Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 25, 1898, Sonntags-Blatt., Image 12

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    XX« M qu.,--««1-::».s,7.—(-szh ;- . - « ..
Cis-e rußig- hergesandt-.
I
Uonhcnnsv.Spielberg.
k CZ. FortsetzunnJ
- Wenn, wir heute, teine Gäste befoh
-len waren, pflegten Serenissimuz den
Kassee aus der nach der Partseite gele
DE- kgnen Veranda zu nehmen. Er hatte
nn gern einStündchen für sich Allein.
T Das heißt, cr ließ sich von L’Estrange
— oder von einer der Hosdarnen die Zei
tungen vorlesen, wobei ihm nicht gar
selten die Augen zufielen. Den Nach
mittagöschlas hatte der Leibarzt streng
verboten, aber Serenissnnuä mogelte in
dieser Beziehung ein wenig. Selbst
verständlich betrachteten sämmtliche
Mitglieder des Hofes das Schläfer-en
des Herrn als geheiligt, das heißt sie
ignorirten es vollständig, thaten, als
merkten sie nicht. wenn der Fürst fein
Rickerchen machte. Zumal Fräulein
v. Heldberge besaß dann die eigene
Gabe, beim Vorlesen ihre Stirn-me
hr nnd mehr zu dämpfen, bis
teßlich nur ein Murmeln ganz all
gemeiner Art aus ihren Worten wurde
und Serenissimus erwachend meinte:
.Asber. liebe Heldberge. ich verstehe Sie
wirklich nicht!«
Heute war der Fürst aber augen
xcheinlirh r nicht ermüdet. Er schä
erte zuer noch ein wenig mit seinem
»Hummelchen«, und als die Prinzes
sin dann mit ver Petershagen sich zu
einem kleinen Spazier ang im Pakt
anschickte, befahl er, da» Weingärmer
den Whisttisch zurechtmachen solle.
»Bitte, liebe Heldberge, Sie lesen
mir ewiß vorher ncch etwas vors —
Die utigen Blätter, Jo!«
Da waren sie schon, nnd Fräulein
p. helbberge begann mit den Telegrarn
Irren der amtlichen Landes-Zeitung
« g dann über zu einem Resümee
ber die lejte Sitzung des Ein-erwür
cr BetschönerungsvereinT griff- da
r Fürst einige Langeweile verra
thende Bewegungen machte. zur »All
einen Leitung« und heub an, über
B Berhiiltniß En laan und Nuß
lands is Central-Affen vorzutragen.
Serenissimus hie t sich die hanb vor
den Mund nnd gähnte ein wenig.
»Sagt denn unse: getreuer »Gene
" ralanzetger« heute gar nichts Neues?
Sehen Sie doch einmal hinein, liebe
HeLMrge!«
s- . .kt...·!.» ....«s
III- -cUcU Illu. U «’UU I cksclls
strengen Blicku er Hofdame hinuder,
die verständpigvoll das Haupt neigte,
kann ein wenig mit den Blättern ra
J scheite, als suche sie die Zeituncp und
endlich erwiderte: »Hvl7eit, der »Ge
neral-Anzeiger« ist nicht hier! Aber
es steht ja auch sicher nichts drin!'«
»Na. na! Der Mann ma sein, Ovie
er will, der Doktor Greber o er wie er
heißt amiisant ist er! Biel amiisanter
als unser alter Meergreis von der
«Landez- Zeituna!" —- Jo!
Der Kammerdiener hatte arn Ne
nentisch die « ezintten«Wbistlarten zu
techtgelegi. IS war das seine geniale
«Jdee dem herrn nach seiner Ort-lin
dung das geliebte Spielchen zu ermög
lichen indem er die Karten mit einer
kadel auspnnttirte so daß der Färst
te F uren fühlen konnte —- ganz nach
demLFo rbilde der Falschspieler.
demEure III-hins«
»W» haben Sie denn den «General
Unzeiger«?«
Wieder ein vernehrnliches Rascheln
mit den Blättern, und dann ein ent
schuldi endes »Ich wei wirklich nicht,
Ente solicit — das latt muß heute
niggetvmmen sein.«
r Oberstlieutenant hatte bis da
stillt und sturntn in einer Ecke
säh belustigt über die ver
. eder Exeellenz und das
ieäelzmtenm des Diener
etzt erhob er sich plöhlich nnd sagte
Schrecken aller Anwesende n:
»Wenn Doheit gestatten — ich habe
das Blatt ans meinem Arbeitstisch lie
tax Weingartner kann es holen. Ei
nat nämlich heute wirklich einmal
ein Geschichtchen, iiber das sich Hoheit
amiisiren werdens«
So —- so "
Excellenz Eggeström knickte zusam
men. Sie kannte dies »So —- sol·
Serenissiinus, der sonst so gütige, war.
wie die meisten Blinden, sehr leicht ver
stimmt, wenn er das Gefühl hatte, daß
man ihm absichtlich irgend etwas ver
sieg. Dieser Oberstlieutenant war
aber auch ein schrecklicher Mensch!
Das Blatt kam.
.,,Bitte, lesen Sie. lieber L’Estran
ge.«· —
Das war schon wieder ein Zeichen
von Mißttauen
»Jhre Durchlaucht, Prinzessin Ul-«
eite, bat wieder einmal einen Beweis
ihrer gropen Herzensgiite und Liebe-is
wiirdigiet g.egeben Wir können nis
ieren auswartgen Lesern den reizen
den Vorfall m t vorenthalten, der ne
ßetn schon Hier ani Orte das allgemei
ne Ta esse präch bildete —
.,O o!" machte Serenifsimus »Das
sesie iest immer, wenn man von Mäd
Zeug-r- t wenig zu spre n hat; von
innen gilt das ondetg!«
uke Hoheit prechen mir aus dein
sen!« wars- ie Oberhosineisterin
n; der schreckliche Oberstlieutenant
aber meinte lächelnd:
»Die Gescht ist äußerst harmlos,
wie Eure Do it so leich bemerken
werden. Und er u sort: »Daß
hsliche Sterbliche bisweilen das
orternonnaie in der anderen Hosen
tasche stecken lassen, das heißt ohneGeld
Mist isteine nicht u verwundern
» U die nichtnehlten besonders
M is t if. bei M Ut
Inehinen an sich nicht lohnt. Daß prin
zen bisweilen Schulden machen. ist
auch bekannt selbst aetrönte Haupter
sollen unter solchenU Umständen in die
gleiche Verlegenheit gerathen Kredit
m Anspruch nehmen zu müssen. Daß
aber eme rinzessin auf offenemMarkt
sich einen hakt leiht, das dürfte wohl
noch nicht dagewesen sein.«
»Oho!« machte Sencrissimug zum
zweitenmal.
»Und das darf man drucken Eure
Hoheit?!« kies die Obethosmeistetin
entrüstet
»urn seooaz nicht eine falsche Ansicht
über unsere allgemein verehrte Prin
szessin aufkommen zu lassen,« las der
lOberstlieutenant schnell weiter, »wol
Hlen wir von vornherein bemerten, daß
lman sich nichts Reizenderes denkeni
Lkann als die besonderen Umstände. un-I
’ter denen Jhre Durchlaucht die großej
IAnleihe vollzog« Es folgte nun eines
Zwiktcich hübsch und nimm gesehn-;
derte Darstellung des Sachverhalts, die-i
Ivamit schloß: »Damit-et schaute dsgl
dunnernde hochrufen der zahlreich ver-l
Fsammelten Men e dem gütigen Für-;
sstenkinde nach. Sie vier Münzen, uml
ldie es sich handelt, zwei Einmartstücke»
und zwei Fünszigpsennigstücke, sind der
Bettlerin gestern Abend schon von eini
gte-I hiesigen Sammlern rnit so hohem;
ufgelde abgelauft worden, daß jenes
das zu erwartende Strafmandat we-!
gen Bettean leicht verschmerzen wird!'«.
Serenissiscnus hate schweigend zu
aehört. Und aus diese-m Schweigen
olgerte die Oberhofmeisterin, daß er
sehr unangenehn berührt sei. Sie wag
te daher. nachdem der Oberstlieutenant
geschlossen, zu bemerken : Hoheit
Zinnen versichert sein, daß nur eine
seeksn ernstliche Migräne mich hinderte,
tern die gnädigste Prinzessin per
sönlich zu begleiten. Selbstverständlich
habe ich Veranlassung genommen, Fel.
von Pete:shagen in recht ernster, ein
dringlicher Weise daraus hinzuweisen,
daß es ihre Pflicht gewesen wäre, den
peinlichen Vorfall zu verhindern· Wie
ich überhaupt nicht mithin kann, Eurer
hoheit Aufmerksamkeit unterthiinigst
daraus hinzulenken, daß Fräulein r.
Petershagen denn do · nicht immer den
sgenügenden Ernst bettzt, um —'· z
Nun schüttelte der Fürst den Kopf.
Ein feines Lächeln glitt über seine Zü-.
ge. »Liebe Excellenz, lassen Sie rnir
das Mädchen in Ruh’. Wie ich mein;
umntelchen kenne, ätten auch Sie;
lrike nicht verhindert, den kleinen Ge- ’
niestreich auszuführen Jst doch übri
ens wirklich auch höchst harmlos —
gaben ganz recht, L’Estran e — ganz
recht! Junges Blut » ischen un
überlegt, weiter nichts! Wird sich schon
eben, wenn erst vermählt. —- WaH
’Estrange?« i
Er blinzelte so geheimnißvoll zul
dem Mkinieutekqut visit-neu daß vers
Oberhofrneisterin sofort vder Gedankej
durch den Kopf fuhr: »Es bereitet sichs
etwas oor!« Und natürlich war dieseri
L’C-strangge wieder der Vertraute desJ
Herrn, ste aber, die fast Mutterstellei
an der Prinzessin vertreten hatte, sie1
wurde überaanarn. ——— Und da wagtel
dieser Mann noch zu ergänzen: »Viel
leicht darf ich Eurer Hoheit erzählen,
daß gestern wirklich unser ganzes El
wersbura in einem kleinen Freuden
rausch über das Geschichtchen
schwamm. Ich war am Abend auf
ein Stündchm in die »Soldene Kugel«
gegangen und hörte. wie man an allen
Tischen begeistert von der anädigsten
Prinzeß sprach —- aeradezu Pei
stert! Uebrigens gestatten mir· ure
hoheit vielleicht auch noch ein Wort zu
Gunsten von Fräulein v. Vetershagen
einzuleaen — wenn dies überhaupt
nöthig wäre. Das nämlich, daß der
Herr v. Willröder ein Juaentfreund
sber iunaen Dame ist« So war es ei
lgentlich ganz natürlich, daß er ihr aus
sder Verleaeth helfen wollte. Und
ssie konnte ja auch. ohne noch mehr
JAussehen zu erregen, gar nicht eingrei
J n.«
i »Zum-er der Berti-einiger der Jüng
isten — und der Mbschestent« Sene
nissttmis klopfte aufsiedend seinem
Vertrauten but die Schulter und er
lachte herzlich. Oasen neue recht.
,L"Estranae. Aber nun wollen wir ei
;nen Robbee machest! creellenz darf
»ich bitten!« ... .
Währenddessen lchlendetten di tin
Zefsin und Fräulein v. Peteks
durch den fchattiaen Parl. Ersten
mit etwas niemaelchlcaxnet und zu
gleich etwas trottiqu Miene, hinter
der doch ein lustig-er Kobold spielte;
lenterek mit aller Gamber derer sie
fähig mak. Diesmal sollte der lleine
fürstlsche Nacket doch etwas büßen für
die unatiacnebsne Sane. die Macm
Etilette feinetweaen deute der Hof
dame bereitet hatte. Das ließ sich nun
einmal nicht ändern.
Vorbei qinq’s an dem aroßen Teich,
wo die Pttmessin Halt machte, um den
Schweinen einiae Semmelltücke zuzu
werfen, die sie während der Tafel in
die Tasche gesteckt hatte. Eine ·«chlt
plebejische AMUL wie Inl
lenz Eggesttöm früher einmal zu be
merken beliebten.
.Wollen Sie nicht auch füttern,
Fräulein v. Petetslsaaen?" sagte
plötzlich die Prinzessin und «elt der
Bealeiterin qtsßmükbiq etn tückchen
Kuchen bin. 1
»Ich danle, Dutchlaucht«, kam es
sehn kühl zurück. worauf jene erklärte;
«Na, denn nichts« den Tanzen Rest
auf einmtzl in das Wasser warf utw
»Es-Illig wettertrivvelte.
Ein Weilchen schwiegen beide und
beut-achteten den alatten Wen. auf dem
sie eint-erschauen so«anfmetksqm, als
koste er vom schnopert-then Wurzel
wetk dmchlett Um den chku
LMund der kleinen Mn zuckte et
»du- nnd W ann- M
Und wieder driinaie sie sich ein Ide-1
nin näher an die has-danke bekan, be
mühte sich die im langen seidenen eki
lcihandichnb fieckmde Linie unter Tdes
ren Arm en schieben. was ihr nur mit
einiger Schwierigkeit aelanq, weil die-’
set sich meilwiiidia fest an die Taille
Hex-inne Und froate: »Loiii, bist du«
wirklich böse?«
Es war zum erstenmal, daß die
Prinzessin wriuchic das traulichen
»Du« anzuwenden Aber Fräulein v.
Peiercbacsen schien heute nicht aufge
lent. diese Vertraulichleil richtig zu
würdiaen.
.Jch bade kein Recht. Euer Durch
lraucht Vorwürfe zu machen!« erklärte
te kalt. «
Ein paarinal iiaiiipste diePrinzessiii
iinwillia mit den Absätzen ans, dann
qina sie nieder schwinan weiter, um
endlich auf-:- neue stehen zu bleiben.
»Es hat nehl nor-g gesetzt. Lotti? So
etwas-, das für mich bestimmt war,
aber an Jbre Adresse abgeliefert
ioiirke?«
Nun brach doch die Erreaung in
deni jiinaen Mädchen durch. Sie
sprach niii bebender Stimme: Aller
ding,s, Prinzesfin Excellenzi hat mir
eine sehr, sehr böse Seen-e aemacht —
Sie wissen schon wshalbl Und ich
will Jhnen nicht oerhehlen. daß ich dais
nicht auf die Dauer ertraae. gewisser
maßen den Prügeliunaen abzugeben
Ich werde heute noch an meine Mut
ter schreiben nnd sie bitten, daß sie mir
erlaubt-. Um meine Entlassung einzu
toniinen —- so schwer es mir wird!«
konnte sie doch nicht unterlassen, ehr
lich hinzuzufügen
Und da bina auch die Prinzessin
schon an ihrem Halse, lüstte sie, bat,
doch wieder aut zu sein. weinte uns
lachte lind ruhte nicht eher. als bis das
letzte Eis- aesebmoliien war und sich
Fräulein v. Beter-Sinnen niit den
Worten für delikat und versöhnt ei
llartez »Man sann Ihnen ja nicht
risse fein, Priniekichen!«
»Wirtlich nicht? Ach. Lotti, wenn’«5
doch wnbr waret Und immer wahr
bliebe! Jsch bin sei sc treuzungliicklich,
wenn mich nicht alle Menschen lieb ha
ben. Und ich —— ich hab’ sie ja doch
alle so lieb-alle—«—alle—«
Eine Viertelstunde später saßen die
beiden in den kleinen offenen japani
schen Paoilloii, der fast aanz an dein
Rande des Paris. dicht bei den Ge
wächshäitsern stand, von dichtem
Busehwert uniralsmt Sie hatten jede
einen Band Jauchnitz rscr und lasen.
Das heißt, eigentlich las rur Fräu
lein d. Petersbcaen oder sah doch we
nigstens scheinbar aufmerksam in ihr
Buch. Die Viinzessin stand alle Au
genblicke einmal auf. auirlte herumF
spielte mit ibrem Sonnenschirm an
den Messinaolöclchen die vom Dache
des Pavillons dergl-binnen zapfte ein«
paar Jasniinbliithen ad, setzte sich wie-!
der, aiihnte eir tlein wenia, betrachtete;
die gelben Schnürsenlel ihrer Schuf-As
haschte nach einem Schmetterling, der;
sich in den Bereich ihrer band wagte,?
polterte mit dein Taschentuch an its-z
ren rosigen Nägeln herum und gähntef
wieder. i»
Plötzlich wurde fie merkwüng auf-i
n;ertsam. Ganz leise rückte sie ihren1
Stuhl ans Geländer, lehnte sich mit
ihren rundlichen Armen fest auf und
blickte scharf nach einer Buschgruppe
am Wege hinter den Gewächshiiusern
biniislter.
Solanae die Primiessin in der ge
wohnten Weise ihr liebenswürdig-kin
disches Wesen act-lieben hatte ihre Be
qleiterin gar nicht auf sie geachtet.
Petit, da jene ruhig geworden, schaute
ie aus, und da sath sie. wie sich die
Wangen der kleinen Fürstin in ein
dunkles Noth Mark-i hatten. Wie sie
nun der Richtuna der Blicke Ulrikes
folgte, erröthete auch sie und le te so
fort ihre Hand auf den Arm de rin
ässin »Bitte-« sagte sie entschie
n.
»Aber da schaute iene sue auch schon
mit großen unschuldian Kinderawgen
an und dentete nun selbst hinüber»
Jst das nicht MADE sllkssette sie
ius- uud met-. .Lotii, m ist ja
Unsere schwarze Dukatel aus dein
Schloß —-k die Rose! Und er ist ein
Unterosfijiier —- ein hübscher Manns
Und dri —- da küssen Dstch sckspn
with Liszt-tät leise.ss
· e » time in ir«
Es sah wirklich »Juki«-« ais-, wischte
seh-irrte Notedort sich an den statt
liches Evens-vier entschied-Un tote er
sie leis Mlx einmal voll Ueber
niuth herrmschioentte, dasi die Röcke
«. sie dann niedetaleiten li isd
Ihrr-Knien Schnur-Wart ans die tppen
Fiir Prinzessinnen war aber doch·
dergleichen tein passender Anblick! tlnd
Fräulein von Petershagen wußte tichx
nicht anders zu helfen, als indem sie;
erklärte: »Durchlaucht, wir dürfen:
nicht anderer Leute Geheimnisse beob-;
achten sp—-« Sie schob dabei den Tat-ch-;
nitzband mit nicht mißt-verstehenan
Gebärde hinüber, und als sie sich selbst;
ostentativ mit dem Rücken gegen die«
Gewächshäuscr setzte, folgte ie Prinss
ssin Ioie ein gehorsames Kind ihrem
Irrfpiec Ja, sie steckte sogar auf ei
nige Minuten das- Näschen in das
Buch. ——— ;
Jhre Gedanken mußten aber doch
Panz wo anders sein. Denn Plii lich
ieß sie den Band vorn Schtäß au die
Erde gleiten, saßte nach arlottes
nd und fragte hastig mit e nem lei
en Auf«1thmen: «Lotti —— ehrlich als
gute-Freundin t Sie schon einmal»
ein ann so getii t? Nicht Jhr Pa
pa oder ein Bruder -——— ich meine (—-- ich
meine so ——— o wie -—« ;
»Aber, Prinzessin -—' (
eeiztNinno-——e;g)btrneindem-— tosnn Sie i ni
r re —- aun —
dente ——-«p die tzne Prinze in Jet
dcissss sich W seh-. sie
dafiir desto näher an vie Freundin det
an. »Sieh ’mal. oldene Lotti — tnan
liest doch das so n allen Romanen —
und warum denn nicht? — Es —- muß
doch sehr hübsch sein, wenn man je
mand so lieb hat!" Nun kicherte sie
wieder leise, mit gesenkten Augen, vor
sich hin. ,« ch denke s— wenn ich je
mand so te t, recht lieb habe —— und
ich will ihn heirathen s— ich werde
nämlich nur einen heirathen, den ich
sehr, sehr lieb habe! —— Ja —- und
denn, wenn ich ihm dann um den Hals
falle ——«
«Wollen wir nicht gehen, «s’s:inzessin
»si« Der Hosdame wurde bei dem im
nlsiven Gesählsausbruch der kleinen
Fürstin bedenklich schwül.
Aber diese umkiamnierte nun ihre
Hand erst recht sest. »So antworte
mir doch wenigstens erst, Lotti! Hat
dich schon einmal ein Mjnn so geküßt
Und du ihn? So recht, recht von Her
zen?« —
»Nein, nein! Wirklich nicht, Prin
zeßchenl Ich bin ja doch weder ver
lobt noch verheirathet!« gab Fräulein
v.Petersthen halb belustigt, halb doch
auch unter demEindruel Peinlicher Vers
legenheit zurück.
»Ach du! Wer so schön ist wie du!
»Du willst mir nur nicht die Wahrheit
;sagen! Um dich haben sich doch die
ZMiinner gewiß schon gerissen!«
- Nun stand Charlotte aber doch aus,
löste ihre Hand aus der der Prinzessin
und sagte mit Entschiedenheitt »Wir
iwollen 1e t gehen, Durchlaucht!«
Prinze Ulrite zog ein Mäulchen.
Aber sie hob ihren Band Tauchnitz aus
und setzte sich mit einein erzwungenen
leichgiilten »Meinettvegen !«« in
mich- «
Fräulein v. Petcrghagen war es
diesmal, die ohne alle schuldige Rück
sicht auf die Prinzesz den Weg angab
—-- den nächsten Weg zum Schloß. Sie
sehnte sich zum erstenmal danach, mög
lichst bald unter die Augen der Ma
darne Etitette zu kommen.
Aber das Prinzeszchen konnte auch
hartnäckig sein. Wagte sie ei- nicht, ei
nen Unm-eg borzuschlagen, so trippelre
sie doch inö lichst langsam, blieb alle
Augenblicke telzen und ticherte dann je
desmal leise.
Und plötzlich legte sie ihre Rechte auf
die Schulter der Hosdame, zwang diese
so, auch ihren Schritt u hemmen, und
richtete sich aus den jusispitzcn hoch.
bis ihre Lippen fast in die Höhe von
Charlottes Ohr langten.
Und da flüsterte sie ganz schnell hin
ein: «Pst, Lotti. dern Lieutenant von
Wilh-öder ·--- Lotti dein möcht’ ich
wohl ’rnal einen Kuß geben — «
Wie von einern Schlage getroffen
zuckte Fräulein d. Petetshagen zusam
men. lPäh übersluthete eine duntle
Blutwe e ishr Gesicht. Und als sie es
der Prinze in zuwandte, erschract die
se, so bersteinert war sein Ausdruck.
Ulrile versuchte zu lächeln ein klei
nes, etwas verschiirntes Lächeln« aber
es gelang ihr nicht recht. Sie konnte
nur stammeln. indem sie die Hand
Charlottes aßte und fest zwischen ih
ren Finger n preßt: »Ach, Lotti, sei
nicht bös —- da hab’ ich wohl schon
wieder eine rechte Duknin it gesagt?«
Mit einer energischen ewegung lö
ste Charlotte ihre Hand. »Es giebt
Dinge, Durchlaucht, die ein anständi
ges junges Mädchen nicht auf-denkt,
geschweigeo denn ausspricht!« gab sie
— den ps hochwersend —— stolz und
ablehnend zurück. »Dazu gehört auch;
Jhre Phantasie von soeben -—— i mei-»
nerseits werde Jhre unpassende u e-!
rung so schnell als möglich zu verge enä
verlucbenl« !
Ycun regte sic) aus einen Moment
doch die Pfixitessin in der Kleinen. — -
»Ich bitte, Fräulein v. Petershagen——««
brach sie herauf-. Aber der Trotz ver
schwand so schnell, wie er ausgetaucht
war. Dafür perlten jetzt ihre Augen
über, und sie schluchzte laut aus. »Aber
wenn ich ihn doch nun so lieb habe!
So sehr —-- so sehr lieb! Er ist doch
nun einmal mein ganzer Schwarm.»
Und ich bin doch auch ein Mensch ——.
ich hab’ doch auch ein herz ——- es ist»
doch nichts Böses, daß ich immerfort
an ihn denken muß « schon seit ich
ihn um erstenmal gesehen ——- damals»
aus er Straße --— sa -—— und Sie, —
Lotti, du hast mich auch ni t ein bis-T
chen lieb! Kein bischen —— onst wär-;
dest du nicht so kalt und so un »und-i
lich, so häßlich zu mir seini« ;
Dabei umklammerte die Prinzessini
schon wieder mit beiden Armen den;
Hals Charlottes, und diese fühlte, wie?
die ißen, thkänenüherströmten Wan
gen ich an die ihre schmiegten, wie der
an junge Körper bebte in leiden
fchafilicher ErregiinF
Und da schwand n dem Herzen des
jungen Mädchens die erste überwattis
eiendecimpiindunxn und ein heißeoMit
leid trat an deren Stelle. Sie taiii sich
plötzlich so gereist, so alt der lleincn
Prinzetiin gegenüber vor, ein sast müt
terliel s Gefühl übermannte sie.
Le se strich sie über die blonden Lo
cken, und indem sie sich sanst aus der
Umarmung löste, sprach sie freundlich:
»Sie armes Prinzeszchenl Sie liebes
Kind, Sie « so beruhigen Sie sich
doch! Ich wollte ja nicht hart und kalt
sein, Prinzeßchem ich wollte nur wahr
sein, und die Wahrheit ist eben oft bit
ter -«
Aus dem breiten Gange tonnten sie
nicht stehen bleiben, und in diesem ver
äweiselten Zustand, mit den thränenden
ugen, durste die Prinzessin nicht in
das Schloß zurück unter die lauernden
Blicke der Schranzen und Diener. So
Zog Charlotte ihre kleine Durchlancht»
Dun in einensgueiteiliywegüikn dem dies
ammerung i re en Seher s«
ten wa , drückte sie sonst an die no -
sie san nieder und feste nei
Einen ihrerseits die nde Ulrikes run
B end. »So beru gen Sie sich doch,
de nzeffin!" bai sie wieder und wie
r. —
Aber je mehr fie auf die tin essin
einsprach, desto heftiger flo en Zier-en
Thränen. Und dazwischen klammerte
sie sich immer auf’s neue an C rlotte
an und flehte jetzt: »Sie mil en mir
helfen, Lottil Zu Jhnen allein hab’ ich
Vertrauen ·-—« und jammerte dann:
»Ach, du bift ja auch wie die anderen,
du hast mich nicht lieb! Du haft ge
wiß überhaupt noch nie jemand lieb ge
habt, sonst ioiirdefj du anders reden,
fonfl würdeft du wirklich mit mir füh
len .und mit mir weinen als guts-Freun
din." —-—
»Liebe Prinzessin, hören Sie mich
einmal ruhig an!« fa te Charlotte end
lich ernst und doch reundlich. »Wir
wollen wir zwei wirkliche Freundinnen,
wenn Sie ,ieftatten, miteinander spre
chen. Laffen Sie sich von mir als der
Aclteren sagen: Sie müssen Ihre un
esunden Ideen sich aus dem Köpfchen
schlagen Jm gewöhnlichen Leben
nennt man das eine Backfischfchwärme
rei, und man macht wohl nicht viel We
sens daraus-. Aber bei einem Fürsten
linde, meine liebe Durchlaucht, liegt
die Sache doch anders: eine Prinzeß
ist mehr dein Urtheil der Welt ausge
setzt und muß sich daher ihre Empfin
dungen nicht verrathen. muß energifchl
gegen fie aniörnpfen, wenn sie einmal
Han der unrechten Stelle übermächtig
Lwerden - —-"
LU»L«J»,-'1 t r« »T. tn,.:,. ---l.- ».Ltl
; ullsulkgllw Uullc Ul( phillzbnlll lllslss
leidlichek Fassung «na,ehört. Nun aber
Junterbrach sie he«tig. »Nein. Lotti,
inein! Das kann und will ich alles
nicht! O, ich oin aar nicht so kindisch
fund so dumm, wie ihr alle glaubt: ich
shabe mir schon alle-.- iiberlegt. Jch will
ihn heirathen.« —-—
»Aber Durchlaocht ————— «
. »Da ist gar kein Aber! Warum
denn nichts Hat denn der Biederbecter
Onkel nicht sogar eine Balletttänzerin
igeheirathett Und die Prinåessin Wen
inigstedt einen Stallmeister.- Bah, ich
Tiverde meinen Kopf schon durchsehen!
IPapa thut schließlich doch aller-, wag
ich will. Und er hat ihn sogar sehr
Lgern, Lotti. du sollst es erleben! Und
wenn es gar nicht anders geht« so soll
er mich entsiihren «
Alles das sprudelte Prinzeßchen mit
Ungestüm heraus· und alles das
sagte sich Charlotte waren Phanta
sien eines verzogenen Kindes, in dessen
Herzen zum erstenmal die schlummern
de Seele erwacht war. Aber sie sagte
sich auch, daß vielleicht doch ein Stück
ehrlicher Neigung, wirklicher Liebe da
bei sein mußte.
Und gerade dies that ihr so ansag
bar weh.
So sprach sie denn endlich das harte
Wort: »Aber, Prinzeß, wissen Sie
denn, ob auch er Sie liebt?«
Der Name aber wollte ihr nicht über
die Lippen, und so ruhig der Ton der
Frage klingen sollte. es itterte in ihr
doch eine leise Angst, da die Anwort
anders ausfallen lönne, wie sie erwar
tete und hoffte.
Die Prinzessin aber sah sie zuerst
rnit großen, fast verwunderten Augen
an, ohne zu antworten. Dem Kinde,
dem alle Welt bisher nur Liebe und
Verehrung snt egengetraaen, erschien
der Sinn der k ra e nicht sosort voll
verständlich So oft war ihr hier na
gelegt, dort angedeutet, vielleicht auch
ausgesprochen worden, wie sie der all
erneine Lieblin sei, daß sie tro aller
scheidenheit i res innersten sens
galt nicht anders glauben konnte, als
ß ein Mann, den sie liebe, sie auch
wiederlieben rniissr. Es lag etwas Rüh
rendes in dieser kindlichen herzenöev
regung.
MI- ------ — t---f- —II-«LI-IL-I- LI- s--I
com-. Iruu ucuuj uuutueyuuy »u- neu-»k
Erkenntniß, daß es doch anders sein
könne, sich in ihr Bahn. Der Ausdruc
ihrer Augen uinschleierte sich,und dann
sprach sie ganz leise, wie trauiiiberlo
ren, zagend und änqstlich: »Ich weiß
ej nicht —-——«
Kauti war das Wort jedoch heraus,
so jubelte sie wieder aus: »Aber Lot
ti, Lotti« wenn ich ihn so recht, recht
lieb habe, dann soll er mich schon wie
derlieben lernen. Und ich will um ihn
iginpsen und rinqeii, leiden will ich uin
i n."
Und bei der Erinnerun· an dieer
Jiämpsen und Ringen«, as sie ich
in ihrem irausen deschen wohl gan
absonderlich vorstellte, seufzte sie aus
und se te, plötzlich wieder lachelnd,hin
u: » ch, wie glücklich bist du doch
ran, Lotti! Wenn du einen Mann
lieb hast und er dich — schruninit —
dann heirathet ihr eu !«
Das tani so komisch heraus, daß
auch iiber Charlottes ernstes Gesicht ein
Lächeln hu chte. Aber es tarn und es
ging, und ie schüttelte leise das Haupt.
»Mein theuer tes Prinzesichem wie we
nig Sie doch die Welt und die Men
schen tennen!« sprach sie, ärtlich den
Arm uin die schlaiile Tat e des tit
stentindes legend. »Die Welt it so
anz anders, als sie sich in ihrem
öpschen abnialt.« Charlotte schönste
ties Athein. Einen Augenblick sah sie
schweigend in das grüne Laub jenseits
des Wege-, darin suhr sie satt: »Theu
erste Durchlauchd ich —-— habe eine liebe
Freundin, gleichalterig init mir und
etwa auch in der gleichen Lebensstel
lung wie ich. Jn einer verschwiegenen
Stunde sapen wir einmal beieinander
—-- so unge öhe, Prinzeß, wie wir beide
hier --——- und da erzählte sie mir eine
sehr traurige Geschichte. Sie liebt ei
nen OssKier schon seit Jahren. Er ist
ihrer N ung würdig ist brav, von
itteni G chiecht, ein hreninann dom«
itel bis zur Sohle, beliebt bei sei
nen Vorgesestenä verehrt von seinen
»Und et liebt sie wiedetf Nicht
wahr, et liebt sie wieders« warf Prin
zeß Ultite lebhaft dazwischen.
»Sie — sie glaubt es, sie hofft, aber
sie fiirchtet es auch. Denn, liebe
Pein-zeh, die beiden Menschenkinder
sind so arm wie die Kirchenmause. Und
te tdnnen sich dabei nicht wie diese»in
ein stilles Wintelchen verkriechen, kon
nen nicht im engen Kreise glücklich nier
den. Wenn er sie heirathen wollte,
müßte er vielleicht gar den Abs ’ed
nehmen, und sie weiß, dafz dies i m.
dem Opa ionirtenSoldnten, das schwer
ste p er seines Lebens wäre. Und
an , wenn er nicht den Dienst qnittir
te, o wiirde er durch seine seit-b in
die eingeengtestenVerhaltnifse kommen,
ür die er —- und, wie ich glaube, auch
te —- nicht geschaffen sind.
-O, o!« machte die Prinzessim
»Wenn man sich so recht lieb hat« dann
tann man gewiß auch in einer hätte
glücklich sein!«
Ein bitteres Lächeln trat auf die
schonen Züge der Hoidnmr. »Das is
eine Romanphrase, Prinzessin. Glück
lich sein, ja! Vielleicht wenigstenöl
Duct- nliictlich bleibe n —- nimmets
metth Und nun hören Sie weiter.
Meine Freundin ist ein verständiges
’·!.Iiiidchen, sie weiß sich zu beherrschen
Tiber gefellige Beziehungen führen sie
häufig mit ihrem --——- mit ihrem kenn
de zufammen, und die Kraft at sie
denn doch nicht, ihm ganz auszuwä
chen, den-i schon fein Anblick, ·ede5
Wort von seinen Lippen begliickt ie—«
»Das tann ich mir denken! Das
weiß ich von mit selbst, Lotti!« seufzte
Ulriie, nnd dabei lächelte sie in seligen
Schwärmekei.
clIfs«-s Sf)-;---Tsn defe- Smsnuss fass
»Ok- uovns 's-- «--· ssgov II
Zusammenseins mit ihm ist meiner ar
men Freundin auch eine bittere Qual
Denn sie fürchtet jedesmal, da eine
entscheidende Frage aus seine ippen
tritt. Noch hat er ihr nie — niemal
van Liebe gesprochen, aber daß diese
Frage einst kommen muß, das wei sie.
Und dann tommt firr sie zugl die
traurigste Pflicht, dann mirs sie ihm
mit blutendern Herzen ihre and ver
weigernf Die volle Stimme Charlot
tes sank zu einem tonlosenFliistern voll
Weh herab, Jls sie fortfuhr: »Beste-ei
ern, PrinzessinS Sie wird ihm nicht
Pagen: »Sieh, mein Freund, ja, ich
liebe dich aber die Verhältnisse tren
nen uns!« Sie weiß zu gut, dass et
schneller und leichter überwinden wird.
wenn sie ihm sa t: »Ich achte dich, aber
ich liebe dich ni ti« Besser ein groker
Schmerz als-« ein Hinziehen des Leds
durch Tage, Wachen, Zahrei Seine
Wunde wird sich schlie en -——- fchnell
vielleicht, sehr bald --— er soll und wird
ein andere-«- Gliiet sindenl Ihr herz
aber wird brechen -——«
cie stockte. tan wie die Prinzetlin
jetzt zu ihr aufblickte da sah sie eine
große, schwere Thranen lang nm tsbee
die Wange des Jungen Mädchen-.
arrinnen Und sie rief erschro en:
»Charlotte, liebe Lotti du »s— d
selbst -—'·
Und diesmal legte die Aeltere, wie
Anlehnung suchend, ihr Haupt an die
Wange der Jüngeren, und dann wein
ten beide.
Jm Buschwert aber schlug die Nach
tigall, und der Jagmin duftete.
»
Monsieur Dututel war zu Seien-is
simus befohlen.
Monsieur Dututel war sehr ausge
regt dariiber, denn es war ihm in sei
nem Leben erst zweimal ein Gleiches
passirt. Das erste Mal, als seine Ehe
liebste gestorben war; da hatte der gnä
dige Fürst ihm persönlich die Hand
drucken wollen. Das zweite Mal, als
Seine Majestät der Kaiser ein Früh
stück in Elwergburg einzunehmen ges
ruhten; da hatte es wegen des Meniis
eine große Konserenz aegeben, sintemal
»oben« der Entwurf dreimal als zu
templizirt verworfen worden war.
Was nun diesmal aus dem Tapet
stand, ahnte der arme Dututel nicht.
Weingartner, der ihm die Ordre über
brachte, hatte nur ein diplomatisches
Lächeln gehabt. Es war aus ihm ab
solut nichts herauszubringen gewesen«
obwohl Dututel ihn behandelte wie ei
ne Zitrone unter der Presse. Schließ
lich hatte der große Kochtiinstler wohl
nicht mit Unrecht gedacht: »Er mackt
sich ein so tluges Gesicht, daß er am
Ende gar nix weißt« und laut gesagt:
»Was soll ick anzieheni«
»So wie Sie da sind, sollen Sie
comment Gleich! haben Seienissimut
befohlen. Das heißt also im Amts
an ug.'«
as dieser Weingättner manchmal
siir ein ironisches Lachen haben lonntet
Jrn Amisansugt Nun. Monsieur Du
tutel brauchte sich seiner weißen Iqckk
nicht zu schämen Schnell band er eme
frische Schürze um, steckte den rechten
Zipfel trsteit auf, strich sich noch em
mal ulser die turraeschorenen Haare,
nahm die weiße hohe Miit-e indiehand
und stieg scheinbar gleichmiithig die
Treppen hinaus
Aber das herz pochte ihm doch ge
waltig. Es war ja stadt- und land
betannt. bis an die äußerste Grenze
Elwersburas, wie gütig der Fürst war,
aber —- aber —
Wenn iraend ein Unteraebener un
oermuthet zu irgend einem Borgesepten
berusen wird. denlt er nun einmal stets
nicht daran, daß ihm ja auch ein Lob.
eine Anerkennuna bevor-stehen könnte.
Er denkt meist nur daran, was er fiir
Sünden auf dem Gewissen hat, die
»dort oben« wohl zur Erörterung tot-h
men könnten. Und er bat im are-sitt
und ganzen meist recht mit seinen trif
ben Vermuthunaem während er in den
Mia- kegelmätiia vole
Wiss ists-)