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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 22, 1898)
Ein Uninanaustirnch als Ehemstec lEine Eplsode aus dem Natur- und Menschenleben Nicarnguas Erzählt von Dr. Alexander Olinda. Während eines längeren Ausent halts in der in der Nordtvestecte des gossen Nicaraguasees gelegenen Stadt ranada genoß ich Gastfreuudschaft ; in der nicht weit vom See gelegenen! ; Ban eine-Z deutschen Handelsherrn, der; nach seinen Varianten von den L Unbes . kindern Don Mauricio genannt wurde.« Mit mit iui Hause weilte ebenfalls als . sGast ein deutscher Maler Namens Wil-? delni Reinsseld Der Letztere war zu er schönen, hachgeistigen Tochter der Hauses. Donna Adela, in heißer Viel-c entbrannt; jungftiiiilicher Stolz halte findefsen die jun-ne Dame, die dem ta-, lentvollen Künstler ebenfalls eine warme Neigung entgegentritq, bisher verhindert, ihn die Gefühle, die sie für» ihn begie, merken zu lassen. Erst ein « erschütterndeg isreiqnis-« das zumGliick leinen tragischen Abschluß hatte, siiksttej ine Aussprache zwischen den Beideni I herbei. Jn einer Nacht fuhren die Bewohner des Hauses plötzlich aus dem Schlafe. empor; der Boden schien ihnen zu! schwanken wie aus einem Schiffe. Ein zErdbebenl Von Angst und Entfeyen insetsiist stürzten Alle hinaus ins Freias .it» Das wellenförige Schwanken der rdaberfläche war von einem dumpfen· k. Geräusch, ähnlich demjenigen eines vorbeiraffelnden Eisenbahnzuqu be gleitet. Von der Stadt her erklang das durch die undulirenden Bewe ungen i des Erdbodens verursachte lei e An · schlagen der Glocke der Kathedrale, abi , und zu übertönt von dem Wedgefchreis X-» Mikivkpebvst . . .. .. Plö lich durchzuckte ein grellrotherk litz en fiidlichen Himmel -—-— eins litz so furchtbar und gewaltig, als wollte er das Firmament in Flammen fehen. Doch die seurige Erscheinung verschwand nicht wieder, sondern blieb . s— anzusehen wie der glühende, lang N ausgestreckte Finger eines Riesen — tss im Gesichtskreise haften. Was man siir C einen Blitz gehalten. war eine aus dem. ; Krater des südlich von Granada ge legenen Vulkan-Z Momobacho ifprich s Momobatscho) emporsteigende Feuer I siiulet Jm nämlichen Augenblick hör s ten auch die Oszillationen des Erd s i dodens auf. Die Bewohner der Van berulyigten sich wieder und kehrten in das Innere des Hauses Zurück. Nur Reinsseld blieb noch eine Weile drau ßen W er vermochte sich von dem ma jestiitischen Naturschauspiel nicht so s rasch zu trennen. Wenn er endlich doch » sein Lager aufsuchte, so that er es mit l dem Entschluß in der niichften Nacht den Vulkan zu besteigen und ein Aquksi i , rell von dem Ausbruch auszunehmen Z Mateo. der Manardomo Gewole meister) Don Mauricios, sollte ibn bei diesem Unternehmen begleiten Als er am nächsten Moraen seine Absicht dem hausherrn und desseni sie mit von der Partie sein wolle. Trotzl aller Einwendungen und Vorsteluns gen der Eltern beharrte sie aus ihrem Entschluß. »Ich gehe ja nicht allein'«, meinte tie, «sondern mit Herrn Reingselix der schon dafür sorgen wird, daß ich keine Unüberlegtheiten begehe.« Der Maler seinerseits betheuerteH daß er iiber Adele wie über seinen Aug-« ; apsel wachen werde, und süate hinzur; d .Zu besorgen haben wir absolut — Nichts, denn da der Wind von Norden weht, so werden die Asche und die Steine, welche der Vulkan augwirst, noch Süden getrieben, alio nach der entgegenqesetzten Richtung in welche-. wir uns dem Berae nähern. ! Um siins Uhr Nachmittags machten sich Adele, Reimseld und Mateo aus drei »nur-sog inuy valiente5« tsehr kräftigen Maulthieren), wie sie der Letztere nannte, auf den Wen. Mit» Proviant hatte man sich reichlich ver sehen. Etws ein und eine halbe Stunde ritt man am llser deg- Sees entlang, der im brausenden Wellenschwall todte und braudete. Allmablich verschwand die Sonne am westlichen Horizont, aber trotzdem blieb es der Nacht diesmal verwehrt, die Landschaft in Duntels heit zu hüllen, denn die Feuersäule des Womobachm der man sich-immer mehr nunme, verdrenets ..!;agesi)eue. Nach drei Stunden hatte man den Fuß der-) Berges erreicht und ritt nun den mit riesigen Farntrauttvedeln und muntrer-hohem Bambusrohr bestande nen cellnyrnn hinan --— wegen der Stett it des Pfades-s eine schwere Arbeit iit die Mauliltiere. Je höher man tam, ftp spärlicher ward die Begetation, die ich zuleyt nur auf Stauden von arm chterarligen Sirtltttgpflanzen und Ali-C mit denen der Felsboden hier und da betiipfelt sour. belchrijnlte. Endlich ward der Abhang so steil und reiste sich zugleich so mit Lsivngeröll früherer Eruptionen überstiet daß innn abstieg und sich auf eine vorspringende Felsterasse, nachdem man die mitne nominenen Wolldecten unter sich gedul tet, lagerte. Von dem Rande des Ren ters mochte man hier etwa noch drei Kilometer entfernt fein, doch vernahm man selin in dieser Entfernung deut lich dass Zischen der aus dem letzteren aufsteigenden Flamme-maer Man stärtte sich zuvöederft an Wein, Brod und kaltem Geflügel, dabei fort während dte Blicke auf das grandiöle Scheitel iel, welches der alte k euer Mrtsl nftler Momobacho zum esten go, richtend und nur ab und zu herze seine-langen anstarrt-denn Endlich erhob sich Reinsfeld wieder niit den Worten: »Ich dente wir können, ohne uns seiner Gefahr aiiszusetzem noch höher tliinnien, bis zu einein Punkte, von wo sich der Ausbruch noch plastischer dar stellt und»die Gestalt des Kraterö noch besser zu ubersehen ist. Der Wind bleibt ja sortwahrend von uns abgewandt! Haben Sie indessen Furcht, Dona Adelr. »so bleiben wir hier —- allein «lassen wurde ich Sie auch nicht für eine Selunde. Sie wissen, welches Verspre chen ich Ihren Eltern gearben.« ! »Tolltiihnheit liegt nicht in Ihrem iCharakter, Herr Reinsfetd, und da ich iermiithz daß anen Jhr Leben ebenso slied wie mir das meinige, so werde ich anen getrost folgen.« Pl Damit begann die junge Dame sich ihr· Obertleid bis zu den Knieen aufzu schiirzen und versah sich dann, wie auch il)r Begleiter gethan, mit einein Stocke, dessen Spitze mit Eisen beschlagen Die »Stöcke waren bisher an der Seite eines der Maulthiere angebunden gewesen. Reinsseld ertheilte Mateo dir Wei sung, hier seine und Donna Adelcz Rückkunft abzuwarten I Der Mayordomo schüttelte denKopi. ,als.er die Beiden die anitrengende lKletterpartie beginnen sah s— ihm yabnte dabei nichts Gutes, wenngleich er keinen triftigen Grund, das junge Paar von seinem Vorhaben zurückzu halten, auffand. Der Ausstieg gestaltete sich für un sere Freunde schwieriger, als sie eg Iverinutbei. Man befand sich bald aus leinem Iusgedehnten Felsenineer, iriit einem Gewirr von spitzen Klippen und beben Steinblöcken. Beständig galt es iiber diesetben hiniiber zu voltigiren — nian glitt auch ost unversehens iii nie terhohe Vertiefungen, die nch zwischen den Blöcken austhaten und aus denen es sehr schwierig war wieder aufwärts zu gelangen. Nach einer Weile rieselte lBeiden der Schweiß stroniweise vom ;.ftörper, und ihre Lungen arbeiteten t thc Dampfmaschinen. Mtlnzfcld Ve reute bald, daß er seine Gefährtin zu so harten, aufreibenden Strapazen, die zselbst an die Kräfte eines rüstigen Mannes ungewöhnliche Anforderungen stellten. veranlaßt und wollte ihr schon den Vorschlag machen, zu dem Lager platz zurüctzutehrem als er eine, sich fbis- weit nach oben hinziehende Rinne jin dem Gestein bemerkte, welche offen bar im Laufe der Jahrhunderte durch die in der Regcnzeit von dem Mater rande niederströmenden Wasserfluthen ausgewaschen war. Zu diesem jetzt trockenen Bette eines Gießbachå lentte er mit Adele seine Schritte. Da der Boden der Rinne nur aus kleinem Ge röll bestand, so bereitete das Aufwärts tltmmen hier verhältnismäßig wenig Schwierigteiten. Endlich war man dem Krater so nahe gekommen, daß man die Gluth der aus demselben hervorbrechenden Flammen zu spüren anfing. Weiter durfte man nicht vorbringen, oder man setzte sich sonst der Gefahr aus, halb geröstet zu werden. Aus der Sentung wieder heraustretend, ließ man sich, das Angesicht dem Kraterrande zuge wandt, aus einem etwa hundert Schritt entfernten und wie ein Sopha gestalte ten Felsblock nieder. Neinsseld nahm aus der Tasche, die er sich um die Schulter gehängt, Zeichenpapier, Pin sel, ein Fläschchen mit Wasser, sowie ein Blechtöstchen mit Farben heraus, um ein Aauarell der Eruptiou zu ent werfen. Wunderbar aroßartia und majestä tisch war das Bild, das sich hier den beiden tiihnen Touristen entroltte. Der aus dem Schlunde des Berges in mehr als hundert Meter Höhe aufschießende Feuerstrahl spiegelte sich in Millionen von Facetten aus den Wellen des Seeg, der zur Linien tief unten brandete, und aoß iiber das entfernte Granada, die Wälder und Ebenen an seinem Fuße Zeinen purpnrnen Glnthschinnner. Deut slich konnte man in der riesigen Feuer sontaine fast haushohe Fetgmassen be merken, welche, durch die Gewalt der Eruption aus der inneren Wand deg ltiraterg loegerissen himmelhoch em poraefchleudert wurden. Ein dickflüssi aer Ozean von Laoa entquoll dem Höllenschlunde, doch schien die Lava seitwärts nach dem See »in ihren Ab fluß zu nehmen ——— das junge Paar glaubte sich also auf seinem Beobach tungsposten auch ges-« die Gefahr eines herandrinaenden Labastroms ge 1sichert. Während Neinsield eifrig an feinem Aanarell arbeitet, betrachtete seine Ge fährtin unverwandt das grandiose NaturschauspieL So mochten etwa drei Viertelstunden vergangen sein. Mit einem Mal rief Reinsseld, sein Aauarell mit der Wirt lichteit vergleichend: »Caramba, was habe ich denn da ge macht! Hat mich denn mein Augenmaß diesmal io getäuschtss« Er bemerkte nämlich, daß er die Feuer arbe des Vulkans weit tteiner darge tellt, als sie in der That war. Der Fehler, welchen Reinsseld an seinem Bilde entdeckte, beruht indessen ’lennesweas aus einem Mangel an tiinitlerifcher Leistungsfähigkeit Eg belehrte ihn darüber der Ausruf Adeleg: .,Großer Gott, der Aus-brach nimmt tu an Stätte und Hestialeithir müs sen fort von hier, here Reinsfeldl« Es hätte übrigens dieier Warnung nicht bedurft, um auch den Maler anf die veränderte Situation aufmerksam u machen. Die von dem vullanischen z euer ausgestrahlte Hiye ward so in tensiv, als stände man neben dem ge gjzten Ofen einer Lotomotive —— ein nregen über-rieselte das Paar, — ·! ene glühende Rapan iSchlackens brocken) fielen in seiner nächsten Um ebung nieder. Dazu erschwerte ein siechender Schweselgeruch das Athrnen, auch ließ sich jetzt aus dem Jnnern des Berges ein ununterbrochenes dumpfe-H Geräusch vernehmen, welches wie ge dämpster Trommelwirbel klang Es schien, als seien alle vorhaan den Phasen der Eruption nur ein or spiel gewesen zu dem gewaltigen Demna, das jetzt, von den unterirdi schen Mächten des Berges inszenirt, seinen Anfang nahm. Nur Flucht, schleunige Flucht lonnte das junge Paar vom Verderben erret ten. « Jn stiegender Hast packte Reinsseld das noch nicht ganz vollendete Bild so wie seine Malutensilien wieder ein und wandte sich dann mit seiner Begleiterin rückwärts-, um mit ihr die vorerwäkmte Felsmulde zu gewinnen und in der selben den Abstieq zu bewertstelligen. Aber --— o Himmel! --«— was erblick ien sie Beides Jn der Felerinne schoß mit unheimlichem Brausen nnd Zischen ein dunkelroth glühender, von einer Rauchschicht überwölbter Lavastrom hinab, der biet seinen beanemsten und leichtesten Absluß gesunden. An ein lleberspringen des zähsliissigen Stro nles war wegen seiner Breite nicht zu deuten. Reinsseld erinnerte sich indessen, beim Hinaussteigen eine zweite derar tige Felgmulde bemerkt zu haben, wel che, mehr nach Westen zu geleen und einen Halbkreis deschrcibend, ich un gefähr ein viertel Kilometer unterhalb mit der ersteren vereinigte. Jn dieser anderen Felssentnng mußte ja ein ra Fckkes Avmärtstlimmen noch möglich ein. Raum waren aber die Wanderer in westlicher Richtung abgeschtventt, so hemmte-i sie, von Entsetzen gelähmt, ihre Schritte. Auch in diesem zweiten Rinnsal wälzte sich ein Lava-Ergusz einl·er, der gerade in oern Moment, wo er«in den Gesichtslreis des iungenPaa resj trat. mit dem anderen von Osten der kommenden feurigen Strome zu scmmenslcß Reinsseld und Adele sa ben sich sen-it die Rettuna abgeschnit ten ——- es umgab sie, wie die Waltiire in der Wagner’schen gleichnamigen Oper, rings feurige Lobe! » Da der Aschenregen jetzt immer dich Irer fiel, so eilte man was freilich wenig nutzte --- ein-as weiter abwärts, »die man nach einer halben Minute am stlser des ersterwiihnten Lavastromes jstand. Der Schtoefeidampf wurde jetzt fast eistickend -—— die heiße Asche wirbelte so massenhast hernieder wie dieFlocten bei einem nordischen Schneesturm —-- die Lust glühte wie Feuer »Wir sind dem Tode qemeihtl« sprach Reinssebd mit dumdser Meßg nation. »Dasselbe Loos wie die un gliicklichen Bewohner des alten Pom peii erleiden auch wi.r!« Sie nickte stumm. »Und ich,« fuhr der Maler spri, »mus; mich anklagen, die Ursache Ih reg Todes zu sein, Ihr junges-, blühen-— des Leben einem lecken Einfall, der in mir ans-blitzte, geopfert zu haben!« Er bedeckte, den Berastock von sich n«-erscnd, sein Gesicht mit den Händen, Adele entlediate sich ebenfalls ihres-, Stockes, leate die Arme aus die Schnl tun Reiitsselds, schaute ihm mit in nigem, fast zärtlichein Blicke ins 0luge nnd entgegnete: »Sie haben, theurer Mann, auch lein Atom von Schuld an dem Ver-— häncnisz, das über uns gekommen -— die Idee, Sie zu begleiten. entsprang meinem eigenen Kopfe. Sterlen müs sen wir, das ist aeivisz aber da cch mit Jonen gemeinsam sterbe, so hat der Tod keine Schrecken für mich.« tsin Sei-aller des-«- Ent,tiiclen2 durch kckic den Maler bei dieser Andeutung seiner iunaen Gefährtin ,.».’!dete,« tief er, sich vor iltr ans ein Knie I.iecerlassend, »in dieser Minute, die vielleicht siir uns die letzte, mill ich Ihnen bekennen, daß Sie mir tiver Lil les ioerth und theilen daß ich Sie lieb-: mit einer Glutin neaen welche dieFtam mensäule des Momodacho noch Eis. Bis-let traate ich nicht, Ismen dieses Geständnis-. zu machen — da wir ins dessen bald vor unserem ewian Rich tei« stehen werden, so soll ietzt meine Seele so tlar vor Ihnen liegen wie Jeinnufaeschlageneg Buch« r satte zog den« senkean sann zu sich empor nnd sprach: »Vernelnnen Sie denn. Wilhelm, daß ich Ihre Gefühle theile, daß auch mein Herz Ihnen voll und ganz ge hört. Gott will aber nicht. daß unser Liebesbund schon hier auf Erden zur Wirtlichteit tverde!« »Dant, Dank für dieie Worte, Ade te,« jubelte der Maler, »sie verwandeln mir die letzten Selunden meines Da sein-:- in einen Wonnerausch!« Und die Lippen. die Stirn, dieWai-. aen der Geliebten mit Küssen bede ckend, schloß er: »Laß uns jetzt sterben, Du Angede tete s— Arm in Arm, Aua’ im Auge!" Doch im niicnsten Moment erhob er mit einem Ausdruck natiirlicher rints schlrssenheit das Haupt und fragte, um sich smauenb: »Miissen wir denn sterben-? Sollt-. es wirklich lein Mittel der Rettung ge: lian« Zu langer Uebertretung blieb ihm freilich nicht die Zeit. Die giftigen Schwefeldämpfe erlaubten kaum mehr das thhmen - die Glnthhitze ward so furchtbar, als züngelten dem liebenden Paar Feuerflanimen am Körper em por-. Noch lreniqe·Minuten, und sie waren entweder ertttelt other verbrannt . Die großen Steine, mit denen der Boden um sie herum überstreut, brach ten Reinsseld aus einen Gedanken Ha stig und mit Riesentraft, die ihm dic Trdeenoth verlieh, schleuderte er drei der großen Steine so in den Ladu strorn, daß sie, über die Oberfläche des selben hervorragend eine Art Brücke bildet-n und die Möglichkeit gewähr ien. daß man, auf ihnen fußend, viel leicht die brodelnde, feurige Masse überschreiten tcniite. Adele tin-d Reinsseld hatten sich aan Aeiißerste in Acht nehmen müsset-» daß sie beim Niederfallen der Steine nicht von der iiiisspritzenden Lava getroffen wurden. Die Steine waren glatt, spitzig und ermcngelten einer festen Basis wie leicht konnte man also aus ihnen den Halt rerlieren. Und geschah dies. so war Beil-en der Tod aewiß — der ent setzliche Tod in der glühenden, kochen den Lavas Ek- aah aber teine andere Chance der Retiiina und Reinsfeld war entschlos sen, sie zu wagen. Da das Sprechen des beengien Ath mens wegen bereits unmöalich gewor den. so dentete er Adele durch Zeichen an, was er zu thun beabsichtige und das-: sie ihre Arme uin ihn schlingen nögr. Ihr Einverständniß nickend, hängt sie in der nachsten Seliinde an seinem Halse. Sie mit dem linken-Arm umfassend während er sich mit der Rechten auf den vom Boden ausgenom nicnen Vergstoct stützt, schwingt er sich auf den ersten Stein. Texitlich fühlt »er, wie Adeles Herz laut und stürmisch neben dein seinigen pocht. f Der mittlere Stein lieat jedoch so fwenia fest, daß Reinsfeld auf ihn init fder rechten Fußspitze, die er ausgestreckt Hält, teinen Halt finden lann. Nur faus dem linken Fuße stehend, beginnt fer zu schwanten und verliert das-schleich qensicht der Stock. aus welchem er sich zu stützen gesucht, ist sofort in Flammen aufgeladertl Adele sieh ver llcxen gebend. stößt einen Schreitens ffchrei aus. Da. im Moment der höch isten Gefahr, tvaai der Maler mit fei iner süßen Last den Sprung auf den äußersten Stein« der zufällig der größ te. Glücklich erreicht er ihn, indem er mit seinem linten Fuße den mittleren Stein nur fliichtia berührt. Ein fol fgeiider rascher Sprung bringt den küh fnen jiinaen Mann an das jenseitige IUfer des Lavaitroms. Cckc llllU qclcllcls Die eben erzählte Episode hatte sich in irenige Selunsden zusammenge dränai. Eilig tlimmten Beide über das Fel sei:nicer zu dem Lagerplatz hinunter. Jukelnd empfing sie der treue Mateo, der bereits in Betress ihrer das Schlimmste befürchtet und sich bereits mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß auch ihm der Untergang beschie den, denn der Aschenregen und die Schwefeldämpfe begannen ietzt auch hier unerträglich zu werden. Im Nu waren die Maulthiere ge faiielt. So rasch, wie es das abschiis sige Terrain erlaubte, ging es ab wärts. Aber ersi, nachdem man ein und eine halbe Stunde aeritten, be fi nd man sich außerhalb des Gebiets des Aschenregens — —- — « — — Mit unbeschreiblicher Freude wur den die Zuriicklehrensden in der Billr empfangen Die Steigerung derEruip tion sowie der Aschenregen hatten bei den Eltern Adeles die veinigendsteu Besorgnisse bezüglich deg Schickialg ih rer Tochter sowie ihrer beiden Beglei ter erregt. Jn kurzen Worten unter-— riclstete sie Reinsfeld von ihren Erleb. nissen, verschwieg auch nicht« daß Ade lc ihm auf»dem Feuerberge im Auge .sicbi des fast unvermeidlichen Todes ihre Liebe betannt. Don Mauricio irriiclte stumm die Hand Des Male-VI Ier irußte in, das: er un ilnn einen jEistiegersohn gewann, der iu der sceutichen Frunstivelt eine sehr gelichtet-. Stellung ein-nahm und fiir seine Bis »der hohe Honorare erhielt. i »Ein Hurrah ieiu Moiiiobacha,« ischlafz Reinsfeld, »seiner Feicer,1eister holen meiner Ade-le die Zunge gelöst!«' Nach der ausführlichen Erzählung Reine-fele und seiner Braut schrieb ich das Vorstehende nieder. Die Einrichtung Siizze von Jnleg Lemaitre. An dem Abende, wo die große Tra gödin Cornelia Tosti Plötzlich mitten sim dritten Alte von »Fredegnnde« den Vorhang senken ließ —«—— nicht wegen eines Ohnniachtganfalles oder einer Nerventrife, weil fie fich müde fühlte, unsagbar müde, weil ihr die Beine versagten, weil ihr die Stimme in der Kehle stecken blieb, mit einem Worte. weil sie 50 Jahre alt war und nicht mehr konnte —«-, an diesem Abende, wo fie, nach Haufe zurückgekehrt, ohne felbfi die Kraft aehahi zu haben, ihr Theatercoftiim abzulegen, allein in ihrem gothisehen Zimmer, vor ihrem großen fiinftheiligen Spiegel hinge fnnien war, der ihr eine leichenhafte, unheimliche ,,7fredegixiibe« zurückstrahL ie, einen Todtenfchiidel mit zwei schwe ren blonden Flechien falschen Flasch ten --«, an diesem Abend wurde Cor nelia von einer wilden Verzweiflung erfaszL Sie iveinie lange, nnd es Dämmerte bereits der Morgen, als sie sich endlich auf ihr Lager warf, noch immer in ihrem merovingifchen Kleide, über das eine der Flechien bis auf das Tigerfell .herabhing, das ihr als Bettvoriage "dieute. Am andern Ta e erklärte der Arzt zum hundertsten ale, daß die Kranke auf das Theater verzichten müßte, und daß sie kaum noch eine letzte Rolle irr» der ,,Mellifsandra« würde schaffen können, die der berühmte Dramaturg Eufebio Nafone für sie schrieb. Und dieses Mal glaubte Cornelia dem Arzte. III si- Si Alfo, die glänzenden Tourneen durch Europa. Amerika und Afien, die jun gen Leute der fernen Städte, die sich vor ihren Wagen spannten, die ganz mit entblätterten Rosen bedeckte Welle um ihr Galabook in der Bucht von Stockholm, dann wieder die hellfarbi gen Ueberzieher amerikanischer Dan dies, die ihr als Teppich dienten beim Verlassen des Theaters, die Trunken heit der Hervorrufe nach Dutzenden, iwelche es zu Wege bringen, daß man sich schleppt und um Gnade bittet, in dem man Küsse zuwirft, die Raserei des Beifalls-, dem wachsenden und ab nehmenden Getiiatter eines anhalten den Gewehrfeuerg ähnlich, die angeneh men Brutalitäten der Reklame und der Jnterviews, --- ein ungebundenes, köst liches, chimärifches Leben, und auch in nigere und edlere Wonnen: die Freude, die fchönften Bisionen der Dichter en verwirklichen, ihnen fein Fleisch und seine Seele zu leihen, sie in sich leben izn fühlen: das Alles war aus, war da ;-in. Und in einigen Jahren, ja in eini gen Monaten vielleicht, würde die To sti aus dem Gedächtniffe der Menschen entschwunden fein. Cornelia dachte an ehemalige Schauspielerinnen, die fast ebenso berühmt gewesen waren, wie sie und von denen Niemand mehr sprach, und welche jetzt nichts mehr waren als alte dicke Damen, die, vergessen, mit ihren Katzen und Papageien in irgend einer kleinen Villa der Umgebung von Florenz lebten. Das zu sein« nachdem man Königin gewesen ist und mehr alsKönigin, nein, das war nicht möglich und sie würde sich nicht dazu verstehen. Besser noch der Tod, als eine fo lächerliche Herab feszung - Ja, sterben, so wie die Heldin eines Drainas, die ihren Traum nicht über leben will, oder wie eine fagenhafte Kaiserin, die sich, nachdem ihr Reich zerstört, mit ihrem Stirnband er droffelt, um nicht die Slavin des lSie Iaers zu fei. . . Denn die Jdee des iTodesZ, wie alle anderen, zeigte sich dem sGeifte Cornelins nur mit einem szeni schen Apparate bekleidet. Der Tod, Idass war für fie ein Theatereffett, und zwar der sicher-ste, ein Effekt des- fünf ten Altes. ti- «I« Eines Tages denn, in der Loggia ihres Palastes, die mit Buddhas und Affen bevölkert unid mit bizarren, aus allen füns Theilen der Welt zusammen gettagenen Gegenständen angefüllt war, und wo junge Literaten in den Ecken zerstreut aus den Teppichen und den Bärensellen der Dir-ans saßen, sagte Cornelia mit matter Stimme: »Glauden Sie an AhnungenZ . . . Ich, ich glaube daran. . . . Ein uner stlärliches Etwas sagt mir, daß ich aus der Szene sterben werde, während der Prerniere von Melissandra.« Und geheimnißvoll setzte sie hinzu: »Ich bin dessen sicher, verstehen Sie? Ich bin dessen stehen« Das Wort erschien am andern Tage in den Florentinischen Zeitungen und lsteigerte noch die Neugierde, die »Me lissandra« chOn hervorri5s. — sk ’-. Man begann das Stück zn redetiren. Cornelia sehr schwach, schleppte sich zu ren Proben, hielt sich nur mit Aufge Oot ihrer ganzen, bis Zum Aeufzersten ssespmmten Willens-kraft auf den Fir szen. — i Die Heldin des Stückes, ein rätbseli «hafteL« nnd den Männern oerdcrbliches Weib, vergiftete sich, nachdem sie Ver ibrechen auf Verbrechen gehäuft hatte, sbei der Lösnnq und starb auf der Bühne. Dieser Tod sollte, wie die Theater IFinriere zu berichten toußtemdieHaupt lstarte des Werkes sein und an tragi Ischem Schauder dass berühmte »Sta ben« der Crocetta in der »Syl)int«, oder des großen Monetto in ,.,,Ernani« Ubertresfem III sit If Elnige Tage vor der ersten Ausfüh frung entnahm Cornelia einer Rassette ein sehr seltsames kleines Flatom das aus einem geschliffenen und aehöhlten Smaragd bestand, den il)r einst ein in discher Radja zum Geschenk gemacht hatte. Dann, in Gegenwart Ver jun gen Literaten. die ans den Teppichen umhersaßen, löste sie von einer Trophäe indianischer Waffen ein Bündel vergif teter Pfeile los. Sie ries ilirer treuen Anileiderin Und Kainniersran, der alten Ginseppa, die sie seit dreißin Jahren mit durch die Welt schleppte, nnd indem sie ihr das Flakon und die Pfeife übergab: »Du wirst,« sprach sie ««Iiister, »die Spitzen mehrere Tage in ein wenia Wasser ausweichen lassen; Du wirst sodann das Wasser in dieses Filakon gießen« und Tit wirst eS mir arn Aben sde der »Melissandra« geben« ,«,Sehr wohl, Maoame,« antwortete kijiiiseppm ohne eine Miene in verzie )en. — ,,Schtvöre mir, dafi Du thun wirst, wag ich Dir befohlen babe.« »Ich schwöre es.« Die jnnaen Literaten lächelten. »Sie werden selien!«« sagte Cornelia »mit einer so tragische-n Kopfbetvegunq, daß die junaen Literaten ganz bestürzt wurden. Witsyte man in der That, lniessen sie salzig wär? Cornelia war erhaben in der Pre miere vor-, .,,Melissan«dra.« "« Sie wirkte aus ihrer gebrochenenStimme und aus ihrem erschöpften Körper unerhörte Effekte seelischen Leidens und grauen eiregensden Schreckens zu ziehen. Ganz Florenz, zuerst ein wenig widerstrebend und spöttisch (es- war schon so lange, daß man Cornelia bewunderte), ließ sich noch einmal von seiner großen Tra gödin bezwingen nnd brachte ihr eine srentische Ovation, wo die Traurigkeit der beendeten Feste und das ,,niemals wieder« derTrennnngen sich in der Ra serei des Beifalls selbst tund gaben, der nicht mehr enden zu wollen schien. Dann ----- das Spiel der Tosti war von einer so packenden Wahrheit, daß sich nach und nach eine förmliche Be leminung des Saales bemächtigte. Die Heldin des Stückes, das wußte man, starb bei der Lösung. Um sich selbst gleich zu bleiben bei der Wieder gabe dieses Todes, was würde Corne lia da wohl thun? Und die unbestimm te Erwartung von etwaSAußergewöhni lichem bedrückte die tausend Herzen der Menge. Jm letzten Zwischenatte, noch sahler inmitten der Menge der Blumen, die ihre Garderobe ansiillten, ais sie die Kohorte ihrer Verehrer sanft vor die Thiir gesetzt hatte, indem sie mit dem-, was sie von ihrer Krystallstimme noch finden konnte, wiederholte: ,,Adieu, meine Freunde!« --«— während die Klin gel des Jnfpeltors durch die Gänge tönte, öffnete Cornelia ihr Fenster-, das auf eines der finstersien Gäßchen der Altstadt hinausging, und indem sie in langen Zügen die mit einein Ge ruch von Knoblauch und arinerMensch heit gesättigte Lust einzog, rief sie: »A«dieu, cZ-!orenz!« Dann, zu Giuseppa: »Das Flakon!« Giuseppa reichte es ihr, ohne ein Wort zu sprechen. I »Und jetzt gehen wir sterben!« Und die Tofti täat ausc die Szene. s Sie mimte, nnd sie ächzte und heul te der Reihe nach ütbernatürlich den fünften Akt, wo Melissandra, deren Verbrechen aus den ersten vier Akten sich alle gegen sie wenden, die gehetzt nnd entlarvt, endlich eine Zuflucht im Tode suchte. Jn diesem Augenblicke zog Cornelia das Smaragd - Flakon aus ihren Bu «en. Jn ihrem Innersten, ganz in« ihrem Innersten, war es ihr vielleicht nicht unbekannt, daß das Gift der Pfeile, angenommen, daß es authentisch tödt lich war, nur dann wirken konnte,tvenn ess- durch eine Wunde in die Adern ein geführt wurde. Aber im Uebrigen, sie wußte, sie war sicher, daß ihr Giuseppa keineswegs gehorcht hatte, und daß sie in das Flakon nur einige Tropfen Wasser gegeben haben konnte Und dennoch, kaum hatte sie das Flakon an die Lippen irefiihri. so stürz te sie, wie vom Blitz getroffen, hart auf die Bretter; sie wurde griin, ihre Glie der hatten jene Verenkungen, die keine Geschicklichkeit nachznatksinen im Stan de wäre; sie hatte nicht die Kraft, die letzten Worte des Brauter auszuspre chen, und zwei ihrer Kollegen mußten, sie am Kopf und an den Füßen, von der Bühne tragen Der Tod war so deutlich und unbe sireitbar in ihren weit heraustretenden Augen erschienen, daß sich dass ganze Publikum vor Schrecken erlfoben hatte. Und Niemand zweifelte-, daß die To sti sich thatsächlich und freiwillig ver giftet hatte. » Niemand, nicht einmal Giufeppa. Die alte Frau selbst hatte einige-Stun den Vorher iiber die enge Oeffnung des leeren Flakotrs eine der Linisserfiaschen des Speise;iininer5 geneigt. Gleich wohl, sie wars steh über den Körper ih rer Herrin, indem sie schrie-, wie alle Anderen: »Sie hat sich vergiftet! Sie hatte ei- vorliergesagt!« Cornelia glaubte sich durch vierzehn Tage hindurch zwischenLeben und Tod« Durch vierzehn Taae hindurch brachten alle Zeitungen von Europa und Ameri is Viilletins iiber ihre Gesundheit Und die Aerzte entdcctten den Namen und sckten den Reportern die Eigenschaf ten und die Wirkungen des Giftes aus einander, das sie nicht genommen hat te. —— Und sechs Monate nach ihrer Ab fchiedgvorstellung und Vergiftung, fei erte Cornelia verjüngt und neugekräf tigt ihre Rückkehr in das »Große Thea ter« von Florenz. Bei der Schwur-. Schar-spielen »War- soll ich denn kskute in tem Ritterstück anziehen, Herr lDirektme Sie haben mir ja noch gar keine Costiime hingel)ängt?« H Direktor: »Was spiel’n Sie Umsi« E Schauspielm »Im l. Akt denSend boten.« « l Tixetton »Der Senvboie trägt ’ne Linie-F z ·3cdaizfpieler- »Und im 2. Akt?... III-a spiele ich Nu Kaiseri« ? Tinktur: »Na sdh’u Se ma? an! IJC Ja! Ter iB ja doch- wol kf d’t poiklefk To mer-o r roch uf d’ts!. okzen ist aussee nich sein n bestei Purpur tra gen -- To wen n Se efach dc Stutt ian nu’ Mjh e Virett us! —- ul r na jdicrlissh sc iccht nmjestät’sch!« · ;«-;lkn«spirtcr: Jm .'3. Akt spisie ich seinen III iithi lernt! Titus-»in »Der Mathshe:r wero bei miir jin-In- in rer sintte acspielt — tek..steng mich e FJanttUcy um ’n Leidl« C.t)lai.spjelcr:«1an im letzjc u Akt spiele ich den Mönch « i Direktor: « Düzlelfll Sc Uadictlich de Kutie an, mei Lämmchen!«