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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 22, 1898)
Ytinceß Hummeltym Eine lustige deines-nicht« sen bannt v. Spielberg. cl; Joriepung uud Schluß) Da tiißte er sie aus die Stirn und wie ablenlend: »Nun. ihr seid doch tter und Cousine!« und wandte sich seinen Gästen zu. · Prinzeßchen aber blieb nachdenklich stehen. Der Argwohn. der einmal in ihrer Brust Wurzel gefaßt hatte, woll te nicht wie-der weichen. Und es wurde ihr web ums herz dabei. Sie lehnte »sich an den Fenstersliigel und schloß aus ein paar Selunden die Auan. Da ; kam ihr ein Roman in den Sinn. den sie einmal gelesen· Er handelte von einer Prinzessim die um der unerbitt iichen Staatsraison willen einen unge likbten Mann hatte heirathen müssen und gebrochenen Herzens gestorben war. Und bei der Erinnerung an Diese ariißliche Geschichte stand mit ei nem Male bei ihr iest: »Das thue ich nichi...das thue ich nicht, nnd wenn sich alle aus den Kopf stellen!" Und wie sie nun mit einem trotzigen sites die Auaen wieder aufschlug, sah sie drüben an der anderen Seite des . immers Willröder stehen. Er schaute innrer noch so unsaqbar trauri drein, nnd sie sofort. Plötzlich s osz ihr rch den Sinn: »Er weiß es auch schon. was man mit mir oorhat. Und natürlich —- da ist er traurig. Aber wenn er darüber trauria ist. dann muß et mich doch lieb haben!« Und nun ju belte es wieder in ihr aut: »Wenn er mich nur lieb hat« wenn er mich nur so ucht lieb bat, dann wird alles aut!« Aber als der Erbdrin3. mit der Moc estasse in der Hand, aus sie zulam machte sie tuer Kehrt und flüchtete sich schen Excellenz Eaaeström und rlotte aus einen Duft Madame Etiiette hielt es fiir ihre Pflicht, sofort eine Kondersation mit der kleinen Durchlaucht zu beginnen. Prinzeskchen war jedoch nicht zum Plaudern ausge legt. Sie meinte, sie sei müde nnd habe Kopfschmerzem woraus Griellenz sich wegen der sechs Gläser Zeit doch wie-: der Gedanlen machte. Und in der That. ein tlesin wenia re poltierten die Schaumverlen des Vom alt-w doch wohl im Köpfchen der Prin ssin. In dem einen Augenblicke hin e sich unsaabar elend vor. schlecht be bendell von aller Welt, im nächsten so hrch erhoben, so muthia, ali- lonne sie derselben Trotz bieten. Es war ihr ganz wunderlich zu Muthe. Das war ja auch heute ein zu seltsamer Taas erst die Spaziersalirh wo sie i b n getroffen Hutte —- die Rose Dututel dann, » der sunae Künstler —- der Erbprini, Seen man sie ,,augStaatsraison opseen« wollte. und der doch eigentlich ganz nett war — Papa mit seinen Andeu lunaen — es wirbelte in Ulriles Sinn nur so durcheinander. Und Charlotte smr auch aanz verändert. Sie lächelte ohne Unterlaß, aber ein aani eigenes der-steinernes Lächeln als die Prinzessin einmal ihre Hand berührte war diese eiskalt. — Nachher wurde hinten im Varl am lennisplad, Croquet gespielt. Aber es war heute lein richtiger Zug in dem Spiel. Es schien, als ob die ganze Gesellschaft zerstreut sei. Nur der Erbprlnz spielte aufmerksam und ges lchicki und wußte schließlich, als er Minder geworden war, auch nochden soll seiner Partnerin, der Prinzessin, an den Pfahl zu helfen. »Is« so recht. "Cou-sinchen?" War das nicht aute Kattreradschast?« sagte er heiter. als er ausaemacht Gatte. »Gott, so im Spiell« gab sie schnipä ges zurück und wars den Hammer bei te. « .. . —.« .., Rufall auf die andere Partie gebracht hatte. atlimeten auf, als die llkariie be endet war. Es tvar fitr beide eines analvolle Stunde «aeweien. Aber-— inl Losklplcc UlIV LVIUIDDCL Mc Dekl beider Herzen war aerade während die-« ler Stunde auch ein Entschlnfkqereift.» Willröder fühlte, daß er nicht in El: wersbura bleiben tonnte: iedeg Wieder-( leben mit dem aeliebten Mädchen hätte tlnn die Wunden des Herzens neu auf-— gerissen: er wollte moraen schon in einem Privatdienltbrief an seinen Re atmentskommandeur um feine Ver fehtrna einkommen Und in Charlotte hatte sich die Ueber-Feuerung durchge drungen. daß sie ttnfiihiq sei, diese Rolle durchzuführen: sie wollte um ihre Entlassung aus dem fürstlichen Dienst bitten. Der Fürst, der neben dem Spielle auf einer Bank Platz genommen hatte’ und sich von dem Oberstlieutenant von dem Fortaana der Partie nnterrichteni tieh« schan einen kleinen Spa.iierqang nach der nahen Fatanerie vor: »GebenI Sie mir Ihren Arm. Euaen --— Ciej müssen mir noch etwas von Waden-( sein erzählen Was macht ihr alter; Obetiäaermeistert Schnurrt der präch-; tige here-immer noch so vortrefflich?«» Die Prinzessim Charlotte, Willröderj und ter Oberftlieutenant let-lassen lich an. Zuerst, als der Wen noch breit» nur« zu vieren nebeneinander Dann! mußten sie zu zweien abbrechen. und; --- toar es Zufall, oder richtete die Prinzefsin es lo ein --—— sie ging mit Ællroden Charlotte nnd der Oberst-. lieutenant folaten nach. I L’Eltranm war deute besonders gu ter Laune. Er ers-leite lebhaft und voll bumor von den Details der Durch führunq seines Komplotts gegen den alten Dututel und von dem vielverH sptechenden künstlerische-n Witten set-i sei Proteaes. Nach seiner Gewohnheit Rief er. turzathnrta« tote er war, da Frei m m km neuen — der Abstand zwischen den beiden Paa ren wurde größer und größer. Und Charlotte war so ganz mit sich be schäftigt, daß sie nicht nur dankbar war. wenn das gute Mammuth die Krsten der Unterhaltung selbst tritt, sie achtete auch nicht darauf, da sie in den verschlungenen Parlwegen ihre Illeine Durchlaucht ganz aus dem Ge sicht verlor. Endlich aber fiel es ihr doch auf, und sie erschrak ein wenig. Aber der Oberstlieutenant meinte lachend: »Las sen Sie unser Prinzefzchen dochl Die freut sich ja, einmal mit ihrem Lim ftenant sich ordentlich ausplandern zu »tönnen.« , »Aber, Derr Oberstlieutenantl« ,,Glaulben Sie denn, meine alten Augen seien auch mit Blindheit ge s chlagen, nädiges Fräulein? Jch weiß och längt, wo der Hase läuft Aber seien Sie unbesorgt, trauen Sie meiner Menschenlenntniß: das hat keine Ge fahr! Du lieber Gott, solch Prinzefp "3n will sich doch auch einmal ein bis n austosbem Und der Willröder ist ein grundverstiinldiaer Kerl, und zu dem«——nsun dlinzelte L’Estrange ganz sverdiichrtig —- ,,zudem ist er ja, wenn »mich nicht alles täuscht, gefeit——« ) Er schien noch eine weitere Bemer kung auf der Zunge zu haben. Da iani aber athemlos ein Diener aus ldem Schloß ihm nach mit irgend einer wichtigen Meldung, die ihn zurückrief. Charlotte kannte schon die bewährte Methode des alten Schlausuchses, sich !»wichtig:« Meldunan nachsenden zu lassen, wenn er sich freimachen wollte; » sie war auch froh, daß sie nun beschleu nigten Schrittes Jhrer Durchlauchi :nacheilen lonnte.— ) Daß sich Pkinzcßchm mit Will-ö lder, als sie »sich selbst überlassen wa Iren, ordentlich »ausaeplaudert« hätte, irie der Oberitleutenant vermuthete, tra keineswegs zu. Im Gegentheil, sie chritten ein ganz Stück Wegs ganz schweigsam nebeneinander her. l Jn Willröder arbeitete immer noch fnur der eine Gedanke nach: »Wie war es möglich, daß du dich so täuschen lonnteft?« das tiefe Eint-finden des unwiederbringlichen Verlustes-! Prin gesichert aber dachte nur daran: »Wie ,bringst du’s ihm bei, daß du ihn aule slieb hast« so recht von Herzen liebs« »Und das Herz klopfte ihr dabei zum s Zerspringen. I Endlich sagte sie mit ihrer silszenl :Kinderstirnme, und nach ihrer Art nich-— Trrre Sätze eneinander reihend, ohnel sdie Antwort aus den ersten abzuwar ten: »Warum sind Sie heut denn ei gentlih so traurig, Herr v. Willrö : r? Ich dachte gerade, Sie würden snun recht froh und lustig sein, weil ————— Iweil ich-weil Papa doch alles wegen Ider Rose Dututel gethan hat, wie ich» ihn gebeten. Aber noch nicht einmal, ein gutes Wort haben Sie mir dar-l über qesaat. Das ist gar nicht hübsch von Ihnen, Herr v. Willröder.« Er mußte sich gewaltsam zusam mennehmen, ihr zu entqegnen. Die gute lleine Prinzessin hatte ja recht, er hatte ihr noch nicht anders als mit einem Blick gedankt. So sprach er denn wider Willen etwas förmlich: ,.Verzeihun,a, Durchlauchtl Lassen Sie mich nachholen, was ich versäumte,! und Ihnen zugleich im Namen der bei-:- ; den Menschenkinder, die Sie Blick-; Itich gemacht habe-» recht hckzcich »san« lagen« l Sie sah mjt sragendem Ausdruck zul ihm hinüber. Dann schüttelt sie den( )Kops. »So ist’s nicht recht, Herr o.s IWillröden Das ist so feierlich, als! Ninus Ihnen gar nicht ordentlich von; Herzen« . » «Abet, Eure Durchlaucht——« »Es ist »O so! Jch weiß gar-’ .nicht, wie Die heute sind, Herr von Willröder. So ernst und so — ja wirklich! —— so furchtbar niederge schlaaen.« »Durchlaucht——man kann nicht im mer lachen und scherzen. Das Leben verlangt sein Recht, und in ihm giebt es. mehr Schmerz wie Freude.« Nun nickte·«sie lebhaft; seufzte leise« »s:md2lrip.pej1tekdannsetwas-heftiger wei-» .er; · .» « Plöslich blieb sie stehen. Jm ersten Augenblicksprach sie nicht. Wieder stieg eines helle Röthe aus ihre Wan «en. Sie schöpfte tief Athein und sagte endlich: »Da haben Sie sehr recht,s.f)err o. Wilh-öder- Denken Sie nur« ja nicht, daß. ich nicht weiß, was Leid bedeutet, weil ich meist so lustig bin. Gott, ich bin ja gefaßt s— das Leidl»Jatvohl!s« Und wieder setzte sie jsich i-! Essig-» Ist-m einen-Moment war doch em sküchtiges Lächeln über seine Züge ge huscht. »Mein-T liebes Prinzeszchen«, dachte er, »was weißt du von dem tiefsten Weh- das eines Menschen Herz treffen kann?! Und möge Gott dich vor der Ertenntniß betoa-hren!« Sie mochte eine Antwort erwartet haben. Da diese nicht erfolgte, blieb sie nach wenigen Schritten wieder ste hen. Dicht am Wege stand ein Jas tninsttauch. Sie pflückte hastig ein paar der weißen, start duftenden Blü then, steckte das Näöchen in denStrauß und wars ihn dann wieder in den grü nen Busch zurück. Sie suchte nur nach einer Beschäftigung, einer Ablentun , und ihre Hände bebten leise, ais re nun zum zweitenmal einige Blüthen brach. Diedmal ordnete sie sie ein wenig und steckte sie sich in den Gür tel. Aber gleich daran riß sie den tleinen Sttau mit einer iinpulsiven Bewegung wie r hetauö, theilte ihn in zwei Hälften und reichte die eine Willröder. »Da. bitte-, stecken Sie sich das ins Knopflochi Bitte-s« «Gna«digste Pein-Miian er machte eine etwas verlegene Verbots-up Ei gentlich wollte er sagen: » s dars ich doch nicht in UnisorsnkJch werde sie jedoch als theutes Andenlen be wahren!« — aber sie sah ihn nun wie der so harmlos und so unendlich lie benswürdig an, daß et es nicht iibers Herz bringen konnte. ihr weh zu thun. Sie nickte befriedigt, als sie die Blü then in seinem Knovsloch sah. · Wieder gingen sie schweigend einige Schritte nebeneinander. Dann fra e Ulrike plöylich nur rnit halb au er Stimme: »Warum haben Sie eigentlich so trenig Vertrauen zu mir, Herr v. Willröder? Können oder dür n sSie mir denn nicht sagen, was Sie o drückt2« Es giebt wenig Menschen, die nicht nach einem Erlcsbnisz, wie es heute Willrsder betroffen, das Bedürfnis nach einer Aussprache haben. Nicht, daß sie ihr Leid in alle Welt hinaus schoeien möchte-L Aber das Empfin den, daß es wohlthut, das eigene her-z M erleichtern, wohnt doch in jeder enschenbrusi. Und da schritt nun hier neben ihm ein liebes Menschen kind, das so herzlich und theilnel,.nend sra te, und von dem er wußte, daåes a so fühlte, wie es svra ! as that’s, daß dies süße gute Ge chöpf zu fällig eine Fürstentochter war! Es war wie ein Alp, den er von seiner Brust abtvälzte, als er, ohne daran zu den ken, daß er nicht verstanden werden könnte, ernst unsd traurig sagte: »Durchlaueht, ich kam heute mit einem Her en voll Hoffnungsglück. Und nun wei ich, das; ich dies Glück siir im mer verloren habe——fiir immer und ewigl« Einen Moment sann Ulrite nach. Dann gab sie eisrig zurück: »Man muß nie verzagen. Nein. nein, das dürfen Sie nicht,· das sollen Sie nicht!« Sie machte noch einige bastige Schritte und blieb stehen. Jht Athern ging rascher, die Röthe auf ihren Wan gen vertiefte sich. Sie blickte zu ihm aus-auf eine Stunde-und schlug dann die Augen zu Boden. Es dämmerte schon leicht. Der Jasnrin duftete. Ganz von fern her klangen verhallend die Töne eines Wahne-: »Nur einmal blüht im Mai der Flie der ---- Nur einmrl im Lenze die Liebe-« Jn Willröder erwachte in diesem Au, nblicke plötzlich das Gefühl einer sel amen Situation. das Gefühl sei ner Verantwortlichleit. Ein drücken des Anastemvfinden überkam ihn. Das Blut stieg in ihm empor. Er faßte mit der Hand nach der Stirn. »Also Sie habenVertrauen zu mir?« bat dicht neben ihm die weiche flü sternde Stimme. ,,Werden immerVer trauen zu mir haben? Sie haben mich »auch so ein bissel——so recht, recht liebi Ach—'« Wie durch einen Schleier nur sah er, daß die Prinzessin ihre beiden Hände gegen das ilopssende Herz preßtr. »Durchlaucht —- gnädigste Prinzest tin-J wollte er sagen. Aber noch ehe er sprechen, noch ehe er einen tlej ren Schritt zurücktreten konnte, fühlte er plötzlich zwei weiche Arme um sei nen Hals, eine heiße Wange an der sei nen . . . und dann ein-—zwei:nal ein Lippenpaar auf den seinen. Jn dem gleichen Augenblicke trat Charlotte um die nächste Wegbiequng, laum zehn Schritte entfernt. Sie schral zusammen —- mit einem Blick über-— schaute sie die Lage. Als ob sie Zeu gin der letzten Worte, die hier gefallen nsoren. gewesen wäre. wußte sie, wie alles vcs,etommen wart Und mit einem Euspsitsden von Mitleid sür die Prin zessin, mit ehrlicher Entriistung zu gleich, mischte sich doch auch ein seltsa mes Gefiihl der persönlichen Alnocl)r. Und »denn sie Willröder auch vor we nig Stunden scheiden geheißen hatte, sie liebte ihn ia darum nicht weniger. Das Bewußtsein, daß ein anderer Frauenmund den seinen küßte, trieb ihr das Blut siedendheisz durch die Adern. Und wenn es hundertmal ein Kind war, ties Kind handelte doch in die sem Momente als liebendes Weib! Und wenn sie auch sein Herz unbe kbeiligt wußte — es blieb trotzdem das gleiches Uebermächtia wuchs in ihr die große« starke, verlangende Liebe. s Aber in demselben Auaenblick sah sie auch im dämmerigen Hintergrunde des Weges die Gestalten des Fürsten und des Erbprinzen auftauchen ——— sie schienen noch vor der Fasanerie umge kehrt zu sein! Beide sprachen eisrig miteinander, in der nächsten Selunde aber, sobald er nur ausgeblickt hatte, Fäßte der Prinz Willröder und Ulrile e n.-—— Hatte denn die Prinzessin den Vers stand verloren? Oder wollte sie viel leicht einen Etlat herbeiführen? Und was stand Willtöder denn bevor! Und der arme Fürst, der arme, gütige, blinde Mann! . . . Charlotte stürzte auf die Prinzessin zu. Sie erreichte sie aerade in dem Augenblick. in dem Willröder sich end lich aus ihren Armen hatte lösen tön nen und zurücktrat »Fort! Durchlaucht«—--fort!« herrschte Charlotte die tleine Prinzessin an, die nun mit dunkel aerötheten Wangen und herabhängenden Armen dastand, wie hilfeheischend, halb träumend, halb machend, Thtönen in den Augen« ein wehes Jucken um den Mund. »Um Gottes willen --s- fort —- Ul rite!" wiederholte Charlotte noch ein mal. Und mit fliegendem Athem hat see hinzugefügt: »Daß Sie es nur wis sen, Kurt ist mein Bräutigamt« Tritt-en hob der Ewer fein Mo noele zum Auge. i ’ Willrdder aber schloß seinen Arm um Charlotte. Und mit einem za en den GlücksaesiibL als traute er igren Worten nicht, aber doch alles andere um sich vergessend, fragte er nun lei et »Ist es auch wahr, Lotti? Wirt li wahr?« Sie neigte das Haupt, und .nun stieg auch auf ihren Wangen ein zar tes Noth empor. »Ja, ja, ich basb’ dich ja immer geliebt!« Ein weder Aufschrei neben ihnen. Als sie endlich aufschauten, war Prin zeßchen verschwunden. Aber ter Fürst und der Grbdrinz standen fast unmittelbar vor ihnen, beide lächelnd. Der Fürst, dem der Prinz wohl et was zugeraunt hatte, hob drohend den singen »Na, lieber Willröder, im turm gewonnen? Kommen Sie doch ’mal her, Charlotte, liebes Kind! So —geben Sie mir Jbre Hand. Sie zit tern ja förmlich! Ja, solch ein Augen blick, der hat’s in sich. Nun, und Sie, Willröder—«Jhre Handl« Er ta·tete etwas unsicher-, bis er sie ergriifen hatte, legte beide Hände in einander und schloß die seiniae dar-Tiber zusam men mit warmem Druck. »Das ist mir einmal eine Herzensfreude!« fuhr er mit leiser Rührung fort. »Viel, viel Glück Ihnen allen beiden! Hab’ schon so etwas läuten hören, kann's ja nun verrathen — durch L’Estvange, der immer alles weißt Dacht-e aber, es wäre noch nicht so weit. Desto besser so! Habe Jsbre beiden Väter sehr ge schätzt; freut mich von Herzen. daß ich nun fiir die Kinder etwas thun kann!« Er hielt die beiden Hände der Glück lichen immer noch fest umspannt, als auch der Erbprinz in herzlichen Wor ten seii;en Gliietwunsch ausgesprochen hatt-. Dann lief; er sie endlich frei nnd fragte verwundert: »Ja. wo ist denn aber mein Hummelchen? Die wird einmal eine Freude haben!« Das Hummelchen asber lag in ihrem Schlaf-Zimmer iiber dein Beit, hatte den Kopf tief in die seidenen Kissen gedrückt und fchluchzte und weinte bit terlicli. Niemand konnte in ihr Zimcierr sie hatte den Riegel vor-geschoben Als die Kammerfrau wiederholt anklopfte, wurde ihr endlich die müde, tl)riinen: schwere Antwort: »Ich bin krank. ich will allein fein!« Und als die Kam mersrau kann der Frau Oberlwsmei sterin, Urteilen-H besorgt Meldung er stattete, schüttelte Mama Etitette zwar den Kopf, meinte aber: »Es hat gar Jnichtg auf «sich!« an Innern jedoch kdachte sie: »Ja, ja, die sich-S Gläser LPommernP f Ein Jst-i späten-« Hauptmann v. Willröder lam vom Dienst nach Hause, bestansbt, daß sein blonder Schnurrbart wie mit Weizen iknehl überstreut aussah. Aber er lä chelte vergnügt vor sich hin. Soeben ’l)atte ilnn sein Feldtoebet Marschner gemeldet, daß bei ilnn ein Prachtbube einpafsirt sei; er hatte sich im voraus als Pathen angemeldet und dachte da sbei daran, daß auch er bald nach Pa jthen werde Umfchau halten dürfen. ·Denn er dachte seinen Jungen auch ldemnächst taufen zu lassen. , Jm Wohnzirnmer saß Charlotte am Fenster, rosig, das Wochenhäubchen noch auf dem Kopf, im Schoß einen Brief. Neben ihr stand die Wiege. i Sie hielt ihm den Bogen-—- es wa ren ihrer drei, aber sie waren sehr weitläufig beschrieben, und die Zeilen hielten keineswegs Linie s— entgegen. T»Ratbe einmal, Kurt, von wein?« f Er gab ihr vmrst einenK-11sz. ,,Kind, bei deiner ausgebreiteten Korrespon idenz ist das Rathen zwar schwer, aber fnach der trausen Handschrift schließe Ich auf deine Prinzesfin.« I »Mit mal, das toinmt mir verdäch Itig vori« lachte sie. »Was brauchst du janderer Frauen Handschrift zu ten ktienii Und nun gar Hummelchenlete iLiebe rostet nicht!« »Ach, du liebe Tliörini Eber könnte ich eifersiichtig sein, denn du liaft mich ja eigentlich doch nur genommen, um ideinem geliebten Prinzefzchen die Bla mage nnt mir zu ersparen. Und was ischreibt sie denn übrigens? Sie las-vor: »Natürlich nehme ich mit tausend Freuden die Vatenstelle bei euch an. »Und daß er Ulrich heißen soll, finde ich einfach süß. Ihr müßt nur war ten, bis wir von der Hochzeitgreise zu rück sind nnb den Einzuq in Walde-i stein hinter ung haben. Das soll ia sgroßartia werden, und ich sreuc mich vauch riesig daran-f. Das heißt, Eu laen meint, er habe Angst, daß ich die »Gelegenheit nicht vor-übergehen lassen lwerde, ohne eine meiner berühmten Dummheiten zsu machen. Aber ich werde sehr, sehr toiirdevoll sein. «Lotti, mein Euxgen ist ein Zucker mann. Jch bin ja so sehr, sehr glück -lich. Er hat sein Hummelchen über alle Maßen lieb und will sie gar nicht anders, wie sie ist, das heißt also mit all ihren Dummheiten. Und ich hab· ihn auch sehr lieb, ich möchte ihn in einem fort ak-tnutschen. Und wie schön das ist, so intoanito durch die Welt zu reisen, nur mit einem Diener nnd mei ner Kan.merstau, die sich aber gar nicht um Uns tiismmern dürfen. Denn wir woller immer ganz allein sein, dann ist’s doch am schönsten. »Daß ihr nicht bei unserer Hochzeit wart, war gar zu schade- Aber Du warst ja »dienstlicb« verhindert Ulntt wwas muß das schön sein, solch ein liebes kleines Bahn zu haben! Aber wenn man Mama ist, darf man keine Duminheitetr inehr machen, samt Eu en. Na, bei meiner tlusgen, ernsten otti hat das ja gar keine Gefahr-. Ja so — unsere Hochzeit! Groß c sage ich dir, und so rührend nnd so eierlichiJch Jchhak deisgsn MAZM guter Brrsiitze gesaßtl r der arme Papa hat sehr geweint. Der muß nun zur. ächst anstatt seines leben digen Hunnnelchens mit einer kalten steinernen vorliebnebmem Die stehi aus seinem Schreibtisch, und der Rene Dututel bat sie gemach-L Er hat dar auf die no!dene«Medaille oder so et was in München bekommen. Aber denie Dir, Euaen behauptet eiaenilich nur, weil das Original so hiibschgei Pal, aber die Männer schwatzen e en vie. »Nun muß ich Dir aber noch eins erzählen. Siehst Du, vor unserer Ho - zeit, da bab’ ich mir ein Herz gefa t und Eil-gen alles gebeichtet Du weißt Ischon, was. Das mußte ich doch, n: cht wahr? Aber denie Dir, der dumme IEngen hat mich ausgelacht. Einsach ausgelacht. Und dann hat er mich sam Ohrläppchen aenommen nnd mir hineingesliistert: »Denkst du »denn, Hummelchem ich sei blind, weil ich mir simmer das dumme Glas in’s Auze ilemme? Ich hab’ dich ja gesehen, wie sdii — na, ich will nicht mehr sagen. Aber ich habe mir gleich gedacht, die Kleine hat eben ein Temperament. Und wie ich nachher die beiden glücklichen Menschen vor mir sah, da wußte ich sauch, es hat nichts aus sich!« Wie sin dest Du das, Lotti? Solch ein Mann —der Gugerii Aber ich werde ihn mir schon noch ziehen! I »Lottiherz, Euaen läßt Dich und Deinen Mann schön grüßen. Und im Herbst miißiest Du uns auf Schloß sRuhleben besuchen — mit Deinem Kurt! Denke Dir, mit Deinem Kurt! Der Guaen nein, er ist eben ein zu närrischer Mann! . . . Meine Ba Zbies find denn auch da —- die habe ich mitbclosmmen —-- und ich fahre Dich tänlich mit Deinem Babn spazieren, afväxnenld die Männer aus der Jagd s in . s »Herra.ott. da ist der Enge-n schon Icvicder und dränaelt, wir sollen spa Izieren gehen. Er hat näsnlich nie Ge duld und iann’s nicht einen Ausgen blick ohne mich aushalten. Deiner auch? Sind die Männer überhaupt alle so? »Gruf-, und Kuß für Dieb« Dein Vabn und ach so. meine Empfeh luna Deinem Herrn Gemahl. lilriie Erbprinzessin Wallenstein, ! genannt HummelchenJ l Als Charlotie geendet. lachte Will Tröder herzlich »Dein Prinzeßchen ist Hund bleibt eben das Hummelchen!« i -ie aber stand anf, schritt zurWiege nnd beugte sich iärtlich über il)renLieb jlinaz - ». Und dabei sagte ne: ,,).«akz nur gut sein. Kurt! Es wird schon der Tag kommen, an dem auch mein Prinzesz chen die Schmetterlingsfliigel abstreist. Unsd dann erst wird sie ganz glücklich sein-Komm gieb deinem Jungen ei nen Kußi'· Ende Zum Weber-steckt in Ren-England Seit dem großen Kohlen-gräberstreik des verflossenen Jahres ist keine so umfangreich-e Arbeitseinstellung zu verzeichnen gewesen wie der jetzige We berstreik in Neu - England. Viele Tausende sonst fleißiger Hände ruhen in erzwungenem Müßiggang und das lWohl und Wehe ganzer Ortschaften hängt von diesem erbitterten Kampfe zwischen e7’s-a·brikariten und Arbeitern ab. Die Fabrikanten bekunden nicht das Bestreben. für ihre Etablissements andere Arbeitskräfte zu gewinnen, nnd die Streiter verhalten sich durchaus ru kig. Während Die täglichen Verluste beider Parteien sich auf viele Tausende .ron Dollars belaufen, behauuter jede das Recht auf ihrer Seite zu baden-Hier vcn »Recht« zu sprechen, ist eigentlich nicht am Platze, denn es ist nnr eine Machtsrage. Sind die Fabrikanten im ·Stande. die Arbeiter auszuhungern, so werden diese zu den ihnen ansgeztonw genen Bedingungen wieder in die Fa l,briten zurückkehren: vermögen die Er steren ihre Etablisfemenis nicht aus 1längere Zeit geschlossen zu halten, ohne iihre ganze Kundschast zu verlieren nnd der Concurrenz das Feld vollständig steizugebem dann werden sie den Ar beitern gegenüber sich zum Nachgeben tverstehen Wissen Die Zustände, welche in dem Ietztgen Streit ihre Krisis erreichten, haben sich im Laufe der letzten Jahre alltiiäl)li».1 entwickelt. Vor etwa einer Dekade waren Fabrikanten icmie Arbeiter zufrieden Die Einen erhietten große Dividenden nnd die Andern verdien: ten gute Löhne. Mit der Zeit wurde das aber anders. Die Vannnvolle Spinnereicw und Webereten in Mas sachusetts Connecticut, Rhode Js land, Ren-Hampshire nnd Maine wa fen aute Renten ab nnd das Anlage Kavital mancher Etablissementå der zinite sich mit 12 bis 20 lProcent lDiese vorzüglichen Erträgnisse veran laßten Kapitalisten, welche sich bis da bin mit 5 Procent Zinsen von ihren Anlagen zufrieden aeaeben hatten, ihr Geld ebenfalls in dieser Industrie an zulegen; es wurden neue Fabriten ge baut. und bente find in dieser Jndns strie etwa 8150,0(),000 angelegt nnd iIZer 1.25.0()t) Metiisjkm tdäcig. Die nene Concnrrenz hat ikr Gefolge, das-, eure Conaeition im Martte eintrat, nnd schliesslich beschlossen Die Fabrikanten, ihre Betriebskasten nach Möglichkeit herabzusetzen Zum Theil gelana ihnen idies durch Einsiibtuiia neuer Maschi Inen aber dies aeniigte nicht und sie stellten die Arbeiter vor die Alternative, ciiilwcdck Lille Lohllhkkclbseßung anzu nehmen oder zu den bisherigen Löhnen mehr zu leisten. Die Arbeiter verstan-v den sich zu dem Letzt-rein und der »Mir-m- welcher bisher file ein Gewka — von bestimmter Größe 73 cui- es hielt, stellte nun für denselben Preis ein bedeutend größeres her. Selbstver ständlich dauerte das länger, allein in der Hoffnung auf Beibehaltung des dauernden Arbeit verstanden sich die Leute dazu ohne Murren. Während die Leiter der großen Fa brilen in dieser Weise einer drohenden Gefahr auswichem fannen andere Ka pitalisten auf andere Mittel und Wege, sum Herren sder Situation bleiben U können und sie beschlossen, die Textil industrie nach Gegenden, wo die Ar beitskräfte billiger sind, zu verlegen. Es wurden Fabriken in verschiedenen Südstaaten errichtet, und diese Ver suche waren von Erfolg gekrönt. Die aus dem Süden kommenden Waaren affirirten den Markt, und die Fabri kanten im Norden beschlossen, weitere ,,(i-inschwäntungen« einzuführen, d. h. Lehnreduktionen in Kraft treten ils lassen. Den 8000 Arbeitern in Nett )sBkdford, Mass» wurde eine solche von 10 Prozent angetündigt nnd der-Streit im Sommer 1895 wa.r die Folge. Der selbe wurde mit einem Comvromiß be endiat, d. h. die Arbeiter acceptitten eine fünfprozentige Lohnherabsetzung Aber die Fabrikanten hatten ein ande res Mittel bei der Hand, um ihre Re ,r-enuen zu erhöhen, und zwar bestand ,dies in der Einführung eines Straf iystems für ,,unaeniigende« Arbeit. Bisher winden den Arbeitern Abzüge von 5. 10 oder 15 Cents gemacht, wenn die Arbeit Mänael aufwies, aber lnunmehr wsnrde bekannt gemacht» daß die Abzüge, nach dem Gutdiinten des «Superintendenten gemäß, nach einer bestimmten Scala geschehen würden. Dieses System führte zu den größten llnzuträalichkeiten So kam es nicht selten vor, daß A.1«r«eiter, welche eine Woche Urlan erhalten nnd einenSu«b stituten aestellt hatten. bei der Rück kehr in die Fabrik 8250 ,.Strafgelder« für manaeltafte Arbeit des Stellver treters zu zahlen hatten. Dann wur den weitere Losbnieduttion angekün diat und während nach der altenScala die Löhne Von Its-I bis 8515 vro Woche detrngieIL belaufen sie sich jetzt nur nol? auf 8450 bis 331350 d. h. nomine denn dir ,,Strafaelter sind dabei noch inäcttst in Anrecht una. gebracht Hm !Ve:aleich mit diesen Löhnen stellen ich Zdie Lohne der anderen Arbeiterkatego lrien in New Bedsord viel besser, denn dort verdienen gewöhnliche Tagelöhner 81050 bis 812. Straßenbahn-Ange stellte 31250 bis 815 und gelernte Arbeiter in anderen Industriezweigen 81050 bis 821. ohne ron .,Geldtra sen« bedroht zu sein. Daß die age der Arbeiter, die in den Soinneresien und Webereien zu New Bedion thätig sind, selbst vor der Lohnreduttion von 10 Prozent überaus trauria war, er hellt aus ein-r Mittkeiluna des dorti gen Mahors Afhleh. Die Fabrikanten behaupten nun daß vie Fabriken in jüngster eit satt nicht mehr rentirt hätten. und ie des halb zu einer Lohnherabsetzung hätten schreiten müssen. Durch die Scheusa chen wird diese Behauptung nicht bestä tiat, denn mit Ausnahme der »New Whitman Mills« bezahlten alle Fabri ten eine Dividende die sich im Durch schnitt wie folgt stellte: Acushnet Mills . . . 8500,000 is Brile Ntfw Co. . . . 500,000 s Grinrell Mia. Co. . . 800,000 Hathsclwah Mfg. Co. 800,000 10 Pierce Mia· Co. . . . 600,000 C Wamfutta Mills . . . 8.000,000 o Whitman Mills . . . 700.000 II Total ...... 86,900.000 Ju früheren Jahren waren die Re venuen viel höher. Die Grinnell Co bejithlte von 1891 bis 1896 je 12 Pro zent, in JROO zehn und in 1889 82 Prozent. Die Acufhnet Mills sind am rentakelften. Mit einem Capital von 81,000,000 aeariindet. waren die Einnahmen so groß, daß die Hälfte davon zurück-bezahlt wurde und die Fa brik heute auf 81,500,000 bewerthet stvird. Außerdem bezahlte sie an Divi Idenden in 1.89(). 1891 und 1892 je 10 Prozent, in 1892 12 Prozent und in 1894. 1895, 1896 und .1,897 16 Prozent Die Fabrikanten bedachten sich selbst mit auten Salären· So be zca Andrew G. Vierce von der von ihm geleiteten Fabrik 825,000, sein Sohn Andrew G. Pierce ir. 815,000, J. F. Knrwles 820,000, Otis N. Pirce Sis-.000, Edwmd T. Pierce 81(-,(·-()0, Benjamin Wilcox ssOOO pro Jahr u. s. w. Bezeichnend ist auch für die gläizcide Laae der Fabriten der Umstand, daß Aktien derselben im Markt nicht zu haben sind: die letzten Vrivatarkktativnen stellen sich wie folat: Acuihnet 250 bis 285. Grinnell 200 Vierte 120. Wamsutta 100, Bristoi 1()0. Hathawa 100 und Votomsta 90. ——- Das ist das echte Martyrthum. Das manche Dichter erwerben: Sie zehren so lange vom eignen Ruhm IBis daß sie Hungers sterben. . - It Jm August wird Wilhelmine von Holland volljährig, sie wird dann 18 Jahre alt und übernimmt die Regie rungs-pflichten Anfang September wird dann Die seierliche Krönung statt finden, zu der schon die umsassenbflen Vorbereitungen getroffen worden« Prinz uno Prinzessin von Wales wet den die alte Königin vertreten, Kaiser Wilhelm wird« »sich selbstverständli persönlich betheiltgem est wird seh schon an der Herstellung seines Quar tierS gearbeitet. now-— —·