddienstiibung vor
jdem Herrn Regimentstonimandeurz
machen, eine Prüfung ihrer Fähiglei-"
ten, — brenn, ia, vorn Ausfall hängt
die Kommandirung zur Kriegsfckkute
ab—verstanden?«
»Seht wole
»Nun, dann schreiben Sie mal: Bes
neralidee. Jn der Richtung des -i·s.!
Löngengrades rückt eine größere feind
liche Abileilung gegen unsere Festung
vor, sie hat am Schnittbunlt des is.
Grabes mit dem 52. Breitengrao D zlt
gemacht. ——— Haben Sie?« l
»Ganz wobl.«
»Nun, dann schreiben Sie mal:St:e
zialibee. Der Fähndrich v. Listig mit
2 Unterofsizierem 1 Spielmann und
30 Mann bat dem Feinde entgegen -,u
riicken unt- ein Versteck zu legen-sha
ben Sie«
.,3u befehlen—-fich zu legen."
.Sckiin, tlar und deutlich, was?I
oder haben Sie noch eine Frage?« ,
»Nein, Herr Hauptmann« «
»6barmant! Hrrrm —--- äh. was ichl
sagen wollt-, ja, der Abmarsch findet
übermorgen früb 5 Ulrr von der Kr
serne aus« statt. Der Seraeant Bren,
nug, ein alter Prattilu3. 27 Jahre
Dienstzeit. wird Ihre Stütze sein s-- l
mach-en Sie mir leine Schande, und im
übrigen handeln Sie den Umständen
gemäß- Ani Wieder-sehen auf dekr
Felde der Ebre.«’ I
Falmdrich v. Listig fast auf den-.
Sovda feiner Kaieknenfiube. neben
ihm der Seraeant Brennus Beide
qualmt-n wie Laivmotiven aus lange-F
Pfeier und tranken Groß. Vor ihnen
laa eine Generalstabsictte 1 :25,s)00.
in ireiche sie bin und wieder blickten.
»Das iz fa’ne vertratte neue Er
iinduna mit den allen Gradm — eh
rernehme mir daraus nich. Verschwin
punit liegt auch, wie Sie iaqerL mitten
mang irn großen See-s--brrkm, klet
Ieicht sitt der Feind ui Israel-»Hö
ikfl.« ;
.Meinetweaen auf ’ner Vorm-e oder,l
in ’ner Luitdroschte. Brennus. mir ist
das ganz pipe. Aber stärken iuir ian
erst mal -——— profit. alte Krierzguki
ael." -
«Prosit. Herr Fannrich ——— Zett, h
nett war Ihr Herr Vater auch. als rr
mie vor 27 Jahren auserersseue .7·-d»
die Hammeltecne lana zoa. Ans- Dich
wird noch mai was. iaate et. und ?«:-«
te da, hier bin iet. Serzeart Bren
nus!« Dabei nahm der alte her-: einer
Riefenschluct und veiiparirte dir-i einen
neuen Grase-. «
Der Fäbndrich beaann miioe zi: Im
den. er sehnte sich an und -«.nl·- ver
tiindeten eegelrniißiae Rheine-sing daß
er fest einaeisblaien war« Brennus
gregte inzwischen voll Andacht wert-r
und horchte nicht eher anf. til-I ais vie
Meite Flasche Rom sein Erster-s mit
Befchlaa beleat hefte. Hier-Jus ver
schwand er ichliteaernfen Gaum-. «
i- s «- i
Arn SfJiarientiior liieiten Nr iiriikr
iiickende »Herr Mai-« nebst Admtor
«en, der etwa-.- nuiiiereat dreinictmuess
te Hauptmann iinJ uns sie her-m itan
den nisssretcxniiaten .«!;«li te die riet-it
ireien »der-n Lieutnunth Es ichtim 5
Utic
.Nun riidt er nb.« z
f »An besehlen, here LberivochenieiB
ter." ?
»Wer tovnnsandiri doch strich ten
Feind?« s
.,Lieutnont v. Vantekkati.« I
»Na, nun tönnte derFödndrich wohl
hier sein — kommt er kenn nicht
ds?« l
l »Nein. das ist eine thbeilung Ju
.genvtvebr.« i
»Man wird aus den llnisornien dar
nicht mehr ils-a. Nächstens acht das
Mitiin in Civil und das Civil in Mi
litör, nieste iaaen in Unisorm.«
Es schlun halb sechs.
Weiten Sie mal entgegen, Herr Ad
Meint-«
Der Berittene sauste davon und aina
hinter der nächsten Ecke in sausenden
Schritt über.
Ei schlua nun dreiviertel qui
sech
I.
·Leutnsnt Zettel. sehen Sie mal ru,
wo der Zdiutant bleibt.·' Es verkün
beten die Glocken. dass die sechste Stun
de vollbracht sei. Der Main schäumte
vor Wust-, der hauptmann zitterte, vie
Lieutnanis arinsien verbrecherlich.
Da langte der Adiutant im langen
Sprunq an.
»Run?«s«
«Melve gehorsamst dass Fähnvrich
v. Listia Punkt 5 Uhr aus der Ka
serne abmarschirt ist«
»Nu, natürlich, music ich ja gleich«.
rief dee Maine voll Ueberzenqung, »e:
hat den Fußweq durch's Gineis dort
eingesälagen und so vermochten wir
ihn nicht zu bemerken-wo isi Lin-t
nant ZpbeW «
est-Der sucht hört-it wadrscheinlich
n .«
«Lnssen Sie ian iucheni Vorwärts.
meine herren. zum Schnittpuntt deg
58. und 52. Grabes. wir dlirien dc.:
Herrn Oberst nicht warten iassen.«
Im schärfsten Trab sitebten Bisher
ren dem Gefechtsfelde entaegcn, die um
ihre Momenmbe und um einen diensts
ireien Vormittag erstellten Leutnants
geschlossen, den Raineer Zodel zu su
n.
« f s
Am Rande des aroßen Sees hielt
Lientnant v. Panier-tat- mit ? Unter
offizierem 1 Hornistem 30 Mann. Er
blickte durch das Glas in den See bin- !
ein, die Sold-im auch. Wo war denn
der Schnittvunlt der beiden Grade?
»Donnerliltcksens'. dachte der iiinqiie
Leutnant, »der Listia schmeißt Dich im
hier in’i Wasser« dazu wiss er auch inii
Stande, kenadrn sich leben mal im Ka
dettenkprps so hinterliitics und stieß
mich hinekn Nee. nee hier im Schiff
aehe ich in kein Versteck. ich werde an
der Decke drüben hinter der Riegelei
ein: unsichtbare Autitelluna nehmen.
ich behaupte einfach, dort läge der
Grad-Schnittvunkt.«
Gedacht, acthoni
Leutnont von Panterlatz zoa mit
seiner Armee in eine alte. will-bewach
fene Lehmarube, die can-i lo aussah,
wie der Schnittvnnit zweier Grade·
nnd verschwand darin völlici dein
menschlichen Anne.
Auf der Cbaussee trabte der berr
Oberst. bealeitet vom Adiuianten. der-:
an. Sie hielten unweit von der Rieaes
lei und warfen ihre Blicle in die
Runde.
«Seben Sie was?" i
,.Nein. Herr Qberst.«
»Ich auch nicht«
Pause nnd abermaiiaeå Abt-litten
des Horizonts.
»Ich kann len« keften Willen nichts
bemerken!«
«Jch auch nichts. berr Oberst«
»Ab, dssrt nahen Reiter«
»Ri- deielsken —- e-:"- scheint der Herr
Maior zu sein«
Dies stell-: sich als richtia heraus-.
Der finiterlslictende Donations-Kom
snandeier lanate ir-- Paradeactopn an
und mit ihr-i die beiden ander-n Her
ren.
»Gut» Morgen. meine Hure-VI be
grüßte sie der Oberst. »von Freund
und Feind nichts aeiekden?"
Stammes Schwriaen
»Und die dienitfreten Herren Leut
nants?«
»Komm nach. Herr Qberit."
»11np-·inttlich, unviånttlich mein
Herr Qberikwachtmeister«. tadeite der
Colonei.
,.T3e betten suchen den Lientnnnt
Johet«, plattte der Vataillongodixstani.
welcher seinen Brodberrn enttaiten
wollte. beraus·
»Was s-— suchen —-«— ist«-«
.Jawobl", erwiderte der Adiutant·
»der Herr Moior befohlen beim Wen:
ritt vom MarisntbotI »Es-Herr Sie itu
fuchen'. und ich bemertte nur« wie die
dienftfreien Herren eifria zur Stadt
zittiictainaen.'
Tat-hat«
«Unglaublich?" schrie erbost der
Oberst: ·.Enfant terrible'·. tnurrte der
Major seine Stiitse an und dieser ans-J
ein Gliihftrumpflicht aut.
»Morgen wünsche ich die suchenden
Oerren zu sprechen«. wandte iich dac
Reairnents-Ot«erbauvt an seine Stiitzr.
«Wahrhaftia. die Uebuna beainnt un
gemein lehrreich! Wo kommt denn der
Fiibndrich von Liitia anmarschirt?«.
»Dein Föhndrich war heute Morken
noch nichts zu ieben«. berichte-e der
hauvtmann. j
Erttanntes llmberbttaen des Eber
ften Schwein-n überall.
»Na, das ist ja aleich um die Nin
derveit zu trieaen«. wetterte der Oberst
endlich los, «schasien Sie Frxund und
Feind heran. ich bin beraelommen um
eine Felddienstübuna ru selien ---bitte.
meine Herren, reiten Sie. retten Sie,
bitte Galovv. lanaen Sorunq."
Sammtliase Beriuenen wendeten die
Bbae und setzten sie in Vesvequnn.
In diesem betaeolrchen Unaenblickk
ertrötne eine Gewebrlalvr. Schnell
freier solnte nnd aus derZieaelei itiirxtel
mit marsch. morsch - - but-a Fabr-d
rich v. Listiq an der Sbise feiner Hel
densazaar auf die Lebmarube los. ini
tvelcker Lieutnant von Vantertab ein
Karte gebildet batte nnd sich tavser
trebrt.
Ueber das Antlin des Obersten slon
ein sreudiaes Leuchten die Beeittenen
aber atbmeten aus-s-·—«ab!
Da beide Armeen imBeariti standen,
sich w mnssatriren. voran von Van:
terlan und von Liitia, sprenate der
Oberst rettend bin-tu und liest »das
Gan-se balt« blasen.
Kritik!
,,Jhre Ausaaben sind mir bekannt
aber, meine lHerren wo tommen Sie
denn eigentlich ber?« -
»Ich lag in der Lebmarube im Ver
steck und bin hierher aus dem 48. Län
tlsengrad marschirt«. meldete Panier
as.
»Ich besand mich im Ninaoien im
Verstecke«, berichtete Littia.
»All« sehr schön. Fäbndrich, aber
tvie gelanqten Sie dahin welchen Weg
schlugen Sie bis dahin ein ?"
i »Ga: keinen Weg. Herr Oberst· ich
’———i.ch löste sür mich und meine Irnvbe
Fabrtarten und subr bis zum Halte
»vlas dort.
Großes gemeine-L mehrere Deut
pauien ausfüllendei Momentbildl
»So was ist mir noch nicht vorne
tonrmen —- bm. aber nicht übel, Ei
senbahn benuit, freier Entschluß —·
zan werde den Littia mit besonderer
Empfehlung auf die Kriegsfchule set-.
den«, sprach. nachdem das erfie Stau
nen ver-flogen, der Oberst im sich.
»Mehr«-er Grund trieb sie zum An
grifi?« fraate er laut.
»Im Rinaoien wurde es uns m
keifi, Herr Oberst, und dann mai-te
doch auch ein Ende aemacbt werden«
»Richtig, sehr richtiat Sehen Sie.
weine Herren, so arranairt man lehr
reiche Uebungen, bin nimenebni davon
überrascht worden. Meinen Dant.
herr hauvtmann!«
Der Kompaaniechef verbeut-Je sitt-,
triefend vor Freude. bis auf den Sat
teltnvdf.
.Adies.i, nseinc Heuan ariißte huld
voll der Crit-net
»Adieu, Herr Qberft.«
Auch der Maine nebst Adintant ver
schwanden. der hauntnrann aber rief
den Fäbndrich heran und frante mit
gedämpfter Stimme: .Wo ist Sek
eseani Banns-DR
»Wa: heute früh nicht zu ermun
tern«, flüsterte Lisiia.
»The:dunfch?!«
»Nein-schiene Runi mit Zucker.«
»Meine Ahnung-sonst annz nüch
tern. blos bei Fähndrtcbsiibunaen stets
——brrrn!«
..Geitatten der Herr Hauptmann
dafi ich abiahte?«
»Wa’ --— —- abfabre — —- ?"
»Seht rot-bi. die Riickiabrttarten
verfallen soniU
aSie sind und bleiben doch der
frechste Fäbndtich unter dee Sonn-;
aber meinetwegen, fabren Sie lot-'s
genehmigte der Kavitän laut aufta
chend.
Zureremuete Spieler-eh
Lebende Blumen tönnen leicht mit
wasserläzlichen zarbstofsem wie Ani
linfarbensAuslöfungetu gefärbt wer
den, wenn man ihre abgeschnittenen
Stenael bineinftellt. Der , iirbungzs
vorgang biet.t dann, abge eben von
dem überraschenden Endergebnis, auch
ein wissenschaftliches Jnteressr. Schar
lachsAnitirh in Wasser gelöst, erzeugt,
ebenso schnell roihe Blumen aller Tö
ne. wie Jndiaoszkarmin blaue; beide
vereint erzeugen alle Mischungen von
Purpur bis Viola Muiglöetchen fär
ben sich in sechs Stunden blau oder
roth. weier Narzissen brauchen zwölf
Stunden. ehe sie in tiefstem Purpur
prangen, obwohl hellere rothe Töne
früher austreten. Gelder Asphodelus
betommt in zwölf Stunden duntle
Scharlachftreifen. Schneller färben
sich ,.lsorlognne cristata", »Lapageria
alba«« .Calla aethiopica«, »Cnrlamen’,
Schneeglöckchrn, Lebtoien, Hnacintben,
Christroien, Salomonsscziegeb Jul
pen u. a. Die Farbe steigt in den Ge
fäßen des Stenaels empor, wie nnn
deutlich mit starker Lupe ertennt. Aber
auch Hhacintben und Narzissen mit
Wurzeln färben sich in der Farben
briihe. die in den parallelen Saftgeiä
ßen aufsteigt und bis Zum Rande der
Blumen geht, wo sie ot eine dui.tlere
Färbung erzeugen. weil sich dort die
Gefäße verzweigen Ebenso färben sich
die Pistille dunkler. Ell-geschnittene
Tulpesn nehmen dknAnfchein herrlicher,
getlarnnrter Sorten an, und mertwiir
dig ist, daß die drahtdijnnen Stengel
von ,.Lapageria" den Farbstosf leichtes
liufsauaext und schon nach vier Stun
den mit retlter tslnilinlösunq zartrosh
arnderte Blumen ergeben, wäheerw die
dicken Stengel von .E:tcharii- ein-mumi
ra« den Farbftosf zwar aufnehmen,
aber nicht bis in die weißen Blumen
fuhren. Bei vielen Blumen särbn sich
nicht alle Theile gleichmäßig· so bei
»Abutilon' nur die Netchblatt-r, aber
nicht die Blumenbliitterz bei andern
tritt eine zierliche. nicht bei der natür
lichen Blume erkennbare Aderung aus,
z. B. bei Schneegläckchen und Christ
rosen, wo die Aderung sich nicht netz
färsni ausbreitet. Auch weiße Kame
lien, k lieder, uirimeln und aisdeicBln
nien nehmen leicht die Farben an und
ergeben für Iafelaufsätze Blumen, wie
sie nie in der Natur durch Gärtnertursii
zu erreichen waren, z. B· blaue Tritt-ern
Auch Pflanzen mit weißbunten Blät:
tern. wie »Aucuba« und Epheu. geben
hübsche Wirtunaem Es scheint nicht,
daß so gefärbte Blumen irgend schnel
ler welken als andere. Durch Einkau
cher der Blume in die Farbentüfuna
tönnen diese Iärbungen nicht eezletz
werden.
Friedrichs seh Kreisen III-»u
steter-seh
Als Friedrich dem Großen beim
itLiiizuae in Bresiau während des er
;iten schleiiichen «Krieaes von der Bär
lgeriet-sitt gehuldiqt wurde. und er am
lAbeud die Jllumination der Stadt in
LAugenschein nahm, bemertte er cis-e
Haufe eines Tischlermeiitercs ein
Trauern-um« welches einein allgemei
nen Wunsche Ausdruck nat-. indem ez
eine Wiege mit der Unterschrift dar
»itellte:
!»Jeti, Meister Kluae würde lachen,
Dürft· ich Friedrich batd ’ne Wier
» maesewc
Der König lieh feist den Mann
herauiruiem reichte ihm die annd und
sagte: »Ich Mlipkkcht es III-n. bat-,
tein anderer als Er das betonte Mö.
sbel anfertigen foll, wenn sich ein Ju
Htasse daiiir iindet«.
i Der Anlaß »Na-W sich betanntlich
’nicht« denn Friedrichs Ehe blieb tin.
verlas. und so mußte Meister Filuae
daraus verzichten, Hofwieaentieierant
zu werden.
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—- Die Theuerung. »We- tomrnen
Sie her?« — »Dein Bäcker, ich kaufte
lniir einen Leib Brutk« —- «Und wo
. haben Sie das Brett« —- »Da hier, in
- meiner rechten Weitentaiche!«