Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 19, 1898, Sonntags-Blatt., Image 12

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    Ver Muster-.
hunwkeske von reiben von
Sch icht.
Selbst die Sonne hat Flecken, also
darf man sich auch nicht verwundern,
wenn das Militär einzeln-: dunkles-tel
len het. Wenn ich mit meiner Laterne
eine dieser dunkeln Stellen beleuchte,
xo möge mir keine Unisorin grollen;
as deutsche Miltar steht so geachrei
in de: ganzen Welt da, daß es schon die
Scherzangrisse des Humoristen ertra
gen kann.
Es gibt ein Handweri. das beim
Militar ror alle-r Augen betrieben
wird. Das ist die Schusterei, und wer
dieses Handwerk betreibt, heißt Der
Schuster, ebenso wie im Cioiileoen,
nur daß hier jeder aus Befragen sein
Handwerk ossen und ehrlich eingesteht,
’a, sogar stolz Darauf ist, isxkilirend
eim Militär jeder schwört. nicht-J
wäre ihm so verhaßt, wie Ediirsterei.
Aber manche schuftern trotzdem. Wie
das kommt? Eis weht ein scharfer
Wind, und gar manchem weht über
Nacht, trotzdem er im Bett liegt nnd
eine Nachtmütze auf dem Kon hat,
der Helm hinunter, und wenn er sich
blickt, um ihn sich wieder auszufegen,
To sieht er mit Erstaunen undSchrecken,
aß dieser Helm sich plötzlich in einen
blanken hohen Cylindesrbut verwandklt
Er Wer ist an dieser Wandlung
ule Natürlich nur die Vorgesetzter-«
ie wäre das Leben beim Militär
schön, wenn es keine Vorgesetzten gäbe!
seder Re imentscornmandeur führt
über jeden fsizier eine Conduite; was
da drinnen steht, erblickt kein Auge
eines Unter ebenen. Von dieser Con
duite aber ist es abhängig, wie lange
man als Soldat wirkt. Das weiß je
der, und darum versucht ein jeder. sich
bei seinen Vorgesetzten in ein möglichst
gutes Licht zu stellen. So entsteht die
Schusterei, die Augndienerei und das
Streberthum Gott fchiitze das Hand
Werk.
Schön ist es ja grade nicht, das kann
ja kein Mensch behaupten — aber für
manche kommt es nicht darauf an, was
schönish sondern auf das, was prak
tischssts - » .. .
Jm Casrno ist Liebes-mahl, eines von
den gewöhnlichem die alle vier Wochen
tattsinden und die da u beitragen, das
nd der Kamerad chast fester zu
knüpfen und die Geldbörse der Theil
nehmer zu erleichtern. Ein Vergnügen
ist solches Liebesmabl nicht immer;
wenn man mittags im Parolbuch liest:
«Morgen Abend um sechs Uhr findet
im Casino Liebesmabl statt«, dann
freut sich zuweilen nur einer, der Tisch
director, der für das unter seiner Ver
waltung stehende Casino eine Verdienst
erhosst. Die Junggesellen denken an
ihren Casinorest, der schon ganz e
Valtig ist und der nur noch anwachsgen
wird, und die verbeiratheten Ossiziere?
Der Hauptmann sitzt mit seiner Gat
tin am Abendtisch.
Nun, wie ist’s? fragt sie ihn, es
bleibt doch bei unserer Verabredung,
saß wir morgen nach dem Theater in
dem neuen Weinrestaurant zu Abend
Meist -.
urn worreg koruen, mai er, gur, oag
du mich daran erinnerst, ich habe er- ja
ganz vergessen, es dir zu sagen, mor
gen kann ich nicht. wir haben zur Mi
wechsluna einmal wieder Liebeirnabl
Aber mußt du denn hin-) fragt sie
bittend. ich bekomme dich überhaupt
nicht mehr zu sehen, deii ganzen Tag
bist du irn Dienst und Abends bist du
in deinem Zimmer und arbeitest. Ich
tte mich so auf morgen gefreut, man
gibt den Tannhäuser kannst du
nicht absagen? Bitte, thue es rnir zu
liebe. Sie streckt ihm die Hände ent
egcn, die er zärtlich an die Lippen
übri.
Sieh mal, Kleine, spricht er nach
denklich, mit dein Absagen ist das solch’
heikle Sache, es ist ja grade kein unbe
dingtes »Muß«, das vorliegt, todt-ges
chossen werde ich grade nicht, wenn
ich nicht komme.
Nun also, sagt sie, dann bleib doch
fort
Aber es wird mir verdacht, wenn ich
nicht komme, setzt er hinzu. Du weißt
ja, wie unser Oberst ist, er verzeiht
viel eher eine dienstliche Dummheit, als
daß man sich in puncto der Kamerad
schast irgend etwas zu schulden t:r.i:
nien läßt.
So laß ihn dir das doch ruhig übel
nehmen, entgegnet sie, wenn er solche
Ansichten bat, daß er nach dem einma
ligen Fortbleiben von einem Liebes-«
tnahl aus untameradschaftliche Gesin
nungen schließen will, dann ihui der
Mann mir leid.
Ja, ja, stimmt er ihr bei, daH ist
ehe schön Hex-Ia t, aber man muß nun
ach einma csnach seinen Wünschen
ti ten. Glaube mir, ich bliebe auch
tie mit die usainmen, als daß ich
den ganzen A end der Weisheit der
Stabzhengste lausche.
Kannst du denn nicht wenigstens
nasgtktämzch sit doch
i e i , wir ten minde
stens bis neun Uhr bei Tisch.
Aber abholen kannst du mich doch
wenigstens.
Er sielk0 sie verwundert an. Wie
lan- ich s wohl? Du weißt doch,
daß der Oberst stets bis nach Mitter
nacht aushält!
Kannst du dich nicht vorher »spie
nisch« dessen, wie ihr es nenntc
wills versuchen, wenn ei irgend
Rein das kenne ich schon, unter
. ign, darauf»lasse ich mich gar
, as weiß ich schon im vor
aus, dann tunnistdn doch nicht« Das
tchdmnmoraensxbeudauchiul
OEqu- vers ncht er, sie ums-sey
men, aber allein auszuge en bat sie
« keine Lust. So sitzt sie denn aheim und
stopft Kinderwiische. und der Mann
sitzt im Casino und trinkt Sect, aller
dings nur deutschen. Der Hauptmann
hat seinen Platz dem Oberst gegenüber,
und andächti hört er zu; wenn der
Herr Oberst pricht. Hinter demHaupt
mann steht eine Ordonnanz und ver
sucht vergebens, ihm die Speisen an
zubieten. Der Hauptmann thut, als
merke er das gar nicht: weit vorniiber
gebeugt lauscht er den Worten des
Obersten, die gar nicht direct an ilzn
gerichtet sind. Endlich macht ein Herr
den Hauptmann darauf aufmerksam.
daß die Ordonnanz noch immer hin
ter seinem Stuhl stände. Mit einem
wüthenden Gesicht drebt er sich um,
als wenn er sagen wollte: Kerl, wenn
du von meiner Comvagnie wärst, ich
sperrte dich drei Tage ein, wie kannst
du es wagen, mich jetzt zu stören! Es
sieht so aus« als wenn er so sprache,
aber in Wirklichkeit sagt er gar nichts«
denn, wenn er etwas sagte, würde er ja
nicht verstehen, was der Oberst sagte.
Wollen Sie wirklich nichts mehr
von diesem Hurnmer? fragt ihn sein
Nachbar, Sie hätten nur nehmen sol
len, der Hummer ist wirklich ganz ans
gezeichnet, soll ich anen nicht noch ein
Stück auflegen?
« Hummer ist sein Leidgerichi, aber
trotzdem dankt er, nicht weil er satt ist«
sondern weil das Esien ihm am Zu
hören hindern würde. Und der Herr
Oberst erzählt sehr, seh-r interessant
wenigstens versichert ver Haupzmann
das dem Commandeur durch seine
Zwischenruse alle fünf Minuten Hin
und wieder, wenn dir Neainientkmusit
ein fertissirnv spielt, wirst er ibr einen
mißbilliaenden Blick zu.
Er legt die rechte Hand ans Ebr.
damit ihm lein Wort des Caritas-an
deurs entgeht, und die. die das jeden.
und sie sehen es alle. sagen: »Na. der
schustert sich wieder einen ordentlichen
Stiefel zurecht.« Nach Tisch werden die
Ciaarren herumgereicht, bald erhebt
man sich und sieht in zwanglosen
Gruppen herum.
Der Commandeur mit den übrigen
Stabsossizieren geht in das Spielzimi
mer, um die üb iche L’hombre-Partie
zu machen. Die junge Welt setzt sich
nun, da sie unter sich ist zu einein
Männertrunl zusammen; wer eineBers
abredung hat, empfiehlt sich heimlich.
Aber der Herr Hauptmann empfiehlt
sich nicht. Er hatte seine Gattin gut
vom Theater abholen können, aber der
Oberst muß ja segn, welch guterKame
rad er ist. So otdert er denn zwei;
Herren zu einer caipartie aus, er be-1
kommt einen Korb nach dem andern
bis er endlich seine beiden Compagnie
Osfiziere sängt Die können ee ihm
nicht wohl abschlagen. Der Noth ge i
horchend nicht dem eigenen Triebe I
sagen die beiden Lieutenants » a« und
eine Minute später zieht er mit ihnen1
in das Spielzimtner, in dem auch derz»
Oberst sitzt· Der Hauptmann ist glück-;
lich, dem Commandeur einmal wieder
ad oculos demonittiren zu tönnen,j
welch sreundschastlicher, lameradschafL
licher Verkehr zwischen ihm und seinen;
Osftzieren besteht. Obwohl er etwas
»genau« ist, sa i er, wenn auch weheni
Herzens: Die getreu trinken doch etn
Gläschen Sect mit mir? —- ,.Rache ists
süß« denken die Lieutenants »Das
Was chen« eect soll aber theuer zu·
stehen tomrnen und weil sie sich sonst
nicht rächen können, trinken sie wie die
Wilden und der hauptmann muß ine
Flasche nach der andern bestellen Späti
in der Nacht entfernt sich der Corn ;
mandeur und eine Serunde später ist
auch der hauptmann verschwunden «
Er hat sein Tagewerk ethan, er hatI
sich seinen Stiefel zusga thmmengeschu ;
steri -— nun tann er ruhig schlafen
geoen
Jn einer kleinen Garnison stand an
der Spitze des einzigen, dort liegenden
Jnfanterie Bataillons einmal rin.
Major, der, wie seine Feinde oon ihm
sagten, aus lauter Echusterei zusamiz
mengesetzt war. Wie eg mit seiner Wis s
senschaii hestellt incr, wußte niemand
besser als er selbst. Habe ich mich soi
hoch geschiisiert, tröstete er sich, schustere
ich mich noch höher. Das war in dke
sem Falle aber viel leichter aesagt alH
gethan, denn er war der .,Höchstcorn
mandirende in den Marten«; höhere
Vorgesetzte wohnten . icht arn Ort, die
kamen nur zu den Besichtigungen ausl
ihren Stabsauartieren Und deshalb
beschloß er, sich bei seinen Hauptleuten;
und bei seinen Lieutenantg zu schu
stern. Darüber herrschte in Trojas «
Hallen große Freude, denn jeder Offi
zier wird von seinem Vorgesetzten oielz
lieber mit »mein Lieber« angeredet,l
als daß er bei jeder passenden oben
unvassenden Gele· enheit sich etwas auf
den Hut geben lä t. So ging die Zeit
dahin, die Besichtigung kam heran und
verlief selbstverständlich glänzend. Der
Maer gab zwar manchen falschen Be
fehl, aber das schadete nichts — die
Hauptleute, unterstützt von ihren Lim
tenants, mastten nicht das, was befoh
len war, sondern das, was gemeint
war, und so erntete der Major denn
ein ganz kolossaleö Lob. Unbeareisli
cherweise singt-er Major aber nun an,
gegen sein ssiziereors un reundlich
u werde-, er dachte sich wo l, daß es
? zur nächsten Vorstetung noch ein
s anzes Jahr hin sei und daß die
chusterei ihm aus die Dauer doch
wohl u theuer würde, denn er hatte
eine ell chast nach der andern gege
ben, um ich die Versen wohlgenet t Zu
machen. r vergaß, daß ever Besei- t
gnng wenig spater das anöver folgt,
na, und was er da leistete, war der
arhäz daß et bald daraus in die Wurst
nu- n v vi o
M EIN-Fä- ist«-M
»schustern«, bei den Manns-haften- Die
können das ganze Ossiziercorpö zum
Selbstinord treiben.
Herr Hauptmann von der Zweiten
— in Ihrer Compagnie wird gesam
melt! tust der Herr Major beim Exa
ciren.
Wüthend wendet der Häuptling sein
Pferd. Kerls-, wollt ihr wohl eure ver
Idammte Pflicht und Schuldigteit
thun! Na, wartet, ich lasse euch nach
;exerciren, daß ihr den Himmel siir
Ieinen Dudelsack ansehil
« Sie werden die Leute nicht nach
exerciren lassen, Herr hauptnrannl
lruft der Major so laut, daß das ganze
»Bataillon es hört. »Die Leute würden
sich mehr anstrengen, wenn Sie, herk
Hauptmann, bessere und schärfereConri
»manddg abgeben würden. Daran
liegts.'« .
T Der vcwauptinann ist in Versuchung,
»dem Voraesenten seinen Degen vor die
Fuße zu werfen, denn wie soll er bei
solcher Behandluna in seiner Compa —
nie Discivlin nnd Subordination auss
recht halten -— er tadelt, der Major
lobt ---— was sollen da die Leute den
tenk Zur Ehre unserer Leute sei es
gesagt. das; sie zehntausend Mal lielser
einen Vorgesetzten nahen, der streng
aber Derecht ist, als einen, der »schlapp«
list und sich bei ihnen schustert. Mit
Vorliebe wird rei den Untergebenen
I»neick:nitert«, wenn diese zu einer Uess
nng einaeqogene Neservisten oder
Lasthelirleute sind. Die Ansichten
utier die BeYndlung dieser Leute sind
dersakieden ie einen sagen: derMann
ist iu einer kurzen Uebung eiiigezo eri,
er soll wieder lernen, was er vergessen
hat, damit er im p all der Modilniachij
ung Den Platz, au den er estellt wird T
auch ausfüllen tann Selb tverständUO
verlange ich in der ersten Zeit oonj
eine-m Reservisten weniger als von ;
einem activen Soldaten, denn er untä:
sich erst allmählich wieder an denDien J
gewöhnen, hinterher aber muß er mir
dazselhe leisten. Dag sordere ich tin-;
bedingt und thut der Mann es nichts
willig, so brauche ich Gewalt. Derj
Schuster sagt: J, was werde ich vonk
den Leuten viel verlangen, ist mir ganz Z
gleichgültig, was die machen, was Z
werde ich mich da groß aufregen Nach T
kurzer Zeit gehen die doch wieder weg, s
und dann erzahlen sie in der ganzens
Stadt und in ihrer Hei-noth, ob sie egs
gut oder schlecht bei mir gehabt haben,;
und je weniger Dienst. desto besser geht
es ihnen. « so möglichst wenig Dienst,;
und dann, wenn es sein muß. beidei
Augen zugedrückt, da wirdi schon wer- I
den — so wag svricht sich hinterher;
doch herum, und wenn es dann heißt-;
der Hauptmann So und So das ist Mi
seiner Kerl na, schaden thuto auf
keinen Fall; und wenns die Vor esetzs
ten iu hören betornmen, nutzt es ogar.
Dafür, daß die Vorgesetzten ef- ersah
ren, sorgt er schon ganz allein.
Aber immer nutzt das doch nichts.
In einem Negiment wurden durch
einen Zufall mehrere Jahre hindurch
die Landwehrroinpa nieen immer den
selben beiden Haupleuten zugetheilt.
Jedes Mal wenn die Leute entlageen
wurden, zeigte sich dasselbe Bild. »
Schuster« bekam von seinen Leuten ein
donnerndes Hoch und der andere Cavii
tön, der seine Leute streng, aber gerecht
behandelt hatte, betain tein Doch. Der
Wahrheit getreu sei es gesagt, daß un
sere Neservisten ansiän ·g von Gesin
nung, aber ziemlich ssul sind; sie hil
den sich ein, mit ihren dreißig Jahren
alte Leute zu sein und so ist ihnen
der Vorgesetzte der liebste, bei dem sie
am wenig ten Dienst haben, der sitns
grade sein läßt· Die höhern Vorgesek
ten waren stets aus dem Casernhos bei
dieser Abschiedsscene zugegen, aber
trotzdem wurde der Schuster bald abge
than, während der andere emporstieg.
Alle sagten, da geschieht deni Schuster
anz recht, und die das atn allerlei-te
ften sagten, waren die ges ten S -
ster. Jn der Wahl seiner ittel ist r
Schuster nicht sehr wählerisch davon
können die hauvtleute eines jeden Re
girnentz ein Lied singen, wenn sich
unter ihnen ein Schuster besindet. Ein
mal in der Woche ist sogenannte
Stabsossiziervarole, bei der sich die
Stabsossiziere und hauptleute urn den
herrn Oberst versammeln. Es wird da
besprochen, wag in der lehten Zeit vor
gekommen ist, und der Commandeur
äußert seine Wünsche siir den Dienst
in den nächsten Tagen.
»Meine Herren, übermorgen möchte
ich rni: einmal die vierten An iige an
sehen, bis dahin werden diesel n wohl
sertia sein.«
Alles widersot ist«-t, die zur Jnstnnd
setzuna des Anzvaes qeqebene ,rist
war zu turz bernessen der vieleDienst
kat eg Unmöalich aemccht fertig zu
werden, übermorgen aebt es auf sei-!
nen Fall acht Taqe müssen die Corn
Paanien noch haben.
Nur ein Hauptmann saatt Ich bin
mit dein vierten Anum Fertiq, Herr
Oberst. Dabei ist er vielleicht wich
weiter wriict als die andern, aber -er
hat ja noch achtundvierqiq Stunden
eit und morqen ist ja Sonntag.
llerdinas dars an eine-n Sonntag
kein Dienst abaebalten werden und die
Handwerker dürfen nicht arbeiten,
aber das schadet ja nichts. Der Corn
rnandeur braucht es ja nicht zu er
sahren, dass er moraen doch arbeiten
läßt, und die andern heuvtleute, die
ihrn scharf ans die Finger sehen, auch
nicht. Er wird sich schon nicht absas
sen lassen, da wäre er ja schön dumm.
Er wird seinen Leuten auch nicht den
Befehl geben, morgen zu arbeiten, er
wird nur den Wunsch äußern, dasz
seine Handwerker die paar Midnig
leiten, die noch fehlen, erst terti ma
ehe sie morgen ausgehen. Der
Oberst steht sich erstaunt um.
Ich muß mich doch sedr wundern,
meine herren, dass die andern Com
pagnien bis übermorgen nicht fertig
werden können. wenn die dritte Com
pagnie schon heute zwei Tage vor der
Iokfohienm Zeit, ickiiq ist. Es scheint
mir doch, als ob die beeren die ihnen
iir Verfügung gestellte Zeit nicht ge
«Qörig ausgenutzt haben, und ich muß
lSie doch sehr bitten. meine Herren,
jdaß Sie sich in Zukunft etwas besser
Ieinrichten Wie Sie bis übermorgen
mit den Sachen fertia werden, übkp
lasse ich Ihnen-sieh bedaure, den Ap
Fell nicht verschieben zu können. Mich
s
reut es aber, daß weniastens eine
sCompagnie ihren Aniua in Ordnung
: dat·
I Dieses unverdiente Lob stimmt den
Hauptmann so froh, dasi er es gar
nicht empfindet, alg hinterher die an
dern »Häuptlinae« ihn vollständig
schneiden· Das läßt ihn voll tiindig
kalt, wie wird er sich über solche Klei
nigkeit aufreaen?
Achtunddieriia Stunden später ist
der Appell und selbstverständlich sind
seine Anziige die besten.
Wie gewöhnlich, setzt der HerrOberst
hinzu und giebt ihm sogar zum Zeichen
seiner besonderen Anerkennung die
Hand. Nun können die andern ruhig
mit Steinen auf ihn werfen -—- nun
hat er sich so fest aeschuskert, daß es
den andern unmöglich ist. ihn wieder
in den Auaen des Commandeurg her
abzusetzen
Es ist ganz selbstverständlich dcfi
derSchuster nur rnit denen oesellschast
lich verkehrt. die bei den Vorgesetzten
gut angeschrieben sinds-daraus ob er
die betreffenden selbst leiden mag,
kommt eg gar nicht nn.
,,Sol1en wir die schrecklichen Men«
schen wirklich schon wieder einlade;i?«
ragt klagend seine Frau, »er ist mir
zu unaussteblich iTnd geaen die Frau
kann ich bei dem besten Wisen nicht
an, sie ist zu entsetzlich dumm und
hat Ansichten, daß ich immer an mich
halten niusz. um sie nicht auszula.
chen.«
Glaubst du, das; ich anderer An
sicht bin? staat er, aber es niin gar
nichts. Er ist bei dem General bril
lant anzeschrieben und sie ist ja eine
richtige ousine von der Frau des Di
visionS-Conimandeiirs. die Leute miis
sen wir uns worin halten« man kann
nie wissen, wozu es gut ist.
»Aber der DivisionssConimandeur
ät doch, wie man sagt· bald ab, er
fi- sein Adschiedsaesuch einzureichen
beabsichtigen-«
Nun aber hat er den Abschied
nicht, entgegnet er: ist der Abschied
lernus, wird die tsrcellen a. T.,»
dann haben wir ja auch kein Jntersj
esse mehr an der Consine seiner Frau,j
dann können wir sie ia ruhig fallen;
lassen, vorlöusia aber ist es noch garl
nicht so weit. l
Von einein Schulter mochte ich noctis
er adlem er War Hauvtrnann unt-»
we man zu iaaer pflegt, der größte
Oetonomiehandwerter, den jemals die,
Sonne befchienen hat. Der Haupts-I
mann war alio der Schuster »par er
cellence", und nzie sehr er es war,
das zeigte sich, als eines Taaeä unper
inuthet einige Excellenzen zur Belichtk
gung in der Stadt eintraf-n Da
fiel ed iben plötzlich ein« daß ja ein
Geburtstag fei, er beschloß, das i it
würdig zu feiern, iteette sich hinter die
verschiedenen Adjuttntm und die
Folge near, daß arn Abend aNe Gene
räle und Stabsoifiziere in seiner
Wohnung zu einem ovulenten Diner
versammelt waren. Von den Haupts
leuten und Lieutenants war gar tein
Mensch einaeladen, warm auch? Die
konnten ihm ja doch nichts nuyen. Der
gen hauptrnann hatte aerade seinen
oaft losgelassen und sich iiir die hohe
Ehre bedantt, die die Excellenzen ihm
und ieinern Haufe durch tbr Erschei
nen erwiesen bitten, als ficki die nach
dem Corridor führende Thüre öffnete(
und der Bursche erschien. Auf seinen
Armen trua er einen Schulterhöeter.
einen Hammer-, eine GlastugeL einen;
Knieriemem ein hölzernes Zuschneide-I
breit, ein Messer und ein aroßes Stück
Leder. Staunen erariti alle bei dem
Anblick.
herr hauptmanm satte der Bursche,
da draußen steht ein Dienitrnann, er
läßt fragen, ob das hier wohl richtig
wäre.
»Sei-en Sie dem Manne, er miitie
sich irren, hier wohnt doch tein Schu
ster.«
Doch kaum ift idkn dies Wort erfah
ren.
Möcht« er’s im Busen aern bewah
ren.
Er merkt. dnis er eine Dummheit
gesagt hat, er stellt due leise Lächeln,
das den Mund St. Excellenz um
ipielt, und dag-. sich weiter ioetpflanzt
bis hinab zu dem Adjutanten, der sich
teamptdast die Serviette in den
Mund stopft, um nicht laut loszuprw
sten. Er süblt est ei ist erkannt.
Und das ist das schlimmste, was ei
nem Schuster passieen tann, denn
dann iit es aus mit der Schustetei.
Auch ohne das wird der Schuster ges-s
wishnlich vor seinem Riel von der Ne
mesis ereilt, dafür soeat der gesunde
Geist des deutschen Heeres. der trotz
der starken Subokdination doch Stolz
und eine uusrechte Manndastigleit von
dem Einzelnen unbedingt verlangt.
Die Schuster sind aber glücklicher
Weise Ausnahmen die die Regel de
stätiaen·
—- Schlau. »Warum baden Sie ge
rade diese Wohnuna aemiethet?« —
»Jn dem hause wohnt ein Polizeibe
amten und da nimmt sich meine Frau
—- wenn ich einmal spät nach hause
komme —- dot nächtlicher Ruhestörung
in M«
Eine Plauderei til-er die Logit des
Kinde-L die zugleich manche gute psy
chrslogische Beobachtungen ent.iilt, ver
söifentlicht Dr. Bernhard Miiiiz in dem
ijiingsten Heft von Pracht-sing u
Istrrrten Monats-banden« Mit echt
bezeichnet der Verfasser als sehr et
igiitziich die sechsthekkiiche Sprach-»e
ihandlung der Kleinen, mit welcher sie
inir ein Wort, das ihnen fehlt, ein an
ideres, betanntes in den Dienst jenes
Ausdrucks zwingen. So erteilt der
tleine Robert Hamerling seiner tran
ien Mutter, welche behauptet dass er
irgend etwas nicht gesagt habe, die.
Antwort: »Ich habe es gesagt; aber
du haft e-.·s nicht gehört, tveil du trank
dist, io bist ou auf dem Ohr blind!«
FWie drollig sure erst diese Dreistigleit,
iwenn sie die Begriffssphären des Be
iebten verwirrt. wol-on der lleine Ro
vbert ein drastisches Beispiel gab, in
Edem er seinem jüngeren Bruder Hek
fmann beim Kasfee vorn-erf, daß er
sich ,,einen zu großen Lümmel« ein
Zu großes StürtSeiiimel -—-- eingebrorlt
Einbe.
E Ueber die Art, wie die Dialektil der
Begriffe sich im Kindergemiith noch
Hfliifsrg zeigt, würde ein Hegel seine
Freude haben können. »Ist heute
jmorgen«?« fragte beim Erwachen der
zkleine Robert, alk- nian ihm am Tage
vorher mit der Gewährung einer Bitte
auf morgen vertrijftet hatte. Und als
fer einmal bei Tische gefragt wurde:
UWillst Du ein Stiict Brot-'s« gab er,
iauf einen Kuchen weisend, die in for
»meller Beziehung ebenfalls ganz hege
»lianisch angehauchte Antwort: »Nein,
nein. das will ich!« —-— Auch im eigent
lichen Wortwitz leisten Kinder zuwei
Hlen schon etwas. Als der Versuch ei
Ines solchen wenigstens kann es gelten,
wenn der kleine Robert seinen Bruder,
welcher ihm einen Schlag auf den flei
schigsten Theile der- Körpers versetzte,
lachend einen ,,Tleischhauer« nannte.
Der dreijährige Hermann hatte ges
hört, daß die Sterne »im unendlichen
Weltraum« treisen. Der Ausdruck
,,irn unendlichen Weltrauin' esiel ihm
überaus-. und er merkte ihn sich. Als
sich nach einiger Zeit dem Verbote zu
wider sein Finger an einem ungehört
aen Ort befand, rief seine Mutter mit
streng verweiseirdem Blick ihm zu:
,Hermann, too hast du wieder den
Fingers-'s worauf er mit fchalihastem
Lächeln erwiederte: »Im unendlichen
Weltraum!«
Wie baiiiici eine reizende Originu
litiit der Anfchciuiiiin und, znan möchte
sagen, eine Art von stimmungsvoller
Natiirdichtnnn eerade jene Reben der
Kinder durchweht welche am meisten
kindisch klingen, bedarf laum der Er
wöbnung. Kann man sich etwas Pla
stifcheres und Stimmnneisvolleres ben
ten, als wenn Robert nach einem Be
such des Friedhofe am Allerleelentag
das Bild der oeschauten Situation in
die Worte: »Die Leute sind bei den
Gräbern herumgeganaen mit trauri
en Händen und traurige-r Füßen« zu
ammensaszti
Die klugen Rinden l
(
Ein bemerkenswertber Grundzug
des kindlichen Denkens besteht in der
Wißbegierdr. Der sich immer mächti
ger entfallende Kausalitätstrieb des
Kindes ist. was alle Eltern und Er
·ieher wohl beachten sollten, nur da-l
durch zu befriedigen, daß es au die
unausltörlichen Fragen seinem or
stellun Streise gemäß richtige Antwor
ten er "lt. Die Folge davon ist, daß
die in späteren Jahren gestellten Fra
en immer vernünftiaer ausfallen
erden dagegen die ersteren, wie es
leider nur allzu ost geschieht, a sicht
lich überhdrt oder absithtch tnit ther
zen und Märchen beantwortet, so ist
ei nicht zu verwundern. daß ein Kind
selbst bei vorzüglicher Anlage alberne
und thörichte Fragen aufwirft, unlo
gisch dentt und zur Pflege des Aber
laubens erzogen wird. Das einzige
lärchen, an das Prever seinen Kna
den sest lauben läßt« ist das von dein
KlappersiorQ welcher die Kinder
bringt. Kann es jedoch Wunder neh
men, daß dieses Märchen über turz
oder lang bei dem kleinen Gedanken
lden Anstoß erregt? Man muss das.
rstaunen sehr beareisltch finden, miti
welchem ein 3z-jiihriaes Mäd n, ausi
einen Rieseneleddanten deuten , seine
Mutter fragt: »Sog’ mal, hat den
»auch der Klapperstorch gebracht?«
Adelqu Einseefs nat 00 sen-ist
l see ineuststtmen Gliede-essen
T aus idee Famil-at
i Diefe Frage wird in der »Seit
ifchrift für Krantenvfleae« von Prof.
’Adamtiewic;. in Wien in fein interef
fanter Weite erörtert. Er kommt zu
dem Scklufz, daß der Mensch das Ge
wicht feinerGliedinafzen nicht nur nicht
empfindet, etwa ans Gewohnheit fon
dern dafz es für ihn in der That nicht
eriftirt. daß die Ertremitäten als ge
wichtlos anzusehen sinds-Beweise für
diese Behauptung giebt es mehrere.
IWürde der Arm z. B. fein eigenes
Gewicht zu traqen haben. d. h. ein
Gewicht ron 8 bis 10 ta. fo würde er
nicht im Stande fein. feine abgestufte
Bewegungen auszuführen. und war
um fo weniger, je schwerer der rm
wäre. Nun sind es aber qerade die
Leute mit starken, mustulöfen Armen
die derartige Bewegungen am präziÄ
festen auszuführen vermöan. — Wenn
man ferner mit dem Arm ein Gewicht
von 8 bis 10 tg hebt, fo spürt man
einen Zuwachs des Gewichtt um ein
Zehntel desselben nicht. Daaegen wird
em vorher unbelafteten Arm ein an
ihn schönstes Gewicht von 1 tg fehr
deut ch fühlbar-. —- Ot rmiae Leute
ifiihlen die einseitige Me« ielaftung unt
, ---.«.
das absolute Armneivicht nicht; sa sie
sind in der Tbat auch nar nicht einseiti
belastet. Wären sie es. so müßte die e
geweltige Mehrbelasiiina einer Mie
perseite unbedingt ihnen zum Bewußt
sein kommen: auch wären seitliche Ver
lrümmungen der Wirbelsüiile unaus
bleiblich —— dies alles ailt aber niir so
lange, als die Nerven der betreffenden
Ertrernitiit gesund sind. Schon di
vorübergehend-. Druckliibinun eine
aiiptnerven, das »Einschla en« der
griremitöt ruft das-Gefühl derSchwei
re hervor. Bei derartigen Iranllzaften
Dauerzuständen, etwa nach Betst-rund
der betreffendenNrrven, bleibt any-die
gs Gefühl, das Gefühl der-einseitigen
elastung, trotdeni das Glied der an
dern Seite erhalten ist: die unangeneh
me Empfindung tann sich bis zu den
unerträglichsten Qualen iteiaernz Sind
z. B. die Armnerven in der Achielbdhe
dauernd geschädigt, so ftellt sich bald
eine äußerst schmerzliafte Belastung der
betreffenden Seite an. die den Kranken
schließlich dauernd an das Bett fesselt.
Auch zeigt sich bald eine durch den Zu
hervorgerufene seitliche Verkrüminung
der Wirbelsiiule. Die Patienten ton
MU zeitweise von ibren Schmerzen er
löst werden. wenn man. während
im Bett lieaen, den Arm an einer Ar
Galgen ausbijnat. --— Als Ursache die
ser merkwürdigen Erscheinung dek Ge
wichtscusbebuna nimmt Adamlieiviez
den Einfluß der Nerven an, die, vom
Kleinbirn kommend, in den aroßeiiNer.
verstriingen zu den Ertremitätenmugs
teln verlaufen.
OR
uevei vetonnier Beisaih
Das Jlieater Vanorania drasnatique
in Parie- ivallte in den rierziaer Jah
ren ein neues Stück »Der Schäfer
Poiirril«' mit möalichsier Natiirmabri
beit geben nnd enaaairte zu dieseni
.n:ecle nnd zur Verberrlichung der
unft zwanzig Schafe, die in der
Haupts-jene des Stückes aufzutreien
hatten. Die wolliaen Künstler erschie
nen und blöiend arupvierten sie sich
auf Kommnndo in reisenden Grup
pen um den Schäfer· Ein donnernde:
Applaug erschütterte das Haus-. Man
dachte aber nicht daran, dasi die sanft
mütbigen Mimen von nichts so unan
genebni berührt werden lonnten, als
von dein übermüßiaen Beifall. Er
schreckt rannten tie Thiere umher und
traten mit Sturmscbiitten von der
Bühne ab. Sie nabmen jedoch ni t
den eivbbnlichen Weg durch die Kuli s
sen, andern, Unbeil und Verwirruns
anrichtend, spranaen sie im Durchei —
under ins Butter-J hinab. Das La
chen der Herren, dss Anastgeschrei der
Damen, das Wettern der Musiker, thi:
mit Bratschen, Viel-sum und Bog «
bewaffnet, die sandrxsxc Ottupafiqn
ihres Orchestereiebirieis nicht zugeb
ivollten, machten einen unbeschreiblis
komischen Eindruck· Das andgeä
menge dauerte mebr als eine tunde
bis es endlich der Waibe und einigen
Fleischerburschen aelana, die Antrei
ßer in den Schafstall zurückzuführen.
seiden-näh
Ekel-e Freunde, nun setzt Euch unt mich
l;et.
Jch Iva Euch saqen eilte alte Helden
M k
O O a f
Der Rede hatte ein edles, feurigei
Plezd ——
Dass sonnt-nur et allein hie-winken
Und dee Rede halte ein gen-a Wes
ett M
Das konnte nur et allein schwingen.
Und et hatte edlen Krug —
Dxnbat nieaufeinen Z,
Außer ihm, jemals ein Mann ge
leert. -
Doch als et weiter in die Jahre k
Da konnt’ er das wilde Roß nicht Ine
züaeln —
Und einmal warf es ihn aus den
Büaelnx
Und et fiel, und fein Arm ward-l m,
»Ich werde alt'«, so tief der ecke
fluchend,
.Gebt mit ein zolmteees ROHR —
Und mit dem Reisiqenttoß,
Für seinen lahmen Arm Heilung
suchend
Zog lange Zeit et durch das Land;
Und ob er vol-l auch Hülfe fand —
Alö er sein Stnvetnventnmetnwolte
iOiMiJ n,
Da schrie er auf, - es wo Ihn Iichx
ersinnen
Er ienite webmuihgvoll das Her-sc sur
Erd’:
»Ich bin schon alt; gebt mir ein M
teres Schwert «
Es war im Masse Trinkgelag —
Da rief der Rede zögernd und »F
»dem mir meinen Krug und still ihn
mit Wein!«
Und still und sinnend blickt er hinein.
Dann hob er den Krug
Und leeri’ ihn in einein langen Eg«
Und sprang auf und rief in
itemng:
»Ei du mein liebes Weinchen, ich bin
noch iuna!«
Und dröhnend die Faust auf den Tisch
er schluck
«Nnn fällt mir noch einmai voll den
Weit-krieg
Itenndctessh
Als ich noch jung einst war und nicht
bekannt.
Wie viele Freunde hats ich mein ge
nannt!
Doch nun ich ali, und man mich rich
rnend nannte. —
Wie wenig Frau-de — und wie viel
Bei-mutet